Karneval der Killer

 
  • Deutscher Titel: Karneval der Killer
  • Original-Titel: Le carnivale des barbouzes
  • Alternative Titel: Gern hab' ich die Frauen gekillt | Killer's Carnival | Spy Against the World | Where Are You Taking That Woman? |
  • Regie: Alberto Cardone, Robert Lynn, Sheldon Reynolds, Louis Soulanes
  • Land: Österreich/Italien/Frankreich
  • Jahr: 1964
  • Darsteller:

    David Porter (Stewart Granger)
    Agent Brice (Pierre Brice)
    Glenn Cassidy (Lex Barker)
    Professor Alden (Richard Münch)
    Inspektor Wendt (Peter Vogel)
    Denise (Karin Dor)
    Linda (Margaret Lee)
    Monique Carrera (Johanna Matz)
    Gomez (Klaus Kinski)
    Karl (Walter Giller)


Vorwort

Abt. Eurospy-Trash.

Ungeachtet der Tatsache, dass dieses Genre in den 60er Jahren grandiose Perlen des gepflegten Entertainments en gros produzierte, ist es ein auf diesen Seiten bislang sträflich unterrepräsentiertes welches (naja, nicht das einzige). Das liegt sicher auch daran, dass trotz einer recht loyalen Gefolgschaft die DVD-Publisher das Potential noch nicht wirklich erkannt haben – es gibt relativ wenig europäischen 60er-Jahre-Kintopp-Kram, der es schon auf Silberscheibe geschafft hat (mal von Jess Franco abgesehen…).

Meine Wenigkeit ist mal wieder nicht der Überexperte für das Thema – klar, ich hab meinen Schwung Euroagentenkrimifetzer in den guten alten TV-Zeiten gesehen (u.a. meinen langjährigen „Liebling“ Gemini 13 – Todesstrahlen auf Cap Canaveral von Rip-off-König „Anthony M. Dawson“), aber so richtig im Genre „drin“ würd´ mich nicht bezeichnen. Hat mich aber noch nie davon abgehalten, meinen unqualifizierten Senf abzusondern.

Neulich, am Grabbeltisch der „Wohlthat´schen Buchhandlung“ (bzw. einer Filiale thereof), fiel mir denn auch Karneval der Killer, bekannter aus seinem früheren deutschen (und geschmackssicher gewählten) Verleihtitel Gern hab´ ich die Frauen gekillt, in die Hände – 3 Euro? Nehmen wir mit, keine Frage. Schließlich ist das ein Film mit Winnetou, Old Shatterhand und Old Surehand! Pierre Brice, Lex Barker UND Stewart Granger auf einen Schlag, das erspart glatt ein halbes Dutzend Karl-May-Verfilmungen…

Technisch gesehen haben wir es mit einer Österreichisch-italienisch-französischen Koproduktion zu tun, und wenn sich schon diverser Herren Länder zusammenschließen müssen, um eine solche Aufgabe zu stemmen, ist noch selten was wirklich gutes dabei rausgekommen. Dessen ist man sich erst recht sicher, wenn man herausfindet, dass das Teil nicht weniger als vier (!) Regisseure hat. Das hat aber wiederum einen ganz sachlichen Grund – Karneval der Killer ist ein Episodenfilm – und jede der drei kleinen Geschichten plus die Rahmenhandlung bringt ihren eigenen Regisseur mit (an dieser Stelle kann sich der geneigte Konsument bereits zusammenreimen, dass Brice, Barker und Granger in keiner Sekunde gemeinsam agieren). Das dürfte, ähm, heiter werden…


Inhalt

Nachdem uns ein fröhliches 60er-Jahre-Schlager-Instrumental zu den Eröffnungscredits dafür sorgt, dass der geneigte Zuschauer sich nicht mal mehr wundern würde, wenn im Film selbst irgendwann mal Heinz Erhardt, Peter Alexander oder Harald Juhnke um die Ecke biegen würden, finden wir uns nachts im Park eines villenmäßigen Anwesens nieder, wo ein mysteriöser Kerl herumcreept, sich vor einem ankommenden Auto in den Büschen versteckt und schließlich professionell-sauber via Fenster einbricht.

Die Villa gehört einem gemütlich aussehenden Gentleman älteren Zuschnitts, der einen schicken roten Pyjama trägt und in seiner beeindruckenden Hausbibliothek herumstrolcht – wo er vom Einbrecher attackiert und bedroht wird. Träfe sich also prinzipiell grade günstig, dass justament in der Sekunde die Kripo klingelt. Der Kriminale unterrichtet – dieweil der Einbrecher sich gar geschickt versteckt und andeutet, dass schlimme Dinge passieren könnten, so dem Gentleman ein falsches Wörtchen rausrutscht – den Hauseigentümer, Professor Alden, dass die Polizei eine gute und eine schlechte Nachricht habe. Die gute: man hat einen berüchtigten Mädchenkiller verhaftet. Die schlechte: er ist leider entkommen (aha, die Polizei ist also von keinerlei Kompetenz behindert). Und nun könnte sich der Flüchtige hier in der Gegend rumtreiben. Ob der Herr Professor was dagegen hat, wenn man sich mal in seinem Garten umsieht? Natürlich nicht. Tja, wer könnte wohl der unbekannte Einbrecher sein? „Ich habe vier Mädchen umgebracht“, behauptet der Einbrecher dann auch gleich stolz, „zumindest behauptet das die Polizei“. Von seinem unfreiwilligen Gastgeber wünscht der Herr Psychokiller auf eine morgen anstehende Auslandsreise mitgenommen zu werden. Der Professor sieht das überraschend locker, weist aber darauf hin, dass alle kriminellen Subjekte früher oder später gefasst werden. „Ich bin kein Mörder“, reitet der chronisch Verdächtige auf der „ich-bin-unschuldig“-Masche herum, und für einen Mann seines Schlages gäbe es tausende Möglichkeiten (nach der Logik also hat jeder, der kein Mörder ist, unlimitierte Karriereaussichten? Hm, ich muss ein Serienkiller mit Gedächtnisverlust sein), z.B. im Rauschgifthandel. Ja, gibt der Professor zu, davon hört man so einiges, aber da könnte er ihm auch eine Geschichte erzählen…

Und weil wir a) nicht wirklich besseres zu tun haben und b) der Film ansonsten recht langweilig werden, verabschieden wir uns hiermit in ebenjene Geschichte und damit unsere erste Episode.

Wir befinden uns in Wien (obwohl Aldens Erzählerstimme uns dies vermittelt, fühlt sich der musikalische Direktor bemüßigt, dieses Faktum durch das Einspielen eines Dritter Mann-mäßigen Zitherthemas zusätzlich über die Rübe zu schlagen). Dort schubst ein Kerl einen anderen Kerl bösartig vor ein Auto. Das Resultat ist vernachlässigenswerter Sachschaden am Automobil, aber Totalexitus beim armen Opfer. Boah, das war richtig intense.

Und so schleicht wenig später (das „wenig später“ muss man sich allerdings zusammenreimen) ein Frauenzimmer durch finstere Wiener Gassen, krabbelt eine wenig vertrauenserweckende Außenstiege zu einem noch weniger vertrauenserweckenden Dachgeschoss-Penthouse der eher rustikaleren Art hoch und verlangt dort a) Einlass und b) einen gewissen David Porter zu sprechen. Porters Faktotum Karl (niemand anderes als der aus zahlreichen teutonischen Lustspielen und TV-Shows gefürchtete Walter Giller) versucht das aufdringliche Frauenzimmer unter Verweis auf Porters wahrscheinliche Verweigerung eines Gesprächs abzuwimmeln, aber „ich bin sturer als sie“, behauptet das Girl und hat Recht damit (Firma dankt, in einer bestenfalls dreißigminütigen Episode nämlich mehr als zwei Minuten damit zu verschwenden, dass zwei Personen sich um Einlass-oder-nicht zanken, wäre doch ein wenig zu viel des, äh, Guten). Die von außen als Bruchbude zu klassifizierende Hütte entpuppt sich im Innern als doch recht komfortabel ausgestattete Gentleman-Bude (auch Sherlock Holmes hätte sich da sicher wohl gefühlt), wo David Porter (Stewart Granger) in seinem Sessel fläzt und von ungebetenem Damenbesuch nix bis überhaupt nix wissen will (tss… so hässlich ist das Mädel nun auch wieder nicht). Das Girl stellt sich als Monique Carrera vor. „Freut mich, und nun verschwinden sie“, gibt Porter den Kavalier alter Schule und spricht Karl wegen des unerlaubten Hereinlassens wildfremder Frauenzimmer erst die fristlose Kündigung und dann den Befehl, Monique umgehend wieder rauszuwerfen, aus. „Geht nicht,“ kalauert Karl, „sie haben mich gerade gefeuert“ (das nähert sich wirklich bedenklich dem Niveau eines alemannischen Filmlustspiels). Karl ist sogar nicht nur gefeuert, sondern auch willig, sich ihre Story mal anzuhören.

Wenig überraschenderweise hat sie was mit dem vorhin überfahrenen Typen zu tun, das war nämlich erstens ihr Bruder und zweitens ein Journalist, der auf der Spur einer internationalen Rauschgiftschmugglerbande war und selbige, die Spur also, vom Nahen Osten über diverse Zwischenstationen bis in die ewige Hauptstadt des organisierten Erbrechens, mithin also Vienna, verfolgt, wo ihn dann sein garstiges Schicksal ereilt hat. Findet Porter zwar richtig tragisch, hält das aber andererseits auch recht deutlich für ein Problem, aber ganz gewiss nicht seines. Ich stelle mir an dieser Stelle zwar die Frage, warum Monique das Porter erzählt und nicht den Polypen oder ihrem Frisör, reime mir aber in der Folgezeit zusammen, dass Porter offenbar ein ganz gewiefter und wahnsinnig berühmter Privatschnüffler ist (sein Ruf eilt ihm nämlich voraus). Gut, Karl wäre durchaus nicht abgeneigt, dem armen Mädchen zu helfen, aber Porter hat keinen Bock und mag sich auch durch in Aussicht gestellte monetäre Entschädigung nicht umstimmen lassen. Charmant, aber bestimmt, komplimentiert er Monique aus seinem Salon, bemerkt jedoch beim Routine-Blick aus dem Fenster, dass ein mysteriöser Strolch unter einer Laterne steht und betont unauffällig Wache schiebt. Das ändert die Sachlage – wenn jemand Monique verfolgt hat, das auch noch zu Porter (siehe oben – berühmter Detektiv usw.) und er ihr nicht hilft, dann sollte Monique schon mal die Vorkehrungen für die nächste Welt treffen. Und weil und Porter im tiefsten Winkel seines Herzens doch ´n Guter ist, lässt er sich grummelnd dazu herab, des Bruders Notizen zu studieren.

