Jesus Christ Vampire Hunter

 
  • Deutscher Titel: Jesus Christ Vampire Hunter
  • Original-Titel: Jesus Christ Vampire Hunter
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  • Regie: Lee Demarbre
  • Land: USA
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Jesus Christus (Phil Caracas)
    Mary Magnum (Maria Moulton)
    Johnny Golgatha (Ian Driscoll)
    Maxine Schreck (Murielle Varhelyi)
    Santo Emmascarando de Plata (Jeff Moffet)
    Dr. Praetorius (Josh Grace)
    Vater Eustace (Tim Devries)
    Danny Sabbath (Mike Funk)
    Gloria Oddbottom (Tracy Lance)
    Erzähler (Ivan Freud)


Vorwort

Werden wir mal etwas religiös: Letztens (okay, das ist jetzt schon länger her) stöberte ich wieder mal die Second-Hand-Abteilung meiner liebsten DVDthek durch, wobei mir der heutige Film in die Hände fiel: JESUS CHRIST VAMPIRE HUNTER. Wagga! Das Cover versprach neben dem titelgebenden Heiland in Kampfmission und kessen Vampir-Ladys auch ein cooles Girl in Lederklamotten sowie einen mexikanischen Ringer und die Werbezeile ist doch herzallerliebst: „The first testament says ‚an eye for an eye.’ – The second testament says ‚love thy neighbour.’ – The third testament says…KICK ASS!!!” Müssig zu sagen, dass die DVD schneller in meinen Besitz wanderte als man “Meingottwasndas?” sagen kann!

Internetrecherchen ergaben: Verantwortlich für den Film sind ein paar komische Typen aus Ottawa, Kanada, mit einem eigenen kleinen Independent-Label (Odessa Filmworks), die an ihren Wochenenden nichts Besseres zu tun haben, als Amateurfilme zu drehen; eben halt auch diesen hier, für den die Macher während zwei Jahren ihre Freizeit opferten. Die Kerle sind Wiederholungstäter: „Bekannt“ geworden sind sie mit der Kunstfigur Harry Knuckles, ein Actionheld in der Tradition von Indiana Jones und Bruce Lee, der seinen ersten Auftritt in einem fake trailer hatte, dem ein erster „richtiger“ Film folgte, HARRY KNUCKLES AND THE TREASURE OF THE AZTEC MUMMY (der erstaunlich erfolgreich gewesen ist und es sogar nach Cannes geschafft hat). Diesem folgte dann eben JESUS CHRIST VAMPIRE HUNTER (eigentlich ein weiterer Teil der Serie, einfach mit Jesus als Hauptfigur), letztes Jahr rausgekommen ist dann HARRY KNUCKLES AND THE PEARL NECKLACE, als nächstes auf dem Plan steht BLACK KISSINGER (!), wobei immer das gleiche eingeschworene Team immer mit den gleichen Elementen gearbeitet hat: Wilde Vermischung von Genres, viel respektlosen Humor und jede Menge Kung Fu und alles als eine Parodie auf die Actionfilme der Siebziger! Und dann im heutigen Film auch noch Jesus Christus himself als Zugabe! Mein DVD-Player kann nicht mehr länger warten, schauen wir uns das an!


Inhalt

Das Ende ist nahe! Leute demonstrieren, Prediger verfluchen die Sünden der Menschen, und aus einem Gebüsch springt uns plötzlich ein bärtiger Zausel im Anzug an, der uns irgendwelchen Stuss über das jüngste Gericht und die Ankunft des Herrn vorplappert. Dann folgt auch schon der Vorspann (der wirklich cool gestaltet ist, muss man schon sagen).

Dann ist es Nacht und wir finden uns auf irgendeinem Parkplatz wieder, wo eine Karre vorfährt, aus der eine junge Frau aussteigt. Die wird sogleich überfallen und zwar von einem ziemlich bleichen Mädel mit Fangzähnen, das beisst sie in den Hals und tut sich an ihrem Blut gütlich (mich deucht, das könnte eine Vampirin sein). Nachdem der Hunger gestillt ist, lässt sie die Frau an Ort und Stelle liegen, klaut die Karre und fährt damit auf und davon, bloss um den Wagen am nächsten Tag irgendwo stehen zu lassen und ihr Handy (Typ Schuhschachtel mit Antenne, gabs das 2001 überhaupt noch?) zu zücken. Sie wählt irgendeine Nummer und haucht verschwörerisch: „Where have all the lesbians gone?“ (Wtf? Nebenbei: Weshalb unsere Vampirdame ersichtlich mitten am Tag an der prallen Sonne [wenn auch mit Sonnenbrille] herumläuft, wird sich noch aufklären. Dennoch, ziemlich geheimnisvoll).

Irgendwo in der Nähe steht eine Kirche und vor dieser hockt ein voll ausgerüsteter Punk wie aus dem Katalog (mit Nieten, Stachelfrisur, Piercing und so weiter) und liest eine Zeitung. Headline: „NCC reports critical lesbian shortage“ (übersetzt: „NCC [für welchen Verein die Abkürzung steht? Keine Ahnung!] berichtet über kritischen Lesbenmangel“ !!!). Ein Priester in Ornament (der sich Vater Eustace nennen lässt) kommt über die Strasse und zum Punk gerannt, der sich als Vater Alban erweist (!). Die beiden machen sich Sorgen um die verschwundenen/gekillten Lesben der Stadt. Der offiziellen Kirche sind die sündigen Frauen egal, aber Vater Eustace ist nicht gewillt, diesen Ereignissen tatenlos gegenüberzustehen, man braucht Hilfe, und dafür kommt nur einer in Frage…und Vater Alban bekommt den Auftrag, diesen jemand zu holen, zusammen mit Vater Avellino, der ihn sogleich mit dem Roller abholt. Unser dynamische Duo Alban und Avellino knattert also los, Ziel ist der örtliche Strand vom örtlichen See. Dort steht ein Typ mit langen Haaren, Bart und mit einer Toga bekleidet im seichten Wasser und tauft eine Frau; darf ich vorstellen: Jesus Christus, das Licht der Welt (ehrlich gesagt, dieses „second coming“ hätt ich mir irgendwie bombastischer vorgestellt. Der Heiland ist übrigens nicht besonders gross gewachsen). Das Priester-Duo bittet ihn um Hilfe in ihrem Fall, doch da werden sie auch schon von einem Trio Vampirladys angegriffen (die von vorhin ist ebenfalls dabei, als Anführerin nämlich). Kung Fu Time! Der kampfsportartig überlegene Jesus hält die Furien auf und befiehlt den Priestern, sofort den See segnen zu gehen. Die beiden tun, wie ihnen geheissen wurde, während Jesus Vampireass kickt. Leider sind die beiden nicht so kampferprobt wie ihr Herr und keine Gegner für die Vampire, aber wenigstens können sie ihre Aufgabe noch zu Ende führen, bevor sie final terminiert werden, so dass die Vampire sterben, sobald Jesus sie ins (nunmehr gesegnete) Wasser des Sees wirft. Die Anführerin entkommt allerdings.

