Karate Rock

 
  • Deutscher Titel: Karate Rock
  • Original-Titel: Il ragazzo delle mani d'accacaio
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  • Regie: Larry Ludman (=Fabrizio de Angelis)
  • Land: Italien
  • Jahr: 1990
  • Darsteller:

    Kevin Foster (Antonio Sabato jr.)
    Jeff Hunter (Andrew J. Parker)
    Billy Evans (Robert Chan)
    Kim (Nathalie J. Hendrix)
    Connie (Dorian D. Field)
    John Foster (David Warbeck)
    Mortimer (Timothy Smith)
    „Chocolate“ Jim (John Palmer)
    Barbara (Jennifer)


Vorwort

Manchmal sollte man mit seinen leichtfertig abgegebenen Versprechungen vorsichtigt sein, ganz besonders, wenn man sein Dasein als Rezensent schlechter Filme fristet. Die Leserschaft hat nämlich die unangenehme Eigenschaft, in einer Bierlaune gelallte Sprüche wie „Ja, ich werde Das Haus an der Friedhofsmauer mal besprechen“ ernst zu nehmen, sich das auch noch zu merken und den unvorsichtigen Reviewer bei jeder sich bietenden Gelegenheit virtuell anzustupfen (nicht stupfen! Insiderwitz, den wahrscheinlich nur einer kapiert, und der liest den Krempel hier nicht) und dezent daran zu erinnern.

Man kann sich ja eine Weile lang erfolgreich drücken („hab keine Zeit gehabt“, „hatte keine Lust“, „finde den Film nicht wieder“), aber irgendwann muss man dann über seinen eigenen Schatten springen, „ich und meine große Klappe“ in seinen Dreitagebart murmeln und in den sauren Apfel beißen. So ähnlich ging´s mir auch mit unserem heutigen Epos.

Als ich vor ein paar Wochen Karate Warrior verriss, äh, besprach, brachte unser hauseigener Experte für filmische Obskuritäten, der gute alte Hausrocker, die Sprache auf Karate Rock, ein Machwerk desselben Regisseurs, dass er als noch viel viel schlechter anpries und demzufolge wärmstens zur dringlichen Besprechung empfahl. Der Doc dachte sich, schlau und pleite wie er ist, kann er so tun, als wäre er interessiert und sich dann auf den bequemen Standpunkt „hab ja eh kein Geld, um mir den zu beschaffen“ zurückziehen. Da hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn in seiner selbstlosen Art unterbreitete Hausrocker das Angebot, mir den Film auf seine Kosten zur Verfügung zu stellen, unter der Bedingung, dass ich mir den umgehend zu Gemüte führe und meine Gedanken zu Papier bzw. Datei bringe. Nun ist der Doc ein staatlich geprüftes Freibierg´sicht und wenn irgendwo was umsonst ist, steht er in der ersten Reihe mitte, oder anders ausgedrückt, die Aussicht auf einen Gratisfilm lässt mich sämtliche Alarmglocken fröhlich überhören. Ich sagte also zu. Blöde Idee, das, denn ein paar Tage später trudelte tatsächlich die DVD ein. Ich hätte jetzt natürlich feiges Huhn spielen und die Post für das unerklärliche Verschwinden einer Briefsendung verantwortlich machen können, aber dafür fehlt mir die notwendige kriminelle Energie – bin halt doch ein Gutmensch, irgendwo. Na denn…

Karate Rock stammt also aus der Werkstatt von Larry Ludman, seinen Eltern bekannt als Fabrizio de Angelis, seines Zeichens italienischer Schundfilmverbrecher der untersten Kategorie und derjenige Regisseur, der dafür, dass ich nicht viel von ihm halte und keinen seiner Filme freiwillig gesehen habe, mit nunmehr vier Reviews eine ganze gute Quote an Besprechungen (und damit guter Kandidat für einen „Master of Disaster“-Eintrag in der Hall of Fame hat) aufweist. Da mir Karate Rock als Karate Warrior ohne Budget schmackhaft gemacht wurde (und den Satz muss man sich ja erst mal auf der Zunge zergehen lassen – ist ja nicht so, als hätte ein beliebiger der Karate Warrior-Filme mehr als eine Handvoll Lire gekostet), gehe ich mal davon aus, dass wir dieses Review von Anfang an als Warnung verstehen können. Bitte also den geneigten Leser, sich in die entsprechende Stimmungslage zu versetzen – vielleicht wird´s dann ja erträglicher.


Inhalt

Die exotischen Schauplätze scheinen Mr. Ludman ein wenig auszugehen – keine Philippinen, nicht mal Miami, nein, Oakland grüßt uns zunächst mit der berühmten Oakland Bay Bridge (entweder war die damals noch im Bau oder kurz vorher war das große Erdbeben, bei dem das Teil mal teilweise einstürzte. Müsste ich mal nachgooglen). Unsere Hero sitzt auf dem Rücksitz einer Bullenschleuder und macht ein dummes Gesicht (normalerweise würde ich denken, den hat man verhaftet, aber das ist ein italienischer Schlägerfilm mit Darstellern der eher überschaubar talentierten Sorte, also schätze ich eher, der Kerl kann nur dumm kucken). Auf dem Vordersitz hockt u.a. Splatterrecke David Warbeck (der in den sich parallel abspulenden Titelcredits auch eine „Special Guest Star“-Nennung abstaubt. Was man so Gaststar nennt, wenn man Fabrizio de Angelis ist. In Karate Warrior war´s, wir erinnern uns, Jared Martin). Nachdem ich mich noch über die Einblendung „Editor: Adrian Cut“ beömmelt habe (tut mir leid, ich find das drollig), versuche ich mich dann doch wieder auf den Film zu konzentrieren. On the road ist nicht nur Meister Warback samt dem Jungspacko auf dem Backseat, sondern auch ein Luxus-Jeep, bepackt mit ein paar obnoxious Teenagers. Diese scheinen Streifenhörnchen Warbeck per se ein Dorn im Auge zu sein, jedenfalls folgt er dem Jeep mit einem „Na, dann wollen wir mal“ auf den Lippen. Bislang haben die Teens nix schlimmeres verbrochen, als dass sie geschmacklose italienische Instrumental-Filmmucke aus dem Autoradio hören und der Fahrer, ein leicht debil aussehender Blondschopf mit Ring im Ohr, seiner auf dem Beifahrersitz hockenden Freundin die ein oder andere prüfende Hand unter den Rock schiebt (ich weiß, dass Telefonieren am Steuer verboten ist, aber wie sieht das eigentlich mit Fummeln am Steuer aus?). Das Girl ziert sich etwas, was die Blase auf dem Rücksitz dazu veranlaßt, dem Fahrer etwas nach vorn zu reichen, „was euch antörnt“. Viagra, Joint, Bier? Weit gefehlt – eine Dose, festhalten, Coca-Cola. Ich weiß, der Koffeinbrause aus Atlanta werden allerlei Eigenschaften angedichtet, aber davon, dass sie „antörnt“, wußte ich bislang noch nichts (und ich sollte es wissen, denn bei meinem Cola-Konsum müsste ich dann in einem permanenten Dauerrauschzustand schweben. Kritiker meiner Person mögen allerdings anmerken, dass da was dran sein könnte). Blondschopf macht die Dose gierig leer und verabschiedet sie durchs Seitenfenster (tja, an Dosenpfand war seinerzeit noch nicht zu denken). Physikalisch-ballistisch eher unwahrscheinlich landet das Weißblech direkt auf der Frontscheibe des Streifenwagens. Dieses Attentat auf die Ordnungsmacht darf selbstverständlich nicht ungesühnt bleiben und mit Blaulicht und Sirene zwingt Herr Warbeck die schändlichen Dosenwerfer zum Rechts-Ranfahren (okay, ich weiß, amerikanische Cops sollte man nicht trietzen, aber sind die wirklich *so* empfindlich da drüben? Weia. Alles kleine Seelchen, die US-Bullen). Signor Warbeck schreitet zur Kontrolle (ungeachtet der Tatsache, dass, wie wir im Laufe der nächsten Filmminuten noch feststellen können, wir mittlerweile rein geographisch im schön langweiligen Bundesstaat Oregon angekommen sind und Warbeck bzw. sein Charakter sich jegliche Jurisdiktion aus dem sonnigen Kalifornien gepflegt in die Haare schmieren kann. Wenn ich aus trölfzigtausendionen schlechten Krimiserien etwas gelernt habe, dann das, dass ein US-Cop, der außerhalb seines Counties Sheriff spielt, ziemlichen Ärger bekommt).

Blondie reicht seinen Führerschein rüber und stellt sich als „Jeff Hunter, mein Vater hat in Vietnam ein Bein verloren“ vor. Entweder ist das der längste Name der Welt oder Jeff ist übertrieben mitteilungsbedürftig. Offensichtlich schindet der Spruch Eindruck, denn Warbeck (ja, ich werde gleich verraten, wie der im Film heißt. Aber ich spann Euch mindestens genauso lange auf die Folter wie der Film mich. Ihr sollt schließlich mitleiden, äh, auch was davon haben) belässt es bei einer Ermahnung (oder ihm ist rechtzeitig eingefallen, dass er ein ganz klein wenig außerhalb seines Zuständigkeitsbezirks den Law & Order-Maxe markiert).

