Into the Blue

 
  • Deutscher Titel: Into the Blue
  • Original-Titel: Into the Blue
  •  
  • Regie: John Stockwell
  • Land: USA
  • Jahr: 2005
  • Darsteller:

    Paul Walker (Jared), Jessica Alba (Sam), Scott Caan (Bryce), Ashley Scott (Amanda), Josh Brolin (Bates)


Vorwort

Auf den Bahamas träumen Jared, Typ sympathischer Loser, und seine superattraktive Freundin Sam von besseren Zeiten – Jared würde gerne in den karibischen Gewässern nach versunkenen Schiffen und den darin gebunkerten Schätzen suchen, doch fehlt’s ihm am nötigen Grundkapital. Als sein bester Kumpel Bryce, Karriereanwalt in New York, mit seiner aktuellen Flamme Amanda auf Besuch vorbeischaut, geht’s aufwärts – Job-sei-dank verfügt Bryce über eine Villa und ein Motorboot. Beim Tauchgang aus Spaß stößt der fröhliche Vierer tatsächlich auf zweierlei – antike Relikte eines Schiffswracks und ein abgestürztes Flugzeug voller Kokain. Bryce und Amanda lockt das schnelle Geld in der Drogenbranche, doch Jared und Sam legen ihr Veto ein, zumal die geborgenen Antiquitäten auf einen viel größeren Schatz hindeuten: die „Zephyr“, ein millionenschweres Piratenwrack. Dennoch drohen unsere Helden sprichwörtlich vor der Schatzkiste zu verhungern – für eine professionelle Bergungsaktion fehlen Equipment und Geld. Bryce fädelt einen Deal mit dem Teufel ein, er versucht ein wenig von den gefundenen Drogen zu verhökern, dummerweise grad bei dem, der meint, sowieso rechtmäßiger Besitzer des abgetauchten Koks zu sein. Drogenlord Reyes verlangt ultimativ die Herausgabe des restlichen Stoffs. Geistesgegenwärtig verlangt Jared Geld, um Bergungsgerät anzuschaffen und plant, sowohl die Drogen zu bergen als auch das „Zephyr“-Wrack zu suchen. Sam will mit solchen Deals nichts zu tun haben und klinkt sich aus. Den verbliebenen drei Streitern misslingt der Tauchgang aufgrund einer bedauerlichen Haiattacke, die Amanda das Leben kostet. Dadurch verstreicht die von Reyes gesetzte Frist, aber der kann dagegen aufgrund eigenen gewaltsamen Ablebens nichts einwenden. Da gibt’s nämlich noch jemanden, der hinter dem Koks her ist wie der Teufel hinter der lieben Seele…


Inhalt

Ich weiß schon, warum ich diese Sorte Film normalerweise nicht bespreche – es fällt mir einfach nicht wahnsinnig viel dazu ein. Versuchen können wir’s ja trotzdem. Was uns das Dreamteam John Stockwell (Regie, „Blue Crush“, früher auch gern mal Darsteller in Albert-Pyun-Filmen wie „Radioactive Dreams“ oder „Dangerously Close“) und Matt Johnson (der fulminante Drehbuchautor, der der Welt den wissenschaftlichen Lehrfilm „Hart am Limit“ schenkte) in Form von „Into The Blue“ nahe bringen möchte, ist diese typische Hollywood-Nichtigkeit, die für’nen Direct-to-DVD-Release zu teuer war, aber als großer Sommer-Event-Blockbuster dann auch nicht genügend her gibt, und das trotz zweier heißer neuer Stars. Das US-Publikum sah das ähnlich, strafte den Film größtenteils mit Nichtachtung und ließ ihn an den Kinokassen mit einem mäßigen 18-Mio-Dollar-Einspiel ziemlich verhungern.