Denen entnimmt er den Namen Sergej Kaganovich, der nicht nur offensichtlich Russe, sondern auch ein bekannter Intimfeind Porters ist und den Porter als „rücksichtslos, ohne Skrupel und Moral, außerhalb der Gesetze lebend“ charakterisiert. Bei der Gelegenheit fällt Porter ein, wie Moniques Bruder den IHN, also Porter, charakterisiert habe: „Rücksichtslos, ohne Skrupel und Moral, außerhalb der Gesetze lebend“, rezitiert Monique. Touché, sagt man wohl in solchen Fällen. Porter beschließt, Kaganovich aufzusuchen, auch wenn dieser in Carreras Notizen als „toter Punkt“, also nicht weiter verfolgenswerte Spur, abgehakt ist. Kaganovich betreibt ein lukratives Spielcasino, wo Porter am Roulettetisch steht und darauf wartet, dass sich einer der gedungenen Schergen des Russen für ihn zuständig fühlt. Dauert nicht lange, und schon beabsichtigt einer von Kaganovichs Gorillas, Porter höflich, aber nichtsdestotrotz amtlich, aus dem Casino zu geleiten. Mit Hilfe eines Tricks, der SO billig ist, dass sich selbst Clever & Smart dafür schämen würden (er biegt im Treppenhaus einfach in Richtung Kaganovichs Büro ab, während der tumbe Bodyguard allein gen Ausgang pilgert), und zweier halbseidener Karateschläge, bei deren realer Ausführung Stewart Granger sich vermutlich sämtliche Knochen gebrochen hätte), verschafft sich Porter Zutritt zu Kaganovich, der gerade in hektischer Betriebsamkeit etwas im Tresor versteckt. Interessiert Porter aber überhaupt nicht, er will nur Informationen über Carrera. Sergej streitet zunächst ab, den Namen Carrera jemals in seinem Leben gehört zu haben, gibt dann aber zu, mal kurz mit ihm gesprochen zu haben, aber nur über casinotechnische Fragen. Netter Versuch, grinst Porter lässig und verlangt nun die Wahrheit, während heimlich, still und unauffällig ein weiterer von Sergejs Schlägern mit gezückter Kanone ins Büro schleicht (niemand anderes als Hexen-Folterknecht Herbert Fux). Sergej wähnt sich am längeren Hebel, doch gegen den raffinierten Porter (hüstel) ist kein Kraut gewachsen. Unter dem Vorwand, seine (edel per Zigarettenspitze geschmauchte) Kippe im Aschenbecher zu entsorgen, zaubert er ein Damenrevölverchen aus dem Ärmel und richtet es auf Sergej. Womit die Lage offiziell unentschieden steht und Sergej genauso gut aus dem Nähkästchen plaudern kann.

Carrera hatte sich also nach dem Chef der Rauschgiftorganisation erkundigt und Sergej geauskunftet, dass dafür ein Angehöriger seines (also Carreras) Berufsstandes, ein Journalist, am ehesten in Frage komme (die eher lasche Ausrede für diesen mir eher dümmlich vorkommenden Plotpunkt ist, dass Journalisten viel reisen. Super. Da kenn ich auch noch andere…). Einen ganz speziellen Burschen habe er Carrera ans Herz gelegt, von dem wisse er zwar nicht den Namen, dafür aber, dass der im Café Sperr, einem stadtbekannten Kanai-, äh, Journaillentreff, verkehre. Porter lässt sich aus dramaturgischen Gründen (vernünftige fallen mir jedenfalls nicht ein) von Sergej „hinausbefehlen“ (ehrlich: Porter richtet seine Wumme auf Sergej und fordert: „Befehlen Sie mir, aufzustehen, mich umzudrehen und zur Tür hinauszugehen!“ Verdammt, welchen Sinn soll das haben? Sind Sergejs Schergen so gehirngewaschen, dass sie im Zweifelsfalle jemanden nicht erschießen, dem ihr Boss gerade den Befehl zum Gehen erteilt hat?). Im Hinausgehen schießt Porter noch lässig dem Fuxens Herbert die Kugelspritze aus der Hand und treibt Schabernack mit dem sich gerade wieder aufrappelnden Karateopfer.

Porter chartert eine Motordroschke, Fux und sein niedergeschlagener (höhö) Kollege nehmen die motorisierte Verfolgung auf. BLARING CAR CHASE MUSIC erschlägt uns mit dem Hinweis, dass wir mindestens James Bond dabei zusehen, wie er Goldfinger, Blofeld und Scaramanga gleichzeitig entkommt. Dumm für die Verfolger ist, dass alle Taxen in Wien gleich aussehen, zwei der identischen Mobile zunächst nebeneinander fahren, dann aber in unterschiedliche Richtungen abbiegen. Da keiner der Knalltüten weiß, in welcher Kalesche Porter hockt, wird die weitere Verfolgung durch die gute alte 50/50-Chance-Glücksspiel-Methode entschieden. Na, es wäre auch egal gewesen, denn Porter, hähä, sitzt in KEINER der Taxen, sondern hat sich ersichtlich eine Ecke vorher per Schleudersitz oder Transportervorrichtung aus dem Auto gebeamt. Nun möchte er gerne telefonieren, hat aber gerade keine Groschen dabei und Telefonkarten oder Handys waren 1964 noch nicht erfunden (Autotelefone schon, wie uns die dritte Episode noch berichten wird).

Obwohl ich einen Privatdetektiv, der nicht mal ein paar Münzen in der Bux hat, um im Notfall telefonieren zu können, für grundsätzlich eher bescheuert halte, weiß Porter sich zu helfen. Und endlich erfahren wir, warum Privatdetektive zumeist auch erfolgreiche Playboys sind und in jedem Viertel mindestens eine Mieze haben. Ja, genau so ist es – weil sie dort in einer Notlage umsonst telefonieren können. Also sucht Porter eins seiner Pferdchen auf, schmiert diesem Honig um die zarte Gesichtshaut, schwört die üblichen Liebesschwüre („es tut mir soooo leid, dass ich mich sechs Monate nicht mehr gemeldet habe, kann ich mal kurz telefonieren?“) und hat damit Erfolg. Fernmündlich erteilt Porter irgendjemandem einen Auftrag bezüglich Kaganovich, dessen Sinn und Verstand sich nicht erschließt, des weiteren verabredet er sich mit Karl und Monique im Café Sperr, empfiehlt Karl aber, nicht versehentlich seine Pistole mitzunehmen („sie schießen sich nur selbst in den Fuß!“. Karl antwortet darauf, dass er das Ding ja eh nicht laden, sondern nur für einen etwaigen Bluff verwenden wolle. „Da fallen sie in Ohnmacht“, sieht Porter die entsprechenden Fähigkeiten seines Kompagnons eher bescheiden-realistisch). Kaum sind die wichtigen Gespräche geführt, fällt es Porter „zufällig“ ein, dass es ja furchtbar unhöflich gewesen sei, ohne Voranmeldung bei seiner lieben Freundin hereingeplatzt zu sein, verspricht, demnächst mal von sich hören zu lassen und verabschiedet sich geschwind. Der alte Knabe scheint ´ne erstaunliche Wirkung auf Frauen zu haben, denn jeder normale Mann (also unsereiner z.B.) würde bei solch einem Abgang mindestens eine Blumenvase hinterhergeschmissen bekommen…

Womit wir nahtlos (wir haben nicht viel Zeit, wir müssen uns beeilen) schon bei Auflösung des Geheimnisses und Showdown angekommen sind. Porter, Karl und Monique pflanzen sich im Wiener Kaffeehaus Sperr an einen Tisch, wo Porter Monique damit überrascht, dass der Mörder ihres Bruders in wenigen Minuten zur Tür reinspazieren und sich als Freund des Getöteten entpuppen werde. Nur WER genau derjenige welcher ist, weiß Porter nicht, die Identifizierung soll deswegen Monique übernehmen (irgendwie scheint mir das alles nicht wirklich logisch und schlüssig zu sein). Der entsprechende Freund lässt auch nicht lange auf sich warten, es handelt sich um einen gewissen Kurt, der sich seinerseits überrascht sieht, Monique an dieser Stelle zu treffen. Porter hasselt Karl und Monique wohin-auch-immer, um mit Kurt ein Gespräch unter vier Augen und bei einem Spazierganz zu führen. Kurt willigt ein, will aber vorher noch einem Freund Bescheid geben. Der „Freund“ sind zwei finster aussehende Gesellen am Billardtisch der Kaffeestube.

Jetzt sind wir aber mächtig gespannt, was Porter ermittelt hat und wie er auf das jeweilige Brett kommt. Nun, dafür ist der Spaziergang auch gedacht. Die überraschende Lösung: der Boss der Drogenschmugglerbande, hinter dem Carrera vorgeblich her war, war niemals anderes als… Carrera selbst. Zwei Gründe sprechen nach Porters Ansicht für diese kühne These – erstens habe Carrera die Spur vom Nahen Osten nach Wien zu leicht aufgenommen, zweitens schwindelt ein ehrbarer Journalist nicht in den eigenen Notizen. Kaganovich nämlich stehe in Carreras Unterlagen als unergiebige Quelle, wohingegen der russische Casinobetreiber ja zu Protokoll gegeben hat, Carrera in die richtige Richtung, sprich ins Café Sperr gelotst zu haben. Das findet Kurt hochgradig faszinierend (ich bewundere Porters blühende Fantasie), wobei auch ihm einfällt, dass das nicht wirklich erklärt, wer und warum Carrera denn vors Auto geschubst hat. Tja, und das ist die nächste große (gähn) Überraschung – Carrera hatte einen mörderisch veranlagten Komplizen und das ist natürlich Kurt. Surprise. Einziger Beweis für diese These ist zwar, dass Kurt Stammgast im Café Sperr ist und diese täglichen Besuche nach Carreras Tod nicht eingestellt habe (weil das aufgefallen wäre), aber es war selbstredend ein Treffer mitten ins Bull´s Eye. Kreativ, wie Kurt nicht ist, bemüht er sich, Porter vor das heranbrausende Auto des von ihm gedungenen Kamikazefahrers zu schieben, wird aber mühelos von Porter reversed und selbst vor die Kalesche geschleudert. Kurt ist hin (die Leute in Wien halten einfach nichts mehr aus). Weil Porter gerade dabei ist, schießt er noch den Fahrer tot und verdrückt sich in die finsteren Seitenstraßen, ehe die Gendarmen eintreffen.

