Karate Tiger 3 – Der Kickboxer

 
  • Deutscher Titel: Karate Tiger 3 - Der Kickboxer
  • Original-Titel: Kickboxer
  •  
  • Regie: Mark DiSalle, David Worth
  • Land: USA
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    Kurt Sloane (Jean-Claude van Damme)
    Eric Sloane (Dennis Alexio)
    Xian Chow (Dennis Chan)
    Tong Po (Michel Qissi (als Tong Po))
    Winston Taylor (Haskell V. Anderson III)
    Mylee (Rochelle Ashana)
    Freddy Li (Steve Lee)
    Tao Lin (Richard Foo)


Vorwort

Meinen alten Freund Jean-Claude van Damme hab ich auch schon lang nicht mehr besucht, die Reviews zu Replicant und Order,_The (USA 2001) sind lange her und abgesehen davon handelt es sich bei den beiden Streifen auch um ziemlich aktuelle Vehikel aus Phase 3 seiner Karriere (Downfall & Sort-of-Comeback). Ab und an wühle ich ja in meinem „Backprogramm“ und da fiel mir dann doch tatsächlich mein altes „Karate Tiger 3“-Tape in die Hände, das es seinerzeit als Gratisdreingabe zu einer „VideoPlay“-Ausgabe gab (ach, die Zeiten, als es noch halbwegs lesenswerte Video-Magazine gab… ich vermisse die gute alte „VideoPlus“). Ist zwar die gekürzte FSK-16-Ausgabe (d.h. die Version, die noch gekürzter ist als das alte FSK-18-Verleihtape), aber das war mir dann auch schon egal – für ein zünftiges Tranchieren des Films ist so eine Version ja eher noch geeigneter, da man nicht von den blutigen Kämpfen von filmtechnischer Stupidität abgelenkt wird.

So, to set the mood, ein paar kurze Worte noch… 1988 hatte unser aller Lieblingsbelgier (no offense intended, dear Bart) mit Bloodsport seinen Durchbruch gefeiert (und Bloodsport ist ja auch sicher einer der besseren modernen Martial-Arts-Klopper) und der Golan-Globus-Schmiede Cannon einen der wenigen veritablen Hits beschert. JC konnte sich für sein nächstes Projekt daher „künstlerische Kontrolle“ sichern, steuerte die Story bei und übernahm eigenhändig die Kampfchoreographie und Regie der Action-Szenen.

Mehr als ein weitgehend plotloses Rachedrama fiel dem guten Mann aber dann auch nicht ein, und so höre ich Euch schon erleichtert aufatmen – aus einen Film, dessen Story man bequem in einem Satz zusammenfassen kann (und dabei auch ohne Zeichensetzung auskommt), kann man doch unmöglich ein ewig langes Review stricken. Mal sehen, ob ich Euch überraschen kann 😉


Inhalt

Wir steigen ein in einen Kampf um die Weltmeisterschaft im Profi-Kickboxen. Es treten an Eric Sloane, der unumstrittene Meister im Superschwergewicht (ächz… Superschwer??? Darunter stell ich mir einen Schrank im Lennox-Lewis-Format vor und nicht einen Hänfling von Sven-Ottke-Ausmassen… aber ich bin ja nicht Erkan oder Stefan und deswegen kein Kickbox-Experte, vielleicht sind die Gewichtsklassen da anders gestaltet), und ein namen- und entsprechend chancenloser schwarzer Gegner. Tja, da Eric der angesprochene Hänfling (okay, Muckis hat er durchaus) ist, kann er nicht JCvD sein – der steht nämlich an Erics Ecke, hört auf den Namen Kurt und ist das traute kleine Brüderchen von Eric. Der, nämlich Eric, wischt mit einem Gegner den Fussboden auf und schickt ihn in Runde 4 endgültig auf die Bretter, zur Begeisterung der TV-Kommentatoren (was mich an amerikanischen Sportfilmen immer wundert – jegliches Sportereignis von der Weltmeisterschaft im Hallenhalma bis zu Baseballspielen der Hintertuxheimer Kinderliga wird zumindest im Radio live übertragen… andererseits, in einem Land, das Holzfällen als ernsthafte sportliche Disziplin begreift, ist schätzungsweise alles möglich – und unser sogenanntes Deutsches Sportfernsehen quält den Zuschauer mit mit „Fernfahrer TV“… yikes, I´m in da wrong country).

