- Deutscher Titel: Jack the Reaper
- Original-Titel: Jack the Reaper
- Alternative Titel: Railroad Jack | |
- Regie: Kimberly Seilhamer
- Land: USA
- Jahr: 2011
- Darsteller:
Tony Todd (Mr. Steele), Sally Kirkland (Harold’s Nana), Douglas Tait (Railroad Jack), Richardson Chery (Andre), Jay Gillespie (Shawn Hickey), Alexandra Holder (Jesse), Jemal Draco (Tylo), Grace Jiyoung Park (Trudy Yoo), Andrew Olson (Brian), Shanti Ryle (Heather), Tyler Wolfe (Steve Hickey), Amber Zion (Maya), Christopher Raff (Harold), Hope Jaymes (Sommer)
Vorwort
Wieder einmal dürfen wir einem Haufen nerviger Teens, dargestellt von einem Haufen nerviger Twens (und Dreißiger…), beiwohnen. Die traurige Gesellschaft, mit der wir es heute zu tun haben, sind ein paar Schüler der Charon High School (ächz), irgendwo im Nirgendwo. Wir hätten da zum einen Shawn Hickey (Jay Gillespie, 2001 MANIACS, HELLRAISER: REVELATIONS, 2010: MOBY DICK), der das Problem hat, dass seine Freundin Heather ihn gerade mit der Nachricht ihrer Schwangerschaft überfahren hat. Und sie erwartet von ihm nun, dass er freudestrahlend den glücklichen und treusorgenden Vater spielt. Obwohl ich die Schwangerschaft zunächst mal als ein weiteres Versagen des amerikanischen Bildungssystems, hinsichtlich sexueller Aufklärung, ne, verbuche, finde ich es trotzdem einigermaßen verständlich und nachvollziehbar, dass Shawn ob dieser News nicht spontan in ekstatische Freudensprünge ausbricht, sondern zu Protokoll gibt, sich für die Rolle als Vater und Familienversorger irgendwie noch nicht reif zu fühlen. Dieses Statement ist selbstverständlich ein totaler Affront, der Heather berechtigt, ihn zum Teufel zu wünschen. Kein Wunder also, dass Shawn erst mal von seinem Arschloch-Bruder Steve (Tyler Wolfe, SLICES, NICHT SPUK), Quarterback des örtlichen Football-Teams Charon Ferries (erks. Wer den „Twist“ jetzt noch nicht raus hat, sollte dringend ein Exemplar „Griechische Sagen und Mythen“ auf sein Handy laden) und dessen besten (schwarzen) Kumpel Andre (Richardson Chery, TOUCH, IN THE MOMENT) und ihren flotten Sprüchen nichts wissen will.
Dann gäb’s da Sommer (Hope Jaymes, UNCOOL, MODERN FAMILY), die offizielle Schulschlampe, und ihre taubstumme Freundin Maya (Amber Zion, REVERSE POLARITY, WHAT?). Sommer hatte bereits ein Techtelmechtel mit Steve und würde dies gern auf eine zumindest semi-permanente Basis stellen, aber Steve ist erheblich stärker an der rothaarigen Maya interesssiert, auf der Grundlage, dass eine Taubstumme in seiner Trophäensammlung als exotisches Element noch fehlt. Maya ist distinkt unbegeistert.
Weiters hätten wir Fettplauze Harold (Christopher Raff, CHILLERAMA, BLOODY BLOODY BIBLE CAMP), der von seiner Oma (Sally Freakin‘ Kirkland, NEVADA-PASS, SCHÜTZE BENJAMIN, TWO EVIL EYES, die für ihre Nullitätenrolle auch noch als Produzentin einstieg) zur Schule kutschiert wird. Oma gibt Harold mit auf den Weg, dass alle anderen Peoples grundsätzlich Arschlöcher sind. Kein schlechter Hinweis, aber ich glaube nicht, dass man einem Typen wie Harold das erst noch erzählen muss.
