Jolly Roger – Massacre at Cutter’s Cove

 
  • Deutscher Titel: Jolly Roger - Massacre at Cutter's Cove
  • Original-Titel: Jolly Roger - Massacre at Cutter's Cove
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  • Regie: Gary Jones
  • Land: USA
  • Jahr: 2005
  • Darsteller:

    Jolly Roger: Rhett Giles
    Alex: Tom Nagel
    Jessie: Kristina Korn
    Mathis: Thomas Downey
    Lowenstein: Kim Little
    Mayor Bates: Pamela Munro
    Tanner: Dean N. Arevalo
    Yee: Sergio
    Tom: Justin Brannock
    Sasha: Megan Lee Ethridge


Vorwort

Abt. Johoho und ’ne Buddel voll Rum

Kann ja schließlich nicht angehen, dass der, nach grober Durchsicht, einzige bislang hier besprochene Piratenfilm ausgerechnet von Taubert ist… Dabei wollte ich „Jolly Roger“ heute gar nicht ansehen. Eigentlich wollte ich dem guten Tankleader den Wunsch erfüllen, „Frauengefängnis 4“ zu besprechen, aber im Schlafzimmerexil (man muss ja reviewen, wann und wo man kann) wollte die DVD nicht laufen, ebensowenig wie die als erster Ersatz angedachte Scheibe mit dem neuesten Transcendental-Film – tja, die müssen also warten, bis ich wieder dazu komme, im Wohnzimmer kucken zu dürfen 🙂 [Pantoffelheld. – der Lektor]

Nun sitzt der Doc auf einem ungefähr deckenhohen Stapel noch ungesehener Filme (und der Stapel wäre noch höher, wäre die Hälfte davon nicht irgendwelche 1000-Filme-auf-zwei-DVDs-Kollektionen). Also flugs zur MiB-Premium-Limited-Edition-10er-Box, bislang mit zwei Bits zu Clementine und Damo abgehandelt. Kollege G hatte mich schon vorgewarnt, dass der in dieser Sammlung ebenfalls vorhandene „Jolly Roger: Massacre at Cutter’s Cove“ durchaus ein Review in Langform wert wäre.

Hätte mir jemand gesagt, dass es sich bei diesem Film um einen aus der umtriebigen Mockbuster-Schmiede von The Asylum handelt (bekannt und hier beliebt durch Snakes on a Train), ich hätte andere Pläne wohl gefasst oder auch nicht (um’s mit Falco zu sagen). Na dann.


Inhalt

Okay, The Asylum. Das dürfte, äh, interessant werden (vor allen Dingen stellt sich die Frage, welchen Blockbuster Asylum heute abzurippen gedenkt. Man würde ja beim Piratenthema erst mal an „Fluch der Karibik“ denken, aber das dürfte für die Asylum-Leute doch fast ’ne Nummer zu groß sein). Regie führt Gary Jones. Oha, der ist aber auch tief gesunken. Ich meine, Crocodile 2: Death Swamp und „Spiders“ waren immerhin noch Nu-Image-Filme und daher mit einer gewissen Professionalität (und echten Schauspielern [TM]) versehen. Und jetzt dreht der Junge Asylum-Filme für ’ne schlappe halbe Million Greenbacks? Naja, besser als Stempeln gehen, vermute ich. Im übrigen bewundern meine gequälten Lauschlappen das eindrucksvolle pseudometalschrammelnde Titelthema. Sehr piratesk.

Wir beginnen stilecht mit einer Schatzkarte. Die ist zwar nur der Aufdruck auf dem T-Shirt eines nicht unattraktiven rothaarigen Geräts, aber wir nehmen, was wir kriegen. Entsprechendes Gerät ist die Freundin eines gewissen Tom, und die beiden sind nicht allein, sondern hocken mit zwei weiteren End-Teenie-Pärchen (also den bewährten Endzwanzigern, die gemeinhin in Güllefilmen, und auch in besseren, Teenager spielen) am Strand rund ums Lagerfeuer und treiben das, was man als Teenager in einem Güllefilm halt am Strand so treibt. Saufen, Dummlabern und Rumknutschen, wobei letzteres, durchgeführt von Tom nebst Gerät (sorry, die hat leider keinen Namen, von dem ich wüsste), erstaunlicherweise von den restlichen Anwesenden als störend eingestuft wird. Tom nebst Schnalle verziehen sich auf Anfrage gen lauschigere und unbeobachtetere Plätze, dieweil Philip, der, gewagt-gewagt, eine afro-amerikanische Freundin am Start hat, versucht, bei ihr oder wahlweise dem dritten Pärchen, bestehend aus Alex und Jessie (die sich wohl zu den Helden entwickeln dürften, alldieweil sie als einzige sofort BEIDE mit Namen angeredet werden), mit einer extrem verbrannten Bratwurst („die muss so sein“) zu punkten versucht. Den Krebskolben muss er aber selbst futtern. Wenn schon niemand an seiner Wurst knabbern will (höhö), möchte er wenigstens eine seiner gefürchteten campfire-Gruselgeschichten anbringen, aber das holde Weibsvolk steht dem ablehnend gegenüber: „Die sind bescheuert,“ kritisiert Jessie, „die sind scheiße“, mosert Token Black Girl. Phil ist beleidigt: „Ich kenne die besten Geschichten weit und breit. Die sind echt gruselig!“ (Vermutlich handelt es sich dabei dann nicht um solche, die Asylum zu einer Verfilmung heranziehen wird…).

Tom und sein Rotfuchs haben indes eine passende Stelle am Strand gefunden, um die Rumknutscherei zu vertiefen (harhar). Der aufmerksamkeitsschwache Tom wird aber von einer Truhe abgelenkt (die offizielle Ausrede für die Anwesenheit der Truhe: es gab vor kurzem einen Hurrikan und der hat den Kasten wohl angeschwemmt). „Sieht fast aus wie die auf deinem Shirt“, meint Tom (insofern als halt eine Truhe aussieht wie eine Truhe. Ist halt ’ne Kiste mit Deckel) und muss demzufolge genauer untersucht werden. Weil Tom ein Trottel ist, schneidet er sich an der Truhe die Patschhand auf und blutet unheilsschwanger auf das Schloss. Sowas ging noch selten gut. Mit roher Gewaltanwendung (i.e. ein günstig herumliegender Stein) wird das Schloss auf rustikale Methode geknackt. Tom und seine Tussi werden von goldenem Licht bestrahlt, als sei der Inhalt mindestens der gleiche Krempel wie im bewussten Koffer aus „Pulp Fiction“. Schmerzhaft ist die Strahlentherapie auch – unsere hochintelligenten Teens machen sich aus diesem rätselhaften Vorkommnis aber nix, sondern schieben es, so zumindest unser Rotschöpfchen, auf „Sand in den Augen“ (die muss wirklich extrem granatemäßig im Bett sein, wenn man nach der alten Faustregel geht). Der Inhalt der Kiste besteht hauptsächlich aus irgendwelchem Dreck und einem Schädel. Bekanntlich ist nix lustiger, als am Strand Totenschädel zu finden, weswegen unsere Freunde sich ob des Fundes erst mal ordentlich beömmeln und ein wenig damit herumjuxen, ehe Tom die Ex-Rübe ins nahe Wasser schmeißt. „Findest du das lustig?“, erkundigt sich Rotköpfchen nunmehr doch dezent verunsichert. Ja, findet er. Und hält dies für die perfekte Überleitung, um mal nachzufragen, ob sein Strand-Betthase schon den „neuen Piratenfilm“ gesehen habe. Haha. Ich wiederhole meine alte Regel für Low-Budget-Filmer: Erinnere dein Publikum NIE daran, dass es sich anstatt des Billigschotters, der gerade im Player rotiert, auch „Fluch der Karibik 3“ hätte ausleihen können [wobei ich mich nicht entscheinden könnte, was mehr weh tut… – der Lektor]. Hinter beider Rücken entsteigt ein Piratenzombie, stilecht mit Dreizack, Augenklappe und verwesten Gesichtszügen (aber weder einem sprechenden Zombie-Papagei oder wenigstens einem kleinen sprechenden Haken, der auf der Schulter sitzt, weswegen ich prompt Minuspunkte vergebe), den Fluten. Huaargh.

Jessie und Alex planen indes die mittelfristige Zukunft. D.h. Jessie plant, nämlich gemeinsame Lernzeit auf’m College. Alex hat aber nicht so wirklich Bock auf weitere Schulbildung, er würde sich lieber ein Boot kaufen und damit ein wenig rumschippern. Jessie, materiell orientiert, fragt nach, wie er sich das mit dem Geldverdienen vorstellt, worauf Alex leichthin erwähnt, dass er ja einen Bootsverleih o.ä. aufmachen könnte. Jessie, ganz die karriereorientierte Frau, lamentiert, dass Alex sein Potential nicht ausschöpfen würde (soll er zur Scientology gehen?). Alex‘ Entgegnung, Karriere sei ihm jetzt irgendwie nicht SO wichtig, wird als persönliche Beleidigung empfunden. „Du machst es dir echt leicht“, schimpft Jessie und zieht wutig Leine. Phil empfiehlt dem Freund, der Echauffierten nachzulaufen. Alex tut, wie ihm geheißen und geht aufs Versöhnungskurs. Jessie ist aber nach wie vor nölig. „Es geht nicht ums College, es geht um uns, ich wollte mit dir zusammen aufs College gehen.“ Alex weist korrekt darauf hin, dass die bloße Tatsache, dass er nicht mit aufs College will, theoretisch und praktisch wenig an einer Beziehung ändert, aber Jessie ist schon oben auf der Palme und will freiwillig nicht mehr runter: „Ich geh lernen und du flirtest auf Partys,“ oder wie stelle sich der Herr das vor. (Hm, will Jessie auf ein Nacht-College?). Alex versteht Bahnhof und stellt noch mal klar, dass ihm das College nicht persönlich wichtig ist. „Kann es sein, dsas du mich nicht mehr magst?“, greint Jessie (kann es sein, dass Jessie eine blöde Kuh ist? Übersetzt will sie doch nur, dass Alex das macht, was sie sagt und basta). Weil Alex Jessie aus unerfindlichen Gründen aber ganz doll lieb hat, vermacht er ihr seinen „Klassenring“ (was es nicht alles gibt…). Dieses Zeichen inbrünstiger Liebe fällt bei Jessie aber nicht auf fruchtbaren Boden – sie schmeißt den Ring in den Sand: „Du verstehst wirklich gar nichts!“ (Ich verstehe, dass Jessie eine selbstgefällige und -süchtige doofe Zicke ist, die man als verantwortungsbewußter Jungstecher schleunigst in den Wind schießen sollte).