Die Journalistenmeute erkundigt sich nach dem nächsten Gegner – viel gibt es nicht mehr, da Eric schon alles umgehauen hat, was sich ihm vor die Fäuste gestellt hat. Einer der Pressevertreter wirft „Thailand“ in den Ring (ha-haa, ein Wortspiel) und Eric outet sich als typischer ignoranter Yankee – „Boxen die da auch?“ Brüderlein muss ihm verklickern, dass die Thailänder das Kickboxen buchstäblich erfunden haben. „Na, dann auf nach Taiwan,“ entblödet sich Eric nicht zu grinsen und eine Screensekunde später ist das Brüderduo schon in Bangkok und sieht sich per Bootsfahrt die diversen Sehenswürdigkeiten der südostasiatischen Metropole an (und ich meine ausnahmsweise nicht die, die vor den Bordellen rumstehen) – der dazu laufende Titelsong bemüht sich verzweifelt, Murray Head´s alten Hit „One night in Bangkok“ so genau wie möglich zu imitieren, ohne einen offenen Plagiatsprozess zu riskieren. Eric schnappt sich eine hübsche kleine Nutte zum Zeitvertreib, entgegen Kurts Warnung, dass er eine Woche vor dem Fight sich lieber um Training kümmern sollte, aber Eric ist der Ansicht, dass er seinen Gegner eh den Ringstaub überprüfen lassen werde. Kurts Mahnung, den Opponenten nicht zu unterschätzen, bläst Eric leichthin in den Wind. Strafe folgt auf dem Fusse mit sexuellem Versagen beim Beischlafversuch (jaja, anabole Steroide fördern die Impotenz, das lernt man doch heute schon in der Schule – ich fürchte allerdings, dass dies weniger als Botschaft für dopende Bodybuilder gedacht war als als günstige Gelegenheit für einen billigen Gag). Da´s mit Geschlechtsverkehr nichts wird, entscheidet sich Eric tatsächlich dafür, im nächstbesten öffentlichen Park mit Kurt zu sparren, natürlich nur um das kampftechnisch etwas minderprivilegierte Bruderherz wegen dessen tänzelnden und nicht sonderlich kraftvollen Stils zu hänseln.

Fight Night – Eric soll sich dem amtierenden thailändischen Meister Tong Po (mit so einem Namen muss man ja EEEVIL sein) stellen. Die Halle gleicht einem Hexenkessel und Kurt bemerkt beim Vorkampf, den sich Eric, zugunsten seiner diplomierten professionellen Vorbereitung, schenkt, dass die Thailänder ein wenig anders boxen als die sauberen US-Boys. Entsprechende Warnungen werden von Eric wieder einmal weggewischt (es wird ein böses Ende mit dir nehmen, Jung´!) Kurt, der von Eric zum Eisholen (wie in „Eis zum Kühlen“, nicht Speiseeis) geschickt wird, entdeckt Tong Po bei seinen Vorbereitungen – und der drischt mit seinem nackten Schienbein auf eine Säule ein, dass der Putz von der Decke rieselt – yep, that´s power, my friend. Tong Po bemerkt den Spökenkieker und macht eine freundliche, universell verständliche „den kill ich“-Geste, worauf Kurt panisch zu Eric rennt und mit allen Mitteln und Tricks versucht, seinen immer noch reichlich arroganten Bruder zum Verzicht zu bewegen, so dass Eric schlussendlich sogar die Vertrauensfrage stellen muss, um Kurt in seiner Ecke zu behalten.
Im Ring stellen sich die zu erwartenden Konsequenzen ein. Eric ist mit dem schmutzigen (Thailand=Ausland, also unvorstellbar, dass die primitiven Wilden dort etwa fair kämpfen würden) Kampfmethoden seines Kontrahenten heftigst überfordert und findet sich innerhalb von zehn Sekunden erstmals auf der Matte wieder. Die Menge ist begeistert, Tong Po tritt Eric mächtig in den Arsch und der aufrechte Amerikaner überlebt mit Müh und Not die erste Runde. Kurt versucht weiterhin, Eric zur Aufgabe zu bringen, aber der Edle Amerikaner gibt natürlich nie auf. „Wenn er es schmutzig haben will, kann er es haben,“ grumpft Eric und handelt sich mehr Prügel ein. Tong Po kickt Eric gen Lala-Land und schubst schändlicherweise das von Kurt kurzerhand geworfene Handtuch aus dem Ring, um dem hilflosen Gegner mit einem gezielten Powerschlag das Rückgrat zu brechen (Bloodsport, anyone?) In Rage stürzt sich Kurt in den Ring, fliegt postwendend ins Publikum, wo er auf einem sarcastic black guyTM landet. Tong Po zerreisst im Ring zur Ekstase seiner Fans Erics kostbaren Weltmeistergürtel (keinen Respekt vor amerikanischen Kulturgütern, diese Thailänder) und Eric wird per Trage aus der Arena gekarrt und dort vor der Tür, auf Geheiss des örtlichen Chefmafioso, einfach stehengelassen. Tja, das ist ein klarer Fall von „du hast´s nicht anders verdient, Meister“. Zum Glück für die Sloanes entpuppt sich sarcastic black guy als Freund und Helfer (und überdies Ex-Special-Forces-Mann) Winston Taylor, der mit seinem Van den vor sich hin leidenden Eric in ein Hospital schafft, wo der Doc nach ewig langer OP das drakonische Urteil „Querschnittslähmung, irreperable Rückenmarkdurchtrennung, wird nie wieder laufen können“ verkündet. Kurt flippt ein wenig aus, Taylor beruhigt ihn, und der Doc teilt noch mit, dass Eric von Glück sagen könne, dass er überhaupt noch lebt und frühstens in drei Monaten verlegt werden kann.