Da er seiner Führern verlustig gegangen ist, fährt Jesus halt alleine in die Stadt (wow! Tausend Jahre nicht mehr auf der Erde gewesen, aber Roller fahren kann er!), wo er sich erstmals beim Frisör einen anständigen Haarschnitt und eine Rasur verpassen lässt, daraufhin geht er in ein Piercing-Studio und lässt sich Ohrringe einsetzen (!!! Recht blutig übrigens, richtiggehend snuffig). Dann schliesst sich erstmal eine (leider die einzige im Film) Musical-Nummer an, einschliesslich grosser Tanzeinlage, in der Jesus seine Ankunft auf der Erde besingt und Kranke heilt, Tote wiederauferstehen lässt, etc. (!!! Trey Parker und Matt Stone werden ab der Nummer nicht gleich eifersüchtig werden, aber sie ist doch recht witzig…und abgedreht sowieso).

Auch die schönste Musicalnummer endet mal, stattdessen kommt Vater Eustace (der das Priester-Ornament gegen den gewöhnlichen Basis-Pfarrer-Suit umgetauscht hat) angetanzt und begrüsst Christus offiziell in Ottawa. Er führt ihn zu einem Haus, das der Kirche gehört und normalerweise Unterschlupf für Hilfsbedürftige bietet; Jesus darf die Wohnung solange beziehen, wie er es für nötig hält. Aber vorerst möchte er noch wissen, wo Alban und Avellino eigentlich abgeblieben sind. Jesus erklärt es ihm bei einem Essen in einem Imbiss in der Nähe (die Rückkehr auf die Erde macht wohl Hunger), aber Eustace zeigt sich nicht allzu überrascht, sind doch schon seit Monaten mehrere Leute aus seinem Verein unter ungeklärten Umständen verschwunden. Er zeigt Jesus Fotos von einem gewissen Johnny Golgatha, Mitarbeiter einer lokalen TV-Station, der einige Spots für die Kirche produziert hat, sowie von einer gewissen Miriam Schreider, einer bei der Nährung der Armen behilflichen Konzertpromoterin, die nun schon seit acht Monaten verschwunden ist. Jesus erkennt in eben dieser Frau die Anführerin der Vampriladys, die Alban und Avellino getiltet haben. Gemäss Eustace sind in letzter Zeit noch viele weitere Menschen verschwunden, vor allem junge Frauen…und die Kirche will nichts dagegen unternehmen, weil das ja alles bloss Lesben sind. Jesus ist genervt von der offiziellen Kirche, die Urteile gefälligst höheren Mächten überlassen solle, und fragt sich gleich, ob das Lesbentum der Opfer damit zusammenhängen könnte, dass die Vampire auch am Tag unterwegs sind (wie kommt der drauf?). Das soll eben Jesus herausfinden, erklärt ihm Vater Eustace. Er drückt dem Herrn ein paar Scheine in die Hand (für die Spesen), die aber sowieso ihm gehören: sie stamme nämlich aus dem Klingelbeutel. Kann ich brauchen, erklärt Jesus, denn er muss erstmals Holz kaufen gehen, um daraus Pflöcke zu fertigen!

Das dauert nicht allzu lange und Jesus ist guter Dinge mit einer Fuhre Holzscheite auf dem Arm unterwegs nach Hause. Plötzlich kommt ein Jeep angefahren, dem eine mollige Rothaarige und ein Typ im MIB-Gedächtnis-Anzug entsteigen; die beiden stellen sich vor als die Chefs der örtlichen…Atheisten! Schock! Das heidnische Pack ist über die Ankunft von Gottes Sohn nicht eben erfreut und hetzt diesem sogleich eine Ladung fiese Henchmen auf den Pelz (immer wieder erstaunlich, wie viel Platz so ein Jeep hat). Aber wir wissen ja, Jesus hat selbstverteidigungsmässig was auf dem Kasten (Kung Fu time!) und vermöbelt die Angreifer nach Strich und Faden, da nützt ihnen auch die schiere zahlenmässige Überlegenheit nichts… schlussendlich hat der Herr mit allen aufgeräumt. Muss also der Chef-Henchmen ran, ein fernöstlich angehauchter Kämpe mit Stock, der erstmal den Poser spielt und so richtig zeigt, was er alles kann – bis ihn Jesus mit einem simplen Fusstritt in die Fresse ausschaltet. Bleiben noch die Chef-Atheisten, aber auch die sind bald ausser Gefecht gesetzt und Jesus verlässt siegreich den Ort des Geschehens (wo die besiegten Atheisten alle auf einem Haufen liegen) mit seinen Holzscheiten…