Jeff und seine Kumpane amüsieren sich prächtig. „Bei solchen Idioten zieht Vietnam immer“, grinst sich Jeff eins (nein, er wird doch nicht gelogen haben? Ich bin schockiert. Ein Schuft!).

Wir befinden uns übrigens im wunderschönen Provinzkaff Bent, Oregon, wo uns´ Cop (immer noch mit dem dumm kuckenden Jüngling auf dem Rücksitz) erst mal den lokalen Sheriff besucht (der liegt gerade unter seiner Sheriffschleuder, reparierenderweise. Selbst ist der Mann, sehr löblich, der Ansatz, dem Steuerzahler Geld zu sparen). Okay, mir geht das mit den Namen jetzt selbst auf die Nerven. Cop John Foster drückt dem verdutzten Sheriff eine angeforderte Akte in die Hand. Auch der Provinzbullen denkt sichtlich drüber nach, dass für solche Anlässe die Post erfunden wurde, aber Foster klärt auf – er ist nicht nur wegen der Aktenübergabe hergekommen, nein, er will auch seinen missratenen Sohnemann Kevin (den immer noch dumm schauenden Rücksitzbewohner) hier auf eine neue Schule schicken. In heimischen Gefilden hat Kevin nämlich allerhand Blödsinn angestellt – Gras geraucht, Bier gesoffen, die Tochter des Rektors angemacht (wie wir aus zahllosen Teenieklamotten der 80er kennen, dürfen Rektorentöchter nach Ansicht ihrer jeweiligen Väter kein Liebesleben haben) und ein noch nicht mal abgezahltes Auto zu Schrott gefahren (Hypothese: ein Film über diese Eskapaden wäre unterhaltsamer geworden als das, was uns bevorsteht). Wohnen soll Kevin bei Daddys altem Kumpel Billy Evans. Der ist erkennbar ein so guter, alter und enger Freund, dass Foster nicht mal weiß, wo er wohnt und sich beim Sheriff Koordinaten geben lassen muss (heiliger Strohsack!).

Billy Evans entpuppt sich trotz des amerikanischen Allerweltsnamen als Asiate älteren Baujahrs und wird daher unzweifelhaft die Rolle des weisen asiatischen Mentors und Karate-Trainers übernehmen müssen (wie schön, dass sich Herr de Angelis im Vergleich zu Karate Warrior eine so originelle Story ausgedacht hat. Ein wahrer Ausbund an Fantasie, der Signore). Kevin scheint den alten Pensionär, der dafür, dass er eben nur ein „alter Pensionär“ ist, eine erstaunlich geräumige Villa mit direktem Zugang zum Pazifikstrand bewohnt, auf Anhieb zu mögen. Daddy Foster verabschiedet sich mit dem frommen Wunsch „arbeite hart und halt dich aus allem raus“ (wetten, dass?). Die Abfahrt des Cops ist offensichtlich nach de Angelis´ Ansicht so aufregend, das wir sie en detail sicher zwei Minuten lang verfolgen dürfen. Cinematic genius, I suppose, aber irgendwie muss man ja 90 Minuten füllen. Um mal schnell etwas Exposition loszuwerden, erzählt Billy seinem neuen Logiergast, dass er und Papa Foster sich seit 20 Jahren kennen würden, noch aus gemeinsamen Polizeidienstzeiten. Billy sei Ausbilder einer Spezialeinheit gewesen (boah!), nach einem Unfall, über den der Chinamann sichtlich nicht gern sprechen will, sei er aber frühverrentet. Jetzt sind wir gut 12-13 Minuten im Film und passiert ist noch nüscht. Hey movie! Do something that interests me!

Kevin inspiziert den Campus seiner neuen Schule und wird von einem skateboardenden Girl umgefahren. Die (für meine Begriffe ein ziemliches Cutie mit Brille und Rastazöpfchen) stellt sich sofort als Connie, Nachbarin von Billy, vor und lässt nichts unversucht, um sofort und ohne weitere Umschweife bei Kevin zu landen, obgleich er einen auf uninteressiert macht. Auf Connies beinahe schon hysterische Aufforderung, doch heute abend in die örtliche Disco (eine „Super-Disco“, wie Connie uns versichert. Da bin ich mal gespannt) zu kommen, wo ein Tanzwettbewerb stattfinde, murmelt Kevin ein enthusiastisches „wenn ich nichts besseres zu tun habe“.

Jeff und seine Bande, die wohl in Ermangelung besserer Alternativen so was wie die Schurkenfraktion darstellen sollen, rufen Kevin ein paar nett gemeinte Beleidigungen wie „Bullensohn“ (Jeff hat das nämlich wissenschaftlich ermittelt), „schwules Model“ und „ich hab dich auf dem Cover vom Playgirl gesehen“ (hm, verdächtig: Welcher Teenager-Junge kuckt sich Playgirl-Cover an und merkt sich am Ende noch, wer da drauf ist?) hinterher. Irgendwie glaube ich, der Plot wird mir bekannt vorkommen, und sei´s aus Karate Warrior 2.

Am Abend (wie ich diese Milchbubis und -mädels einschätze, ist unter „Abend“ 17.30 zu verstehen, die müssen ja alle um acht daheim sein…), in der „Disco“. Ich glaube, ich war mit zwölf in aufregenderen Läden als diesem, das ist keine Disco, das ist ein drittklassiger Jugendclub mit einem DJ, für den der Spruch „Kill the DJ, hang him high“ erfunden wurde. Im Hintergrund hängt ein Backdrop für die „Rock Competition“. Das wird wohl der Tanzwettbewerb sein. Den MC des Abens gibt Brillenschlange Mortimer (der im richtigen Leben vermutlich nicht mal in SO einen Schuppen reingelassen würde) und verkündet die Regeln: Allein tanzen ist nicht, man braucht einen Partner, ansonsten ist alles erlaubt, außer die Kontrahenten zu behindern (Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss ist das nicht). Als Preis gibt es eine extrem häßliche Plakette, die maximal an einer Eichenschrankwand in einer teutschen Wohnstube zu Zeiten des tausendjährigen Reichs gut aussehen würde. Kevin schneit rein, sehr zur Freude von Connie, die nämlich herzlich gern am Tanzwettbewerb teilnehmen würde, jedoch ihren offiziellen Boyfriend, einen fetten eiskremfressenden Blödmann (soll das eine Anspielung auf Eis am Stiel und Zachi Noy sein? Nein, soviel Intelligenz traue ich dem Film eigentlich nicht zu), nicht zum Schwingen der Hufe bewegen kann (das ist vermutlich auch gut so, die anderen Paare wollen schließlich überleben). Kevin ignoriert aber Connies Werben, er hat sein Libido-Radar schon auf ein schwarzhaariges Mädchen, das ich persönlich wesentlich unhübscher als Connie finde, nämlich Kim, geworfen. Kim ist, wir erinnern uns, das Mädel, dem Jeff bei der fröhlichen Jeep-Fahrt von ganz vorhin unter den Rock wollte und demzufolge wohl dessen Freundin (Kim wäre, wenn der Film die Mittel hätte, das umzusetzen, die aufgetakelte Sexbombe). Jeff macht deutlich, dass um Kims Hals ein imaginäres „BESETZT“-Schild hält und schleppt sein Girl ab nach draußen: „Ich will dir die neuen Scheinwerfer an meinem Jeep zeigen!“ Aha, die Briefmarkensammlung hat also ausgedient. Beim durchschnittlichen technischen Interesse von aufgestylten Zicken wie dieser wundert´s mich aber ehrlich, dass Jeff mit der Tour durchkommt. Draußen auf dem Parkplatz steigt Jeff seiner Braut beinahe ins Höschen – d.h. er würde herzlich gern zum Stich kommen, aber Kim ziert sich, es könnt ja jemand vorbeikommen. Jeff ist das schnurzpiepe, aber Kim hat noch einen Funken Restanstand, entwindet sich seinem Zugriff, fängt sich dafür eine Ohrfeige ein und türmt mit einem gekeiften „Ich will dich nie wieder sehen!“ (Könnte schwierig werden, da Bent nach allgemeiner Faktenlage ein ziemliches Kaff ist). Kim stürmt zurück in die Disse, schnappt sich den an nix böses denkenden Kevin und entert mit ihm das Tanzturnier.

„Wir haben Spitzenmusik für den Wettbewerb“, tönt Mortimer in totaler Verkennung des musikalischen Mülls, der aus den Boxen dringt, „wenn euch das nicht in Fahrt bringt, seit ihr Zombies und wisst es nur noch nicht!“ Dann bin ich wohl ein Zombie. Auf der Tanzfläche vollzieht sich das lächerlichste epileptische Gezappel, seit ich den Seniorentanztee im Altersheim „Zum Seeblick“ durch Unterstromsetzung des Bodens auf Zack gebracht habe – ich bin nun wahrhaftig nicht John Travolta, aber ich glaube, bei der Konkurrenz hätte ich berechtigte Chancen auf den ersten Preis. Das Turnier vollzieht sich in der Form, dass eine Jury von vier Pappnasen (inkl. Mortimer) ein Paar nach dem anderen (mit motivierenden Sprüchen wie „das war aber nicht so toll“) aus dem Wettbewerb nimmt, bis – programmatisch – nur noch Kevin und Kim sowie Jeff mit seiner aus dem Hut gezauberten Ersatzpartnerin im Rennen liegen. Sollte jetzt jemand ein heißes Dance-off erwarten, bei dem fetzige Figuren vollführt werden (wie z.B. beim Tanzduell in Earth Girls are Easy, liegt mal wieder total daneben. Die beiden Paare hüpfen ca. 20 Sekunden lang nebeneinander über den Boden, dann erklärt Mortimer unbürokratisch Kevin und Kim zum Sieger. Hurra! Excitement! Das war Action!

