- Original-Titel: Jane Bonda's Bizarre Workout
- Alternative Titel: Bizarre Workout |
- Regie: John Drake
- Land: USA
- Jahr: 1984
- Darsteller:
Michelle Bauer (Jane Bonda, als Pia Sands), Christina Hill (Annie), Robert Lockwood (Dave), Melanie Scott
Vorwort
Es ist nicht immer leicht, ein Fan zu sein. Manchmal macht das Objekt der Anbetung es einem schwer – sei’s durch einen unüberschaubaren „body of work“, der den Komplettismushang des Fans vor unlösbare Aufgaben stellt, sei’s durch Teilnahme an eher obskuren Werken, die schwer bis gar nicht aufzutreiben sind, oder durch das Crossovern zwischen dem, hämphämp, „seriösen“ Fach und dem Gebiet der Erwachsenenunterhaltung. Ich hab da keine moralischen Bedenken und abgesehen davon muss jeder kucken, wie er seine Miete bezahlt, und wer seinen Ruf primär auf seinen Rollen als „scream queen“ in Ultra-Low-Budget-Quickies aufbaut, der verdient sich dadurch ja nicht gerade dumm und dusslig – speziell zu Karrierebeginn ist es sicher nicht verkehrt, wenn man, hat man selbst auch keine Berührungsängste mit pornographischer Materie, sich Optionen offen hält…
Ich hab’s des Öfteren anklingen lassen – wenn ich unter den ganzen scream queens der 80er eine besondere Favoritin habe, dann Michelle Bauer. Eine bildhübsche Frau, schauspielerisch flexibel genug, um mal das unschuldige Opfer, dann aber auch die blutrünstige Schurkin zu spielen, und mit diesem gewissen girl-next-door-Charme ausgestattet, dass sie von Kolleginnen wie Linnea Quigley (die, sie möge mir das verzeihen, immer ein bisschen „trailer-park-trashy“ wirkte) oder Brinke Stevens abgrenzte. Primär das bevorzugte Starlet von Fred Olen Ray sieht man sie auch gerne mal bei David DeCoteau, der sie auch heute noch einsetzt, aber sogar bei Jess Franco war sie mal im Einsatz.
Auch für Michelle gilt – eine der führenden Low-Budget-scream-queens wird man nicht über Nacht, und bis frau dahin kam, verdingte auch sie sich in der Porno-Branche (drehte meines Wissens aber keine einzige Hardcore-Szene) und spezialisierte sich, unter ihrem Porno-Kampfnamen Pia Sands, auf Fetisch- und SM-Filme (insofern eine gute Wahl, als in diesem Bereich die Penetration verschiedener Körperöffnungen nicht zwingend im Mittelpunkt steht). Neben diversen Episoden der endlosen „Electric Blue“-Reihe und einigen Bondage-Videos (zuletzt noch 1987) und einer Teresa-Orlowski-Produktoin an der Seite von Nina Hartley (BLUE CABARET, 1988!) ist ihr sicher berühmtester Beitrag zur Erbauung eines strikt erwachsenen Publikums der kultisch verehrte CAFÉ FLESH von 1982, einer der wohl wenigen Fetisch-/SM-Pornos mit gewisser Mainstream-Bekanntheit.
Ein Ausreißer in ihrer Adult-Filmographie, über den man zwangläufig stolpert, ist JANE BONDA’S BIZARRE WORKOUT von 1984. Mehr als das Cover, auf dem Michelle zu sehen ist, wie sie die Peitsche über einem an einen Hometrainer gefesselten Babe schwingt, gab und gibt das Internet nicht an Informationen her, und eigentlich hatte ich mich trotz aller Neugier (ein gewisses Faible für Bondage- und BDSM-Themen ist hier, das wisst Ihr als Stammleser, ja durchaus vorhanden) damit abgefunden, dass ich nie mehr über das Ding herausfinden würde. Wie sollte man auch an einen obskuren, nur auf VHS in den USA erschienenen Bondage-Porno herankommen können?