…und schliesst wenig später die Türe zu seiner Wohnung auf. Aber Achtung, der Stress ist noch nicht zu Ende, er wird von einem (nett anzusehenden) Weibsstück mit einer Waffe erwartet. Kung Fu Time! Jesus greift an, muss aber erkennen, dass dieser Gegner sich nicht so leicht besiegen lässt und bekommt ziemlich eins auf den Detz…was unnötig wäre, denn das Mädel ist auf seiner Seite. Sie zeigt ihm ihre Visitenkarte: „Apostle to the apostics – Mary Magnum“. Jesus entschuldigt sich, er ist halt etwas mit den Nerven runter. Und was macht man da? Genau, man geht ausspannen – in der Sauna! Dort finden sich Jesus und Mary wenig später ein. Da er immer noch verspannt ist, verpasst sie ihm eine Massage und kommt dann auch gleich zum geschäftlichen: sie ist im Vampir-Vernichtungs-Business tätig und erzählt ihm gleich mal ein wenig über die gesammelten Kenntnisse, die man über die Vampire gesammelt hat – und zieht zur Illustration ihr Laptop hinzu, dass sie mit in die Sauna geschleppt hat (wah!). Es läuft mehr oder weniger darauf hinaus, dass man nicht allzu viel über diese Kreaturen weiss, vor allem ist unklar, wieso die plötzlich auch bei Tag unterwegs sind (was sie natürlich noch gefährlicher macht). Deshalb ist sie auch in die Stadt gekommen: sie will mit einem berühmten Pathologen sprechen, der ihr im Bezug auf den Metabolismus der Vampire vielleicht weiterhelfen kann. Man vereinbart, den Mann gemeinsam zu suchen (ein plotpoint, der ins Nirvana führt). Aber zuerst, so findet Mary, braucht Jesus ein paar richtige Klamotten, der ist bisher immer noch in seiner Toga rumgelaufen.

Nächste Station: ein Secondhand-Shop. Mary besorgt sich einen rotglänzenden Lederdress (leider nicht besonders eng anliegend) und holt sich aus einer Rumpelkiste einen Salz- sowie einen Pfefferstreuer in Comicfigurenform – sie sammelt solches nämlich (? Ebenfalls ein Punkt, der von keiner Bedeutung ist). Etwas für Jesus zu finden ist ein bisschen schwieriger, es folgt eine Verschiedene-Kleidung-anprobier-Sequenz (mein Favorit: das Hemd mit der Aufschrift „fuck me/ fuck you/ fuck everybody“), aber schliesslich ist auch der Heiland fertig eingekleidet. Da erweist sich, dass die beiden genau das richtige Geschäft ausgesucht haben (oder vielleicht auch bloss, dass Rainer Zufall am Skript mitgearbeitet hat), denn der Besitzer/Verkäufer (übrigens gespielt vom Komponisten des Films) ist ein Bekannter der Vampirführerin und die sucht in just in diesem Moment auf. Jesus und Mary verstecken sich und lauschen mit. Vampirlady fragt den Geschäftsbesitzer nach dem Aufenthalt von einem gewissen Johnny, sie will diesen nämlich vor dem Neuankömmling in der Stadt (Jesus also) warnen. Der sei wahrscheinlich im Hospital, so die Auskunft. Vampirlady geht also wieder, Jesus und Mary kommen aus ihrem Versteck, bezahlen für die Kleidung (und die Salz-/Pfefferstreuer) und nehmen die Verfolgung der Vampirdame in ihrem Auto per Motorrad auf. Zielort ist, wer hätte das gedacht, ein Krankenhaus und dort die Tiefgarage. Die Vampirin verschwindet durch eine Türe und schliesst dummerweise hinter sich ab, so dass Mary und Jesus ihr nicht folgen können. Aber keine Panik, zum Glück findet sich am Fussboden der Eingang zu einem Lüftungsschacht (es gibt immer einen Lüftungsschacht). Jesus hebt das Gitter hoch und hüpft runter, Mary soll Schmiere stehen (Jesus: „If I’m not back in five minutes, call the pope!“). Dummerweise kommt Jesus nicht sehr weit: „Mary, I’m stuck!“ Die Lederamazone muss also hinterher klettern und den Eingeklemmten befreien. Die beiden kriechen also zusammen durch den Luftschacht und kommen schliesslich zu einem Gitter, durch das sie einen Operationssaal beobachten können. Dort quasselt ein durchgedrehter Arzt namens Dr. Praetorious (mit zwei verschiedenfarbigen Augen, wirrer Frisur und in vollem overacting overdrive) verrücktes Zeug, vor ihm liegt eine betäubte Frau auf einem Operationstisch. Diese schneidet er mit einem Messer auf (Splatter! Gedärme!) und entfernt ihr ein grosses Stück von der Bauchhaut. Er spielt damit rum (igitt!), während er seinem bewusstlosen Opfer erklärt: Er ist ein Angestellter des örtlichen Vampirclans und verpflanzt den Mitgliedern von diesem die Haus von Lesben (wieso es Lesben sein müssen? No idea!), so dass diese Kreaturen der Nacht auch am Tage herumwandeln können. Wenn man vom Teufel spricht: Auftritt Johnny Golgatha, der Chefvampir und –bösewicht hier (und wirklich ein hassenswerter Typ), der mal nach den Fortschritten des Docs sehen will und diesen dabei erwischt, wie er gerade seinem Opfer die Zunge in den Mund steckt (igittomat!). Ebenfalls eintreffend: Unsere Vampirlady, die uns endlich als Maxine Schreck (!) vorgestellt wird. Mary im Luftschacht wirft gleich mal ein Auge auf diese (Ah! Fearless Lesbian Vampire Killer!). Dr. Praetorious hat ein Problem: ihm gehen allmählich die Lesben und somit die nötige Haut aus, Nachschub ist gefragt. Mrs. Schreck und Mr. Golgatha machen sich gleich mal auf den Weg. Stichwort für Mary und Jesus, aus dem Luftschacht zurück zur Tiefgarage zu kriechen und die beiden Vampire per Pedes zu verfolgen. Schreck und Golgatha betreten ein Gebäude – das „Lesbian Drop-in Centre“ – unser Vampirkillerduo hinterher. Die Bösewichte sind verdammt schnell, denn die beiden haben bereits sämtliche vorhandene Lesben gekillt und sind fröhlich mit dem Aussaugen beschäftigt. Eine ältere Frau (übrigens die Mutter vom Regisseur) entdeckt die Bescherung und fängt zu kreischen an, was zumindest Jesus und Mary herbeilockt. Die Frau haut ab, die Vampire stehen den Vampirkillern gegenüber. Golgatha versetzt Jesus einen Faustschlag zwischen die Augen, der den Heiland gleich umwirft, und flüchtet dann zusammen mit Maxine Schreck auf das Dach des Gebäudes. Mary und Jesus folgen ihnen; Mary kümmert sich um Maxine (wobei sie sich etwas mehr auf die Ausschaltung konzentrieren sollte, statt ihr Komplimente zu machen: „I love what you’re wearing“), Jesus um Golgatha. Kung Fu Time! Naja, es läuft nicht besonders gut für unsere Helden: Mary wird von Maxine überwältigt und gleich mehrmals gebissen, Jesus kriegt von Golgatha ordentlich eins auf die Birne und geht K.O.

