Kickboxer 2 – Der Champ kehrt zurück

 
  • Deutscher Titel: Kickboxer 2 - Der Champ kehrt zurück
  • Original-Titel: Kickboxer 2 - The Road Back
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  • Regie: Albert Pyun
  • Land: USA
  • Jahr: 1991
  • Darsteller:

    David Sloan (Sasha Mitchell)
    Justin McGuire (Peter Boyle)
    Xian Chow (Dennis Chan)
    Shanga (Cary-Hiroyuki Tagawa)
    Jack (John Diehl)
    Tong Po (Michel Qissi)
    Jo (Lisa) (Heather McComb)
    Brian Wagner (Vince Murdocco)
    Joey (Humberto Ortiz)
    Vargas (Matthias Hues)
    Kurt Sloan (Emmanuel Kervyn)
    Ringsprecher (Joe Restivo)
    Thai-Thug (Vincent Klyn)
    Mrs. Wagner (Annie O´Donnell)
    Referee (Gene Le Bell)
    Lou Lescano (Robert Gottleib)


Vorwort

Schon wieder Albert Pyun? Ich hätte gleich Nägel mit Köpfen machen und den Albert-Pyun-Month ausrufen sollen… Der Welt unbeliebtester Schundfilmregisseur hatte nunmal hinsichtlich Würdigung auf diesen Seiten erheblichen Nachholbedarf, was durch ein paar günstige Einkaufsgelegenheiten ausgeglichen werden konnte… dabei wurde ich dann auch Kickboxer 2 habhaft, was sich insofern günstig traf, als ich den Streifen vorher noch nie gesehen hatte, also völliges Neuland für mich…

Nun, wer ungefragte Sequels zu Filmen nachlegt, die nicht unbedingt nach einer umgehenden Fortsetzung geschrieen haben (Kickboxer ist selbst in der Filmographie von Jean-Claude van Damme, und die ist ja nicht wirklich highlight-überhäuft, einer seiner eher unterpriviligerten Klopper, was dem kommerziellen Erfolg des Primitivfilms kaum Abbruch tat), gehört selten zur ersten Garde der Regisseure, dennoch verwundert es mich ein wenig, dass Meister Pyun, der eigentlich mit seinem eigenen Nemesis-Franchise genug zu tun hatte, in diese Serie einstieg, die mit seinem sonstigen Schaffen eigentlich nur im Bezug „brainless action“ Berührungspunkte hat. Sei´s drum, scheinbar war Pyun die vierzehn Tage verfügbar und willens, ein übliches Minimal-Budget zu verjuxen und so ward der Welt ein Epos beschert, das mehr oder weniger direkt an den ersten Kickboxer anschliesst.


Inhalt

Nur, was macht man, wenn der etatmässige Star des ersten Teils für eine El-Cheapo-Produktion nicht zur Verfügung steht, man sich aber dennnoch um einen Funken Legitimität bemüht? Man erfindet schnell ein Brüderlein, von dem im ersten Teil niemals die Rede war. Enter David, jüngster Spross der Kickboxer-Dynastie derer von und zu Sloan, und damit wir das auch begreifen, wenn wir den Jungspund beim Workout in seinem eigenen Gym sehen, pinnen Fotos von Kurt und Eric (bitte die Geschehnisse aus dem ersten Teil ebenda nachzublättern) an der Foto-Wand… einen Eimer Pokale und Auszeichnungen hortet uns David ebenfalls, wobei offenbleibt, ob das seine eigenen sind oder das den gesamte Sloan-Familien-Schrein darstellt.

Was braucht ein knallharter Prügelfilm noch so unbedingt? Genau, annoying kids. Und davon bekommen wir hier einen ganzen grossen Haufen, z.B. Jo (oder Lisa, wenn man die OF vor Augen hat), ein vielleicht vierzehnjähriges Doofgirl, das einen gewissen Tommy anschleppt, der ihr nicht glauben will, dass David rein kampftechnisch was auf der Reihe hat. David hat zwar eigentlich keine Lust, seinen Spezialtrick „Stein im Fluss“ (urgh) vorzuführen, aber als ihn der Steppke einen Feigling schimpft, lässt er sich die Augen verbinden (weil, hat ja alles seinen mystischen Grund, „wenn man blind ist, man manche Dinge deutlicher sieht“) und weicht den geforderten und unbeholfenen Schwingern des Kurzen äusserst impressiv aus. Während Jo am liebsten in offenen Beifall ausbrechen würde, ist Tommy – wie meinereiner – weniger überwältigt von diesem Display überlegener Kampfkunst, sondern eher ein wenig angenervt.

Dann betreibt David sein Tagwerk, and being a Sloan, leitet er die familieneigene Kampfkunst-Akademie, die sich sichtlich der Förderung finanziell benachteiligter Kiddies und troublesome Jugendlicher gewidmet hat (Davids Klientel sieht aus, als hätte man sie bei „Ethnic-Minorities-R-Us“ zum Grosshandelspreis bestellt). Denen brabbelt er irgendwelchen zen-philosophischen Blödsinn vor, wonach „die gefährlichste Waffe des Universums“ (boah, wissen Skeletor, Darth Vader und Imperator Blorf vom Planeten Kotz davon?) die „absolute Konzentration“ sei (hm, eine Atombombe ist wirkungsvoller, schätz´ ich), und, ach ja, „Emotionen sind schädlich“ (der Junge ist Vulkanier!). Anschliessend liefert er sich mit seinem Musterschüler Brian Wagner einen Schaukampf, der so ziemlich das oberlameste ist, was ich seit einer Power Rangers-Episode gesehen habe. Mit einem armseligen Fussfeger befördert David Brian auf die Matte und beendet damit den Kampf, auch wenn der Kontrahent nölt, er sei nur ausgerutscht. Beobachtet wird der Spass von zwei Männern, die voom geübten Allesseher mühelos als „bad guys“ identifiziert werden (wobei natürlich hilft, dass einer der beiden vom Teutonen-Export Matthias Hues gemimt wird, der in seinem ganzen Leben nichts anderes gespielt hat). Dies sind Justin McGuire, der Scheffe der soeben gegründeten Kickbox-Liga „United Kickboxing Association“ und sein gegenwärtiger Schwergewichtschamp Vargas. Die UKA kämpft um credibility und daher unterbreitet McGuire unserem Helden ein unmoralisches Angebot – mit einem Sloan in der Liga würden die Sponsoren Schlange stehen, das TV einsteigen usw. usf. David aber, being educated wise and stuff, lehnt unter Verweis auf die ihm bekannten finsteren Geschäftspraktiken (Doping etc.) dankend ab und lässt sich von Vargas widerstandslos ein paar blöde Sprüche reinreichen (Vargas leidet unter dem bedauernswerten Trauma, sowohl von Eric als auch Kurt mächtig auf die Glocke bekommen zu haben – und so´n Looser ist dann Champ? Muss wirklich ´ne Buschliga sein). Da David nicht zu haben ist, gibt McGuire sein Kärtchen wenigstens dem vielversprechenden Kämpen Brian. Der ist deutlich weniger widerwillig, auch wenn David ihm zu verstehen gibt, dass McGuire einer von den Typen ist, „die den Sport, den wir lieben, kaputtmachen!“