Aber glücklicherweise (hihi) hab ich einen relativ langen Atem und kuck in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder, ob sich etwas von meiner „hoffnungslos“-Liste vielleicht doch bei irgendeiner Bootleg-Klitsche auftreiben lässt. Und neulich… (also vor so ca. vier bis sechs Wochen) wurde ich fündig – ein kleiner britischer Underground-Musik- und Video-Schuppen namens „Strange Vice“ behauptete, BIZARRE WORKOUT vorrätig zu haben. Als NTSC-Tape mutmaßlich eher zweifelhafter Legitimität und limitiert auf 15 (!) Exemplare weltweit (von denen jetzt noch fünf zu ordern sind. Also… haltet Euch ran), und für nur 15 harte britische Pfund plus Versandkosten wäre man dort auch gerne bereit, dem interessierten Kunden die Kassette ins Haus zu schicken. Na dann…
Und schon so ungefähr zwei Wochen später trudelte das Tape in Begleitung eines neckischen Strange-Vice-Aufklebers auch ein. Und da ich als aufgeklärter Zeitgenosse auch einen NTSC-fähigen Videorecorder mein Eigen nenne, steht dem zweifelhaften Filmvergnügen ja dann auch nichts mehr im Wege…
Disclaimer 1: Dies ist selbstverständlich kein narrativer Spielfilm, mein „Review“ wird sich daher auf ein schlichtes „play-by-play“ beschränken.
Disclaimer 2: Die Bildqualität des Tapes ist sehr… bescheiden. Sowohl ein Hinweis auf dem Cover als auch dem Hauptfilm vorgeschaltet auf dem Tape selbst lässt durchblicken, dass es absolut sinnlos sei, mit den Tracking-Einstellungen des verwendeten Players ein besseres visuelles Gesamterlebnis zu erzielen. Man solle sich vielmehr zurücklehnen und sich damit abfinden. Faktisch ist BIZARRE WORKOUT in der vorliegenden Fassung ein s/w-Film mit gelegentlichen pinken Einsprengseln, wo eigentlich knalliges Rot vorgesehen ist. Damit muss man leben.
Inhalt
Nach den übersichtlichen Opening Credits, die sprichwörtlich nur die vier Darsteller nennen, begrüßt Mistress Jane Bonda (Michelle Bauer) den Zuschauer persönlich und ist gleich mal angemessen enttäuscht. Hatten wir nicht fest versprochen, jeden Morgen eine Meile zu joggen? Und was, bitte schön, soll diese Zigarette bedeuten? Die ist schädlich! SCHÄDLICH!
Jane sieht schon – wir brauchen einen dringenden Auffrischungskurs in Sachen gesundes Leben und Fitness. Zum Glück sind wir da bei ihr als Leiterin und Haupt-Trainerin ihres eigenen SM-Dungeons, ääääh, Fitness-Studios an der richtigen Adresse.
Jane, gekleidet in einen grün-schwarz quergestreiften Body und mit überknielangen Lederstiefeln angetan, kommandiert drei Opf-, äh, willige Fitness-Schüler herum, zwei Mädels und einen Burschen. Die Mädels sind topless, der Herr ebenso. Wir werden später zumindest noch zwei Charakternamen erfahren – Annie (Christina Hill, BONDAGE-GRAM, LUSTY COUPLES) ist das Girl in der Mitte, Dave (Robert Lockwood) der singuläre Sackträger, wie das Mädel links im Filmkontext heißt (Melanie Scott, ROLLER BLADE, BATTLE OF THE BEAST WOMEN, DER TOD KOMMT ZWEIMAL) ist leider nicht überliefert. Sollte der geneigte Zuschauer tatsächlich erwartet haben, es hier mit einem, hihi, legitimen, lediglich begimmickten Fitness-Video zu tun zu haben, dann tut er mir a) leid und sollte b) die nachfolgenden sieben-acht Minuten genießen, so gut es geht. Und hoch das Bein!
