Izzies Weg nach Hause

 
  • Deutscher Titel: Izzies Weg nach Hause
  • Original-Titel: Izzie's Way Home
  •  
  • Regie: Sasha Burrow
  • Land: USA
  • Jahr: 2016
  • Darsteller:

    Bonnie Dennison (Izzie), Tori Spelling (April), Zack Ward (Thurston), Dawn Richard (Ginger/Marcie/Carmel), Tom Virtue (Harold), Joey Fatone (Carl), Lynne Marie Stewart (Carla), Paul Melvin Waker III (Seymour), Camille Licate (June), Kim Little (Kristin)


Vorwort

Aquariumsfischmädchen Izzie hat’s nicht leicht – abgesehen von ihrem über-protektiven Vater Harold gibt’s in dem Tank an Bord einer Luxusyacht keine Freunde für sie. Der Rest der Aquariumsbelegschaft ist ein Haufen blasiert-arroganter oberflächlicher Arschgeigen, die sich und ihren Wert für die „Gesellschaft“ nur anhand der Schönheit ihrer Flossen und Finnen beurteilen und die sommersprossige Izzie und ihre leicht verunfallte Steuerbordseite machen’s nur zu leicht, sie als „Freak“ zu bezeichnen.

Das ist auch Harolds größte Sorge, denn auch Izzies Mum entsprach nicht dem fischigen Schönheitsideal und wurde deswegen vom offenkundig ästhetisch orientierten Yacht- und Fischbesitzer kurzerhand über Bord geworfen. Wie in solcherlei Filmen üblich, wird Izzie als gemobbtes Kind keine autistische Eigenbrötlerin, sondern eine erkundungsfreudige Nervensäge, die mit ihrer Defintion von Spaß dem Rest der Fische, insbesondere dem griesgrämigen und eh nicht gerade auf Izzies intimster Freundesliste stehenden Aquariumsgemeinschaftschefdenkers Thurston, ordentlich auf den Zeiger geht. Und so geht sie, vertrauensselig, wie sie dito ist, einer Intrige ihrer „Heathers“-artigen Girlie-Clique auf den Leim – beim „Bubble Trouble“-Spielen schwimmt die bislang von Harold in Krisensituationen stets versteckte Izzie dem Menschen vor die Glotzbuchten, und der greift beim Anblick des hässlichen pinken Fisches zum Käscher. Harold klammert sich verzweifelt an den Käscher und so gehen beide über die Reling…

Dieweil Izzie über die freie wilde Unterwasserwelt staunt und Harold fieberhaft überlegt, wie er und Tochter zurück an Bord der Yacht und ins friedliche Aquarium gelangen können, bricht ein nahegelegener unterseeischer Vulkan aus. Der dadurch ausgelöste kleine Tsunami schüttelt die Yacht so stark durch, dass das ganze Aquarium samt Belegschaft aus dem Fenster fliegt – und so sehen sich auf einmal auch Thurston und Co. in der ungewollten Freiheit wieder. Die Eruption trennt allerdings Izzie von ihrem Dad. Während der auf seine Aquariumskollegen trifft, die naiverweise darauf warten wollen, dass ihr Mensch zurückkehrt und sie aufpickt, findet Izzie Anschluss bei dem Steinfisch April, die ihr aus ein-zwei Bredouillen mit einem gefräßigen Löwenfisch hilft und sie ihrer Gang vorstellt – einem Haufen wegen ihrer Hässlichkeit von allen anderen Fischen verstoßenen Outsidern – das fette Seepferdchen June, Schwertfischdame Beatrice mit Sprachfehler, Tiefseeleuchtfisch Ginger, einem Kugelfisch und einem von mir nicht weiter identifizierbaren blauen Gesellen. April träumt davon, mit ihren Freunden ins Korallenriff umzuziehen, wo alle Fische bestens miteinander auskommen und von einer weisen Königin regiert werden. Problem: zwischen ihrer Wohnhöhle und dem Riff liegt der Vulkan und wenn man die heißen Vulkangewässer überhaupt noch durchschwimmen will, dann jetzt, bevor das Ding seinen sich schon ankündigenden großen Ausbruch feiert.

Es bedarf einiger Überzeugungsarbeit, bis April und Izzie ihre Gefährten von dem Umzug ins Riff überzeugt haben, aber schließlich macht sich die Gruppe auf den Weg. Harold seinerseits will seine Tochter suchen, stößt beim Rest seiner Gruppe aber auf Widerstand – man ist im Allgemeinen froh, die hässliche Nervgöre los zu sein. Unerwartete Unterstützung findet Harold in der Seegurke Carl, ebenfalls besorgter Vater auf der Suche nach dem verloren gegangenen Nachwuchs. Auch Carl ist eine begabte Quasselstrippe, aber ohne ihn – und dessen Oktopodenfreund Jimmy Eight-Legs, wäre Harold den Gefahren des Ozeans völlig hilflos ausgeliefert…


Inhalt

Es musst ja so kommen – wir sind in einer Zeit, in der es möglich ist, Low-Budget-CGI-Animationsfilme zu drehen, die mit ein paar zugekniffenen Hühneraugen und gedrückten Daumen auf die zahlende Kundschaft losgelassen werden können, ohne dass man sich völlig in Grund & Boden schämen müsste (auch wenn man es vielleicht sollte), und wo „Low Budget“ und „potentielle Kasse“ gemurmelt wird, ist The Asylum nicht weit. Warum also das Portfolio nicht um Pixar-Mockbuster erweitern?

