- Deutscher Titel: Kadaver
- Original-Titel: Kadaver
- Regie: Marcel Walz
- Land: Deutschland
- Jahr: 2006
- Darsteller:
Susanna (Sabrina Brencher)
Andi (Andreas Pape)
Anja (Ninette Weingart)
Marina (Martina Schölzhorn)
Theresa (Ramona Lex)
Mike (Sergius Buckmeier)
Anhalterin (Lisa Schwenk)
Joggerin (Kathrin Schwenk)
Killer 1 (Matthias Bogner)
Killer 2 (Dieter Wohlen)
Vorwort
Abt. Curiousity killed the Doc (or will kill him sometime…)
Wir erinnern uns, glaube ich, alle noch gut an Camp Corpses, das Debütwerk des fränkischen Splatter-Independents Marcel Walz, an dem ich nicht wirklich viele gute Haare gelassen habe. Aber immerhin bescheinigte ich dem Film, dass ich mich blendend amüsiert hatte – wenn auch nicht aus den Gründen, die sicherlich mal angedacht waren. Nun ist Herr Walz, wie aufmerksame Vielforenleser wissen, der Ansicht, die Abqualifizierung seines Epos zu einer grandiosen Trash-Gemme wäre eine mittelschwere persönliche Beleidigung und das ihn publizierende Label Eyeless Entertainment haut in die selbe Kerbe, wonach Walz ein zu rühmender Newcomer auf dem Gebiet des Horrorfilms sei, der aus unerfindlichen Gründen niedergemacht werde. Naja. Jeder schafft sich seine eigene Realität.
Egal. Camp Corpses war gestern, heute ist Kadaver, der neue Meilenstein teutonischen Horrorkinos, der offensichtlich dem auf Camp Corpses angekündigten Follow-up Road Rip vorgezogen wurde. Lesen wir uns die drollige Coverangabe durch, so erwartet uns statt des Hostel/Eurotrip-Rips Road Rip ein „Terrorfilm“ in der Tradition von The Hills Have Eyes (der wird nicht namentlich erwähnt, aber wir sind ja clevere Burschen und reimen uns zusammen, was gemeint ist). An dem Craven-Klassiker hat sich ja jüngst schon mit Alexandre Aja ein Regisseur ganz anderer Gewichtsklasse einen schweren Leistenbruch gehoben…
Pervers neugierig wie ich bin (außerdem hab ich auch Andreas Schnaas drei Chancen gegeben), konnte ich mich auf heutiger Börse, bei der ich eigentlich nur für fast umsonst die cmv-Boris-Karloff-Collection abstauben wollte (und es auch getan habe, danke der Nachfrage, drei Euro/Stück abzüglich Rabatt :-)), nicht beherrschen. Kadaver lag dort stapelweise rum (der große Verkaufsschlager isses dann wohl doch nicht), der Preis mit 10 Euro grad noch so Doc-Sparstrumpf-Budget-kompatibel und das Verlangen meiner Leserschaft förmlich spürbar. Na dann…
Inhalt
Okay, das erste, was auffällt – wir schummeln mit der Laufzeit. Anstatt der annoncierten 75 Minuten begnügt sich uns Hauptfilm dann doch mit 67. Da hab ich nix dagegen – es ist mir, wie schon des öfteren geäußert, eher sympathisch, wenn Jungfilmer ihre Werke nicht krampfhaft auf abendfüllende Länge hinprügeln (und eingedenk Camp Corpses bin ich prophylaktisch ganz dankbar, dass das Ding nicht länger laufen wird). Auffälligkeit Nummer 2 – ein bekannter Name im Cast. Nein, nicht Bela B., der sich auch für nichts zu schade ist, sondern Andreas Pape, der eigentlich bevorzugt in Timo Roses Heulern zu finden ist (und so schon mit Space Wolf hier gewürdigt wurde).
Filmisch bringt uns Genosse Walz zunächst mal Naturaufnahmen aus der Heide vor die Augen – Grashalme in Großaufnahme… Wir sehen ein Haus, eine Straße und eine Anhalterin. Letztere wird von einem zappeligen Handkamera-POV-Shot belauert (Memo an Filmemacher: „abgelegene Gegenden“ suchen, die wirklich * abgelegen * sind. Größere menschliche Ansiedlungen im Bildhintergrund (also keine zwei Kilometer entfernt) strapazieren die suspension of disbelief. Ein Auto mit Weißenburger Kennzeichen nähert sich. Die rauchende Tramperin hält halbherzig den Daumen raus und wundert sich, dass der WUG-Driver nicht stantepete in die Eisen steigt um sie aufzugabeln. Das bringt ihm einen Stinkefinger und einen nachgeworfenen Damenschuh ein. Das Wiederaufsammeln und -anziehen des Schuhs ist kinematisch offenbar so ergiebig, dass es uns in aller Ausführlichkeit (und per close-up) demonstriert werden muss (vielleicht ist das ja auch ein Lehrfilm. „Wie ziehe ich meine Pumps an?“).
Gefrustet hockt sich die Gutste wieder an die Leitplanke (du könntest ja theoretisch weiter in die Richtung laufen, in die du willst). Sie raucht ihre Zigarette weiter und alles ist enorm spannend. Der POV-Shot kraucht wieder auf sie zu… Weißblende (ARGH. Dieser Walz ist ein Blenden-Fetischist. Erinnern wir uns noch aus die Rotblenden aus Camp Corpses?). Dürfen wir jetzt nicht mal mehr die Kills ankucken?
Keine Angst… in sekundenkurzen Zwischenschnitten präsentiert man uns… den Killer (nicht wirklich überraschenderweise ein 08/15-Irrer mit ´nem um die Rübe gewickelten Kissenbezug mit Mund- und Augenlöchern. Mr. Walzens kreativer Overkill bringt mich noch eines Tages um… da war mir ja die Gartenzwergclownsmaske aus Camp Corpses fast noch lieber) – Weißblende – das Opfer sabbert Blut auf den Asphalt der Straße – Weißblende – Killer – Weißblende – Blut – Weißblende. What an artist.
Nachdem sich der Blenden- und Schnittkünstler ausgetobt hat, tut unser Opfer so, als wäre es schwer verwundet und krabbelt mit Himbeersoße bekleckert, äh, sorry, blutend, über den Schotter des Straßenrands. Was ist eigentlich passiert? Scheinbar hat unser Killersmann der holden Maid einen Schraubenzieher o.ä. geschenkt und das ziemlich schwungvoll und auf Halshöhe. Weil die Madame nie die einschlägigen Erste-Hilfe-Kurse belegt hat und sich deswegen nicht daran erinnert, dass das dümmste, was man in diesem Fall machen kann, ist, sich den Fremdkörper herauszuziehen, tut sie genau jenes. Mit der Folge, dass die Blutung nun akut lebensbedrohliche Formen annimmt, was aber auch schon wieder wurschtegal ist, weil der Killer sie eh an den Quanten packt und ihrem weiteren unerfreulichen und uns zwengs der Suspense and stuff nicht gezeigten Schicksal entgegenzerrt (by the way – überzeugend „sterben“ kann die Dame auch nicht).
Bis jetzt passt das ja noch alles wunderbar in das bekannte und erwartete Schema „lächerlich maskierter Irrer läuft rum und killt, ohne dass dabei echte Effekte eingesetzt werden müssen“. Talk about raisin´ the bar…
Na, noch ist ja nicht aller Filme Ende. Das nachfolgende wunderbare Stadtpanorama zeigt wohl nicht Weißenburg (und nach meiner oberflächlichen Recherche auch nicht das hessische Korbach, das ebenfalls mit einigen Autokennzeichen gewürdigt wird. Kann jemand die Stadt anhand des anliegenden Screenshots identifizieren?) und wird von den entsprechenden Stadtvätern sicher mit Begeisterung aufgenommen werden. Eine blondes Mädel joggt durch die Straßen, was aus nicht ganz durchschaubaren Gründen mit „stimmungsvollen“ s/w-Aufnahmen desselben Mädels, als es durch einen Wald türmt, zwischengeschnitten wird. Immerhin, es ist eine Art dolly shot, die Kamera bewegt sich. Respekt. Ich lobe ja auch, wenn´s angezeigt ist.
