Ist ja irre – Cäsar liebt Cleopatra

 
  • Deutscher Titel: ist ja irre - Cäsar liebt Cleopatra
  • Original-Titel: Carry on Cleo
  • Alternative Titel: Caligula - Funniest Home Video |
  • Regie: Gerald Thomas
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1964
  • Darsteller:

    Mark Anton (Sidney James)
    Julius Cäsar (Kenneth Williams)
    Hengist Pod (Kenneth Connor)
    Seneca (Charles Hawtrey)
    Calpurnia (Joan Sims)
    Horsa (Jim Dale)
    Cleopatra (Amanda Barrie)
    Sergeant Major (Victor Maddern)
    Gloria (Julie Stevens)
    Senna Pod (Sheila Hancock)
    Soothsayer (Jon Pertwee)


Vorwort

Ihr seid das heftige Outen meinerseits bei jeder unpassenden Gelegenheit ja mittlerweile gewöhnt (hoffe ich zumindest), also kommt´s auf ein Outing mehr oder weniger auch nicht mehr an. Also oute ich mich hiermit offiziell als bekennender Fan der Carry-On-Serie, hierzulande meist (zumindest diejenigen, die hier im Westfernsehen liefen) als „Ist ja irre…“ bekannt. Das Erfolgsrezept dieser sehr britischen Comedy-Filmserie war schlicht – für jeden Film gab´s ein festzugeteiltes Thema, in dessen Rahmen sich die rudimentären Storyelemente abspielten und die für gewöhnlich ein populäres Genre persifilierten, dazu gab sich ein Stammensemble die Ehre und teilte für gewöhnlich relativ anspruchslose bzw. zotige Witzchen in ihren angestammten und erwarteten Screen-Charakteren aus. Über einen Zeitraum von fast dreissig Jahren entstanden so 31 Carry-On-Filme, bis die Serie mit dem etwas schwachmatigen CARRY ON COLUMBUS (leider in Ignoranz der Tradition in Deutschland als „Mach´s nochmal, Kolumbus“ gelaufen – und ich oute mich nochmals, diesmal als echter Kinozuschauer, ich war´s, der eine). Einige der Filme, hauptsächlich die späteren, in den siebziger Jahren entstandenen Streifen, kranken an Mini-Budgets, abgedroschenen Gags und unnötigen Sexkapaden (die im unvermeidlichen CARRY ON EMMANUELLE kulminierten), aber die besten Entrys der Endlos-Serie können auch heute noch stolz als beste Beispiele für derben britischen Humor stehen, vielleicht als eine in ihren besten Momenten zugänglichere und allgemeintauglichere Variante der zotigen BENNY HILL-Show. Mit dem anspruchsvolleren skurrilen Humor von Monty Python, DR. WHO oder Douglas Adams hat die Serie nie etwas am Hut gehabt – vielmehr hatten die Beteiligten nie Ambitionen, etwas anderes zu machen als anspruchslose spassige Unterhaltung.

Exemplarisch (naja, hauptsächlich deswegen, weil amazon.co.uk den Titel im Sonderangebot hat) wollen wir uns drum heute mal einen der bekanntesten und erfolgreichsten Filme der Serie vornehmen, CARRY ON CLEO, eine ernsthaft (auch laut Credits) auf dem Shakespeare-Drama basierende Komödie. Wie bei absichtlich Lustigem üblich, verrät das Review nicht so viel wie bei den unausstehlich langen „normalen“ Reviews…


Inhalt

Nach den stilechten Credits haschen wir einen ersten Blick auf die (selbstverständlich in Eselsmilch) badende Cleopatra und einen römischen Legionär, der Seife-sei-dank (Carry on schreckte nie vor dem Einsatz der ältesten, aber bewährtesten Gags zurück) ihr Badevergnügen teilt. Der Erzähler teilt uns hierzu mit: „Cleopatra ist wie ein Eisberg – nur ein Zehntel von ihr ist über der Oberfläche“ – har-har-har…