Dieweil, bei Tom und Rotfuchs. Die Truhe hat, so rein interessenstechnisch, ausgedient, jetzt soll endlich gerammelt werden. „Gib mir den Schatz, Baby“, fordert Tom und ich bin da voll ‚für, weil Rotköpfchen sich dafür aus dem T-Shirt schält. Jou, es gefällt, was man sieht – keine Silikonveranstaltung, sondern natürlich-nett. Außerdem bin ich mal wieder großer Fan der musikalischen Untermalung der Szene – Schrammelrock’n’roll mit einem dezent deplazierten Saxophon-Solo (da hat jemand nicht ganz begriffen, wie Softcore-Soundtracks normalerweise klingen). Tom fummelt an Rötchens Möpsen, Rötchen wirft den Kopf zurück und kuckt direktemang ins Auge des hinter ihr stehenden Piratenzombies und findet den Anblick offenbar wirklich amüsant. Zumindest solange, bis er ihr den Kopf abschneidet und sie den entsetzten Tom vollblutet. „Du hast mir doch damals meinen Schatz gestohlen“, grummelt El Zombiepirato, „das tust du nie wieder!“ SCH-WING. Und ab ist der Kopp. Zumindest theoretisch, denn praktisch möchte unser Film sein Pulver noch nicht verschießen und sich an dieser Stelle noch nicht mal ’nen lausigen prosthetic effect aus’m Kreuz leiern. Und außerdem herzlichen Dank dafür, dass das hübscheste Girl nach 11 Minuten abserviert wurde. Die Welt ist ungerecht.

Am Lagerfeuer ist man inzwischen dazu übergegangen, Marshmellows (oder „Marschmelonen“, wie Mr. Spock, von einem Dummbeutel übersetzt, sagen würde) zu rösten. Phil möchte jetzt unbedingt seine Geistergesichte erzählen (ich habe ernsthaft geglaubt, er würde was zur Handlung beitragen und die örtliche Piratenlegende einführen), auch wenn seine Freundin immer noch keinen Bock darauf hat: „In allen deinen Geschichten kommt Sex vor!“ (Ich MAG seine Geschichten. Hehe). „Ich glaube, wir fangen mit den Babes im Hurenland an“, schlägt Phil vor, und würde es für eine patente Idee halten, wenn seine Freundin sich für die Nachstellung einiger Szenen freiwillig melden würde (die Sexszenen, I suppose). Das Girl lehnt dankend ab. Alex ist indes immer noch damit beschäftigt, die doofe Jessie zu besänftigen: „Ich bin doch nur zwei-drei Monate auf Bootstour.“ „Vielleicht warte ich auf dich“, entgegnet Jessie, worauf ich mich an seiner Stelle nicht wirklich verlassen würde.

Philtussi ortet indes den Piratenzombie. Phil hält dessen Outfit erstens für bescheuert und zweitens für ein wenig früh als Halloween-Scherz. Der Zombie zieht sein Zombie-Schwert; Phils Freundin ist extrem mutig (oder extrem doof) und geht mit vorgehaltenem Marshmellow auf den unbekannten Piratenfan los. „Deine Zeit ist abgelaufen“, growlt der Freibeuter, ringt dem Mädel den Marshmellow-Zweig aus der Hand und sticht sie damit ab (? Wie das technisch gehen sollte, ist mir schleierhaft und offensichtlich auch den Filmemachern, sie zeigen uns das sicherheitshalber nämlich nicht). Phil ist begreiflicherweise entgeistert. Der Pirat stiert ihm in die Augen, worauf diese seltsam glühen. Schön für den Piraten, weiß er doch jetzt ganz bestimmt, dass Phil jemand ist, den er dringend köpfen sollte: „Andersons Augen, aha!“ Mit ebenfalls glühendem Auge macht er Phil einen Kopf kürzer (was bei Phil eigentlich kein besonders tragisches Schicksal sein sollte. Zum Denken hat der seine Murmel eher selten benutzt, würde ich vermuten). Alex und Jessie werden aus sicherer Entfernung Augenzeuge der Exekution und ergreifen entsetzt die Flucht mit ihrer Kalesche. That’s all mightily horrible, spooky, creepy and stuff.

Am nächsten Morgen sorgen die lokalen Cops für CSI-Feeling am Tatort. Ein rothaariges (hm, Fetisch oder Zufall?) Polizeiweibchen namens Lowenstein interviewt Alex und Jessie, dieweil der amtierende Sheriff namens Mathis knurrig die kopflosen Leichen inspiziert. Man tappt ermittlungstechnisch im Tiefschwarzen, nicht mal die Tatwaffe konnte bislang hinreichend spezifiziert werden (Versager). Tom ist, zum persönlichen Ärger von Mathis, der Sohn eines seiner dicksten Kumpel. Lowenstein vermittelt ihm die „als Pirat verkleideter Mörder“-Story, aber da Mathis flugs den am Vorabend von Jessie entsorgten Klassenring findet, hat der Sheriff sich schnell seinen Hauptverdächtigen gebastelt. Alex kommt indes mit Jessie überein, den Part mit den glühenden Augen in der offiziellen Aussage lieber auszulassen. Würde Mathis vermutlich eh nicht glauben, da dieser Alex schon als chronischen Mordverdächtigen eingestuft hat, auf der soliden kriminalistischen Basis, wonach Alex neu in der Stadt und deswegen prinzipiell suspekt sei. Na, und der Ring, der ist ja wohl mindestens ein Indiz, wenn nicht ein Beweis: „Ein typischer Abend am Strand. Man trinkt über’n Durst und massakriert seine Freunde!“ Für diese These sollte er sich aber schon eine ziemlich handverlesene Jury aussuchen – ist ja nicht so, als würden Alex und Jessie bestreiten, vor Ort gewesen zu sein und damit ist’s ja jetzt auch nicht so sensationell, dass Alex dabei seinen Ring „verloren“ hat (zumal Jessie ja auch für ihn aussagen könnte. Aber es wäre kein Asylum-Film, täte er Sinn ergeben). Mathis ist sich jedenfalls sicher, dass die beiden Jungspunde nicht die ganze Wahrheit sagen und ordne eine DNA-Probe an: „Ich brauche ein Geständnis!“ Schön, wenn man so unvoreingenommen an einen Fall rangehen kann. Bürgermeisterin Bates schaut vorbei – als Politikerin ist sie ganz persönlich tief betroffen von der ganzen Killerei. „Ganz schrecklich“, stimmt Mathis zu, aber einen Verdächtigen habe er schon. „Dieser Neue wahrscheinlich“, sherlockholmisiert Bates (offenbar ein gemütliches Nest, in das man gerne zieht. Sofern man für jedes Verbrechen von Falschparken bis Massenmord als „Zugroaster“ automatisch gerne Prime Suspect ist). „Ich wusste es, die Familie ist verkommen“, macht uns Bates die Rolandine Koch für Arme. Mathis würde gern das FBI einschalten (wieso? Er hat doch seinen Täter schon…), aber Bates sieht dafür keinen Anlass. Vier Leichen mit ohne Kopf sind ja auch kein Grund zur Veranlassung.

Dieweil, in einer verlassenen Fabrikhalle, bei deren Anblick Albert Pyun sich vermutlich ’nen neuen Schlüpfer organisieren müsste (da könnte er OMEGA NEMESIS CYBORG Teil 1 bis 38 drin drehen). Das Gemäuer wird von einem Kerl in Friesennerz inspiziert (warum er die Regenjacke trägt, obwohl strahlender Sonnenschein vorherrscht? No idea, aber vielleicht bezieht seine Modetipps von Clint Howards „House of the Fashion Dead“-Magazin). Hinter ihm materialisiert sich out of thin air unser Piratenzombie.

Indes spielt Lowenstein auf Polizeiwache wie von Mathis angeordnet die „Mütterliche“ und versucht, Alex und Jessie wertvolle Informationen aus der Nase zu leiern. D.h. erst mal apportiert sie Kaffee. „Dürft ihr überhaupt schon Kaffee trinken?“ Ich bin in Sachen kuriose US-Gesetze nicht mehr so ganz auf dem Laufenden, aber gibt’s tatsächlich noch ’nen Bundesstaat, in dem Kaffeegenuss für Nichtvolljährige untersagt ist? Ich mein, persönlich könnte ich mit einer solchen Regelung leben… Jessie wäre dafür, nun mit der ganzen rotglühenden Augenwahrheit rauszurücken, denn „wir dürfen nichts verheimlichen“. „Verheimlichen“ ist allerdings ein ganz besonders blödes Wort, wenn man es ausspricht, wenn die verhörende Polizeitante grad wieder zur Türe reinkommt. „Was verheimlichen?“, will Lowenstein also prompt wissen. Jessie erzählt den ganzen rote-Augen-Schmu, was die Polizistin treu, aber unglaubend aufnimmt und zu aus ihrer Sicht gewinnbringenderen Punkten wie z.B. der ganz freiwilligen Abgabe einer DNA-Probe übergeht. Jessie hat damit kein Problem, Alex allerdings erbittet sich doch lieber Bedenkzeit. Das macht ihn selbstverfreilich nicht unverdächtiger und unter Zähneknirschen stimmt Alex dann doch zu, ein kleines Probierpackage seines kostbaren Genmaterials rauszurücken. Nur sein Auto, das hätte er gern wieder. Das ist aber vorübergehend beschlagnahmt, zwecks Spurensicherung. Lowenstein verlässt den Raum, um die DNA-Entnahme anzuleiern und schließt unsere beiden Jungliebenden prophylaktisch ein. Alex blickt durch: „Die denken, dass wir es waren.“ „Wir haben doch nichts getan, also haben wir auch nichts zu befürchten“, outet sich Jessie als ausgesprochen naiv, was das Vertrauen in Recht, Ordnung und Gerechtigkeit angeht (die hat auch noch nie’n Film gesehen). Alex muss es buchstabieren: „Wenn sie ihn nicht finden, sind wir die Sündenböcke.“ Jessie weist auf die äußerst beschränkte Beweislage hin, aber… na, welche Überraschung, uns Alex hat Dreck am Stecken bzw. „vor ein paar Jahren echt Scheiße gebaut“. Das sei doch Jahre her, gibt Jessie zu bedenken (hm, wenn Alex drehbuchgemäß ein Teenager ist, hat er seine „Scheiße“ also mit 14 oder 15 gebaut. Ab nach Sibirien mit dem Problemjugendlichen, sach ich ma.). „Die werden sich dranhängen“, ist Alex sich sicher und wird leicht panisch, als er feststellt, dass die Türe abgeschlossen und auch das einzige Oberlicht nicht zu öffnen ist. „Die haben meine Taschen gefilzt“, kreischt er etwas zusammenhanglos, findet aber versteckt (öchz) hinter einem Regal (röchel) eine zweite Tür. Die ist zwar auch abgeschlossen, aber der Jungkriminelle von Welt weiß Rat: „Zieh deinen BH aus!“ Während dem dezent gelangweilten Zuschauer vermutlich ganz recht wäre, wenn sich jetzt eine sinnlose Nacktszene abspielen würde, will Alex den Büstenhalter aus profaneren Gründen haben – er braucht die Klammern des BH-Verschlusses, um damit das Türschloss zu knacken (vergesst Dietriche und Kreditkarten!). Jessie versucht, Alex umzustimmen, schließlich seien sie ja noch nicht mal richtig verhaftet. Alex betrachtet die Sache als Freiheitsberaubung und lässt sich auch nicht durch das Argument, eine spontane Flucht käme mehr oder weniger einem Geständnis gleich, überreden – „wenn wir den nicht finden, heißt das der elektrische Stuhl für mich!“ Da ist einer echt optimistisch. Alex fummelt das Türschloss auf, praktischerweise führt die „Geheimtür“ direkt nach Draußen. Jessie wirft dem die Düse machenden Alex noch ein herzhaftes „Idiot“ hinterher, entscheidet sich aber nach zwei- oder dreifacher Überlegung, ihm doch nachzulaufen. Liebe. Hach. Alex findet das zwar gar nicht so gut, aber „wir stecken beide da drin“, meint Jessie. Nun muss noch das beschlagnahmte Auto requiriert werden (tolle Idee, nach DER Kiste wird ja dann sicher KEIN MENSCH suchen). Das gestaltet sich einfach, weil die Dorfbullen hier Nasenbären sind. Für ’ne „verkommene Familie“ scheints Alex‘ Sippe nicht sooo schlecht zu gehen, wenn ein Schüler einen recht neuwertigen Jeep Grand Cherokee pilotieren kann. Hab mir sagen lassen, die Teile sind ETWAS teurer als ein Suzuki Swift. In seiner unermeßlichen Weisheit beschließt Alex, „die Küste rauf“ zu fahren. Meinetwegen.