Nächster im Bunde wäre das Albino Brian (Andrew Olson, THE CRYING DEAD, GOD OF THUNDER), der ob seiner Pigmentstörung selbstverständlich Opfer von Hohn und Spott seitens der lieben Mitschüler ausgesetzt ist und allgemein Casper (nach Casper, dem freundlichen Geist) genannt wird. Allerdings ist Brian (zumindest in der deutschen Synchro) doof genug, seinen eigenen Namen falsch zu buchstabieren („Ich heiße Brian! B-R-A-I-N! Brian!“), also muss er sich etwaige Sympathiepunkte erst mal verdienen.
Wichtig wäre dann noch Jesse (Alexandra Holder, DEUCE OF SPADES, ALMOST KINGS), deren Vater eine augenscheinlich eher unangemessen enge Beziehung zu ihr pflegt, if you catch my drift.
Dieses fröhliche Ensemble wird noch aufgepäppelt durch Quoten-Asiatin Trudy (Grace Jiyoung Park, BOSCH) und den irgendwie zu Steves Dunstkreis gehörenden Tyler (Jemal Draco, LIONHEAD, MOONBOUND24: THE MOVIE).
Allen Genannten ist gemein, dass sie vom wohlmeinenden Lehrer Mr. Smith (David Beeler, TROUBLE IS MY BUSINESS, L.A. TWISTER) auf einen Field-Trip mitgeschleift werden. Der Schulbus tuckert die gesamte Blase zu einem Industrie- und Technikmuseum mitten in der Prärie. Auf dem Weg dahin bemerkt Jesse beim Blick aus dem Fenster einen merkwürdigen Typen in der Landschaft stehen. Mehr, als dass der Typ vage unheimlich wirkt, macht aber niemand aus der Sichtung. Den Museumsaufenthalt veredelt ein gewisser Mr. Steele (Tony CANDYMAN Todd), der die Kids etwas uncharakteristisch über die Gefahren des Eisenbahnverkehrs aufklärt – insbesondere darüber, dass praktisch jedes Jahr zigtausende nichtsahnende Amerikaner auf Bahnübergängen filettiert werden. Das säubert meiner Meinung nach zwar primär den Genpool, hat aber im Bezug auf diesen Film nichts mit nichts zu tun. Aber Tony Todd hat wieder für ein paar Wochen seine Miete verdient und sowieso ist er der mit diesem Auftritt der mit Abstand beste Schauspieler im Film, also ist das in Ordnung. Ein Foto an der Museumswand irritiert Jesse – es zeigt nämlich den mysteriösen Kerl vom Straßenrand, was wenig bemerkenswert wäre, wäre das Foto nicht hundert Jahre alt… Mr. Steele weiß Bescheid – der Fotografierte ist Railroad Jack, und wer dem begegnet, nun, der überlebt es nicht (auf Shawns berechtigte Nachfrage, woher dann überhaupt jemand weiß, wer das ist, muss Steele korrigieren – wer ihm begegnet, überlebt es nicht, außer er tut es. Was aber selten ist).
Damit hätten wir dann schon erfolgreich ungefähr ne halbe Stunde totgeschlagen, also macht sich die Baggage auf den Rückweg. Natürlich erspäht Jesse erneut den Railroad-Jockel und weil’s Spaß macht, schraubt sich der Bus in einen spektakulären (najaaaa… Geld dafür hat der Film nicht) Unfall. Man könnte meinen, angesichts des Railroad-Zusammenhangs und Steeles voriger Rede wäre das wenigstens eine lustige Kollision mit einem Zug am unbeschränkten Übergang, aber nö, die Schulbusmühle kippt einfach auf dem Highway um, weil Railroad Jack mitten auf der Straße steht!!!
Unsere Schüler kommen nach einer Weile wieder zu sich und stellen bestürzt fest, dass die Erwachsenen sie augenscheinlich im Stich gelassen haben (okay, okay, wer JETZT den Twist nicht raus hat, soll sich bitte im Keller einschließen und nie mehr rauskommen), jedenfalls ist außer den durchgeschüttelten, aber ansonsten unverletzten Schülern keine Sau da. Die Frage ist – wat nu? Geht man davon aus, dass Mr. Smith und der Busfahrer sich vom Unfallort subtrahiert haben, um Hilfe zu holen und bleibt an Ort und Stelle sitzen? Harold wendet ein, dass die Gefahr einer Explosion besteht, es also günstig wäre, sich zumindest mal aus dem Bus zu wuchten. Nachdem man eine Weile herumsitzt und feststellt, dass Hilfe offensichtlich nicht kommen wird, bietet sich eine Lösung am Horizont – ein erleuchteter Rummelplatz! Das sollte logischerweise Menschen bedeuten und das wiederum logischerweise potentielle Helfer. Hell, vielleicht sind Smith und der Busfahrer ja sogar dort!