Der guten Monique erzählt Porter nicht die ganze Wahrheit (den Part mit ihrem Bruder als Drogenboss lässt er charmanterweise weg), dabei hat die ihm auch keinen ganz reinen Wein eingeschenkt. Den ominöse Lurker unter der Laterne, dessentwegen Porter den Fall überhaupt erst angenommen war, hatte Monique genau aus diesen Erwägungen extra angeheuert. Man lacht über diesen gelungenen Gag und wir kehren zurück in die Rahmenhandlung.

Rauschgifthandel zahlt sich also nicht aus, das sieht auch unser Killer ein, aber die internationalen Geheimdienste, die würden sich doch bestimmt um einen Mann seiner Fähigkeiten reißen (der Typ überschätzt sich fatal). Der Professor offeriert seinem Geiselnehmer einen Drink und der, bereits leicht alloholisiert, bittet um eine weitere Geschichte, und zwar um eine lustige. Kann er haben.

Wir schalten um nach Rom, wo Winnetou, eh, Pierre Brice (der sich erschreckenderweise „selbst“ bzw. den „Agenten Brice“ spielt) in roter Priestersoutane am Airport eintrifft und beim nächstbesten Souvenirstand nach einer für ihn vorbestellten Schallplatte fragt. Zur Überraschung des bedienenden Mäuschens handelt es sich um eine Single mit recht freizügigem Cover, die der vermeintliche Gottesmann auch gleich anzuhören gedenkt. In den guten alten Zeiten gab´s dafür (selbst in Souvenirläden am Flughafen??) Einzelkabinen mit Plattenspieler. Ehe wir noch „dies ist ein Auftrag von Mister L an Clever & Smart“ denken können, raspelt die Stimme seines Geheimdienstchefs dem tapferen Agenten bereits die neusten Befehle ins Ohr. Er soll gewisse Dokumente, die sich in seinem Besitz befinden, dem Agenten XP19 überreichen (selbst die Agentencodes hören sich an wie bei „Clever & Smart“). Eine Bande gewissenloser Feinde, deren Namen ich nicht völlig richtig verstanden habe, aber so etwas ähnliches wie „Killer-Kitsch-Kids“ (urgh) lauten könnte, werde versuchen, ihn daran zu hindern. Ach ja, und den Auftrag bzw. die Platte, möge Brice bitte verspeisen, sie ist aus Schokolade. Vor den Augen der verblüfften Bedienmaus mampft Brice die Single und wir erkennen wenn nicht schon dadurch, dann spätestens durch den penetrant pseudolustigen Voice-over-Kommentar („Der Auftrag liegt ihm schwer im Magen“. Ha-haa!), dass diese unsere zweite Episode tatsächlich nicht ernst gemeint ist.

Brice bewegt sich in Richtung Herrentoilette, wo sein Boss eine Karte mit der einzuschlagenden Route in einem Handtuchspender deponiert hat (Geheimdienst hin, Boss her, ich halt es echt nicht für clever, in einem von diesem automatischen Handtuchaufrollern, noch dazu an einer vermutlich doch eher stark frequentierten Flughafentoilette, eine geheime Karte zu verstecken). Während der Agent noch die zwanzig Meter Handtuch nach der Karte absucht, materialisieren sich aus dem Nichts (bzw. aus den diversen Lokussen) die Killer-Kitsch-Kids – vier unterbelichtete Knallchargen, gegen die die Panzerknackerbande ein Rudel nobelpreisverdächtiger Genies ist, die sich in hässliche einheitliche Tweed-Anzüge geschwungen haben und vom aufmerksamen Agenten mittels einer extrem schlecht vorgetäuschten Schlägerei (d.h. es soll schon eine echte Schlägerei darstellen, aber die beteiligten Herrschaften schlagen so deutliche Luftlöcher, dass es schon Batman-TV-Serien-mäßiger „KA-POW“-Einblendungen bedürfte, um den fehlenden Körperkontakt zu kaschieren). Zwecks allgemeiner Heiterkeitssteigerung wird die Schlägerei mit allerlei lustigen Geräuschen (wie dem immer wieder beliebigen Vogelzwitschern) akustisch untermalt. Zu einem Flamenco-Music-Cue schält sich Brice aus der Soutane (darunter trägt er einen 1-A-Agenten-Zweireiher) und deckt damit toreromäßig die vier bewusstlos gehauenen Fieslinge zu.

Der Voice-over-Erzähler belästigt uns weiterhin mit weniger („Nimm nie die erstbeste Taxe, es könnte deine letzte sein“) und mehr („Von Agenten wird Unmenschliches verlangt, z.B. gesunder Menschenverstand“) amüsanten Witzchen und Brice stellt fest, dass sein Taxichauffeur nicht den auf der Agentenkarte eingezeichneten Weg nach Rom nimmt. Der Agent wittert Verrat und zwingt den Droschkenpiloten mit Waffengewalt zur Kursänderung, dabei ist der arme Fahrer ein echter Taxist, der nur eine Abkürzung nehmen wollte. Bevor unser Agent aber wieder auf den rechten Wege gebracht werden kann, greifen die Killer-Kitsch-Kids und ihre peitschenschwingende Anführerin (die ich mangels einer anderweitigen Kreditierung einfach nur „Lady“ genannt habe) erneut an. Brice versteckt geistesgegenwärtig seine Geheimpläne zwischen den Sitzpolstern seiner Taxe, wirft sich in die Schlacht und requiriert, nachdem er seine Kontrahenten mit einer heimtückisch von Joseph Lai ausgeborgten roten Ninja-Rauchbombe irritiert hat, einen arglos vorbeirollenden Citroen, indem er seinem rechtmäßigen Besitzer ordentlich was auf die Rübe donnert. Im Fond des geklauten Fluchtwagens hockt ein rothaariges Geschoss (bzw. das, was man 1964 dafür gehalten hat) und ist ob der zupackenden Art des Agenten echt an weiteren persönlichen Kontakten interessiert. Brice hat aber für romantische Techtelmechtel momentan keine Zeit, sondern fährt nur bis zur nächsten Kreuzung, wo er zu Rotfuchsens persönlich-menschlicher Enttäuschung ein neues Taxi anheuert.

Es ist wohl persönliches Agentenpech, dass der zweite Taxifahrer nun doch einer ist, der auf der Gehaltsliste der Pösen Purchen steht und unseren tapferen Apachenhäuptling, äh, Gemeinagenten, äh, Geheimagenten mittels Gas ins Land der Träume schickt.

Wie jede finstere Schurkenorganisation, die auch nur die internationalen Mindestansprüche erfüllt, residiert die Gegenseite in einer finsteren Burg, und jede finstere Burg hat natürlich auch eine Folterkammer. In selbiger kommt Brice, an ein Andreaskreuz gefesselt, wieder zu sich. Er ist nicht der einzige Gefangene, zwei Meter links von ihm hockt ein gefesseltes, geknebeltes und extrem verwirrt kuckendes Blondchen (prima, hat der Agent auf seiner programmatisch anstehenden Flucht gleich noch was Weibliches zu retten). Enter the Lady, ihre vier debilen Killer-Kids und ihr eigener Mad Scientist-Professor, der dem Agenten gleich mal „FP1-Transvivor“ (oder so) injizieren darf (ein elektrisches Dingi, das Bewußtlose wieder unter die Lebenden bringt. Wow, wat´n Gimmick!). Ist ja auch egal, jedenfalls will die Lady die Dokumente und ebenso natürlich will Brice nix verraten, weswegen er der extrem gemeingefährlichen Folter unterzogen werden soll – das „Halsband des Todes“, auch bekannt als „chinesische Krawatte“, und trotz der spektakulären Ankündigung nix weiter als eine ordinäre chinesische Wasserfolter. Das wirklich Grauenvolle an der Folter ist dann auch weniger das „Wie“ als das „Womit“, denn dem bedauernswerten Agenten wird nicht etwa Volvic aus der Pfandpulle auf die Stirn geträufelt, sondern… „radioaktiv verseuchte Spülwasser aus der Kantine eines Atomkraftwerks“! Heißa! (Der übliche Disclaimer: ich denke mir das nicht aus, ich erzähl nur, was ich sehe bzw. höre). Damit der Held die nun unter Ganovenehre üblicherweise einzuräumende faire Chance zur Flucht hat, äh, will natürlich sagen, sich die ganze Sache noch mal durch den Kopf gehen lassen kann, traben die Lady und ihre Getreuen ab. Der Agent von Welt ist so selbstverdinglich nicht kleinzukriegen – ein paar aufmunternde Worte an die Bondagemieze in der Ecke und schon macht sich die an der von den Fiesos achtlos auf den Boden geworfenen Agentenjacke zu schaffen – wie jeder weiß, sind Agentenjackenmanschettenknöpfe ein das Äquivalent zu Batmans Werkzeuggürtel und haben so, das wundert niemanden, natürlich auch ein Geheimmesser am Start, mit dem die Blonde sich befreien kann. Wider Erwarten ist die Dame tatsächlich so dankbar, dass sie auch den Agenten von seinen Fesseln erlöst.

Noch erstaunlicher ist allerdings, dass Brice für die nunmehr eigentlich wirklich gesetzlich vorgeschriebene Kusszene zwar Anlauf nimmt, aber selbige nicht ausführt, sondern tatsächlich erste Priorität auf die gemeinsame Flucht setzt. Da die Böslinge offensichtlich keinerlei derartiges Unterfangen behindernde Maßnahmen eingeleitet haben (zumindest ersichtlich keine solchen, die filmischer Erwähnung wert wären), stehen unsere geflohenen Helden schon Sekunden später in der italienischen Pampa auf der Straße. Es stellt sich wieder einmal die Frage der beschleunigten Fortbewegung, die Brice souverän löst. Er hält das nächstbeste Auto an, schlägt den Fahrer k.o. und klaut die Karre. Das Blondchen stellt sich als Linda vor und hat offiziell keine Ahnung, warum zum Henker die Bösen sie entführt hatten. Ist ja auch egal, Brice hat zunächst mal andere Sorgen, insbesondere die Wiederbeschaffung der Dokumente.