Insert BIG CHARACTER MOMENT für Kurt, der tränenüberströmt Rache schwört. Ich bin oft und gern mit der These zur Hand, dass JCvD bester Schauspieler unter den Haudraufs der Branche ist, aber nach dieser Szene bin ich geneigt, mein Urteil zu revidieren. Taylor hält die Rachepläne für Blödsinn und macht klar, dass er unter gar keinen Umständen niemals nicht Kurt dabei helfen wird (go figure), simply weil Kurt seines Erachtens nicht gut genug ist, um gegen Tong Po anzutreten (woher will er das wissen? Hat er Kurt jemals kämpfen sehen?). „Dann werde ich gut genug,“ knurrt Kurt entschlossen und wandert dann erstmal zu noch mehr schrecklicher 80er-Jahre-Pop-Balladen-Mucke durch Bangkok (more scenery), bis er schliesslich ein Muay-Thai-Trainingshalle findet, hereinspaziert, verkündet Muay Thai lernen und Tong Po schlagen zu wollen. Die versammelten Muay-Thai-Kämpfer halten das für einen echt gelungenen Witz (was beweist, dass die Kämpen Bloodsport noch nicht gesehen hatten). Solch demotivierende Erlebnisse wiederholen sich solange, bis der heimlich folgende Taylor mitleidig genug ist, Kurt aufzugabeln und ihm vom einzigen Kerl, der blöde genug sein könnte, Kurt zu trainieren, bereichtet, einem gewissen Meister Xian. Kurt wünscht sofortige Kontaktaufnahme, aber Taylor legt fest, dass erst einmal ordentlich gesoffen wird, und zwar in einem „gemütlichen“ Lokal. Dieses entpuppt sich als viertklassiger Night Club mit jeder Menge halbnackter Thai-Go-gos. „Von Schlampenläden hatte ich die Nase voll,“ grinst Taylor und setzt den potentiellen Touristen über die Attraktivität und Qualität des thailändischen Nachtlebens ins Bild. Okay, der einzige Grund für diesen Ausflug in die Halbwelt ist, dass wir hier Taylors dramatischen Character Background serviert bekommen. Taylor ist ein Überbleibsel des Vietnamkrieges, der nach Kriegsende in der Gegend blieb und sich zunächst als Drogen-, jetzt als Waffenschmuggler seine Brötchen verdient (es geht nichts über sympathische Heldenfiguren) und Kurt deswegen hilft, weil er dereinst (mich wundert, dass das ohne Flashback abgeht, aber die gab das Budget wohl nicht her) einen Kumpel, den er wie einen Bruder liebte, im Stich gelassen hat. Gut, das ist erledigt (obwohl´s keine Sau interessiert), also können wir am nächsten Morgen ins thailändische Hinterland cruisen (insert malerische Landschaftsaufnahmen here), wo Taylor Kurt vor einer Hütte in TMON (The Middle Of Nowhere) mit einem Schulterklopfen und einem „provozier den Mann nicht“ stehen lässt und sich wegen wichtiger Geschäfte entschuldigt. Als tumber Amerikaner stolpert Kurt natürlich in die erstbeste Falle, die Xian für ungebetene Besucher installiert hat und kann so die Begrüssungsprozedur kopfüber an einer Schlinge von einem Baum hängend bestreiten. Xian teilt ein paar absolut angebrachte „blöde Amerikaner“-Jokes aus, macht aber dabei den Fehler, sich auf Erics Kampf zu beziehen, worauf Kurt sich als Bruder outet. „Rache ist ein schlechter Ratgeber,“ konfuziust Xian, „aber eine gute Motivation“, entgegnet Kurt (und ich dachte immer, sie sei ein Gericht, das am besten kalt serviert wird…). Xian befreit Kurt aus seiner Unpässlichkeit, demonstriert kurz seine Skills, stellt fest, dass Kurts Verteidigung beschissen ist (sie besteht nämlich aus einem Satz grosser Augen) und meint, dass Kurt nächstes Jahr wiederkommen soll. Kurti insistiert (hm, ich hab noch gar keinen „Hier kommt Kurt“-Gag gebracht… kommt noch, bestimmt) und Xian schickt ihn erst mal zum Lebensmittel holen ins nahe Dorf, denn er trifft nie Entscheidungen auf leeren Magen.