Shawn, Steve, Andre, Tyler, Sommer, Maya, Harold und Trudy beschließen, ihr Glück auf dem Jahrmarkt zu versuchen. Jesse weigert sich entschieden und Brian sieht für den Moment auch nicht so den speziellen Sinn in der Exkursion und hat wohl auch Beschützergene für Jesse entwickelt. Die beiden bleiben also zurück.
Vor Ort stellt der Erkundungstrupp fest, dass der Ticketschalter „fake“ ist – nur ein Pappaufsteller ohne Besatzung, also ist der Eintritt wohl frei. Für ein Gratisangebot ist der Jahrmarkt dann aber doch ausgesprochen leer und die Fahrgeschäfte und Buden sind zwar beleuchtet, aber nicht in Betrieb. Da jeder dusslige Teenager ja WEISS, wie er ein Fahrgeschäft in Betrieb setzt, ist das aber kein großes Problem, und die Operation „Hilfe holen“ ist schnell vergessen, wenn man für umme und ungestört Karussell und Autoscooter fahren kann. Maya wirft für Sommer das klassische Kinder-Karussell an und Trudy schwingt sich auch auf ein Holzhottehü. Ein paar Umdrehungen später ist Trudy allerdings verschwunden, nur ihre Jacke ist zurückgeblieben. Maya ist beunruhigt, aber vielleicht ist die Asiatin ja auch nur abgesprungen (kann ja bekanntlich jeder Asiate Kung-fu und da ist das Springen von einem fahrende Karussell, ohne sich die Gräten zu brächen, vermutlich die Prüfung für die Aufnahme zur ersten Übungsstunde). Sommer versucht, bei Steve zu punkten,d er ihr aber klar macht, dass er die alte 68er-Regel „wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment“ religiös befolgt – er hat sie schon mal gehabt, damit ist sein Interesse an ihr abschließend erschöpft. Nicht das, was Sommer hören wollte.
Und so lässt sich Sommer darauf ein, mit Harold zusammen Geisterbahn zu fahren. Die Speckschwarte ist selbstverständlich geil auf den Schulwanderpokal, und nachdem man sich auf einer menschlich-philosophischen Ebene durchaus näher kommt, und ein Stromausfall praktischerweise den Wagen mitten im Darkride stoppt, Romantik, Romantik, versucht Harold es mit einem Kuss. Aber so weit geht die Freundschaft dann doch nicht – Sommer bemerkt, sich zu Harold nicht hingezogen zu fühlen. „Aber zu jedem anderen!“, nölt Harold und gibt seiner Oma Recht – alles Schlampen außer Omi. Harold steigt aus und geht zu Fuß weiter.
Indes hat Brian von der Warterei die Schnauze voll und beschließt, ebenfalls zum Carnival zu wandern. Jesse ist weiterhin unfähig, sich von ihrem geliebten Unfallbus zu trennen.
Währenddessen hat Tyler es für eine großartige Idee gehalten, aufs Riesenrad zu klettern und auf dem Dach der obersten Gondel seinen Schniepel rauszuholen, um mal ordentlich in den Wind zu pissen. Steve und Andre halten das natürlich für eine 1A-Aktion, Shawn weniger. Shawn hat auch Recht, denn plötzlich setzt sich das Riesenrad von selbst in Bewegung und Tyler, nun, der kann sich nicht lange halten und macht dann aus so 25 Meter Höhe den Bauchklatscher auf den staubigen Wüstenboden. Was er überraschenderweise sogar überlebt, aber er ist so angeschlagen, dass davon auszugehen ist, dass das nicht lange so bleiben wird. Steve macht entgegen jeglichem Augenscheinsbeweis Brian für das feige Attentat verantwortlich. Shawn hingegen hat realisiert, dass das Rad sich ohne Fremdeinwirkung eingeschaltet hat. Man vereinbart, die anderen zu suchen, Andre meldet sich mehr oder minder freiwillig, bei Tyler zu bleiben (was Steve auf Basis von „eeeh, eklig“ verweigert hat).