Halt, stopp, es geht noch weiter. Jeff fühlt sich – wenig überraschend – durch die uneingeplante Niederlage ans Bein gepinkelt; bei der Siegerehrung, in der Mortimer ausführt, dass alle Teilnehmer „wie die Champignons“ getanzt hätten (das ist sicherlich als gar lustiges Wortspiel gemeint, aber ich für meinen Teil würde es literally nehmen. Champignons tanzen ungefähr so gut), schüttet Jeff diabolisch seinem neuen Rivalen eine Dose Cola ins Gesicht und fordert ihn zum Duell, morgen in der Turnhalle (hat nicht ganz den Klang von „morgen früh an der alten Eiche“, aber man muss halt nehmen, was man kriegt), weil Kim „sein“ Girl sei (Kim hat, this being a muy macho film, auch nach Kevins Ansicht außer einem „äh“ nicht viel zu sagen). Kevin willigt treudoof ein und revanchiert sich noch für die Coladusche. Kim chauffiert ihren neuen Champion mit ihrem Moped nach Hause und schmatzt ihm einen Kuss auf die Wange.

Der Boden ist bereitet für eine dramatische, aktionsgeladene Konfrontation. Hoffe ich zumindest, denn der Film läuft jetzt satte 23 Minuten und von „Karate“ hab ich außer in der Titeleinblendung bislang noch nichts gesehen (ersetze „Karate“ durch „was interessantes“ und es stimmt auch, abgesehen davon, dass die Titeleinblendung nicht wirklich interessant war).

Nach einer etwas seltsamen längeren Einstellung von enthusiastisch winkenden Leuten, die einem big-ass-Containerschiff zu winken (vermutlich der Gipfel des Entertainments in Bent, Oregon) sitzen Mortimer und Kevin, auf wundersame Weise inzwischen beste Freunde, zusammen. Mortimer gibt die üblichen Kassandra-Botschaften ab, wonach Kevin sich doch um Himmels Willen nicht mit dem „Karate-Champion“(aha, also doch Karate, hurra) anlegen solle. „Ich hab so was schon mal durchgezogen“, beruhigt Kevin (hm, verwechselt der gerade die Franchises? You are in Part 1, my friend!).

Das, was Jeff als „Turnhalle“ bezeichnet hat, ist in Wahrheit ein Karate-Dojo (da sieht man mal wieder, dass manche Übersetzer wirklich nichts von der Materie verstehen, mit der sie es zu tun haben), und Jeff ist logischerweise dort das Alpha-Tier, sprich der Cheffe im Ring (bzw. auf der Matte). Während also unsere schurkische Nemesis gerade einen ihrer bedauernswerten Sparringspartner windelweich haut, entert Kevin (nach einem Besuch in der nebenan liegenden Videothek, da hat er sich vermutlich ein paar Bruce-Lee-Filme ausgeliehen. Ein bissl Vorbereitung muss schon sein). Auch Kim (die ganz normal unter den Girls von Jeffs Gang sitzt, als hätte es die gestrige Konfrontation nicht wirklich gegeben) empfiehlt Kevin, Jeff „auf Distanz“ zu halten, denn „er ist zu stark für dich“. Natürlich will Kevin nicht hören und muss fühlen. Vorhang auf für Action Set Piece #1. Und nicht blinzeln, sonst isses vorbei… Denn mit sage und schreibe DREI Punches und in fünf Sekunden hat Jeff seinen Gegner winselnd und heulend auf die Matte gehauen. Mortimer (of all people) „rettet“ den Niedergeschlagenen (bei aller Liebe, Kevin IST ein Weichei. Wie der zu seinem schlechten Ruf in Oakland gekommen ist, möchte ich auch gern wissen. *Ich* hatte Schulhofprügeleien, die länger gedauert haben).

Mortimer und der Quotenfarbige Jim assistieren Kevin bei der Reinigung seiner blutenden Wunden (uff! Ein Schlag und der Kerl fängt an auszubluten? Was ist der, Bluter?). Mortimer erweist sich als bestens informiert darüber, dass Kevin bereits eine Historie bezüglich hausgemachten Ärgers habe und bezweifelt seine Lernfähigkeit (scheint was dran zu sein). „In Karate kannst du ihm nichts“, resümiert Morty, „vielleicht solltest du ihn zu einem Rennen herausfordern!“ Ganz prima Idee, wenn wir uns daran erinnern, dass Kevin angeblich ja seine letzte Schleuder zu Bruch gefahren hat (und eine noch bessere Idee, wenn wir in ein paar Minuten erfahren werden–, aber, lest selbst).

In Billys Villa wird Kevin durch Connies gar knuffig-süss-ekligen Pudel in einen Rumpelkammer gelotst, dort finden sich in einem verstaubten Schrank etliche Karate-Pokale und ein Album, in das Billy Zeitungsausschnitte und Fotos seiner Karate-Karriere geklebt hat (für die Doofen, die nicht begriffen haben, dass ein ca. 800jähriger Asiate by default ein Großmeister der Kampfkunst ist). Connie sucht nach ihrem Pudel und Kevin, der sich klamottär überraschend als Fan der deutschen Bundeswehr outet, nämlich ein Shirt mit Bundesadler trägt (kurios genug, aber, wenn Future Doc mal was einwerfen darf, ich vermute hier nur einen Fehler der Garderobiere, wie gleich festzustellen sein wird), trägt ihr den Köter entgegen. „Ich hab mir meine Zöpfe abgeschnitten“, verrät Connie ihrem Traumboy, für den Fall, dass der mit Blindheit geschlagen ist oder sich einfach nicht dafür interessiert (wir Kerle wissen ja alle, wie aufmerksam wir in Frisurenangelegenheiten sind), „ich seh jetzt erwachsener aus“ (darüber kann man diskutieren. Ich fand sie vorher schnuckeliger). Kevin zeigt keinerlei Reaktion (Connie, kleiner Tipp, ich glaub, der steht nich auf dich) und so sieht sich das Mädel genötigt, noch ein wenig auf der „Billy ist ein Gutmensch“-Masche rumzureiten und zu erklären, dass Billy ihr den Wuff geschenkt habe, nachdem er ihn auf der Straße aufgelesen hatte (sehr rührend. Und sehr interessant. Bin ich bei Ein Platz für Tiere?).

Wir schalten für eine zwanzigsekündige Szene in die Disco um. Dort tut sich absolut nichts handlungsrelevantes, außer dass der DJ wieder Illusionen über die Qualität der von ihm aufgelegten Mucke erliegt und daherlabert, „wenn ihr diese irrsinnige Musik hört, werdet ihr alle ausflippen!“ Okay, point conceded – ich bin nahe daran, auszuflippen und sogar wegen der Musik, aber nur, weil sie so ziemlich das übelste ist, was ich seit einer Heino-Best-of-Doppel-LP gehört habe (und, wer schon mal meine Plattensammlung gesehen hat, ich *mag* Italo Disco).

Connie gibt nicht auf und versucht, wenn sie schon nicht in Kevins starken Armen (höhö) landen kann, wenigstens eine Buddy-Freundschaft zu etablieren und zeigt ihm die Sehenswürdigkeiten Bents (mehr als eine Einkaufsstraße und eine Art Cable Car scheint das Kaff aber wirklich nicht zu bieten zu haben. Ich würde mich dort vermutlich erschießen).

Aus unerfindlichen Gründen wohnen wir anschließend ein paar Minuten lang einer Schultheateraufführung bei. Den Autor des zelebrierten Stücks sollte man auch mal auf eine Folterbank spannen und ihm einen Geschichtsführer rektal einführern, denn er lässt seine „Schauspielerinnen“ vom „Prinzen von Deutschland“ (Sohn von Rio Reiser?) schwadronieren. Wir müssen uns das ganze nur deswegen ansehen, weil im Publikum Kim sitzt und Kevin sich an Ort und Stelle von ihr eine Abfuhr abholen muss – sie will nicht mit ihm ausgehen, weil er sie dadurch, dass Jeff ihn so problemlos verprügeln konnte, „wie einen Trottel“ hat aussehen lassen. Sieht ganz nach unsterblicher Liebe aus, wa, Keule? Die Braut sollte man in den Wind schießen.

Ihr erinnert Euch noch an die „zu einem Rennen herausfordern“-Geschichte? Ja? Der Film auch. Zufälligerweise (welch glückliche Umstände es doch gibt) findet demnächst das „große Herbstrennen“ statt – wäre doch die perfekte Gelegenheit für Kevins großartige Rache und deswegen lächelt er schon vorab ein triumphierendes Grinsen – bloß blöd, dass Jeff seit Jahren (! Wie lang hat der Kerl den Führerschein?) der uneingeschränkte Dominator des Rennens ist, quasi also Bents own Michael Schumacher. Soviel also zu dem genialen Vorschlag Mortimers von vorhin. Nichtsdestotrotz beansprucht Kevin, unpraktischerweise nicht motorisiert, Mortimers Jeep. Der erinnert sich zwar an Kevins ihm zugetragene zweifelhafte Fahrkünste, lässt sich aber breitschlagen, allerdings unter dem Vermerk, dass im Falle der Verschrottung Kevin sich sicherheitshalber für ein paar Jahre bei der Marine einschreiben sollte (ein bisschen Zucht und Disziplin könnte Kevin in der Tat, ebenso wie ein bissl physisches Training, nicht schaden).