Zurück in unserer leeren Fabrikhalle. Meister Friesennerz rennt mit einem Plan durch’s Gebäude und ist ganz begeistert von „der besten Investition, die man sich vorstellen kann“. Hoffentlich hat er für die Hütte nicht mehr als den bewussten symbolischen Dollar gelöhnt, denn die Instandsetzungskosten, bevor man hier IRGENDWAS gewinnbringendes anstellen kann, sehe ich doch in zweistelliger Millionenhöhe. Da wir im Film wider Erwarten bislang noch keinen false scare hatten, wird’s jetzt Zeit für einen. Zelda, die besenschwingende Hausmeisterschrumpel, sorgt prompt dafür. Dem Friesennerz kommt Zeldas Anwesenheit nicht ungelegen, ist er doch gerade handwerklich überfordert, eine Schiebetür aufzumachen. Die Aufgabe kann er jetzt weiterdelegieren und zudem befehlen: „Räum da drin mal auf.“ Zelda tut, wie ihr geheißen, und Ostfriese bemerkt, wie gerade ein Stiefel (und damit wohl auch ein entsprechender Stiefelträger) in einem Raum verschwindet. Menschenfreund Friesennerz stürmt hinterher – ein obdachloses Arschloch, wie er sich eloquent ausdrückt, soll gefälligst einen Job suchen und sich verpissen und nicht seine neueste Investitionsruine verseuchen. Blöd für ihn, dass das obdachlose Arschloch ein obdachloses Piratenzombiearschloch ist, den Ostfriesen als einen gewissen Burroughs erkennt und zu sich ins Kabuff zieht. Nach ein wenig Kampfeslärm fliegt Burroughs wieder raus. Zumindest seine Denkmurmel. Zumindest ein lächerliches fake-head-prop. Zelda bekommt die Köpfung mit und kreischt panisch. Der Piratenzombie (der mich doch irgendwie an Running Wilds Maskottchen Adrian erinnert. Nur, dass Adrian hübscher ist) möchte die unerwünschte Zeugin nun gern beseitigen, scheitert aber ebenfalls an der Technik der Schiebetür. Ist aber auch wurscht, weil Zelda von sich aus an einem Herzinfarkt verscheidet.

Minuten später sind Mathis und seine Ermittler am Tatort (schnell sind die ja. Wer sollte sie alarmiert haben?). Sein Forensiker ist tierisch beeindruckt: „Ich hab noch nie so ’nen glatten Schnitt gesehen.“ Mathis spekuliert ins Blaue, dass es sich bei der Tatwaffe um ein Schwert gehandelt haben könnte (ein Brieföffner war’s vermutlich eher nicht). Lowenstein muss über Funk gestehen, dass Alex und Jessie die Flatter gemacht haben. Und das peinlicherweise VOR der DNA-Probe. „Und noch was. Alex ist vorbestraft!“ Mathis springen sämtliche Drähte aus allen vorhandenen Mützen. „Straßensperren! Mordanklage! ARGH!“ (Wir halten uns zwar vor Augen, dass eine Vorstrafe theoretisch auch bedeuten könnte, dass Alex mal in der Einbahnstraße geraucht hat und von da der Sprung zum psychopathischen Massenmörder kein geringer ist, aber mein Gott, vielleicht ist Alex‘ Vorstrafe ja auch mehrfacher Mord. Ich würde das zwar dann anders formulieren, aber ich bin ja auch kein routinierter Cop).

Eine Straßensperre ist ersichtlich innerhalb weniger Sekunden organisiert, denn schon sehen sich Alex und Jessie am Ende einer längeren Schlange wegen einer solchen Kontrolle (Cutter’s Cove ist, so impliziert der Film, eine Kleinstadt. Selbst, wenn ich optimistisch schätze, dass seit Alex‘ Flucht keine halbe Stunde vergangen ist, sollten unsere Teens eigentlich mindestens schon drei Counties weiter und weit jenseits von Mathis‘ Jurisdiktion sein). Alex ist offiziell besorgt. „Wir müssen das Auto loswerden“, meint er (das kommt davon, wenn man als Top-Mordverdächtiger sein eigenes Auto vom Polizeihof klaut). Jessie hat die Idee des Jahrhunderts: „Am besten finden wir jemanden, der glaubt, was wir sagen.“ (Dann also auf zur nächsten Irrenanstalt). Alex ist sauer, da die einzigen, denen er zutraut, ihre wirre Geschichte zu glauben, seine Freunde sind, und die sind dummerweise leider tot. „Es waren auch meine Freunde“, gibt sich Jessie beleidigt, und außerdem „bringt uns das nicht weiter, wenn du so austickst.“ Hm, für jemanden, der gerade seine vier besten Freunde durch einen Piratenzombie verloren hat und sich als Hauptverdächtiger auf dem besten Weg zum Grillabend im Staatsgefängnis sieht, ist er sehr sehr ruhig. Austicken ist was anderes. Jessie hat eine neue geistreiche Idee: „Wir könnten zur Schule fahren.“ „Du weißt, wie sehr ich die Schule mag“, knurrt Alex (er mag sie offenbar noch weniger als eine Gefängniszelle). Aber in der Schule gibt’s Computer (und nirgendwo sonst in Cutter’s Cove? Der Film ist immerhin aus dem Jahr 2005), und mit deren Hilfe könnte man Informationen über den Killer finden! (Die Suchbegriffe möchte ich sehen: „als Piratenzombie verkleideter Killer, der gestern unsere Freunde geköpft hat“. Google-Antwort: piratezombiekillers.org?).

Anderswo telefoniert ein Kerl namens Abernathy in seinem Büro mit einem Kunden/Klienten/whatever. Irgendwelche Unterlagen sollen durchgesehen werden. Seine Sekretärin Agnes im Vorzimmer ignoriert das Gebrüll ihres Chefs und dreht ihren Metal lauter auf (da will ich arbeiten! Laut Metal hören, während man tippt. Yay). Abernathy muss sich also persönlich zu ihr hinbeamen und ihr einen Umschlag in die Hand drücken. „Das muss heute noch raus“, befiehlt er. Agnes all but ignores him politely. Der Chef kehrt in sein Büro zurück und ruft sein Bratkartoffelverhältnis an. Die soll bitteschön antanzen, sich was hübsches anziehen, aber „nicht dieses pinke Teil.“ (An Frauen ist pink doch okay? Gut, sein Bratkartoffelverhältnis könnte natürlich auch’n Kerl sein, dann habe ich Verständnis). Passenderweise direkt hinter dem Aquarium erscheint der Piratenzombie und greift erst mal beherzt in den Fischtank, für ein kleines Sushi-Frühstück. „Tun sie das nicht, Arschloch“, tobt Abernathy und brüllt nach Agnes. Die ist aber offenbar gewohnt, dass ihr Chef lautstark mit fischvertilgenden Zombies streitet, setzt ihre Kopfhörer auf und dreht den Metal noch lauter. Motiviertes Personal. Abernathy muss sich also ungestraft vom Piratenzombie einen „verhurten ekligen Wurm“ schimpfen und, in einem erstaunlichen break vom bisher gezeigten modus operandi, mittels einer Pistole aus dem frühen 18. Jahrhundert ein Loch in den Wanst schießen lassen. „Wieso zur Hölle haben sie auf mich geschossen?“, stellt Abernathy die heutige dumme Frage des Tages. Piratenzombie ist aber heute nicht in Erklärbärstimmung, zückt sein Schwert und enthauptet den Fragesteller. Und weil zwei Morde immer besser sind als einer, bekommt auch Agnes ihr Fett ab – sie wird von hinten gerichtet.
Dieses Mal haben wir dank der von Abernathy bestellten Mätresse (doch ein Frauenzimmer) einen logischen Grund, warum Mathis nebst Konsorten schnell den neuen Tatort (inkl. einem blutgefüllten Aquarium. Soviel Zeit hatte der Piratenzombie dann doch) unter die Lupe nehmen können. Die Mätresse ist hysterisch und Mathis frustriert: „Niemand im Land hat das gleiche Problem mit einem Piraten, der Leute umbringt.“ (Würde er sich ernstlich besser fühlen, wenn das auch in Kansas, Delaware oder Florida passieren würde? Und woher WEISS er, dass die Morde auf das Konto eines Piraten gehen? Außer Alex‘ und Jessies Aussage, und denen glaubt er ja nicht, hat er ja keine Indizien dafür). Piratenkostüme wurden nicht verkauft, oder, anders ausgedrückt „wir haben keine Spur“. (Was ist mit seinem entsprungenen Hauptverdächtigen?).