Okay, Kurt marschiert ins Dorf und spielt dort zunächst mit den einheimischen Kindern, ehe zwei finster aussehende Goons das fröhliche Balgen stören, weswegen sich Kurt wieder seiner eigentlichen Mission widmet und in das Geschäft der hübschen Mylee marschiert. Mylee ist die Nichte von Xian, welch Zufall, und Xian, so verklickert Mylee dem Ami, „unterrichtet seit Jahren niemanden mehr“. Kurt tischt ihr seine Ich-muss-mich-an-Tong-Po-rächen-Story auf, die Mylee entsetzt aufnimmt. „Tong Po führt diese Provinz für Freddy Li!“ Dem begriffsstutzigen Kurt muss man natürlich erstmal auseinanderlegen, was damit gemeint ist (mei, als ob´s in Amiland keine Mafia gäb), und wie auf Kommando erscheinen die bereits gesichteten Goons, um die fällige Schutzgeldzahlung zu kassieren. Mylee ist willig, doch Kurt braucht Gewalt und verdrischt die Thugs in Nullkommanix, nicht ohne dabei Mylees Laden zünftig zu trashen. Nach getaner Arbeit erwartet Kurt die angemessenen Streicheleinheiten, aber Mylee ist böse auf ihn: „Jetzt werde ich Ärger kriegen!“ Kurt schleicht mit den Einkäufen wie ein geprügelter Hund vom Acker, erntet aber von einem zahnlosen alten Knacker immerhin ein anerkennendes Nicken.

Am Abend schaut Taylor vorbei und fragt an, ob er Kurt wieder mitnehmen soll. „Er bleibt eine Weile,“ antwortet Xian und die ach-so-spannende Frage, ob Xian den Recken nun trainieren wird, ist damit endlich beantwortet. Taylor versichert Kurt, dass er das bereuen werde und verzupft sich.

So, den Grossteil des weiteren Films könnte ich eigentlich in den Worten „Training, mehr Training, noch mehr Training und noch viel mehr Training“ zusammenfassen, aber, Ihr kennt mich, ich tu´s nicht (wozu elf Worte, wenn man elftausend benutzen kann, har-har).

Okay, Kurt being an american slob Xian has to start with the basics. Tai Chi zur Konzentrationsförderung, Atemtechnik (Einatmen beim Einstecken, Ausatmen beim Austeilen, kann man sich eigentlich merken), schwere Gewichte (in Form von Vasen oder gefüllten Kürbissen o.ä.) aus steiler Höh auf den Bauch schmeissen lassen, that stuff… Kurt stellt sich erwartungsgemäss reichlich doof an, being american and stuff, so dass Xian zu drastischen Methoden zur Verbesserung des Lauftrainings greifen muss – er bindet Kurt ein Kotelett ans Bein und hetzt ihm seinen deutschen Schäferhund hinterher (!). Während Kurt also versucht, den gierigen Lefzen des Köters zu entkommen, berichtet Mylee über seine schändliche Vertrimmung der Freddy-Li-Schergen. Zu Mylees Überraschung nimmt Onkelchen das sehr positiv mit einem „das war lange fällig“ und „sie werden dir nix tun, sie werden den Ami nur für verrückt halten“ auf. Einspruch, Euer Ehren – wenn Freddy Li bzw. sein örtlicher Stellvertreter Tong Po nur halbwegs nach anerkannten Mafia-Richtlinien operieren, dürfte ihnen herzlich egal sein, wer ihnen da den Tag versaut hat, sondern vielmehr prophylaktisch Mylee und ihrem Laden einen destruktiven Besuch abstatten – we can´t have that, das unbeteiligte Bystander der Mafia das Geschäft vermiesen. Glücklicherweise scheinen Tong Po und Freddy Li ihre Abteilung Schutzgelderpressung als nicht wesentlich für das Gesamtergebnis vor Steuern zu betrachten und lassen es zunächst mal auf sich beruhen.

Xian schlägt vor, Mylee ins Trainingsprogramm zu integrieren (sprich: sie sitzt zukünftig immer dabei), was Kurt, der längst mehr als nur ein Auge auf seine designierte love interest geworfen hat, mehr als nur recht ist. Zu einem romantic music cue darf Mylee kurz ihren uninteressanten Character Background loswerden, dann schmatzt Kurt sie auch schon ab. Romance established, movin´ on.