Die Joggerin (ach, verdammt, ist ja eh unser final girl, also kann ich auch den Namen verraten – Susanna) betritt ihr in einer Mietskaserne belegtene Bude und pflackt sich auf die Couch. Ihr Telefon klingelt und nach doch schon knapp sieben Minuten kommen wir in den Genuss von Dialogen. Wer da anruft, ist ihr Boyfriend Andi und der hat ein paar dringend zu erledigende Aufgaben zu delegieren. Susanna möge doch bitte für die anstehende Camping-Tour schon mal die Sachen zusammenpacken und „die T-Shirts abholen“ (steht da „Camp Forest Green“ drauf`). Die Dialoge sind so aus dem Leben gegriffen und strahlen nur so vor Natürlichkeit, dass ich mich an dieser Stelle weigere, sie wiederzugeben. Susanna ist genervt… jetzt herrscht so eine Bullenhitze und sie armes Kind wird von ihrem Loverboy zu harter körperlicher Arbeit genötigt.
Nach einem weiteren lovely shot über die malerische Altstadt der Lokalität finden wir uns auf einem Parkplatz wieder, wo Susanna gerade Andis Handy-Mailbox zur Sau macht. Der Scherzkeks hat nämlich FÜNF KISTEN T-Shirts bedrucken lassen, wo doch nur vier (und zwar „Stück“, nicht „Kisten“) gebraucht werden (wir werden noch erklären…) und dazu noch die Frechheit besessen, sein Kreditkartenkonto zu überziehen, so dass die 500-Euronen-Rechnung an unserer bedauernswerten Susi hängen blieb (und du warst blöd genug, die zu bezahlen, Baby? Du verdienst es, von dem Kerl ausgenutzt zu werden).
Nach einer wunderschönen Einstellung des Vollmonds verlagert sich das Geschehen erneut in Susis Wohnstube, wo sie düster (neben ihrem Superman-Rucksack) vor sich hin grummelt und auf das Erscheinen ihres Mackers wartet. Der, in Form des bereits erwähnten Andreas Pape, ahnt schon, dass die Luft dick ist und tödliche Blicke verschossen werden, weswegen er sich ganz vorsichtig und ordnungsgemäß zerknirscht ins Zimmer schiebt. Sogar eine Rose als Versöhnungsgeste hat er dabei, aber sofern „die Rose keine 500 Euro gekostet hat, beeindruckt mich das nicht sonderlich“, gibt sich Susi unversöhnlich. Aber letztendlich kann sie ihrem Schmusebären halt doch nix übel nehmen und was sind schon fünfhundert schlappe Kieselsteine unter Liebenden… Andi möchte gern wissen, wie die Shirts für Susis Geld denn nun geworden sind. Susis Gesichtsausdruck macht deutlich, dass sie die Fetzen für rather crappy hält (und ich widerspreche ihr nicht… meine badmovies-Fanshirts sind schöner. Aber wenigstens hat´s dieses Mal für echte Bedruckung gereicht und nicht nur für aufgeklebte Folie. Und, ja, unser Freund Marcel Walz hat offenbar auch einen T-Shirt-Fimmel) – „Scary Camping Tour 2006“ steht vorn klein und hinten groß drauf. Wuaah! I´m shivering already.
Später, im (extrem geschmacklosen, da mit Lichterketten verzierten) Bett, gesteht Susi ihrem Schatzi, dass sie ein komisches Gefühl hat, was die anstehende Tour angeht. „Was ist, wenn irgendwas schief geht?“ Andi macht sich da überhaupt keinen Kopf (in den hätte ich diesbezüglich auch das vollste Vertrauen). „Als Geschäftsmann sollte man sich schon Gedanken machen“, fiept Susi (GESCHÄFTSMANN??? Auf dessen Kreditkartenkonto bestenfalls zehn Jahre Bau stehen? Und der offensichtlich wahnsinnig erfolgreiche Campingtouren organisiert? Seufz…).
Nach einem weiteren wundervollen Panorama-Shot (Memo an Filmemacher: establishing shots sind schön und gut, aber man muss sie nicht vor JEDER gottverdammten Szene einbauen. Manchmal kann man auch einfach WEITERMACHEN) inklusive landschaftsverschandelnden Windkraftanlagen lernen wir die vier unglückseligen Gestalten kennen, die den verhängnisvollen Fehler begangen haben, bei Geschäftsmann Andi eine Tour zu buchen. Aus Gründen des gepflegten Misogynismus besteht das Quartett aus drei Mädels und einem Kerl. Diese Viererbande ist ob Andis klapprigen Kombis, mit dem er am Treffpunkt aufkreuzt, nicht gerade in Grund und Boden beeindruckt, und auch Andis haspelig-aufgesetzter Enthusiasmus trägt nicht zur Steigerung der eher gedämpften Stimmung (eh, ihr seid aber alle freiwillig da?) bei. Dass der avisierte eigentliche Tourführer Toni sich wegen eines „kaputten Knöchels, der nicht so viel aushielt wie er“ ins Krankenhaus verabschiedet hat und deswegen Oberleuchte Andi mit Susi (bereits in die Scary-T-Shirts gehüllt) die persönliche Leitung des Trips übernimmt, resultiert in weiteren gerollten Augen seitens der zahlenden Kundschaft. Was steht nun eigentlich auf dem Programm, will eins der Girls wissen. Andi will am ersten Wanderziel Infozettel austeilen und dann „die Schauplätze der Legende“ (uaah) der Reihe nach abklappern und zelten, wo man gerade ist (das klingt irgendwie gaaanz leicht nach Blair Witch 2. Okay, der war ziemlich gut, aber wieso bezweifle ich, dass Kadaver ähnlich intelligent sein wird?).
Mike schlägt vor, die Zettel doch gleich auszuteilen, denn „dann haben wir was für unterwegs“ (beim Wandern lesen? Da bricht man sich doch die Haxen). Andi findet die Idee gut, kann Susi dann doch auch gleich die offiziellen Shirts verteilen. Marina, eine der Camperinnen, die die Rolle der offiziellen Zynikerin übernommen hat, ist ob der Textilbeigabe eher anti-enthusiastisch: „Das ist auf jeden Fall unsere 200 Piepen wert!“
Ich will nicht meckern, aber das ganze Setup, das Schauspiel, die Dialoge – das wirkt alles wie schlecht improvisiert…
Auch wenn keinem die T-Shirts wirklich gefallen, zieht die ganze Blase sie ohne Murren an (Marina macht sich umständlich an der Seite einen Knoten rein, damit´s nicht reinzieht, oder was?). Susanna übernimmt die Marktforschung – wie sind die Teilnehmer der Wandergruppe auf die Idee gekommen, mitzumachen? Anja gibt die Timmy-Turner-Antwort: „Internet!“ Und Marina, ihre Bekannte, hat sie einfach mitverpflichtet (jetzt versteh ich zumindest deren Attitüde). Die verbleibenden beiden Mitcamper, das Pärchen Mike und Theresa, wird gar nicht erst gefragt.
Nachdem all dies mehr oder weniger (eher weniger) geklärt ist, kann zum Marsch in die Wölder geschritten werden. Schließlich ist dies ein deutscher Amateur-, äh, sorry, „Independent“-Film, und da wollen wir doch unter gar keinen Umständen irgendetwas * anders * machen als die 2.678 deutschen Amateur-, äh, „Independent“-Filme zuvor. Na dann gute Nacht… Der (handwerklich sehr gute) Score von Michael Donner rippt indes wieder bekannte Melodeien aus besseren Filmen (ich glaube, jetzt sind wir gerade beim „Letzten Countdown“).