Billy weiß auch schnell von Kevins Plänen – Connie (alte Tratsche) hat es ihm erzählt: „Sie hängt an dir“, (unbegreiflicherweise) erklärt der alte Knacker, ohne aber Maßnahmen zu ergreifen, die Kevin von der Teilnahme an dem Rennen abhalten könnten (das wird Papa Foster sicher ausgesprochen fröhlich stimmen).

Der Tag des Rennens – (vielleicht haben wir JETZT ja mal etwas Action) – die komplette Dorfjugend, also maximal 30 Figuren, hat sich zum Event der Events versammelt. Es handelt sich um eine Art Off-Road-Rennen, bei dem jeder Angeber der Stadt seinen Geländewagen sattelt. Die Vorstellung der Teilnehmer übernimmt einer von Jeffs Kumpeln, den ich zugegeben irgendwie selbstkasteiend, aber eben griffig, als Naziguy in meinen Notizen aufgeführt habe (Grund: ER ist´s nämlich, der ständig mit dem deutschen Miltiärhemd rumläuft, das vorhin versehentlich Kevin trug, und befleißigt sich eines stramm-militärischen Kurzhaarschnitts, mit dem auf einer Faschoparty sicher gut ankäme). Connie, wieder mit ihrem fetten Eiskremfreund im Gepäck (was findet die an dem?), bekreuzigt sich und schickt ein Stoßgebet zum Himmel: „Lass ihm nichts passieren, ich will auch ein Jahr lang brav sein!“ (Stellt sich mir die Frage, was da der Unterschied zu ihrem normalen Verhalten sein sollte, denn das Mädel sieht stark so aus, als würde sie jeden Tag mindestens eine alte Oma über die Straße führen, nie fluchen und in die Sonntagsschule gehen). Hm, vielleicht gibt das ja doch noch ein aufregendes Rennen. Wollen wir wetten?

Lieber nicht. Denn auf einer Skala packender Rennszenen, an deren Spitze das Wagenrennen aus Ben Hur steht, findet sich das nun folgende „Rennen“ an entgegengesetzter Stelle wieder. It is incredibly lame. Da das Filmbudget nicht mal hergibt, dass eine einzige Schramme in ein Auto gefahren wird, wird das komplette Rennen (das immerhin EINE Runde lang ist und diese Runde dauert ungefähr eine Minute. Boah, dagegen kannste die 500 Meilen von Indianapolis natürlich wegschmeißen) mit ungefähr 30-40 km/h absolviert. Das Unfairste, was passiert, ist, dass Jeff auf der „Zielgerade“ halbherzig versucht, Kevin abzudrängen (klar, dass die beiden sich um den Sieg streiten). Kühlergrill-an-Kühlergrill passieren die beiden Streithähne die Ziellinie. Jeff lässt sich als Sieger fallen, aber Mortimer, da zu nix anderem zu gebrauchen als als Zeitnehmer, Jury und all-around-announcement-guy verkündet aber das waaaahnsinnig überraschende offizielle Ergebnis „totes Rennen“. Connie schmatzt Kevin einen Kuss auf und Jeff ist stinkig, denn es kann nur einen geben! Demzufolge muss die Sache durch ein Stechen geklärt werden und dafür schlägt er unbürokratisch den… Trommelwirbel… „Tunnel des Todes“ vor (uaaaa! Aaargh! Shock! Gasp!). Kevin stimmt achselzuckend zu. Mortimer springt der Draht aus der Mütze: „Du riskierst dein Leben und (wesentlich wichtiger) MEINEN Jeep!“. Was soll die Panik? Morty verrät es uns – nur einer hätte den Tunnel des Todes bislang bezwungen und der hat sich drei Rippen dabei gebrochen (langsam werde ich neugierig) – im Tunnel ist es dem Vernehmen nach eng, dunkel und extrem gefährlich. Bin mal gespannt, was Meister de Angelis da auspackt. Ich glaube, ich kann eine gehörige Portion Skepsis dafür reservieren. Und übrigens – wir sind jetzt 42 Minuten im Film und streng genommen hatten wir immer noch keine einzige Karate- und, ehrlich gesagt, auch noch keine einzige Actionszene. Dagegen ist Karate Warrior ein nonstop-edge-of-the-seat-white-knuckles-action-thrillride.

Jeff, being Evil Inc. and stuff, mag sich natürlich nicht auf seine überlegenen Fahrkünste (ah, damit erfahren wir zumindest, dass auch der „Tunnel des Todes“ eine fahrerische Herausforderung darstellt) verlassen und nutzt eine Essenspause der Herrschaften Mortimer und Kevin dazu, den Jeep seines Rivalen zu manipulieren (vollkommen unauffällig auf offener Straße am hellalichten Tag), dieweil Mortimer nach längerer Überlegung zu dem Schluss kommt, Kevin das Auto für das weitere Rennen zu leihen, da Kevin sonst „wie ein Feigling dastehen würde“, genauer gesagt, so wie er selbst (also klar, Mortimer benutzt Kevin als Schwanzverlängerung). Die Automanipulation hat übrigens keinerlei Auswirkung – weder wird der Jeep irgendwann mal schlapp machen noch irgendwer darauf zurückkommen. An official pointless scene (eh, Herr de Angelis, *lesen* sie die Drehbücher auch mal, die sie verfilmen?) – gut, ich hielt es angesichts der Tatsache, es mit einem italienischen Güllefilm zu tun zu haben, durchaus für möglich, dass Jeff und seine Schergen dem zerschnittenen Bremsschlauch o.ä. per Handauflegen mitgeteilt haben, erst in einem dramatisch passenden Moment den Dienst zu quittieren, aber nix da. Der Plotpunkt wird einfach vergessen.

Zur harten Schlacht schleich ich heut nacht so bang – Das Rennen, Teil II. Wieder hat sich die Dorfjugend eingefunden und rechnet sicherheitshalber mit dem Schlimmsten – „wir sind für erste Hilfe vorbereitet!“ Beruhigend zu wissen. Dann also auf in den Tunnel des Todes! Shudder!

Man gebe mir ein stabiles Brett, so einen Meter lang und mindestens fünfzehn Zentimeter dick. Warum? Ich will mir das über die Rübe schlagen. Mehrfach. Oder ersatzweise Fabrizio de Angelis (on second thought – lieber de Angelis als mir). Der „Tunnel des Todes“ entpuppt sich weder als Tunnel noch als was tödliches, sondern als eine schlichte… Lagerhalle! Nicht gerade geräumig, aber auch nicht wirklich mit gefährlichen Fallensystemen, unvorhergesehenen Hindernissen o.ä. gespickt. Kann man schön gemütlich durchgondeln. Diese immens gehypte Rennsezen dauert wieder gut und gerne 20 Sekunden, Kevin gewinnt mühelos (ist ähnlich wie der Große Preis von Monaco – man muss nur den Start gewinnen, Überholen ist nicht) und Jeff sorgt für den GROSSEN AUFREGENDEN STUNTTM – er bricht mit seiner Schleuder durch eine Wellblechwand. Oooh! Aaaah! Wie haben die Filmemacher das nur gemacht? Ist ja besser als Matrix! (Brett gegen die Rübe dengel, Brett gegen die Rübe dengel). Während Kevin sich von den örtlichen Bräuten feiern lässt (und Opportunistin Kim, die ihr Fähnlein sorgfältig nach dem Wechsel der Windrichtung ausrichtet, ist unter den Kevin-Verehrerinnen an prominenter Stelle), muss Jeff von Naziguy ärztlich versorgt werden: „Ich glaub, ich muss mich übergeben“, jammert der blutende (mei, so schlimm war´s etz aa net) Jeff. Ob er´s wirklich muss, müssen wir uns gottseidank nicht ankucken.

Ein solch gelungener Abend schreit natürlich nach Party in der Disse. Jim hat sogar eine Palette Bier aufgetan (huch!), in der Disco wird nämlich nur jugendfreies Zeug wie Milkshakes und Squeezies ausgeschenkt (klar, dass die komplette Jugend der Stadt da ihre freie Zeit verbringt). Jeff brütet schwermütig an der „Bar“ und Mortimer kann nicht an sich halten, per Saalmikro ein paar launige Verarschungen in seine Richtung zu schicken. Ich schätze mal, das ist nicht die aller-aller-allercleverste Idee. Jeff ruft seine Gang zu sich und sucht scheinbar das Weite. Wenig später wird´s für Mortimer Zeit für die Heia und, weil Morty vermutlich nach 18.00 Uhr nicht mehr allein vor die Tür treten darf, muss Jim ihn begleiten (?). Auf dem Parkplatz warten aber schon Jeff und seine Kumpane, bewaffnet mit Messern, Ballschlagrundhölzern u.ä. verbotenen Massenvernichtungswaffen. Mit denen wird Mortimers Jeep (bekanntlich das Auto, mit dem Kevin Jeff die Demütigung zugeführt hat) brutal auseinandergenommen. „Hey, hört auf“, krakeelen Mortimer und Jim, bis ihnen einfällt, dass das vermutlich auch nicht wirklich ein gewinnbringender Einfall war (Memo an die beiden für die Zukunft: this is the point where you turn and run like fuck!).