Und jetzt? Juhuu… NOCH ein annoying kid, und dann noch ein gar „cuter“ latino-Dreikäsehoch mit grosser fowlmouth-Klappe und dem Willen, von David kampfkunsttechnisch unterrichtet zu werden, ohne hierfür Gegenleistung in Form von Penunze entrichten zu wollen (es hat sich nämlich rumgesprochen, dass David ein gar Grosses HerzTM für Kinder hat, weswegen das Sloan-Sportinstitut auch kurz vor der Pleite steht). Und so lässt sich David auch von diesem Strassenkid namens Joey Di Angelo (selbst Nino de Angelo wär mir lieber), der eigentlich ´ne Tracht Prügel nötiger hat als die Fähigkeit, eine solche auszuteilen, breitschlagen.

Um die finanziellen Aspekte kümmert sich für David ein gewisser Jack und der hat auch die Lösung für die Probleme parat – David müsste doch nur mal in den Ring steigen und mit ein paar Profi-Kämpfen ein bissl Kohle in die klammen Kassen spülen. Dies lehnt David allerdings rundweg ab – „das hat meine Brüder umgebracht“ (womit wir en passant nicht nur einen, sondern gleich zwei Charaktere abserviert hätten). „Die Kämpfe in Thailand haben deine Brüder umgebracht,“ korrigiert Jack pedantisch (als Betroffener wäre mir das reichlich wurscht – wobei Eric ja streng genommen in Thailand „nur“ zum Krüppel geschlagen wurde… was Kurt passiert ist, werden wir in der Tat noch erfahren). Egal, David will nimmer kämpfen, zumal er eh selbstkritisch (wie schon Andi Möller anmerkte, „ich bin sehr selbstkritisch, vor allem mir selbst gegenüber“) der Ansicht zuneigt, der unbegabteste der Sloans zu sein (der Hänflingste ist er alle mal). Da David aber auch der Idee, aus puren Kneteverdienungsgründen Aerobic-Unterricht ins Firmenprogramm aufzunehmen, ablehnend gegenübersteht, muss das Thema vertagt werden. „Ich denk mir was aus,“ verspricht Jack.

David ist bei den Wagners zum Schmorbratenmampfen eingeladen – Brian hat sich mittlerweile den Floh ins Ohr setzen lassen, Profi zu werden, was Mama Wagner ein wenig beunruhigt. Auch David ist wenig begeistert, denn obgleich Brian kampftechnisch wohl alles gelernt hat, was es zu lernen gibt (hm, sah im Demokampf grad anders aus), ist er nach Ansicht des Lehrers (der übrigens eher jünger aussieht als Brian) mental noch nicht reif für´s harte Profileben. Brian sieht das naturgemäss etwas anders und reagiert verärgert, so dass sich David mit ein wenig Sandsackverprügeln abreagieren muss und widerstrebend (was auch immer das miteinander zu tun hat) Jack bittet, einen Kampf zu vereinbaren. Vor seinen Schülern gibt er ein wenig mehr philosophischen Blubber von der Sorte „das Leben steckt voller Hindernisse und Versuchungen, wer seine Emotionen kontrolliert, kontrolliert sein Leben“ zum besten – kann´s Brian nicht verübeln, dass er an dieser Stelle seinen Kram zusammenpackt und Davids Dojo den Rücken kehrt.

Wenig begeistert ist David, dass der von Jack blitzartig organisierte Fight ein solcher unter der Obhut der UKA sein soll, und dann noch gegen Vargas – da sich aber auf die Schnelle nix anderes hat organisieren lassen, muss unser Hero wohl oder übel zustimmen. Der Fight findet, wie nicht anders zu erwarten, in einer rappeldickevollen Event-Halle statt (ich muss dieses Paralleluniversum, in dem ein hoppladihopp arrangierter Fight zwischen einem im eh nicht wirklich überpopulären Sport nicht wirklich bekannten Nasenbären wie David – der vor zwei Jahren seinen letzten Fight bestritten hat – und einer Champion-Lusche wie Vargas mühelos zehntausend Zuschauer zieht, echt mal besuchen). McGuires Geschäftspartner, der hinterlistig aussehende (weil asiatische, and that´s basically the same in movies) Shanga zollt David seinen Pre-Fight-Tribut, dann geht´s in den Ring, wo der Referee klar stellt, dass nach amerikanischen (bekanntlich einzig gültigen fairen) Regeln ohne Knie und Ellbogen geführt wird. Vargas wird umgehend per Fussfeger (boah, der Move ist ja so kreativ) zu Boden, eh, gefegt, aber länger als bis „4“ lässt er sich nicht anzählen (wär auch noch schöner). Der Bösmann greift zu unerlaubten Klammergriffen und haut David auf die Matte – bei „7“ rappelt er sich wieder auf und rettet sich in die Pause, In der zweiten Runde übernimmt David dann eindeutig das Kommando, haut Vargas in den Ringstaub und nachdem der den Fehler begeht, bei „8“ wieder aufzustehen, ergreift David die Gelegenheit beim Schopf und prügelt the living hell aus seinem Kontrahenten und selbigen into den berühmten bloody pulp – zwei spinning kicks schicken Vargas endgültig ins Lala-Land. Grauenvolle „Der Held hat triumphiert“-Musik quält uns soundtracktechnisch, McGuire ist ob der heftigen Niederlage seines Champions (ich sagte bereits: LUSCHE!) angefressen und David nutzt das Siegerinterview im Ring nicht nur dazu, die UKA als drogendealende Bande krimineller Schlimmfinger zu brandmarken, sondern auch, seinen sofortigen erneuten Rückzug aus dem Profi-Geschäft zu verkünden.