Damit schalten wir um nach England, wo solcherlei zivilisationstechnische Fortschritte natürlich nicht vorliegen, sondern die einwohnenden Barbaren im Lendenschurz und mit Keulen und Faustkeilen ihr Dasein fristen. Meet our designate hero, Hengist Pod, seines Zeichens örtliches Genie, da „Rad-Macher“ und gestraft mit einer motor-mouthed und nicht sonderlich liebenden Ehefrau Senna. Hengists grandiose Verbesserung des herkömmlichen Rads – er baut „quadratische“ Räder, damit die Karren am Hang nicht rückwärts rollen können. Der neue Nachbar Horsa fragt zutreffenderweise, ob sie denn dann nicht auch nicht vorwärts rollen könnten, aber Hengist hängt das Genie raus: „Wenn sie nicht rückwärts rollen können, geht´s ja nur in eine andere Richtung – vorwärts!“ Logik, der man sich nur schwer entziehen kann. Horsa ist aber seinerseits auch unter die Erfinder gegangen, er hat seine Wohnhöhle nämlich mittels eines in die Felswand gehauenen Lochs etwas behaglicher gestaltet: „Ich nenne es Fenster.“ Und Hengists, äh, Räder, ergeben perfekte Fensterrahmen! Looks like the beginning of a wonderful friendship… Bevor die aber vertieft werden kann, greifen die Römer unter der Führung ihres genialen Strategen (und ziemlichen Torfkopfes) Mark Anton an. Horsa, der den Widerstand organisiert, schickt Hengist Hilfe holen, was Hengist willkommene Gelegenheit bietet, sein Zweirad Gassi zu führen. Die Barbaren liefern den Römern zwar einen erbitterten Kampf, aber der technische Fortschritt setzt sich durch und die britischen Männer landen als Sklaven auf einem Wagen. Hengist fährt dieweil sein Zweirad zu Bruch und reist per Anhalter weiter – selbstredend winkt er den Wagen raus, auf dem seine Kumpel als Gefangene sitzen. Nennt man wohl dumm gelaufen…
Mark Anton rapportiert dieweil im Feldlager seinem ramponierten und indignierten Imperator (und Duzfreund „July“) Julius Cäsar. Des Cäsaren schlechte Laune, verursacht durch das mistige britische Sommerwetter (it´s raining again), wird nur durch die Kurven des Sklavenmädchens Gloria (Horsas ehemalige Freundin, von den Römern verschleppt, bevor er sie per Keule ehelichen konnte) etwas aufgeheitert und auch Mark Anton ist ob der mangelnden Kampfesmoral der Briten (die nach dem mysteriösen Ruf „Tea´s up!“ immer umgehend vom Schlachtfeld verschwinden – fast wie bei Asterix) nicht unbedingt in Top-Stimmung, was Gelegenheit für prächtiges Britain Bashing gibt. Ein Bote aus Rom bringt eine Botschaft von Seneca, des Cäsaren Schwiegerpapa und Berater, auf handlicher Steintafel eingeritzt und mit dem üblichen „hüte dich vor den Iden des März“ eingeleitet, was Cäser schon mal mächtig auf den Senkel geht (wie er so schön ausführt: „Letztes Mal hiess es hüte dich vor den Nüssen des Mai“). But there´s more – Ärger in Ägypten, wo sich Ptolemäus und Cleopatra um den vakanten Pharaonenthron kloppen. Da Brutus im Senat schon eifrig intrigiert, ist Cäsar nur zu dankbar für die Ausrede, nach Rom heimzukehren. Schon schlappe zwei Monate später kehrt der Imperator im Triumphzug heim, allerdings hat er die Öffentlichkeit nicht unbedingt uneingeschränkt solidarisch hinter sich, oder wie der Erzähler ausführt, „er hatte ´ne knappe Mehrheit“. Selbst das scheint aber eine optimistische Lageeinschätzung zu sein, denn als Cäsar der versammelten Menschenmenge seine Begrüssungsrede hält („Freunde, Römer-“ Vorsag: „Mitbürger!“ „JA, ICH WEISS!“), hagelt es Tomaten. Cäsar sucht Trost bei seiner Familie, dem düdeligen halbsenilen Seneca („Da bin ich wieder!“ – „Wieso, warst Du weg?“) und dessen Tochter und Cäsarengemahlin Calpurnia, die ihn aber gleich mit der üblichen Tirade aller alleingelassenen Ehefrauen behelligt: „Wo bist du gewesen?“.