Xian schleppt Kurt in eine alte Ruinenstadt, in der „früher die alten Krieger gelebt haben“. Hier soll Kurt auf die Stimmen derselben hören. Yep, that´ll do the trick. More training stuff, so wird Kurt auf schmerzhafte Methode der Spagat beigebracht (ein van-Damme-Film ohne Spagat? Das geht nu wirklich nicht), ausserdem muss er unter Wasser trainieren.

Indes vermöbelt Tong Po spasseshalber im Ring einen armen Gegner (erstaunlich, dass der Knabe überhaupt Kontrahenten findet – wäre ich Muay-Thai-Boxer in seiner Gewichtsklasse, würde ich schleunigst abtrainieren…).

Kurt wird langsam ein wenig besser, so dass Taylor ihn kurz entführen kann, um Eric im Krankenhaus zu beobachten (nicht bevor Xian Kurt noch auf den Weg gibt, dass der „wahre Krieger seine Gefühle verbirgt“, was selbstredend keine weitere Rolle spielen wird, aber es ist halt ein pseudocooler Mystik-Schwurbelspruch). Big Character Moment für Eric (und Dennis Alexio erringt sich einen Ehrenplatz in der Ruhmeshalle schauspieltechnisch überforderter Ex-Sportler), der angeblich mit seiner Behinderung ganz gut leben kann, dann aber ohne weiteres in Selbstmitleid zerfliesst und seinem Brüderchen das Versprechen abringt, Tong Po mindestens ebenso zu bedienen.

More Training. Kurt kickt mit blossem Schienbein gegen eine Palme, was schmerzhaft ist, weswegen Kurt diese Trainingseinheit abbrechen will. „Dann pack deine Sachen und verschwinde,“ kommentiert Xian die Weichei-Einstellung seines Schülers und reitet noch auf der „denkst-du-nicht-an-deinen-Bruder“-Masche rum. Wie wir wissen, wirkt solch mentale Beeinflussung immer und überall und schon drischt Kurt wie ein Berserker auf die arme unschuldige Palme ein, bis selbige den Geist aufgibt – dass sich Kurt dabei beinahe das Bein bricht, ist als mögliche Nebenwirkung wohl im Trainingsprogramm einkalkuliert. Der Meister ist besänftigt, das Training kann weitergehen und die Fortschritte sind unübersehbar.

Eric macht sich mit seinem zukünftigen Fortbewegungsmittel Rollstuhl vertraut und Xian hat einen gnaz speziellen Trainingsort aufgetan – eine lokale Bar mit dem üblichen Assortment an lokalen Tunichtguten. Dort füllt Xian seinen Schützling erst mal mit einer schlappen Palette des örtlichen Rachenputzers „Kuss des Todes“ ab und will dann vom verblüfften und angesoffenen Kurt wissen, ob er „amerikanisch tanzen“ könne. Aber logo. Xian wirft einen Quarter (oder was man auch immer in Thailand dafür hernimmt) in die Jukebox und (zu weiterer entsetzlicher Musik) legt Kurt mit von Xian aufgeforderten kessen thailändischen Bienen eine flotte Sohle aufs Parkett (inkl. Spagat, no less) – John Travolta he ain´t. Die örtlichen Machismo-Vertreter sind nicht amused, dass der weisse Teufel ihnen die Pussies ausspannt (allerdings muss Xian sie auf diesen Fakt erst hinweisen) und greifen an. Das Trainingsgefecht unter Ernstfallbedingungen kann starten und selbst im angeheiterten Zustand macht Kurt mit den locals kurzen Prozess, much to the amazement der ansässigen Freddy-Li-Brigade, was Xian nutzt, um sofort einen Kampf gegen einen der besseren Freddy-Lee-Fighter zu arrangieren.

Und der findet prompt statt. Kurt plättet seinen Gegner ohne grossere Mühe und Xian erfindet den griffigen „Nok Su Kow“-Schlachtruf (was angeblich „Weisser Krieger“ bedeutet), den die begeisterte Menge sofort aufgreift, nachdem Mylee sich als Einpeitscherin betätigt. Triumphierend brüllt Kurt ein „Gebt mir Tong Po!“ in Richtung der Li´schen VIP-Loge.

Tags darauf besucht Eric (by courtesy of Taylor) Kurt in seinem Trainingscamp in der Pampa und ist stolz wie Oskar. Und auch seine despektierliche Einstellung gegenüber der einheimischen Kampfeskunst hat Eric sich abgewöhnt, er will sich mit Xian über dessen Tai-Chi-Übungen unterhalten, aber erst, nachdem der damit fertig ist, denn „es ist ihm wichtig.“ Woah, Läuterung.

Kurt trainiert in der Ruinenstadt und HÖRT die Stimmen der alten Krieger, was ihn offenbar spitz wie Nachbars Lumpi macht, denn als nächstes folgt ein romantisches Techtelmechtel mit Mylee (nähere Einzelheiten verschweigen uns die Chronisten dankenswerterweise).