Michelle treibt ihre Schützlinge zu, hihi, sportlichen Höchstleistungen an – es sind sehr, sehr, SEHR einfache Übungen, die sie befehlt: Körperdrehungen, Rumpfbeugen, im Sitzen die Zehen berühren, im Knien die Beine anheben (als besondere Schwierigkeit abwechselnd das linke und das rechte)… das ist, wenn man ehrlich ist, das Zeug, das man als Aufwärmprogramm durchzieht, bevor die *richtigen* Übungen kommen. Es ist allerdings durchaus lustig anzusehen, wie sehr unsere drei Kandidaten versagen. Alter, ICH bin ja unsportlich und gebe das jederzeit zu, aber was die Herrschaften da veranstalten, würde Grundschulsportlehrer zum Heulen bringen. Gut, Jane Bonda ist durchaus auch einigermaßen kritisch, aber sie belässt es erst mal dabei, ihre Peitsche demonstrativ auf den Boden patschen zu lassen, erinnert ihre Studenten an die Wichtigkeit korrekter Atmung (zumindest ein Tipp, der gewissen praktischen Nutzwert hat) und nervt zumindest mich mit der ständigen Wiederholung ihrer catchphrase „feel the burn“. Jaja, Sport muss wehtun, aber doch nicht primär in den Ohren (oder wir sind hier einem schweren Fall politischer Prophetie auf der Spur und das heißt „Feel the Bern!“). Immerhin, nach ein paar Minuten heftigen Herumdilettierens ihrer Zöglinge greift Jane zum Paddle und lässt es – ein bisschen sehr sanft – auf die Hinterteile der Versager klatschen. Wer sich übrigens tiefere Einblicke in die Anatomie der Beteiligten erhofft, bleibt enttäuscht. Die Kamera ist stocksteif-statisch auf eine Totale des „Studios“ (das, wie nicht anders erwartet, ein sprichwörtlich leerer weißer Raum ist) gerichtet, die einzigen Zwischenschnitte sind close-ups auf Michelle, was ich zumindest nicht generell verurteilen möchte.
Gut, nach ein paar Minuten ist’s Jane Bonda dann zufrieden. Es geht zur nächsten Übung. Nun steht ein Trampolin im Raum (so ein ein-Personen-Hüpfdingens, nicht irgendwas großes, wirklich lustiges). Jane befiehlt couragiertes auf-der-Stelle-laufen auf dem Trampolin und die Knie müssen richtig, richtig hoch. Annie und Dave absolvieren dieses Exerzizium zu vollständiger Zufriedenheit der Mistress, das namenlose Grauen, eh, dritte Girl hingegen ist von den bisherigen Übungen bereits SO körperlich total-zerstört, dass sie’s nur noch mit Müh und Not überhaupt auf das Trampolin schafft und dort angekommen allerdings jegliche weitere körperliche Betätigung strikt verweigert. Nicht mit Jane! Man wird nicht weltberühmte Fitness-Domina, wenn man sich von seiner zahlenden Kundschaft jedes erschöpfte Rumgeplärre anhört, ohne finstere Konsequenzen zu ergreifen. Hier ist Bestrafung aufgrund akuten Ungehorsams angesagt!