Wenig später sitzt die ganze Blase irgendwo unter Bäumen. Andi ist deprimiert („war vielleicht doch ´ne Scheißidee“. Kommt der früh drauf), vor allem, weil seine Kunden allesamt genervte Gesichter spazieren tragen. „Du solltest den Leuten mal was erzählen“, empfiehlt Susi. Also ruft Andi seine Schäfchen zusammen. Eher unter Protest sammelt sich die Gruppe und Andi kann das Programm bekanntgeben – vier Tage soll die Tour dauern (argh!) und das erste Ziel ist der „Opferbaum“, wo man dereinst „die Leichen der Opfer ausgeweidet und angenagelt hängen fand!“ Zwei Stunden Fußmarsch sind das allerdings schon noch. Theresa kuckt verwirrt – von dem ganzen blutigen Hintergrund hat sie keinen blassen Dunst, ihr Macker Mike hat sie nämlich unter dem Vorwand „etwas Natur tut dir gut“ mitgeschleift und kein Sterbenswort über Art und tieferen Sinn des Ausflugs fallen lassen (hm, „Scary Camping Tour“ – it kinda gives you a hint, doesn´t it?). „Äh, das machen wir am ersten Ziel“, stottert Andi, „da ist dann auch die Stimmung besser!“ (Stimmung? Ich hab bessere Stimmung in Mausoleen erlebt. Und die soll sich nach zwei Stunden durch-die-Pampa-Latschen verbessern?). Susanna sieht ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt: „Da haben wir´s schon!“ Theresa ist ihr ein Dorn im Auge – was, wenn die Schnepfe nicht durchhält und nach Hause will? Andi wischt diesen Einwand beiseite.
Blick auf die Stoppuhr – 20 Minuten sind vorbei, wir haben, wie schon bei Camp Corpses bisher nur ödes Setup und, vom Teaser-Kill mal abgesehen, nichts, was man bei bestwilliger Betrachtungsweise als „Action“, „Spannung“ oder „Horror“ bezeichnen können.
Das muss auch dem Regisseur eingefallen sein, weswegen wir einfach ein unrelated random victim einbauen. Ein Mädel joggt über einen Schotterweg im Wald (ich glaube keine Sekunde lang, dass das Girl sich im echten Leben einer solchen sportlichen Tätigkeit befleißigt). Unsere bösen Killer haben einen Stolperdraht gelegt, den das Girl pflichtschuldigst auslöst, worauf ihr per Idiotic Non-Workable Booby Trap TM eine über dem Weg aufgehängte Mistforke in den Dachstuhl fährt (ich will mich mal wieder nicht darüber aufregen, auf wie viele Arten dieser Kill überhaupt nicht funktionieren kann. Die Killer müssten wissen, WO auf dem Weg die Holde joggt, ihre Geschwindigkeit richtig berechnen, hoffen, dass die Forke tatsächlich genügend kinetische Energie entwickelt, um tödliche Wirkung zu entfalten usw. usf.). Aber gut… gehen wir zugunsten der Killer davon aus, dass sie das alles an ihrem PC vorher durchkalkuliert haben. Jogging Girl kratzt blutig ab (aber ohne echten Gore).
Anja beantragt bei ihren Mitstreitern eine kurze Pause, aber man hört nicht wirklich auf sie. Marina lässt mich darüber grübeln, ob sie gerade wieder zynisch ist oder nur zu doof, ihren Text richtig zu betonen. „Supertoll hier“, keift sie nämlich in einem Tonfall, der eher das Gegentum ausdrückt, Mike interpretiert das aber so, dass Marina die Gegend echt idyllisch findet und gibt zu Protokoll: „Nur weil die Vögel singen, heißt das ja nicht, dass man hier nicht Leuten die Gedärme rausreißen kann!“ Andi wiederum fühlt sich persönlich auf den Schlips getreten, dass ihm seine Klienten die Pointen wegnehmen – wenn die Herrschaften es nicht erwarten können, dann erzählt er eben jetzt und hier die Backstory (erklärte „Freunde“ von expository dialogue sollten die nächsten… naja, sieben oder acht Minuten umschalten, auf´s Klo gehen o.ä.).
Also, zum Mitmeißeln: Vor zwei Jahren hat man „in unregelmäßigen Abständen“ tote Personen aufgefunden – Pärchen, Waldarbeiter und… GASP… Wanderer! „Wanderer???“, piepst Theresa entsetzt. Andi hm-hmmt eine Bestätigung – und den oder die Täter hat man nie gefunden! „Manche glauben, es wären keine Menschen gewesen, die das getan haben…“, düstert er, „zumindest keine lebenden!“ Zombies? Nöö. „Geister?!“, vermutet Theresa und Anja nickt wissend. Mit der Vermutung, stellt sie fest, ist Andi „nicht der einzigste!“ (Grr… „einzigste“ ist kein deutsches Wort). Als Studentin der Gewaltpsychologie (was man alles studieren kann… * staun *), die sich speziell mit diesem Fall – für ein Referat – auseinandergesetzt hat, ist sie Expertin, hält aber die Geister-Theorie für Blödsinn. ´s waren halt besonders gründliche Menschen, die keine Spuren hinterlassen haben. Andi lässt sich seine Schauergeschichte nicht durch irgendwelche hergelaufenen Fakten versauen. Einige Opfer wurden vergewaltigt, doziert er, und da man keine „Hautpartikel“ gefunden hat, müssen es wohl Geister gewesen sein. „Oder habt ihr schon mal ´nen Geist abspritzen sehen?“, fragt er eloquent in die Runde. Dieses zweifelhafte Vergnügen hatte zwar noch keiner, aber Anja ist trotzdem nicht überzeugt – Andi soll ihr nicht „mit diesen Ghostbusters-Sprüchen“ kommen, schließlich werden Vergewaltiger ab und an auch erst nach zehn Jahren identifiziert.
Theresa hat die angeregte Diskussion inzwischen geistig verarbeitet. Man befindet sich in einem Wald, indem womöglich leibhaftige (oder auch eben nicht) Serienmörder rumhüpfen? She´s outta here! Mike ist ob dieser Reaktion verblüfft, aber Theresa hat keinen Bock „von unsichtbaren Geistern vergewaltigt zu werden“ (aber von sichtbaren Serienkillern schon?). Mike raspelt Süßholz und wünscht sich, dass er und seine Flamme das schöne Wochenende „doch einfach genießen“ (gibt schließlich nichts romantischeres als Wandern und Campen in einem Wald, in dem sich die Leichen stapeln). Ein Versöhnungsbussi später ist Theresa besänftigt.
Also kann man zum „Opferbaum“ weiter latschen. Die Stelle ist eine Lichtung, die sich von vergleichbaren Lichtungen durch nichts unterscheidet, was Marina auch ziemlich enttäuscht. Klugscheißerin Anja fragt, was Marina denn erwartet habe. Offensichtlich etwas spektakuläreres. Mike fotografiert mit der Digitalknipse Bäume und Blätter, bis Theresa es ihm verbietet: „Sowas fotografiert man nicht!“ (Err… and why not?). Auch Susanne ist nicht sonderlich enthusiasmisiert. „Die Blair Witch-Touren haben auch nicht mehr zu bieten als ein paar Bäume und ein Haus“, behauptet Andi und verletzt damit einmal mehr die Goldene Regel für Amateurfilmer: Erinnere dein Publikum nie daran, dass es sich eigentlich viel bessere Filme mit ähnlicher Prämisse ansehen könnte. Und überhaupt, wenn er am Abend erst mal die blutigen Details ausplaudern wird, dann werden den Kunden schon die Knie schlottern (hm, die Morde sind ZWEI Jahre her und dürften seinerzeit doch durch die Presse gegangen sein. Sollte also eigentlich Allgemeinbildung sein).