In einem neuen Sandwich-Teil erzählt uns der bärtige Zausel im Anzug noch ein bisschen Stuss, dann ist es auch schon Nacht, der Mond steht am Himmel und Jesus macht sich humpelnd und kaputt auf den Heimweg, bricht aber schliesslich an einer Ecke auf dem Boden zusammen. Da kommt ein Bischof des Weges, sieht den armen Mann dort liegen und nach Hilfe bitten, doch der hartherzige Gottesmann bekreuzigt sich bloss und haut ab. Kurz darauf kommt ein Polizist des Weges, doch auch dieser reagiert nicht auf die Bitten des armen Mannes, der dort auf dem Boden liegt, und haut ebenfalls ab mit der Ausrede, seine Schicht sei schon vorbei. Da kommt ein Transvestit mit einem Hund an der Leine des Weges, sieht den armen Mann dort liegen und hört ihn um Hilfe bitten. Die Transe (die einen spanischen Akzent hat) zeigt Erbarmen mit ihm und eilt ihm sofort zu Hilfe. Jesus verliert das Bewusstsein…

…und wacht später in einem Bett auf. Der Transvestit (in Rocky-Horror-Picture-Show-Aufmachung) macht ihn etwas an (auf Spanisch), wäscht ihm dann das Gesicht und bricht dabei in ein kurzes Lied über das Fremdsein in dieser Welt aus. Dann wünscht sie ihrem „süssen Prinzen“ eine gute Nacht (inklusive Küsschen auf die Stirn) und lässt ihn schlafen.

Nächster Tag. Jesus bereitet Holzpflöcke vor und sitzt dann traurig im (uns bekannten) Dinner. Die dunkelhäutige Schönheit von Bedienung stellt ihm ungefragt ein Vanille-Eis mit Kirschen hin. Der Nachtisch benimmt sich nicht unbedingt standesgemäss, will sagen, er beginnt plötzlich, zu Jesus zu sprechen (!). Aber keine Angst, es ist bloss der liebe Gott in unkonventioneller Inkarnation („Oh, it’s you, dad!“), der auf diesem Wege seinen Sohn etwas aufbauen will. Mr. Oberboss ist der Meinung, Sohnemann könne ein wenig Hilfe gebrauchen, und die will er ihm angedeihen lassen: der Schutzpatron des mexikanischen Wrestlings persönlich soll ihm zu Hilfe kommen!

Also fliegt der Santo Enmascarado de Plata, bekannt als grosser Ringer und Filmstar (unter anderem in SANTO VS. LA INVASION DE LOS MARCIANOS) zugleich (zu südamerikanischen Klängen und grausligem Gesang) persönlich per Kleinflugzeug am örtlichen Flughafen ein, wo Jesus schon auf ihn wartet (sowie eine Handvoll Fotoreporter, die über die Ankunft der Wrestler-Legende berichten wollen). Der heilige Catcher (übrigens: war der echte Santo wirklich jemals so fett?) hat seine Assistentin Gloria Oddbottom mitgebracht und begrüsst Jesus (der sich auch sehr über die Begegnung freut, ist er doch schon seit Jahren ein Fan) überschwänglich. Der alte Manager von Santo, Danny Sabbath, fährt mit einer weissen Limousine vor und lädt die ganze Chose in die Karosse ein. Sabbath überreicht El Santo ein paar Karten für eine Vorstellung am Abend in seinem Club; dann gelobt El Schutzpatron dem Herrn seine ewige Treue; er kann es kaum erwarten, loszulegen.

Dazu hat er auch bald Gelegenheit: Jesus und Santo besuchen den Secondhand-Shop und Gottes Sohn packt sich gleich mal den Verkäufer von vorhin; von dem will er nämlich wissen, wo er Johnny Golgatha findet (unterdessen gibt El Santo einem kleinen Mädchen ein Autogramm). Secondhand-Boy gibt sich widerspenstig, da nutzt es auch nichts, dass Jesus an ihn appelliert, Menschenleben oder wenigstens seine unsterbliche Seele zuretten. Da hat El Santo schon weitaus mehr Überzeugungskraft: er packt Seconhand-Boy am Kragen und dengelt dessen Kopf so lange auf die Ladentheke, bis der endlich zu einer Auskunft bereit ist (aber im Gegenzug will er gefälligst nicht in die Hölle kommen). Wie genau diese lautet, weiss ich nicht so genau, denn aus dem Slang des Beatniks werd ich einfach nicht schlau (und wenn man dem Making of glauben kann, wusste selbst der Schauspieler nicht, was er da eigentlich sagte), aber es geht wohl mehr oder weniger darum, dass Golgatha zurzeit gar nicht in der Stadt ist und erst am nächsten Tag wieder zurückkommt. Pech. Da gelingt es dem Verkäufer, einen Baseballschläger von unter der Theke zu ergreifen, sich aus dem Griff von Santo zu befreien und auf Jesus anzusetzen. Doch der hält den Schlagarm mit blossen Händen auf und dank einer netten Drohung („Don’t tempt me!“) kuscht Secondhand-Boy und unser dynamisches Duo kann in Ruhe abzischen.

Inzwischen trägt auf irgendeinem Schrottplatz unser Dr. Praetorious eine Frauenleiche auf dem Rücken zu irgendeinem Auto, wo er die Leiche in den Kofferraum packt und dabei sein patentiertes madman-Gelächter abzieht. Wieso und weshalb auch immer.

