Justice League Dark

 
  • Deutscher Titel: Justice League Dark
  • Original-Titel: Justice League Dark
  •  
  • Regie: Jay Oliva
  • Land: USA
  • Jahr: 2017
  • Darsteller:

    Matt Ryan (John Constantine), Jason O’Mara (Batman/Bruce Wayne), Camilla Luddington (Zatanna), Nicholas Turturro (Deadman/Boston Brand), Ray Chase (Jason Blood/Etrigan), Colleen O’Shaughnessy (Black Orchid), Rosario Dawson (Wonder Woman), Jerry O’Connell (Superman), Alfred Molina (Destiny), Jeremey Davies (Ritchie Simpson), Roger Cross (Swamp Thing/Green Lantern)


Vorwort

Die Gerechtigkeitsliga wird mit einem globalen Phänomen konfrontiert: unbescholtene Bürger drehen plötzlich durch, sehen ihre Mitmenschen als grausige Dämonen und setzen alle Arten von Gewalt ein, um selbige zu killen. Eine Dringlichkeitssitzung der Liga kommt zu dem Schluss, dass man es hier mit Magie zu tun hat, und dagegen sehen die „normalen“ Superhelden ziemlich alt aus – selbst Superman ist ratlos. Bleibt wohl mal wieder an der Fledermaus hängen. Bruce Wayne bekommt denn auch auf ziemlich unheimliche Weise in Wayne Manors Schlafgemach den Hinweis, sich an den bekannten Dämonenkiller John Constantine zu wenden. Blöd halt nur – der steht nicht im Telefonbuch und ist sowieso grad damit beschäftigt, den Traumstein, einen okkulten Artefakt, mit Unterstützung von Jason Blood und seinem dämonischen alter ego, dem ständig reimenden Etrigan, aus der Hand spielsüchtiger Dämonen zu gewinnen.

Batman wendet sich an die einzige vertrauenswürdige Magie-Praktikerin, die er kennt – Zatanna, die sich als Bühnenzauberin über Wasser hält und einwilligt, den dunklen Ritter zu Constantine zu führen. Sie erhalten noch Verstärkung durch den Geist Deadman, der überhaupt Batman erst den Tipp gegeben hat, sich an Constantine zu halten. Batman, bekanntlich eher ein Mann der Fakten und des Faßbaren, hat seine liebe Not, sich mit seinen neuen Partnern zusammenzuraufen, aber es bleibt ihm halt auch nichts anderes übrig.

Das ungleiche Trio spürt Constantine in seinem wandernden „Haus der Geheimnisse“ tatsächlich auf, muss sich vorher allerdings eines dämonisch besessenen Wirbelsturms erwehren, der sogar das Batmobil zerstört. Constantine ist an den Entwicklungen stark interessiert, jedoch weniger an einer Zusammenarbeit im Team – vor allem nicht mit Zatanna, mit der ihn eine gescheiterte Beziehung verbindet. Aber auch der Dämonenjäger muss sich belehren lassen, dass manche Dinge nicht im Alleingang geregelt werden können. Zumal er auch die Hilfe seines alten Kumpels Ritchie benötigt, einem Sammler okkulter und magischer Relikte, der allerdings seit einem gemeinsamen Abenteuer mit Constantine – wie so viele – nicht gut auf ihn zu sprechen ist, hat er sich dabei doch einen magischen Krebs eingehandelt, der ihn langsam umbringt, was Constantine wiederum auf seine bewährt charmante Art völlig latte war und ist.

Nichtsdestotrotz wittern Ritchie und Batman eine Verbindung zwischen den aktuellen Ereignissen und dem von Constantine erbeuteten Traumstein – einst von Merlin geschaffen, um den bösen Zauberer Destiny zu bannen, was um ein-zwei Ecken auch wieder mit der Zwangsvereinigung von Jason Blood und Etrigan zu tun hat. Ritchie und Constantine glauben die Handschrift von Felix Faust zu erkennen, einem anderen boshaften Magier und Erz-Nemesis des Dämonenjägers. Um dessen unsichtbares Observatorium zu finden, muss Constantine die Hilfe von Swamp Thing rekrutieren. Der Beschützer alles Grünen ist nicht unbedingt besonders hilfsbereit, macht er sich doch die Rechnung auf, dass eine Vernichtung der Menschheit das Beste ist, was seinen Pflanzenfreunden passieren kann. Weil Constantine und seine Freunde aber nerven, bringt der Grüne sie zu Felix Faust. Der schurkische Magier wird im harten Kampf besiegt, doch da gibt’s nur ein kleines Problem: Faust hat nicht die geringste Ahnung, was die Superhelden eigentlich von ihm wollen…