Susanna kommt auf die glorreiche Idee, sich ein wenig in der Gegend umzusehen. Selbige, die Gegend nämlich, ist so gottverlassen und abgelegen von allem und der Welt, dass an jeder Ecke eine Windkraftanlage rumsteht (ja, ich seh´s ja ein, die Dinger sind nun mal da und können schlecht abgerissen werden, nur weil ein paar Hanserln einen Film drehen, aber da muss ich die doch nicht so prominent ins Bild setzen). Susi ventiliert ihren Zorn auf Toni, dessen malader Knöchel ihr den ganzen Mist erst eingebracht hat. Doch da richtet sich das zornesgerötete Auge der Maid auf den Waldboden. Da liegt ja ein Ring! Hat Frodo den doch nicht in den Vulkan geworfen? Wo Gratisschmuck rumliegt, könnte ja noch mehr sein, spekuliert Susi, nachdem sie sich den Ring übergestreift hat und findet tatsächlich, unter ungefähr 0,2 mm Waldboden „vergraben“ einen schwarzen Plastiksack, in dem sich Handys, Ringe, Halsketten und ähnliche Accessoires verbergen. Ich wusste immer, sowas wächst vielleicht nicht auf Bäumen, aber wenigstens wie Pilze aus dem Waldboden. Doch der dämonische POV-Shot hat sich bereits auf sie eingepolt…
Susi hastet zurück zur Gruppe, lässt den Beutel aber seltsamerweise liegen (ich hätte normalerweise darauf gewettet, dass sie Andi zurück an die Stelle führt und der Sack dann mysteriöserweise verschwunden ist… aber es kommt doch anders!). Jedenfalls setzt sie Andi über ihren Fund ins Bilde. „Findest du das nicht auch komisch?“, fragt sie. Findet er nicht (!), und den Anderen braucht man´s auch gar nicht erst zu erzählen, weil die eh glauben würden, dass das ein Fake seitens der Tourleitung für höheren Scare-Faktor ist, also braucht er sich auch keine Gedanken deswegen zu machen (circular reasoning, würde ich mal behaupten). „Wenn du noch nie von der Legende gehört hättest, würdest du dir auch nichts dabei denken“, erklärt er weiter (? Also, wenn ich im Wald einen Beutel finden würde, in dem allerhand Wertsachen rumgammeln, würde ich * schon * ein paar Sekunden drüber nachdenken, bevor ich den Kram auf eBay einstelle. Irgendwoher muss das Zeug ja kommen… Andi ist ein Idiot).
Wir nähern uns nunmehr der 30-Minuten-Marke und ich würde nun doch langsam, aber sicher, darum bitten, dass sich der, hüstelhüstel, Plot weiter entwickelt. Aber erst gibt´s wieder ´ne geballte Ladung Hintergrund per Dialog. Am Lagerfeuer berichtet Andi, dass seinerzeit drei verstümmelte Körper gefunden wurden, denen man nicht nur Arme und Beine, sondern auch Nasen und Ohren abgeschnitten UND die Innereien extrahiert hatte („um sie zu verspeisen“, verkündet Andi im Brustton der Überzeugung. Woher, bitteschön, will das irgendjemand wissen, wenn´s von dem oder den Tätern nicht die geringste Spur gibt?). Und das ging dann eine Weile so weiter, „natürlich auch zeitversetzt“ (? Im Gegensatz zu live, oder wie?). Die Morde wurden zwar weniger, aber die Vorgehensweise blieb immer gleich, weswegen die Einheimischen auch der Ansicht sind, jeder, der den Wald betritt, unterschreibe sein Todesurteil. Und Andi vermutet, dass die Täter, egal ob nun Geister oder fleischlicher Natur, immer noch aktiv sind, denn „würdet ihr mit etwas aufhören, was euch gefällt? Freiwillig nicht!“ (Irgendwie kommt mir das vor wie ein Statement von Herrn Walz zum Thema Filmemachen. Dann wird man ihn wohl zwingen müssen, har-har). Die Polizei hat die Akte inoffiziell geschlossen, weil „es sowieso keinen Sieger bei den Guten geben wird“. Anja erinnert sich an einen Vortrag in der Uni, als einer der damaligen Ermittler über den Fall referierte und auf´m Weg aus´m Hörsaal raus eine Treppe runterflog und sich fatalerweise das Genick brach. „Das ist wie beim Schneemenschen“, erklärt sie, „wer sich zu viel damit befasst, stirbt!“ (?? Ich bilde mir ja eigentlich ein, über solche Obskuritäten einigermaßen im Bilde zu sein, aber von einem Fluch des Yeti hab ich bis jetzt noch nicht gehört). Alles Aberglaube, erregt sich Andi, schließlich veranstaltet er diese Touren und lebt auch noch (leider. Außerdem konterkariert er gerade sein „das-ist-alles-echt-und-die-Mörder-spuken-hier-immer-noch-rum“-Image). Verflucht, ist das eigentlich ein Hörfilm oder PASSIERT hier vielleicht noch mal irgendwas. Anja redet weiteren Blödsinn, bis es sogar den anderen Charakteren auffällt. Zumindest Theresa. „Ihr redet kompletten Schwachsinn (recht hat sie)! Ich hör mir das nicht mehr an (würde ich auch gern, aber die Chronistenpflicht und außerdem hab ich zehn Euro bezahlt und will jetzt auch sehen, wie diese Nasenbären abgeschlachtet weden). „Sie ist etwas launisch“, grinst Mike. „BIN ICH NICHT“, schreit Theresa von off-screen zurück. Auf jeden Fall ist der von Susanna prophezeite Fall X offiziell eingetreten – Theresa will jetzt und auf der Stelle nach Hause. Mike zieht sich unglücklicherweise auf den Standpunkt zurück, für die Tour bereits in Vorkasse getreten zu sein (und? Es heißt doch nicht umsonst „ihr habt bezahlt, ihr könnt jetzt gehen“), aber Theresa ist an finanziellen Eventualitäten nicht im geringsten interessiert und holt schon mal die Rucksäcke. „Aber das Auto ist voll weit weg“, nölt Mike.
Unvermittelt schalten wir um zu extreme gut munching wie aus´m Kannibalenfilm von anno dunnemals. Einer unserer Kissenbezugkiller weidet ein namenloses Opfer aus (oder ist das am Ende Mike, der in einem unbeobachteten Moment dem Bösmann vor´s Tranchiermesser gelaufen ist? Das muss ich mir noch mal ansehen. Meine Notizen sagen mir nämlich, dass Mike nachfolgend nicht mehr vorkommen wird. Okay, Szene noch mal gesichtet: es ist tatsächlich Mike, der da schon tot rumliegt. WIE Mike von den Killern angegriffen wurde, muss man uns ja nicht zeigen…), rupft die (nicht wirklich, äh, realistisch aussehenden) Gedärme raus und schlabbert den ganzen Rotz roh in sich rein (was sich aufgrund des etwas knapp bemessenen Mundlochs in der „Maske“ auch nicht ganz einfach gestaltet. Außerdem besabbert er sich. Keine Tischmanieren). Immerhin – das ist der erste echte Gore-Effekt in einem Walzwerk…
Theresa stapft wutig durch die Nacht, dazwischen schneiden wir immer wieder mal auf den Freßsack, bis sich die Wege kreuzen bzw. Theresa das improvisierte nächtliche Waldpicknick erblickt. Da darf man probehalber schon mal schreien. Susanna, die aus grundsätzlichen Gutmenschenerwägungen die Verfolgung aufgenommen hat, auch wenn Andi sie gern daran hindern würde (er steht ersichtlich auf oben von mir zitierten Standpunkt, was die Zahlung angeht) und ihr Loverboy hören den spitzen Schrei. Andi erbarmt sich nun doch, der Sache auf den Grund zu gehen.
Er hätte aber genau so gut im Camp bleiben können, da ist nämlich der Kollege vom Killer am Werk und sägt gerade Anja mit der Machete auf Nabelhöhe durch. Allgemeine Panik! Theresa rennt auf ihrer halsbrecherischen Flucht in Andi, aus Anja kullern die Eingeweide raus und Andi wird von einem der Killer angegriffen. Der Mördersmann packt die Machete aus, hackt Andi eine Hand ab (allerdings muss Andi ein Mutant sein… die abgehackte Flosse und der blutsploddernde Armstumpf ergeben zusammen unmöglich einen kompletten menschlichen Arm) und in die Schulter.