Als erstes Projekt nahm sich Asylums neue Abteilung „Findet Nemo“ vor und fabrizierte eben „Izzie’s Way Home“, der rechtzeitig genug fertig wurde, um vor dem Kinostart von „Findet Dorie“ auf die Streaming-Plattformen und in die Kaufhäuser gestapelt werden zu können, um hoffentlich einem nicht so intelligenten Elter ein paar Kröten aus der Tasche zu leiern. Die Aufgabe, Nemos Script so umzuschreiben, dass es nicht direkt als Plagiat verklagefähig ist, fiel der Bühnenschauspielerin Camille Licate zu, Asylums FX-Mann Sasha Burrow übernahm die Regie.

Das Resultat ist… selbst für Asylum-Verhältnisse ernüchternd (das IMDb-Rating steht bei 1,5, so go figure). Klar, dass der Streifen optisch nicht mit Pixar mithalten kann, wenn man kein 200-Mio-Budget zu verbraten hat, sondern nur die Unreal Engine zur Verfügung hat (mit der kann man zwar auch durchaus anständige Resultate erzielen, so ist z.B. K2-SO in „Rogue One“ mit Unreal 4 echtzeitgerendered), aber um ’nen GANZEN Film zu machen, ist die Software dann vielleicht doch etwas unterdimensioniert. Wo Pixar mittlerweile, wenn gewünscht, Bilder auf die Leinwand zaubert, die fotorealistischer sind als die echte, tatsächliche, physische Realität, sieht „Izzie’s Way Home“ nie anders aus als weggeworfene Cutscenes eines drittklassigen Kindervideospiels von 2010. Alles wirkt furchtbar steril und künstlich, nichts bewegt sich wirklich natürlich (und gerade in einer Unterwasserwelt, wo ja wirklich ALLES in ständiger Bewegung sein sollte, fällt das massiv auf). Nie gelingt dem Film die Illusion, dass etwas „echt“, dreidimensional sein könnte – man achte insbesondere auf die Animation von Carl, der Seegurke, der immer aufkopiert wirkt und nie mit Hintergründen oder anderen Objekten im Bild zu interagieren scheint.

Das Charakter-Design ist langweilig – und die Animation der Charaktere ist völlig banane. Die Figuren haben keinerlei facial expressions, die irgendeine Form von Emotion transportieren könnten. Ob ein Charakter in Todesangst ist, sich über irgendwas tierisch freut oder traurig ist, von der Animation der Gesichtszüge her bleibt sich das exakt gleich – und da die Animation dann auch noch keine Klimmzüge macht, um sich an die gesprochenen Dialoge anzupassen, gibt’s keinen Grund, sich als Zuschauer emotional an die Figuren zu binden.

Das Script, soweit es nicht einfach nur ein Reversal von „Nemo“ ist, baut kaum spannende Situationen auf, und selbst wenn es „spannend“ werden soll, wird’s nie intensiv – nicht mal Dreijährige, die ansonsten „Teletubbies“ glotzen, dürften sonderlich beeindruckt sein von fiesen Aalen, senilen Muränen oder dem extrem hässlichen Vulkan sein. Die Dialoge sind langweilig und humorlos (wie auch der ganze Film ganz kaum komische Situationen aufbaut, und seine wenigen humorvollen Möglichkeiten durch mieses Timing verschenkt) – und der verzweilfte Versuch, „fish“-puns einzubauen, verursacht Magengeschwüre und Cholera („that’s fishtastic!“, „I’m such a fishhead!“). Ansonsten ist das halt das übliche pädagogisch wertvolle „sei-wie-du-bist“-Gedöns, das niemanden ernstlich weiter bringt, und nebenher versucht der Streifen auch noch „elegant“ ein paar wissenschaftliche Fakten über Meeresgetier einzubauen (so darf Carl biologisch korrekt mehrfach seine Eingeweide als Abwehrmechanismus aus seinem Hintern rausschießen. Gedärm in einem FSK-0-Film!)

Verhältnismäßig plausibel sind die Sprecherleistungen – das ist sicher auch bestenfalls ein B-Minus-Cast, aber der ist zumindest halbwegs motiviert. Bonnie Dennison („Stakeland“) ist ebenso gut aufgelegt wie Tori Spelling, Tom Virtue („Iron Man 3“) bekommt eine ganz passable Imitation von Albert Brooks‘ „überbesorgter Daddy“ aus „Nemo“ hin, Ex-Boy-Group-Mädchenschwarm Joey Fatone (*NSYNC) als Carl ist seeehr… gewöhnungsbedürftig, diplomatisch gesprochen. Den grumpligen Thurston spricht Zack Ward („Postal“, „Resident Evil: Afterlife“) prinzipiell okay, und für die Zwei-Lines-Rolle der Königin (nicht wirklich SPOILER, natürlich Izzies Mum) hat Asylum „American Graffiti“- und „Pee-Wee’s Playhouse“-Aktrice Lynne Marie Stewart ausgegraben. Allen Sprechern wäre zu wünschen, dass sie interessanteres/spannenderes/lustigeres Material zu erzählen hätten…

Die Qualität der direkt unter dem Asylum-Banner vertriebenen BluRay ist okay – Bild und Ton sind sauber, allerdings ist der Hauptfilm defaultmäßig, ohne dass die Disc als 3D vermarktet werden würde, in die üblichen lausigen 3D-Konvertierung geschaltet. Als Extras gibt’s nur den Trailer. Die deutsche Synchronfassung habe ich nur stichpunktartig getestet, sie scheint aber halbwegs gelungen zu sein.

Der Film ist allerdings eine völlige Niete – weder für Kinder noch für Erwachsene interessant, lustig oder spannend, und technisch mehr als nur mau. Ich sehe dem nächsten Asylum-Animationsrelease mit Schrecken entgegen. Ehrensache, „CarGo“ habe ich bereits vorbestellt…

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 2


mm
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11. Juni 2019 20:16

Eigetlich ganz lustig
Wen man betrunken ist ..xD