Karate Warrior

 
  • Deutscher Titel: Karate Warrior
  • Original-Titel: Il ragazzo dal Kimono d'oro
  • Alternative Titel: The Boy with the Golden Kimono | Fist of Power |
  • Regie: Fabrizio de Angelis
  • Land: Italien
  • Jahr: 1987
  • Darsteller:

    Anthony Scott (Kim Rossi Stuart)
    Paul Scott (Jared Martin)
    Julia Scott (Janet Agren)
    Kimura (Ken Watanabe)
    Maria (Janelle Barretto)
    Quino (Enrico Torralba)
    N.A. Jonny Tuazon
    N.A. Rudy Meyer
    N.A. Rico Orbita
    N.A. Arnulfo C. Quiwa


Vorwort

Dann also mal wieder Italo-Schmodder. Ich weiß nicht, ob es für oder gegen eine Internet-Review-Website spricht, wenn sie mehr Reviews zu „Larry Ludman“-sprich Fabrizio de Angelis-Filmen aufzuweisen hat als zu Lucio Fulci, Joe D´Amato oder Lamberto Bava (okay, bei Ludman vs. Fulci steht´s jetzt remis). Na gut – krampfhaft-Ausrede-erfind – es ist ja nicht immer so, dass ich mir aussuchen kann, was ich reviewe…

Wir erinnern uns, in bewährter Inkonsequenz hatte Euer Freund und Doc Karate_Warrior_2 schon vor Urzeiten besprochen und damals natürlich keinen Schatten gehabt, was im ersten Teil des, hüstel, Franchises so passiert war (und wenn eine Serie es auf stolze sechs Teile bringt, was niemanden wundert, da die Streifen vermutlich in die Gewinnzone kamen, sobald der erste Kinobesucher ein Billett löste) – Future Doc unterrichtet mich an dieser Stelle, dass das auch nicht wirklich nötig war, Teil 2 nimmt, wie´s eigentlich bei einer italienischen Filmreihe nicht zu erwarten war, nicht wirklich gesteigerten Bezug auf das Original.

Okay, heute mal keine ellenlange Vorrede, so viel fällt mir an dieser Stelle zu dem Thema gar nicht ein – dass Karate Warrior selbstverständlich ein chronisch unterfinanziertes (und deswegen kostengünstig auf den Philippinen gefilmtes) Karate Kid-Rip-off mit irgendwelchen italienischen und – hauptsächlich – philippinisch-einheimischen Pappnasen (wenn man mal von den Superduper-Gaststar Jared Martin und Janet Agren absieht) ist, ist angesichts des Filmtitels nicht so wirklich überraschend. Überraschend wäre vielmehr, wenn der Streifen trotzdem was taugen würde…


Inhalt

Per Flugzeug-Stock-Footage landet unser Held Anthony in Manila, chartert ein Taxi, absolviert die übliche “Tourischnösel-starrt-mit-großen-Augen-in-die-fremde-Kultur-die-sich-ihm-auftut”-Routine (wobei erstaunlicherweise nicht die Sehenswürdigkeiten aus dem Werbeprospekt der Stadt abgearbeitet werden, wie das normalerweise bei Filmen, in denen der unbedarfte Protagonist zu Beginn durch Bangkok/Hongkong/whatever gekarrt wird, siehe Karate Tiger 1 und 2, sondern eher die Slums und weniger vorzeigbaren Viertel. Ihr Fremdenverkehrsministerium bedankt sich) und sich schließlich an einer Bushaltestelle absetzen lässt, weil er weiter aufs Land, in ein Kaff namens Los Bonos, will, um dort seinen Paps zu besuchen. Da der Bus dorthin erst in einer Stunde abfährt, beschließt unser jugendlicher Heros, sich etwas Mampfbares zwischen die Kauleisten zu schieben. Seiner im nächstbesten Schnellimbiss aufgegebenen Bestellung “ein Hamburger” wird freundlich-lächelndes Unverständnis entgegengebracht und auch weitere Errungenschaften grandioser amerikanischer kulinarischer Zivilisation wie einen Hot Dog kennen die lustig-primitiven Einheimischen eher nicht (sollen sich an dieser Stelle die Zuschauer vor Lachen biegen, weil das wirklich so witzig ist, oder weil sie, was erheblich wahrscheinlicher ist, Anthony für einen ziemlichen Armleuchter halten?). Armleuchter jedenfalls trifft es ziemlich gut, denn Anthony begleicht die Rechnung für die schließlich georderten Hühnerteile frank und frei mit ein paar grünen Scheinen aus einem dicken Bündel Zaster. Da in Manila an jeder Ecke unsympathische Gesellen hausen, werfen selbige gleich mal ihre gierigen Augen auf den Mammon (genauso gut könnte sich Anthony ein Schild “ich bin blöder Tourist und hab ein paar Tausend Dollar in der Tasche” umhängen) und zerren den Yankee, der sichtlich vorher noch nie die Grenzen seines Countys überschritten hat, in die nächsterreichbare dunkle Gasse, schubsen ihn in eine Werkstatt, verprügeln ihn und klauen ihm nicht nur die Penunze, sondern auch die teure Armbanduhr. Das haben wir uns verdient – wer die grundlegenden Überlebensregeln für Touristen in Dritte-Welt-Ländern nicht kennt, braucht sich nicht wundern, wenn er kaum angekommen seine Knochen neu durchnummerieren muss.

Freundlicherweise scheinen die fiesen Räubersleut der Blödpfeife genügend Groschen fürs Bus-Fahrgeld übrig gelassen zu haben und so kann Anthony in einem stolzen Repräsentanten des philippinischen öffentlichen Nahverkehrs den nächsten Teil seiner Reise antreten. Kaum in Los Bonos vom Busdriver aus dem Gefährt geworfen, legt sich Anthony auf seine unnachahmliche “ich-bin-amerikanischer-Tourist-und-ihr-höchstens-grad-vom-Baum-gekrabbelt”-Weise mit ein paar einheimischen Mopedbikern an, weil er, offensichtlich nie durch ein Verkehrsübungstraining in der Grundschule gegangen, auf die Straße tritt, ohne vorher nach links oder rechts zu kucken. Bevor ihm Quino, der lokale Oberhoncho und Besitzer einer der degoutant mickrigen Möhren, verdientermaßen eine weitere Abreibung verpassen kann, taucht zum Glück Anthonys Vater auf, der alles und jeden, demzufolge auch Quino kennt, und seinen Lendenspross zu einer halbherzig hingemurmelten Entschuldigung nötigt (nachdem er seinen Sohn vorher so peinlich-schwul-herzig umarmt hat, dass Anthony vermutlich sowieso um eine Erdspalte betet, sie ihn verschlingen möge, bevor irgendjemand, auf dessen Bekanntschaft er Wert liegt, das sieht).