Krisensitzung bei McGuire und Shanga – ersterer ist ziemlich bedient, dieweil sich ob Davids Anschuldigungen nicht nur die Gesetzeshüter, sondern auch die Sportaufsichtsbehörden für seine Liga interessieren, Shanga allerdings plant schon das Rematch. „Niemand wird ihn dazu überreden, in den Ring zurückzukehren“, schieft McGuire und stellt zudem zurecht fest, was das auch schon für einen Unterschied machen würde. „Rache,“ ist Shangas schlicht-simple Antwort (hr-hr, wie sagte schon Meister Xian im ersten Film: „Rache ist ein schlechter Ratgeber“). Shangas Plan ist aber einer von der eher umständlichen Sorte und besteht zunächst mal darin, dass ein paar schwarzgekleidete Thugs in Davids Gym Feuer legen und im Zuge dieser Aktion David nach Strich und Faden zusammenzuschlagen. Nachdem es David noch gelingt, einen der feigen Angreifer als Vargas zu demaskieren, verpasst ihm der noch ´ne Kugel ins Bein – und zur Erhöhung des allgemeinen Tragik-Faktors (und in Widerspruch zu Hollywood-Gewohnheiten, respekt) darf der arme kleine süsse Joey in den Flammen draufgehen (sniff-sniff, „don´t cry for me, Dr. Acula, the truth is you´ll never miss me“ – righty-ho!). David selbst landet auf der Intensivstation, verwandelt sich dort in der Mumie kleinen Bruder und bekommt eine Überraschung serviert – Meister Xian! „Wie kommen sie hierher?“ wundert sich der angeschlagene Recke. „Superspartarif,“ kalauert Xian und bietet sich als Trainer an (hm, für mich braucht David weniger einen Martial-Arts-Sensei als einen guten Reha-Doktor). Da David ob Joeys Flambe´e aber gerade in einem pazifischen Selbstmitleidozean paddelt, mag er von Xian und dessen Maus-und-Alligator-Gleichnissen nicht wirklich was wissen.

So, möglicherweise gibt es jemanden, den interessiert, was Shagha vorhat bzw. warum er solche weitschweifige Operationen plant… bekannterweise hatte Kurt Sloan Tong Po heftig vermöbelt, womit nach Ansicht Sanghas die thailändische Nationalehre befleckt wurde (Scheissverlierer) – dies hätte nur im Rahmen eines Rückkampfs korrigiert werden können, aber Tong Po hatte keinen Bock, darauf zu warten und deswegen kurzerhand seinen Bezwinger mit einer handelsüblichen Bleispritze auf die unsportliche Weise geplättet (und hier kommt Emmanuel Kervyn zu seinen zwei Sekunden Screentime als JcVD-stand- bzw. lie-in). Und da die thailändische Sitte es gebietet, dass für die Schuld des Vaters im Falle dessen Verhinderung der Sohn gradezustehen habe, müsse nun David die Suppe auslöffeln und für die Wiederherstellung der Landesehre die Rübe hinhalten (jaja, und dafür schiesst man ihm ins Bein, leuchtet ein – und nein, ich nicht darauf hin, dass Vater/Sohn a bissl was anderes ist als Bruder/Bruder. Und, wie schon angeklungen, warum denn nun Eric den Löffel gereicht hat, obwohl der sich im ersten Teil doch mit seinem Rollstuhldasein angefreundet hatte, erfahren wir nicht. Naja, man muss ja nicht alles wissen). Und, weil Shanga bekanntlich ein Umstandskrämer ist, wollte er nicht einfach fragen, sondern will David in eine Situation zwingen, die ihm letztendlich kein Ausweichen erlaubt. Und dreimal dürft ihr raten, wer den Köder spielen darf…

Jo, unser Freund Brian, der von McGuire mit dem Versprechen eines baldigen Titelkampfes in seine UKA gelotst wird und sein Training beginnt, während David langsam vor sich hin gesundet (unter den wachsamen Auge eines von Shangas Bodyguards, der aufpassen soll, dass dem zukünftigen Ehr-Wiederherstellers bis zum Tag X nichts zustösst), aber weiter von Xian keinen Rat annehmen will (kann man ihm nicht wirklich verdenken, da auch er sich die mentale Rechnung aufgemacht hat, dass Xian und seine Weishieten bezüglich der Lebenserwartung seiner Brüderherzen nicht grad Glückskekse waren). Zu einem gruseligen „der Held nimmt sich seine schwere Persönlichkeitskrise“-Song namens „A Man Alone“ (yuck) versumpft David in einem Hotelzimmer und seinen geballten Schuldgefühlen und Minderwertigkeitskomplexen und kann nicht mal von seiner kleinen Freundin Jo, die ihm deutlich zu verstehen gibt, was sie von seiner Performance hält, umgestimmt werden. Damit uns David endlich zu Potte kommt und der Film weitergehen kann, muss Xian andere Seiten aufziehen und erinnert David dran, dass er ein SLOAN ist (kann nich sein, er lebt doch noch, har-har). Jo, aber der „schwächste“, heult David. „Ich glaub, ich verschwende meine Zeit“ (uh-oh… eine gewisse Art von Filmen sollte mit einer gewissen Art von Lines vorsichtig umgehen) grumpft Xian, aber schlussendlich raufen sich die beiden, weil wir sonst jetzt eine „The End“-Card einblenden müssten und das selbst Albert Pyun peinlich wäre, zusammen, so dass wir eine wahrhaft ergreifende Parallel-Montage bewundern dürfen, wo einerseits David unter Xians Anleitung „das Laufen lernt“, Reha-Übungen und Tai Chi vor dem amüsierten Publikum einer Horde Penner in einem Stadtpark zelebriert (hochgradig hilariöser Weise stimmen die Penner zum „Finale“ dieser Montage in die Übungen ein), andererseits Brian die UKA aufmischt und von Sieg zu Sieg eilt. Höhepunkt von Xians erneut eher archaischen Trainingsmethoden (anstelle von Melonen wie in Teil 1 müssen es diesmal Betonklötze tun, that´s the big city for you), der zwecks comic relief (leider verkommt sein Charakter hier wirklich zum herumkaspernden Pausenclown) seine diversen Gleichnisse und Geschichten durcheinanderbringt, ist, dass er David mit einem Seil in der Hand von einem Dach wirft. Schick (also, bei dem trainier ICH nicht…). Da Xian aber auch nur´n Mensch ist, erzählt er ein wenig aus seinem Leben und seiner Ehe und darüber, dass man „immer vorwärts“ gehen müsse. Jaja (und wir wissen ja, was das heisst).