Und damit kommen wir zu unserer Cover-Szene. Jane hat sich für einen Kostümwechsel Zeit genommen und wird nun von einem brustfreien Latex-Outfit geziert. Für unser renitentes Girl heißt es zwangsweise auf dem Hometrainer (also einem Fahrrad-Hometrainer… mittlerweile gibt’s da ja allerhand Varianten) Platz zu nehmen, ihre weinerlichen Proteste be damned. Da kann sie noch so greinend Besserung geloben und versprechen, zukünftig mindestens zweimal täglich zum Training zu erscheinen, bei klarer Befehlsverweigerung hört für Jane Bonda jeder Spaß auf. Das Girl wird an den Lenker gefesselt und bekommt eine Aufgabe – 25 Meilen wird jetzt in die Pedale getreten (ich bin mir nicht ganz sicher, ob Jane meint, sie müsse einen 25-Meilen-Strecke absolvieren oder einfach, bis es Jane reicht, einen Speed von 25 Meilen/Stunde erreichen. Ich hasse es, wenn Filme wichtige handlungsrelevante Fragen nicht klar beantworten!!). Da Jane aus verständlichen Gründen nicht unbedingt die ganze Zeit zukucken will, wie frau sich abstrampelt, weist sie auf eine Sonderausstattung der Trainingsmaschine – ein Funk-Alarmsystem, das Jane in ihrem Büro benachrichtigen wird, sollte unsere Stramplerin unerlaubterweise das Strampeln vorzeitig einstellen. Harte Zeiten. Damit lässt sie das Girl mit ihrer grausamen Aufgabe allein, was das Opfer mit einer Vielzahl putziger Grimassen quittiert. Wenn das die Mistress sehen würde, ich glaube, da würde der Rohrstock ausgepackt werden…
Jane widmet sich wieder ihren gehorsameren Studenten, Annie und Dave. Die zufriedenstellende Absolvierung der bisherigen Übungen hat nicht dazu geführt, dass dieses Duo von Handschellen oder Knebeln befreit worden wären. Jane gibt zu verstehen, dass es durchaus Anlässe und Gelegenheiten gibt, die ihre Studenten daran hindern, ihren Verpflichtungen durch Besuch im Dung-, äh, Studio nachzukommen, aber als verständnisvolle Domi-, äh, Trainerin besteht durchaus die Möglichkeit zu Haus- bzw. Bürobesuchen. Und von einem solchen bei Dave möchte sie nun berichten. Oh, so we’re getting a real *scene* now? I didn’t expect that…
Also, auf zu Dave ins Büro. Der ist wohl so ein mid-level-executive, immerhin wichtig genug, um eine eigene Sekretärin zu haben, die ihm seine Termine ankündigt. Heute eben Miss Jane Bonda, und Dave freut sich sehr über das Erscheinen seiner persönlichen Trainerin. Dave ist auch ein braver Sub und legt auf Janes Geheiß umgehend seine Klamotten ab. Doch da! Was erzürnt da das strenge Auge der Dominatrix? Dave trägt ein T-Shirt mit einem lustigen Spruch – „nuke the gay whale“. Da springt Jane Bonda der Draht aus der Mütze – als politisch engagierte aufrechte Bürgerin und Demokratin findet sie dieses Motto ü-ber-haupt nicht lustig (jetzt schlägt’s 13: ein SM-Video mit Anti-Atom-, Pro-Naturschutz- und Pro-LGBT-Message? PROGRESSIVE!). Wenn hier irgendjemand das Recht hat, T-Shirts mit lustigen Sprüchen zu tragen, dann Jane Bonda, und sie zeigt auch gleich ihres: „Never kick a man unless he’s down“ (that’s… less progressive, I guess). Und wenn der betreffende Man erst down gebracht werden muss, dann sei es so. Wutig reißt Jane dem armen Dave sein Shirt vom Adoniskörper, aber die bloße Zerstörung fremden Eigentums ist natürlich bei weitem nicht Bestrafung genug. Jane hätte da an Daves Schwellkörper