Susanna findet den vor sich hin verblutenden Andi und versucht ihn zum Aufstehen zu motivieren. Andi empfiehlt ihr mit seinen letzten röchelnden Worten, sich schleunigst im Doppeltempo zu verpissen. „Ich liebe dich“, heult Susanna und nimmt die Beine wunschgemäß in die Hand. Theresa sucht nach ihrem Mikey, findet aber nur Marina, die rapportiert, alle anderen wären tot (Wunschdenken), wohl mal einen Survival-Kurs belegt hat und vorschlägt, sich unter einem umgefallenen Baum zu verbergen. Gesagt, getan, und sogar alibihalber sich mit ein bisschen Laub getarnt (trotzdem würde die Szene besser wirken, wenn der Kamerascheinwerfer sie nicht penetrant flutlicht-ausleuchten würde).
Susanna lehnt sich greinend an einen Baum und hyperventiliert (ich hab ernstlich mit der patentierten Marcel-Walz-das-Opfer-wird-mit-einem-um-den-Kopf-geschlungenen-Gürtel-an-einen-Baum-gefesselt-Szene gerechnet, die wir aus Camp Corpses und dem Road Rip-Trailer kennen und lieben, aber er enttäuscht mich). Gut und gern dreißig Sekunden lang dürfen wir extreme close ups auf ihre Augen bewundern, dass Großmeister Fulci in seinem Grab Tränen der Rührung über den skelettierten Schädel rinnen dürften (oder soll das Blair Witch-Feeling emulieren?)
Theresa und Marina warten unter ihrem Baum auf bessere Zeiten und Theresa begreift nicht, dass es eine verdammt clevere Idee wäre, jetzt mal ausnahmsweise die Klappe zu halten. Statt dessen textet sie Marina mit ihren schlimmen Befürchtungen zu: „Was ist, wenn sie auf uns draufsteigen?“ (Dann merkt ihr´s schon, Baby). Marina wispert ihrer Leidensgefährtin den Plan zu – bis zum Sonnenaufgang hier ausharren, wenn man denn wieder die Hand vor Augen sehen kann, kommt man flotter voran (das dürfte allerdings auch auf die Killer zutreffen. Heimvorteil haben die eh). Auch in dieser Szene erfreuen uns extreme close ups auf Augenpartien. Einer der Killer stapft an dem großartigen Versteck unserer beiden Freundinnen achtlos vorbei.
Marina postuliert wagemutig die Hypothese, dass es sich bei dem Killer (beide Girls haben bislang jeweils nur einen Täter gesehen) um DEN Killer handeln könnte (ach?). „Du meinst, es war DER Typ?“, dummfragt Theresa und bekräftigt MEINE Hypothese, dass es nur eins gibt, was dümmer ist als eine blöde Tusse, nämlich zwei blöde Tussen.
Die Nacht vergeht ohne weitere filmenswerte Ereignisse, so dass Marina und Theresa sich bei Sonnenaufgang aus ihrem Versteck schälen können. Theresa schlägt vor, zum Camp zurückzugehen, nach weiteren Überlebenden zu fahnden und dann zum Auto zu latschen. „Vielleicht hat das Auto schon jemand…“, kryptisiert Marina, aber Theresa entzieht diesem Statement immerhin den Sinngehalt, dass Marina nicht wirklich WEISS, ob alle anderen ins Gras gebissen haben. Bevor die Sache ausdiskutiert werden kann, wird Marina plötzlich still und zieht einen seltsamen Gesichtsausdruck auf, was daran liegt, dass sie gerade hinterrücks von einem der Killer aufgespießt wurde. Theresa kann sich gar nicht mal sonderlich lange darüber aufregen, weil sie umgehend selbst gekillt wird – der Mörder zerquetscht ihr mit bloßer Hand den Schädel (naja, das soll zumindest impliziert werden), bevor er ihr mit der Machete den Wanst öffnet und die Eingeweide rauspult (für Hinterwäldler-Kannibalen tragen die Killerjungs übrigens nette Klamotten. Wo hat der eine den schicken Kapuzenpulli her? [Future Doc: Ehre, wem sie nicht gebührt, DAS wenigstens wird noch erklärt werden]. Killerkollege stochert mit seinem Brotmesser in Marinas Rücken rum.
Susanna wacht dagegen auf, ohne von einem blutrünstigen Kannibalen behelligt zu werden und ich zeige mich beeindruckt. Wir haben 42 Minuten hinter uns und nur noch das final girl ist übrig. In knapp fünf Minuten praktisch den gesamten Cast gekillt, das ist effektiv. Susanna trabt durch den Wald (das sind jetzt die Szenen, die man uns vorhin parallel zur Jogging-Sequenz gezeigt hat, jetzt halt in Farbe. Und nein, ich verstehe nicht, warum man das vorhin einbauen musste), erreicht die Straße und rennt vor ein Auto, wird aber nicht überfahren, sondern offensichtlich gerettet.
Weitere schöne Landschaftsaufnahmen entzücken das Auge des Betrachters (vielleicht ist das die Karriere, die Walz anstreben sollte. Landschaftsfotograf. Dafür hat er ein Auge. Aber da wird man natürlich nicht so berühmt wie als Spläddafilmer).
„Zwei Monate später“ (ächz)
Susanna kommt, von woher auch immer, in ihre Bude zurück (sie ist anscheinend umgezogen), und wir dürfen langwierig aufregenden Tätigkeiten wie „Licht einschalten“, „Jacke ausziehen“ und „auf die Couch setzen“ beiwohnen. Begreiflicherweise ist sie immer noch emotional schwer beeinträchtig und heult ein Foto ihres filettierten und verdauten Boyfriends an. Der unglückliche Anrufer, der an dieser Stelle durchbimmelt, darf sich auch gleich anhören, wie schlecht es ihr doch geht, wie sehr Andi ihr doch fehlt (soll froh sein, dass sie den Deppen los ist), sie aber auch wieder allein klar kommen müsse, jedoch nicht schalfen könne, weil sie immer Andis Gesicht vor sich sehe (okay, dann könnte ich auch nicht mehr schlafen) usw. usf. Alles very very much tragic usw.
Melodramatisch greint Susi sich in den Schlaf und erfreut uns, weil ist ja alles schon so lange her, könn´ wir uns ja unmöglich gemerkt haben, mit Flashbacks zum letzten Abend mit Andi vor der Tour, zur Tour selbst und zu den Kills (und immer wieder lustigerweise auch zu Szenen, die sie unmöglich gesehen haben kann, wie z.B. den Kills an Marina und Theresa). Doch der Schlaf der Ungerechten ist leicht zu stören – ein Knacksen und schon ist Susi hellwach. Jemand ist in ihre Wohnung eingedrungen! Geistesgegenwärtig greift Susanna ein in der Nachttischschublade gehortetes Fleischermesser und schleicht durch die Wohnung (wie schon bei Camp Corpses wundert mich die Bildkomposition gelegentlich… da geht Susis Kopf mal komplett aus dem Frame. Aber vielleicht sollen wir die Einrichtung der Bude bewundern).
Der nächtliche Besuch ist bereits weg, hat aber eine Botschaft hinterlassen – mit silberner Sprayfarbe als Graffiti an der Wohnzimmerwand (die Botschaft ist so grauenerregend, dass wir sie nur in handlichen Ein-Wort-Häppchen verkraften können, zwischen denen wir wieder auf Susis entsetzte Visage zurückschneiden): „Wir wollen dein Fleisch Susanna!“ Weil unsere Kannibalen aber Umstandskrämer sind bzw. ihrem Opfer eine sportliche Chance geben wollen, haben sie dazu noch eine Wanderkarte an die Wand getackert und den Ort, an dem sie auf sie warten werden, markiert (STÖHN).