In der UKA wird anders trainiert – dort werden die Kämpfer nicht von Dächern geworfen, sondern mit Steroiden vollgepumpt bis zum Anschlag, so auch Brian. Shanga setzt ihm den Floh ins Ohr, da die Beziehung zwischen „Meister und Schüler“ etwas „heiliges“ sei, solle er doch seinen früheren Sensei David zu seinem nächsten grossen Fight einladen. Treudoof fährt Brain mit seinem Ferrari (oder zumindest roten Sportflitzer) vor Davids Trainings-Stadtpark auf und drückt dem verdutzten David einen Schwung Eintrittskarten für seinen Meisterschaftskampf in die Hand. David ist zwar entsetzt, dass Brian nach zwei Wochen schon wieder einen Kampf bestreiten soll, was nach seiner unbescheidenen und zutreffenden Ansicht nur unter Zuhilfenahme körperfremder Stimulanzen bewerkstelligt werden kann, aber da Brian rührend darum bittet, dass David auch Brians Mutter mitbringen soll (warum fragt er Mama nicht selber? Andern für Geld auf die Fresse hauen, aber sich nicht trauen, die eigene Mutter anzusprechen. Weichei.), sucht uns´ Held in Begleitung der vor Stolz fast platzenden Mrs. Wagner und des in seinen Ausgeh-Kimono gehüllten Xian die Event-Halle auf. Brian fühlt sich in seiner Garderobe „tödlich“, aber Titelverteidiger Lou Lescano wird von Shangas Schergen eine kleine Planänderung mitgeteilt: „Du bist verletzt und kannst nicht kämpfen!“

Im Auditorium herrscht allgemeine Verblüffung, auch bei McGuire, als auf Shangas Geheiss ein „mystery opponent“ angekündigt wird (ist ja wie beim Wrestling hier). Tja, und wer kann wohl der geheimnisvolle Kapuzenmann sein, der da in den Ring strolcht? Natürlich niemand anderes als Tong Po persönlich… Xian ist entsetzt: „Dein Freund ist in grosser Gefahr!“ (ach was) und selbst McGuire, dem schon die Sportaufsicht im Genick hängt, weil Tong Po natürlich keine amerikanische Kickbox-Lizenz hat, versucht Brian zu verklickern, dass er gegen die thailändische Mordmaschine nicht anzutreten braucht. Grossmaul Brian ist sich aber sicher, Tong Po selbiges polieren zu können (dabei wär an seiner Stelle skeptisch, wenn der Gegner auf Mundschutz und Schuhwerk verzichtet). Das Match geht los und Brians Eröffnungsoffensive verpufft wirkungslos am Kontrahenten, obwohl der sich nicht mal die Mühe macht, eine Deckung aufzubauen. Dem bösen Thai hat natürlich auch keiner erzählt, dass Knie und Ellbogen grosse no-no´s sind (und die Verwarnungen des Refs sind ihm reichlich salami) und kloppt munter auf den armen Brian ein, der das Ende der ersten Runde maximal stehend k.o. erlebt. David tankt sich bis an Brians Ecke durch und versucht ihn zur Aufgabe zu überreden, aber Ehrensache, dass Brian weiterkämpfen will – David wird von Ordnern weggehasselt. In der Tat geht Brian anfangs der zweiten Runde couragiert mit ein paar Kicks zum Kopf des Gegners zur Sache, aber Tong Po lacht sich nicht grade tot drüber (mehr als Grunzen tut er eh nicht), ist aber auch nicht wirklich beeindruckt. Trotz eines brutalen Niederschlags lässt sich Brian auch in der zweiten Pause nicht entmutigen, obgleich David energisch versucht, die Offiziellen zum Kampfabbruch zu bewegen (immerhin hat Brians Ecke den ersten Teil gesehen und versucht gar nicht erst, das Handtuch zu werfen… das hat Eric ja auch nix genützt). In Runde Drei haut Tong Po Brian weiter aufs Maul, bis der (eh schon blutüberströmt) zusammenbricht und sogar der Ringrichter die Schnauze voll hat und den Kampf abbricht. Das juckt Tong Po herzlich wenig – er schmeisst den Referee aus dem Ring und bearbeitet den hilflosen Brian weiter. Natürlich ist mittlerweile auch dem letzten Prolo im Publikum klar, dass nur noch bloody murder vor sich geht, aber keiner traut sich einzugreifen (naja, sieht man auch nicht alle Tage), so dass Tong Brian genüsslich zu Hackfleisch verarbeiten kann. Als endlich der Ringsprecher einen halbherzigen Versuch unternimmt, dem fiesen Zopfträger Einhalt zu gebieten, fängt sich auch der Prügel ein, aber damit scheint Tongs Blutlust dann fürs erste gestillt zu sein. Reicht auch, denn Brian ist hinüber, eingesargt und zupft seine Harfe.