Zum Glück hat sich Brice gemerkt, für welche Taxigenossenschaft sein ursprünglicher Driver sein Gefährt pilotierte und macht sich auf zu deren Zentrale. Ein dort herumlungender Mechaniker, der Brice berechtigterweise für einen Unbefugten hält und lästige Fragen stellt, wird per (extrem lächerlichem) Karateschlag ausgeschaltet und tatsächlich findet unser Held die von ihm versteckten Pläne wieder. Sehr zur Freude der Lady, die mit ihren Killerdeppen gefolgt ist und sich durch einen geschickten Peitschenschwung die Dokumente aneignet (dass die dabei nicht kaputt gehen? Stabiles Papier…). Während Brice sich zu Recht ein Loch ins Knie ärgert, bekundet die Lady, dass der Agent nicht mal die Kugel, um ihn in den Orkus zu blasen, wert wäre: „Der ist zu blöd!“ Linda ist offenbar der Ansicht, dass der ganze Kram sie nichts angeht, und versucht per pedes stiften zu gehen, aber nicht mit Brice, der sich in sein Klaumobil schwingt, Linda, ohne sie zu fragen, einpackt und die Verfolgung der feindlichen Spione aufnimmt. Die zerballern ihm aber genüsslich die Reifen, worauf Brice, erkennbar der Michael Schumacher (oder doch eher der Andrea de Cesaris? Anspielung für altgediente Formel-1-Fans) der Geheimagenten, zielsicher den einzig verfügbaren Baum am Straßenrand ins Visier nimmt und sein Gefährt frontal dagegensteuert. „Bravo, sauber hingekriegt“, lobt der Voice-over-Sprecher sarkastisch.

Aber die Sache hat was auch Gutes. Brice kommt nämlich als erster Verunfallter wieder zu sich und kann bei der Gelegenheit feststellen, dass die falsche Schlange Linda ein Mikrofon im BH trägt! „Ich dummer Kerl“, wird Brice von der Selbsterkenntnis genau zwischen die Augen getroffen. Jedoch ist unser Held nicht um einen neuen Plan verlegen. Kaum ist auch Linda wieder bei Sinnen, stellt er sich ihr offiziell als Agent vor. „Wie James Bond?“, fragt Linda betont naiv. „So ähnlich“, behauptet Brice, ohne rot zu werden. Nachdem damit die Formalitäten endgültig geklärt werden, kann endlich geküsst werden. Linda hat, being evil and stuff, aber die üblichen Hintergedanken, produziert aus den Tiefen ihrer Gewandung ein Mini-Pistölchen und bringt selbiges hinter Bricens Rübe in Anschlag. Brice allerdings murmelt betont beiläufig, dass den Bösen die erbeuteten Pläne nichts nutzen würden, da sie die „Chiffre“ nicht hätten, und die sei exklusiv in seinem Brägen abgespeichert (kein Wunder, dass bei seiner Kapazität dann für nix mehr anderes Platz war). „A-haa“, seufzt Linda und lässt ihr Wümmchen wieder sinken – der Kerl wird noch gebraucht, so´n Ärger. Und so nimmt Linda Brices Vorschlag, sich doch gemeinschaftlich ein paar Kalorien durch die Freßluke zu schieben, mit Freuden an.

„Das ging sogar so schnell, dass man sich fragt, wann sie ihr Kleid gewechselt hat“, merkt der voice-over-Kommentator berechtigterweise zweifelhafte Continuity an. Sei´s drum (und eigentlich trifft noch nicht mal „Kleid gewechselt“ den Punkt, weil sie vorher kein Kleid anhatte), man entert einen Gourmettempel (einen von der obskuren Sorte mit angeschlossenem Tanzboden und Liveband), lässt sich die Speisekarte servieren (ob die schmeckt?) und macht sich auf, das Tanzbein zu schwingen. Dabei versucht Linda Brice weitere Details über den Code aus der Nase zu ziehen, aber mehr, als der Code ganz einfach zu merken sei, wenn man ihn denn weiß (haha), erfährt die Blonde nicht.

Im Hauptquartier der Bösen schiebt dieweil der Professor Überstunden – die Pläne bestehen nämlich aus blütenweißem Papier, woraus allgemein gefolgert wird, dass man mit irgendwelchen technischen oder sonstigen Mitteln die Schrift sichtbar machen müsse.

Dieweil, im Restaurant. Zu dessen Gästen zählt auch die Rothaarige von vorhin samt ihrem seinerzeit von Brice k.o. geschlagenem Begleiter Gigli (ürks, am Ende springt gleich noch J.Lo. Ins Bild). Der dürstet nach Satisfaktion für den verabreichten Kinnhaken. Schlechte Idee, denn Brice schickt ihn gleich noch mal auf die Bretter, packt Linda unter´n Arm und schlägt vor, eine ruhigere Ecke aufzusuchen. Die Rothaarige schmachtet ihm hinterher: „Ein sympathischer Junge!“ (Könnte Gigli möglicherweise geringfügig different sehen).

Die gemütliche Ecke ist ein gemütliches Doppelbett – die Lady, die sich freut, dass die Funkverbindung zu ihrer Agentin wieder steht, schäumt, als sie über´s Mikro mitkriegt, dass angestrengte prä-koitale Aktivitäten entfaltet werden. Linda allerdings ist dienstbeflissen und insistiert weiter nach Einzelheiten bezüglich der Chiffre bzw. der Methode, die unsichtbare Schrift sichtbar zu machen. Brice tritt „versehentlich“ auf Lindas Mikro (das irgendwann vom BH in ihren Schuh gerutscht ist), bevor er damit herausrückt, dass das Geheimnis darin liege, das Papier anzufeuchten und dann mit blauem Licht zu bestrahlen. Held und Spionen sinken in die Laken – „jetzt bloß nicht einschlafen“, warnt unser Kommentator, aber zu spät – der Agent schnarcht, die Spionin macht den Abgang. Aber Brice nimmt sofort die Verfolgung auf.

Linda erzählt im bad-guys-HQ die blaue-Licht-Nummer brühwarm ihrer Chefin. „Auf das Einfachste kommen sie nicht“, schnauzt die Lady ihren Wissenschaftler an. Zu Brices Glück sind die Killer-Boys verfressen und bestellen sich eine Fuhre Kaubares ins Hauptquartier. Brice fängt den Pizzakurier o.ä. ab, bemächtigt sich dessen weißen Kittels und infiltriert so das Versteck der Bande. Eine mitgebrachte Thermoskanne verwandelt sich dank Brices Corbomit-Manöver-würdigem Bluffs in eine „Flasche Nitroglyzerin“ (mit den vorhersehbar humoristischen Folgen). Während der Professor feststellt, dass blaues Licht hin, nasses Papier her, die Pläne immer noch unsichtbar sind, kloppt sich Brice mit den Killer-Kitsch-Kids, bemächtigt sich der Pläne und ergreift die Flucht.

Die notwendige Motorisierung muss er sich dieses Mal aber nicht mal auf handkantenschwingende Weise beschaffen. Es steht nämlich ein Kerl am Straßenrand, der verzückt seine Freundin abknutscht und auf die liebenswürdige Agentenfrage „Leihen sie mir mal ihren Wagen?“ ungerührt seine Schlüssel aus der Hosentasche zückt. Schon ist unser Held im Besitz eines fahrbaren Untersatzes Marke Mercedes Benz. Die Ressourcen der Gegenseite sind aber nicht zu unterschätzen – die Lady hat sich offensichtlich direkt in ein Sportflugzeug gebeamt und instruiert ihre Bodentruppen über die eingeschlagene Richtung des flüchtigen Agenten. Brice biegt in einen Feldweg ein, wo sich das Verfolgerfahrzeug in den unmotiviertesten „wir-fahren-eine-50-Meter-hohe-Klippe-runter“-Stunt seit Menschengedenken verabschiedet (der Fahrer steigt vorher sicherheitshalber aus). Immerhin, die Produktion schrottet ein echtes, neuwertiges Automobil. Big Budget!

Brice steuert sein Mobil in einen Bauernhof. Ist aber nicht die x-beliebige Agrarökonomie von der Stange, denn die wenigsten Dorfbauern dürften mit ihren Heuhaufen Flugabwehrgeschütze tarnen. Die Flak verscheucht die Lady, dieweil Brice sich in den Kuhstahl bemüht und dort zu seiner Überraschung von einem der Rindviecher angesprochen wird. Nein, die Muhkuh ist nicht Agent XP19, man hat dem armen Vieh nur einen Lautsprecher auf die Schnauze gedengelt. Hinter der Stalltür verbirgt sich – ein vollausgestattetes Luxus-Agentenbüro mit Schreibtisch und Tipsse, in dem sich auch M heimisch fühlen würde. Ja, der Bauernhof ist die lokale Geheimdienstzentrale und der örtliche Repräsentant, sprich Agent XP19, ist… Gigli! Der ist zum Glück nicht nachtragend, spielt dafür aber den Erklärbär, warum er denn den schmerzhaften Kontakt zu Brice gesucht habe – die Dokumente, die Brice mitgebracht hat, sind leider die falschen bzw. gar keine, sondern * wirklich * nur unbedruckte weiße Blätter. Die echten Dokumente hat ihm schon die Rothaarige mitgebracht… (stellt sich die Frage, warum man das Brice nicht schon am Flughafen hätte mitteilen können). Und um die Dokumente würde sich nun Giglis Top-Agentin kümmern – Linda! Brice enttarnt die Doppelagentin schnell mal eben und greift sie sich, um ihr nun doch endlich den lang erarbeiteten Kuß auf die Lippen zu schmatzen.

Womit Episode 2 abgehandelt wäre und wir uns sicher sein können, dass internationale Geheimdienste wirklich nur von gehirnamputierten Vollpfosten bevölkert werden. Der Professor (also unserer in der Rahmenhandlung jetzt) versucht unauffällig eine Pistole, die er aus einem Geheimfach kramt, in Anschlag zu bringen, doch der Killer ist nicht dumm, schüttet dem Prof seinen Whiskey in die Visage und eignet sich die Kugelspritze an. Kleinlaut bittet der ausgespielte Professor um Gnade und empfiehlt dem Killer, sich doch der Polizei zu stellen. Darauf hat der natürlich wenig Bock, sondern will sich eben ins Ausland absetzen, dort einen Detektiv anheuern und mit dessen Hilfe seine Unschuld beweisen. Und als Professor für dieses-oder-jenes mit einem Faible für dumme kriminalistische Geschichten hat er doch sicher eine Empfehlung am Start? In der Tat fällt dem Professor ein Detektivbüro in Los Angeles ein, und da gibt´s auch eine nette Geschichte zu erzählen…

Am Strand von Los Angeles wird ein Schwung unbekleideter (soweit erfreulich), dafür aber auch reichlich toter (damit für an Nekrophilie nicht interssierte Zeitgenossen unbrauchbarer) Mädchen angeschwemmt (der Deibel bzw. die Strömung wollte es aber offensichtlich so, dass alle Mädchenleichen bäuchlings angetrieben wurden und außer ein paar unbedeckten Hintern für den Sleazefreund nicht viel zu kucken ist). Privatdetektiv Glenn Cassidy, zufällig mit seiner eigenen Entourage (bestehend aus vier knapp geschürzten Beach Girls, von denen eine die Mutter von Meg Foster sein muss. Zumindest hat die Meg deren Augen geerbt. Shudder), wittert zwar einen Fall, da ihm alle Mädels als Animiermädchen aus dem Flamingo-Club bekannt sind (und wie Glenn ausführt, kennt er ALLE Mädchen, die in Clubs arbeiten, „zumindest die, die sich lohnen“; schön allerdings, dass er die Schicksen an ihren Kehrseiten ekrennt), aber leider einen finanziell eher uninteressanten solchen, da ihn schlechterdings niemand dafür bezahlen würde (offenbar sind alle Animiermädchen in L.A. Waisenkinder ohne Angehörige oder Freunde, die an der Aufklärung der Todesfälle ein Interesse hegen könnten).