Nun gut. Die Bösewichte sind also zurzeit nicht in der Gegend, da kann man genauso gut einen Abend freimachen. Jesus, Santo und Assistentin Oddbottom suchen die „Dominion Tavern“ auf (eben der Club von Danny Sabbath); wo an dem Abend Blind Jimmy Leper (der echt den Zahnarzt wechseln sollte) auftritt (angesagt von Johnny Vegas höchstpersönlich, wer immer auch das ist, aber er hat zumindest einen eigenen „As himself“-Credit), schliesslich hat man für den Anlass Karten geschenkt bekommen. Während auf der Bühne Rock’n’Roll stattfindet, entdeckt Sabbath seine Freunde und bringt Bier an den Tisch. Santos Auge fällt auf ein Lesben-Pärchen, das sich innig abknutscht. Das weckt gewisse Gefühle in ihm, die er sogleich Jesus beichtet („Jesus, I’m afraid I must confess the sin of lust!“), der erklärt ihm aber, er solle keine Angst haben, sein Vater ist ja sehr liberal („Don’t worry, he forgives all!“). Santo findet das aus irgendeinem Grund verdammt lustig. Weiter: Blind Jimmy ist bald mal fertig und bittet Jesus nuschelnd (kein Wunder bei den Zähnen) auf die Bühne; der berühmte Mann soll doch auch mal etwas singen. Das Publikum ist von des Heilands Gesangskünsten nicht allzu beeindruckt, aber das macht auch nichts, denn als sich Jesus sich vom Drummer die Schlagzeugklöppel geben lässt, bemerkt er zufällig, dass bei einem Blick in den Spiegel der Zuschauerraum von Santo und Gloria abgesehen leer zu sein scheint. Das kann nur eins heissen: das Publikum besteht aus lauter Vampiren! Argh! Er lässt sich aber erstmals nichts anmerken und setzt sich ans Schlagzeug, wirft dann aber unvermittelt einen seiner Drumsticks und pfählt damit einen Vampir in der ersten Reihe. Jetzt geht die Hölle los! Die Vampire greifen an! Jesus und Santos erweisen sich glücklicherweise als kreative Vampirkiller; während nämlich ersterer neben ordinären Pflöcken (die er immer mit sich herumträgt) auch weitere Drumsticks einsetzt, eine Vampirin per Knoblauchatem (kurz vor dem Besuch der Bar hat er nämlich einen Döner mit extra Knoblauchsauce verdrückt, wie uns eine kurze Rückblende zeigt), und einen Krüppelvampir mit dessen eigenen Krücken tiltet, greift El Santo (nachdem er erst noch sein Bier ausgetrunken hat) auf Stuhlbeine, Haarnadeln, Zahnstocher (!) und Dartpfeile zurück. Selbst Blind Jimmy Leper geht unseren Helden zur Hand und zeigt uns, was man mit einem Blindenstock so alles machen kann. Indessen segnet Jesus einen Krug Bier, trinkt davon und spuckt das Zeug auf die Vampire (der gesegnete Hopfensaft wirkt wie Salszsäure); als nächstes setzt er Billardstöcke ein. Da kriegt er von einer Vampirlady einen gut gezielten Tritt verpasst, der ihn eine Treppe hinunter in den Keller befördert (wo die Toiletten sind). Währenddem gesteht El Santo einem Part des knutschenden Vampir-Lesbenpärchens (die sich Maggie nennt) von vorhin seine Liebe (der Zeitpunkt mag ungünstig sein, aber schliesslich hat er, wie er sagt, im Ring gelernt, eine Chance zu packen, wenn sie sich ihm bietet. Trotzdem: das Mädchen ist sowohl Lesbe als auch Vampir…was erwartet er eigentlich?). Bevor er eine Antwort erhält, schleicht plötzlich Maxine Schreck herbei und bläst Santo Zauberstaub ins Gesicht, der ihn sogleich ins Land der Träume schickt (? Kommt die grad vom Sandmännchen?). Inzwischen entsorgt Jesus die Vampirin mithilfe von Danny Sabbath, der zwar auf dem stillen Örtchen hockt, was ihn aber nicht davon abhält, sie zu pfählen (und Jesus einen dieser Saugnapfstöcke zum Abfluss reinigen zuwirft, mit welchem dieser den nächsten Vampir beseitigt). Oben ist inzwischen auch Golgatha aufgetaucht, sackt Gloria Oddbottom ein und macht sich aus dem Staub, so dass Jesus niemanden mehr vorfindet, als er oben ist (um Santo hat sich wohl bereits Maxine Schreck gekümmert). Er verlässt die Taverne (draussen ist plötzlich heller Tag, der Fight hat wohl die ganze Nacht hindurch gedauert) und steht wenig später in seiner Wohnung vor dem Spiegel, rasiert sich den Kopf (? Übrigens nicht auf völlig blank, sondern bloss auf ultra-Kurzhaar) und sitzt dann im Wohnzimmer, wo er neue Pflöcke vorbereitet. Plötzlich spricht seine Mutter Maria zu ihm…mittels einer blinkenden Maria-Mutter-Gottes-Lampe (!!!). Sie will nur mal wissen, wie’s ihm so geht, baut ihn ein bisschen auf und sagt ihm, er solle sich von den bösen Jungs nicht herumschubsen lassen. Nach Gesprächsende klopft es an der Türe. Jesus geht durch den Türspion gucken und siehe da: es ist Mary Magnum! Dummerweise gehört sie inzwischen zum gegnerischen Verein (sprich: sie ist Vampir) und hat sowohl Maxine Schreck als auch Johnny Golgatha mitgebracht und verteilt gratis Prügel an Jesus. Der scheint aber einige Sachen hinzugelernt zu haben, vermag Mary zu überwältigen und holt einem abgebrochenen Stuhlbein aus, um sie zu pfählen, doch da greifen Schreck und Golgatha ein. Zweiter teilt dem Heiland mit, dass sich Santo in seiner Gewalt befindet und wenn er diesen wieder sehen will, so soll er sich jetzt ergeben und mit ihnen mitkommen. Jesus ergibt sich und geht mit ihnen mit.