Um Zeit totzuschlagen, haut uns Walz nun eine (gestaucht wirkende) Szene eines aus einem Parkhaus ausfahrenden Vans um die Ohren, die zu meiner Augenfreude auch noch enervierend ruckelt (genau wie die folgende Einstellung eines arglos in der Prärie stehenden Strommasts). Blöd wie sie ist, hat Susanna nicht etwa die Bullen, die Kavallerie oder die Nationalgarde gerufen und an die angegebenen Koordinaten geschickt, sondern sich selbst mit einer Axt bewaffnet (einmal mehr stört im Hintergrund ein deutlich sichtbares Hochhaus. Okayokay, hat ja keiner gesagt, dass dieser Ort abgelegen wäre, aber wenn ihr ein kannibalistischer Killer wärt, würdet ihr eure Opfer an einen Platz bestellen, den ich vermutlich noch mit einem Stadtbus erreichen könnte?). Und weil ich, wie erwähnt, dann auch mal ein Lob verteile, wenn´s verdient ist – der Shot von Susanna mit Axt hat für ein-zwei Sekunden das ikonische „larger than life“-Flair, um ihn funktionieren zu lassen. Das grausame Bildruckeln neutralisiert den positiven Effekt aber mühelos…
Einer der Kissenbezugkiller krabbelt auf Susanna zu, die in Tradition aller blöden Horror-Heroinen, die sich auf die entscheidende Konfrontation mit dem Bösewicht vorbereiten, das Unheil nicht nahen sieht, bis es sie am Bein greift. Im Handgemenge rutschen sie einen vielleicht anderhalb Meter „hohen“ Abhang hinunter (das wäre vielleicht etwas spannender, würde Susi dabei nicht kichern). Man balgt im Bodenkampf und der Killer hangelt sich in die Oberlage, hat aber wenig davon, weil Susi ihm die Axt in den Kopf treibt. Splot. Der Nächste, bitte. Sie eignet sich des gefällten Killers Machete an und latscht weiter in die Wälder.
Hm, Mr. Walz? Zoomen sie gerade auf die Machete oder auf Susis Hintern? Nur so der Klarstellung halber…
„Susanna“, tönt es aus dem Gehölz („I´m crazy loving you“, antwortet der Doc, der zu viele Stimmungslieder aus den 80ern kennt). Die Angesprochene kuckt sich verwirrt um, aber nichts und niemand ist zu sehen. Blanker Nervenkitzel und Terror, da hat der Klappentext doch nicht zu viel versprochen, oder? (Ironie, Tags, Gutdünken, verteilen, usw.). Wie auch immer materialisiert sich Killer Nr. 2, der mit dem schicken Kapuzenpulli, out of thin air hinter ihr und dengelt ihr im Handgemenge (mit übelkeitsauslösenden Kameraschwenks… für schnelle Action ist deine Videokamera nicht gemacht, mon ami) ein 2×4-Holzbrett gegen die Rübe. Susi hat aber ´nen harten Schädel, lässt sich nicht lumpen, kämpft mit dem Killer (eine unbesiegbare Tötungsmaschine, die ja schon x Menschen auf dem Gewissen hat, aber jetzt mit diesem zarten Persönchen nicht fertig wird…), schlägt ihn mit seinem eigenen Holzstück bewusstlos, spuckt ihn an (wie eklig) und gibt ihm mit der Machete den Rest. Woah, ein mitreißender Showdown.
Geschafft lässt sich Susi auf den Boden sinken und starrt finster vor sich hin (und nu? Ist sie jetzt die neue offizielle Kannibalin des Waldes?).
Völlig rätselhafterweise kommt uns Mr. Walz nunmehr mit einem Standbild eines von whoever geworfenen Schattens, das mit Kettensägengeräuschen untermalt ist und dann rollt der Abspann. WAS? DAS IST DOCH KEIN ENDE, DU DEPP! (sorry für den persönlichen Ausfall, aber ich bin jetzt doch gelinde verärgert. Das ist nicht mal ein offenes Ende, kein WTF-Ende, das ist einfach nur „Hä? Spinnst du?“). Und wir haben noch NEUN Minuten Laufzeit über? Mit einem Nachspann dieser Dimension kann mir Peter Jackson kommen und vielleicht noch Albert Pyun, aber nicht Du!
Okay, der Nachspann wird durch ein Best-of der Gore-Szenen aufgebläht und… ha… dann geht´s auf einmal doch noch weiter. Oder so.
„Zwei Jahre zuvor“
Wieder zeigt uns der Director, dass er möglicherweise eine Karriere als Regisseur von agrarwissenschaftlichen Lehrfilmen anstreben sollte (selten Weizen- und Maisfelder ausführlicher ins Bild gesetzt). Ein Auto fährt über den Felder teilenden Schotterweg. Am Steuer eine Frau von, ähm, stattlicher Natur (wenn ich jetzt so schreiben würde, wie mir der Schnabel gewachsen ist, hab ich ´ne Klage am Hals). Die Stabile fährt rechts ran, packt den Kapuzenpulli aus dem Kofferraum aus (a-haa!) und stiebt ins Maisfeld, um unbürokratisch ein paar Kolben einzuklaufen. Doch nebenan, im Kornfeld, ist der (bzw. einer der) Killer und knabbert an einem abgetrennten Fuß (insert your own joke here, ich hab den schon zu oft gerissen). Der barfüßige Mördersbub wittert ein weiteres Opfer (aber Geschmack hat der echt keinen) und schwingt schon mal die Axt.
Während ich mir noch überlege, worin die dramaturgische Sinnhaftigkeit besteht, diese Episode irgendwo in den Abspann reinzutackern, verfolgt der Killer die kreischende Person durch die Felder, beamt sich aber irgendwie vor sie und macht sie alle. Dann wird das Frauenzimmer an einen Baum genagelt (sind hoffentlich Nägel, die was aushalten) und die Augen rausgepuhlt (naja, angedeutet. Messer nähert sich dem Auge, Schwarzblende, splot-Geräusche. Da fehlt den FX-Künstlern dann doch das Können). Nun wird noch ausgeweidet und Gedräm gemampft (naja, das hält ´ne Weile vor bei der… äh.. öh… nixgesagthab) und zu meinem enormen Entsetzen knöpft sich der Killersmann jetzt die Hose auf… und den Rest will ich mir nicht mal vorstellen (irks… ich wollte heute noch was essen).
Da kann der Doc nur noch resigniert sein weises Haupt schütteln…
Nach einem erlesen schlechten Arbeitstag hab ich jetzt genau die richtige Laune, um mich Kadaver analytisch zu nähern. Und diese Analyse ergibt summa summarum den Satz „wieso bist du alter Schwanzlurch so dämlich, zehn Euro in diesen Rotz zu investieren?“. Was ich insgeheim erwartet hatte, ist fraglos eingetroffen – Kadaver ist ein ebenso erbärmliches Machwerk wie Camp Corpses, hat aber darüber hinaus den empfindlichen Nachteil, nicht mal als erheiterndes Festival des unfreiwilligen Humors grandiosen Trashwert zu erbringen.
Ich bin ja gar nicht so – ich traue ja grundsätzlich erst mal jedem Nachwuchsfilmemacher zu, sich von Film zu Film zu steigern, aber angesichts dieses Films und der in diversen Internet-Foren seitens seines Regisseurs gezeigten Kritikunfähigkeit muss ich einfach zum Schluss kommen: der Walz kann´s nicht besser machen und will´s wohl auch gar nicht erst (mich würden ehrlich mal die Verkaufszahlen interessieren. Macht man mit den paar Einheiten, die Eyeless so verscheuert, tatsächlich noch ´ne Öre Gewinn? Ich meine, es spricht Bände, dass die Disc sprichwörtlich stapelweise auf den Börsenständen rumlag und es bis heute, bis der gnädige Doc sich erbarmt hat, die OFDB, in der ja normalerweise selbst der letzte Amateurschotter eingetragen ist, keinen Fassungseintrag und nur einen äußerst rudimentären Filmeintrag zub ieten hatte). Auch Kadaver ist ein Denkmal der totalen Verweigerungshaltung an grundsätzlichste filmische Regeln und Gepflogenheiten, wie es nur der vollständigen Ignoranz eines in sich selbst und sein Werk verliebten Egofilmers entspringen kann, dessen Hauptaugenmerk bei einer Produktion es zu sein scheint, sich in möglichst vielen Stabfunktionen in Vor- und Nachspann verewigt sehen zu können.