Wäre also eine ganz kurze Episode, wenn sich nicht Glenns Chef einschalten würde und das per (von mir bereits ja schon gespoilertem) Autotelefon. Ob die fünf toten Girls etwas damit zu tun haben könnten, dass eine Flamingo-Animiermieze vor ein paar Stunden in der Agentur angerufen und um Hilfe gebeten habe? Der Zusammenhang ist verdächtig, zumal der Anruf erfolgte, als die Strandleichen bereits tot waren. Glenn erklärt sich bereit, bei Nelly Small, der Absenderin des telefonischen Hilferufs, mal vorbeizuschauen. Glenn cruised mit seinem Schlampenschlepper durch Viertel, die angeblich Los Angeles darstellen sollen, für meinen Geschmack aber verdächtig nach französischer Riviera aussehen (wäre auch sinnig: produziert haben Österreicher, Italiener und Franzosen, und die ersten beiden Volksstämme hatten bereits ihre großen lokalpatriotischen Episoden) – mir sind aus L.A. auch kaum Viertel in Erinnerung, die kopfsteingepflastert waren, und kommt gerade rechtzeitig, um zu verhindern, dass Nelly von einem uns noch unbekannten Kerl in die nächste Welt befördert wird. Glenn (selbstredend gemimt von Old Shatterhand Lex Barker, falls ich das noch nicht erwähnt haben sollte), haut dem Attentäter aufs Maul und schlägt ihn in die Flucht. Von Nelly erfährt er, dass es sich um einen gewissen Roy Runner (cooler Name) handelt, seines Zeichens ihr Ex-Freund. Sie habe zufällig mitgehört, als der über den Mord an den Mädchen (die übrigens betäubt und dann ins Meer geworfen wurden) gelabert habe und habe daraufhin Glenns Detektei angerufen (warum sie sich nicht an die Polizei gewandt hat, bleibt ihr wohlgehütetes Geheimnis). Glenn hat genug gehört und macht sich an die Verfolgung von Runner.

Autoverfolgungs“jagd“, die nächste. So richtiger Nervenkitzel kann sich schon deshalb nicht einstellen, weil Glenn Zeit genug hat, seinen Boss anzurufen und Erkundigungen über Runner einzustellen. „Sei vorsichtig, der ist hart“, warnt sein Chef. „Das bin ich auch“, strahlt Glenn sein patentierte Lex-Barker-Strahlen. Runner stoppt an einem Schlachthof und flüchtet sich in die Schweinehälften. Glenn zieht aus Gründen, die sich mir auch nach vierundzwanzigstündiger Denkphase noch nicht wirklich erschließen, einen der berühmten whatever-you-are-looking-for-Detektoren aus dem Kofferraum seines Cabrios und haut schnell einen Neger (darf man sagen, das ist ein Film aus den 60ern!) k.o., der es wagt, gegen das widerrechtliche Parken vor den Schlachthoftoren Einspruch zu erheben (es macht Glenn auch nicht wirklich glaubwürdig, dass er erst behauptet, Polizist zu sein, bevor er mit der Privatdetektiv-Nummer rausrückt). Glenn schleicht in die Kühlhalle und rät Runner, unbürokratisch aufzugeben. Der denkt aber gar nicht dran und verteilt gratis blaue Bohnen. Glenn tut so, als wäre er tödlich getroffen, wartet, bis Runner sich über ihn beugt und schlägt ihn gar brutal zusammen. „Du wisrt für die Mädchen büßen“, droht Glenn, der Beschützer der Witwen, Waisen und Go-Go-Girls. Runner ist ein Weichei und fleht bereits nach einer Handvoll Schläge um Gnade.

Und so kann Glenn seinem Chef bald rapportieren, was er aus Runner herausgequetscht hat. Er (also Runner) sein angeheuert worden, in Rio den Präsidenten Brasiliens umzulegen (jetzt wird´s wirklich international!). Nelly hatte das zufällig gehört (hm, warum hat sie dann vorhin Glenn nichts erzählt? Ich mein, okay, Animiergirls sind vermutlich alle nicht gerade intellektuelle Wuchtbrummen, aber der Zusammenhang drängt sich doch wohl auf), das treudoof ihren Kolleginnen erzählt, womit deren Todesurteil unterzeichnet gewesen wäre (warum man Nelly aber nicht mit der ganzen Baggage entsorgt hat, ist auch wieder so ein Punkt, den mir der Drehbuchautor sicher auch nicht befriedigend erklären kann). Runner behauptet, seine Auftraggeber nicht zu kennen, was Glenns Chef unbesehen glaubt – er sei der Typ, der ein paar Drinks in der Bar und einen Vorschuß als ausreichenden Vertrauensbeweis ansehe. Stellt sich die Frage, was nun? Wenn Roy beim vereinbarten Treffpunkt in Rio nicht aufkreuzt, würden sich die ominösen Auftraggeber einfach einen anderen Killer suchen (auf die offensichtliche Lösung, den brasilianischen Polypen oder dem dortigen Geheimdienst Bescheid zu geben, damit die sich um die Sache kümmern, kommt natürlich keiner). Da die Unkenntnis Roy/Auftraggeber auf Gegenseitigkeit beruht, hat Glenn den perfekten Vorschlag – er wird mit Hilfe einiger geschwind gefälschter Papiere Runners Identität annehmen, nach Rio reisen und dort die ganze revolutionäre Bande hops nehmen. Für einen kalifornischen Sunnyboy und Ex-Tarzan ja gar kein Problem. Glenns Chef stimmt zögerlich zu.

Erstaunlich genug, für ´ne knappe Viertelstunde Filmmaterial (mehr kann´s nämlich gar nicht werden, wenn wir auch noch die Rahmenhandlung mit einer Auflösung würdigen wollen) karrten die Produzenten Cast & Crew in echt nach Rio de Janeiro! Naja, ist auch hübsch Urlaub machen dort. Und dort ist, damit wir endlich dem neuen deutschen und dem Original-Titel Ehre machen, natürlich Karnevalszeit. Nachdem Glenn langwierig vom Flugplatz zum Hotel kutschiert wurde (um dem Kameramann ausreichend Zeit zu geben, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Zuckerhut/Copacabana/Jesus-Statue sowie jede Menge gut gelaunter Samba-tanzender Brasilianer vorzuführen, oder, kurz gesagt, „Rio Sights & Sounds“), flirtet er im Hotel angekommen mit der französischen Austauschrezeptionistin (okay, sie „hospitiert“) und versucht bei deren Chef-Conschergen das Codewort anzubringen, vergeblich allerdings. Dafür ist Glenn kaum auf seinem Zimmer, als auch schon das Telefon klingelt und der Kontaktmann sich meldet. Aufgrund einer kurzfristigen Planänderung muss ein Treffen mit einem gewissen Gomez eingeschoben werden. Glenn vergewissert sich, dass den unbekannten Auftraggebern seine bzw. Roys Visage unbekannt ist und gibt seine Personenbeschreibung durch: „Ich trage unpassende braune Schuhe zu meinem Anzug!“ (Darum werde ich nie Terrorist werden können – ich achte auf solche Feinheiten nicht).

Also trifft man sich wenig später an einer Aussichtsterrasse. Gomez entpuppt sich als niemand anderes als Klaus Kinski (er war jung und brauchte das Geld), der die Planänderung übermittelt – aus unerfindlichen Gründen ist die Attentatszeit verlegt worden. Glenn windet sich, das sei nicht vorbereitet gewesen, aber die Auftraggeber sitzen natürlich am längeren Hebel. Um 10.30 Uhr wird der Präsident in seinem Palais auf den Balkon treten, um den Karnevalszug zu segnen (naja, sowas ähnliches halt) und im Zuge eines um diese Zeit abgebrannten Feuerwerks kann Glenn von einem gegenüberliegenden Hotel aus den Präsi umnieten. Danach werde man sich um Glenn „kümmern“ (kann mir ja vorstellen, wie das gemeint ist, vor allem, wenn´s ein Kinski sagt). Glenn beansprucht, den Chef der Operation sprechen zu wollen, er habe wichtige Informationen. Gomez wehrt ab, das sei nicht üblich, Glenn bleibt stur, Gomez lässt sich breitschlagen und will versuchen, ein Treffen zu arrangieren. Bis dahin soll der Auftragskiller-in-spé (warum die Revolutionäre als ihre Killer hergelaufene Vollidioten aus L.A. Rekrutieren und die Sache, wenn sie sie so gut vorbereitet haben, nicht selbst in die Hand nehmen, ist ´ne weitere der ungeklärten Fragen) in der Obhut einiger Schergen bleiben, die prompt aus den Büschen hüpfen und in Karnevalskostüme gehüllt sind (ich muss mal blöd fragen – verkleidet man sich eigentlich im Karneval in Rio so richtig debil wie hierzulande auch? Das sind nämlich keine Samba-Kostüme, sondern stinknormale Faschingsverkleidungen wie Clown o.ä.). Einer dieser Schergen wedelt Glenn mit einer Knarre vor der Nase rum und erklärt überflüssigerweise: „Wir sind bewaffnet!“ (duh!). Gomez verpisst sich und Glenn wird von seinen Bewachern in den Karnevalstrubel gestürzt.