Ist jetzt auch keine große Überraschung, denn den Film gab’s im groben und ganzen schon mal vor ungefähr stückers 25 Jahren, nannte sich damals „Die Tiefe“, basierte auf einem Roman von „Der weiße Hai“-Schreiberling Peter Benchley und zog damals schon nicht die Wurst vom Teller. Das immerhin war auch den hiesigen Machern klar – nur eine Geschichte um’s Bergen alter Schiffswrack, das ist nicht genug des Thrills für das heutige Kinopublikum. In solchen Fällen bietet sich das bewährte Plot Device „verlorene/geklaute Drogen“ immer wieder an, um einer ansonsten eher biederen Geschichte das vermeintlich notwendige Maß an Action und Spannung einzupflanzen (gut, auch „Die Tiefe“ hatte sich schon dahingehend orientiert, aber da ging’s noch nicht um sich gegenseitig hintergehende Drogenbarone).

Im Falle von „Into the Blue“ hilft das allerdings nicht wirklich. Die Story ist in allen Belangen recht dümmlich (naja, wir wissen, von wem sie ist, allerdings ist sie nicht ganz so debil wie die von „Hart am Limit“) und basiert grundlegend auf dem Missverständnis, dass irgendein Zuschauer es interessant findet, wie Jared seinem Diplom-Arschloch-Kumpel Bryce (der alle Vorurteile gegen Anwälte erfüllt, die man sich ausdenken könnte, uns über den kompletten Film über als egoistisches gieriges Ekelpaket vorgeführt wird, am Ende aber irgendwie trotzdem der Held des Tages ist und ins Happy End entlassen wird) immer wieder auf den Leim geht. Meinereiner, im Besitz der ein oder anderen funktionierenden Gehirnzelle, sagt sich spätestens nach 30 Minuten „Warum haut Jared dem Idioten nicht ordentlich was auf’s Maul und gut is‘?“. Was Matt Johnson sich darüber hinaus an Plotentwicklung und Überraschungen ausgedacht hat, ist platt, banal, vorhersehbar und immer wieder gern unlogisch und auf Zufälligkeiten angewiesen.

Aber ja, ich hör Euch ja – „Into the Blue“ soll nicht den Intellekt stimulieren. Vergessen wir also die Story ganz einfach, die ist ja eh nur dazu gedacht, um den Film von 110 Minuten IMAX-„Karibikfische in 3D“ unterscheiden zu können. Filmisch ist das ganze natürlich wunderbar anzuschauen; wenn man ein Faible für Unterwasseraufnahmen hat und hauptsächlich damit zufrieden ist, bunte Fische und schöne Menschen immer und immer wieder an der Kamera vorbeigleiten zu sehen. Arg viel mehr tut sich nämlich nicht, die wenigen halbseidenden Actionsequenzen bringt der Film in seinem Schlussakt unter (wie überhaupt die ganze Drogen-Kiste erst nach ca. 1 Stunde in Fahrt kommt). Die Unterwasserfotografie von Peter Zuccarini ist jedenfalls sensationell und dürfte jedem Hobby- und Sporttaucher Tränen der Rührung in die Augen treiben, nur selbst schnorcheln ist echter, vermute ich (als diesem Sport eher nicht zugetaner neutraler Beobachter). Auch über Wasser ist’s ansehnlich, wobei man insgesamt natürlich den Eindruck gewinnen muss, dass mächtig die Werbetrommel für das Tourismusministerium der Bahamas gerührt wird. Alles ist sooo überirdisch pretty & nice & clean, das gibt’s fast gar nicht. Nur hilft’s dem Film nicht per se, wenn er nach Reisevideo aussieht; das Tempo, das Stockwell anschlägt, ist mäßig, viel zu oft verlässt er sich auf die farbenprächtige Szenerie, die erhofften „ooh-aaah“-Reaktionen beim beeindruckten Publikum, und verzichtet daher auf eine echte spannungsgeladene Dramaturgie. In den ersten beiden Akten plätschert der Film vor sich hin und entscheidet sich eigentlich erst im Finalakt dafür, ernstlich eine mitreißende (naja) Geschichte erzählen und zeigen zu wollen. Das ist etwas wenig für den Konsumenten, der mehr erwartet als Bilder auf dem optischen Gefälligkeitsniveau eines TV-Werbesports. Die letzte halbe Stunde ergibt sich zwar kampflos jedem möglichen Klischee (selbst zwei „blutige“, soweit’s das FSK 12-Rating zulässt, Haiattacken), schlägt aber wenigstens eine recht flotte Gangart an.