Jim rennt zurück in die Disco und petzt Kevin. „Ich kläre das“, brummt Kevin (yeah, sure, weil du in direkter körperlicher Auseinandersetzung so gute Karten hast, speziell bei einer gegen fünf). Draußen bietet sich ihm ein Bild des Grauens (so steht´s zumindest sicher im Drehbuch, hehe): der Jeep ist weitgehend in seine Einzelteile zerlegt und an den Kühlergrill haben die Fieslinge den armen, reichlich mitgenommen aussehenden Morty gekettet (!). Blödmann Kevin kann sich natürlich nicht an seinen zwölf Fingern ausrechnen, dass das eigentliche Ziel der Übung ER ist und staunt Bauklötze, als sich aus den Schatten Jeff & Co. Schälen und ihn ordnungsgemäß zusammenschlagen. Kim rennt auf den Parkplatz und kreischt was von Aufhören (ja, den Film, gute Idee!). Kann sie haben, meint Jeff, wenn sie hier und jetzt offiziell und vor Gott und der Welt erklärt, SEIN Mädchen zu sein. Kim gehorcht kleinlaut. Boah, that was awsome, intense, brutal and stuff. Jeff und seine Bande fucken off, Jim (der sicherheitshalber gewartet hat, bis ihm kein körperlicher Schaden mehr droht) erscheint wieder und fragt die saublödeste Frage der Weltgeschichte: „Wer war das?“ (Brett gegen Rübe…).

So, jetzt wird´s langsam Zeit, dass wir plotmäßig klären, warum Jeff mit all diesen fiesen Dingen, die er treibt, durchkommt, und dafür ist Jim, heute unsere walking exposition maschine, zuständig. Jeffs Onkel ist der Bürgermeister und außerdem gehört er zu einer der ältesten Familien am Orte. Wer sich mit dem Klan anlegt, hat verdammt schlechte Karten und kann sich schon mal ein neues Heim weit weit weg suchen. „Da muss man doch was tun“, brabbelt Kevin (wie wär´s mal mit „einen anderen Bürgermeister wählen“? Aber ich fürchte, das ist kein Film über angewandte Demokratie).

Als nächstes zeigt uns Kevin, dass er ein manipulatives Arschloch ist. Jim fährt ihn heim, und im Auto scheint´s Kevin ganz gut zu gehen. Kaum aber zuhause angekommen, schleppt er sich vor Connies Haustür und markiert dort den sterbenden Schwan (oder, wie ich es in meinen Notizen ausgeführt habe, „he bleeds decoratively on her doorstep“). Bei Connie kicken natürlich sämtliche Mütterlichkeitsinstinkte ein. Kevin vergewissert sich, dass Connie Kim nicht mag. „Ich hasse sie“, bestätigt Connie (na, das ist aber nicht sehr „brav“), aber hauptsächlich hat sie Angst um unseren Kevin, denn „Jeff ist wirklich gemein!“ (Nein, was für ein Statement). Kevin legt ein Gelöbnis ab: „Ich zeige ihm, dass ich keine Angst vor ihm habe. Und ich werde gewinnen!“ (Muwaha-haa-ha!). Oh, Jeff, hau diesem Typen eins aufs Maul, bevor ich es tue.

Kommen wir nun zu einem herausragenden Beispiel für den putzigen Humor von Fabrizio de Angelis und seiner Drehbuchverbrecherin Olga Peher. Ein Cowboy hoch zu Pferde parkt seinen Zossen vor Oaklands (vermutlich einziger) Polizeistation, wo Papa Foster gerade ein paar von ihm verhaftete Jugendliche zusammenscheißt, die es gewagt haben, bis 3.30 Uhr Trompete zu spielen (und jetzt denken wir mal kurz darüber nach, wie wahrscheinlich es ist, dass zwei street punks, die so aussehen, als wäre die einzige Musik, die sie jemals gemacht hätten, die, die erklingt, wenn man einem anderen street punk den Schädel einschlägt, wissen, wie eine Trompete aussieht, geschweige denn, wie man sie spielt) – die beiden reden sich allerdings erfolgreich um Kopf und Kragen: „Das war bestimmt das Bier!“ – „Nein, ich hab kein Bier getrunken, ich war nur high!“ Der Cowboy stört die Gardinenpredigt, um sich als Burke aus Bent vorzustellen und Foster zu informieren, dass sein Sohn „ein Ganove, ein Schurke“ und überhaupt eine Schande für die menschliche rasse sei. Warum ist der Kerl so sauer? Er ist der Besitzer des Tunnels des Todes, äh, der Lagerhalle, und überreicht Papa Foster die 300-Dollar-Rechnung fürs geliebte Wellblech.

Und jetzt kommt der Hammer des Films schlechthin. Ich beantrage hiermit öffentlich, festzustellen, dass Fabrizio de Angelis in Wahrheit Osama bin Laden ist und als gefürchteter islamischer Top-Terrorist dingfest gemacht, von einem zivilen amerikanischen Sicherheitsunternehmen zu Tode gefoltert werden und dann einen fairen Prozess bekommen soll. Denn hier, in einem kleinen unschuldigen Teeniefilm, offenbart der Großfürst der Al-Queda seine infernalischen Pläne, die er am 11.9.2001 umgesetzt hat, in Person von Burke, der Foster vorhält: „Wenn ihr Sohn das (gemeint ist das Schänden unschuldiger Lagerhallen) schon mit 20 macht, wird er mit 25 ein Flugzeug entführen, nach Washington fliegen und das Weiße Haus in die Luft jagen!“ Also entweder ist das prophetisch oder dieser de Angelis weiß wirklich mehr, als er zugeben will (Verschwörungstheorie-konstruier). Man unterrichtet bitte Dubyah (jetzt wundert mich allerdings nicht mehr, dass Berlusconi so schnell auf den Irak-Feldzug aufgesprungen ist. Die Italiener haben was zu verbergen!).

Für den Fall, dass ich im letzten Absatz zuwenig Ausrufezeichen gemacht hab, hier ein Schwung zum nach Gutdünken verteilen: !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

John Foster sieht eine zukünftige Karriere seines Juniors als Einwegpilot als nicht erstrebenswert an, ruft bei Billy an und zürnt. Der weise Asiate versucht mäßigend auf den erregten Elter einzuwirken, aber ohne Erfolg. Dad kündigt sein umgehendes Erscheinen zur Sohn-Abholung ab (ich sehe eine Militärakademie o.ä. auf Kevin zukommen. Pot luck). Und weil John Foster ein Meister des Amtsmißbrauchs ist, absolviert er die komplette Strecke Oakland-Bent mit Blaulicht und Sirene!

Kevin indes weiht endlich Billy in seine Rachepläne ein – um Jeff ordnungsgemäß die Visage polieren zu können, braucht er Karate-Unterricht und den könnte Billy ihm seiner Ansicht nach gratis verabreichen. Jedoch, ganz so einfach kann und darf das nicht sein, denn Billy hat das Karate aufgegeben. Warum? He killed a man with his bare hands (because he called him dude? Gratitious Scatterbrain-reference, die wieder keine alte Sau kapieren wird. Ich und mein exquisiter Musikgeschmack). Das hat Billy so einen moralischen Schlag versetzt (ungeachtet der Tatsache, dass es in Erfüllung seiner polizeilichen Dienstpflichten im Rahmen der Verhinderung eines Raubüberfalls UND zudem in Notwehr war! Verdammt, diese Asiaten. Lassen sich lieber totschlagen als ihre gewaltlosen Wege zu verlassen), dass er den Dienst quittiert und das Kampfsporteln ad acta gelegt hat. Was für ein Idiot! Ironischerweise führt Billys Lebensbeichte dazu, dass er Kevin nicht rechtzeitig warnen kann, dass Daddy auf dem Weg ist und schon stürmt der Herr Vater ins Wohnzimmer und he´s not a happy camper. „GRUNTGRONFSCHREIichholdichnachhause!“ tobt Daddy und packt seinen überraschten Junior auf die Rückbank des Streifenwagens, die er ja schon gut kennt.

Mortimer trägt dieweil, ähnlich wie Kevin, eine Gesichtsbaracke spazieren und sucht in der Schulbücherei nach Kevin (weil das GENAU der Ort ist, an dem Kevin sich aufhalten würde). Er findet aber nur Connie, die unseren Hero ebenfalls such. Jeff interpretiert die plötzliche Abwesenheit seines Kontrahenten nicht ganz unnachvollziehbarerweise als eingekniffenen Schwanz eines Feiglings und weil Mortimer blöde genug ist, zu behaupten, Kevin wäre zehnmal besser als Jeff (was sowieso eine ausgesprochen gewagte Hypothese darstellt), haut Jeff ihm verdientermaßen eine solide Rechte in den Magen und trägt dem sich krümmenden Morty auf, Kevin, sollte der je wieder auftauchen, auszurichten, dass der (also Kevin) ja wisse, wo er ihn (also Jeff) finden könne (mann, ist das kompliziert).

