John Dies at the End

 
  • Deutscher Titel: John Dies at the End
  • Original-Titel: John Dies at the End
  •  
  • Regie: Don Coscarelli
  • Land: USA
  • Jahr: 2012
  • Darsteller:

    Chase Williamson (Dave), Rob Mayes (John), Paul Giamatti (Arnie Blondestone), Clancy Brown (Dr. Albert Marconi), Doug Jones (Roger North), Glynn Turman (Detective Appleton), Fabianne Therese (Amy), Daniel Roebuck (Largeman), Jonny Weston (Justin White), Jimmy Wong (Fred Chu)


Vorwort

Dave Wong hat den Schreiberling Arnie einbestellt, um ihm über sein abenteuerliches Leben als „spiritueller Exorzist“, der sich mit seinem besten Kumpel John allerlei dämonischen Monströsitäten entgegenstellt, zu berichten.

Alles fängt damit an, dass nach einer College-Party John mitten in der Nacht panisch bei Dave anruft und um soforigen Besuch bittet. Bei John angekommen behauptet der, nie im Leben bei Dave angerufen zu haben und ist außerdem high wie ein Drachenflieger. Dave will den Freund in die Notaufnahme bringen, doch eine unheimliche Begegnung der creepigen Art später hat Dave einen mysteriösen Mitfahrer abserviert, eine fangzahnbewerte Alien-Kreatur zermatscht und sich selbst – versehentlich – eine Dosis der Droge, die John sich eingepfiffen hat, injiziert. Ein geradezu unglaubliches Telefonat mit John, während der Dave ersichtlich *nicht* telefonierend gegenübersitzt, ein Polizeiverhör nicht minder seltsamer Art und einen vorgeblich toten John später weiß Dave wenigstens etwas mehr – „Robert Marley“, der komische Jamaikaner, der auf der Party rumhing, verteilte einen neuen Stoff namens „Sojasoße“. Wer das Zeug – das im Übrigen keine Droge, sondern ein lebendiger Organismus ist – verträgt, dem verleiht es geradezu paranormale Fähigkeiten, wer allerdings nicht auf einer Wellenlänge mit Soja liegt, der geht auf unappetlitliche Weise hops.

(SORTA SPOILER) Doch das ist nur der Anfang einer wilden Nacht für Dave und den wieder lebendigen John, in der sie mit handamputierten Mädchen, von fremden Lebensformen besessenen weißen Möchtegern-Gangstas, Kabelfernseh-Nachtschleifen-Mentalisten mit erstaunlichen Begabungen, parallelen Dimensionen und cleveren Hunden zu tun haben…


Inhalt

Auch wenn die Handlungsübersicht heute mal eher spartanisch ausfällt – das hat seine Ordnung so. „John Dies at the End“ ist ein Film, den man mit möglichst wenig Vorwissen angehen sollte, damit er richtig zündet. Und wenn er zündet, dann gewaltig…

Womöglich ist das neueste Werk von Don „Das Böse“ Coscarelli (zuletzt, was ja auch schon wieder ein paar Lenze her ist, mit dem sentimental-komischen Bubba Ho-Tep ausgesprochen positiv aufgefallen) der erste Film, der seine Entstehung amazons Empfehlungs-Robot verdankt. Laut Coscarelli hatte der nämlich gerade zum eigenen Vergnügen einen Zombie-Roman entstanden, worauf ihm der Online-Shop einen der üblichen „wenn ihnen das gefallen hat, kaufen sie auch das hier“-Ratschläge entgegenpfefferte. „John Dies at the End“ ist ein Romantitel, der dann auch mal einen Coscarelli neugierig macht. Er tat amazon den Gefallen, kaufte das Buch, liebte es und erwarb umgehend die Filmrechte.

Und ganz offensichtlich war Coscarelli genau der richtige Mann, um den völlig durchgeknallten Stoff adäquat – wenn auch ein wenig gestrafft – auf die Leinwand zu bringen, wobei sich sicherlich als Glücksfall erwies, dass es Coscarelli, der sich bei der Finanzierung seiner Filme traditionell äußerst schwer tut (was nur mal wieder beweist, dass Hollywood ungerecht ist), irgendwie gelang, Paul Giamatti für den Stoff zu begeistern und der ausgezeichnete Charakterdarsteller (American Splendor, The Illusionist, „Sideways“) sagte nicht nur zu, eine Rolle zu übernehmen, sondern stieg auch gleich als Ko-Produzent ein. Ich wusste es immer, der Paule is’n Guter.