McGuire ist klar, dass seine Sportpromoterkarriere sich damit amtlich erledigt hat und auch der Scheck mit vielen Nullen, den ihm Shanga zum Trost in die Hand drückt, hebt seine Laune nicht wirklich. „Sie haben mich benutzt!“ Der Mann ist ein echtes Hellchen. „Es gibt einige Dinge, die man für Geld nicht kaufen kann,“ lächelt Shanga wissend, „zum Glück gehören sie nicht dazü. Sprachs und macht sich auf in Brians Garderobe, aber nicht, um der hysterisch heulenden Mrs. Wagner seine Kondolenz mitzuteilen, sondern die offizielle Herausforderung zu unterbreiten: in zwei Stunden möge sich David zum Kampf gegen Tong Po einfinden. Or else? Or else gar nix. Hindert also theoretisch David nix daran, die Cops anzurufen, damit die ein Anti-Terror-Team zusammenstellen und Tong Po (being a coldblooded murderer, wie eben gesehen) festnehmen oder zumindest in Stücke schiessen zu lassen. Naja, nichts ausser natürlich die berühmte fernöstliche Kampfsportlerehre, die es gebietet, dass ein solcher Affront nicht ungesühnt bleiben darf.

Xian kann auch nicht mehr als ein paar seiner praxisfernen asiatischen Weisheiten beisteuern, bis David der entscheidene Knopf aufgeht und realisiert, dass niemand anderes als Shanga, wenn auch über einen Mittelsmann, Xian hat einfliegen lassen. Ist dem weisen Sensei (so weise kann er also auch nicht sei) mächtig peinlich, hat er sich doch selbst von einem gewissen Rachebedürfnis leiten lassen, weil Tong Po auch seine Nichte Mylee (Ihr wisst, Kurts Betthaserl aus Teil 1) auf dem Gewissen hat. „Vielleicht habe ich in Kauf genommen, dich zu opfern,“ gibt sich der Meister zerknirscht. Selbstredend ist David dennoch gewillt, den Kampf anzutreten: „Ich muss es tun“ (sonst gäb´s ja auch keinen Showdown).

Und so finden sich Xian und David in der menschenleeren Halle ein, wo der Ring noch blutverschmiert ist, aber hilfreicherweise zwei Eimer mit Harz und Glasscherben rumstehen (wofür wohl? Schlag nach im ersten Teil). Aus dem sprichwörtlichen Nichts erscheint auch Jack (den die Drehbuchautoren während der letzten Stunde wohl vergessen haben). Xian unternimmt noch einen vagen Anlauf, David die ganze Sache auszureden (unter der Ausrede des immer noch nicht ganz heilen Beines), aber da kommen schon Shanga und Tong Po. Immerhin: die Regeln sind einfacher – der Fight geht so lang, bis einer aufgibt (und wie wir Tong Po kennen, muss das nicht notwendigerweise das Kampfende sein). Der Kampf beginnt und Tong Po lässt keine unnütze Sekunde verstreichen und wischt unter Zuhilfenahme sämtlicher fiesen Ellbogen- und Knietricks mit David den Ringboden auf (was ja auch nötig ist, har-har). Innerhalb weniger Sekunden blutet David aus sämtlichen sichtbaren Körperöffnungen und ist auf dem besten Weg, sich massakrieren zu lassen. „Mach ihn fertig,“ hustet Xian seinen in allen Belangen unterlegenen Schützling an (der sich von Tong Po auch dessen einzige Dialogzeile anhören muss: „Du bist der Schwächste von allen Sloans!“ Als hätt´s David nicht den ganzen Film lang gewusst und jedem erzählt, der´s nicht hören wollte). Dummerweise ist´s aufgrund der bezogenen heftigen Dresche mit der Sehkraft unseres Heros nicht mehr weit her, er sieht nur noch ganz ganz verschwommen… aber, da hat er doch einen Trick auf Lager… genau, mit seinem bewährten „Stein-im-Fluss“-Spielchen, mit dem er ansonsten dreizehnjährige Kiddies beeindruckt hat, gelingt es ihm mühelos, den Spiess umzudrehen, aus Tong Po einen menschlichen Punching Ball zu machen und den auf einmal vollkommen harmlosen Thailänder (der plötzlich so im Ring rumstakst, als hätte man ihm zwischenzeitlich ´ne Grosshandelspackung Valium zwangsverabreicht) zu demolieren (und nicht davor zurückzuschrecken, dem armen armen Gegner sogar einen Tritt in die Weichteile zu verpassen… tsk-tsk). Tong Po landet ausserhalb des Rings und sein Bewusstsein empfiehlt sich (natürlich darf man ihn nicht ganz putt machen, vielleicht kann man den Kerl noch für ein Sequel brauchen… was dann in der Tat auch geschah, auch wenn Qissi die Rolle nicht wieder aufnahm).

Wir hatten ja schon weiter oben festgestellt, dass Shanga ein schlechter Verlierer ist und die erneute Demütigung durch einen amerikanischen weissen Teufel (noch dazu, wo Shanga in Siegeszuversicht den Kampf auf Video hat aufnehmen lassen, um ihn seinen nach Satisfaktion dürstenden Landsleuten vorzuführen) nicht wirklich als fairer Sportsmann verkraftet. Er und seine Bodyguards zücken die Revolver. „Ich habe keine Ehre,“ grinst Shanga den diesbezüglich etwas überraschten David an. Zum Glück zettelt der ansonsten nutzlos in der Gegend rumstehende Jack ein kurzes Ablenkungsmanöver an und David nutzt die kurze Unaufmerksamkeit Shangas, um den schlimmtuenden Asiaten zu vermöbeln.

