Into the Dark

 
  • Deutscher Titel: Into the Dark
  • Original-Titel: I Will Follow You Into the Dark
  •  
  • Regie: Mark Edwin Robinson
  • Land: USA
  • Jahr: 2012
  • Darsteller:

    Mischa Barton (Sophie Monet), Ryan Eggold (Adam Hunt), Leah Pipes (Astrid Daniels), Frank Ashmore (Mr. Carter), Melinda Cohen (Penny), Richard Johnson (Peter Monet), Tammy Klein (Mrs. Monet)


Vorwort

Sophie hat innerhalb weniger Monate ihre Eltern an böse Krankheiten verloren – und zudem hat die gottesfürchtig erzogene junge Frau das Problem, dass ihr Vater, ein Pastor, auf dem Sterbebett praktisch seinen Glauben für blöden Tinnef erklärt hat. Das kann schon eine existentialistische Krise heraufbeschwören, erst recht, als Sophie herausfindet, dass ihr Vater mitnichten krank war, sondern nach dem Tod der Frau „nur“ seinen Lebenswillen verlor und sich quasi zu Tode pflegen hat lassen. Sophie fühlt sich verraten, verlassen und generell vom Universum an und für sich beschissen und igelt sich in ihrem WG-Zimmer ein, entgegen des Rats ihres Mitbewohners Sam, doch wieder unter die Leute zu gehen.
Als sie tatsächlich mal versehentlich einen Schritt vor die Tür setzt, wird sie prompt von Adam über den Haufen gerannt. Der sympathische junge Bursche überredet sie dazu, sich einer Führung durch das Appartmenthaus, in dem er wohnt, anzuschließen. In der Hütte, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als „Siechenhaus“ benutzt wurde, soll’s nämlich gar heftig spuken. Man erlebt einen einigermaßen lustigen Abend zusammen, aber Sophie hat trotzdem erst mal nicht vor, sich wieder bei Adam zu melden.

Als sie aber bei sich zu Hause eine rätselhafte Panikattacke erleidet, fällt ihr niemand anderes ein, an den sie sich wenden könnte – und so entsteht entgegen Sophies ursprünglicher Absicht eine Romanze und mit Adams WG-Mitbewohnerin Astrid gewinnt sie sogar noch eine Freundin. Eines weniger schönen Abends verschwindet Adam direkt aus dem Bett, hinterlässt aber eine Blutspur, die in die höheren, unbewohnten und heruntergekommenen Etagen des Gebäudes führt. Die herbeigerufene Polizei entdeckt aber nichts – weder Adam noch die von Sophie und Astrid gesehenen Blutspritzer. Also ziehen die Cops unverrichteter Dinge wieder ab. Sophie und Astrid sind sich aber ihrer Beobachtungen sicher. Sophie ruft Sam zu Hilfe, der seine Freundin Penny mitbringt.

Das Quartett macht sich auf ins oberste Stockwerk – und recht schnell stellt sich heraus, dass diese Etage tatsächlich von Geistern bewohnt wird, und die wollten eigentlich nicht Adam, sondern Sophie holen…


Inhalt

„I Will Follow You Into the Dark“, in Deutschland etwas handlicher „Into the Dark“ betitelt, ist ein derart schönes Beispiel für das, was ich „Festivalhorror“ nenne, dass es mich wundern würde, wenn der nicht in einem der Jahre, in dem ich ausgesetzt habe, auf dem Fantasy FilmFest gelaufen ist (ich hab’s nicht nachgeprüft. Fuck Research!). Will sagen – es ist ein Horrorfilm für Leute, die sonst keine Horrorfilme kucken, und die deshalb, anstatt primär darauf aus zu sein, zu erschrecken oder wenigstens zu unterhalten, so tun, als hätten sie irgendwas weltbewegendes zur conditio humanae auszusagen. Und, auch da schlägt der Film in eine durchaus existente „vogue“, es ist eine Art faith-based movie.