Nun, das würde natürlich nichts nützen, hätte Coscarelli die Umsetzung versaut. Hat er aber nicht – zugegeben, der Einstieg ist etwas knifflig (zumal die Eröffnungs-Monsterjägerszene nicht unbedingt viel mit dem Restfilm zu tun hat und die erst nach einer eher philosophischen Splatterszene um eine Axt kommt, die, weil der dazugehörige Subplot aus dem Buch nicht in den Film übernommen wurde, an und für sich etwas sinnlos ist) und ein Film, der sich als Flashback-Movie inszeniert, muss bei mir recht viel Überzeugungsarbeit leisten.
ber sobald der Streifen beginnt, sich seiner eigentlichen Story zu widmen (und die ist, wenn man so will, eine klassische Superhelden-Origin-Geschichte), wird man schnell von seiner Sogwirkung gefangen genommen. Und doch, ja, obwohl „John Dies at the End“ eine wilde Mixtur aus SF-, Horror-, Comedy- und Psychedelic-Mindfuck-Elementen ist, der Film hat im Tiefsten seines Herzens eine sogar recht geradlinige Geschichte – wie zwei durchschnittliche College-Typen übernatürliche Kräfte gewinnen und damit die Menschheit retten. An eine solche Story kann man auf höchst unterschiedliche Weise herangehen und Coscarelli (bzw. sein Vorlagenautor David Wong – ja, das ist der exakt gleiche Name wie der des Protagonisten, und noch mal ja, Wong ist Cracked-Kolumnist) nehmen alle.
Wie gesagt, auch wenn das Format streng genommen dem des Superhelden-Origins gleicht (und damit auch sein Problem übernimmt… „Origin“ und „eigenticher Quest“ sind relativ säuberlich voneinander getrennt und nehmen in etwa die gleiche Zeit ein. Was dazu führt, dass der „Quest“ im Vergleich zum „Origin“ etwas gedrängt wirkt), und der Streifen mit seinem kruden Monsterkiller-Einstieg wie eine Trash-Variante von „Supernaturals“ beginnt, spielt er mit Horrorelementen, ist aber kein Horrorfilm. Er bemüht Fantasy- und SF-Elemente, ist aber weder Fantasy- noch SF-Film, er borgt sich Imagery und Ideen bei abgespaceden Drogenalpträumen à la „Naked Lunch“ aus, aber es ist kein reines mindfuck movie, und ja, er ist verschiedentlich ausgesprochen lustig dank Slapstick-Einlagen und pfiffiger one-liner, aber er ist keine Komödie. Er ist von allem etwas und in der Summe mehr als seine einzelnen Teile.

Ich lasse mich bewusst nicht en detail über Plot, Charaktere und Twists und Turns aus, weil, wie ich schon sagte, „John Dies at the End“ einer der Sorte Filme ist, über die man möglichst wenig wissen sollte, um sich von den zahllosen Einfällen und Ideen, von denen – logisch – nicht alle hundertprozentig zünden – überraschen zu lassen. Der Film lässt einige Dinge aus dem Buch weg oder verschmlizt Charaktere, um runder, erzählbarer zu werden – einiges davon ist schade (siehe die Axt-Szene), beantwortet (bewusst?) nicht alle Fragen, die aufgeworfen werden, aber er ist so verflixt flott erzählt (wobei natürlich auch hilft, dass Coscarelli durch das framing device episodisch vorgehen, will sagen sich auf den „good stuff“ konzentrieren kann), dass einem die ungelösten Fragen erst im Nachhinein auffallen und selbst dann nicht nach Plothole müffeln, sondern eher nach potentiellen Sequel-Hooks (auch wenn wir uns da bei Dons sprichwörtlichem Glück sicher noch keinen Termin vormerken zu brauchen – wird wohl nichts helfen, ich muss mir noch das Buch besorgen).

Formal ist das anständig – wie üblich bei Coscarelli ist die Chose ziemlich low-budget, aber er lässt sich kaum etwas anmerken. Im dritten Akt gibt’s eine Reihe recht schwacher green-screen-Shots (aber immer noch um Lichtjahre besser als bei Pyuns „Sword and Sorcerer 2“ oder „Road to Hell“), die sparsam eingesetzten Spinnen-Creature-Monster sind auch nicht ganz state-of-the-art (was aber komischerweise zu ihrer creepiness beiträgt). Die Splatter-FX, Make-ups und herkömmlichen Monstersuit-Effekte (überwacht von Robert Kurtzman)sind aber aller Ehren wert, ebenso die Kameraarbeit von Talent Mike Gioulakis. Das Tempo ist hoch, Leerlauf gibt’s nicht (selbst in den beiden erwähnten Einstiegs-Passagen, die einem vielleicht inhaltlich Rätsel aufgeben, rumpelt’s permanent; Verschnaufpausen gibt’s nur, wenn wir in die Rahmenhandlung zurückschalten und auch die hat ihre Twists auf Lager) und die schiere Anzahl kruder, spektuklärer, manchmal auch doofer, immer aber überraschender Einfälle hält den Zuschauer konsequent bei der Stange (und ein Highlight ist zweifellos die ultra-splatterige Flash-Cartoon-Sequenz von David Hartman).