Vater und Sohn haben sich seit drei Jahren nicht mehr gesehen (auch wenn der stolze Vater meint, es seien nur zwei Jahre gewesen), und Daddy entschuldigt sich, dass er Anthony nicht persönlich habe vom Flugfeld abholen können. In der Gegend treibe nämlich eine Guerilla-Bande ihr Unwesen (und das hält Papa nun inwiefern für ein geeignetes Aufenthaltsgebiet für seinen Sohnemann?), und als Journalist und Reporter habe er nun mal dableiben müssen, falls sich etwas Berichtenswertes ereignen sollte.

Beim gemeinschaftlichen Spachteln haben sich die beiden nicht wirklich viel zu sagen (okay, das ist eins der glaubwürdigeren Elemente des Films – ich hab mit meinem Vater auch durchaus einen Mangle an gemeinschaftlichen Interessensgebieten, über die man sich austauschen kann, aber nach DREI Jahren, deucht mir, fielen mir doch zumindest einige Belanglosigkeiten ein, die man diskutieren könnte, und seien es die neuesten Sportergebnisse). Anthony verschweigt auffällig sein monetäres Verlusterlebnis aus Manila und ganz dezent fiedelt das Tischgespräch das Faktum ein, dass Anthony ein geplagtes Scheidungs- oder wenigstens Trennungskind ist, das normalerweise bei Mama in Amiland lebt (und was auch erklärt, warum Anthony a- ein Weichei und b- ein ziemlicher Idiot ist).

Am nächsten Morgen latscht Anthony über den örtlichen Frischmarkt und labert dabei ein halbwegs hübsch aussehendes einheimisches Gerät namens Maria an. Wie’s in schlechten Filmen mal so ist, stellt sich selbiges gleich mit kompletter Lebensgeschichte (“meine Eltern haben ein Geschäft in der Johnson Street”) vor, praktisch, dann kann Anthony wenigstens halbwegs mit Erfolgaussicht suchen, da Maria selbst sich nach dreißigsekündigem Gespräch, in dessen Verlauf er sich natürlich so unsterblich in die Schickse verliebt, dass von ihr im Sequel nicht mal ansatzweise die Rede ist, schleunigst verdrückt (mit dem Gringo würde ich auch ungern gesehen werden). Allerdings hat sie genug Eindruck auf ihn gemacht, dass er seinen Paps um Geld anpumpt, damit er ihr eine Halskette kaufen kann, für die sie sich vorher interessiert hat (und beeindruckt die alte Vettel von Verkäuferin mit seinen von Vati gelernten Erkenntnissen, dass auf diesem Markt nix “außer den Schweinen” mehr wert sei als 2 Dollar).

Ein amerikanischer Teenager in einem philippinischen Kaff braucht natürlich dringend einen fahrbaren Untersatz, weil ohne den kann selbst ein Yankee kein philippinisches Bauernmädel abschleppen. Glücklicherweise steht in Vaters Garage ein verrostetes Motorrad, was günstige Gelegenheit für eine Vater-und-Sohn-Aktivität in Form gemeinschaftlichen Reparierens darstellt. Gemeinsames Schrauben verbindet und so verzällt Anthony zwanglos seinem Papa, dass Mama ihn nach Harvard schicken möchte (von wegen Familientradition), während er lieber Motorradrennen fahren würde (ja, klar, Anthony ist ungefähr so glaubwürdig ein Rennfahrer wie ich ein Physiknobelpreisträger) und abgesehen davon ist der Junior von seinem Vater schwer enttäuscht: “Wo ist der Mann, der als Reporter gegen die Ungerechtigkeit gekämpft hat? Wo ist mein Vater?” Dramatic, intense, emotional, so könnte das sein, wenn das ein Film mit Schauspielern wäre. Okay, nicht dass Väterchens Hintergrundgeschichte irgendwas mit dem Film & seiner Story zu tun hätte, aber gut – Paul Scott, so heißt der Kerl mit bürgerlichem Namen, auch wenn die Opening Titles ihn als “Anthonys Vater” kreditieren, war einst bedeutsam-meinungsbildender investigativer Journalist, bis er sich eines Tages mit einem Konzern anlegte, der bei den Sicherheitsvorschriften beim Bau von Kernkraftwerken schluderte (aha, auch noch eine umweltpolitische Massage – bei Karate Warrior, genau der Film, bei dem man ökologisches Anti-Kernkraft-Sendungsbewusstsein erwartet) und auch noch die entsprechenden Behörden schmierte. Den knallharten Enthüllungsjournalisten traf dann völlig unerwartet, dass der Konzern sich auf juristischem Wege gegen die Anfeindungen zur Wehr setzte (eh, Meister Scott, hast du fürs Braunbüttler Käseblatt geschrieben? Ich mein, ich hab mit Journalismus nur eher am Rande was am Hut und selbst mir ist klar, dass eine Firma, die was auf sich hält, alle Rechtsmittel ausschöpfen wird, um missliebige Reporter kaltzustellen – ich seh schließlich auch Filme und Fernsehserien) und ehe er sich’s versah, sah sich der einstige Starreporter in die philippinische Provinz strafversetzt (von der Möglichkeit, eventuell den Arbeitgeber zu wechseln, soll selbst in den US of A mehr als eine Zeitung geben, bei der man arbeiten könnte, hat Paul Scott wohl auch noch nie was gehört). Das Fazit, das Papa aus seinem Waterloo (oder eher Watergate) gezogen hat: “Man muss seinen Gegner kennen, damit man nicht auf verlorenem Posten kämpft” (sinngemäß). Was für eine Erkenntnis. Allein dafür sollte man dem Kerl den Pulitzerpreis an den Kopf werfen. Anthony sorgt für den zum Schaden zwingend notwendigen Spott und reibt seinem Paps unter die Nase, dass er deswegen auch seine Frau verloren habe (“weil du nach einer Niederlage aufgehört hast, zu kämpfen!”). Statt einer Tracht Prügel verabreicht Daddy dem klugscheißenden Junior nur einen “du-hast-ja-irgendwie-recht”-Blick.

Sei’s drum – das Bike ist repariert und Anthony kann durch die Gegend heizen. Sein erster Weg führt ihn, nicht gerade überraschend, direktemang zu Maria bzw. dem Laden ihrer Eltern (zum Glück gibt’s in der Johnson Street offensichtlich nur ein Geschäft) und wird dort Zeuge, wie Quino und seine Schläger gerade fröhlich beim Schutzgelder erpressen sind. Maria gibt Anthony den dringlichen Hinweis, sich darum nicht weiter zu kümmern, statt dessen plädiert sie für eine Fahrt ins Grüne. Bei einer lustigen Bootspartie schenkt Anthony ihr die erstandene Halskette – die Investition hätte er sich schenken können, denn Maria gefällt die Kette nicht mal, ihr macht nur das Handeln auf dem Markt Spaß, trotzdem findet sie die Geste nett. Anthony begehrt Auskunft über Quinos Umtriebe. Maria versichert ihm, dass Quino “schrecklich grausam” sei und alle Angst vor ihm hätten, schließlich sei er beim legendären Kampfkunstmeister Kimura in die Karate-Lehre gegangen , sogar dessen Lieblingsschüler gewesen und daher absolut unbesiegbar. Anthony, dem’s ersichtlich schon in den Heldenfäusten juckt, hält das kollektive Schwanzeinziehen der Gemeinde zwar für feige, aber Maria versichert ihm, das sei vielmehr vernünftig, denn “Mut allein reicht nicht aus” (wenn ihr ein sanftes Klirren im Hintergrund hört, das kommt vom Klischee-O-Meter, das sprengt gerade die Skala).