Der bärtige Anzug plaudert wieder mal, bevor nun langsam der Showdown ankümmt.

Wir befinden uns auf dem gleichen Schrottplatz, wo uns Dr. Praetorious schon mal begegnet ist. Jesus wird von Golgatha und Schreck auf das Gelände geführt und der nächste grosse Schock lässt nicht lange auf sich warten: Auch Vater Eustace ist inzwischen Vampir! Aber da stehen auch El Santo und Gloria, aneinandergefesselt. Da versetzt ihm Golgatha einen Hieb in den Nacken, Jesus bricht bewusstlos zusammen.

Als er wieder aufwacht, muss er feststellen, dass die Vampire ihn mit Seilen an Händen und Füssen zwischen zwei Autos gespannt haben, die ihn auseinander reissen, sobald sie losfahren. Eustace richtet ein paar Abschiedsworte an Jesus und erklärt, wieso er den Vampiren beigetreten ist: Auferstehung und ewiges Leben mag ja ganz nett sein, aber die Vampire haben halt einfach viel mehr Power! Auch Golgatha muss noch’n paar Scherze auf Kosten von Jesus loswerden und verpasst ihm eine Backpfeife, als der ihm droht, dass sie sich so oder so wieder sehen würden („My Death was never the end of a story!“). Dann setzt er sich in ein Auto (im anderen sitzt Maggie, der vampirene Schwarm von Santo). Eustace fragt noch, ob Jesus irgendwelche letzte Worte anzubringen habe. In der Tat, eine Frage hätte er noch: „Why Lesbians?“ Eustace erklärt: Weil diese widernatürlich lebende Frauen sind, denen niemand nachtrauert, wenn sie verschwindet. Jesus stellt fest: an der Liebe ist nichts widernatürlich! El Santo stimmt ihm da zu, erhält dafür aber von Maxine einen Bauchtritt, was den grossen Wrestler grad umwirft (was für Gloria nicht besonders angenehm ist, da sie nämlich unfreiwillig als Landekissen dient). Golgatha und die Vampirin starten die Wagen, Jesus wird gestreckt. Da zerreisst Santo seine fesselnden Ketten, bricht Maxine Schreck das Rückgrat und beisst dann die Seile durch (!), mit denen Jesus an die Autos gebunden ist. Nun steht Nahkampf auf dem Plan! Jesus hat es mit Golgatha und Eustace zu tun (Zweiteren knockt er aber gleich mal aus), während el Santo seine Geliebte Maggie in den Schwitzkasten nimmt…und ihr das Genick bricht (hat ihm bestimmt mehr wehgetan als ihr – oder so). Da greift auch Mary ein und Jesus an und zwar auf dem Motorrad (Motorradstunt! Und es ist nicht einmal allzu offensichtlich, dass hier ein Stuntman mit künstlichen Brüsten am Werk ist). Bevor sie ihn aber überfahren kann, fegt Santo sie mit einem gut platzierten Schlag von ihrem Gefährt. Jesus kümmert sich wieder um Golgatha, während Santo sich bulligen Wrestling-Vampirinnen (inklusive Masken und Kostüm) gegenübersieht. Da taucht plötzlich auch noch ein Kamerateam auf, das im Fernsehen live vom Kampf der Mächte des Guten gegen jene des Bösen berichtet. Das kriegt Dr. Praetorious mit (der in seinem Labor einen Fernsehapparat stehen hat), während er in einem roten Trainingsanzug (?) am offenen Objekt operiert (sprich: er hat sein nächstes Opfer aufgeschnitten). Plötzlich betritt Jesus sein Labor, was ihn etwas verwirrt, denn wie kann er gleichzeitig live im Fernsehen kämpfen und dort bei ihm im Labor sein? Erklärung von Jesus: „I’m everywhere!“ (öhm, klar, meinetwegen). Wie auch immer, Jesus und Dr. Praetorious kloppen sich nun halt auch.

Inzwischen verprügeln die Wrestler-Vampirinnen Santo, während Jesus Nr. 1 sich immer noch mit Golgatha beschäftigt (er hält ihn unter anderem mit einem improvisierten Kreuz aus zwei Scheibenwischern in Schach, was den Obervampir allerdings nicht allzu sehr beeindruckt). Dr. Praetorious indes bekämpft Jesus Nr. 2 mit allerlei Gedärmen und Innereien aus dem Bauchraum seines Operationsopfers (eklig!) und nimmt ihn ordentlich in die Mangel, doch dann kriegt der eines der Operationsmesser zu fassen und schneidet dem Doc damit die Kehle auf (Splatter!). Santo vermag die beiden Wrestling-Vampirinnen auszuschalten, pfählt sie mit einer Eisenstange und trennt ihnen die Köpfe ab, während Jesus Nr. 2 durch Handauflegen die Wunde von Dr. Praetorious wieder heilt…denn Jesus liebt alle Menschen, egal, was sie getan haben. Der gute Doc ist allerdings etwas undankbar, stärkt sich erst, indem er das Herz der Patientin frisst (uärgh!), und geht dann wieder auf Jesus los…der ihn final auf die Bretter schickt (wahrscheinlich, so ganz klar wird das nicht). Parallel dazu bekommt Golgatha eins auf die Nase, doch da kommt ihm Eustace, der endlich aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht ist und einen Pflock in die Hände bekommen hat, zu Hilfe. Golgatha gelingt es, Jesus festzuhalten, Eustace holt mit dem Pflock aus…und rammt ihn Jesus ins Herz! Oh Scheisse! Haben die Guten etwa verloren? Ist dies das Ende von Jesus?