Den ausgesprochen gefälligen Score steuert Brian Tyler bei, der trotz seines zwischenzeitlich erfolgten Aufstiegs in die A-Liga (wer den Soundtrack für „Iron Man 3“ macht, IST A-Liga, da beißt Hans Zimmer keinen Faden ab) seine Wurzeln als B-Film-Beschaller erfreulicherweise nich vergisst.

Auch auf Darstellerseite hege ich keine gravierenden Einwände – das Hauptdarstellerduo Chase Williamson und Rob Mayes ist frisch und unverbracht, ergänzt sich exzellent und bringt den Wandel von College-Slackern zu Weltenrettern auf amüsante Weise auf den Punkt.
Paul Giamatti hat sicherlich nicht die aller-anspruchsvollste Rolle seiner Karriere zu spielen (er spielt den Journalisten, dem Dave seine Geschichte erzählt), aber eine wundervoll-traurig-melancholische Szene hat man ihm trotzdem ins Script geschrieben und da zeigt er all sein Können.
Clancy Brown („Highlander“, „Blue Steel“, „Friedhof der Kuscheltiere II“), der sich seit einigen Jahren hauptsächlich mit Cartoon-voiceover-Arbeit beschäftigt („Spongebob Schwammkopf“ vor allem…), sehe ich gerne mal wieder in einer Genre-Produktion vor der Kamera, und auch wenn sein Part relativ klein ist, ist er prängant wie eh und je.
Glynn Turman („Super 8“, „The Wire“) spielt den Police Detective, der *beinahe* durchschaut, was Sache ist, mit Gusto – und natürlich geben sich auch ein paar Genre-Favoriten die Ehre: Daniel Roebuck (The Devil’s Rejects, „Final Destination“), Doug Jones (Hellboys Abe Sapien) und im unvermeidlichen „Phantasm“-Gedächtnis-Cameo Angus Scrimm. Eine nicht so überzeugende Performance muss ich leider Fabianne Therese („Charlies Welt“) unterjubeln, aber ihr Charakter leidet auch massiv an „underwriting“ – er wird eigentlich nur für eine Szene gebraucht.

Mir lag zur Besprechung ein Vorab-Screener aus dem Hause Pandastorm mit Timecode und nur im O-Ton vor, daher also keine Aussage zu technischen Errungenschaften.

Daher direkt zum Fazit:
Eins ist klar – auch wenn mich „John Dies at the End“ ziemlich begeistert hat, ist’s beileibe kein Film für Otto Normalfilmkucker, der wahrscheinlich nach 20 Minuten mit enem „totaler Blödsinn“ auf den Lippen abschalten wird. Doch wer einfallsreiches, durchaus gut gespieltes, durchgeknalltes Genre-Mix mag – to give you a hint: wenn ein Film, in dem ein Türgriff zu einem Riesenpenis mutiert, interessant klingt, seid Ihr hier richtig -, der muss hier zuschlagen. Es ist ein völlig anderer Film als „Bubba Ho-Tep“ und doch irgendwie ein würdiger Nachfolger, als ob Coscarelli nach der vergleichsweise ruhigen Ballade ums Altern und Sterben nun wieder richtig auf die Kacke hauen wollte. Dieses Vorhaben dürfen wir, die wir mit abstrusen Stoffen keine Probleme haben, ohne weiteres als „prima gelungen“ abhaken (solange wir nicht erwarten, dass alles Sinn ergibt, jeder lose Faden aufgegriffen und zugeknotet wird und jede Plotwendung verständlich dargereicht wird). Yeah, der Film ist nicht perfekt, es gibt budgetbedingte technische Unzulänglichkeiten, einige der Nebendarsteller können mit den Hauptakteuren und den Gaststars darstellerisch nicht mithalten, aber es stört mich bei einer filmischen Wundertüte wie dieser kaum. Thumbs up – von der Sorte Film gibt’s viel zu wenige!

4/5
(c) 2013 Dr. Acula


mm
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