gedacht… yep, we’re doing full frontal male nudity here. Damit hatte ich jetzt auch nicht unbedingt gerechnet. Jane sucht in ihrem mitgebrachten Handtäschchen voller SM-Utensilien nach dem geeigneten Folterwerkzeug und findet es in einem Leder-cock-cage, der fachmännisch angebracht wird. Dave lässt sich all das brav gefallen. Zu Janes Entzücken verfügt Dave über eine Rudermaschine im Büro und die wird gleich in das Bestrafungsritual einbezogen. Dave darf rudern, unter der verschärften Bedingung, dass sein eingesperrtes Gemächte per Kette an die Front-Querstange des Rudergeräts gehängt wird. Autschn, tät ich mal sagen. Mitten in die schönste Trainings-Bestrafungs-Einheit platzt allerdings Daves Chef (only seen neck-down) – da besteht erst mal Erklärungsbedarf, aber bevor Dave noch eine Ausrede zusammenstammeln kann, die seine bevorstehende Kündigung nur beschleunigen würde, erkennt der Boss Jane Bonda als die, die sie ist, und outet sich als großer Fan. Und vielleicht könnte Jane dem Boss bei einer kleinen Unpässlichkeit behilflich sein. In ihrer Toy-Tasche ist doch bestimmt auch ein passender Schlüssel für den Ledersack, in den des Bosses Eheweib sein Genital gepackt hat, denn… er würde schon gern mitspielen…
Zurück aus dem Flashback in die Fitnessfolterkammer. Jane berichtet, dass sie nicht nur reich + berühmt, sondern auch ein Filmstar sei, und das Latex-Outfit, das sie gerade trage, ein Kostüm aus einem ihrer Science-fiction-Filme wäre (also höchstwahrscheinlich aus CAFÉ FLESH). Die angebrachte Selbstbeweihräucherung wird allerdings durch einen lästig piependen Alarm gestört. Unsere Radfahrerin hat schockierenderweise ihre Aufgabe abgebrochen – und das siebzehn Meilen vor dem ausgegebenen Ziel. Jane is not amused. Wer nicht hören will, muss fühlen, also gibt’s jetzt auch für das Mägdelein verschärfte Bedingungen – Nippelklammern für die empfindlichen Spitzchen, und selbige hängen an einer Kette, die Jane an ein hervorstehendes Teil am vorderen Ende der Radlmaschine anbindet, was die Benutzerin des Geräts zu einer unangenehm vorgebeugten Haltung zwingt, soll’s den Tittchen nicht weh tun. Es hilft kein Flehen, es hilft kein Brummen…
Zurück zu wertvollen Fitness-Tipps für den Hausgebrauch. Mit bloßem Training der Muckis ist es auf dem Weg zur totalen körperlichen Gesundheit nämlich nicht getan, man muss sich schon auch ausgewogen ernähren. Und ob ihre Schützlinge das auch brav getan haben, wird jetzt auf der Waage geklärt. Dave besteht den Gewichtstest klaglos, aber Annie… Annie, Annie, Annie. Annie hat 4 Unzen (113 Gramm ungefähr) zugenommen. Auch das schreit nach sofortigen Strafmaßnahmen.
Aber erst, nachdem Jane sich einmal mehr umgezogen hat. Nunmehr trägt sie nur noch einen Latex-Rock und ist komplett oben ohne. I have no objections. Jane schleift Annie in ein Latex-Geviert, in dem eine Schüssel mit leckerer Gemüse-Rohkost steht. Karotten, Selleriestangen, Lauch, und auch ein bisschen Blattsalat.
Man kann das Zeug nicht nur essen, nein, Sellerie und Karotten eignen sich natürlich auch für ein bisschen Fellatio-Training. Vom kraftvoll Zubeißen hält Annie allerdings rein gar nix, das Gemüse ist eklig. Da kann Jane befehlen und zwingen wie sie will, Annies Fressluke bleibt konsequent geschlossen. So nicht, junge Dame, so nicht!