Auf dem Heimweg kommen Anthony und Maria an einem Open-Air-Karate-Turnier bei, bzw. den Vorkämpfen zum großen Turnier zu Ehren des Meisters Kimura – der selbst hat aber verhältnismäßig wenig davon, denn er hat vor einigen Jahren seinen Laden zugemacht und ist, niemand weiß wohin, weggegangen, nachdem er herausgefunden hat, das seine Schüler die vermittelten Kampfkünste zu bösen Zwecken einsetzten (Kimura ist offensichtlich einer der weniger weisen orientalen Senseis, wenn ihm das erst hinterher auffällt. Können die Kerle normalerweise nicht ihren Eleven in die Seele blicken?) Ein paar wenig aufregende Kämpfe, die allesamt ungefähr zwischen 10 und 15 Sekunden dauern, spielen sich ab. Bei der Siegerehrung springt plötzlich Quino in den Ring (der, das wird man nicht müde uns andauernd zu versichern, das Turnier fünf Jahre in Folge gewonnen hat) und wischt, auch dank einiger heftiger Zensurschnitte, die uns genaueren Einblick ins sicherlich hochgradig aufregende Kampfgeschehen verwehren, mit allen im Ring versammelten Karateka den Boden auf, bis es Anthony zu bunt wird und er ein “es reicht” brüllt. Quino, der gerade dabei ist, seine ungleichen Kontrahenten zu einem Leben auf Kosten der Krankenkassen zu verhelfen, nimmt diese Störung sehr indigniert zur Kenntnis, stiefelt aus dem Ring, mit dem bösen Blick im Gesicht und Mord im Sinn. Geistesgegenwärtig entreißt Anthony dem nächstbesten Zuschauer seinen Fotoapparat und blendet Quino mit einer Blitzlichtaufnahme – scheinbar ist Quino ein Vampir, jedenfalls lange genug gehandicapt, damit Anthony und Maria (dumme Kuh, was muss die jetzt auch mit??) sich aufs Moped schwingen können. Quino und zwei seiner Halunken nehmen die Verfolgung auf, was Anthony nicht wirklich beunruhigt, schließlich ist er ein Motocross-As, das sogar schon mal ein Rennen gewonnen hat (die Situation ist sicherlich absolut vergleichbar, da die Gegner im Motocross ja auch im Sinn haben, einen nicht zu überholen, sondern mit dem Äquivalent einer Baseballkeule ‘nen Scheitel zu ziehen). Na gut, wir nehmen jede Ausrede für eine Verfolgungsjagd, auch wenn der Film eigentlich Karate Warrior und nicht Motocross Warrior heißt. Anthonys überlegene Fahrkünste (hüstel) sorgen schnell dafür, dass sich Verfolger #1 relativ unmotiviert in eine Haustür schraubt, Verfolger #2 eine Imbissbude irgendwo in der Pampa (wo die Filipinos ihre Futtertröge auch immer aufstellen müssen) auseinandernimmt und Verfolger #3, Quino himself, ungeheuer spektakulär unter einem Sattelschlepper durchrutschen muss und beim anschließenden obligatorischen “mit-Hilfe-einer-äußerst- zweckdienlicherweise-herumstehenden-Rampe-über-die-halbfertige-Brücke-springen”-Stunt heftigst abloost und platschend im Wasser landet, wo er die üblichen Racheschwüre schwören kann, während Anthony sich ob der mangelhaften Fahrleistungen seiner Gegner heftigst beömmelt (ja, ich glaube, du verdienst die Abreibung, die du zweifelsfrei noch bekommen wirst, Meister!).

Ohne genauere Details rauszurücken, gibt Anthony mit dem “Spaß”, den er gehabt hat, bei Papa an und die beiden schwelgen ein wenig in Schwänken aus Tonys Jugend. Dann verkündet Väterchen, aus geschäftlichen Gründen nach Manila zu verreisen – selbstredend aus keinem anderen kühnen Grunde, als dass der störende Papa aus dem Weg ist, damit Quino Anthony ohne störenden Erziehungsberechtigen überfallen kann (wenn Papa Scott das genau in diesen Worten, also “Ich fahr mal nach Manila, damit Quino dich in Ruhe überfallen kann”, erklären würde, wäre das auch nicht auffälliger). Quino lässt sich nicht lumpen und fällt mit selbigen, nämlich seinen Lumpen, des Nächtens in der Familienbude ein, sorgt für ein wenig verbesserbare, da irgendwie recht halbherzige Verwüstung und drängelt den halbnackig nur in seiner Schlafhose steckenden Tony in sein Auto, fährt ihn in die Botanik und fordert ihn dort wegen der ihm gegenüber ausgesprochenen Beleidigung zwecks Satisfaktion zum Kampf heraus. Tony mag sich aber nicht wirklich hauen, aber Quino lässt keine alternative Regelung zu. Na gut, wenn’s denn sein muss, aber dann bitte nach den “Olympischen Regeln”, bedingt Tony sich aus. Bloß blöd, dass Anthony vergessen hat, die Sportart zu präzisieren – während er sich nämlich auf eine zivilisierte Runde Faustkampf einzurichten scheint, bevorzugt Quino die sicher schwer olympische Disziplin “Gegner unter Zuhilfenahme aller erdenklichen fairen und unfairen Kampfsportmethoden zu Brei schlagen” – d.h. ich gehe davon aus, dass Quino diese bevorzugt – sehen dürfen wir in der 16er-Fassung nämlich nix außer die Visage des Bösmannes, akustisch untermalt von Bud-Spencer-Schlaggeräuschen, was in Kombination einen halbtot rumliegenden Anthony zur Folge hat. “Du hast ihn umgebracht,” finden selbst Quinos Kumpel, dass ihr Herr und Gebieter eventuell leicht überreagiert hat, aber Quino selbst ist der Zustand seines Gegners verhältnismäßig wurscht.