Plötzlich geht die Sonne unter und alles wird dunkel. Da reisst sich Jesus den Pflock aus der Brust und aus dem Loch, das dabei entsteht, scheint ein heller, starker Lichtstrahl (?), den er auf Golgatha und Eustace richtet. Die beiden Vampire verrecken elendiglich! So will er auch Maggie (äh, ich dachte, die liegt mit gebrochenem Genick herum?) erledigen, doch Santos kommt seiner Geliebten zu Hilfe (indem er ihr eine Maske wie seine eigene aufsetzt und seine Jacke umhängt) und fleht Jesus um ihr Leben an. Der Heiland verschont sie. Die Sonne geht wieder auf, von Golgatha und Eustace sind nur noch Aschehäufchen übrig. Jesus kniet sich neben Mary, die auch tot zu sein scheint. Nun wünscht Santos sich von Jesus, dass er Maggie von ihrem Vampir-Dasein heilt, schliesslich ist er ja der grosse Heiler und so. Jesus probiert’s und vermag per Handauflegen das Wunder zu vollbringen! Santo nimmt seiner Geliebten die Maske ab und guck ihr ins Maul: keine Fangzähne mehr! Hurra! Die beiden umarmen sich. Indes kümmert Jesus sich um Maxine. Er drückt ihr einen Schmatzer auf (auf den Helm) und öffnet dann ihr Visier, um sich ebenfalls ihren Mund anzuschauen. Freude herrscht! Auch sie ist keine Vampirin mehr (äh, wieso denn jetzt?)! Da wacht sie aus ihrer Bewusstlosigkeit auf…und versetzt Jesus einen Stich ins Herz, sie liebt nämlich nicht ihn, sondern einen anderen, äh, eine andere: „Rabbi, where is Maxine?“. Jesus muss einsehen: Mary hat sich total in Maxine verliebt und so tut er ihr auch den Gefallen, Ms. Schreck per Handauflegen von den Toten zu erwecken und sie zugleich noch von ihrer Vampirexistenz zu erlösen. Mary und Maxine schliessen sich in die Arme und küssen sich (hm, geil!). Könnte also alles in Ordnung und Friede, Freud, Eierkuchen sein, doch Jesus hat noch eine Frage bezüglich Santo und Maggie, denn: „But Maggie, aren’t you a lesbian?“ Aber glücklicherweise: „No, I’m bi!“ Da jubelt Santo und Jesus gratuliert ihm zu seinem Glück. Bevor wir zum Schluss kommen, spricht der bärtige Prophet noch einmal zu uns. Der Sinn seiner Rede: „Love covers a multitude of sins! “

Kommen wir zum letzten Akt. Jesus tut, was er am besten kann und predigt einer Menschenmenge (Santo steht dabei, im Publikum befinden sich unter anderem auch Maxine und Mary mit ihrem Dalmatiner). Trotz Störung durch ein Handy (ein gewisser J.P. hat Jesus angetutet) schafft es der Heiland, seine Rede schliesslich abzuschliessen: es kommt auf die Botschaft an, nicht den Botschafter, ihr wisst selber, was gut und was böse ist, lernt zu lieben, lernt zu vergeben, etc. Das muss gefeiert werden, alles tanzt (zu dem wunderbar schmissigen Popsong „Everybody get laid tonight“ von den Hammerheads). Santo und seine geliebte Maggie fliegen mit ihrem Kleinflugzeug los, während Jesus zusammen mit seiner neuen Flamme hinterher winkt…es ist Gloria Oddbottom. Der Nachspann erfreut uns mit ein paar witzigen Outtakes, dann ist der Film auch (leider) schon fertig…

Schau einer an, Religion kann auch Spass machen! Obwohl, etwas weniger Christentum wäre mir mehr als lieb gewesen: Man macht sich zwar lustig über die offizielle institutionelle Kirche, allerdings bringt man dem Christentum an und für sich und vor allem dem „Kuschel“-Christen-Aspekt so viel Respekt entgegen und gibt diesem soviel Platz in der Geschichte, dass es mir teilweise fast schon so vorgekommen ist, als wollten die Macher Werbung fürs Christentum machen. Wirklich schlimm wird es zum Glück aber dennoch erst mit der Schlussrede (die hätte man auf jeden Fall weglassen müssen), vorher stehen glücklicherweise doch meist eher die Actionfilm-Aspekte im Vordergrund. Wobei jede Sekunde klar wird, was die Lieblingsfilme der Macher sind: JCVH ist stark beeinflusst von den „cheesy movies“ der 60er bis 80er, also Honkong-Action, Russ Meyer, mexikanischen B-Filmen, Horror, etc.

Das Drehbuch (geschrieben von Ian Driscoll, der auch den Part des Johnny Golgatha übernahm) liest sich wie ein prototypischer Actionfilm aus diesen Zeiten (was auch für einen gewissen Wiedererkennungswert sorgt): der Held bekämpft zusammen mit kampferprobten Gefährten einen bösen Feind mittels Kung Fu, wobei möglichst viele Klischees mitgenommen werden, sei das der verrückte Wissenschaftler, die ehemaligen Gefährten, die zum Feind übertreten, durch Luftschächte kriechen, etc. So haben wir es hier mit einer Parodie zu tun, die aber durchaus grossen Respekt zeigt für die bewunderten Vorbilder. Dabei gibt es aber zumindest eine originelle Idee: Ich kann mich an keinen anderen Film erinnern, in dem Jesus die Rolle des Actionhelden innehat! Wenn man bloss noch etwas respektloser gewesen wäre, da hat man was verpasst. Auch sonst gibt es die eine oder andere Schwäche im Skript; am sauersten aufgestossen ist mir die Ankunft von Jesus auf der Erde: Er ist einfach da, fertig; es gibt keine richtige „Ankunftsszene“. Plotpoints wie die Suche nach dem Pathologen oder das mit den Salzstreuern werden einfach vergessen. Etwas dubios ist auch der Showdown, wenn Jesus plötzlich durch die Öffnung in der Brust, die Eustace ihm mit dem Holzpflock geschlagen hat, einen für Vampire tödlichen Lichtstrahl ausstrahlt. Was genau soll das darstellen? Und was mich noch wundernehmen würde: was passiert eigentlich mit Dr. Praetorious? Es wird angedeutet, dass Jesus ihm einen letzten Hieb verpasst, dann switcht der Film wieder auf den Schrottplatz und kein Wort mehr über ihn. Naja, was soll’s. Wichtiger ist, dass die Gags stimmen. Der eine oder andere Scherz mag nicht so ganz funktionieren, im Grossen und Ganzen ist der Film ein Lachschlager, nicht zuletzt aufgrund von vielen Filmzitaten. Besonders hübsch auch die grosse Musicaleinlage, schade, dass es nur eine einzige gibt (ein Musical im eigentlichen Sinne ist der Film also nicht).