Irgendwie ist das alles recht unlogisch – die Bewacher führen Glenn nämlich direkt in das bewußte Hotelzimmer gegenüber des Präsidentenpalais und prompt taucht auch der Anführer der revolutionären Zellen dort auf, um das gewünschte Gespräch zu führen (wozu dann die Umstände mit der Bewachung durch die Knallschoten?). Der Chef ist natürlich auch kostümiert – und zwar als spanischer Inquisitor (weswegen er eine schicke schwarze Kapuze trägt). Glenn rapportiert seine „Informationen“ – er vermute, dass die Cops in L.A. Lunte gerochen hätten, wg. des multiplen Mädchenmords. Bedauerlich, aber nicht zu vermeiden, schulterzuckt der Revoluzzer, wer ein Omelett machen will, muss halt ein paar Eier zerschlagen. Venceremos! Im Hintergrund pflegt Kinski seinen patentierten „mit-dem-Taschentuch-den-schweißnassen-Hals-abtupfen“-Move, mit dem er sich noch durch so manchen Film mogeln würde. Im übrigen sei da noch eine kleine Formalität zu erledigen – ob Glenn doch bitte seine Hälfte des zerrissenen 10-Dollar-Scheins mal zwecks Abgeich vorzeigen könnte? Da kommt Glenn ins Schwitzen, denn davon weiß er nix und verfällt blöderweise auf die Dummbratz-Idee, zu behaupten, selbigen in seinem Hotel liegengelassen zu haben. Wer auf den ältesten Bluff der Krimigeschichte reinfällt, hat´s nicht anders verdient, als dass er enttarnt wird. „Spion“, kreischt der Anführer und schon wird geballert. Die Kugel trifft aber nur den armen Gomez (der hat´s hinter sich). Glenn flüchtet aufs Dach, schießt ein paar Halunken tot und betätigt sich als Fassadenkraxler. Mit Hilfe eines Riesenrades (bzw. einer für Feuerwerkszwecke vorgesehenen Ausgabe eines solchen ohne Gondeln) befördert er sich aufs nächste Dach, rupft dort einen Trafokasten auf und setzt das Riesenrad, an dem seine Verfolger verfolgenderweis krabbeln, unter Strom und röstet die Lumpen.

Dieweil, auf dem Empfang des Präsidenten. Pessona, der zweite Sekretär seiner von und zu Exzellent ist verdächtig nervös und bestrebt, dass sein Staatsoberhaupt auch pünktlich um 10.30 Uhr auf dem Balkon anwesend ist, um seinem Volk zu huldigen (oder umgekehrt). Der wird doch nicht? Da stürzt aber schon Glenn mit einigen Vertretern der lokalen Gesetzeshüterbrigade uneingeladen ins Vestibül und schreit Zeter, Verrat & Mordio. Er identifiziert Pessona anhand eines vorhin im Handgemenge abgerissenen Manschettenknopfs als den ultimo leader der Revolution und kann das mithilfe einiger heimlich mitgeschnittener Tonbandaufnahmen (die * ich * persönlich jetzt nicht für wahnwitzig beweiskräftig halte, da explizit von Mord & Totschlag nicht die Rede ist) auch beweisen. Pessona spielt erst die bewährte „wovon-redet-dieser-Irre“-Karte aus, die sticht aber nicht, also versucht er zu fliehen, wird aber von Glenn gehindert: „Er ist reif für ein Erschießungskommando“, gibt er sich betont menschenfreundlich, um dann für sich einen doppelten Whiskey zu bestellen…

So, jetzt wäre dann nur noch unsere Rahmenhandlung aufzulösen. Professor und Killer sind reisefertig und schleppen Koffer in die Garage. Der überraschend findige Professor haut dem Killer aber einen der Koffer um die Ohren bzw. vor die Schienbeine. Seid Ihr bereit für einen Shalalamadingdong-mäßigen Plottwist??? Der Professor zwingt den Killer, ein detailliertes Geständnis bezüglich der Mädchenmorde zu schreiben und schießt ihm, als der sich nach der Niederschrift handgreiflich zu wehren versucht, in den Rücken. Denn niemand anderes als der Professor ist der heimtückische Girlslasher! Und der Killer? Ist natürlich auch kein Killer, sondern Inspektor Wendt von der Kriminalpolizei, der clever dafür vorgesorgt hat, dass die Pistole nur mit Platzpatronen geladen war (wie er das bewerkstelligt haben will, möchte ich auch gern wissen; ist ja, wenn ich den Überblick nicht verloren habe, des Profs Knarre). Schon stürmt die Verstärkung herein und arrestiert den verblüfften Professore. „Er hat sich schon mit seinen Geschichten verraten“, behauptet Wendt, hat aber dafür nicht mehr als Indiz zu bieten, das eines der getöteten Girls von einem Lastwagen überfahren wurde (?? Und das hat jetzt mit den Geschichten genau was zu tun? Dort wurden mal zwei Typen von Autos überfahren…). Außerdem hat das diktierte Geständnis den Professor überführt, denn nur der wahre Killer konnte soviele Details über die Morde wissen. Und, da wer den Schaden hat, der Beschreibung, spottet, hat Wendt das Diktat auch noch heimlich aufgenommen (und da es in der Ich-Form verfaßt ist… Pech für den Professor).

Der Professor entzieht sich weiteren juristischen Spitzfindigkeiten, indem er sich selbst vergiftet und abkratzt. Ende.

Weia, die Inhaltsangabe war heute mal wieder etwas länger – liegt aber schon allein im Format des Episodenfilms an sich begründet, schließlich haben wir vier Sätze Charaktere vorzustellen, vier Handlungen abzuarbeiten, etcetera etcetera…

Womit wir auch schon beim Kern des Pudels angekommen wäre – das große Problem des Films ist sein Format – wer zum Geier die Idee eines „Eurospy“-Anthologie-/Episodenfilms für eine clevere Idee hielt, der war doch verdächtig schief gewickelt. Klar, 1964 war in etwa die Zeit, in der man mit Horror-Anthologien recht gutes Geld verdienen konnte und da lag es irgendwo auf der Hand, mit dem selben Rezept auch andere Pfründe sprich Genres zu beackern, aber der, hm, ja irgendwo actionorientierte Agentenkintopp a la Jerry Cotton-meets-James Bond bietet sich für dieses Format nach meinem bescheidenen Dafürhalten nun nicht wirklich an. Dadurch, dass die einzelnen Episoden jeweils nur knapp 25 bis 30 Minuten dauern, kann sich die notwendige Dramatik, Dramaturgie und Rasanz überhaupt nicht entwickeln, weil man als Zuschauer überhaupt nicht die Zeit hat, sich auf die jeweiligen Storys einzulassen. Im Horrorfilm geht das etwas einfacher, weil man dort Kurzgeschichten auf die Pointe hin inszenieren kann (bzw. es sollte – es gibt genügend Horroranthologien, die mit dem Konzept „wir packen einfach drei kleine Filme zusammen“ angemessenen Schiffbruch erlitten haben).

In Karneval der Killer haben wir quasi wirklich drei „vollwertige“ Filme, aus denen man mit etwas Müh und viel Not durchaus einzelne Abendfüller hätte stricken können, die man einfach auf die formattaugliche Länge gestaucht hat und hoffte, damit durchzukommen. Kann natürlich nicht klappen, auch wenn die Umsetzung vergleichsweise inspiriert ist, indem man jede der einzelnen Episoden in einem anderen Stil gestaltet bzw. in einem anderen Subgenre angesiedelt hat. Geschichte Nummer 1 ist eine klassische hardboiled-detective-Pulp-Story, Geschichte Nummer 2 eine völlig beabsichtigte und total durchgeknallte James-Bond-Parodie, und Geschichte Nummer 3 grast in etwa das Terrain der späteren Kommissar X-Groschenheft-Verfilmungen ab, das des Abenteuer-Actionfilms. Richtig funktionieren tut natürlich keine der Episoden, die wir uns kurz noch mal einzeln betrachtet anschauen wollen.

Die Stewart-Granger-Episode um den rauschgiftdealenden Journalisten und den taffen schlagkräftigen Privatschnüffler krankt vor allem an der Billigkeit ihrer Auflösung. Porter, der Held, macht genau EINE ermittelnde Aktion (er besucht Kaganovich und quetscht den aus) und hat den Fall gelöst. Hurra. Das ist ungefähr so spannend wie der berühmte trocknende Farbeimer, weil man als Zuschauer überhaupt keine Chance hat, sich in das „Puzzlespiel“ (drei Teile, ages three and below) einzudenken. Es wäre auch nicht „deus ex machina“-mäßiger gekommen, wenn anstelle der dramatischen Enthüllung, die tatsächlich geboten wird, plötzlich Aliens erschienen wären und alle Beteiligten weggebeamt hätten. Die Story ergibt in ihrer vorliegenden Fassung einfach keinen Sinn – hätte diese Episode etwas mehr Zeit gehabt (meinetwegen sogar nur 45 Minuten), wäre es möglich gewesen, die Handlung etwas auszubauen, ein paar Fährten auszulegen, Verdächtige einzuführen, die Story schlicht und ergreifend interessant zu machen. So plätschert diese Geschichte mehr oder weniger einfach am Zuschauer vorbei und punktet eigentlich nur durch die kuriose Nebenrollenbesetzung mit Walter Giller und Herbert Fux und die wirklich köstliche Szene, in der Stewart Granger eine Ex-Liebschaft als Gratis-Telefonzelle „mißbraucht“. „Action“ beschränkt sich in dieser Episode auf ein paar lachhafte Karateschläge des Helden und die zwei „Autostunts“ (bru-ha-haaa).

Episode Nummer 2 mit Pierre Brice ist schwer zu bewerten, weil es sich eben um eine intendierte Verarschung auf Agentenfilme handelt, wie schon der drollige voice-over-Kommentar beweist. Prinzipiell punktet diese Geschichte durch das treuherzige Abarbeiten aller möglichen Agentenfilmklischees im Zeitraffer – ich hab oben im Fließtext ein paar Mal „Clever & Smart“ angesprochen, und ich muss sagen, vielleicht hat Ibanez diesen Film gesehen… das Plot-Device, den Helden-Agenten versehentlich leeres Papier als vermeintliche Geheimpläne rumtragen zu lassen, könnte glatt auf dem Mist von Dr. Bakterius gewachsen sein. Originalität ist die Sache der Episode nicht, vielmehr werden nur, wie bereits gesagt, sämtliche Genreklischees überzeichnet und schwer auf die Schippe genommen. Leider steht und fällt die Episode mit der Besetzung des Helden – Pierre Brice. Ich werde in der Schauspielerkritik noch ein paar Worte dazu verlieren und belasse es an dieser Stelle mit einem „nö, das taugt nicht“. Immerhin hat diese Episode die mit Abstand lächerlichsten „Prügelszenen“ diesseits eines schlechten Spencer/Hill-Imitats zu bieten, mit Linda das bestaussehendste Frauenzimmer des Ensembles im Cast, verfügt über einige lustige Sprüche und Situationen und befleißigt sich eines flotten Tempos.