Dad kommt von seiner drehbuchgemäßen Geschäftsreise zurück, findet das Haus ungefähr so aufgeräumt wieder wie des Docs Wohnung nach einem Forumstreffen, zuzüglich Maria, abzüglich Sohn. In gemeinsamen Brainstorming ermitteln die beiden tatsächlich Quino als Hauptverdächtigen für die vermuteten Schandtaten und suchen deswegen den Übeltuer in seinem luxuriösen Hauptquartier auf (für ‘nen Dritte-Klasse-Dorfschläger bewohnt der Kerl mit seinen Dutzenden Henchguys ein weitläufiges Anwesen mit fettem Swimmingpool). Quino schwört aufs Grab seiner verkauften Großmutter, über Anthonys gegenwärtigen Aufenthaltsort nicht die geringste zerebrale Information zu haben. “Lügner,” kreischt Maria und Papa Scott stößt unspezifizierte (und, wenn ich Quino wäre, mich sicherlich wahnsinnig beeindruckende) Drohungen aus. Quino greift zum Mittel der praktischen Demonstration, was passiert, wenn ihm die beiden Nervensägen noch länger gesteigert auf den Zeiger gehen und eliminiert einen unschuldigen Pfeiler des nächstbesten Treppengeländers mit bloßer Faust.

Anthony kommt indes, vermutlich auch zu seiner eigenen Überraschung, irgendwo im Regenwald, in einer besseren Bambushütte, malerisch am Fuß des gesetzlich vorgeschriebenen Wasserfalls, wieder yu sich und kuckt nicht in die Visage von Petrus, sondern ins weise Antlitz eines klassischen Kampfsportmümmelgreises (wer könnte das wohl sein? Für die richtige Antwort rücke ich mit Müh und Not einen badmovies.de-Gummipunkt raus), der ihm Kräuterkompressen auflegt und damit eine “schwere Halsmuskelzerrung” kuriert (hm, gerüchteweise leidet Anthony in der englischen Sprachfassung an einem gebrochenen Genick. Da ist mir die DF doch mal ausnahmsweise lieber, obwohl eine Halsmuskelzerrung jetzt nicht wirklich so super dramatisch klingt). Papa Scott erledigt währenddessen die ungeliebte Ehepflicht (nein, nicht die) und unterrichtet seine Noch- oder Ex-Ehefrau über das spurlose Verschwinden des Sohnemanns. In der Tradition aller Filmmütter, die nicht begreifen, dass es der Sache nicht wirklich sachdienlich ist, wenn noch jemand vor Ort rumhüpft und Panik macht, kündigt sich Mrs. Scott für den nächsterreichbaren Flieger an.

Anthony (sind es Stunden? Tage? Wochen?) wird vom weisen Alten mit asiatischen Weisheiten, weiteren kalten Kompressen, Massagen und – wie kann es anders sein – der Anleitung zum richtigen Atmen langsam gesundgepflegt. Wie genau er das anstellt, will er seinem Patienten nicht verraten, vielmehr geht der nervige Amerikaner dem weisen Orientalen schon nach kurzer Zeit gepflegt auf den Keks (irgendwie schafft Tony das bei jedem – sollte ihm irgendwann mal zu denken geben). Immer wieder erheiternd ist doch das Thema “anderskulturelle Ernährung” (führt auch zu so mystischen Weisheiten wie “du weißt nicht, ob dir etwas schmeckt, bevor du es probiert hast” – dafür brauch ich unbedingt einen alten Buddhisten, jaja). Anthony bescheinigt dem alten Sack zwar trotzdem mangelhafte Kochkunst und dem angebotenen Schlabber eine gewisse geschmackliche Scheußlichkeit, aber dafür “wird es deinen Körper von allen Schmerzen heilen!” (Weiß die Bayer AG davon?). “Dafür werde ich Bauchschmerzen kriegen,” knurrt Anthony giftig. “Möglich,” grinst der Alte (hm, typisch, ein Schmerzmittel, dessen Nebenwirkung Schmerzen sind. Ungefähr genauso sinnig wie Schlafmittel, die als Nebenwirkung Schlaflosigkeit bewirken können und Abführmittel, die Verstopfung bereiten können). Der Alte salbadert noch mehr mystisch-mythische Allgemeinplätze ab, Anthony gibt zu Protokoll, von Quino verprügelt worden zu sein, was der alte Sack mit einer verdächtig hochgezogenen Augenbraue quittiert, aber sich ansonsten nichts anmerken lässt, auch weil er seinen neuen Schützling erst mal mit seinem “geistigen Auge” vor einer Schlange bewahren muss.

Wir kommen zu einem der “Hä? Wie nu?”-Momente des Films. Mama Scott landet und wird von Papa Scott informiert, dass Anthony sich aus dem Busch gemeldet habe – er sei bei Kimura, bleibe noch ein paar Tage, ansonsten alles paletti. Mama nölt zwar die “ich will meinen Sohn zurück”-Masche (mein Gott, soll froh sein, dass sie den Knaben nicht inner Urne mit nach Hause nehmen kann, die Sumpfkuh) und ist sich überdies auch sicher, Anthony nicht in Harvard eingeschrieben zu haben (eh? Macht das nicht im allgemeinen der Student selbst und nicht sein Elter?), dass er nun in den Philippinen im Wald bei einem schrumpeligen Waldmeister auf der Bambusmatte hockt.

Das wäre insofern ja sicherlich ganz geistreich, WENN ANTHONY ZU DIESEM ZEITPUNKT SCHON WÜSSTE, DASS DER KOMISCHE ALTE KERL KIMURA IST! Weiß er aber eben nicht, denn das erzählt ihm der erst in der nächsten Szene! Im Zuge seiner allgemeinen fernöstlichen Filosofiererei hat sich Kimura nämlich Anthony als denjenigen ausgekuckt, der eine alte Schuld des Meisters begleichen könnte bzw. in diesem Sinne tätig werden könnte. Wer darauf setzt, dass jetzt die uns von Maria schon erzählte “ich-war-Goldsucher-am-Klondyke”-, äh, sorry, “mein Lieblingsschüler hat meine Kampfkunst missbraucht und deswegen muss ich Buße tun”-Geschichte kommt, hat mal wieder gnadenlos Recht. Und ausgerechnet Kampfniete Anthony, der Debilste unter den Debilen, setzt sich Kimura in den kahlen Kopf, haben ihm die Götter geschickt, um die Sünde mit Quino wieder gut zu machen. Anthony rechnet sich anhand der Schwurbeleien (JETZT) aus, dass er bei Kimura in Pflege ist (wie er von Kimura aus überhaupt seinen Dad kontaktiert haben könnte, ist mir auch schleierhaft. Telefon, Fax, Internet, Handy, das alles gibt’s bei Kimura nicht, und ‘ne Brieftaube würde der alte Zausel vermutlich in die Pfanne hauen), sieht aber der Aussicht auf Gratis-Karatestunden nicht so wohlwollend entgegen, wie man meinen sollte, weil er der nicht völlig unbegründeten Ansicht anhängt, ob Karatekenntnisse oder nicht, von Quino im erneuten Duellfall als Ringbodenwischgerät benutzt zu werden. Doch da muss sich Anthony überhaupt gar keine Sorgen nicht machen, schließlich weiß Kimura, dass Quino “keine Seele” habe (ah, wusste doch, dass alle asiatischen Kampfmönche von so was Ahnung haben. Fragt sich bloß, warum er den Seelen-Check nicht unternommen hat, bevor er Quino in eine fast unbesiegbare Killermaschine verwandelt hat). Anthony wird zwangsweise freiwillig zum Training verpflichtet (Kimura weiß nämlich, dass Anthonys “Herz” bereits zugesagt habe. Memo an Hirn: mehr Durchsetzungsvermögen einsetzen!).