It’s time for gratitious nudity. Und immer, wenn einem faulen Drehbuchautor keine bessere Ausrede für den ein oder anderen Satz Titten einfällt, verlagern wir unsere Handlung hierfür in einen Stripschuppen. Der hiesige ist ein ganz besonders trauriges Etablissemang, da es augenscheinlich von genau ZWEI Gästen (und dem Anblick nach ganz besonders erlesenen Losern) frequentiert wird. Per subjektiver Kamera betritt ein dritter Gast das Areal. Wenig überraschend handelt es sich um den Piratenzombie. Die Stripperin, die sich gerade an der Stange windet, grinst den Neuankömmling fröhlich an. Hm. Das Mädel löst sich von der Stange und lässt dem Piratenzombie einen Lapdance angedeihen (äh. Dass die Gesichtsbaracke des Kerls verwest ist, stört hier niemanden. Weder die anderen Gäste noch den Barmann NOCH die Stripperin. Ein sehr undiskriminierender Laden). „Ich liebe attraktive Huren“, growlt der Pirat und die Stripperin ist sich für ein lahmes double-entendre nicht zu schade: „Ist das ’ne Muskete in deiner Hose oder war ich das?“ „Das ist eine Muskete“, gibt sich der Zombie eher humorbefreit, möchte aber gern allgemeine Party ausrufen: „Wo sind die Weiber, die ausschenken?“ Frei-Rum für alle! Oder auch nicht, denn wie die Stripperin ausführt, darf aufgrund städtischer Anordnung kein Alkohol ausgeschenkt werden (kein Wunder, dass kein Mensch in den Laden geht. Man kann zwar vielleicht ohne Spaß Alkohol haben, aber ohne Alkohol Spaß?). Herr Freibeuter hält diese Regelung zutreffend für beknackt und fragt sich, wer denn der Gouverneur dieser Kolonie sei (er wende sich bitte an den Terminator). Da sich die Stripperin immer noch am Schoß des Zombies festgeschnallt hat, betritt die nächste Tänzeirn die Bühne, lässt ihre Dinger raushängen und knotet sich um die Stange.

Stripperin Nr. 1 würde jetzt gern zum geschäftlichen Part des Arrangements kommen und erkundigt sich recht deutlich, wann Herr Zombiepirat denn mal ein paar Taler springen lassen wird. „Ich habe noch nie Huren was bezahlt, ich bin zu geizig“, grinst der Pirat, was ihn nicht daran hindert, die Show zu genießen. Derart unsportliches Verhalten ruft die Security in Form des schwarzen Türstehers auf den Plan. „Polier ihm die widerliche Fresse“, rät Stripperin Nr. 1. Das tut er, nur juckt’s den Piraten überhaupt nicht. Vielmehr reißt er dem Türsteher den linken Arm ab und vermöbelt ihn damit (lustigerweise stört das weder Gäste, Barkeeper noch Stripperin Nr. 2, die sich immer noch entrückt um die Stange räkelt). Das war immerhin, wenn ich richtig mitgezählt habe, der erste echte prosthetic effect! Stripperin Nr. 2 hängt nu grad kopfüber von der Stange, da fällt es dem Piratenzombie wie Schuppen aus der verwesten Haarpracht. Durch ein kurzes Augenaufglühen eindeutig identifiziert, handelt es sich bei dem Mädel um ein zu killendes Opfer! „Cornwall! Wie kann man nur so verdammt gut aussehen“, wundert sich der Zombie, aber gut aussehen ist eins, eine abzuarbeitende Todesliste was anderes, also zückt der Untote sein Schwert…

Indes, in der Schule. Alex und Jessie haben erfolgreich das Gebäude infiltriert und einen Raum geentert. An dieser Stelle eine Anmerkung. Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass Low-Budget-Filmemacher gelegentlich location-wise improvisieren müssen. Wenn ich z.B. nicht in einer Polizeistation filmen darf, muss ich halt mit meinen Mitteln irgendetwas zusammenbauen, was einer Polizeistation nicht ganz unähnlich sieht, wenn mein Script unbedingt eine Szene in einer Polizeistation braucht. Aber was DIESER Raum darstellen soll, I simply don’t know. Vielleicht ist einer der Leser schlauer. Der Raum ist ziemlich groß und hauptsächlich von Klappstühlen bevölkert (so weit, so Andreas-Schnaas-“Nikos“-approved Uni-Hörsaal). Darüber hinaus gibt’s aber auch eine Bühne, auf der eine Sofagarnitur steht, sowie einen einsamen Schreibtisch mit Chefsessel und Computer. Die Wände werden von Graffitis geziert. Soll das ein Klassenraum sein? Die Aula? Das Büro des Direktors? No friggin‘ clue. Egal. Jessie setzt sich an den Computer und verkündet, weil man das einfach verkünden muss, „wir sind drin.“ (Mal ’ne blöde Frage an Euch: Wenn Ihr Euren Computer einschaltet und die Internet-Verbindung anwählt, erzählt Ihr dann auch jedem Anwesenden, dass Ihr jetzt „drin“ seid? Wenn ja, muss ich Euch schätzungsweise töten).

Mathis befindet sich dieweil vor einem großen, allein gelegenen Haus und späht durch’s Fenster. Es handelt sich offensichtlich um das Anwesen von Bürgermeisterin Bates, denn die ist gerade damit beschäftigt, suspekterweise diverse Papiere im Kamin zu verbrennen. Mathis macht sich bemerkbar und überreicht Bates sein Rücktrittsgesuch (? Warum? Wieso? Weshalb?). „Habe ich das erlaubt?“, fragt Bates. „Ich frage nicht um Erlaubnis“, gibt Mathis kaltschnäuzig zurück (und ich glaube wirklich, dass er das nicht muss). Bates schmiert ihm die „wenn-ihr-verstorbener-Vater-noch-da-wäre-hätte-er-die-Morde-aufgeklärt-oder-verhindert“-Stulle mit „wir-waschen-hier-unsere-schmutzige-Wäsche-selbst“-Remoulade. „Ich bin nicht mein Vater,“ stellt Mathis genealogisch korrekt fest. „Aber Polizeichef,“ kontert die Bürgermeisterine. Mathis begründet seine Kündigung mit dem zugegeben eher unbefriedigenden Argument, dass der Mörder fröhlich weiter schlachtet „und wir allein ihn nicht stoppen können“. Klartext: Er hätte gern externe Hilfe, aber weil Bates das verbietet, geht er durch den chicken-Ausgang (dumm gefragt: MUSS er Bates fragen, ob das FBI kommen darf? Kann er nicht einfach dort anrufen und ein paar Agenten anfordern? Ich glaube nicht, dass die Bürgermeisterin ihm diesbezüglich ernsthaft weisungsbefugt ist). Justament in der Sekunde wird ihm per Funk mitgeteilt, dass im Stripclub zwei weitere Leichen rumliegen. „Also?“, grinst Bates, als wäre das das Killer-Argument (hehe) für IHREN Standpunkt. Mathis grummelt. „IN dieser Stadt läuft man nicht einfach davon“, blökt Bates ihm hinterher und jetzt sollte auch der letzte Doldi im Publikum gemerkt haben, dass wir uns in einem extrem schlicht gestrickten „The Fog“-Rip-off befinden (als ob das „The Fog“-Remake, an dessen, hüstel, „Erfolg“ man sich hier offensichtlich anzuhängen gedenkt, nicht schon beschissen genug gewesen wäre).

Jessie hackt währenddessen am PC. Alex gibt hilfreiche Tipps: „Kuck mal, ob du über den Typen was rausfindest.“ Ach. Ich dachte, sie sucht nach neuen Kochrezepten oder lädt sich ein paar MP3s runter. Erster Anlaufpunkt ist eine Website über Serienkiller. „Was wollen wir denn hier?“, blödfragt Alex. Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht. Jessie stellt anhand der umfassenden Auskünfte der Website fest, dass es sich nicht um einen Copycat-Killer, sondern um ein Original handelt. Das hilft euch jetzt inwiefern weiter? Jessie denkt, dass das Kostüm von Bedeutung sein könnte, „ein Rollenspiel“ (??? Ich bin mir ziemlich sicher, dass keiner der am Film Beteiligten ernsthaft einen Plan von dem hatte, was er hier tat). „Piraten haben hier Tradition“, meint Jessie schließlich und klickt sich zu einer „Real Pirates of the Caribbean“-Seite mit Fotogalerie durch. Alex meint unangemessenerweise die Stimmung mit einem schlechten Scherz aufheitern zu müssen: „Gibt’s keine Bikinipiraten?“ (Höchstens, wenn du Fred Olen Ray ’nen Tipp für seinen nächsten Film gibst).

Mathis interviewt im Stripclub die überlebenden Zeugen (der Zombiepirat lässt nach und hat tatsächlich sowohl Stripperin Nr. 1, den Barmann als auch einen Gast namens Sheldon leben lassen. Letzterer ist allerdings kein echtes Problem für ihn, denn der ist far far away, mental zumindest). Während die Stripperin von Mathis das Versprechen verlangt, dieses „Arschloch“ (an den Namen sollte der Piratenzombie sich gewöhnen…) bald zu schnappen, ist der Forensiker aus praktischen Gründen besorgt – in der Leichenhalle ist kein Platz mehr. „Wir machen das schon, bleib locker,“ empfiehlt Mathis (ächz) und starrt die Stange an, die seltsamerweise von oben bis unten blutverschmiert ist, obwohl Cornwall zum Mordzeitpunkt mit dem Kopf nach unten hing (und Blut selten aufwärts läuft). Aber gut, dass dem so ist, so kann Mathis nämlich der Blutspur nach oben folgen und – eine Überwachungskamera verorten, die der Barmann und Eigentümer des Schuppens wohl glatt vergessen hat. Da wäre es doch eine ganz töfte Idee, sich das Band mal anzusehen. Mathis und Barmann kucken sich das Video an. Toll, dass es sich um eine superspitzenmäßige Next-Generation-Überwachungskamera handelt, die selbstätig umschneidet, ihre Position im Raum verändert und zoomt (im Klartext: man hat einfach auf die entsprechende Szene von vorhin einen s/w-Filter mit ein wenig Rauschen drübergelegt. The illusion is almost perfect). Jedenfalls bietet sie ein gutes Bild des Piratenzombies und seiner Mordmissetaten. „Spulen sie zurück, ich will’s nochmal sehen“, geifert Reality-TV-Fan Barmann, Mathis schmeißt ihn raus und hat so etwas wie einen Moment der Erkenntnis (oder Blähungen).