Connie kommt spät, doch nicht zu spät, auf den doch recht naheliegenden Gedanken, bei Kevins Zimmerwirt Billy nachzufragen. Der erklärt die Sachlage, dass Papa Foster („er ist störrischer als ein Maultier“) aufgrund der Schuppenzerstörung Kevin abgeholt habe. Da platzt es aus Connie heraus, dass Jeff das Lagerhaus zu Bruch gefahren habe (Billys Reaktion: „?“) und überhaupt mit seinem Karate die ganze Stadt terrorisiere (Billy: „!“. Ich: „Was man so terrorisieren nennt…“). Diewel kotzen sich Vater und Sohn auf der Heimfahrt mächtig an. Daddy zieht die Karte, die uns gerade noch gefehlt hat, nämlich die „Was-täte-deine-Mutter-gott-hab-sie-selig-sagen-wenn-sie-noch-leben-würde“-Karte (auch ein noch nie dagewesener Schachzug) und Junior revanchiert sich mit der ebenfalls altbewährten und erst in ungefähr 678.382 Filmen angewandten „Wann-wirst-du-mich-endlich-akzeptieren-wie-ich-bin-und-begreffen-dass-ich-nicht-so-bin-wie-du“-Karte (Dad soll seinen Junior also als verantwortungslosen Trottel akzeptieren. Okaaay.) Die Wortschlacht endet mit einem Unentschieden. Kevin nutzt den erstbesten Tankstopp zur unauffälligen Flucht und düst per Anhalter zurück nach Bent (für einen erfahrenen Streifenbullen ist Papa Foster ziemlich doof. Liegt also wohl in der Familie).

Resigniert ruft Foster senior Billy an und brieft den Zausel entsprechen (umkehren und ´nen zweiten Versuch starten, den Sohnemann einzufangen, wäre auch ein bissl viel verlangt) und so hat Billy, als Kevin ein paar Stunden später an seiner Türe klopft (offensichtlich hat er sich darauf verlassen, dass sein Vater nicht zurückfahren wird und hämisch grinsend bei Billy auf ihn wartet) , schon ein warmes Süppchen für ihn (nach einer so entbehrungsreichen Odyssee sicher nötig) auf dem Herd.

Beim gemeinsamen Einkauf am nächsten Tag erkundigt sich Billy nach der Ernsthaftigkeit von Kevins Karatelernwunsch. „Willst du immer noch Karate lernen?“ – „Ja.“ – „Dann laß uns anfangen!“ Billys eherne Prinzipien sind verhältnismäßig leicht zu erschüttern. Connie wird in den Trainingsplan ebenfalls einbezogen, sie ist für die Spezial-Karate-Diät (Bambussprossen und ähnliche Leckerlis) zuständig. Und das bedeutet – nach schlappen 72 Minuten beginnen wir jetzt ernsthaft den Karate-Teil unseres Karate-Films. D.h. erst mal beginnen wir mit der obligatorischen Trainings-Montage (die komischerweise und aus keinem nachvollziehbaren Grund alle Nase lang von ein paar sinnlosen Szenen in der Disco, in denen nicht mal einer unserer Hauptcharaktere zu sehen ist, unterbrochen wird. Soll das den, hüstel, Zeitablauf verdeutlichen? Wenn ja, hat nicht geklappt, denn ich frage mich trotzdem, wie lange das eisenharte Training, hust-hust, nun dauert). Kevin bearbeitet Sandsäcke, macht Strandläufe (und saugt konditionell, wie wir Billys leicht verzweifeltem Gesichtsausdruck entnehmen), macht Sparrings-, hüstel, „Kämpfe“ mit dem alten Knacker (und mit einer seltsamen Gesichtsmaske, die ihren Träger verdächtig nach unkillbarem Serienslasher aussehen lässt) und darf in einer Rocky-Gedächtniseinstellung auch dem fahrradfahrenden Billy nachlaufen. Nach fünf Minuten ist das Training beendet und Kevin in bester Kampfform, weswegen er auf zu allgemeiner Überraschung auf dem Campus der Schule auftaucht und Jeff seine offizielle Herausforderung zum Tanz unterbrietet (bzw. den neben ihm stehenden Mortimer selbige überbringen lässt, weil, die Feinde reden natürlich nicht persönlich miteinander). Jeff will sich nur schlagen, wenn für ihn im Siegesfalle auch was rausspringt. Der Preis ist schnell ausgelobt – der Sieger hat alleinigen Anspruch auf… Kim! (Also, ist Kevin so blöde oder tut er nur so? Anyway, he IS an idiot. And an extraordinarily big one, too).

Kampftag. Billy macht seinem Schützling Mut: „Du wirst gewinnen, weil du gewinnen willst!“ (Schätze, Jeff will sich einfach nur die Schnauze polieren lassen, dann ist das ja geregelt). Die Wetten stehen 6:1 gegen Kevin. Eine Sirene lässt Kevin zusammenzucken, er hat Angst, sein Vater kommt, um ihn vom Kampf abzuhalten, aber es ist nur eine von Jim prophylaktisch gerufene Ambulanz: „Ich bin Menschenfreund!“

In Jeffs Dojo haben sich die üblichen 30 Dorfjugendlichen versammelt – mich wundert nur, dass im Gegensatz zu allen sonstigen Karate-Kid-Rip-offs nicht mindestens das nationale Fernsehen den Endkampf überträgt. Der „Ring“ besteht aus zwei nebeneinandergelegten Turnmatten. Professionell. Connie himmelt ihr Idol Kevin an: „Wenn er gewinnt, zerreisse ich alle meine Tom-Cruise-Bilder!“ (Wo war noch mal gleich mein Brett? Ich mag ja Tom Cruise nicht, aber gegen Antonio Sabato jr… Okay, okay, bin schon ruhig). Der Kampf geht los und Jeff entwickelt sofort die totale Überlegenheit (einfach, weil Billy sich langsamer bewegt als Jess Franco, wenn er Zeitlupe simuliert) und schickt mit seinen brutalen Schlägen (ich schätze, wenn ich Pucki, den badmovie-Kater, der gerade verzweifelt versucht, eine Fliege zu fangen, streichle, entwickle ich mehr kinetische Energie) Kevin pausenlos auf die Matte. Kevin, you suck!

Klare Frage, Kevin braucht zusätzliche Motivation, und da er nicht wie sein Kollege aus Karate Warrior sich die Augen verbinden lassen kann, um einen schwachsinnigen Drachenschlag austeilen zu können, müssen wir in der Klischeekiste „Familienversöhnung“ kramen. Jup, Papa Foster mischt sich unters Publikum, ist zunächst mal wenig begeistert, dass sein Lendensproß heftig Prügel bezieht, aber Billy zwinkert ihm zu, dass das schon alles seine Ordnung habe. Während ich mich frage, warum de Angelis die zentrale (und einzige) Kampfszene des Films so inszeniert, dass wir die Hälfte des Kampfes aus einer Perspektive „hinter-dem-Rücken-der-Zuschauer“ verfolgen dürfen (ein auch in Karate Warrior 2 erprobtes und daher offensichtlich probates Stilmittel der Actionfotografie) und Jim relativ unvermittelt ein „Sie ziehen gleich“ als Kampfkommentar absondert (klar, weil Kevin sich 80 % des bisherigen Kampfverlaufs auf der Matte gekrümmt hat, ist das eindeutig ein Unentschieden), lächelt der Vater den Sohn an. Das ist das entscheidende Doping. Kevin rappelt sich erneut auf und nun ist er ready to kick some butt („jetzt geht´s los, jetzt geht´s los“, Ola-Welle). Ausgesprochen eindruckslos flezt Kevin Jeff um (mit dem lahmsten Fußfeger der Kampfsportgeschichte. Toll, dass zwei ausgesprochene Karatenulpen gegeneinander kämpfen. Scheint also zumindest in der Hinsicht fair zu sen) und tiltet seinen am Boden liegenden Kontrahenten schließlich sportlich-anständig mit einem Fausthieb gegen den Hinterkopf. Spiel, Satz und Sieg. Hat auch gut drei Minuten gedauert, der Fight.

Kevin und Papa können sich freudig umarmen. „Jetzt bin ich bereit, nach Hause zu gehen“, gibt sich Kevin versöhnlich, aber Papa wehrt ab: „Da hast du was mißverstanden. Ich bin nur zum Zuschauen gekommen. Ich bin SOOO STOLZ auf dich!“ (Kann er ja auch sein, nachdem sein Sohn gerade das Duell der schlechtesten Karatekas des Universums gewonnen hat. Erinnert mich irgendwie an die Fußball-Anti-WM, als die beiden schlechtesten Teams der FIFA-Rangliste, Bhutan und die Karibikinsel Montserrat, wenn ich mich recht erinnere, gegeneinander antraten. Bhutan hat übrigens gewonnen). Kevin knöpft sich noch Naziguy vor („Das war zu erwarten“, kommentiert Connie kühl) und haut ihn mit einem leichten Tritt um (diese Nazitypen halten auch nichts mehr aus).

