Karla

 
  • Original-Titel: Karla
  •  
  • Regie: Joel Bender
  • Land: USA
  • Jahr: 2005
  • Darsteller:

    Laura Prepon (Karla Homolka), Misha Collins (Paul Bernardo), Tess Harper (Molly Czehowicz), Leonard Kelly-Young (Dan Czehowicz), Cherilyn Haynes (Tammie Homolka), Emilie Jacobs (Debbie), Alex Boyd (Nick), Patrick Baucheau (Dr. Arndt)


Vorwort

Die junge Karla lernt Paul kennen und verfällt ihm, obwohl er ein gewalttätiger Vergewaltiger ist, der auch hinsichtlich Karlas jüngerer Schwester Tammie eindeutige Interessen zeigt. Bei einem „Sexspiel“, das Paul videografisch festhält, kommt Tammie ums Leben. Karla und Paul gelingt es, die Sache wie einen Unfall aussehen zu lassen. Obwohl Paul weiterhin seinem Hobby Verwaltigung frönt und Karla reichlich Dresche bezieht, lässt sie sich auf die Hochzeit ein. Auch die Ehe ändert Paul nicht – im Gegenteil, er verfällt auf die Idee, junge Frauen zu entführen, um sie in den heimischen vier Wänden zu foltern, zu vergewaltigen und zu töten. Karla wird zu seiner Komplizin – doch wird sie es aus freien Stücken oder nur durch Pauls Unterdrückung? Eine Frage, die relevant wird, als sich das Netz der Ermittlungen zuzuziehen beginnt…


Inhalt

Ein weiterer Beitrag aus der beliebten True-Crime-Ecke, uns ans Herz gelegt von Joel Bender, Genrefreunden möglicherweise durch den 90er-B-Vampirschinken „Midnight Kiss“ noch düster im Gedächtnis. Mit „Karla“ gelingt Bender ein psychologisch harter, packender Thriller ohne technische Mätzchen, schnörkellos gefilmt und sich darüber im klaren, dass es bei dem Thema gar nicht mal explizite Darstellungen braucht (die schlimmsten Mißhandlungen und die Morde finden im Off oder außerhalb des sichtbaren Bildausschnitts dar)- es wirkt auch so…

Das Script ist weitgehend (bis auf einen noch zu würdigenden Makel) schlüssig – natürlich möchte man der geschundenen Karla beinahe permanent ins Ohr brüllen, dass sie den sadistischen Paul ohne Rücksicht auf Verluste in den Wind schießen (oder ihm wenigstens einen Schürhaken ins Ohr stecken o.ä.) soll; nun ist es aber ein bekanntes psychologisches Phänomen, dass es genügend Frauen gibt, die, bewusst oder unbewusst, genau eine solche, masochistisch orientierte Beziehung haben wollen (und oft genug, wenn sie es geschafft haben, sich von einem Sadisten zu lösen, in den Armen des nächsten landen). Ein Film wie „Karla“ kann die psychologischen Zusammenhänge freilich nicht erklären, aber dadurch, dass der Film uns konsequent aus Karlas Sicht geschildert wird (in Form von Rückblenden während eines Gesprächs mit dem Psychologen des Begnadigungsausschusses), erhalten wir zumindest einen Einblick ins Innenleben einer solchen Frau. Der Haken ist allerdings, dass das Script, das deutlich eine gewisse Sympathie gegenüber Karla hegt und (SPOILER VORAUS) die These vertritt, sie sei wirklih nur ein weiteres Opfer Pauls gewesen, sowohl den Ermittlungserkenntnissen als auch den psychologischen Profilen, die im Prozeß und später erstellt wurden, widerspricht – nach aktuellem Kenntnisstand, der, wie üblich in solchen Fällen, umstritten ist, war Homolka durchaus bewusst Komplizin und Mittäterin (die echte Karla Homolka wurde nach Verbüßung einer zwölfjährigen Haftstrafe 2005 auf freien Fuß gesetzt). Sicherlich ist es verständlich, dass ein Film, der sich auf Karlas Sichtweise kapriziert, eher ihre Position vertritt, aber die Möglichkeit, dass es auch anders gewesen sein kann (und dies eben auch die allgemein vertretene Ansicht ist), kommt arg zu kurz.

Nicht zu kurz kommen allerdings die darstellerischen Leistungen von Laura Prepon („That 70’s Show“, erblondet und damit der echten Karla erstaunlich ähnlich) und Misha Collins als Karla und Paul. Sowohl Karlas extremer, unangenehmer Masochismus als auch Pauls jähzorniger, gewalttätiger Sadismus werden hervorragend und glaubhaft dargestellt. In einer Mini-Nebenrolle (nicht blinzeln, sonst verpasst Ihr’s) ist übrigens der neue Superman Brandon Routh zu sehen.

Fazit: einer der emotional mitreißendsten True-Crime-Thriller der letzten Jahre, packend, überzeugend gespielt, aufwühlend.


mm
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