Der entscheidende Konflikt, den Mark Edwin Robinson in seinem zweiten Langfilm beschreibt, ist weniger die direkte Konfrontation mit den Geistern (die spart sich der Film, spoiler voran, auch praktisch tutti komplette für die letzten fünf Minuten auf) als Sophies „Reise“ von der frommen gottesfürchtigen Christin über die totalverweigernde Atheistin zurück zur Person, die an etwas „glauben“ kann (bis hin zu einem zugegeben gleichermaßen konsequenten wie kitschigen Ende). Ich hab damit, obschon selbst Ungläubiger, kein moralisches Problem – religions- oder glaubensbasierte Filme, die ihre „Botschaft“ nicht mit dem großen Holzhammer ins leere Hirn der devoten Schäfchen prügeln, sind für mich absolut valide Geschichten; wie immer kommt’s drauf an, *wie* ein Film eine solche Story erzählt.

Und das ist dann halt der Punkt, wo’s bei „Into the Dark“ hapert – es ist schon eine ziemlich, äh, langwierige Angelegenheit, ehe „Into the Dark“ in die Puschen kommt (und selbst das ist eher relativ zu sehen). Bis wir zu einem Punkt in der Story kommen, den wir wohlwollend als „ab hier wird’s spannend“ bezeichnen könnten, ist der halbe Film rum (und da „Into the Dark“ sich einer deutlich überzogenen 111-Minuten-Laufzeit befleißigt, ist das *ziemlich* spät). Bis dahin müssen wir den Papa unter die Erde bringen, Sophia mit ihrer Sozialphobie ausrüsten, ihre Beziehung mit Adam anbahnen (wobei kurioserweise die Vertiefung der Beziehung erst durch ein Rudel kurzer Flashbacks im zweiten Akt verdeutlicht wird, was auch für Sophias Entdeckung des sort-of-Freitods ihres Vaters gilt) und ein bissl foreshadowing betreiben.

Leider wird’s, sobald wir in den „Spannungspart“ übergehen, nicht *viel* aufregender. Der Score bemüht sich zwar, mit dem „Conjuring“-Gedächtnis-bla-bla-BLAAAA-Gedonner Gruselstimmung aufkommen zu lassen, aber es gibt nicht wirklich viel, was man als „Scares“ durchgehen lassen kann, und letztlich passiert beim Durchsuchen der 43. Etage auch nichts sonderlich denkwürdiges, bis Sophia via einer kryptischen Botschaft eines Geistes auf den entscheidenden Trichter kommt, wie sie zu Adam finden kann (die so kryptisch allerdings auch nicht ist. Wer mehr als anderthalb funktionierende Hirnzellen sein Eigen nennt, wird *sofort* raushaben, was die Lösung ist). Ein bisschen wird die Spannungsschraube dann in der letzten Viertelstunde angezogen, aber bis auf einen ziemlich unverständlichen character turn (der aber schnell wieder negiert wird) ist, wird das auch niemanden, der mehr als zwei Geisterfilme kennt, in Angst und Schrecken versetzen.

Handwerklich ist das alles durchaus sorgfältig gemacht und hübsch gefilmt, die wenigen Special FX im Schlussakt fügen sich recht harmonisch ein, aber es ist alles zu lang, zu ausgewalzt. Mischa Barton („Bunker“, „O.C. California“) und Leah Pipes („The Originals“) spielen zwar unter Berücksichtigung ihres Materials sehr gut, aber es reißt nicht wirklich mit, und, naja, das Hauptproblem ist wirklich, dass sich die Message („man MUSS an etwas glauben“) und die Umsetzung als Spukhaus-Film nicht wirklich zufriedenstellend zu einem glaubhaften Narrativ verbinden.

So bleibt „Into the Dark“ durchaus gut gespielte und schön gefilmte, aber letztlich ziemlich nichtssagende Langeweile. Ideal festival fodder, therefore…

2/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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DMJ
DMJ
23. März 2017 21:55

„dass ihr Vater, ein Pastor, auf dem Sterbebett praktisch seinen Glauben für blöden Tinnef erklärt hat.“

Um diesen jüdischen Witz zu klauen: Ach was! Der wollte nur, dass ein Atheist stirbt, als einer aus seinem Team.

‚“I Will Follow You Into the Dark“, in Deutschland etwas handlicher „Into the Dark“ betitelt‘

Handlicher und uncooler.