In der Schule erklärt uns Jessie den Plot. Zumindest Ansätze, hat sie doch den bewussten Piraten gefunden. Es handelt sich um Roger Laforge (offensichtlich ein Urahn von Geordi), auch bekannt als „Jolly Roger“ (ich zweifle die historische Akkuratesse des Films hiermit öffentlich an), seines Zeichens berüchtigter hinterhältiger Pirat. Während Jessie vorliest, dass Laforge sich öfter mal hier in der Gegend hat sehen lassen und 1719 eine spanische Galeone überfallen hat, bevor sein Schiff, die Black Pearl, äh, sorry, die „Devil’s Darkness“ gesunken sei (er hat immerhin EINE Galeone überfallen? Was für ein Seeteufel), rächt sich, dass unsere Helden die Tür nicht richtig geschlossen haben. Durch den Spalt kuckt nämlich ein verwunderter Schulmufti (uns noch als Mr. Simms und sowas wie der Direx vorgestellt), erkennt die Jugendlichen und ruft gleich mal 911. Olle Petze. Alex hat einen seltenen Anfall von Ratio und stellt fest, dass wohl keiner glauben wird, ein knapp dreihundert Jahre toter Pirat metzele sich durch die Bevölkerung von Cutter’s Cove.
Simms‘ Notruf wird über Funk an die verstreute Polizeischaft weitergegeben. Lowenstein ist in der Nähe der Schule und fordert Verstärkung an. Jessie indes will mehr über Laforge rausfinden und erinnert sich daran, dass er „Toms Nachnamen sagte“, bevor er ihn umgebracht hat (never mind, dass ich mich daran nicht erinnern kann und Alex und Jessie überhaupt nicht dabei waren, als Tom geköpft wurde). „Er hat wohl einen Plan“, geistesblitzt Alex und Jessie kombiniert, dass Laforge eine Liste abarbeiten könnte. Diesen Zeitpunkt sucht sich Simms aus, um die Teens offiziell in flagranti zu ertappen. „Der Killer kannte die Namen unserer Freunde“, blökt Jessie Simms an, außerdem erwähnte er den Namen „Burroughs“. (Tat er das? Mei, entweder hat man hier viel als überflüssig erachtete Handlung aus dem Film entfernt oder der Streifen ist einfach sau-saublöd. Ich tippe auf zweiteres). „Burroughs“ ist leider das völlig falsche Stichwort, denn das ist erstens ein dicker Kumpel von Simms und zweitens bereits amts- und simmsbekannt ermordet. „Wir haben nichts getan“, greint Alex, und erklärt uns nun * endlich * seine Vorstrafe. Er hat einen Typen weggeschubst, der seine Ex-Freundin irgendwie beleidigt oder begrabscht hat, der Knabe ist unglücklich gefallen und lag drei Monate im Koma. Dumm g’loffn (und die blöde Schnalle hat NICHT für dich ausgesagt, Alex? Naja, deswegen wohl auch „Ex“). Simms ist ob dieser tragischen Enthüllung sofort extrem verständnisvoll und empfiehlt freundschaftlich, sich den Bullen zu stellen. „Nicht alle Cops sind wie Dirty Harry“, meint er. „WER?“, fragen Alex und Jessie simultan (Dirty Fuckin‘ Harry. Muss man nicht kennen. Neinneinnein. Ihr kennt vermutlich auch nicht Rocky Balboa und John Rambo). Simms jedenfalls hat ein gutes Argument pro Polizei: Wenn Alex und Jessie in Polizeigewahrsam sind und dennoch weitergeköpft wird, wäre das der schlagende bzw. köpfende Beweis für ihre Unschuld. Alex, von zerebralen Denkprozessen durch ärztliches Attest befreit, geht die zwingende Logik dieser Argumentation nicht auf. Indes wird Mathis informiert, dass Lowenstein zur Schule unterwegs ist. Per Funk kreischt Mathis panisch, dass sie ja nicht reingehen soll, sondern auf Verstärkung warten (hm, eigentlich MÜSSTE Mathis mittlerweile wissen, dass Alex nicht der Killer ist, hat er doch das Band aus dem Stripclub gesehen, und daher sollte für Lowenstein ja keine echte Gefahr bestehen. Es sei denn, er hat wieder im Script gespickt). Jedenfalls kommt seine Funkwarnung zu spät, sie ist schon drin.

Simms salbadert weiter die „wenn ihr unschuldig seid, geht zu den Cops“-Routine, Alex lehnt das reflexartig weiterhin ab, aber Simms will sie nicht gehen lassen. Alex schubst Simms in die Klappstühle (vorsicht, sonst fällt der auch drei Monate ins Koma) und flüchtet mit Jessie. Simms rappelt sich auf (Glück gehabt) und will hinterher eilen, rennt aber geradewegs in den Piratenzombie. „Du hast damals den Ehrenkodex der Piraten verletzt“, grunzt Laforge und ist ausgesprochen nachtragend. Kopp ab. Lowenstein sieht das aus der ersten Reihe und hüstelt mal dezent ein „Sie sind verhaftet“ in Laforges grobe Richtung. „Ich hab mir nur genommen, was mir gehört“, grinst Laforge, meint damit den abben Kopf und packt den zu seiner Sammlung abgetrennter Rüben, die er über der Schulter trägt. Lowenstein hechelt entsetzt, kuckt aber ansonsten nur zu, wie Laforge mit seiner Kopfkollektion das Weite sucht und findet.

Jessie erkundigt sich bei Alex, ob er sich noch an die anderen Namen erinnern könne, die der Pirat erwähnt habe. (Welche elenden Namen?). Alex erinnert sich auf jeden Fall noch an die Namen Hancock und Cornwall, die Jessie wiederum bekannt vorkommen (mein Gott, Cutter’s Cove ist ja nicht so groß, da kennt vermutlich jeder jeden). Der Piratenzombie Laforge ist mittlerweile bei einem Säufer vorstellig geworden, der sich nicht wirklich über die Erscheinung eines untoten Freibeuters wundert, sondern hauptsächlich leicht angepisst ist, dass der ihm den ganze Alk wegsäuft. Der Pirat zündet per Fingerschnippen seinen Finger an. Geiler Trick, findet der Säufer. Der Pirat steht nicht auf Komplimente, sondern haucht seinen brennenden Finger an. Spraydosen-Effekt und ein brennender Alki sind die direkten Resultate (Umstandskrämer. Den, der nu wirklich ohne Gegenwehr hätte köpfen können, zündet der Kasper noch extra an).

Mathis gabelt Lowenstein auf, die hysterisch vom Kerl im Piratenkostüm fabuliert. Damit erzählt sie Mathis bekanntlich nichts wesentlich neues, und auch ihre Forderung, nun doch dringlich das FBI einzuschalten, ist für Mathis kalter Kaffee, da längst erledigt. Bis die Special Agents aufkreuzen, will Mathis zum Strand, „wo alles angefangen hat“.

Tatsächlich ist das gar keine so dämliche Idee, denn dort verstaut Laforge gerade seine Kopfsammlung (wobei er komischerweise den gerade gekillten Säufer „Wilcox“ nennt, obwohl es sich nach Scriptlogik um Hancock handen sollte, weiß ich mal wieder nicht) in der Truhe: „16 tote Männer in der Truhe führen mich zu meinem Schatz“, singt der Pirat und verrät uns zumindest ein kleines bisschen von seiner Motivation. Mathis wartet auf bessere Zeiten und vertritt sich am Strand die Beine (sogar die Musik bemüht sich jetzt, Carpenters Fog-Theme ein wenig abzurippen). Mathis stolpert über die Truhe (es wäre ja auch eine blöde Idee des Piraten gewesen, die vielleicht ein wenig zu verstecken) und macht sie unbefangen auf. Drin liegen tatsächlich die gesammelten Meisterwerke unseres Kopfjägers. „Was für ein Alptraum“, stöhnt Mathis. Er muss wohl die minderwertige FX-Qualität der Kopfrequisiten meinen.

Jessie ist eingefallen, woher sie die Namen der Piratenzombietodesliste kennt – vom Gedenkstein für die Gründerväter von Cutter’s Cove (ich hab den Plot, glaub ich, schon mal verfilmt gesehen…). So richtig stolz auf ihre Urahnen scheinen die Stadtoberen aber nicht zu sein, oder warum haben sie den offiziellen Gedenkstein in einer runtergekommenen Lagerhalle zwischen irgendwelchen vergammelten Kisten und unter Planen versteckt (okay, nach nochmaliger Ansicht KÖNNTE die Szene tatsächlich auch im Freien spielen, aber es ist a) nicht wirklich zu erkennen und b) selbst wenn, ist’s dort sehr unaufgeräumt)? Jessie verfällt auf die Wahnsinnsidee, von der Namenstafel einen „Abdruck“ mit einem Blatt Papier und einem Bleistift zu machen (Abschreiben wäre ja auch wieder zu simpel. Stöhn). Und bei wem wollen sie nu damit hausieren gehen? Bei Judith Bates, der Bürgermeisterin, denn die steht auch auf der Liste (schon praktisch, dass jeder Gründervater anscheinend genau EINEN killbaren Nachfahren hat). „Sie wird uns das nicht abnehmen“, realisiert Alex. „Er wird sie umbringen“, hält Jessie dagegen. „Und wie willst du es ihr beibringen? Hallo, ein Pirat bringt ihre Einwohner um und sie sind die nächste?“ Alex ist skeptisch, aber Jessie meint, es sei einen Versuch wert. Schon hämmern sie an der Bates‘ Küchentüre. Die Bürgermeisterin scheint öfter mal ungebetenen und -erwünschten Besuch zu haben und bewaffnet sich umgehend mit einem Fleischermesser. Alex wendet seine Einbrecherkünste an und verschafft unseren Helden Einlass. Sie stellen fest, dass Bates verdächtigerweise dabei ist, ihren Koffer zu packen. Mit vorgehaltenem Fleischermesser geht Bates auf Alex los und fühlt sich in ihrem ursprünglichen Verdacht bestätigt: „Also doch, du bist es!“ „Sie stehen auf der Todesliste“, warnt Alex (könnte ja auch rein theoretisch SEINE Todesliste sein und muss Bates jetzt nicht wirklich beruhigen), „Jolly Roger wird kommen, um sie zu töten!“ Das läutet ein Glöcklein bei der Burgomeisterin – einen Schnitt weiter sitzen Alex, Jess und Bates vor’m offenen Kamin und halten Expositions-Palaver.