„Into the Blue“ ist kein Schauspielerkino, hier braucht man keine großen Mimen, sondern attraktive Kleiderständer (bzw. solche, die auch ohne bzw. in sehr wenig Kleidern eine sportlich-gute Figur machen). „The Fast and the Furious“-Haudegen Paul Walker stapft größtenteils emotionslos durch den Film – der Mann ist eine charismafreie Zone, und dass Mimen seines Kalibers heutzutage echt „Star“ werden können, ist ein Armutszeugnis schlechthin für die ganze Branche. Gut, aber wenn’s Eye Candy für die Männer gibt, sollen auch die Frauen ihr Recht haben, attraktiv genug ist er, auch wenn er meines Erachtens nach eher in Rasierwasserwerbespots gehört als in abendfüllende Spielfilme. . Dann doch lieber Jessica „Dark Angel“ Alba, die hier als Projektionsfläche sabberndern pubertärer Teenager beinahe exklusiv im Bikini agiert (man sieht sogar in einer Szene einen Nippel! Ich glaube ehrlich, dass das ein Unfall war…), sich ansonsten auch nicht weiter mit Schauspielerei aufhält und sich darauf beschränkt, gut auszusehen. Scott Caan, Sohn von James Caan, soll angeblich ein ziemlich guter Schauspieler sein (hat sich da was vererbt?), nudelt den Bryce aber als übertriebene Klischee-Bazille runter, wie sie eindimensionaler kaum sein könnte. Ashley Scott (auch in „Dark Angel“ zu sehen gewesen) spielt optisches Beiwerk Nummer 2, und Josh Brolin (der nächste Schauspieler-Filius, sein Papa ist James Brolin, bekannt aus dem „Amityville“-Original) fällt in der Rolle des bösen Schufts auch nicht besonders auf.

Bildqualität: Sony legt den Streifen in ausgezeichnetem anamorphen 2.35:1-Widescreen vor, das besonders die hervorragenden Unterwasseraufnahmen toll zur Geltung kommen lässt. Sollte sich auch auf dem Beamer gut machen. Thumbs up.

Tonqualität: Ich hab mich ausschließlich auf den englischen (Dolby 5.1) O-Ton konzentriert, der sowohl von Verständlichkeit, Klarheit, Rauschfreiheit und Mix her voll zu überzeugen weiß. Deutsche, englische und türkische Untertitel werden mitgeliefert (wobei ich etwas seltsam finde, dass englische und deutsche „Sprachfassung“ des Menüs sich optisch völlig voneinander unterscheiden).

Extras: Aus Zeitgründen (ich hab die Disc nur über den amazon-DVD-Verleih und warte schon wieder auf die nächste…) hab ich mich damit nicht großartig beschäftigt. Geboten wird u.a. ein Behind-the-Scenes, entfernte Szenen und ein Regiekommentar von John Stockwell.

Fazit: Könnte ich eigentlich in vier Worten abhandeln: „nett anzuschauen, aber belanglos“. Schöne Menschen tun dumme Dinge, edel fotografiert, speziell der submarine Part, aber furchtbar unoriginell; ein gelangweiltes Routineprodukt, das hauptsächlich darauf abstellt, seine Hauptdarsteller so keimfrei-jugendfrei-„erotisch“ wie mit einem PG13-Rating nur irgend möglich in Szene zu setzen. Es gibt schlimmeres, was einem an einem verregneten Abend über den TV-Schirm flimmern und knapp zwei Stunden summer dreamin‘ ins Haus bringen könnte, aber man könnte sich ersatzweise auch ’ne Postkarte von den Bahamas ansehen und dazu Reggae hören…

2/5
(c) 2006 Dr. Acula


mm
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