Das Drehbuch „keinen Schuss Pulver wert“ zu schimpfen, wäre ein unangebrachtes Kompliment bzw. eine Beleidigung all derjenigen Splatterfilmer, die sich wenigstens bemühen, eine Geschichte zu erzählen. Marcel Walz, der die Story persönlich zu Papier brachte (also die zwei DIN-A5-Seiten vollkritzelte, die er als Drehvorlage verwendete… länger kann´s ja echt nicht gewesen sein), scheint keinerlei Interesse daran zu haben, sich über das aller-allerprimitivste „maskierte irre Killer schleichen durch den Wald und metzeln Leute“-Thema weiterentwickeln zu wollen – naja, vielleicht ist das auch ganz gut so, denn in seinen bisherigen zweieinhalb Anläufen (wenn ich seinen Reality-Show-Kurzfilm auf der Camp Corpses-DVD als „halben“ Film mitrechne) hat er ja eindrucksvoll bewiesen, dass er selbst auf diesem, nun wirklich lang und breit ausgetretenen Gebiet, auf ganzer Linie versagt.
Aber eine positive Anmerkung, wo sie beinahe angemessen ist – man kann bei Kadaver zumindest dezent eine leichte Anlehnung an das klassische und bewährte Drei-Akter-Prinzip erkennen: wir haben ein Setup, einen klar definierten Mittelteil und einen Schlussakt. Das alle drei Teile des Films die sprichwörtlichen Elefantenklöten saugen, wollen wir an dieser Stelle mal dahingestellt sein lassen.
Ähnlich wie in Camp Corpses scheitert Walz schon mal daran, dass er seinen Film in der ersten Hälfte erfolgreich durch unsäglich geschwätziges und gleichzeitig fürchterlich belangloses Gelabere umbringt (wobei Camp Corpses wenigstens noch versuchte, einen fürchterlich offensichtlichen und für den Zuschauer, der zu diesem Zeitpunkt schon mehr wusste als die Protagonisten, unsinnigen red erring Spannung reinzubringen). In erlesen schlechten Dialogen reden sich die diversen Figuren um Kopf und Kragen, als würde verbale Kommunikation morgen verboten. Wie bei Walz ja schon gewohnt, tut die ganze Laberei nichts zur Sache – Andis Finanznöte und das dadurch potentiell eröffnete Spannungsfeld zwischen ihm und Susanna bleiben völlig unbeackert und dienen nur dazu, im ersten Filmdrittel ein paar Minuten Laufzeit totzuschlagen und die Brocken expository dialogue, die uns die, hüstel, Hintergrundgeschichte der Mördereien näher bringen sollen, sind in dieser konzentrierten Form nicht nur unverdaulich, sondern machen wieder einmal klar, dass DIE Geschichte um einiges (aber auch nicht viel) interessanter wäre als das, was wir als geplagter Zuschauer uns gerade ansehen müssen.
Den Metzelpart erledigt der Film dann nach knapp fünfunddreißig Minuten setup, in dem wir uninteressanten Figuren bei ihrem Wanderausflug zusehen und -hören müssen, gut fünf Minuten (zu Härte und Qualität der Effekte an gewohnter Stelle weiter unten), um dann mit dem angetackerten (und furchtbar unlogischen… wie haben die Killer Susanna aufgespürt? Wie kommt Susannas character turn zustande? In einer Sekunde verheulte Husche, in der nächsten axtschwingende Killerbraut?) noch mal ´ne gute Viertelstunde zu langweilen, ehe der zweifelhafte Spaß nach einem selbst für Walz´sche Verhältnisse enttäuschenden Showdown und gerade eben noch sozialverträglichen 59 Minuten sein Ende hat (über den durch die Gore-Highlights und den völlig hirnrissigen „zwei-Jahre-früher“-Schmonzes aufgeblähten Nachspann will ich mich nicht näher auslassen, weil ich sonst vermutlich sehr sehr uncharmant werden könnte. Ebensowenig werde ich die mir völlig rätselhafte Schlusseinstellung des kettensägenden Schattens kommentieren).
Die Handlung selbst verheddert sich nicht so lustig wie Camp Corpses in den selbst gelegten Fallstricken, weil Walz sich eher NOCH weniger Gedanken um eine plausible Geschichte gemacht hat als beim Vorgänger. Dass die Killer keinerlei Motivation, keinerlei Hintergrund haben (sind das nun irgendwelche Inzucht-Hinterwäldler oder „normale“ Städter, die nur gerne mal rohes Menschenfleisch auf die Speisekarte setzen?) ist schon liebe Gewohnheit, aber die cannon-fodder-Figuren sind, so unglaublich es sein mag, NOCH farb- und einfallslosere Einfaltspinsel als die Camp-Mädels. Selbstredend kann man sich trotz des beinahe vollständigen Verzichts auf eine Story über die ein oder andere Schilderung den Kopf zerbrechen (wieso weiß offensichtlich nur ein Kreis von Eingeweihten über die brutale und unaufgeklärte Mordserie, die ja wohl durch die Schlagzeilen gegangen sein muss? Wieso hält Andi den Fund eines vergrabenen Müllsacks mit Wertgegenständen für nicht weiter bedeutsam? Und wie zum Geier soll die Stolperdraht-Boobytrap der Killer auch nur einigermaßen befriedigend funktionieren? Naja, für lächerliche Kills hat unser Meister ja ein Faible), aber mangels Masse im „Plot“ sind es eben nicht genügend Bräsigkeiten, um allein durch fortgeschrittene Dämlichkeit den Trashfan zu unterhalten.
Belassen wir es dabei – Marcel Walz kann mit Sicherheit eines nicht, nämlich auch nur simpelste Splatterfilme schreiben und wird´s, da bin ich recht zuversichtlich, auch nicht mehr lernen. Und wer sich dann noch erdreistet, sein inhaltsloses Machwerk sozusagen als Hybriden aus Blair Witch 2 und (dem von mir auch nicht für einen historischen Weitwurf des Craven-Ouevre gehaltenen) The Hills Have Eyes zu verkaufen, verdient´s eigentlich nicht anders, als damit fürchterlich auf die Schnauze zu fallen. Was er dann auch pflichtschuldigst tut.
Etwas besser fährt Walz, wie schon beim Vorgänger, in der filmisch-handwerklichen Abteilung. Bis auf unerklärliche Framing-Aussetzer, wie sie auch schon Camp Corpses „auszeichneten“, weiß Walz für einen Filmer seiner Kategorie recht gut, wie man eine Kamera hält; er versucht, mit den beschränkten Mitteln eines weitgehend budgetlosen Independent-Filmers Dynamik in die Bilder zu bringen (die Parallelmontage der joggenden und der durch den Wald stolpernden Susanna ist zwar selten sinnlos, aber für die Handelsklasse Film, von der wir reden, anständig gefilmt. Sieht fast nach Dolly aus). Der extrem billige Videolook schlägt das Bemühen um optische Wirkung leider oft und gern k.o. und die Experimente mit HD-Video (oder war´s einfach ´ne schlechte Kamera?) im Showdown schlagen dem Zuschauer auf den Magen – dieses hektisch-ruckelige Handkameragezumpel mag bei Saving Private Ryan oder vielleicht noch Battle Royale II durchgehen, für einen schlichten Zweikampf bescheidener Güte ist es Overkill (und wäre es auch dann, wenn´s technisch besser gelöst wäre). Nervig sind auf Dauer die auch schon aus Camp Corpses bekannten und beliebten Natur- und Landschaftsaufnahmen als establishing shots. Allein damit schlägt Walz sicherlich gut und gerne 10 Minuten tot (okay, vielleicht ganz leicht der Polemik halber übertrieben, aber you get the picture).
Dramaturgisch ist der ganze Spaß natürlich wieder eine totaler Fehlschuss – von Spannungsaufbau kann nicht die Rede sein. Zusammenhangloser Teaser, elende Langeweile, zusammenhangloses Zufallsopfer, langweilige Exposition, fünf hastige Metzelminuten, Langeweile, Showdown. So lässt sich der „Spannungsbogen“ zusammenfassen. Das bekommt sogar Schnaas besser hin… (naja, vielleicht auch nicht).
Besser als es der Film verdient, wenn auch wieder nicht gerade hochgradig originell, ist der Score von Michael Donner.