Bates will zunächst mal nichts glauben und zerknüllt die ihr von Jessie überreichte Liste mit einem achtlosen „das hat nichts zu bedeuten.“. „Das bedeutet schon was“, keift Jessie und entknüllt die Liste wieder. „Die Menschen, die dies Stadt gegründet haben, waren gute, gottesfürchtige Menshen und sie bezahlten für ihre Sünden“, erklärt Bates. Alex fällt der Widerspruch zwischen „gottesfürchtig“ und „bezahlten für ihre Sünden“ auf und erlaubt sich diesbezüglich eine Nachfrage. Unter dieser unmenschlichen Inquistion bricht Bates zusammen und klaubt das Tagebuch ihres Urahnens und Stadtgründers (gebundene Ausgabe) aus dem Regal. Bereit für die schockierende Enthüllung? Die Gründer von Cutter’s Cove waren Piraten, namentlich die Crew von Jolly Roger, der SO böse war, dass er Leute wegen ihrer Goldzähne köpfte (ein Schuft. Heutzutage sucht man sich dafür ’nen Job in einem Krematorium). 1719 überfiel Jolly Roger ein Schiff (wohl die spanische Galeone), das drei Kisten Gold für eine katholische Mission und ein Rudel Nonnen und Priester an Bord hatte. Das Gold wurde geklaut, die Gottesdiener massakriert. Aber ein Pirat weigerte sich, worauf es zu einer Meuterei kam (hm. EIN Pirat weigert sich und löst eine Meuterei aus? Der Käpt’n hat seine Crew nicht im Griff. Und die anderen hatten mit dem Nonnenkillen offenbar kein moralisches Problem). Roger wurde abgesetzt und drei Tage lang kielgeholt, bis er tot war, anschließend geköpft und seine Rübe in eine gewisse Schatztruhe gepackt. Die Piraten leisteten einen Blutschwur, nie mehr rumzupiraten, machten sich aus dem Staub und gründeten Cutter’s Cove. „Jolly Roger kam zurück, um sich zu rächen“, zählt Jessie 2+2 zusammen. „Mal den Teufel nicht an die Wand“, gibt jetzt auf einmal Alex den Skeptiker. Bates grabscht sich das Buch zurück und wirft es ins Feuer: „Ich vernichte die Vergangenheit!“ (Ich glaub, gar so einfach ist es dann doch nicht). Der ganze Smalltalk hat allerdings Roger Laforge ausreichend Zeit gegeben, vor Ort aufzutauchen. „Du bist die letzte auf meiner Liste“, verkündet er Bates, die sich mit ihrem Fleischermesser bewaffnet. Der Pirat ist amused: „Du konntest schon immer mit dem Dolch umgehen“. Leider kann er wesentlich besser mit dem Schwert umgehen und hackt ihr die Messer-Hand ab. Alex und Jessie verpissen sich hilfreich, dieweil Bates trotz Handamputation kampfeslustig auf Jolly Roger zustürmt: „Du kriegst meinen Kopf nicht ohne Gegenwehr!“ Viel Gegenwehr ist’s nu aber auch wieder nicht – ein Schwertstreich und in einem Anfall von Originalität bekommen wir „subjective severed head cam“. Jolly Roger ist mit sich und der Welt zufrieden und singt „johoho und ’ne Buddel voll Rum“. Skol! (Wenn mir jetzt noch einer verraten würde, warum Bates vorhin irgendwelche Papiere verbrannt und ihr Köfferchen gepackt hat, wo sie die Jolly-Roger-Story erst in den letzten drei Minuten ihres Lebens glaubte, wäre ich auch ein zufriedener Mensch).

Mathis ist gerade rechtzeitig vorgefahren, damit Alex und Jessie ihm hysterisch vom neusten Mord berichten können. „Ich glaube euch“, verkündet Mathis, will sie aber trotzdem mitnehmen. Alex ist einverstanden. „Ich habe noch nie eine offizielle Suchmeldung für einen Piraten rausgegeben“, grübelt Mathis (der hat Sorgen). „Wir kennen die nächsten Opfer“, macht sich Jessie wichtig und wedelt mit der Liste (nicht aufgepasst, Baby? Jolly Roger bezeichnete Bates ausdrücklich als die „letzte“). Mathis weist darauf hin, dass Jessies Leichenzählung nicht akkurat ist. „Also hört er auf?“, hofft sie nunmehr. Mathis hat sich offenbar einen Crash-Kurs in lokaler Piratenfolklore verpasst und weiß, dass der Pirat noch nicht hat, was er will. Das Gold, spekuliert Alex richtig. Und die Schatztruhe, samt Kopfsammlung, hat Mathis in seinem Auto. Wie Jolly Roger gerade missmutig feststellen muss (ich sag ja, hätte er die Truhe irgendwo sicher versteckt, müsste er sich jetzt nicht grämen).

Aus unerfindlichen Gründen hat Mathis sich als Ort für den Showdown die Fabrikhalle ausgesucht. Alex und Jessie sind auch da, dito die Truhe. Laforge lässt sich nicht lumpen und projiziert sich an Ort und Stelle, mit ein paar neuen Köpfen am Gürtel. „Er hat schon wieder drei Köpfe abgehackt“, regt sich Jessie auf und Alex, der fleißig mitgezählt hat, kalkuliert durch: „Jetzt sind es sechzehn!“ Mathis zieht seine Knarre und verlangt vom Piraten, sämtliche Waffen fallen zu lassen und die Flossen hinter den Kopf zu legen. Der Zombiepirat ist amüsiert und gehorcht. „Denken sie wirklich, sie kriegen mich so leicht?“, lacht der Pirat, zieht eine Pistole, die er vorausschauend irgendwo an seinem Rücken untergebracht hat und ballert Mathis um. „Ich bin okay, glatter Durchschuss“, beeilt sich Dr. med. Mathis zu versichern (verbluten könnte man trotzdem). Jolly Roger verstaut die Kopfneuzugänge in der Truhe: „Die Köpfe bringen mir mein Gold zurück!“ (Wie er auf die Idee kommt… who cares?). Zum persönlichen Frust des untoten Piraten tut sich aber zunächst nothing in large amounts, bis die Köpfe sich in einem schlechten CGI-Effekt in abgenagte Schädel transformieren. Das ist jetzt rein schatz- und goldtechnisch für Laforge auch kein überwältigender Fortschritt, weswegen er mächtig flucht und überlegt, ob er vielleicht doch vergessen hat, einen zu töten. Bei der ganzen Flucherei hat er aber leider vergessen, auf Alex zu achten, der sich des vorhin unter Zwang weggeworfenen Schwerts bemächtigt hat und mit geübtem Streich den Piratenkopf vom Piratenkörper separiert (der Zombie blutet übrigens grün). „Den Schatz kannst du dir sonstwohin stecken“, gibt Alex einen der langweiligsten one-liner der jüngeren Kulturgeschichte begleitenderweis‘ zum Besten. Der tote Untote dematieralisiert sich per Schäbo-CGI, dito die Truhe. Wie immer, wenn’s zu spät ist, stürmt die Kavallerie in Form von Lowenstein nebst zwei weiteren Schergen das Areal. Niemand interessiert sich für Alex (der zufälligerweise eine 16-fache Mordwaffe in Händen hält), sondern nur für den niedergestreckten, aber nicht lebensgefährlich verletzten Mathis. Happy End.

Hui, gönnen wir uns einen Wrap-up? Das Leben in Cutter’s Cove geht weiter. Alex und Jessie hängn in der Fabrikhalle rum. „Ich kann immer noch nicht glauben, was hier passiert ist“, sülzt Alex und ist unendlich dankbar für Jessies Anwesenheit (er hat seine Lektion gelernt und wird jetzt immer brav machen, was sie ihm sagt, schätze ich). „Wir sind ein Team, wo du bist, gehe ich auch hin“, droht Jessie. Mathis schaut vorbei und wundert sich, dass Alex nicht auf hoher See ist. Unser Jungheld hat seinen Bootstrip aber verschoben, erst mal wird mit Jessie gemeinsam verurlaubt. Jessie unterbreitet dem Cop das sicherlich lukrative Angebot, seinen Job zu kündigen und bei Alex als Navigator einzusteigen. Mathis lehnt dankend ab, denn „ich kann die Stadt nicht verlassen.“ (Verflucht?). Vielmehr stellt er die nicht unberechtigte Frage, was Alex und Jessie denn grad hier treiben. „Ich wollte noch einmal diesen Ort sehen“, brummt Alex. „Vorbei ist vorbei“, meint Mathis und empfiehlt, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Alex nötigt dem Cop aber noch potentially useless trivia auf – das junge Paar hat Jessies Stammbaum mal überprüft und, guess what, „meine Vorfahren kamen schon 1710 in diese Gegend“, in eine Nachbarstadt. Was angeblich, laut Alex, die Hypothese möglich macht, einer ihrer Vorfahren könnte einer der Meuterer gewesen sei (wie ich’s auch dreh und wende, es ergibt nicht wirklich Sinn, oder?).

Aber wir brauchen ja eine sechzehntelseidene Begründung für unser obligatorische Schock-Ende, oder? Ta-daa, die Truhe ist wieder da, zu allgemeiner Verblüffung und überschaubarer Begeisterung. Oder ist vielleicht doch jetzt das Gold drin? Mathis öffnet die Truhe vorsichtig, aber sie ist leer. „Sie ist leer,“ übersetzt Alex, der Hilfreiche, dem womöglich blinden Polizisten. „Soll das ein Witz sein?“, wundert sich Mathis und dann darüber, wieso erstens seine Gesichtszüge entgleisen und zweitens seine Eingeweide durchgequirlt werden. Hinter ihm steht nämlich der Piratenzombie und puhlt mit seinem Schwert in Mathis‘ zentralen Körperregionen. „Ich habe dich nicht vergessen“, gröhlt Laforge und grüßt Alex und Jessie mit einem fröhlichen „Ahoi, meine Kameraden“. Da kann Jessie nur noch KREIIISCHEN…

Wie verabschiedet sich „Jolly Roger“ doch so herzig von seinen Zuschauern? „Go to the video store and rent another Asylum film. You know you want to.“ Err… sorry, folx, I don’t. Um ehrlich zu sein – ich habe jetzt genau ZWEI Asylum-Filme gesehen, und wenn ich nicht die leidige Chronistenpflicht zu erfüllen hätte, die mir mit tödlicher Sicherheit noch den einen oder anderen Asylum-Streifen vor die Flinte laufen lassen wird, ich MÖCHTE eigentlich keinen mehr sehen… (PFFFRZMUAAAAAHAAAAA!!! – Future Doc).