Es ist also irgendjemand anderes hinter dem Traumstein und Destinys Erbe her, und wer genau das ist, das wird John Constantine nicht gefallen…


Inhalt

Das animierte Universum von DC ist, wie an dieser Stelle auch schon ab und an ausgeführt, bei den Comic-Fans durchaus wohlgelittener als das, was Warners Realfilmabteilung unter Zack Snyders Ägide so fabriziert. Bei der Trickfilmabteilung klebt man nahezu sklavisch an den Vorlagen der Comics, manchmal zum Nachteil der entsprechenden Adaptionen („Killing Joke“), aber zumindest zum Wohlgefallen der Comic-Nerds. Nicht wegzuleugnen ist allerdings, dass der Fließbandapproach von DC-Animated, drei oder vier Filme pro Jahr rauszukloppen, mittlerweile zu einem spürbaren Qualitätsverfall geführt hat. Das ist immer noch alles gut kuckbar und handwerklich ordentlich genug (den koreanischen Sweatshops ist schließlich egal, was genau sie da animieren), aber dramaturgisch gibt’s mittlerweile doch da und dort Probleme (vor allem, seit die Animationsfilme praktisch aufgehört haben, in einer einheitlichen Continuity zu spielen, wie es zumindest in der Anfangsphase der Reihe noch der Fall war).

Zugpferd der Animationsfilme ist nach wie vor die olle Fledermaus – ohne Batman geht bei DC halt gar nix. Allerdings ist „Justice League Dark“ eines der spannenderen neuen Projekte aus dem Comicbereich. Die Zusammenrottung vieler DC-Charaktere mit okkult-magischem Hintergrund war eine der besseren Ideen des „New 52“-Reboot und kam sowohl bei Fans als auch Kritikern gut an. Man durfte also durchaus gespannt sein, was die Animationsabteilung daraus machen würde, hat man es doch hier mit Charakteren zu tun, die nicht gerade zur Comic-Allgemeinbildung, zum Mainstream zählen (weswegen die Dazuspannung von Batman durchaus kommerziellen Sinn ergibt und Batmans no-nonsense-Approach auch einen netten dramaturgischen Kontrast zu den magisch begabten Kollegen ergibt).

John Constantine war immerhin schon Star eines Kinofilms mit Keanu Reeves (über den der Mantel der Barmherzigkeit ausgebreitet werden soll) und einer bei den Fans gut angekommenen TV-Serie mit Matt Ryan, die leider nach einer Staffel eingestellt wurde (wie bei fast jedem eingestellten Superhelden-Property halten sich zwar hartnäckig Gerüchte, dass #Sender oder #Streamingdienst sich der Serie annehmen wolle, und Matt Ryan selbst stünde nach eingener Aussage jederzeit zur Verfügung – seine Liebe für den Charakter ist auch groß genug, um ihn in diesem kleinen Animationsfilm persönlich zu sprechen). Der von Alan Moore geschaffene unleidliche Antiheld aus der „Hellblazer“-Comicserie wird hier zusammengespannt mit Zatanna, einer durchaus klassischen DC-Figur aus dem Silver Age und Mitglied der Original-„Gerechtigkeitsliga“, Deadman, einem weiteren Silver-Age-Charakter, der hauptsächlich von Neal Adams geprägt wurde (und sicherlich einer der seltsamsten Figuren des DC-Universe), Swamp Thing, bekannt aus den 80er-Kinofilmen, hier allerdings in der Tradition der Alan-Moore-Reinvention des Charakters und der Jack-Kirby-Figur Etrigon/Jason Blood – ein interessantes Ensemble mit bemerkenswerten Fähigkeiten, das zudem nicht zwanghaft an einer Comicvorlage klebt, sondern verhältnismäßig frei fabulieren kann, ohne dabei die Charaktere in irgendeiner Form zu „verraten“.