Schliesslich, so Calpurnia, habe Hannibal sein Weib auch bei allen Feldzügen dabeigehabt, was Cäsar allerdings locker mit „der hatte ja auch seine Elefanten als Hilfe“ für einen Punktsieg nutzt. Wie dem auch sei, zur Versöhnung präsentiert der Imperator sein Mitbringsel für das holde Eheweib, Gloria („a little thing I have picked up“ – „I´m not interested in your pick-ups“, jaja, die hohe Kunst des Wortspiels in Perfektion), aber die Cäsarengattin ist nicht wirklich begeistert, im Gegensatz zum alten Lüstling Seneca…

Unsere britischen Freunde warten dieweil darauf, von Mark Anton an Sklavenhändler Spencius (von „Marcus & Spencius“, no less) verschachert zu werden. Cäsar tritt vor dem Senat (und dem heftig backstabbenden Brutus) zu seiner Nachfeldzugsrede an: „Ich war drei Jahre weg!“ (Jubel der Senatoren), „jetzt bin ich wieder da!“ (lautstarke Buuh-Rufe). Auch seine Regierungserklärung zum Ägypten-Problem (im schönsten Politikerkauderwelsch) entfacht keine Begeisterungsstürme.

Horsa wird dieweil verkaufstechnisch per Auktion unters Volk gebracht. Zu seinem Leidwesen ersteigert ihn nicht die hübsche junge Patrizierin, sondern das fette Weib Willa Claudia, was darüber hinaus noch die unerfreuliche Begleiterscheinung hat, dass er die Initialen WC eingebrannt bekommt (ha-ha-haa). Hengist jedoch findet nicht mal für eine Sesterze plus Zugabe einer Aphrodite-Statue einen Käufer. Horsa muss ihn darüber aufklären, was der daraufhin eingebrannte Löwe zu bedeuten hat. Man beschliesst die sofortige Flucht und hat Erfolg.

July und „Tony“ Mark Anton beratschen indes das Ägypten-Problem. Seneca bietet zwar eine Vision an, die ist aber eher untauglich, also beschliesst man, das Orakel der vestalischen Jungfrauen zu befragen (keine Altes-Rom-Komödie ohne vestalische Jungfrauen, frag nach bei Mel Brooks). Tjaha, und comedic hijinx sind vorprogrammiert, da Horsa und Hengist sich wohin flüchten? Die Antwort „Tempel der vestalischen Jungfrauen“ verschafft Eurem Gummipunkt-Konto wieder einen Zuwachs um zehn Zähler. Für Horsa und Hengist, die sich über das Schild „nur für Jungfrauen und Eunuchen“ grosszügig hinwegsetzen, offenbart sich der Tempel als wahres Paradies, denn wir wissen ja alle, was die vestalischen Jungfrauen wirklich wollen – KERLE…

Während sich der Imperator zu den Jungfrauen aufmacht, ist Seneca doch tatsächlich die Schlusspointe seiner Vision eingefallen – der gute Cäsar wird von seiner Leibgarde ermordet werden! Während Mark Anton das dem guten Seneca aus der Nase zieht, stellt das Cäsar an Ort und Stelle bereits selbst fest und flüchtet sich in die Jungfrau-Kemenaten. Horsa greift, nachdem der tapfere Feldherr sich erstmal in eine Ohnmacht empfohlen hat, ein Schwert und metzelt die Angreifer nieder, um sich danach aus dem Staub zu machen. Hengist, dem´s nicht viel besser geht als dem Imperator selbst, kommt mit einem Schwert in der Hand grade zu sich, als Mark Anton und sein Rettungstrupp eintreffen…