Wobei ich noch nicht mal speziell was gegen Asylums Mockbuster-Konzept habe. Ideen und leicht abgewandelte Titel von „großen“ Filmen zu klauen, ist ein recht lustiger Einfall und könnte theoretisch zu seinem Batzen unterhaltsamer B-Filme führen, wenn die Herrschaften von Asylum wenigstens Budgets in Nu-Image-Regionen stemmen könnten und halbwegs talentierte Schauspieler und Handwerker anheuern würden (gut, mittlerweile greift Asylum wohl sechsstellige Budgets an und engagiert „Stars“ wie C. Thomas Howell, aber ich denke, you catch my drift). Ich würde halt befürworten, dass die Asylum-Macker wenigstens geringfügig eigene Geistesleistung vollbringen (bei „Snakes on a Train“ kann man ja auch drüber reden, da hat man sich glatt noch ’ne dümmere Plotte ausgedacht als die des Originals), aber nach dem zweifelhaften Genuss von „Jolly Roger: Massacre at Cutter’s Cove“ wünscht man sich doch, Autoren könnten ihre Story-Konstrukte patentieren, so dass John Carpenter Gary Jones (der es eigentlich besser wissen können müsste) und Jeff Miller (Debütschreiberling) die letzte Socke aus der Schublade klagen könnte. „Jolly Roger“ ist, da erzähle ich keinem was besonders aufregendes, eigentlich schon kein Rip-off, sondern ein Nachspielen auf Laientheatergruppeniveau seines Gruselklassikers „The Fog“, im Fahrwasser des erlesen schäbigen Wainwright-Remakes, das in der IMDb (und auch das sollte uns etwas sagen) mit einer Bewertung von 3.2 nur knapp über den 2.3 Punkten von „Jolly Roger“ liegt.

Allerdings ist die Behauptung, „The Fog“ (Remake) wäre nur ein kleines bisschen besser als „Jolly Roger“ schon wieder blasphemisch, denn wenn das Remake Affenklöten saugt, saugt „Jolly Roger“ Elefantenklöten. Bergeweise.

Das Script (bzw. das auf’m Flohmarkt gefundene „The Fog“-Screenplay, bei dem Jones und Miller die Namen der Charaktere durchgestrichen und handschriftlich durch ihre ersetzt haben und nach dem Zufallsprinzip ein paar Seiten rausgerissen haben – anders kann ich mir das kaum erklären) ist Murks. Nun kann man mit gewisser Berechtigung sagen, dass das Drehbuch schon bei Carpenters Original-Nebel mit Sicherheit nicht der Grund für den Erfolg des Streifens war (schließlich hat Carpenter irgendwo unterwegs vergessen, dass seine Rachegeister eigentlich Nachfahren der Stadtgründer meucheln wollen, es am Ende aber nur auf die richtige Anzahl beliebiger Opfer anzukommen scheint), aber das ist ja noch lange kein Grund, ein derart lieblos hingerotztes Buch abzufilmen. Der Streifen quält sich durch einige Plotholes (was genau versucht Bates zu verheimlichen? Wieso will Mathis auf einmal kündigen? Woher kennen Alex und Jess die Namen der Opfer, wo sie doch mit dem Piraten in der ursprünglichen Mordnacht gerade mal Sichtkontakt hatten, aber kein Wort mit ihm gewechselt haben? Wieso wundert sich im Stripclub niemand über einen halbverwesten Zombie, sondern spendiert ihm sogar noch ’nen Lapdance? Wieso steht der Gedenkstein für die Stadtgründer in einer runtergekommenen Lagerhalle oder auf einem Müllplatz, denn so sieht’s aus? Und mein Liebling, die zoomin‘ movin‘ surveillance cam… aber die hab ich ja ausgiebig gewürdigt) – einige davon sind nur damit zu erklären, dass der Streifen auf sein mickriges 76-Minuten-Format zurechtgestutzt und ein paar als unwesentlich erachtete Handlungsstränge auf dem Schneideraumboden landeten, andere mit Doofheit und/oder schlichter „who gives a fuck“-Attitüde (ist schon komisch – eigentlich ist klar, dass Asylums Geschäftskonzept darin besteht, leichtgläubige Videothekengänger zu verarschen und ergo mit möglichst wenig monetärem Aufwand maximalen Reibach zu erzielen, aber andererseits scheinen die Leute auf eine Art „Kult“-Ding zu setzen und darauf zu spekulieren, dass es echte Asylum-Fans gibt).

Eine Kritik, die nicht speziell an Asylum gerichtet ist, sondern an so ziemlich alle Horror-Filmemacher von Ulan-Bator bis Hollywood-Hinterausgang… jugendliche Teenager-Casts NERVEN. Jou, ich weiß, sie sind gedacht als Identifikationsfiguren für ein jugendliches Publikum. Memo an Produzenten: es gibt auch Filmfans jenseits der 19. Ich geh ins Kino, in die Videothek, kaufe DVDs und bin 37. Wie wär’s mal mit einer Identifikationsfigur für MICH? Es gab mal Zeiten, da durften Filmhelden auch mal Mitte 30 oder 40 sein…

Alas, nicht hier, wo wir’s mal wieder mit einem Satz hohlbratziger Teenage-Nervköppe (natürlich alle von robusten Mitt- bis End-20ern gemimt) zu tun, die einem vom bloßen Ansehen auf’n Sack gehen. Zum Glück werden vom angedrohten halben Dutzend Protagonisten zwei Drittel bereits zur 10-Minuten-Marke permanent aus dem Rennen genommen, was uns aber im Ausschlussverfahren damit konfrontiert, dass die beiden unsympathischten Doofbolzen unsere Helden werden – Jessie, die selbstsüchtige Zicke, die nicht verkraftet, dass ihr Freund möglicherweise seine EIGENEN Pläne für sein weiteres Leben schmiedet, und Alex, der doof genug ist, die blöde Kuh deswegen nicht an Ort und Stelle in den rauen Wind zu schieben (hach, und vorbestraft ist ja auch noch. Troubled Kid = Sympathy, zumindest nach der Rechnung merkbefreiter Autorendeppen).

Also Charaktere zum an-die-Wand-patschen (das gilt natürlich auch für Dorfbullen Mathis, der als Arschloch-vom-Dienst eingeführt wird und gen Filmmitte – und zwar bevor er sich das Videoband mit dem Piratenzombie ansieht) einen Character Turn vom Feinsten hinlegt, den mir keiner erklären kann. Aber was will man von einem Film erwarten, in dem von Flüchtige vor der Polizei mit ihrem eigenen Auto ausbüxen, dann auf die Idee kommen, in ihre Schule einzubrechen, weil dort offensichtlich der einzig verfügbare Computer der Stadt mit Internetzugang steht und man sich ja dort prima über irgendwelche mörderischen untoten Piraten mit Kopf-ab-Tick informieren kann. Hinzu kommt seltsame Dialogarbeit (ein paar Schmankerl hab ich Euch ja oben als abschreckende Beispiele zitiert) und eine generelle Humorbefreitheit. Einer dämlichen Plotte kann, das ist uns ja allen klar, ein wenig Witzischkeit ja durchaus weiter helfen und das mag durchaus im Grundsatz auch den Maestros Jones und Miller klar gewesen sein, allerdings hatten sie keine Ahnung, wie man sowas anstellen könnte. Versuche, beabsichtigten Humor durch ein wenig Situationskomik (speziell in der Club-Szene) und die pseudowitzigen Lines des Piratenzombies einzubringen, fallen mit Vehemenz aufgrund kompletter Unlustigkeit auf die Schnauze; sollte der Zuschauer tatsächlich mal versehentlich die Mundwinkel zum Grinsen verziehen, liegt das bestimmt nicht daran, dass der Film dies in diesem Moment so bewirken möchte.

Rein spannungstechnisch ist dem Script abträglich, dass es keinerlei „sense of urgency“ entwickelt. Da wir bis kurz vor Schluss (sofern wir mal über die „The Fog“-Abripperei hinwegsehen und so tun, als wüssten wir nicht, worum’s geht) keine Ahnung haben, wen der Pirat warum niedermetzelt und welche Konsequenzen es hat, wenn er sein schändlich Tun vollbringt, entwickelt sich aus der Story heraus keine Spannung – das ist body count, und sonst gar nix.

In einer idealen Welt bzw. in einem Film von John Carpenter (als er noch in Form war) könnte man über Drehbuchschwächen locker hinwegsehen, weil ein Meister wie Carpenter ein ungeheuer visuelles Gespür hat, ein Feeling für richtig akzentuierten Musikeinsatz, und so nägelkau-spannende Gruselatmosphäre erzeugt, die den Zuschauer gefangen nimmt und vergessen lässt, dass die Plotte vielleicht nicht wirklich Sinn macht. Gary Jones hielt ich zumindest nach „Crocodile 2“ für einen okayen B-Movie-Handwerker, der ungefähr weiß, was er tut, solange das Material von ihm keinen subtilen Spannungsaufbau, sondern groben Nervenkitzel (aka ein 10-Meter-Killerkrokodil) verlangt. Für einen Slasher-Horror, der aus Gründen eines sicherlich angestrebten R-Ratings (und mangels Talent für richtig sudelige Gore-Effekte) vergleichsweise blutleer bleiben muss und daher von Suspense leben sollte, ist Jones die falsche Wahl. Die Struktur des Films kommt ihm freilich nicht entgegen (aber da er co-gescripted hat, ist er da selbst schuld) – random killings an Leuten, die wir nicht kennen, do not equal suspense. Das Setup der Mordszenen ist lausig, die Kills sind langweilig; weil unsere Effektkünstler offenbar zu blöde sind, einen einigermaßen überzeugenden Kopf-ab-Torso hinzubekommen, ist die einzige echte Köpf-Szene, die wir „bewundern“ dürfen, die am Piraten im Showdown gar selbst (und da dauert sie doch ca. 0,5 Sekunden, also nicht blinzeln). Und angesichts der lächerlichen fake head-props bin ich da regelrecht dankbar – das hätte nur peinlich werden können (wo ist Olaf Ittenbach, wenn man ihn braucht? Ach so, ja, in Rente. Hähä). Jones‘ Regie passt sich dem „geringster Aufwand“-Prinzip von Drehbuch und Produktionswerten nahtlos an – bis auf den kurzen Inspirationsfunken, der seinen Kameramann getroffen haben muss, als er Bates‘ Köpfung aus subjektiver Opfersicht abbildet, gibt’s im ganzen Film (bis auf die drei Sätze unbedeckter Brüste) keine Schauwerte, nichts, was irgendwie packt oder mitreißt. Der Streifen plätschert vor sich hin, nimmt trotz des gar nicht mal so spärlichen Body Counts nie Fahrt auf, was an der (bis auf die erwähnte Ausnahme) uninspirierten Kameraführung genau so liegt wie an dem schlichten Unverständnis, dass man vielleicht auch mal mit flottem Schnitt etwas Dynamik in eine Szene bringt. Versteht mich nicht falsch, ich huldige hier nicht dem MTV-/Michael-Bay-30-Schnitte-pro-Sekunde-Stakkatostil, bei dem man nicht mehr erkennen kann, was zum Teufel auf der Leinwand bzw. dem TV-Schirm eigentlich gerade zu sehen sein soll, aber man muss ja auch nicht jede Szene dreißig Sekunden ohne Schnitt laufen lassen (das ist Joe D’Amato-Schule, und wie optisch aufregend dessen Filme anzusehen sind, wissen Stammleser ja. Wenn sie klug sind, auch nur vom Lesen her…).