Die beste Episode ist aber zweifellos die dritte, die Lex-Barker-Episode. Ungeachtet der zahllosen Ungereimtheiten, die der Herr Drehbuchautor in die mageren 25 Minuten einbauen konnte, hat diese Episode wenigstens das, was wir uns von einem zünftigen Eurospy-Trasher erhoffen – ein wenig Sleaze (durch die nackten toten Mädels, auch wenn wir die nur von hinten sehen), einen relativ hohen Action-Anteil (und mit Lex Barker auch den glaubwürdigsten Akteur in ebenjenen) und exotische Locations (naja, zumindest eine, mit Rio). Obwohl, wenn man so will, der Plot der „größte“ der Anthologie ist (es geht immerhin um die Assassinierung eines Präsidenten), ist es die Episode mit dem wenigsten Story-Elementen. Es gibt zwar relativ viele Charaktere, aber keiner davon bekommt einen Background (nicht mal der Held), man könnte der Plotte (wie auch schon oben im Text geschildert) an beinahe jeder beliebigen Stelle logisch begründet den Hahn zudrehen, aber es stört nicht, weil dieser Part des Films einfach die notwendige Dynamik aufweist. Wenn man aus einer der drei Storys einen abendfüllenden Film hätte bauen wollen, das wäre meine Wahl gewesen, daraus hätte man was machen können. Die Beschränkungen des Episodenfilms zeigen sich aber natürlich auch hier – vor allem das endgültige Finale (die Enttarnung des Attentäter-Auftraggebers) ist sehr gedrängt und auch hier macht sich natürlich negativ bemerkbar, dass der Zuschauer mangels Hinweisen nicht wirklich in die Geschichte involviert wird.

Dann hätten wir natürlich noch unsere Rahmenhandlung, und die ist nun wirklich strunzdoof. Ein lahmeres Plot Device, um irgendjemanden drei zusammenhanglose Geschichten erzählen zu lassen, hat sich mir schon lange nicht mehr vorgestellt. Zudem ist die Auflösung der Geschichte, so sehr sie auch antelegrafiert ist (wenn man drüber nachdenkt), ziemlich an den Haaren herbeigezogen (warum z.B. soll der Professor nicht wissen können, dass eins der Opfer vergiftet wurde? Steht sowas nicht in den Zeitungen? Und was hat es damit auf sich, dass eins der Mädchen von einem Lkw überfahren wurde [sofern man das dann überhaupt „Mord“ nennen kann] und der Professor sich diesbezüglich durch seine „Geschichten“ verraten habe?]. Bä, das ist nun wirklich dämlich und dümmlich (und natürlich in keiner Sekunde spannend, auch wenn ich beide Tricks mit dem Geständnis-Diktat recht pfiffig finde).

Dass der Film derart unterschiedlich ausgefallen ist, liegt selbstverfreilich auch daran, dass jede Episode (plus die Rahmenhandlung) ihren eigenen Drehbuchautor bzw. Regisseur mitbringt. Leider habe ich nicht die geringste Ahnung, wer für welchen Part genau zuständig war. Die beste Regieleistung vollbringt zweifellos derjenige welcher, der für die Lex-Barker-Episode zuständig war, Drehbuchautoren möchte ich keinen einzigen wirklich loben und auch nur bei einem Autor möchte ich mich festlegen, welche Episode er geschrieben hat. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass einer der führenden deutschen (bzw. deutschsprachigen, ist ja eigentlich Ösi) Sleaze-Autoren und -Regisseure, Rolf Olsen, die Lex-Barker-Geschichte gescriptet hat. Schließlich ist diese Geschichte mit ihren angedeuteten nackten Tatsachen und einer gewissen mean-spiritedness eindeutig die exploitation-orientierteste und das passt gut in die Vita eines Mannes, der neben harmlosen Späßchen wie Unsere tollen Tanten und Heinz-Erhardt-Lustspielen zeit seiner kinematischen Karriere immer wieder auch abseitigere Werke vorgelegt hat – frühen Eurosleaze wie Das Rasthaus der grausamen Puppen, eine Reihe der Ende der 60er/Anfang der 70er recht angsagten St. Pauli-Filme und gen Ende seiner Karriere zwei lupenreine Exploitation-Mondos mit Shocking Asia nebst Sequel. (Gegen meine Theorie spricht, dass Olsen aber auch der einzige der vertretenen Autoren ist, der auch Komödien machte und demzufolge auch ein Kandidat für die Brice-Episode wäre… aber meine erste These gefällt mir besser). Die anderen Autoren sind der verdiente italienische Schundologe Ernesto Gastaldi (skriptete weit über 100 Italo-Quarkfilme von The Vampire and the Ballerina über Werewolf in a Girl´s Dormitory, The Virgin of Nuremberg, Flashman, Sartana, Tail of the Scorpion, My Name is Nobody bishin zu unterbelichtetesten Extremschwachmaten wie 2019: After the Fall of New York und Return of the Terminator; ersichtlich ein Lohnschreiberling, in allen Genres zuhause und durchaus auch mal in der Lage, was vernünftiges zu scripten), sein wesentlich weniger beschäftigter italienischer Kollege Vittorio Salerno (arbetiete mit Gastaldi am ersten Sartana und Sheldon Reynolds, der seine Episode auch gleich selbst verfilmte, weswegen ich den gleich unter den Regisseuren abhandele.

Inszenatorisch sind die Storys auf unterschiedlichem Niveau – die Rahmenhandlung könnte man langweiliger kaum gestalten, die erste Episode mit Stewart Granger bewegt sich auch bestenfalls auf dem Niveau einer mittelmäßigen TV-Serie, vor allem ist sie viel zu dialoglastig, bis der Plot in die Strümpfe kommt, ist man schon bis zum Gehtnichtmehr zugetextet worden, Episode 2 ist aufgrund ihrer parodistischen Prämisse schwer zu bewerten, aber auch nur selten kinematisch, Episode 3 hat dagegen richtiges Kino-Flair, was zu einem gewissen Anteil auch daran liegt, dass es die, sagen wir mal, „epischte“ Episode ist – verhältnismäßig viel wird in dieser Geschichte „on location“ gedreht, nur sehr wenig im Studio. Das gibt dem Treiben natürlich mehr Authenzität und mehr „scope“. Auch die Action ist hier am flüssigsten inszeniert (Episode 1 hat ja kaum Action zu bieten und in Episode 2 ist sie als comedy inszeniert, wenngleich als recht unlustige. Die Brice-Episode funktioniert in ihren plot-parodistischen Elementen wesentlich besser als wenn´s darum geht, die Action zu verarschen). Auch hier habe ich keine Ahnung, welcher Regisseur welche Episode drehte. Vertreten waren jedenfalls folgende Könner: Der Amerikaner Sheldon Reynolds arbeitete zumeist fürs Fernsehen (dort aber schon seit 1950, also ein wahrer Pionier) und machte nur drei Ausflüge ins Kino – diesen hier, den ebenfalls mit Lex Barker und Pierre Brice realisierten Eurowestern Die Hölle von Manitoba und das dem vernehmen nach recht ansehnliche Krimidrama Assignment to Kill mit John Gielgud, Herbert Lom und Peter van Eyck. Der Italiener Alberto Cardone inszenierte den Eurospy-Heuler Der Fluch des schwarzen Rubins sowie den ersten Sartana-Film, gab sich aber z.B. auch als assistant director bei zwei Don Camillo-Filmen und Roger Vadims Barbarella die Ehre. Der Brite Robert Lynn (welch Multi-Kulti-Crew) inszenierte für verschiedene britische TV-Serien wie The Saint und die britische 62er-Variante Dr. Crippen und ward letztmalig auffällig, als er für Gerry Anderson Episoden von Space: 1999 regietechnisch betreute. Louis Soulanès, vermutlich französischer Landsmann, wurde nur noch mit dem „Shock-Horror-Film“ Les Cousines und dem Abenteuer-Quatsch Jungle Erotic auffällig.

Erstaunlich an der ganzen Multi-Autoren- und Regisseur-Schwurbelei ist, dass der Streifen aber trotzdem ansonsten von der selben Crew realisiert wurde, d.h. mit dem selben Kameramann usw. (der, nämlich Siegfried Hold, fotografierte auch einige der Karl-May-Western, einen späteren Wallace-Film [Das Geheimnis der gelben Mönche] und im Herbst seiner Karriere einige der obligatorischen Sexfilmchen [Donnerwetter Donnerwetter Bonifatius Kiesewetter, Frau Wirtins tolle Töchterlein, Das Lustschloß im Spessart], dennoch aber der Look der Episoden deutlich unterschiedlich ist. Da merkt man mal, wieviel Einfluß ein guter bzw. weniger guter Regisseur doch noch haben kann… Kurios ist, wie nicht anders zu erwarten, der flott-beschwingt-schlagerhafte Soundtrack von Claudius Alzner, dessen prominentester weiterer Score vielleicht der für die, hüstel, Balzac-Verfilmung Komm, liebe Maid und mache (was wohl) sein dürfte.

Kommen wir also zum erfreulichsten Part des Films, nämlich der ziemlich kultigen Besetzung. Die Stars spielen, wie schon klar sein dürfte, nicht miteinander, sondern nacheinander – schade eigentlich, denn die drei Karl-May-Helden zusammen in anderem Kontext zu sehen, wäre schon recht lustig gewesen. So aber prügeln sich die Recken getrennt durch ihre jeweiligen Plots. Stewart Granger gibt seinen brummig-unsympathischen Privatdetektiv recht überzeugend (er soll ja auch ein eher schwieriger Charakter gewesen sein), hat aber sichtlich Probleme, im doch schon recht reifen Alter von 51 Jahren (und er wirkt eher älter) seine (wenigen) Actionszenen glaubhaft durchzuziehen. Granger avancierte in den 40er Jahren zum Top-Star in England und wechselte Anfang der 60er, als sein Ruhm im Kingdom zu verblassen begann, nach Italien und drehte dort den üblichen Schmafusi an Sandalenfilmen, Western und Agentenfilmen, ehe er dem deutschen Publikum durch zwei Auftritte als „Old Surehand“ in Winnetou-Filmen zum Begriff wurde. Nach 1967 zog Granger sich aus Kontinentaleuropa zurück, drehte fürs Fernsehen, tauchte 1978 in Die Wildgänse auf, spielte in einer TV-Adaption der Charles-und-Diana-Romanze 1982 den Prinz Phillip und war sich 1987 für einige Auftritte in der deutschen Seifenoper Das Erbe der Guldenburgs nicht zu schade. 1993 erlag er im Alter von 80 Jahren einem Krebsleiden.