Quino bekommt dieweil Besuch von Anzugträgern, vermutlich Repräsentanten der nächsthöheren Managementebene seines Verbrecherzirkels. Dass Marias Vater in einem vollkommen vernachlässigten Subplot, den wir eigentlich auch nicht wirklich vermissen würden, wenn er gar nicht da wäre, andere lokale Geschäftsleute erfolgreich zur Nichtzahlung der Schutzgelder überredet hat, wird in den Gangsterkreisen nicht gern gesehen – da muss mal dringend ein Exempel statuiert werden.

Kimura beginnt das Training seines neuen Schülers, und, weil er ganz besonders gut drauf ist (und wir ein Klischee ja erfüllen müssen, wenn es sich anbietet), verspricht er, Anthony etwas beizubringen, was er seinen früheren Schülern nicht gezeigt habe (können die jetzt nachträglich Rabatt verlangen?) – nämlich, wie man seine “innere Stärke”, die “pure Lebenskraft” in zusätzliche Energie für die schlagende Faust umwandelt (das ist jetzt aber wirklich verdammt gefährlich nahe an “use the force, Luke!”). Dann kann man nämlich auch den “Drachenschlag” ansetzen (wer sich an das Review des Sequels erinnert, weiß Bescheid) – dieser Super-Special-Move, der auf einem Nintendo-Gamepad vermutlich nur mit einer fingerverknotenden Sechs-Button-Kombination ausgelöst werden könnte, zaubert einen bläulich schimmernden Spezialeffekt, ein paar sirr-firr-Geräusche und versetzt seinen Anwender in die Lage, durch ein Blatt Papier einen Baum durchzuhauen, ohne ihn tatsächlich physisch zu berühren (den olympischen Regeln entspricht da aber sicher nicht…). Bevor Anthony diese Königsdisziplin allerdings ausprobieren darf, muss er profanere Dinge wie Fische mit einem Holzspeer fangen, mit Nunchakos rumwirbeln und das beliebte Melonen-Ausweichen abhaken. Dann verbindet Kimura ihm die Augen (weil, nur dann ist man wirklich gut und in der Lage, auf seine innere Stimme und Kraft zu hören, obwohl Bruce Lee sicher beipflichten würde, dass man mit verbundenen Augen nur eine höhere Wahrscheinlichkeit eingeht, heftig eins auf die Kauleiste zu beziehen). Anthony gelingt es mit eben dieser Augenbinde eine unschuldig am Wegesrand grasende Kuh (!) mit dem Drachenschlag zu plätten (!!) (ungelogen, der Wiederkäuer klappt bewusstlos zusammen. I am so impressed!! In Indien unterliegt der Streifen sicher einem Aufführungsverbot. Wo muss ich die Auswanderungsunterlagen beantragen?).

Keine Ahnung, wie viel Zeit vergehen soll, aber ich schätze, nicht wirklich viel (da die, hüstel, Parallelhandlung um Quino und das bewusste Exempel nicht weiter vorangetrieben wird), also gehen wir mal wider besseres Wissen davon aus, dass Dumpftröte Anthony ein Naturtalent ist und innerhalb von ein paar Tagen die gesamte asiatische Kampfkunst mit Löffeln gefressen hat. Kimura sülzt offscreen herzigen Blödschwurbel wie “ich helfe dir dabei, ein Mann zu werden” (“In just seven days I can make you a ma-aa-aa-a-aa-a-aa-n”, würde Frank’N’Furter singen) und überreicht seinem neuen Lieblingsschüler feierlich den seit Jahrhunderten im Familienbesitz befindlichen “Goldenen Kimono“ (hoffentlich wenigstens zwischendurch mal gewaschen… Und überhaupt: was macht eigentlich ein Japaner, was ein Kimono-tragender Kimura offensichtlich ist, auf den Filipines? Hat Nippon ihn schon wegen erwiesener Doofheit ausgewiesen?). Maria holt Anthony ab und geht mit ihm ein Käffchen trinken. Im Hintergrund brennt’s, was Anthony nicht wirklich interessant findet, bis Maria ein paar geistige Connections wie “Feuer”, “eigene Adresse”, “hm,”, “PANIK” durchgegangen ist und geschnallt hat, dass Quino den Laden ihres Papas hat anzünden lassen. Dummerweise wohnt die Familie auch im selben Haus und der kleine Kid-Brother von Maria ist allein daheim. Anthony kann seine neu erwachten Heldengene ausprobieren und den Kurzen zu allgemeiner Begeisterung aus dem flammenden Inferno retten. Papa Scott sieht klar: Das war Brandstiftung, und in einem Anfall ungeahnter Zivilcourage beschließt er – Anzeige zu erstatten. Boah, das hat Überwindung gekostet. Nicht, dass wir diesen Plotpunkt in irgendeiner Form weiterverfolgen würden. Aber der Chronist, eh, chroniert (gibt’s davon ein Verb? Wenn nicht, bitte ich mich als Erfinder des Wortes “chronieren” in den Duden aufzunehmen. Vergangenheitsformen: “chroniert, gechroniert”. Deklination auf Anfrage).

Jetzt wird’s langsam Zeit für den Showdown (oder anders ausgedrückt: allerhöchste Zeit, dass in diesem Film überhaupt IRGENDETWAS passiert, das den schmucken Titel Karate Warrior verdient). Daher schalten wir direkt um zum Halbfinale des Turniers, das von tausenden begeisterten Zuschauern gefeiert wird und offensichtlich nach den alten Wimbledon-Regeln organisiert ist – sprich: der Titelverteidiger ist fürs Finale gesetzt und braucht sich mit Lächerlichkeiten wie dem ordentlichen Gang durch die Runden nicht zu befassen. Vielmehr kann Quino gelassen die Darbietungen seiner Möchtegern-Entthroner in aller Ruhe aus der ersten Reihe ansehen. Die Kämpfe haben eine Durchschnittsdauer von 10 Sekunden und enden in aller Regel mit k.o. (hübsch allerdings finde ich, dass der Ringrichter sich selbst bei einem Niederschlag, bei dem dem Unterlegenen sprichwörtlich die Zeichentrickvögelchen um die Birne flattern, noch von den Kampfrichtern bestätigen lässt, wer der Sieger ist… In den Kerl hätte ich jetzt nicht uneingeschränktes Vertrauen, was sachgemäße Kampfleitung angeht). Irgendwann sind vier Halbfinalisten übrig. Quino überrascht Jury, Publikum und Gegner mit dem spontanen Antrag, es mit allen vier auf einmal aufnehmen zu dürfen, was positiv beschieden wird (das Regelwerk dieses Turniers wird also offenkundig ausgewürfelt). Wer meint, er könnte es vielleicht jetzt mit einer wirklich ausführlichen Action-Szene zu tun haben, kennt die FSK nicht. Dank der wüsten Schnippelei dauert das ganze Spektakel ungefähr 30 Sekunden und an deren Ende haben wir zwar keine rechte Ahnung, WIE Quino das angestellt hat, aber die vier Gegner krümmen sich allesamt im Ringstaub.