Julius nutzt die Gunst der Stunde und spielt der sorgenvollen Calpurnia eine eindrucksvolle Sterbeszene vor, ehe Mark Anton mit dem gefangenen Hengist eintrifft, den man für den Niedermacher der Killerbrigade hält. Der Imperator verblüfft seinen Busenfreund Tony mit der plötzlichen Eingebung, Hengist zu seinem neuen Leibwächter und Prätorianer-Chef zu machen. Hengist ist ob der plötzlichen Beförderung von Löwenfutter zum Zenturio natürlich angetan und löst ob seiner angeblichen Unbesiegbarkeit eine wahre Beatlemania aus. Mark Anton wird indes von Cäsar nach Alexandria bkeommandiert, wo er sich auf die Seite Ptolemäus´ schlagen soll und Cleopatra vom Thron verjagen. „Ich weiss, wie man mit den Frauen umgehen muss“, versichert Tony seinem Adjutanten, aber beim Anblick von Cleopatra im Eselsmilchbad verschlägt´s ihm nicht nur die Sprache – da schlägt der General lang hin. Kaum wieder aus der Ohnmacht erwacht, hat sich Mark Anton sofort auf Cleos Seite geschlagen und ihr den Kopf von Ptolemäus präsentiert. Dem gemeinsamen Glück, so Cleo, steht aber noch die Tatsache entgegen, dass sie zwar Königin, aber Tony nur schlapper General ist. Ergo: Cäsar muss beseitigt werden, damit Mark Anton seinen Platz einnehmen kann. Das bereitet dem guten Mann schon Gewissensbisse, schliesslich ist der Imperator ja sein bester Kumpel, aber bei Aussicht auf gemeinsame Freizeitgestaltung mit Cleopatra hört die schönste Männerfreundschaft auf.

Zurück in Rom muss sich der Imperatorenmörder in spe´ erstmal mit Bodyguard Hengist auseinandersetzen – eine kleine Demonstration dessen Fechtkunst sorgt nebenbei für die Gestaltung einer gewissen Venus-Statue. Dann macht er sich an die Umsetzung seines teuflischen Plans – er erzählt Cäsar, dass Cleopatra unheimlich scharf drauf wäre, eine „Liasion“ mit dem Chefrömer einzugehen und schon ist der Lorbeerkranzträger hooked und lässt die Galeere klar machen. Unbeobachtet von der Kamera hat sich derweil Horsa auch wieder einfangen lassen und landet als Galeerensklave natürlich auf des Cäsaren Barke, wo Mark Anton bereits Kapitän Agrippa zum Cäsarenmord anstiftet.

Die Reise nimmt ihren Lauf… in Küstennähe gelingt es Horsa, sich und die anderen Sklaven zu befreien, just in dem Moment, als Agrippa und seine Crew zum Mord bereit sind. Cäsar schickt seinen vermeintlich unbesiegbaren (aber widerwilligen) Leibwächter Hengist vor. Der findet an Deck aber nur die von den geflüchteten Sklaven niedergemachten Meuterer vor und wird nach geschickter Vortäuschung eines Kampfs auf Leben und Tod nun auch vom skeptischen Mark Anton für eine echte Kampfmaschine gehalten. Des Imperators Leben noch mal gerettet, bleibt ein kleines Problem – keine Crew, keine Sklaven, da muss Cäsar und sein schmaler Hofstaat (ausser Mark Anton und Hengist ist nur noch Seneca mit von der Partie) schon selbst zum Paddel greifen. In Alexandria angekommen eilt Mark Anton dem Ruf des Cäsaren voraus zu Cleopatra und informiert sie über den Fehlschlag. Cleo weiss Rat in Form einer Giftschlange: „Ein Biss genügt!“ Mark Anton stimmt zu, nachdem er dem Viech den Kopf abgebissen hat… Aber der wackere Krieger hat auch einen eigenen Plan. Cleopatra soll Cäsar in ihr Gemach locken, und zwar „alone“. „A loan? He needs money?“ fragt die begriffsstutzige Nilkönigin, und es wird noch ein Weilchen dauern, bis die Hübsche den nicht wirklich komplexen Mordplan geistig verarbeitet hat. Immerhin hat sie ein Aphrodisiakum auf Lager, um dem müden Imperator Beine zu machen.