War jetzt wirklich noch ein wrap-up nötig? Offenbar ja… und so dürfen wir begutachten, wie David versucht, Xian das Autofahren beizubringen (mit erwartet hochgradig humoresken Ergebnissen) und Jo (ach, die gibt´s auch noch? Die kam auch schon lang nicht mehr vor…) ein paar neue Kids anschleppt, die unbedingt den Trick mit den verbundenen Augen sehen wollen. Und dann ist endlich Schulz.

Gut, also erst mal das naheliegende – gebraucht hat dieses Sequel kein Mensch auf Gottes Erdboden… obwohl ich dem guen Jean-Claude van Damme wohl mehr abgewinnen kann als die meisten Filmkritiker (sofern ich mich zu diesem erlauchten Haufen dazuzählen darf), war Kickboxer doch eher einer von den Filmen, bei denen ich froh war, als er vorbei war. Insofern muss man Kickboxer 2 schon fast als kleine Überraschung werten, denn das vom Vorgänger gesetzte Level erreicht Albert Pyun mit dem Sequel allemal.

Das heisst natürlich immer noch (oder „noch lange“) nicht, dass wir es mit einem guten Kampfsportfilm zu tun haben, und boy, oh boy, der Film hat einige Probleme und einige verdammt grosse noch dazu. Eines davon ist das Drehbuch – zwar umschifft der Streifen erfolgreich die Befürchtung, Albert Pyun könnte auch was mit dem Script zu tun haben (aber da das Thema weder ein postapokalyptisches Setting hergibt noch Cyborgs beinhaltet, war der gute Albert vermutlich kaum versucht, sich da auch schriftstellerisch zu betätigen), aber was sich David S. Goyer da ausgedacht hat, ist auch in einem vor Originalität eh nicht wirklich triefenden Genre wie dem der „Mucki-Männer hauen sich auf die Fresse“ wahrhaftig kein Ruhmesblatt. In vieler Hinsicht kopiert das Script lediglich einige nun wirklich schon zu Tode gerittene Klischees aus dem Vorgänger, Bloodsport und Rocky (insbesondere natürlich Teil 4 der Boxer-Saga – abgesehen davon zitiert Pyun in der Inszenierung der Ringschlachten eifrig aus dem Fundus der Stallone-Schlägerfilme) udn garniert diese mit einigen zusätzlichen Blödsinnigkeiten wie den hochgradig irritierenden Nervensägen von Kiddies (ich hab´s oben erwähnt, dass Joey, man erlaube mir die flapsige Formulierung, abfackelt, soll einem theoretisch wohl ans Herz gehen, ich allerdings reagierte mit offener Freude und Begeisterung und konnte mich nur knapp beherrschen, „Zugabe“ zu rufen – immerhin, der Film erlaubt sich, ein Kind mehr oder minder zum Spass umzubringen, und das ist gewissermassen schon wieder erfrischend politisch unkorrekt), einem überflüssigen und zur Sache nichts beitragenden Doping-Angle (ich hatte eigentlich erwartet, dass aus der Steroid-Geschichte irgendwas gewinnbringendes wird, wie z.B. dass Brian aufgrund des Medikamentenmissbrauchs im Ring tot umfällt) sowie Charakteren, die spurlos verschwinden und aus dem Nichts wieder auftauchen (gerade bei Jack fällt auf, dass der Kerl über 80 % des Films nicht stattfindet, nur um dann im Showdown mal kurz einem Handlanger des Bösen in den Arm zu fallen – das hätte Xian z.B. ebenso gut erledigen können, dafür hätte man Jack nicht in die Szene schreiben müssen; ähnliches gilt für Jo). Erfreulich ist im Vergleich zum Vorgänger, dass der Streifen mehr Action beinhaltet (wenn man optimistisch den Demonstrationskampf zwischen David und Brian einrechnen will, kommen wir auf vier Fights plus die dramatische Brandstiftungsaktion) und die nicht enden wollenden Trainings-Elemente des ersten Teils auf ein erträgliches Minimum reduziert. Im Endeffekt dient natürlich wie in jedem Martial-Arts-Klopper westlichen Zuschnitts die Story nur dazu, die verschiedenen Kampfszenen einigermassen logisch zu verbinden und in diesem Kontext funktioniert das ganze auch – Shangas Plan, um David aus der Reserve zu locken, bleibt zwar auch bei wohlwollender Betrachtung einer der umständlichsten und schwachsinnigsten, die ich je mitanzusehen hatte, bietet aber wenigstens eine halbwegs befriedigende Erklärung für die auffällige Abwesenheit der meisten Stars des ersten Films und das Wiederauftauchen Tong Pos.

Nächstes Problem des Films ist dann doch (so ungern ich in den allgemeinen Chorus einstimme und Albert Pyun kritisiere) die Inszenierung. Normalerweise ist das, worüber man bei einem Pyun-Film am wenigsten motzen muss, die Action – und gar so schlecht waren auch die Voraussetzungen hier nicht, denn für die Kampfchoreographie zeichnet u.a. der vielfache Kickbox-Champion Benny „The Jet“ Urquidez verantwortlich, der sich auch in einigen Filmen mit Kung-fu-König Jackie Chan (und dies höchst memorabel, u.a. in Meels on Wheels und Dragon Forever) messen durfte. Hm, möglicherweise sind die Kämpfe auch gar nicht soo schlecht choreographiert, aber ihre bildhafte Umsetzung lässt zu wünschen übrig – sowohl Pyuns Stammkameramann Mooradian noch dem Regisseur selbst fällt wenig ein, um die Kämpfe visuell interessant zu gestalten (da sämtliche Zweikampfaction auch legitim im Ring stattfindet, fehlt auch die Interaktion mit der Umgebung, die bessere bzw. innovativere Kampfsportfilme aufweisen) – zwar bemüht sich Mooradian um ein paar Goodies wie Kamerafahrten rund um den Ring (die Wirkung der Szene wird dadurch beeinträchtigt, dass dies ungefähr aus der fünfzehnten Zuschauerreihe bewerkstelligt wird und dadurch jede Menge Silhoutten aufspringender Zuschauer den Blick aufs eigentliche Geschehen beeinträchtigen), aber es will kein rechter Funke überspringen – was aber auch an Pyuns Regie liegt, die grossen Wert auf close-ups der Kämpfer legt (mit den üblichen Schweiss-Wolken, die bei einem gelandeten Treffer von der Rübe des Getroffenen stieben – oftmals scheinen mir ganze Einstellungen direkt aus Rocky-Filmen entlehnt zu sein), kaum die grossflächigere Action des ganzen Rings zeigt und zudem in einer fast schon enervierenden Konsequenz auf Zeitlupe setzt – der komplette Schlussfight zwischen Tong Po und David wird z.B. in Slow Motion abgespult. Nun ist Zeitlupe ein veritables Mittel, wenn sie, dosiert eingesetzt, gewisse Momente in solchen Fights unterstreicht, aber ein ganzer Kampf in SlowMo raubt den Aktionen im Ring jegliche Dynamik, jegliche Power und macht in einigen Einstellungen eher noch qualvoll deutlich, wie wenig hart die ausgeteilten Schläge und Kicks denn wirklich sind. Sowas hat auch Albert Pyun schon wesentlich überzeugender hingekriegt.