Pierre Brice, der ewige Winnetou und Vorzeige-Indianerfranzose (oder Franzosenindianer), müht sich zwar redlich in seiner Episode, aber es nützt nicht viel – Brice fehlt leider für meine Begriffe das komödiantische Talent, aus seiner parodistisch angelegten Rolle Gewinn zu ziehen. Zwar spielt Brice mit einem deutlichen Augenzwinkern, aber es „zündet“ einfach nicht, es fehlt ihm einfach das Gespür für Comedy und Parodie (mir fällt gerade kein wirklich gutes Beispiel ein, wer es wirklich hat, außer Leslie Nielsen in seinen besten Deppenrollen. Vielleicht noch Val Kilmer in Top Secret und Emilio Estevenz in Loaded Weapon. Brice „spielt“ nicht komisch, er hampelt einfach irgendwie rum und macht dumme Gesichter. Dadurch kann die ganze Episode nicht mehr richtig lustig funktionieren. Es mag schon seine Gründe haben, warum Brice für alle Zeiten Winnetou bleiben wird und kaum andere bedeutende Rollen angeboten bekommt (nicht unterschlagen wollen wir allerdings seine tragende Mitwirkung in dem Euro-Horror-„Klassiker“ Die Mühle der versteinerten Frauen, dem die zeitgenössische seriöse Filmkritik anno 1960 den Gipfel der Abartigkeit bescheinigte).

Lex Barker ist zweifellos einer der Schauspieler, die die eingebaute Likeability mit Löffeln gefressen haben. Der Mann konnte gar nicht anders als sympathisch rüberkommen, was ihn nicht nur zum perfekten Johnny-Weissmuller-Nachfolger in der offiziösen US-Tarzan-Reihe machte, sondern auch zum perfekten Old Shatterhand (und seinen diversen anderen Inkarnationen im Karl-May-Universum) im deutschen 60er-Jahre-Kintopp. Barker ließ es während seines langjährigen Europa-Aufenthalts nicht nehmen, auch diverse andere Genres zu beglücken, so mimte er z.B. in zwei der 60er-Jahre Dr. Mabuse-Filmen einen tapferen FBI-Agenten und agierte 1967 in der deutschen Poe-Verfilmung Die Schlangengrube und das Pendel. Auch in Karneval der Killer macht er von allen drei Helden eindeutig den sympathischten und dynamischten Eindruck.

Auch die Produzenten von Karneval der Killer versuchten, ähnlich der James-Bond-Reihe, angesagte Starlets als love interests oder zumindest optische Hinkucker in die Plotte zu integrieren. Hauptsächlich geben sich die Ehre: Karin Dor, die bereits auf eine bewegte Karriere zurückblicken konnte, in diversen Karl-May- und Wallace-Verfilmungen mit von der Partie war und es 1967 sogar noch zum ECHEN Bond-Girl in You Only Live Twice brachte (Mitte der 70er Jahre kam ihre Karriere zum Erliegen, seitdem lässt sie sich nur noch für gelegentliche TV-Auftritte vor die Kamera lotsen); Margaret Lee, die auch schon zahlreiche Italo-Agentenfilme abgedreht hatte und später noch ihren obligatorischen Spät-Wallace-Auftritt, diverse Jess-Franco-Eskapaden (u.a. Der Hexentöter von Blackmoor und den hier besprochenen Giallo Das Schloß der blauen Vögel in ihre Vita aufnehmen konnte; Johanna Matz, die in zahlreichen Österreichischen 50er-Jahre-Heimat- und Musikfilmen die unschuldige Zuckerschnute mimte, aber auch immer wieder den ein oder anderen „Exploiter“ wie Mannequins für Rio, Ingrid – Die Geschichte eines Fotomodells oder Minderjährige klagen an einschob. Nach Karneval der Killer folgten nur noch TV-Auftritte, mit Ausnahme des im Fernsehen immer wieder gezeigten Familienfilms Als Mutter streikte, der hauptsächlich dadurch (traurige) Berühmtheit erlangte, dass sein Regisseur Eberhard Schröder nach Fertigstellung des Films umbrachte (der Film ist nicht gut, aber soooo schlimm war er nun auch wieder nicht…).

Dazu gibt´s eine Fuhre „Gaststars“. Der beliebte Film- und Fernsehkomiker Walter Giller, der in den 60er Jahren aber auch ein paar Western und Erotikfilme drehte, gibt Stewart Grangers „comic sidekick“. Giller spielte auch die Heinz-Rühmann-Rolle in dem 1970er-Remake von Die Feuerzangenbowle. Über Klaus Kinski Worte zu verlieren, hieße Eulen sonstwohin zu targen. Anno 1964 war Kinski noch darauf abonniert, kleine, aber eindrucksvolle Nebenrollen (hauptsächlich in den Edgar-Wallace-Filmen) zu spielen. Auch hier hat er nicht viel zu tun und kaum zehn Sätze Dialog, aber er deutet durch einige kleine Gesten (wie das erwähnte „Halsabtupfen“) schon zukünftige Großtaten an. Peter Vogel (Inspektor Wendt) war in den 60ern ein beliebter Star im deutschen Kino und spielte in zahlreichen Schlagerfilmen, harmlosen Komödien und einigen Krimis. Offenbar wurde er stark von psychischen Problemen geplagt, denn 1973 versuchte er, während der Premierenfeier (!) zu Das fliegende Klassenzimmer Selbstmord zu begehen, indem er aus einem Fenster sprang. 1978 war er erfolgreicher… Richard Münch (Professor Alden) schließlich spielte in etlichen deutschen Filmen unterschiedlichster Qualität, wurde aber auch gern von Hollywood-Produktionen gebucht, wenn´s darum ging, Nazi-Generäle zu besetzen (als solcher agierte er denn in John Frankenheimers The Train, Die Brücke von Remagen oder Patton).

Dass die DVD von Best Entertainment ist, mag man angesichts der überraschend guten Bildqualität kaum glauben, bis man bemerkt, dass Best hierbei eine Astro-Lizenz ausgewertet hat. Die Krekel-Company veröffentlichte den Film vor Jahren in ihrer VHS-Reihe „Kultklassiker ungeschnitten“ und gab die Lizenz dann wohl an die Best-Billigheimer weiter (obwohl der Titel nun auch nicht sooo unpassend fürs marketing-Programm gewesen wäre). Sei´s drum, da Best-Scheiben ja noch billiger kursieren als marketing-Discs, kann´s dem Fan ja nur preiswert sein ;-). Der zahlende Käufer erhält eine DVD-5 mit einem Widescreen-Transfer (allerdings nicht anamorph, ca. 1.85:1) von durchaus ansehnlicher Güte – wird keiner mit einer Superbit-Edition verwechseln, steht aber über einem durchschnittlichen Best-Release wie Real Madrid über dem SV Meppen. Schöne, lebendige, kräftige Farben, ausgezeichnete Detail- und Kantenschärfe, ohne dass man die Scheibe als Referenzdisc klassifizieren könnte (wir reden von Grabbeltischware), akzeptabler, wenn auch verbesserungsfähiger Kontrast, ein Minimum an Verschmutzungen oder Defekten (praktisch fast gar keine) und unauffällige Kompression.

Die einzige Tonspur ist eine deutschsprachige Dolby-2-Kanal-Spur, die ihren Zweck aber solide erfüllt. Auch hier – nichts spektakuläres (aber immerhin erspart uns Best einen der gefürchteten marketing-5.1er-Splits), nicht ohne ein gewisses, aber unauffälliges Grundrauschen, aber gut hörbar.

Als Extras bietet Best Entertainment eine „Slide Show“, die selbstablaufend genau 6 Bilder präsentiert – fünf wahllose Szenenfotos und einen Covershot der alten Astro-VHS-Kassette. Glglglgl!

Verdammt, verdammt, kann doch nicht sein, dass ich schon wieder auf Seite 16 unten bin, für einen ganz bestimmt nicht klassikerverdächtigen komischen Eurotrashfetzer… unglaublich aber wahr. Nun gut, was sagt der Doc also abschließend zu diesem Werk. Es ist sicherlich unterhaltsam, aber es ist – wer hätte es gedacht – kein guter Film. Es stimmt einfach das Format nicht – Eurospy-Agenten-Abenteuer-Actionfilm und Episodenfilm, das verträgt sich nicht, das geht nicht zusammen, auch wenn das Bemühen, durch die drei völlig unterschiedlichen Stile der verschiedenen Episoden Kurzweil aufkommen zu lassen, anerkennenswert ist; es verfehlt jedoch im Endeffekt das Thema. Der Streifen kann es durch diese Dreiteilung einfach nicht schaffen, sein Publikum durchgängig zu fesseln – nicht nur, dass die Episoden einfach zu kurz sind, um wirklich Spannung aufkommen zu lassen (und dass sich durch die notwendige Zusammenstauchung auf das knapp halbstündige Format diverse unlogische Schwachmatigkeiten gar nicht vermeiden lassen, dürfte auf der Hand liegen), die Konzeption ist einfach eine intellektuelle Totgeburt. So reizvoll es aus Produzentensicht gewesen sein mochte, drei völlig unterschiedliche Helden-Archetypen in verschiedenen Genre-Unterteilungen agieren zu lassen, es stellt sich die Frage, wer sich das (damals wie heute) ansehen soll(te). Es fügt sich nichts zusammen, es sieht eher so aus, als hätten die Produzenten wahllos aus irgendwelchen x-beliebigen zeitgenössischen Filmen dreißig Highlight-Minuten herausgeschnitten, aneinandergereiht und, a la Joseph Lai, zehn Minuten hanebüchene Rahmenhandlung drum rum gedreht. Es ergibt einfach keinen Sinn, nicht mal als Episodenfilm, und schon allein die Tatsache, dass der Stil der Episoden so unterschiedlich ist, macht den Streifen für den „normalen“ Eurospy-Fan schwer konsumierbar. Als Trash-Granate hat der Film natürlich seine Vorzüge, auch wenn er nicht so unfreiwillig komisch ist wie viele andere (vor allem italienische) Eurotrasher, er befleißigt sich doch einer sehr professionellen Machart und kann auch durchaus souveräne Schauspieler aufweisen (mit Ausnahme von Pierre Brice), so hat er durchaus seine Momente des Irrsinns (vor allem im Drehbuchbereich). Die letzte Episode, die mit Lex Barker also, die find ich aber richtig gut, die hätte ihren eigenen Spielfilm verdient. Man sollte aus Episodenfilmen Singles auskoppeln können…

Insgesamt also flockiges, anspruchsloses, stellenweise dummes und halt absolut uneinheitliches, nicht weltbewegend memorables Entertainment aus der europäischen Schotterküche der 60er Jahre. Kann man haben, muss man aber nicht, aber wie immer – your mileage may vary, und wenn man auf die drei Kult-Ikonen der Winnetou-Reihe steht, muss man den Film wohl seiner Sammlung einverleiben…

(c) 2006 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 5


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