Und mehr Training. Kurt zerdeppert diverse Tonkrüge. Eric will nicht mehr, dass Kurt gegen Tong Po antritt – „er wird dich nicht lebend aus dem Ring lassen“. Ja, unser Eric hat tatsächlich eine Lektion gelernt. Nun ist es an Kurt, zu schwadronieren, dass er nach immerhin schon vier Monaten Training Tong Po aus dem Ring prügeln wird.

Im traditionellen Gewand des Überbringers einer Kriegserklärung, äh, überbringt ein Bote die Antwort auf Kurts Herausforderung. Tong Po ist bereit, sich mit Kurt zu messen, allerdings nur auf die „alte Weise“ – das, so können wir uns vorstellen, ist nix gutes, denn dabei werden die Hände bandagiert und nacheinader in Harz und zerbrochenes Glas getaucht. Yep, seems like a fair & square agreement to me. Eric wagt ese, Enspruch zu erheben, aber Kurt ist bereit für den Kampf (d.h. nach ein wenig mehr Training, bei dem Xian zu nächtlicher Stunde mit glühenden Stöcken auf Kurt losgeht… und Kurt HÖRT die alten Geister nicht mehr nur, er SIEHT sie sogar… boaaah.)

Freddy Li ist, so lernen wir nun, doch nicht das ganz grosse Licht der thailändischen Unterwelt, für das wir ihn bisher gehalten haben, denn um eine ganz grosse Wette auf Tong Pos Sieg abzuschliessen, muss er sich von seinem eigenen Boss erst mal eine Million Dollar pumpen. Er bekommt sie, unter der Bedingung, dass Tong Po nicht verliert. Mit einem bösen Grinsen versichert Freddy, dass er dafür schon sorgen werde…

Und so wird Mylee gekidnappt und Tong Po zugeführt und der ist nicht steroidgefüllt, sondern Naturhengst, und wir können uns denken, was dabei wohl rauskommt… (neben ein paar saftigen Watschen für die renitente Entführte).

Als ob dies nicht reichen würde, entführen Lis Schergen auch noch den armen hilflosen Krüppel Eric und verletzen dabei auch noch Xians Köter. Kurt ist sich sicher, dass Taylor bei der Suche nach Eric behilflich sein könnte, doch der zieht den Schwanz ein. „Du bist schon immer weggelaufen,“ rekapituliert Kurt seine Kenntnisse über den Sportskameraden Taylor (kommt davon, wenn man sich mit zwielichtigem Gesindel einlässt) und stellt fest, dass Taylor, der stark dafür wäre, aus Sicherheitsgründen Lis Forderungen zu erfüllen, ein Feigling war und ist.

Mylee vertraut Taylor an, dass Tong Po sie vergewaltigt habe, aber er dürfe es ihm um Himmels Willen nicht weitersagen.

FIGHT NIGHT. Die Kämpfer bereiten sich vor, die Crowd ist gespannt, die Wettumsätze horrend. Freddy weist Kurt an, gefälligst zu verlieren, ansonsten beisst Eric ins Gras. Und so ist Kurt zunächst einmal gezwungen, äusserst defensiv zu agieren, er wird ordentlich vermöbelt und kommt gerade so in die zweite Runde.

Währenddessen bricht Xian in Lis Hideout ein (war offenbar keine grosse Kunst, den zu finden), sieht sich dort aber überlegener Feuerkraft der Li-Henchmänner ausgesetzt. Zur Rettung eilt Taylor im vollen Rambo-Outfit und man kann sich gegenseitig das Leben retten (Xian spiesst einen armen Li-Burschen an einem Transporthaken auf, nett). Eric ist befreit.

Und keine Sekunde zu knapp, denn Kurt bezieht auch in Runde Zwei mächtig Prügel, obwohl er nach Kräften versucht, den Kicks und Punches seines Gegners auszuweichen. Die Ringglocke rettet Kurt für den Moment, doch Tong Po, denn wer den Schaden zufügt, verbreitet gern auch Spott, enthüllt dem ohnehin schon reichlich niedergeschlagenen (har-har, bin ich heute nicht wieder WITZIG?) Gegner, dass Mylee ihm viel Spass gemacht habe… Ebenjene tröstet Kurt in dessen Ecke mit einem „Ich liebe dich“, das bekanntlich Wunder wirkt. „Jetzt kriegt er´s,“ schwört Kurt und günstigerweise sind auch Xian, Taylor und Eric rechtzeitig da. Kurt befreit sich von den für ihn hinderlichen glasgesplitterten Bandagen (hm, wäre das nicht eine Disqualifikation?) und ist somit gerüstet, um Tong Po ein solides amerikanisches Ass-Kickin´ zu verabreichen. Tong Po greift sich zwar eine Fackel, hat aber auch damit keine Chance mehr… Kurt prügelt ihn aus dem Ring und verpasst ihm dort mit einem heftigen Kick to da head den Finisher. Freddy Li, der sich aus der Affäre ziehen will, kriegt auch noch einen an die Rübe, die Menge schreit begeistert „Nog Su Kow“ und alles ist Friede-Freude-Eierkuchen…

Also, im Vergleich zu Bloodsport ist Kickboxer eine herbe Enttäuschung. Damit könnte man es analytisch eigentlich bewenden lassen, aber Ihr kennt mich, ich bin nicht ein Mann der wenigen Worte (hua-hua).