Das scheint selbst dem Ringrichter ein wenig peinlich zu sein, jedenfalls mag er Quino nicht einfach so zum Sieger erklären. Falls sich jemand aus dem geneigten Publikum gewillt sieht, gegen Quino anzutreten… (was für ein Turnier! Wozu Quali-Kämpfe, wenn jeder Depp aus dem Publikum gegen den Finalisten antreten kann? Könnt ihr gleich ‘ne Kirmesbude aufmachen und “1000 Dollar für den, der Quino umhaut” grölen). In der aller-aller-aller-aller-allerletzten Sekunde (genau genommen, eine Sekunde, nachdem der Ref mangels freiwilliger Herausforderer zur Siegerehrung schreiten will) meldet sich – ta-daa – Anthony, der dem Treiben bislang relativ dumm aus der achtzehnten Reihe mitte im Kreise von Freundin und Eltern zugeschaut hat. Mama reagiert mit dem für diesen Teil der Elternschaft typischem “oh-mein-Gott-mein-Baby!”-Geheule, der pragmatisch orientiertere Dad plädiert dafür, dass Anthony doch soll, wenn er will (das College kostet eh ‘n Haufen Geld, kann man sich sparen, wenn Anthony sich jetzt noch schnell totprügeln lässt). Anthony streift sich den Goldenen Kimono über (zwecks größerem Tränendrückfaktor gereicht von Marias Kiddie-Bruder, auf den und seine großen Kinderaugen wir noch ein paar Mal im Verlauf des Schlussfights schalten werden) und schreitet zur großen Quino-Bestrafung. Relativ mühelos schickt Anthony Quino zweimal auf die Bretter (und Mama Scott klammert sich schon ganz aufgeregt an Papa Scott, so wird ganz nebenbei noch eine Ehe gerettet). Quino stößt wüste Drohungen aus und irgendwie, der Geier weiß mal wieder, wie genau, gelingt es ihm, das Kampfglück zu wenden und Anthony die Moleküle im Ringboden aus nächster Nähe zählen zu lassen (ersichtlich hat die FSK bzw. wer auch immer sich für den Schnitt zuständig fühlte, die Marschroute ausgegeben, nur nix zu zeigen, was dem Helden irgendwie wehtun könnte). Es gelingt Anthony, in seine Ecke zu krauchen, wo sich aus dem Nichts Kimura hinmaterialisiert hat (der vorher ganz gewiss nicht am Ring und auch nicht mal überhaupt bei dieser Veranstaltung war – wenn er eine glitzrige Aura hätte, würde ich das wirklich für eine Star Wars-gefallener-Jedi-Appearance halten). Kimura hat die Augenbinde dabei und knipst damit bei Tony die Lichter aus. “Jetzt kannst du den Drachenschlag anwenden;” hustet ihm der alte Knabe ins Ohr. Daddy Scott ist furchtbar stolz darauf, wie sein Sohnemann mit verbundenen Augen durch den Ring irrt. “Er kann nichts sehen,” informiert uns hilfreicherweise einer der Kampfrichter, falls wir dies tatsächlich nicht mitbekommen haben sollten (damn, und ich dachte, er hat den Röntgenblick). Anthony umkurvt einige Attacken des bösen Quino, setzt den Drachenschlag an, der Special FX sparkled, Quino klappt wie ein Taschenmesser zusammen. Jubel, Trubel, Heiterkeit! “Quino hat verloren,” stellt unser besonders aufmerksamer Kampfrichter fest (da ist man wirklich froh, solche Experten in der Jury zu haben. Aber Dieter Bohlen bewertet ja auch Superstars…). Kimura lächelt weise und verzupft sich in sein mystisches Realm, während die glücklichen Eingeborenen ein Feuerwerk abfackeln.

Die schönste Fiesta ist einmal zu Ende. Anthony muss wieder heimfliegen. Maria macht traurige Kulleraugen, aber Anthony drückt ihr die 2000 Dollar Siegprämie in die Patschhand, verbunden mit der Auflage, sich dafür ein Flugticket in die USA zu kaufen (da aber in Teil 2 von Maria nicht die Rede ist, gehe ich davon aus, das Mädel hat die Kohle clevererweise in ‘ne Playstation, ein Auto oder Aktien von Borussia Dortmund investiert. Allemal sinnvoller). Dad hat durch das glorreiche Beispiel seines Sohnes auch seinen journalistischen Biss und seine Integrität wiedergefunden und sich entschieden, mit wieder angelachter Frau und Sohn zurück nach Amiland zu fliegen. Sein Haus schenkt er Maria (!) – gut, jetzt weiß sie zumindest, was sie mit Anthonys Siegprämie anfangen kann – Grundsteuer zahlen. Anthony steigt in den Stock-Footage-Flieger, flashbacked nochmals Kimuras “ich helfe dir, ein Mann zu werden” ein, und dann ist auch schon Schluss.

Okay. Ich weiß es ja. Ich bin ja nicht ganz doof (nur so doof, mir immer wieder üble Filme anzusehen). Ein Streifen wie Karate Warrior hat seine Produktionskosten vermutlich schon in der Sekunde durch Auslandslizenzen etc. eingespielt, in der die erste Klappe fällt. Und gilt dann wohl, besonders wenn das Budget ca. 28 Paletten Spaghetti und drei Kisten Lambrusco betragen hat. Dennoch – selbst unter diesen Bedingungen wundert mich, dass aus Karate Warrior ein, hust-hust, Franchise werden konnte. Aber wir reden halt auch von Italien und seinen Filmverbrechern, und da ist so ziemlich alles möglich.