Seneca hat derweil ob der Mangelhaftigkeit eigener Visionen einen örtlichen Wahrsager aufgetan (Jon Pertwee, der „dritte Doktor“ aus DOCTOR WHO in einer Cameo-Rolle) und der unterbreitet dem erschreckten Gallierbezwinger unangenehme Vorhersagungen – er wird zwar in Cleos Bettstatt landen, aber dort reichlich erdolcht enden. Während die Sklaven inzwischen auch in Alexandria angekommen sind, pondered Julius sein Schicksal mit Mark Anton. Letzterer sieht das alles nicht wirklich tragisch (wen wundert´s?) und verabschiedet sich zu einem Date. Da hat Seneca eine Idee: Cleo kennt Cäsar ja nicht persönlich, also könnte man doch einen anderen Kerl in Cleos Falle schicken, und dafür bietet sich der unverwundbare Hengist doch geradezu an, oder nicht? Gesagt getan.

Mark Anton versteckt sich bewaffnet unter Cleos Bett, und wie´s der Deibel so will, treffen zeitgleich auch Horsa und seine Galeerenfreunde ein und laben sich nach erfolgtem Einstieg in den Palast (man sollte doch nicht ebenerdig bauen) erst mal am vorbereiteten Festmahl, das zu Horsas Begeisterung von seiner alten Flamme Gloria gedeckt wird. Hengist und Cäsar eilen in vertauschten Rollen zum Rendezvous, Seneca (den alten Lustgreis will keiner dabei haben) folgt getarnt in einer Riesenamphore. Cleo lässt sich stilecht im Teppich von ihrem taubstummen Bodyguard anliefern, wird beim Auspackversuch von Hengist allerdings crashend in den nächstbesten Tisch geschickt und ist etwas benommen. Aber rasch geht´s ans Geschäftlich-Politische. „I don´t make alliances in public“, lockt Cleo den vermeintlichen Cäsaren in ihr Gemach, und ein Schluck aus der Aphrodisiaka-Flasche weckt auch in Hengist die Fleischeslust (allerdings muss man ihn erstmal davon abhalten, an Ort und Stelle seinen Imperator zu vernaschen). Seneca und Cäsar beobachten versteckt, was im Schlafgemach vor sich geht, wo Hengist, ganz Hengst (ha-ha, ich kann auch Wortspielen…) sich aufs Bett stürzt, mit den erwarteten gar lustigen Resultaten (sprich: einem zusammenkrachendem Four-Poster und einem verblüfften Mark Anton, als der schwertzückenderweise unter der Wreckage hervorkriecht). Rechtzeitig greift Horsa ein, so dass Hengist, Cäsar und eben Horsa die Flucht aus der Bettfalle gelingt. Als dem Trio aber der Cleos Bodyguard im Weg steht, entreisst Cäsar Horsa das Schwert und drückt es Hengist in die Hand („er ist der Beste“). Hengist sieht sich einem recht aussichtslosen Kampf gegenüber, hält sich aber wacker und greift schliesslich zur unsportlichen Methode, seinen Gegner von hinten zu durchbohren. Da es ausser dem Taubstummen offenbar kein weiteres Wachpersonal gibt, können unsere Helden sich über die Balkonbrüstung in Sicherheit stürzen (inklusive Seneca samt Amphore), nicht ohne dass sich Hengist des Liebestranks bemächtigt…

Wrap-up-Time… Cäsar erreicht mit heiler Haut Rom, nur um dort von seiner undankbaren Senatorenmeute samt Brutus gemeuchelt zu werden (und nun wirklich seine Sterbe-Rede zum Besten geben zu dürfen), Horsa ehelicht (per britischer Keulenschlagmethode) seine Gloria, Hengist gründet Liebestrank sei Dank eine Grossfamilie und Mark Anton und Cleo – leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage (was historisch betrachtet bekanntlich ein Trugschluss ist…). THE END.