Obwohl Kickboxer versucht, die erfolgreiche Formula aus Bloodsport durch die „Unfähiger-Schüler-lernt-bei-weisem-Meister-nachdem-er-schweren-Verlust-erlitten-hat“-Routine aufzupeppen und damit rein inhaltlich versucht, Anleihen bei klassischen Martial-Arts-Themen zu nehmen (wir wissen ja, wie oft allein Jackie Chan die entsprechende Rolle gespielt hat), fällt der Film damit recht unvermittelt auf die Schnauze. Hat natürlich ein paar Gründe. Zum einen nimmt man einem Jean-Claude van Damme halt einfach per se einfach die „unfähiger Schüler“-Nummer nicht ab, was man sicherlich verschmerzen könnte, würde der Film nicht an dem kranken, an dem ein Action-Film nun mal einfach nicht kranken darf – einem erheblichen Mangel an Action. Zwischen Erics Kampf mit Tong Po (so zehn Minuten im Film) und dem Showdown-Fight passiert eigentlich nichts – die wenigen eingestreuten Action-Passagen sind jeweils maximal ´ne Minute lang und lassen nichts an interessanter Kampfchoreographie oder spektakulären Set Pieces zu. So richtig rumpelt es halt nur in den beiden Kämpfen mit Tong Po und auch da ist das Vergnügen nur eingeschränkt – denn da Eric (Real-Life-Kickbox-Weltmeister Dennis Alexio) drehbuchgemäss gegen Tong Po keine Chance hat, ist dieser Kampf reichlich ungleich, so dass wir eigentlich nur den dafür immerhin recht ausführlichen Schlussfight zwischen Kurt und Tong Po als richtigen Fight haben – kein Vergleich zu Bloodsport, der ein gerüttelt Mass an interessanten Fights hatte (selbst The Quest, JCvDs oft kritisiertes Regie-Debüt ist rein kampftechnisch interessanter). Für einen Action-Film sind halt maximal zehn Minuten Action in einem Eineinhalbstünder recht dürftig, und wer nun hoffen mag, dass die Restlaufzeit mit interessantem Character Stuff, schönen Landschaftsaufnahmen, raffinierten Trainingsmethoden, Humor oder wenigstens dem ein oder anderen Satz Möpse bestückt wäre, den muss man bitterlich enttäuschen.

Sämtliche Charaktere sind durch die Bank uninteressant – zumal man JCvD den naiven, schüchternen, zurückhaltenden Bruder, den er im Gegensatz zum überselbstbewussten arroganten Eric zu Beginn darstellen soll, noch viel weniger abnehmen kann als den nicht-so-dollen Kämpfer (obgleich Jean-Claude sich bemüht, was das schüchtern-zurückhaltende jetzt angeht). Eric ist zu Beginn so annoying, dass man bei seinem Kampf mit Tong Po rein gefühlsmässig dem fiesen Po die Daumen drückt, weil´s der gute Eric schlicht nicht anders verdient hat. Xian ist der absolut stereotype Sensei-Typ (war Pat Morita grad nicht greifbar? Okay, Dennis Chan macht das ziemlich gut, aber es ist einfach unkreativ), der leider nicht mal ein paar anständige Wisecracks oder pseudomystische Weisheiten brabbeln darf, Mylee hat „obvious love interest“ auf die Stirn gestempelt, aus Taylors angedeuteten Charakterzügen und dem vorhandenen Konfliktpotential macht die Story gar nichts und Tong Po (interessanter- und lustigerweise kreditiert als „himself“ – selten so gelacht – wer tritt schon unter seinem echten Namen auf und spielt dann eine reine Ausgeburt des Bösen?) ist zwar ordentlich evil und ein guter Fighter, aber ihm fehlt die Ausstrahlung, die Bolo Yeung in Bloodsport hatte – was natürlich auch damit zu tun hat, dass Tong Po keinerlei guten Lines hat und ausserhalb des Rings praktisch nicht vorkommt. Der ganze Mafia-Angle der Story ist ebenso für die Katz.