Okay, großer Sieg für Kevin, alles freut sich, alles lacht (bis auf Jeff, aber einen beißen die Hunde alt immer), ergo – big Siegesfete in der Disco bei Milkshakes und Fruchtsaft (und um 22.00 Uhr ist Ruhe, gelle!). Ist ja noch eine Frage zu klären… Wird sich Kevin nun für die verachtenswerte Kim oder die lieb-treuherzige Connie entscheiden? Bitte schicken sie ihre SMS mit der Botschaft GIRL1 für Kim oder GIRL2 für Connie jetzt an die Kurzwahlnummer Nullachtfuffzehn (39,99 EUR pro SMS aus allen deutschen Mobilfunknetzen).

Bevor diese spannende Frage also endgültig beantwortet werden kann, informiert Mortimer uns und Kevin, dass Jeff sich den Arm gebrochen hat (vermutlich beim Gegen-den-Spind-Bollern nach dem Fight im Frust, im Kampf war nichts zu sehen, das ansatzweise darauf hindeuten könnte, er hätte sich irgendwas, geschweige denn eine Gräte, gebrochen). Kim setzt ihren einladensten Blick auf, während Connie sich im Hintergrund hält (samt Pudel und Eiskremfatguy, dafür aber ohne ihre nette Brille. Auch hier lernen wir wieder: Äußerlichkeiten rulen!). Kevin stiefelt energisch an Kim vorbei und fordert Connie zum Tanz (ja, noch mal Ola-Welle, er hat die richtige Wahl getroffen, möchte man ihm nicht zutrauen). Kim schnaubt (sie kann ja jetzt mit Fatguyeiskremschlabberer rumschäkern, oder mit dem ollen Loser Jeff). Der sitzengelassene Fatman trägt´s mit Fassung und verfüttert Connies Eistüte an den Pudel (Tierquälerei!). Und, damit alles nice and clean aufgeräumt wird, verirrt sich auch noch Cowboy Burke in die Disse, drückt dem verdutzten Jim 300 Mäuse in die Hand und murmelt eine Entschuldigung – war doch Jeff, der den Schuppen zerfetzt hat, Jim möge den Zaster doch bitte Kevin geben (hm, excuse me while I scream, aber von Rechts wegen gehört die Kohle m.E. Kevins Vater!). Und dann gönnt der Film den prinzipiellen Charakteren noch ausführliche Namenseinblendungen mit Bild (komischerweise aber nicht Naziguy, der eine recht prominente Rolle spielt, dafür aber Barbara. Und da Ihr Euch sicher jetzt fragt, wer zum Geier Barbara ist – eine Teilnehmerin am Offroad-Race -, erkennt Ihr, dass dieses Mädel für die Story so integral ist, dass ich sie nicht einmal erwähnt hab). Und dann ist Schulz.
Analyse

Oh verdammte Hacke. Hat einer die Adresse von Fabrizo de Angelis? Ich möchte dem Kerl gerne mal ‘ne Rechnung schicken für verschwendete Lebenszeit, die ich für seine Filme aufgewandt habe (immerhin hab ich jetzt vier Filme gesehen, das macht allein sechs Stunden und dazu jeweils fünf-sechs Stunden für Reviews. Bei einem Stundensatz von 75,00 EUR schuldet mir der Meister eine ganze Menge Kohle).

Aber irgendwie muss ich Meister “Ludman” auch wieder Abbitte leisten – ich hielt schon die bisher von mir gesichteten Werke seiner Person für schlecht, aber Karate Rock ist, ist, ist… Ich weiß nicht, was es ist, ein Film ist es jedenfalls nicht. Schon gar kein Actionfilm und ganz bestimmt kein Karate-Film. Nicht, dass es nicht schon genügend Karate-Kid-Imitatoren auf dieser Welt gäbe, aber so zu tun, als würde man einen drehen und am Ende mit einer absoluten filmischen Nichtigkeit rüberkommen, für die sich vielleicht sogar ein Joe D’Amato schämen würde (wahrscheinlich aber eher nicht, denn im Gegensatz zu den meisten Massacessi-Werken kann de Angelis, der aber als Special-FX-Man beim gerade von Eduardo D’Amaro gastrezensierten Emanuelle e gli ultimi cannibali mitwürgte, zumindest einen gewissen handwerklichen Mindeststandard anhalten), das ist nicht dreist, das ist bodenlos unverschämt und müßte mit einer Tracht Prügel nicht unter fuffzich Stockhieben bestraft werden.

Denn das ist das große große große Problem des Films (sofern man nicht, wie ich eigentlich, der Ansicht ist, der Film an sich sei das Problem): es passiert einfach nichts. Der Film funktioniert weder als Action-Film noch als Teenie-Komödie noch als Drama. Wenn die apostrophierten Höhepunkte des Films zwei Schlägereien von zusammengerechnet nicht mal einer Minute Laufzeit, ein Autorennen, wie ich es aufregender jeden Tag bei mir vor der Haustür habe, wenn ein Taxifahrer versucht, noch bei dunkelorange über die Ampel zu rappeln, und der extrem debile “Tunnel des Todes” sind, dann hab ich als Filmemacher doch irgendwas falsch gemacht…

Die Schuld liegt natürlich größtenteils im Drehbuch, denn da wollen wir mal ehrlich sein, mit dem, womit Fabrizio de Angelis hier arbeiten musste, ist kein Blumentopf zu gewinnen, selbst wenn man Quentin Tarantino heißen würde und den Streifen mit David Carradine, Uma Thurman und Bruce Willis besetzen könnte. Wo nix ist, ist nix zu holen, sprich, aus einem Drehbuch, das vielleicht zehn Seiten lang gewesen sein mag (ansonsten hätte de Angelis nicht in purer Verzweiflung minutenlange Füllszenen wie “Papa Foster fährt durch die Gegend”, “ein Haufen Idioten winkt debil einem Schiff hinterher” oder “Volldrömel tun so, als ob sie Discotanzen könnten” in den Film fummeln müssen). Und die zehn vorhandenen Seiten waren vermutlich auch leer. Klar, es ist das berühmte alte Schema F des Karate-Kid-Nachziehers zu erkennen, “Jugendlicher kommt in neue Umgebung, bekommt vom örtlichen Schläger aufs Maul, geht bei weisem Sensei in die Lehre und haut seinerseits dem Schläger auf die Fresse” ist erkennbar, aber selten bis nie wurde es langweiliger umgesetzt, wenn man von “Umsetzung” überhaupt sprechen will, da der Teil des Films, der wohl der entscheidende sein soll, nur in den letzten 15 Minuten abgehandelt wird. De Angelis’ Autorin Olga Peher kennt zwar die einschlägigen Klischees, ist aber nicht in der Lage, daraus irgendwas halbwegs interessantes neu zu konstruieren oder wenigstens die altbekannten Elemente so wiederzukäuen, dass ein Script draus wird. Wir spulen zwar brav alles ab (zerrüttete Familenverhältnisse, Meister mit dem dunklen Geheimnis aus der Vergangenheit, Wahl zwischen braven und bösem Mädchen, Hero’s Best Friend, der die übelste Prügel einstecken muss etc.), aber nie wird auch nur das Niveau einer viertklassigen Daily Soap erreicht. Totale, vollständige, irgendwie schon wieder beeindruckend konsequente Anti-Geschichtenerzählung. Dazu paßt dann ja auch wieder, dass nicht gänzlich unbedeutende Plotpunkte wie die Manipulation an Mortimers Jeep total vergessen werden.

Das mag sich in obiger Inhaltswiedergabe ja noch halbwegs lustig angehört haben, aber glaubt mir, Freunde, das ist es nicht (wenn man über den Text oben lachen kann, dann liegt das, selbst-auf-die-Schulter-klopf, ausschließlich an der brillanten schriftstellerischen Leistung Eures Lieblingsdocs, der mal wieder aus einem neunzigminütigen Plotnichts beste Unterhaltungslektüre gezaubert hat. Eigenlobmodus off). Der Streifen ist sehr sehr sehr sehr sehr ermüdend anzusehen, weil er halt keine Höhepunkte hat (zwar ein paar Tiefpunkte, aber das ist ja dann schon was anderes). Die Story ist noch dümmer bzw. einfallsloser als in den beiden von mir bislang gesichteten Karate Warrior-Filmen aus der gleichen Werkstatt, und die geizen zwar auch mit Action, aber nicht so sehr wie Karate Rock (ich frag mich sowieso, was de Angelis an dem Thema so faszinierend findet, dass er nicht weniger als sieben Mal den gleichen Stoff verfilmt hat. Und wieso er für Karate Rock einen eigenen Titel erfunden hat, wo er den Krempel doch genauso gut als Karate Warrior Teil Umpfzig in die Serie hätte integrieren können). Der Film plätschert emotionslos (womit er in guter Gesellschaft mit den Darstellern ist) über seine Laufzeit, reiht belanglose Dialogszene an belanglose Dialogszene und gönnt sich nur äußerst gelegentlich ein wenig Abwechslung. Und in diesen Nicht-Dialogszenen stinkt der Streifen dann endgültig ab – der Tanzwettbewerb dürfte jedem, der sich entweder mal versehentlich an eine Stromleitung angeschlossen oder in zehn Kilometer Umkreis einer Disco aufgehalten hat, Tränen in die Augen treiben, das Autorennen ist, wie auch schon mehrfach erwähnt, ungefähr so spannend und mitreißend wie eine Bundestagsdebatte über eine Änderung der Verpackungsverordnung, das hochgepuschte Action-Set-Piece “Tunnel des Todes” lässt mich wehmütig an Manta Manta zurückdenken und der finale Schlußkampf… Zu dem sag ich nur soviel: Ich bin mal von einem Kumpel zu einem Karate-Turnier für Schüler mitgeschleift worden. Die dortigen Kämpfe waren erheblich aufregender (obwohl man sich bei so einem Turnier nicht wirklich hauen darf, sondern es nur auf den Stil ankommt), auch wenn sie von Fünfjährigen vorgeführt wurden. Da hilft dann auch nix mehr, dass Karate Rock im Vergleich zu den CTI-Veröffentlichungen von Karate Warrior 1 und 2 ungeschnitten ist. Denn es GIBT NIX ZU SCHNEIDEN (Okay, es gibt streng genommen eine ganze Menge zu schneiden, nämlich 1:30:06 Film, aber that’s beside the point).