Dafür allerdings, und auch dafür gibt´s in meinem Buch Punkte für die B-Note, sind die Kämpfe in der ungeschnittenen Fassung erstaunlich blutig – der künstliche Lebenssaft fliesst sprichwörtlich literweise und lässt die beteiligten Kämpen gen Ende ihrer Fights dann doch ein ums andere Mal aussehen wie Komparsen in einem Splatterfilm. Wer also sein Steak mindestens medium rare bestellt, will sagen, seinen Kampfsportfilm nicht keimfrei, sondern rauh und gewalttätig haben will, dürfte nicht ganz unbefriedigt bleiben.

Eher horribel ist einmal mehr die musikalische Untermalung – der Score von Pyun-Haus- und Hof-Komponist Riparetti überschreitet die Grenze von Pathos zu Peinlichkeit mehr als nur einmal und die drei Songs, mit denen wir behelligt werden, gehören zum ohrenquälendsten Pseudo-80er-Pop (der Film ist ja nur haarscharf in den 90ern entstanden), der je meine Trommelfelle quälte (besonders der schon angesprochene „Sinnkrisen“-Song „A Man Alone“ dürfte sich bei jeder Party, deren Gäste mit mindestens acht Promille im Koma liegen, als Rausschmeisser bestens bewähren – das Ding weckt Tote auf und schlägt sie in die Flucht).

Kommen wir zur Darstellerseite… und der Cast ist in gewissen Positionen erstaunlich (semi-)prominent besetzt. Als scbhmieriger Promoter Justin McGuire verirrte sich der renommierte Mime Peter Boyle in den Cast – der Veteran gab seinerzeit in Mel Brooks Frankenstein Junior das Monster und machte sich dann als zuverlässiger Akteur für wichtige Nebenrollen in bekannten und beliebten Werken wie Taxi Driver, F.I.S.T., Beyond the Poseidon Adventure, Outland, Red Heat, Malcolm X oder The Santa Clause einen Namen und ist dem Fernsehpublikum aus der phasenweise witzigen Sitcom Everybody Loves Raymond (wo er eine zugegeben show-stealende Rolle als Raymonds skurriler Dad hat) sicher ein Begriff. Die hiesige Rolle unterfordert den Schauspieler sichtlich, aber er zieht das ganze professionell durch und behält in jedem Fall seine Würde.

Ob dies auch bei John Diehl so ist, ist fraglich… seinen kurzzeitigen Starruhm verdankte er vier Jahren als Larry Zito in Miami Vice (und wurde in der Serie zumindest einprägsam ins Jenseits geschickt) und versandete relativ schnell in B-Movies wie diesem oder dem hier besprochenen Dark Side of the Moon und Klein- bis Kleinstrollen in grösseren Filmen wie Nixon, Stargate oder Der Klient. Zuletzt wurde Diehl in Jurassic Park III auffällig. Diehl bzw. sein Charakter leiden hier unter dem schon angesprochenen Symptom, dass niemand, zu allerletzt der Autor, so richtig zu wissen schien, was sie mit dem Charakter anfangen sollten – besonderes sein Erscheinen im Schlussfight wirkt in der Tat so, als hätte man sich beim Dreh daran erinnert, dass Diehl noch irgendwo am Set rumhing und für seine Kohle wenigstens noch eine Szene spielen könnte. Zumindest fällt Diehl nicht negativ auf.

Die beiden einzigen „Überlebenden“ aus Teil Eins sind Michel Qissi und Dennis Chan. Während Qissi im Sequel (was erstaunlich genug ist) noch schlechter fährt als im Original (nicht nur, dass man ihm gerade EINE Dialogzeile gönnt und ansonsten nur Grunzer und Stöhner von ihm verlangt; nein, irgendwo zwischen Teil 1 und 2 scheint ihm auch die im ersten Film durhcaus noch durchschimmernde Bedrohlichkeit abhanden gekommen zu sein. Tong Po wirkt im zweiten Film nur noch wie ein x-beliebiger brutaler Schläger und nicht mehr wie eine wirklich film- und storytragende Nemesis, was um so desolater ist, als das Sequel ja ausschliesslich storytechnisch ausschliesslich auf Tong Pos „Bösartigkeit“ aufbaut), ist der renommierte Hongkong-Akteur Dennis Chan (I Love Maria, Top Squad, Raped by an Angel, Twin Dragons, Naked Weapon) zwar vollständig zum comic relief degradiert, spielt aber die Charme-Karte aus und kann daher, trotz der ein wenig sehr aufdringlich-pseudowitzigen Gags durchaus überzeugen.