Und einen Umschnitt weiter hat Jane Annie an einen Stuhl gefesselt und zieht ihr eine Latex-Vollmaske über. Der Schlüssel zum Glück und zum gesunden Leben, doziert die Mistress, ist der Versuchung zu widerstehen. Und was sind die größten Versucher des Alltags? Zum ersten – Zigaretten. Jane zündet sich eine Kippe an und bläst den Qualm Annie ins (maskierte, daher sicher nicht übermäßig beeindruckte) Gesicht. Passive smoking kills – but everyone who said that is already dead! Dämon Nummer 2 ist selbstverständlich der böse Feind Alkohol, also gießt sich Jane ein Glas Prickelwasser ein, um es dann über Annies (selbstverständlich weiterhin freigelegtem) Dekolletée auszugießen. Und die dritte Todsünde ist dann freilich die Völlerei in Form von Eiskrem! Jane patscht das Vanilleeis auf Annies nackte Haut – „spür, wie dein Körper das Fett absorbiert!“ Jane weiß mehr als ich, nämlich das Gewichtszunahme durch Osmose erfolgt. Sag keiner, diese Art Film hätte keinen pädagogischen Nähr-, äh, Mehrwert. Wo Vanilleeis ist, darf natürlich Schokosauce nicht fehlen und schon wird die über Annie ausgegossen. Doch den perfekten menschlichen „Sundae“ macht natürlich nur Schlagsahne aus der Sprühflasche. Und oben drauf gibt’s noch ein Paar Kirschen. Sehr appetitlich (und, gehen wir nach Annies Gewinsel und Gewinde in den Fesseln, scheinbar nicht sehr angenehm. Pffföh).
Damit sind wir dann auch schon beim Grande Finale angekommen. Jane hat ihre drei Schüler befreit, denn jetzt ist Zeit fürs Aufwärmen. Natürlich nicht für die Schüler… die haben vielmehr die hehre Aufgabe, nun ihre Lehr– und Zuchtmeisterin ordentlich aufzuwärmen! Das beginnt mit eifriger Stiefelleckerei (denn Jane ist nunmehr bis auf die Stiefel nur noch mit einem Garter-Belt um die Hüften bekleidet. Jep, auch Michellechen geht full frontal und zeigt, it was the 80’s, den Biberpelz). Leider bleiben uns tiefere Einblicke in die innige Verehrung der Domina verwehrt, denn der Regisseur hält es für wichtiger, diverse Highlight-Szenen aus dem bisherigen Filmverlauf zu wiederholen, bis der kurze Nachspann zu laufen beginnt…
So, ham wa das nu auch gesehen, und, yep, JANE BONDA’S BIZARRE WORKOUT ist zweifellos ein Ding, das existiert. Muss man’s gesehen haben? Weeeelll… I don’t think so.
Zunächst mal ist schon das Timing des Videos ein wenig unglücklich – 1984 hatte die Welt eigentlich kollektiv beschlossen, für die Dekade genug Aerobic und Fitness betrieben zu haben und den von Jane Fonda 1982 losgetretenen Boom erst mal ausreichend gewürdigt zu haben. Die Porn-Parodie ist also ein-zwei Jährchen zu spät dran (und da das Video, wie die meisten seiner Art, höchstwahrscheinlich weitgehend improvisiert an einem Nachmittag entstand, zählt „Vorbereitungszeit“ auch nicht wirklich als Ausrede).
Sexy oder erotisch ist die ganze Nummer nicht – das natürlich unter dem Vorbehalt der miesen Kopie, die mir vorliegt, und die die Sache selbstverständlich nicht anregender macht, wenn man aufgrund fehlender Farben, kaum mehr vorhandenem Kontrast und der statischen Kameraführung bestenfalls raten kann, wo z.B. ein Outfit endet und ein nackter Körper anfängt. Man bemerkt schnell – der Einfallsreichtum sowohl der behind-the-scenes-Leute als auch der vor der Kamera Beschäftiten war mit dem Titel und den grundlegenden Konzept weitgehend erschöpft, was man aus der Prämisse, aus der sich durchaus mit gutem Willen genug Unterhaltungswert für ein gut halbstündiges Video herausprügeln (äh) lassen könnte, denn machen kann. Das Video ist sich nicht mal einig, ob es wirklich so tun will, als wäre es ein „echtes“ Workout-Video oder ob es generell und, hihi, eher character-driven die Rolle der Fitness-Trainerin als Domina parodieren möchte (was durchaus eine Herangehensweise gewesen wäre, aus der man Humor hätte generieren können).