Brian hört Geräusche aus der Geisterbahn und ventured hinein. Der grummelnde Harold wird dort nämlich gerade das erste verifizierbare Opfer von Railroad Jack (Douglas Tait, GRIMM, TEEN WOLF, THE QUEST), dem augenlosen, blassen, glatzköpfigen Ripper mit Spitzhacke, die hervorragend dazu geeignet ist, doofe Teenies aufzuschlitzen und dann irgendwohin zu zerren. Jack wendet sich anschließend der noch im Wagen sitzenden und die generelle Arschlöchrigkeit von Kerls kontemplierenden Sommer zu und tötet auch sie. Brian sieht die Tat nicht direkt, kann sich aber durchaus einen Reim drauf machen, was da gerade geschehen ist.
Andre hingegen bemerkt, dass irgendetwas an ihm vorbeispurtet und beschließt, Tyler Tyler sein zu lassen und den Unbekannten zu suchen. Vergeblich natürlich, und als er zur Absturzstelle zurückkehrt, findet er dort nur noch ein paar Schleifspuren in Tyler-Größe wieder. Als sich die Überlebenden wiedertreffen und Brian krakeelend hinzustößt, ist er, da Steve sowohl die größte Klappe als auch den größten noch nicht abgebauten Testosteron-Überschuss hat, zunächst mal sehr unpopulär. Nur mit Müh und Not kann Shawn seinen Bruder davon abhalten, Brian als chronisch verdächtig an Ort und Stelle zu tranchieren, damit das Albino seine Zeugenaussage machen kann.
Die wird solange für relativ vernachlässigbar erachtet, bis Jack, ohne dass Brian es merkt, hinter ihm auftaucht und ihn spitzhackt. Da glaubt dann sogar Steve, dass hier ein gemeingefährlicher irrer Mörder rumläuft. Anders ausgedrückt: PANIK!!!
PANIK!!! schiebt an dieser Stelle auch Jesse, denn Jack gehört zu den Killern, die nach Belieben teleportieren können, also in einer Sekunde noch am Rummelplatz Brian töten, aber einen Schnitt später schon Jesse im Bus terrorisieren kann. Allerdings belässt es Jack dabei, um den Bus herumzuspringen, gegen die Scheiben zu schlagen und generell Jesse ins Bockshorn zu jagen, aber in den Bus selbst dringt er nicht vor.
Der Rummelplatz erweist sich zum Schrecken der Teens nun als Labyrinth, aus dem es keinen Ausweg gibt. Shawn, der sich Maya unter den Arm geklemmt hat, flüchtet mit ihr in ein Funhouse, um sich dort zu verstecken, während Andre und Steve blöd genug sind, einen Spiegel-Irrgarten zu entern, mithin also ein Geläuf, das by definition nicht dazu geeignet ist, große und schnelle Sprünge zu machen, wohingegen Jack, der sich dafür entscheidet, die beiden doofen Footballer zu verfolgen, mit traumwandlerischer Sicherheit durch das Spiegellabyrinth schlappt und so ohne große Mühe Steve mittschiffs pökeln kann, dieweil Andre in aller-allerletzter Sekunde der Sprung ins Freie gelingt.
Dieweil Jesse am Bus weiter mit Jack spielt, machen Shawn und Maya es sich in einer Schießbude bequem, da Shawn sich die völlig irrationale Hoffnung macht, die dort verwendeten Gewehre und ihre Pillepallekügelchen könnten möglicherweise eventuell vielleicht etwas gegen Jack ausrichten. Ich kann Maya verstehen, dass sie da himmlischen Beistand sucht, wie auch Andre, der sich in das zuvor von Maya und Shawn frequentierte Funhouse gerettet hat, dort aber nun doch von Jack aufgespürt wird. Abgang Andre. Für einen Schwarzen hast du dich lang gehalten. Respekt.