Nun also zum „Härtegrad“. Bei Camp Corpses moserte ich ja noch rum, dass der Streifen ob seiner manischen Blutarmut ja sogar bei der avisierten Zielgruppe der Spläddaprolls Baden gehen dürfte. Na, da hat mich der Herr Walz aber erhört. Kadaver lässt sich nicht lumpen… zwar beschränken sich die wüsten Gore-Einlagen beinahe exklusiv auf das bereits erwähnte Massaker zum Finale des Mittelaktes, aber da wird dann schon einiges geboten – multiples Bauchaufschneiden mit gut munching, ein abgesäbelter Arm, Machetenhack in die Schulter, Rumpfaufsägen, mit Macheten in Wunden rumrühren, händische Schädelquetschung, das ist das volle Programm. Leider (oder gottseidank) zählen die Ruppigkeiten mithin zum lächerlichsten, was ich in der Hinsicht bis dato sichten durfte. Ich weiß nicht, was Walz und Andreas Pape, der an den Spezialeffekten mitwerkelte, als Innereien-Ersatz hergenommen haben, aber es sieht irgendwie aus wie Debrecziner. Wenn dieses lange dünne Elend von den Kannibalen durch die Mundlöcher ihrer lächerlichen Kissenbezugmasken (ich weiß ehrlich nicht, ob das eine Verbesserung zu der Gartengnommaske des Camp-Killers ist) saugen, erinnert das wahlweise an Sangriawettsaufen am Ballermann (dafür würden dann auch die roten Flecken sprechen) oder Makkaronischlürfen. Bei aller vordergründigen Heftigkeit der suppigen Effekte kann man den Kram schlechterdings nicht eine Sekunde lang ernst nehmen und angemessen „geschockt“ reagieren. Ein-zwei der weniger „extremen“ FX (Armstumpfprosthetik, das Rühren in der Rückenwunde Marinas, das „Zersägen“ Anjas) sind zwar technisch auch keine Meilensteine, wirken aber etwas „realistischer“. Die aller-anspruchslosesten Gorehounds, die bei jedem Gedärmeffekt in Ekstase geraten, werden sicherlich befriedigt werden, wer aber schon mal einen Ittenbach (oder wenigstens einen Rose, vielleicht sogar einen Schnaas) gesehen hat, wird entweder gähnen, den Kopf schütteln oder einfach nur grinsen.
Das Schauspielerensemble ist grundsätzlich nicht gar so schlecht wie die wirklich furchtbar untalentierten Knallchargen aus Camp Corpses. Aber selbst Andreas Pape (Space Wolf, Kettensägen Zombies), der unter deutschen Amateur-/Indiemimen so etwas wie eine (äußerst trüb) funzelnde Leuchte ist, kann mit den erbärmlichen Dialogen, die ihm Marcel Walz in den Mund legt (und die wirklich, wie schon oben angedeutet, so wirken, als wären sie * schlecht * an Ort und Stelle improvisiert worden), nichts anfangen. Man kann manchmal echt nicht unterscheiden, ob Papes Haspeleien nun dem Faktum geschuldet sind, dass er einen nervösen Charakter spielen soll oder er einfach mit dem Text nicht zurechtkommt. Sabrina Brencher (Susanna, auch in Road Rip am Start) macht einen recht sympathischen Eindruck und versucht ab und an, tatsächlich so etwas wie schauspielerische Akzente zu setzen (auch wenn die dann doch eher auf großflächiges Heulen hinauslaufen). Die Nebendarsteller sind allesamt keine großen Lichter, aber auch keine Totalversager – tragbarer Indie-Standard, dem man halt anrechnen muss, dass das Script und damit eben die Dialoge godawful sind.
Eyeless Entertainment hat diesen Film nicht nur auf DVD pressen lassen, sondern auch gleich selbst produziert. Trotzdem vermag auch die technische Umsetzung nicht zu überzeugen. Der anamorphe 2.35:1-Widescreen-Transfer (talk about real overkill) ist zwar video-sei-dank einigermaßen scharf und hat sogar verhältnismäßig plausiblen Kontrast in den Nachtszenen zu bieten, leidet aber unter einer grausamen Kompression, die speziell am PC-Monitor wieder einmal eine reine Nachzieherorgie verursacht. Das Bild ist im Schlußakt für einige Minuten – und da meine ich nicht nur den Showdownkampf – extrem rucklig, wobei sich das Ruckeln auf meinem Standalone-Scott-Player heftiger auswirkte als am PC. Make of that what you want. I´m a doctor, not a technician.
Als Tonformat spuckt meine Analysesoftware schlichtes PCM 2.0 aus. Das ist für einen Indiefilm auch vollkommen ausreichend. Obwohl der Streifen wohl wieder nicht nachvertont wurde, sind die Dialoge erfreulicherweise (oder eher nicht erfreulicherweise, wenn man die inhaltliche Qualität der Dialoge berücksichtigt) gut verständlich und vermeiden somit die älteste aller Amateurfilmerkrankheiten. Michael Donners Score kommt ganz gut zur Geltung.
An Bonusmaterial hat man sich nicht überschlagen – ein knapp fünfminütiges „behind the scenes“ bietet nicht mehr als ein paar Impressionen vom Dreh, Andreas Pape darf zwei Minuten in einem Interview über seine Eindrücke von den Dreharbeiten berichten und knapp drei Minuten belärmt uns die Band „Autokannibalistika“ (deren Chef ja in Amateurfilm-Szenekreisen nicht unbekannt ist) mit einem Musikvideo zum recht gefälligen Metalstück, das im Film den Nachspann ziert. Dazu gibt´s den „Kinotrailer“ (selten so gelacht) sowie eine minimalistische Eyeless-Trailershow (Camp Corpses und Last House on Dead End Street).
Alles in allem – Kadaver ist eine noch größere Totgeburt als Camp Corpses. Konnte man sich Walz´ Erstling wenigstens noch lustig saufen und als legere Partygranate einsetzen, so entbehrt Kadaver jeglichen Unterhaltungswert. Auch wenn der Regisseur sich, sollte er diese Zeilen lesen, wieder fürchterlich aufregen wird und mir von den üblichen Verdächtigen wieder mal die Kompetenz abgesprochen wird, Amateurfilme zu reviewen – es ist halt einfach so: Marcel Walz hat KEIN Talent, weder als Regisseur noch (und da ist´s noch gravierender) als Drehbuchautor. Er versteht einfach, ich wiederhole mich sicherlich, die grundsätzlichsten Dinge des Filmemachens nicht: Aufbau und Struktur eines Drehbuchs, Erzeugen eines Spannungsbogens, Schreiben von glaubhaften Dialogen. Das kann ich alles nicht mit „aber es ist doch independent“ entschuldigen, weil´s genügend Leute gibt, die mit WENIGER Mitteln arbeiten müssen als Walz und trotzdem ansehnlicheres zu Wege bringen. Wenn ich Marcel einen wirklich gut und ehrlich gemeinten Rat geben darf: strebe eine Karriere als Kameramann an. Da bist du vielen Kollegen in der Szene deutlich überlegen, aber halte dich von den KREATIVEN Positionen fern – denn in den Disziplinen bist du, das muss ich leider so klar sagen, eine Null. Kadaver erweist sich gegenüber Camp Corpses nicht nur als Stillstand, sondern, so unvorstellbar es klingen mag, eher sogar als Rückschritt.
Kadaver ist eine hohle, langweilige, stupide Nichtigkeit, die durch die paar Minuten sudeliger (aber technisch extrem schwacher) Goreseligkeiten auch nicht aufgewertet wird. Unterhaltungswert: nada, nicht mal aus Trashgesichtspunkten. Der Streifen ist nur insofern ein „Terrorfilm“ (ha!), als ein unvorbereiteter Zuschauer ordentlich Terror machen würde, müsste er sich den ansehen. Wenn ich die zehn Euro an die Flamme meines Gasofens gehalten hätte, wär´s sinnvoller gewesen…
(c) 2007 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 8
BIER-Skala: 0
Review verfasst am: 01.04.2007