Karate Warrior schleppt sich über seine besonders in der geschnittenen Fassung, die ich erdulden musste, ernüchternd langatmige Laufzeit, ohne auch nur den Anflug einer einzigen kreativen, originellen oder wenigstens nicht auch schon 1987 zu Tode gerittenen Idee aufzuwenden – vom Kreativstandpunkt her eine absolute Null-Lösung (kommt halt davon, wenn eine filmische Null wie Fabrizio de Angelis das Problem “einen unterhaltsamen Film drehen” lösen will, haha, gez. Der Meister des Wortspiels). Mehr als ein rudimentär erkennbarer Plot aus der Klamottenkiste des Kinos, der ganz besonders im Kampfsportfilm nun wirklich auch seinerzeit keinen Hund hinterm Ofen vor locken konnte (oder gab es jemanden, der ernstlich Karate Kid nebst Sequels als “originell” bezeichnete? Nett vielleicht, aber “originell”?), ein paar pseudoexotische Locations (wobei die Philippinen, jetzt mal rein location-mäßig gesehen, halt nun aber auch nicht gerade Thailand oder China oder Japan ist. Sprich, in den drei genannten Ländern steht halt an jeder Ecke ein alter Tempel rum, den man mehr oder weniger geschickt als interessante Kulisse für seinen Film nutzen kann. De Angelis hat nicht mehr als einen Wasserfall und einen Sonnenuntergang zu bieten – und ob man deswegen nu extra umme halbe Welt kurven musste, bin ich nicht sicher. Da hätte der gute Mann sich ein paar Lire sparen können und den ganzen Krempel in Rom drehen können. Da wären wenigstens antike Bauten verfügbar [andererseits lässt sich auf den Philippinen vermutlich besser Urlaub machen als in Rom, wenn man selbst Italiener ist]).

Bin ich mal wieder unfair – da versucht der Film, vielschichtig und virtuos verschiedene Handlungsebenen einzuführen, und es ist mir auch nicht recht. Dabei bietet Karate Warrior neben dem bloßen Haudrauf-Part einen spannenden Kriminalthriller, eine ergreifende Liebesgeschichte und ein psychologisches Drama um die Bewältigung von Lebens- und Ehekrisen. Weia. Das hat jetzt hoffentlich niemand ernstgenommen… Weil die eigentliche Story beim besten Willen nicht abendfüllend sein will (bzw. Kim Stuart und sein Charakter Anthony nicht mal ansatzweise interessant genug sind, einen Film zu tragen), füllt de Angelis den Streifen nach Gutdünken (d.h. keinesfalls irgendwie sinnvoll oder schlüssig über den Film verteilt) mit den oben angesprochenen Versatzstücken. Dass Quino für irgendein Gangstersyndikat arbeitet, schlägt genauso nur drei-vier Minuten Laufzeit tot (vermutlich wollte de Angelis seinem Publikum nicht zuviel fernöstliche Mystizismen am Stück zumuten und unterbrach daher die Trainings-Montage mit diesem Interludium), Maria ist als Love Interest für Anthony noch verschenkter als es Love Interests in gülligen Kampfsportdramen normalerweise schon sind (selbst wenn man den allerkältesten Plotkniff, ein kleines Eifersuchtsdrama, schließlich hätte Quino ja auch auf Maria stehen können, eingebaut hätte, hätte das dem Film geholfen), und Mum und Dad Scott – ich weiß nicht, was soll es bedeuten – wieso muss ein italienisches Plagiat eines US-Schinkens auch noch versuchen, in treuer Disney-Manier auch noch zerbrochene Familien zu kitten und in einem weggeworfenen Plot-Punkt (nämlich Papas journalistischer Vergangenheit, die auch so was von überhaupt nichts zur Sache tut) sogar noch Anti-Atomenergie-Propaganda (was ich normalerweise recht sympathisch finden würde) anzusprechen. Da hätten sich de Angelis und sein Co-Autor lieber hinsetzen sollen und eine etwas glaubhaftere, nachvollziehbarere und himmelnochmal interessantere eigentliche Hauptgeschichte ausdenken können. Anthony ist für den üblichen naiven US-Touristen viel ZU blöde (das geht als Naivität nur insofern durch, wenn wir George W. Bush als einen durchschnittlich intelligenten Amerikaner einstufen, und das will ich diesem Volk nun doch nicht unterstellen), Quino hat keine wirkliche Motivation, keinen Background – es wäre ganz nett gewesen, wenn man ein paar Reizpunkte gesetzt hätte, die mit Kimuras und Quinos gemeinsamer Vergangenheit zu tun gehabt hätten (eine direkte Konfrontation der beiden wäre ja leicht zu bewerkstelligen gewesen), aber der Film verschenkt die wenigen Möglichkeiten, die ihm das uninspirierte Nachäffen schon nicht besonders aufregender US-Ware lässt, ungenutzt.

Filmisch ist Karate Warrior auch alles andere als ein Meisterwerk. Ich muss natürlich noch einmal erwähnen, ich habe hier die FSK-16-Fassung vorliegen und die ist nach allem, was ich ermitteln konnte, satte 12 Minuten kürzer als die ungeschnittene Fassung, aber auch uncut bleiben einige der Probleme durchaus bestehen – Fabrizio de Angelis, der von der Produzentenseite her auf den Regiestuhl wechselte, ist von Haus aus nicht der begnadete Regisseur – er weiß ungefähr, was er tut, aber ein Lucio Fulci wirkt gegen ihn wie ein Regiegott – man kann über Fulci lästern, was man will, der Mann hatte zumindest einen eigenen, erkennbaren Stil, während de Angelis alias Larry Ludman halt einfach das filmt, was ihm vor die Linse läuft. Das ist alles furchtbar unspektakulär und – mein Lieblingswort – uninspiriert. Selbst in vergleichsweise “aufregenden” Szenen (bzw. solche, die es sein sollen) stellt sich kein Schwung ein, kein Drive, kein Tempo (vergleiche die Motorrad-Verfolgungsjagd, gegen die eine Ferrari-Demonstrationsrunde im Schritttempo aufregend ist). Da wird einfach abgefilmt, ohne sich Gedanken über bestmögliche Wirkung zu machen – Kameraführung und Schnitt sind ebenso einfallslos, nie gelingt es dem Film, ein Überraschungsmoment zu zünden, den Zuschauer mit einem unerwarteten Stilmittel aus der Reserve zu locken (ja, ich weiß, ich verlange wieder mal Unmenschliches von italienischen Dünnbrettbohrern, aber ich gebe ja die Hoffnung nicht auf). Gut, es fällt dem Zuschauer nicht permanent aufgrund gezeigter handwerklicher Inkompentenz das Essen aus dem Gesicht, aber es ist für einen italienischen Schundfilm alles so… bieder-langweilig.