D.h. Jack ist nun frei, sich um Shawn und Maya zu kümmern. Shawn, der mittlerweile der im wahrsten Sinne des Wortes verständnislosen Maya versichert hat, dass er, falls er die Nummer überlebt, der besteste und superste aller besten und superen Familienväter sein wird, bemerkt, dass plötzlich der Ausgang sichtbar ist und versucht, Held der er ist, Jack abzulenken und Maya in die rettende Wüste zu dirigieren. Dummerweise ist der Ausgang für Maya eben nicht sichtbar, und während sie sich verwirrt umsieht, hat Jack sie auch schon abgeha(c)kt. Nicht mal eine Behinderung schützt hier vor Abgemurkst werden. Nun nimmt halt Shawn die krummen Hammelbeine in die Hand und spurtet aus dem Rummelplatz, verfolgt von Jack.
Der vermeintlich sichere Hafen des verunfallten Busses ist schon in Sichtweite und Jesse kann den heranstürmenden Shawn auch schon sehen, doch da stoppt etwas Shawn dead in his tracks – er sieht sich selbst auf der Straße liegen, bearbeitet von zwei Rettungssanitötern (einer davon unfassbarerweise Chris Bruno, THE DEAD ZONE-Serie, in einem Dreißig-Sekunden-Auftritt). Die geben gerade schweren Herzens ihre Wiederbelebungsversuche auf. Shawn, the other one, wird von Jack gepackt und weggezerrt… Jesse ist entsetzt, und noch mehr darüber, als plötzlich ein Reiter mit leeren Augenhöhlen (Jayce Ryan, SAVING STAR WARS) am Bus vorbeitrabt, vor ihr abstoppt und grüßend an seine Hutkrempe tippt. Es gibt noch einen!!!
Und wir sind wieder in der Realität, wo Mr. Smith tränenüberströmt an der Unfallstelle hockt und sich fragt, wie er das alles den Eltern der Schüler beibringen soll. Da kommt überraschende Kunde aus dem Buswrack – die Rettungskräfte haben eine schwer verletzte Überlebende entdeckt – Jesse! Aus ihren hysterischen Schreien über den „anderen“ wird natürlich niemand schlau – außer vielleicht der sehr sehr sehr suspekt-freundliche Krankenwagenfahrer (George McArthur, BIG FISH, FIRECRACKER), der Jesse strahlend versichert, dass sie genau dahin kommen wird, wo sie hin soll… muwa-ha-haaa usw.
Inhalt
Ich werde nicht schlauer. Habt Ihr Euch vermutlich eh schon gedacht, aber ich falle halt doch immer wieder auf die gleichen Marketing-Gags rein. Vor einiger Zeit kaufte ich mir für wenig Geld eine Danny-Trejo-Box und stellte, eigentlich nicht mal besonders überrascht, fest, dass Danny in einem Großteil der darin enthaltenen Filme nur für ein-zwei Minuten aus Gefälligkeit seinen Zinken vor die Kamera hielt. Die Filme waren überwiegend ungenießbar. Dennoch – als mir eben vor ein paar Monaten für wenig Geld eine Tony-Todd-Box vor die Flinte kam, konnte ich mich wieder nicht beherrschen. Tony ist nun mal nicht nur eine Genre-Ikone und anerkannte coole Sau (wovon ich mich persönlich überzeugen konnte), sondern auch ein vielseitiger und vielschichtiger Schauspieler, wenn man ihn lässt, der aber halt, wie so viele seiner Kollegen, die im Horror-Genre ihren Durchbruch hatten, aus Sicht von Casting-Agenten niet- und nagelfest darauf reduziert ist, billigen Horrorramsch mit seinem guten Namen Credibility zu verleihen. Gut, auch wenn ich dieses Mal geahnt habe, dass ich’s primär mit billigem Schund zu tun haben werde, der weder Tonys Status noch seinem schauspielerischen Vermögen gerecht wird, es macht die Sache irgendwie auch nicht besser.