CARRY ON CLEO ist zweifellos einer der Höhepunkte der britischen Comedy-Serie – ob das daran liegt, dass sich das Team hier ausnahmsweise mal einer „klassischen“ Vorlage bedient und sich daher storytechnisch auf das Ausdenken von Gags beschränken konnte, ohne noch gleich eine ganze Geschichte stricken zu müssen? Möglich. Vielleicht aber auch deswegen, weil CARRY ON CLEO im Vergleich zu fast allen seiner „Kollegen“ so aussieht, als hätte der Streifen wirklich eine Stange Geld gekostet. Die für Serienverhältnisse opulente Ausstattung mit aufwendigen Sets wurde möglich, weil Produzent Paul Rogers auf die Bauten einer gewissen Hollywood-Grossproduktion gleichen Themas zurückgreifen konnte (wegen zu ähnlichem Posterartwork wurde Rogers auch noch von den humorlosen Hollywoodfritzen erfolgreich verklagt). So hat man denn auch zumindest optisch den Eindruck, einen der zeitgenössischen grossen Historienschinken zu sehen, wähernd man bei vielen anderen Carry-On-Filmen den Eindruck haben konnte, einer unterbudgetierten Fernsehproduktion beiwohnen zu dürfen.

Die Story selbst orientiert sich eher lose (äh, das wundert hoffentlich niemanden) an der dramatischen Vorlage und findet genügend Gelegenheit für manchmal weniger, meist mehr gelungene Gags. Während manche der Witze selbst für die Serie ziemlich schwachsinnig sind (so debattieren Hengist und Horsa zu Filmbeginn über Brontosaurier), ist das Gros der Pointen erstaunlich treffsicher, wobei sich Sightgags, Slapstick-Sequenzen mit einem grossen K für Komedy und Wortwitz abwechseln, wobei vor allem die Wortspielereien gelegentlich ins Anzüglich-Zotige abgleiten (z.B. „spiel nicht mit deinem Ding“, als Hengist mit seinem Schwert herumalbert). Gut, das ist das Niveau, dass man von der Serie erwartet – wie erwähnt, intellektuelle Höhenflüge oder tiefschürfende Hintergründigkeit sind der Carry-On-Filme Sache nicht, und, liebe Genossinnen und Genossen, das ist auch gut so. Für jeden John Cleese muss es auch einen Benny Hill geben, sonst ist die Angelegenheit nicht ausgewogen. Und fairerweise muss man zugeben, dass das Gag-Niveau immer noch deutlich über dem steht, was a) die Carry-On-Filme aus den Siebzigern, als sich das Witzpotential auf diverse sexuellen Anzüglichkeiten kaprizierte und b) uns Major-Filmemacher mit sogenannten Komödien wie AMERICAN PIE, TOMCATS oder PARTY ANIMALS (nicht, dass ich vorhätte, letzteren anzusehen) zumuten. Wobei sowieso festzustellen wäre, dass die Carry-On-Troupe´ im Vergleich zu heutigen Komödianten wie Adam Sandler oder Pauly Shore (den die Welt aber zum Glück inzwischen wieder zu vergessen haben scheint) wie eine Kollaboration von Chaplin, Keaton und den Marx Brothers wirkt.