Noch ein paar Anmerkungen zu Nebenrollen: Brian Wagner wird von Vince Murdocco verkörpert. Vince macht einen physisch durchaus glaubhaften Eindruck und zieht sich in seinen Kampfszenen akzeptabel aus der Affäre – nach diesem Film drehte er eine Reihe Haudrauf-Filme als Hauptdarsteller und ist vor allem als Titelheld von Flesh Gordon meets The Cosmic Cheerleaders in der Ruhmeshalle verdienter Trash-Ikonen aufgenommen. Für die zwei Sekunden, die man ein glaubhaftes (hüstel-hüstel) Double von Jean-Claude van Damme brauchte (allerdings hätt´s für die Szene ein Dummy genauso getan), wählte man immerhin einen Belgier aus (vielleicht hat sich das Qissi ausbedungen, der ja auch diesem Volke angehört) – Emmanuel Kervyn verdankt die Welt den Splatterkracher Rabid Grannies, den er inszenierte.

Ist Euch aufgefallen, dass ich noch nichts zum eigentlichen Hauptdarsteller gesagt habe? Tatsächlich? Hey, Ihr seid ja richtig gut… weswegen ich mir den bis zum Schluss aufgespart habe, liegt auf der Hand (zumindest für mich) – mit Sasha Mitchell habe ich mein allergrösstes Problem bei Kickboxer 2. Und das hat einen Grund – wer den guten Sasha nicht nur aus Action-Grütze wie Class of 1999 II (´n Titel für sich) kennt, sondern auch aus der eher ergreifend dämlichen Sitcom Step by Step (Eine starke Familie zu deutsch, die mit Patrick Duffy, die selbst RTL schamhaft auf einem Mittags-Sendeplatz versteckt), hat mit Sasha Mitchell als Action-Hero ganz grundsätzlich seine Schwierigkeiten. Dort nämlich gibt Mitchell (durchaus überzeugend) als Cody einen absolut volldebilen Dumpfdödel, dessen IQ mit Müh und Not einstellig sein dürfte – und da ich während des kompletten Films Cody vor meinem geistigen Auge unlustigen Dummfug von sich geben sah, konnte ich mich nie damit anfreunden, dass der Kerl ein kompetenter Kämpfer PLUS ernsthafter Charakter sein will. Das geht einfach nicht zusammen (und da, wenn mich nicht alles täuscht, für die deutsche Synchro auch der gleiche Sprecher zuständig war, war die Illusion „perfekt“). Und selbst wenn ich nicht dauernd an einen gehirnamputierten Dorftrottel hätte denken müssen, ich glaub, ich hätt´ dem guten Sasha die Rolle trotzdem nicht abgenommen – er ist mir einfach auch physisch nicht präsent genug – ein Riesen-Fetzen-Drachen-Tattoo auf´m Arm macht noch keinen glaubwürdigen Martial Artist. Sorry, Sasha, aber als Prügelfilmstar bist Du absolut nicht meine erste Wahl (da weiss man dann doch mal wieder, was man an einem Don „The Dragon“ Wilson hat, und ich halt schon den für nicht knorke).

In diesem unserem Lande schimpft sich der Film Kickboxer 2: Der Champ kehrt zurück – einerseits verwirrend, da es auch in Deutschland einen anderen Kickboxer 2 gibt, welcher im richtigen Leben eigentlich No Retreat, No Surrender 3 ist (und diese Serie wiederum als Karate Tiger ihr deutsches Leben begann, wo Kickboxer Teil 1 im Umkehrschluss als Part 3 firmierte… argh, my brain implodes), und andererseits auch inhaltlich falsch, weil´s hier um keinen irgendwie zurückkehrenden Champion irgendeiner Art geht (es sei denn, man rechnet Tong Po als „Champ“, aber ich glaub nicht, dass das so gemeint war). Ungeschnitten gibt´s das Ding auf Video von Warner (steht in manchen Videotheken noch rum), der amazon.de-Link unten führt zu einer geschnittenen FSK-16-Fassung. Alternativ stelle ich einen Link zur US-DVD zur Verfügung.

Die Serie wurde mit Sasha Mitchell, aber zunächst ohne Albert Pyun, mit Teil 3 The Art of War fortgesetzt, der David nach Brasilien führte, wo er eine weitere Konfrontation mit Tong Po (da Qissi keinen Bock mehr hatte, durch einen anderen Akteur ersetzt) hat, und der dem Vernehmen nach reichlich grausam geraten sein soll, ehe mit dem vierten Teil The Agressor (ohne Dennis Chan und Tong Po) Pyun wieder übernahm. Ein fünfter Teil, Redemption hat mit den restlichen Filmen inhaltlich nichts zu tun.

Wie resümmieren wir also? Natürlich, in bester badmovies.de-Tradition, unlogisch. Wer sich die vielen vielen Absätze tatsächlich durchgelesen hat, die vor diesem Satz stehen, hat sicherlich bemerkt, dass ich nicht allzuviel positives über den Film zu sagen hatte. Und trotzdem (oder vielleicht genau deswegen) machte mir Kickboxer 2 letztendlich mehr Spass als das Original – der Film hat insgesamt ein besseres Pacing, dosiert und verteilt seine Action-Szenen (auch wenn die nicht so töfte ausgefallen sind) gewinnbringender über die Laufzeit. Sasha Mitchell ist alles andere als überzeugend als harter Fighter mit dem goldenen Herzen, aber vielleicht macht gerade das den Streifen irgendwie sehenswert, wenn man Mitchell als Deppen aus Eine starke Familie kennt. Kickboxer 2, und damit komme ich nun wirklich endlich zum Schluss (mein Gott, ich erblasse einmal mehr vor mir selbst, so viel Blödsinn getippt zu diesem Film), ist unter keinen Umständen ein guter oder auch nur sonderlich bemerkenswerter Prügelfilm, aber ein letztendlich vielleicht nicht immer so beabsichtigter, aber unterhaltsamer, kurzweiliger Actionfilm. Pyun kann´s sicherlich insgesamt ´ne Prise besser, aber, wie schon bei Mean Guns, wenn auch nicht ganz so gut gelungen, für ein Thema, das von Haus aus eigentlich nicht so aussieht, als wäre es typisches Pyun-Terrain, ist das ganze recht ansehnlich – wenn die Kampfszenen nicht ganz so schwach wären, hätt´s mir sicher noch ein bis zwei Bier mehr aus´m Kreuz geleiert.

(c) 2006 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 5


mm
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