JACK THE REAPER (warum der Film im Original so heißt und nicht RAILROAD JACK, wenn doch eigentlich das der im Film erwähnte Name der Figur ist, weiß ich mal wieder auch nicht) ist insofern ein etwas ungewöhnlicher Indie-Horror-Vertreter, alldieweil er von einer Frau geschrieben und inszeniert wurde – Kimberly Seilhamer, die nach diesem ihrem Erstling erst mal acht Jahre Pause als Regisseurin eingelegt hat und sich erst in diesem Jahr (2019) mit einem Duo Kurzfilme, die sich als Dramen verstehen, aber zumindst vage Genre-Einflüsse haben, zurückgemeldet hat. Nun, being a woman ist schön und gut, macht aber nicht automatisch jemanden zum „besseren“ Horror-Macher (und hat in diesem Fall Miss Seilhamer auch nicht davon abgehalten, sich auf eine Produktionsfirma einzulassen, die sich sehr fürnehm „Mad Crapper Films“ nennt und dies auch durch ein entsprechendes animiertes Logo untermauert. How to lose audience goodwill in the first ten seconds…).
Sollte man nun darauf spekulieren, die Regisseurin/Autorin brächte eine bemerkenswerte, interessante oder auch nur halbwegs originelle „weibliche“ Perspektive ein, ist man schief gewickelt. Seilhamer kommt uns mit einer – das habt Ihr ja sicherlich schon nach ein-zwei Absätzen gemerkt – „surprise, you’re dead“-Plotte, wie sie vor zehn Jahren oder so en vogue war, aber da auch ordentlich zu Tode geritten wurde. Und ehrlich – simpler und leichter durchschaubar wurde dieser „Twist“ kaum jemals aufgebaut („Charon Ferries“? Really??). Ist ja auch nicht so, als wäre der Rummelplatz als Metapher für Afterlife/Fegefeuer/Wartesaal zum großen Glück nicht spätestens seit CARNIVAL OF SOULS allgemein akzeptiert und etabliert…
Auch character-wise bringt Seilhamer keinen anderen Blickwinkel ein – jocks will be jocks, sluts will be sluts (auch wenn sie, sofern man das als feministisches Statement sehen will, auch als offizielle Schlampen das Recht haben, „nein“ zu sagen. Was ich nun nicht für sonderlich feministisch, sondern common decency halte, aber ich bin ja auch ein liberaler Gutmensch und Bahnhofsklatscher). Brians Albino-Eigenschaft tut zum Fortgang der „Geschichte“ ebensowenig zur Sache wie Mayas Taubstummheit, und Shawns Wandel vom von der Schwangerschaft seiner Freundin komplett überfahrenen Skeptiker zum begeisterten Familienvater thematisiert der Film genau zweimal – in der Szene mit Heather, in der er mit dieser Info konfrontiert wird und kurz vor Schluss, als ihm einfällt, dass er doch der beste Daddy aller Zeiten sein will. Dazwischen: no development.
Und dann wäre da natürlich auch noch die verquere Reaper-Mythologie, die JACK THE REAPER mit Hilfe eines oben von mir mangels echter Bedeutung für den Plot komplett ignoriertem voiceover zu konstruieren versucht. Der schaltet sich an ein paar Stellen ein, um wortreich und schwurbelig zu postulieren, dass Jack einer von einer Vielzahl von Reapern ist, deren Aufgabe es ist, die Seelen der Toten in die nächste Welt zu befördern. Wir stellen uns natürlich mal die Frage, ob es nicht einfachere Möglichkeiten dafür gäbe, als die Seelen zu stalken und zu killen, aber auch, warum Jack, wenn es dem Script in den Kram passt, auch in der Realität sichtbar ist und sogar fotografiert werden kann, warum er versucht, Jesse zu attackieren, obwohl sie nicht tot ist und demzufolge für ihn uninteressant sein sollte, oder warum JESSE ÜBERHAUPT IN DIESER ANDEREN REALITÄT existiert, wenn sie doch in Wahrheit noch lebt (zwar später sterben wird, aber in der örtlichen Zuständigkeit eines anderen Reapers). Und natürlich – wenn Jack „nur“ die toten Seelen „reapen“ soll, warum ist er es, der den Unfall überhaupt erst auslöst? Ya see, es ist kein sonderlich durchdachtes Konzept (und es kommt mir ein wenig so vor, als wäre der voiceover nachträglich draufgepichelt worden, um die ganze Chose ein wenig verständlicher zu machen. Well then, mission failed).