Komponist Mel Lewis hab ich ja an dieser Stelle durchaus schon ab und an als einen patenten B-Movie-Beschaller gelobt, aber hier … nee, ich weiß nicht. Die eklig-ohrenfolternden Pseudo-Metal-Stücke machen jeden Headbanger zum Fan der Zillertaler Schürzenjäger, wenn er sich um atmosphärische Klänge bemüht, landet er im simplen „ich-klau-bei-Carpenter“-Ghetto. Nope, das war nix, Meister Mel.

Ich erwähnte bereits die FX-Arbeit – als Splatter-/Gore-Schlachtplatte taugt „Jolly Roger“ gar nix – es gibt sage und schreibe zwei on-screen-Splatter-Effekte – den abgehackten Arm des Türstehers (ganz okay) und die Köpfung des Piraten (yawn; und ja, ich kann mich schon nicht mehr daran erinnern, ob Bates‘ Flosse tatsächlich sichtbar abgehackt wurde. Nicht, dass es dem Film entscheidend helfen würde, wenn…). Unter „ganz okay“ kann man „hab schon bessere FX in Amateurfilmen“ verstehen. Die CGI-Effekte sind oberpeinlich, werden zum Glück aber nur gen Ende für zwei-drei Shots gebraucht. Ansonsten tut sich effektmäßig in „Jolly Roger“ herzlich wenig (und entsetzlicherweise soll Robert Kurtzman als visual effects supervisor da drüber gekuckt haben. Weia. Da hat er sicher fünf Minuten ‚für gebraucht)..

Dafür gibt’s wenigstens ein paar nackte Tatsachen; das Highlight (meines persönlichen Geschmacks zumindest) gibt’s gleich nach sieben-acht Minuten, wenn Megan Lee Ethridge („Blade of the Vampire“, erstaunlicherweise KEIN Asylum-Film) aus dem T-Shirt fährt. Außerdem sind die (vermutlich silikon-verbesserten) Assets von Asylum-Spezialistin Bernadette Perez („War of the Worlds“ – Asylum-Fassung, „Dead Men Walking“, „The Beeast of Bray Road“) und Carrie Booska (keine weiteren Credits) zu bestaunen. Man erfreut sich halt an Nebensächlichkeiten…

An der Schauspielerei kann man sich jedenfalls kaum erfreuen. Asylum-Stammakteur Rhett Giles („War of the Worlds“, „Frankenstein Reborn“, „Dracula’s Curse“, „Legion of the Dead“ – nicht der Ittenbach) müht sich unter dem (wenig überzeugenden) Zombie-Make-up um Präsenz, leider Gottes ist er halt wenig eindrucksvoll, sondern sieht halt doch so aus wie ein Idiot im Halloween-Kostüm. Dass man ihm bestenfalls arg mäßig lustige „one-liner“ (ohne Anführungszeichen mag ich’s nicht schreiben) mit auf den Weg gegeben hat, hilft ihm im Bestreben, eine memorable Slasher-Gestalt zu werden, nicht weiter. Forget him. Wäre ich böse, würde ich Tom Nagel (Alex) empfehlen, seine Schauspielkarriere an selbigen, nämlich den Nagel, zu hängen, da wird nämlich nix großes draus werden und noch ist es Zeit, ’nen anständigen Beruf zu lernen. Bislang trieb sich Nagel hauptsächlich in Asylum-Produktionen wie „Hillside Cannibals“ (jaja) oder „Pirates of Treasure Island“ (klar) rum. Schlechtestes Ensemblemitglied ist er aber schon deshalb nicht, weil ich diese Ehre an Nervkuh Kristina Korn vergeben möchte, die hier ihre erste (und bislang auch letzte) Rolle in einem echten Spielfilm absolviert. Gut, mit einer Rolle wie dieser täte sich auch Meryl Streep schwer, aber Korn hofft offenbar wirklich, dass ihr einigermaßen ansehnlicher Hintern ihr selbigen schauspielerisch gesehen rettet. Ist nicht so, Baby. Mach Nacktfotos für den Playboy oder irgendeine Internet-Seite, aber verschone uns vor weiteren Filmauftritten. Thomas Downey (Mathis) reißt auch keine Bäume aus, aber er wirkt wenigstens so, als wüsste er halbwegs, was er tut (seiner Rolle sei dank nicht unbedingt immer, warum..). Er hat seit 2005 ein geregeltes Auskommen in Asylum-Filmen und zierte u.a. „War of the Worlds“, „Frankenstein Reborn“, „King of the Lost World“, „Exorcism: The Possession of Gail Bowers“, „Hillside Cannibals“ und den – zumindest von Scott Foy – heftig antizipierten „Transmorphers“. Kim Little trägt zur Freude des Verfassers eine nette Frisur (und Haarfarbe) spazieren, hat ansonsten mit Schauspielerei nicht wahnsinnig viel am Hut und gehört ebenfalls zur Asylum-Stock-Company („666: The Child“, „Supercroc“, „War of the Worlds“). Aufgrund ihrer Mitwirkung in der Dick-van-Dyke-Serie „Diagnose: Mord“ (immerhin 10 Episoden) gehört sie wohl zu den High-Profile-Akteuren der Firma. Pamela Munro (Bates) versucht sich an Overacting, scheitert aber schmählich. Justin Brannock (Tom) brachte es immerhin schon auf Gastauftritte in „CSI:NY“ und „House M.D.“.

Gesichtet habe ich „Jolly Roger“, wie schon gesagt, als Bestandteil der MiB-„Premium Edition“, wo sich der Film eine DVD mit „The Final Patient“ teilt. Die Bildqualität (1.85:1 anamorph) ist okay für eine Billigheimer-Veröffentlichung (die Sammlung wird für einen Zehner vertickt), also für MiB-Verhältnisse fast schon stellar gut, Schärfewerte und Kontrast bewegen sich im gut durchschnittlichen Bereich. Akustisch hat der geneigte Konsument überraschenderweise die Wahl zwischen deutschem und englischen Dolby Digital 5.1-Ton. Ich hab mir heute mal nur die deutsche Synchronfassung (erträglich ausgefallen) zu Gemüte geführt. Sprachqualität und Musik sind passabel ausgefallen. Extras gibt’s selbstredend nicht.

UPDATE: Mittlerweile hat mir ein Vögelein erfolgreich gezwitschert, dass MiB tatsächlich doof bzw. kundenvereimernd genug war, eine heftig gekürzte Fassung mit ohne Jugendfreigabe auf den Markt zu bringen (wenn man dem Buschfunk trauen darf, sogar eine solche, die von der FSK lässig mit einer 16er-Freigabe durchgewunken wurde). Für die ungeschnittene Fassung darf sich der geneigte Konsument gen Österreich orientieren. Die Kollegen von schnittberichte.com haben ein reichhaltig bebildertes Panoptikum der geschnittenen Effektsequenzen auf Lager, aus denen sich ergibt, dass des uncut doch ordentlich splattert. Immerhin kann man konstatieren, dass die Schnitte handwerklich ordentlich ausgeführt wurden (sie fallen nicht wirklich auf). Heftiger Splatter macht den Film an sich natürlich nicht wirklich besser, aber zumindest, stelle ich mir vor, deutlich unterhaltsamer, so dass ich entschieden dazu rate, bei Interesse die Uncut-Fassung abzugreifen. Die unten stehende Wertung bezieht sich auf die KJ-Version.

Im Nachspann werden die Asylum-Jungs regelrecht witzig – neben dem oben genannten „you know you want to“ (das KÖNNEN die nicht ernst meinen) versichern uns die Filmemacher, dass bei der Produktion keine Piraten verletzt wurden und Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Personen oder Gegebenheiten nicht nur rein zufällig, sondern „echt seltsam“ seien (gefolgt von der Empfehlung, Planken, Haken und neunschwänzige Katzen zu meiden). Wäre schon gewesen, hätten unsere Anstalts-Insassen vergleichbare Kreativität auf ihren Film angewendet… letztlich bin ich mir nicht ganz sicher, was mir bei Asylum lieber ist: wenn sie nur das „Gimmick“ eines Blockbusters klauen und eine eigene Geschichte drum zu stricken versuchen (wie bei „Snakes on a Train“) oder, wie hier, ganz aufgeben, durchpusten, „imitation is the sincerest form of flattery“ (mit gekreuzten Fingern hinterm Rücken) in ihre Bärte murmeln und ganz dreist abrippen. Hm, on second thought – ich bin mir doch sicher. Am liebsten wäre mir, Asylum würde auf den Mockbuster-Schmarrn verzichten und ganz einfach ehrliche B-Filme drehen. Die mögen vielleicht dann auch nicht besser sein, erinnern aber mich nicht penetrant daran, dass ich anstatt mit „Jolly Roger“ auch eineinhalb Stunden mit der achtzehnten Ansicht vom Original-„Fog“ hätte verbringen können. „Jolly Roger“ ist nicht penetrant-offensiv nervig, aber einfach so blah, so langweilig, so – uninteressiert am Endergebnis heruntergekurbelt, dass es schlicht unmöglich ist, ohne Zuhilfenahme des ein oder anderen Kasten Biers damit Spaß zu haben. Blech.

(c) 2008 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


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