Womit wir dann auch bei den Darstellern wären. Erfreulicherweise sind ein ganzer Haufen Mitglieder der Stammbesetzung mit von der heiteren Partie. Knautschgesicht Sidney James (der auf mich eh immer wie eine Art britische Walter-Matthau-Ausgabe wirkt) brummt und knurrt sich in einer Prachtrolle über die Laufzeit (eine weitere Parallele zu Matthau: viele Filmfreunde trauen auch James nicht zu, „richtige“ Rollen zu spielen und nicht nur broad comic. Wer mag, kann sich QUATERMASS II ansehen, vor der Carry-On-Serie entstanden, in der James eine herausragende Leistung als tragender Nebendarsteller in einer starken Charakterrolle vollbringt). Kenneth Williams (nach allem, was man so hört und sieht, ebenfalls ein besserer Schauspieler, als er in den Carry-On-Filmen, wo seine Rollen und Performances durchaus von wechselnder Qualität sind, unter Beweis stellen konnte oder wollte) ist ein grandios debil-liebenswerter Cäsar und Charley Hawtrey, der sowieso immer eine Schau ist, ist schon fast unterbeschäftigt mit den wenigen Zeilen, die ihm das Script zubilligt. Ebenfalls wohl mehr um der Stammbesetzung willen dabei ist Carry-On-Inventar Joan Sims, die leider auch nicht allzuviel zu tun hat. Für Jim Dale stellte die Rolle des Horsa nach einigen Cameo-Auftritten in früheren Filmen der Serie die erste Hauptrolle dar – Dale schaffte später den Sprung nach Hollywood, spielte in diversen Disney-Filmen und war einer der wenigen Original-Carry-On´ler, der auch im Abgesang auf die Serie CARRY ON COLUMBUS (in der Titelrolle) dabei war. Dale prägte den bis dahin in der Serie normalerweise für Kenneth Connor (schon eine obskure Wahl) vorgesehenen Spot des romantic lead neu. Connor selbst scheint sich in einer schon fast Mel-Brooks-würdigen Rolle als Hengist wirklich wohl zu fühlen. Und Amanda Barrie als Cleopatra ist die für diese Rolle unabdingbare Augenweide.

CARRY ON CLEO stellt, nicht nur, was die Präsentation des Films anbelangt, sondern auch die Trefferquote der Gags (allein der Running Gag mit Cäsars Reden ist das Ansehen des ganzen Films wert) eines der absoluten Highlights der Serie dar und nimmt mit der James-Bond-Parodie CARRY ON SPYING, dem Fremdenlegionärsepos CARRY ON… FOLLOW THAT CAMEL oder dem späten (und letzten) Volltreffer CARRY ON ABROAD einen Spitzenplatz in meinem persönlichen Carry-On-Olymp ein. Warner Home Video, das mittlerweile die Rechte an der Serie hat, veröffentlichte die Streifen im Vereinten Königreich auf DVD – obwohl offensichtlich als „Collectors Edition“ ausgelegt, krankt der Release an einer ausgemachten Lieblosigkeit – das Main Menu offenbart ganze zwei Punkte (Play Movie und Scene Selection) – bei einer filmhistorisch durchaus interessanten Serie (es dürfte zweifellos die Comedy-Serie mit der längsten Laufzeit sein) drängt es sich doch geradezu auf, die kleine Silberscheibe mit diversen Extras zu füllen – da es Fernsehspinoffs, TV-Specials etc. en masse gab, dürfte es theoretisch doch auch kein Problem sein, das ein oder andere mit auf die Disc zu brennen. Von Kommentartracks und anderen Goodies ganz zu schweigen, aber es hat ja nicht mal für Trailer gereicht. Angesichts der Tatsache, dass der aufgetriebene Print aber vom Allerfeinsten ist und auch der Mono-Ton klar und absolut rauschfrei ist und die Disc zudem derzeit für knapp 10 Euro bei amazon.co.uk zu haben ist, darf man aber auch nicht allzu laut meckern. Wer ein Faible für britischen Humor der etwas derberen Sorte ist (man könnte sagen, Carry on verhält sich zu Monty Python wie Erkan & Stefan zu Loriot), kann sich durchaus den ein oder anderen der Silberlinge in seine Sammlung einverleiben – CARRY ON CLEO sollte in dem Fall unbedingt dazugehören.

Der gefürchtete Partykompatiblitätscheck: Klaro, den Film kann man jeder gutgelaunten Runde bedenkenlos vorführen, da wird sich jeder amüsieren!

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 3

BIER-Skala: 9


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