Das alles wäre ja noch nicht das grösste Problem, denn bei einem „Kickboxer“-Film erwartet man sicherlich keine intellektuellen Höhenflüge und differenzierte Charaktere, aber es fällt einem einfach umso mehr auf, weil der Rest des Films, und nun verzeihe man mir, schlicht und einfach sturzlangweilig ist!

Die endlose Wiederholung der selben Trainingsmethoden, nur dadurch unterschieden, dass Kurt langsam besser wird, ist schon schlimm genug, aber noch schlimmer ist, dass diese Methoden noch nicht mal beim ersten Mal wirklich interessant waren (abgesehen vielleicht von der Kotelett-Methode und der Spagat-Folterbank) – drittklassige Hongkong-Varianten des Genres haben da mehr drauf (ich verweise auf mein Review zu Fearless_Hyena, der sicherlich kein Meilenstein des Genres ist). Irgendwo unterwegs muss den Co-Regisseuren Mark DiSalle (zusammen mit van Damme auch für die Story [hust-hust] verantwortlich) und David Worth (der die zwei halbwegs kompetenten Cynthia-Rothrock-Klopper Lady Dragon inszenierte) die Erkenntnis abhanden gekommen sein (so sie je vorhanden war), dass diese ganze vermaledeite Trainiererei zwar gut und schön ist, aber wir es hier nicht mit einem Work-Out-Video zu tun haben, sondern einem elenden Actionfilm, ergo der Zuschauer ein verdammtes Recht auf ACTION hat.

Okay, der Schlusskampf entschädigt ein wenig – er ist recht heftig, ansehnlich choreographiert und ordentlich hart (natürlich nicht in der FSK-16-Fassung), aber es besteht halt die nicht unbegründete Hoffnung, dass der Die-Hard-Action-Fan ob der vorangehenden Langeweile mittlerweile sanft entschlafen ist.

Abt. Schauspieler, soweit ich nicht schon dazu ausführt habe – Jean-Claude van Damme müht sich redlich, aus dem (von ihm selbst erfundenen, also kann man ihn nicht wirklich bemitleiden) unterentwickelten Charakter das beste rauszuholen – man merkt allerdings, dass es damals mit seinen dramatischen Fähigkeiten noch nicht so weit her war. Dennis Alexio sollte besser im Ring bleiben und kickboxen, schauspielern kann er gar nicht. Haskell Anderson fährt noch mit am besten, zumal seine Rolle nicht, wie es zu befürchten war, als allzu nerviger comic relief angelegt ist. Rochelle Ashana ist nicht mehr und nicht weniger als überflüssige love interest (selbst der ganze Vergewaltigungs-Krimskrams trägt zur Story nichts bei) und ist dabei noch nicht mal ein Musterbeispiel für asiatische Schönheiten, wenn der Chauvi in mir mal wieder etwas zu Protokoll geben darf. Michel Qissi braucht nur zu kämpfen, und das kann er gut, böse genug sieht er auch aus, schauspielerische Fähigkeiten werden von ihm nicht verlangt.

Kickboxer wurde in Deutschland als Karate Tiger 3 vermarktet, einem der übelsten Beispiele für Kreuz-und-Quer-Leuteverdummung durch germanische Videoanbieter. Karate Tiger 1 und 2 waren immerhin noch selbst in Hongkong, wo die Filme herkamen, No Retreat, No Surrender 1/2. Durch den Einschub von Kickboxer als Teil 3 der Karate-Tiger-Serie sahen sich die Videoten genötigt, den wahren No Retreat, No Surrender 3 als Kickboxer 2 zu vermarkten (was mit den drei „offiziellen“ Kickboxer-Sequeln hier passierte, will ich gar nicht wissen – nur soviel: im echten Kickboxer 2 greift Emmanuel Kervyn [Rabid Grannies], immerhin auch Belgier, die van-Damme-Rolle auf, um umgehend von Tong Po erschossen zu werden, was einen weiteren Sloane-Bruder, gemimt von Sasha Mitchell [Class of 1999, Part II] auf den Plan ruft), bevor die deutschen Verleiher endgültig aufgaben und alle möglichen amerikanischen Martial-Arts-Filme als Karate Tiger zu verkaufen (darunter die beiden Best of the Best-Filme mit Eric Roberts) – irgendwo bei Teil 11 hab ich den Überblick verloren.

Okay, zurück zum Film und zur Abschlussbemerkung… Kickboxer ist für einen Actionreisser ziemlich lahmarschig – wenn nicht der Schlusskampf wäre, der in jedem van-Damme-Highlightreel gut aufgehoben wäre, könnte man den Film schlicht vergessen. Da der Fight aber nun mal dabei ist, bleibt als Schlusswort: unterdurchschnittlich, vorspulen bis zum Schlussfight.

(c) 2006 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 4


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