Noch mal gesondert erwähnen möchte ich allerdings die akkurate Vorwegnahme von fundemantal-islamitischen Terroranschlägen. Da hat’s mich schon von der Couch gefegt… Wie’s zu dem Dialog kam, möchte ich doch gern mal ermitteln (hab mir sicherheitshalber auch noch mal die englische Sprachfassung angehört, nicht, dass die DF ne Neusynchro ist – im englischen Dialog ist’s identisch).

Seien wir de Angelis und seiner Autorin wenigstens dankbar, dass sie auf mystizistischen Brimborium wie den “Drachenschlag” aus Karate Warrior verzichtet haben. Liegt zwar vermutlich eher daran, dass Karate Rock mit seinem geschätzten Budget von 5.000 Spaghetti sich nicht mal einen armseligen Special FX wie den für den Drachenschlag leisten konnte (der einzige “Stunt” ist das Durchbrechen der Wellblechwand, und die war vermutlich aus Pappe; und wie de Angelis es hingetrickst hat, dass es wirklich so aussieht, als würden Jeffs Cronies einen Jeep zu Klump hauen, ist vermutlich sein größtes cineastisches Geheimnis. Dass ein echter Jeep zerstört wurde, will ich nicht glauben. Das hätte Geld gekostet), aber wir loben ja auch mal, wenn’s keine Absicht war.

Scheußlich ist by the way die eklige Musik von Donald Brent, instrumentale Disco-Mucke der allergülligsten Sorte, die jeden Musikliebhaber in die Flucht schlagen kann und wird (um so “lustiger” ist es, dass die Charaktere im Film kaum eine Gelegenheit verstreichen lassen, um auf die Superduperoberklasse der Musik hinzuweisen. Ich nehme an, beim Dreh hat de Angelis ein paar Den-Harrow- oder Raggio-Di-Luna-Platten auflegen lassen, damit die Schauspieler ihre diesbezüglichen Texte aufsagen konnen, ohne rot zu werden).

Noch mal der Vollständigkeit halber:HART ist der Film selbstverständlich nicht. Die FSK-16-Freigabe hat der Streifen ein paar kleineren Blutspritzereien zu verdanken, die aber von jeder Vorabendkrimiserie locker getoppt werden (selbst wenn es sich um Der Alte-Wiederholungen von 1839 handelt). FSK 12 ginge da m.E. voll in Ordnung, aber besser wäre wie immer in solchen Fällen FSK 120, dann müsste sich nämlich niemand diesen Film ansehen.

Das größte Wunder an Karate Rock ist, dass es jemand geschafft hat, aus diesem Film herauszukommen und ANSCHLIESSEND noch eine Karriere zu haben. Dieses Kunststück gelang, was noch ironischer ist, als der Betreffende eine der schwächsten schauspielerischen Leistungen seit Menschengedenken abliefert, ausgerechnet Hauptdarsteller Antonio Sabato jr., der zu seinem Glück Italien nach zwei weiteren Filmen verließ und im General Hospital anheuerte, wo er insgesamt vier Seasons absolvierte und für die phänomenal gefloppte, aber zumindest weltweit vermarktete SF-Serie Earth 2 entdeckt wurde. Das wiederum verschaffte ihm eine Season in Teenie-Serie Melrose Place und von da an ging’s bergauf (oder was man so nennt). Ein TV-Film nach dem anderen schloss sich an und danach folgte der Sprung ins DTV-Fach – und so wurde aus Antonio Sabto jr. doch noch ein B-Movie-Star, der u.a. in The Base II und Shark Hunter sein Auskommen fand. Im zarten Alter von 18 Jahren in Karate Rock trägt Meister Sabato allerdings ausschließlich einen dämlichen Gesichtsausdruck spazieren, spielt ohne jegliches Charisma (dass ihn sogar Screenpartner wie Andrew Parker und Dorian D. Field, die NULL Karriere gemacht haben, an die Wand spielen können, lässt tief blicken) und ohne jegliche physische Präsenz.

Nathalie Hendrix (Kim) spezialisierte sich, wenn man der IMDB glauben darf, in der Folge darauf, in größeren Produktionen Bit-Parts als Reporterin zu spielen (ihre sämtlichen weiteren Screencredits, immerhin in Forrest Gump, Gingerbread Man, Major League III und Forces of Nature beziehen sich auf Reporter oder TV-Ansager). Hier würde sie gern die Femme Fatale geben, wenn sie’s könnte. Andrew Parker ist zweifellos der schwuchteligste Schurke eines Karate-Kid-Rip-offs, den ich jemals gesehen hab (und das liegt nicht am Ohrring), Dorian D. Field sieht zumindest recht süss aus. Robert Chan chargiert sich würdelos durch den “alter-asiatischer-Meister”-Charakter. Bleibt noch Splatter-Recke David Warbeck (Panic, The Beyond, The Black Cat, Miami Golem. Der 1997 verstorbene Neuseeländer gibt sein Bestes, zeigt ein wenig Engagment und führt gelegentlich die Overacting-Sau Gassi.

Veröffentlicht wurde Karate Rock auf DVD von MCP, einem der Billiglabel, die zwar hin und wieder richtig gute Filme rausbringen (Crash und The Affliction gibt’s von MCP), denne aber niemand erzählt hat, was man so technisch mit einer DVD anstellen kann. Das Bildformat ist 4:3 im Minimal-Letterbox-Verfahren. Im Vergleich zu einer durchschnittlichen CTI-Disc und auch einigen MCP-Releases ist die Bildqualität regelrecht sensationell. Das Bild ist nicht ganz unscharf, die Farben sind prächtig und der Print kommt ohne gröbere Verunreinigungen und ohne Bildstörungen aus dem Mastering/Authoring aus. In der zweiten Filmhälfte stellen sich allerdings einige nervige Flimmereffekte ein. Die Kompression kann sich für eine VÖ dieser Güte sehen lassen.

In Sachen Ton überschlug sich MCP mal wieder und spendierte der Scheibe “2-Kanal-Ton” (manchen Menschen auch als “Stereo” bekannt, aber wohl nicht MCP). Von Dolby ist da keine Rede – das ist wenigsten ehrlich im Vergleich zu manchen Audiotracks, die uns die Freunde von Best oder Madison als “Dolby 5.1” verkaufen wollen. Der Ton ist zweckmäßig – man versteht die Dialog, man hört (leider) die Musik und Sound-FX gibt’s sowieso keine. Als besonderen Bonus gibt’s noch eine englische Tonspur, die etwas breiiger wirkt als die deutsche Sprachfassung.

Die Abteilung “Extras” wird durch drei Trailer auf andere MCP-Releases verkörpert.

Meine Fresse, MS-Works behauptet, ich nähere mich Seite 14 des Reviews. Dann wollen wir doch langsam, aber souverän zum Ende kommen. Karate Rock ist von allen Streifen, die ich mir von Larry Ludman aka Fabrizio de Angelis bisher ansehen musste, der zweifellos übelste – da tut sich nun wirklich gar nichts mehr, das auch nur entfernt von Interesse ist. Null Action, null Humor, null Drama, null “Leidenschaft” (und das meine ich mal beabsichtigt doppeldeutig: keine Leidenschaft “im Film” und auch keine Leidenschaft von seiten der Macher. Das ist einfach lieblos abgefilmter Schmu). Viele italienische Schundfilme haben ja trotz ihrer Grottigkeit irgendwo ihre Existenzberechtigung – sei es durch Gore oder Splatter, nackte Tatsachen oder abartige-blöde Ideen (da würde uns z.B. Fulcis Schlacht der Centurions einfallen). Karate Rock hat gar nichts – der Film ist irgendwie ein Loch im Nichts, eine Art schwarzes Loch für Unterhaltungswert.

Ich schwöre feierlich: es ist mit Sicherheit tausendmal, ach was, zehntausendmal lustiger, dieses Review zu lesen als auch nur eine Minute dieses Films anzusehen. Denkt dran, falls Euch der Film mal irgendwo über den Weg laufen sollte. Es gibt ganz bestimmt Filme, die mich aufgrund ihrer “offensiveness” direkter persönlich durch ihre Existenz beleidigen, aber nur ganz wenige, die noch gelangweilter an einem vorbeirauschen (bzw. eher vorbeikriechen). Jetzt reicht’s mir mit Ludman endgültig… (obwohl… Killer Crocodile II???)

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 2


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