Die Regie von Lee Demarbre ist nicht ganz auf professionellem Niveau, Schnitt und Kameraführung sind zwar oft ziemlich gewitzt (man macht aus den beschränkten Mitteln das Beste), manchmal aber etwas wirr, besonders der Showdown auf dem Schrottplatz mit den vielen Schnitten zwischen den drei Kämpfen ist ein ziemliches Durcheinander (und zudem etwas zu lang). Auch die Kämpfe, die immerhin einen grossen Teil der Story ausmachen, sind nicht immer überzeugend; ich glaube nicht, dass da jemand mit richtigen Kung-Fu-Kentnissen am Set gewesen. Aber Demarbre legt ja auch eher Wert auf den komödialen Aspekt (und es gibt schliesslich nicht wenige echte Martial-Art-Filme, die weniger beeindruckende Kämpfe zu bieten haben). Ein Pluspunkt für den Film ist auf jeden Fall, dass nicht auf Super8, Video oder gar DV gedreht worden ist, sondern auf 16MM. Das wirkt schon fast professionell, da hat Demarbre vielen Amateurfilmer-Kollegen etwas voraus (das Amateurfilm-Genre krankt ja allzu oft an der Video-„Ästhetik“), auch wenn das Filmmaterial etwas krösig und folglich richtiggehend altertümlich aussieht, will sagen, der Film wirkt nicht wie 2001, sondern wie 1971! Eine gute Entscheidung war es auch, quasi stumm zu drehen und den gesamten Film nachzuvertonen, im Vergleich mit den vielen Amateurwerken mit schlecht verständlichem Originalton ist das schon was…auch wenn die Sprecher nicht immer hundert Prozent lippensynchron sind.

Wenn wir schon beim Ton sind: Der Soundtrack des Films hat mir ausserordentlich gefallen, seien es die Elektro- oder instrumentellen Klänge von Graham Collins (im Film als Seconhand-Boy zu sehen) oder die poppigen Stücke von The Hammerheads (vor allem „Everybody get laid tonight“ ist ein hübscher Ohrwurm) oder anderen kleinen kanadischen Bands.

Effektmässig ist auch etwas los: Zum einen gibt es einiges an Splatter, zwar nicht immer besonders überzeugend (vor allem die Operationen von Dr. Praetorious sehen sehr improvisiert aus), aber oft hübsch splodderig, wobei die SFX eher rar gesät sind. Die Motorradstunts sind auch ziemlich nett, gilt auch für die Ausstattung, die zwar einfach ist, aber ihre Billigkeit nicht förmlich hinausschreit. Ausserdem ist Ottawa wirklich eine schöne Stadt und für einige tolle Aussichten gut.

Die Schauspieler können – erstaunlich für einen Amateurfilm – fast durchwegs überzeugen und bringen einiges an Spielfreude mit. Phil Caracas gibt den Heiland/Actionheld überzeugend und sympathisch/naiv (allerdings ist er nicht gerade der talentierteste Kung Fuist seit Bruce Lee); Ian Driscoll spielt überraschend glaubwürdig den Oberbösewicht: sein Johnny Golgatha ist wirklich ein ekelhaft spöttisches Arschloch. Besonders spielfreudig ist Josh Grace als Dr. Praetorious, der wunderbar überdreht und durchgeknallt spielt und den verrückten Wissenschaftler einfach nur perfekt darstellt. Auch Jeff Moffet als Santo, der allerdings die Ganze Zeit hinter seiner Maske versteckt bleibt, scheint seinen Spass gehabt zu haben (aber wie gesagt: der originale Santo schien mir immer mehr Muskeln und weniger Fett auf den Rippen zu haben). Weniger gut sieht es allerdings bei den weiblichen Darstellern aus: Maria Moulton als Mary Magnum mag ein süsses Mädel sein, schauspielerisch ist sie etwas blass (ausgerechnet die einzige im ganzen Cast, die angeblich eine richtige Schauspielerkarriere anstrebt), genau so wie Murielle Varhelyi als Maxine Schreck. Mitgespielt haben alle höchstens in anderen Lee Demarbre-Filmen.

Die amerikanische DVD stammt von Eclectic DVD Distribution: Bild und Ton sind zufrieden stellend für einen Independentfilm auf 16MM, Untertitel gibt es keine, dafür jede Menge Extras: Audiokommentar, ein ausführliches Making Of, Outtakes, geschnittene Szenen, der Harry-Knuckles-Fake-Trailer sowie der Trailer zu JCVH sowie eine Bildergalerie. Kann man sich wirklich nicht beschweren drüber.

Kommen wir langsam zum Schlusswort: Es lässt sich nicht ganz verleugnen, dass der Film wurde von Amateuren gedreht wurde, aber dennoch ist JVCH Welten über dem, was Leute wie Schnaas oder Bethmann auf die Beine stellen. Die Story mag einfach sein, aber wenigstens gibt es eine, man verlässt sich nicht bloss auf möglichst viel Gore und Splatter, sondern arbeitet mit witzigen Ideen und versucht, auch mit einfachen Mitteln, dafür mit viel Liebe für das Filmemachen, etwas Richtiges auf die Beine zu stellen. Vergleichbares liefern in deutschen Gefilden höchstens Leute wie Thilo Gosejohann (der technisch noch etwas amateurhafter, aber humoristisch böser ist). JESUS CHRIST VAMPIRE HUNTER ist mit Sicherheit ein ausserordentlich guter Amateurfilm, der zwar die typischen Mängel seiner Gattung aufweist, diese aber mit Witz, Kreativität und Ideen bis zum Abwinken kompensiert und dem man nicht zuletzt in jeder Sekunde anmerkt, wie viel Spass die Macher damit hatten. Acht Biere und vier Bomben geb ich dafür.

(c) 2008 Gregor Schenker (manhunter)


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 8


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