Die Filmadaption erledigt einen guten Job dahingehend, diese Charaktere, deren Kenntnis man, wie gesagt, bei der Mainstream-Kundschaft nicht voraussetzen kann, vorzustellen (Deadman und Etrigon/Blood bekommen jeweils einen eigenen Flashback für ihre Origin-Story) und dabei noch eine spannende, grimmige Geschichte zu erzählen. Die Stakes sind hoch, die Gründe, warum die „normalen“ Superhelden mit der Bedrohung nicht zurande kommen, werden kurz, aber prägnant dargestellt (ist ja oft ein kleines erzählerisches Problem bei Storys im etablierten DC- oder Marveluniversum, dass man sich fragt, warum angesichts weltbedrohender Ereignisse nicht Supie, Green Lantern bzw. Thor oder Iron Man kurz „Guten Tach“ sagen und die Lage mit einem Punch regeln), die Eskalation der Ereignisse schreitet schlüssig voran. Das magische Element injiziert dem Animated Universe einen wohlverdienten freshness-Kick (ähnlich, wie’s auch „Doctor Strange“ im MCU tat), erlaubt das Auftauchen schauderhafter Kreaturen und von Horror-Imagery, die da und dort tatsächlich haften bleibt. Auch die Action-Szenen wissen durchaus zu überzeugen – der Kampf der JLD gegen Felix Faust ist ebenso spannend wie der Showdown gegen (wen überrascht’s?) Destiny mitten in Metropolis. Kollateralschäden gibt’s genug (genug für die MPAA, dem Film ein R-Rating zu verpassen). The story itself ist trotz des ein oder anderen Twists nicht soo komplex, als dass man den Kniff nicht schon deutlich früher raushätte als die Charaktere, aber der Film lebt zwischen den Action- und Horror-Szenen hauptsächlich vom gelungenen character interplay zwischen can’t-be-arsed-Constantine, dem wisecrackenden Deadman, dem durch den ganzen okkulten Firlefanz ordentlich angepissten Batman und der voice-of-reason Zatanna, die versucht, das Impromptu-Team beieinander zu halten. Es gibt natürlich auch Pathos, dramatische Tode und Beinahe-Tode und eine Prise Humor (ich sag mal, das dürfte der einzige DC-Film sein, in dem Batman sich mit einem Kacke-Monster prügeln muss…).

Die Animation ist flüssig, das Charakterdesign ordentlich (Batman ist ein bisschen larifari ausgefallen), der Score achtbar.

Der Original-Voicecast ist nicht von schlechten Eltern – Matt Ryan spricht, wie erwähnt, persönlich John Constantine, Nick Turturro („NYPD Blue“) gibt Deadman, Roger Cross („The Chronicles of Riddick“, „Continuum“, „Dark Matter“) leistet double duty als John Stewart-Green Lantern und Swamp Thing, Rosario Dawson („Daredevil“, „Jessica Jones“) cameot als Wonder Woman wie Jerry O’Connell („Sliders“, „Stand by Me“) als Superman. Alfred Molina („Maverick“, „Spider-Man 2“) ist Hauptschurke Destiny, Jeremy Davies („Saving Private Ryan“, „Justified“) spricht Ritchie. Als Batman fungiert Jason O’Mara („Life on Mars“, US-Version, „Agents of S.H.I.EL.D.“), die weiteren Rollen übernehmen routinierte voice actors wie Camilla Luddington („Tomb Raider“, vor der Kamera zu sehen in „Grey’s Anatomy“), Ray Chase („Final Fantasy XV“) und Colleen Villard („Sonic the Hedgehog).

Die deutsche Synchronfassung ist leider etwas lieblos ausgefallen, speziell für Constantine würde man sich einen Sprecher wünschen, der seine sarkastische Art etwas emotionaler rüberbringt (dagegen sind die arg gezwungenen Reime Etrigans durchaus gewünscht. Der Dämon spricht in Reimen, aber niemand hat behauptet, dass es *gute* Reime wären).

Summa summarum – ein sehenswertes Debütabenteuer für die dunkle Seite der Justice League, von der man meinetwegen gern noch einiges sehen dürfte, ein ansprechender Blick in die okkulte Seite des DC-Universums.


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 7


mm
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