Das liegt sicher auch an der unglücklichen Struktur des Films – bis zur erste Szene, die überhaupt daran erinnert, dass wir es nominell mit einem Karate-Film zu tun haben, dauert es über 20 Minuten, die mit belanglosem Familiendrama, halbseidener Comedy und viel viel dummen Gelaber gefüllt werden; die Zielgruppe, nämlich die, die einen flotten Klopperfilm sehen wollen (zwar bemüht sich der Streifen, inhaltlich simpel genug für ein jugendliches Publikum zu sein, aber, wie immer, wenn man in einem Land dreht, wo man sich um Altersfreigaben nicht weiter scheren muss, ist das ganze letztlich “uncut” zu blutig, um einem teutonischen Jugendlichen zugemutet werden zu können), dürfte bis dahin sanft entschlafen, randalierend gen Bierkasten weitergezogen oder “Bruce Lee gegen die Monster-Mutanten vom Mars” in den Player eingeworfen haben. Nach diesem kurzen Aufflackern tatsächlicher Martial Arts dauert es verdammt lange, eigentlich bis zum Showdown, bis überhaupt wieder Karate eine Rolle spielt – zwei Karate-Szenen, eine nach zwanzig, die andere (in der gekürzten Fassung) nach etwa 75 Minuten; das ist nicht gerade viel – vor allem, wenn der nominelle Held gerade mal in einer davon was zu tun hat. Und der Rest dazwischen halt nicht gerade prickelnd, zumal unseren italienischen Hacks auch nichts annähernd neues einfällt, “ihre” Trainingsmontage von einer x-beliebigen anderen B-Karate-/Kickbox-/Kung-fu-Film-Trainingsmontage zu unterscheiden. Ausnahme – der lächerliche Drachenschlag natürlich, der mit seinen ebenso lächerlichen Spezialeffekten für ein paar halbseidene Grinser im Publikum sorgen könnte.

Letztlich ist aber Karate Warrior nicht inkompetent genug, um sich auf dieser Ebene über den Film amüsieren zu können. Er is einfach nur langweilig – nur die Musik des vielbeschäftigten Komponisten Simon Boswell, der ganze Heerscharen italienischer Filmanschläge akustisch begleitete, klingt gelegentlich fetziger, als es der Streifen verdient hat (typische 80er-Jahre-Synthipop-Mucke a la Miami Vice).

Ihr erwartet natürlich zu Recht noch ein paar Worte über die Schauspieler. Kim Stuart Rossi ist ein charismafreies Schmalhemd, dem Ausstrahlung, Screenpräsenz, darstellerische Klasse und die Fähigkeit, ein Martial-Arts-Scheingefecht einigermaßen glaubhaft rüberzubringen (das wenige, was man in der FSK-16-Fassung davon sehen kann). Stammleser können sich an meine Einschätzung zu seiner Darbietung in Karate Warrior 2 erinnern. Im ersten Teil ist Herr Rossi auf keinen Fall besser.

Jared Martin kennen und lieben wir noch aus Fulcis Schlacht_der_Centurions, Aenigma und Dallas. Ich würde sagen, dass er sich hier in einer Rolle, die absolut unnötig ist und aus der auch andere Mimen keinen Gewinn ziehen könnten, verschleißt, wenn man davon ausgehen könnte, dass Mr. Martin auch nur einen Funken seines schauspielerischen Potentials abgerufen hat. Kann man aber sicher nicht, denn gedungene US-Schauspieler, die drittklassige Rollen in fünftklassigen italienischen Güllefilmen spielen müssen (gegen Karate Warrior ist Schlacht der Centurions zweifellos GANZ GROSSES KINO, und das völlig ironiefrei), taten sicher nicht mehr, als sich einen Gagenscheck abzuholen und dafür körperlich präsent zu sein.

Ähnliches gilt für Janet Agren, die seit den frühen 70ern in zahllosen Italo-Exploitern der gröberen Machart mit von der Partie war: Eaten Alive, City of the Living Dead und Per Sempre seien hier nur exemplarisch angeführt. Für sie gilt noch extremer als für Martin, dass sie in dem Film überhaupt nicht gebraucht wird.

Ken Watanabe sollte sich für eine Vorstellung, die Pat Morita zum Harakiri treiben würden, in Grund und Boden schämen (in Teil 2 war er wenigstens gelegentlich leidlich amüsant, hier ist nichts als eine ziemlich debile Fortune-Cookie-Sprücheklopfer-Ausrede). Janelle Barreto als Anthonys Love Interest leidet darunter, dass ihr das Drehbuch auch nix taugliches ins Script geschrieben hat, und Enrico Torralba fehlt als Quino jegliche Ausstrahlung (womit er zumindest mit dem nominellen Helden der Plotte auf einem Level ist. Ist ja auch was, irgendwie).

CTI bringt Karate Warrior gekürzt in deutsche Wohnstuben. Der Vollbildtransfer (ein ganz minimales Letterboxing lässt sich feststellen) ist ziemlich grobkörnig. Kanten- und Detailschärfe wissen nicht zu überzeugen, gelegentlich wird’s doch recht unscharf, ein paar Nachzieher sind ebenfalls zu vermelden und die Kompression gibt doch auch relativ schnell den Geist auf. Der Kontrast erreicht allenfalls durchschnittliche Werte, dafür gibt’s einige Verunreinigungen im verwendeten Print und die ein oder andere Bildstörung. Wie so oft verteilt CTI den Hauptfilm auf drei Titel mit der Folge, dass beim Titelwechsel Hänger eintreten.

Seltsamerweise findet sich auf der Disc neben der deutschen auch noch eine spanische (!) Sprachfassung (immerhin, das scheint anzudeuten, auf welchem Master die DVD-Veröffentlichung beruht). Die deutsche Sprachfassung (beide Spuren schimpfen sich Dolby 2.0) kommt mit einem vernehmlichen Grundrauschen und neigt in höheren Tonlagen und besonders in Punkto Musik zu heftigem Knarzen. Die Dialoge bleiben aber verständlich. Die spanische Sprachfassung (ja, ich hab reingehört) leidet unter den extrem heruntergedrehten Geräuscheffekten, einer kaum mehr bemerkbaren Musik und einer offensichtlich nicht voll durchgezogenen Synchronisierung (d.h., was nicht unmittelbar wichtig für die Story ist, wird nicht erst übersetzt, so z.B. Flughafendurchsagen etc.).

Extras gibt’s, wie bei CTI usus, keine.

Fazit: Karate Warrior 1 ist, kaum zu glauben, sogar noch übler als das Sequel (womit Karate Warrior 2 damit zwanglos in den erlauchten Kreis der “Sequels, die besser sind als das Original” aufgenommen werden kann und künftig in einem Atemzug mit The Empire Strikes Back genannt werden kann) – eine absolut überraschungsarme, abgegriffene Plotte voller Logikfehler, nichts zur Sache tuenden Abschweifungen, zu wenig Action-Szenen, die zudem in der FSK-16-Fassung nur noch zu erahnen sind, gespielt von unmotivierten und/oder talentlosen Akteuren und auf die denkbar uninteressanteste Weise gefilmt. Da seh ich mir dann doch lieber noch mal Ralph Macchio an. Die ungeschnittene Fassung sollte zumindest ein paar blutige Kloppereien zu bieten haben, aber entscheidend helfen kann das dem Film sicher auch nicht mehr. Ich bitte, davon Abstand zu nehmen, mir weitere Teile der Serie zur Verfügung zu stellen, mir reicht’s… (Pussy! – Future Doc)

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 2


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