Sagen wir mal – es hätte dem Video, ginge es um ernsthafte „künstlerische“ Qualität, sicher besser getan, es hätte sich für eine der Möglichkeiten entschieden, und die eine einzige „Spielszene“ (in Daves Büro) deutet an, dass es dem Unterhaltungswert zuträglich gewesen wäre, hätte man sich für diese Richtung entschieden. Die Workout-Sequenzen sind nämlich fürchterlich langweilig und un-sexy, auch und vor allem, weil die Kamera in Stein gemeißelt zu sein scheint und wir kaum mal eine Nahaufnahme der Trainierenden sehen (und, was die Mädels angeht, die durchaus schnucklig sind, ist das schon zu bedauern). Der SM-Anteil ist sehr sehr zahm, das ist sehr milde, sehr, nun, sagen wir mal, „einsteigerfreundlich“, und wer sich womöglich Anregungen für die Heimanwendung erhofft, wird nicht gerade mit einem Reigen innovativer Ideen überschüttet. Mehr als Titties oder Gemächt irgendwie am jeweiligen Trainingsgerät zu befestigen, fällt Mistress Jane nicht ein, die Peitsche ist für sie mehr Accessoire denn ernstlich eingesetztes Züchtigungsgerät, die Paddle-Schläge sind harmlos und über Nippelklammern und cock-cage wird sich heute wohl auch niemand mehr ernstlich echauffieren.
Was bleibt, sind Michelle Bauers wechselnde Outfits (wobei ihr erstes, der gestreifte Body, tatsächlich eine direkte Parodie von Jane Fondas Outfit in ihrem legendären ersten Workout-Video darstellt), und die gereichen ihrer Trägerin gewiss nicht zur Schande. Ist schon ein sehr hübsches Mädchen, die Michelle, obwohl sie sich wohl kurz nach diesem Film die Zähne hat richten lassen (die Möpse womöglich auch, aber da will ich nicht endgültig urteilen. Scheint mir aber so, als hätte sie später mal mehr Holz vor der Hütte usw., ne?). Was die, eh, Dialoge angeht, gibt’s Licht und Schatten. Wenn Jane Bonda über ihr Starsein und ihren Reichtum referiert, ist das schon dezent unterhaltsam (und ihre Empörung über Daves „gay whale“-Shirt ist sogar rechtschaffen witzig), aber ihre ständige Wiederholung von „don’t forget to breathe“ und vor allem „feel the burn“ können dem Zuschauer schon nach ein paar Minuten gepflegt auf Senkel, Zeiger, Fisch und Sack gehen.
Was bleibt also? It’s a curio, not more, not less. Als visuelles Aprhodisiakum ein ziemlicher Totalausfall gibt’s immerhin ein paar Witzigkeiten, über die man sich mehr oder weniger amüsieren kann, aber wenn man nicht wie ich der totale Über-Michelle-Bauer-Fan ist, kann man sich die Sache auch gern schenken. Ansonsten bleibt höchstens der irgendwie tröstliche Gedanke, dass man in den 80ern so’n Ding auch locker selbst hätte stemmen können, vorausgesetzt, man hätte ein paar willige MitstreiterInnen gefunden. Gekostet haben kann das Ding wirklich sprichwörtlich nix – also war man schon mit den ersten paar verhökerten Exemplaren in der Gewinnzone…
Immerhin – ich hab jetzt eine echte Rarität mehr im Videoschrank und kann behaupten, eine von Michelles obskursten Rollen persönlich in Augenschein genommen zu haben. Ist ja auch was wert.
© 2020 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 9
BIER-Skala: 4
Review verfasst am: 17.02.2020
Freiheit ist nicht nur für John Wayne da, oder Jane Bonda