All in all ist keiner unserer Protagonisten ein ausgesprochener Charmebolzen – was es natürlich recht schwer macht, in den Film „reinzufinden“, weil der Horror-Part ziemlich lange auf sich warten lässt (ca. 45 Minuten, um genau zu sein), und sich in dieser Phase nicht wirklich viel von Interesse tut; auf der anderen Seite bietet es sich an, in dieser Zeitspanne irgendetwas nebenbei zu erledigen, Abwasch, Steuererklärung etc. Es ist ja auch nicht wirklich irgendetwas * wichtig *, was sich in dieser Spanne abspielt… wenn wir dann zum „good stuff“ kommen, ja, dann wird die Sache durchaus flott und hat gewissen Unterhaltungswert. Auch wenn die Metapher, wie wir ermittelt haben, etwas abgegriffen ist, gehört auch der „abandoned carnival“ zu den Locations, die atmosphäretechnisch kaum totzukriegen sind, und so verfehlt das Setting auch hier nicht die Wirkung. Was den Reaper angeht, so ist sein Make-up vom Design her nicht uninteressant, die Ausführung könnte aber besser sein – es sieht halt nicht anders aus als eine Maske. Die Kills sind nicht sonderlich einfallsreich oder blutig, eine Splattergranate sieht anders aus.
Handwerklich ist das alles durchaus in Ordnung, wobei da auch nicht die ganz großen Herausforderungen zu meistern waren. Dramaturgisch fehlen dem Streifen ganz einfach die Ideen, um die langwierige Auftaktphase zu überbrücken (weswegen dann auch zu dieser ganze non-sequitor-Eisenbahnen-sind-Todesfallen-Rede von Tony Todd gegriffen werden muss, die fünf Minuten füllt und zurecht davon ausgeht, das wir als geneigte Zuschauer Tony einfach zuhören, auch wenn er höheren Dumpfsinn erzählt).
Das führt uns nahtlos zum Schauspielerthema. Todd ist natürlich das singuläre Highlight des Films, auch wenn sein Auftritt, wie gesagt, nichts mit gar nix im Film zu tun hat. Wieso sich eine verdiente Mimin wie Sally Kirkland zu einem fluchenden Kurzauftritt hat breitschlagen lassen, bleibt ihr Geheimnis (ebenso wie die Frage, ob Chris Bruno wirklich nichts besseres zu tun hat als hier für eine halbe Minute einen EMT zu spielen). Die „Jungdarsteller“, alle mindestens zehn Jahre zu alt für ihre Rolle (heck, Jay Gillespie war zum Dreh 32!), reißen allesamt keine Bäume aus, wobei Tyler Wolfe aus dem Ensemble noch negativ raussticht. „Arschloch-Jock“ ist eigentlich eine der leichteren Rollen, die man abkriegen kann, aber nicht mal das kriegt er hin. Naja, und Amber Zion hätte vielleicht vor dem Dreh noch ihre Clearasil-Dosis erhöhen sollen, gerade, wenn wir glauben sollen, dass die Kerle auf sie abfahren.
Der Print in der Tony-Todd-Box von DA ist okay (1.85:1 anamorph), die deutsche Synchro (einzige Ton-Option) nicht super, aber noch erträglich.
Wer zwanghaft jeden Slasher-Horror gesehen haben muss, der wird letztendlich auch an JACK THE REAPER noch irgendwas Positives finden, aber ist man auf der Suche nach frischem, originellem Horror, sitzt man hier im falschen Zug nach Nirgendwo.Hier gibt’s nichts zu sehen oder zu hören, was man nicht im Dutzend billiger anderweitiger – und oft genug eben auch besser und unterhaltsamer – gesehen hat. Der Schlussakt ist sicherlich nicht ganz so übel, kann aber gut sein, dass man als Zuschauer bis dahin längst die Lust am Film verloren hat, und das könnte ich auch niemandem verdenken. Stoff also primär für anspruchslose Horror-Omnivoren, aber der Nährstoffgehalt ist gering…
© 2019 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 7
BIER-Skala: 3
Review verfasst am: 24.11.2019