Inside – Deadly Prison

 
  • Deutscher Titel: Inside - Deadly Prison
  • Original-Titel: Inside
  •  
  • Regie: Daryn Tufts
  • Land: USA
  • Jahr: 2012
  • Darsteller:

    Luke Goss (Miles), Paul Rae (Anthony), Isaac C. Singleton Jr. (Russell), Derek Phillips (Grant Carter), Adam Johnson (Barry), Tim Sabuco (Manny), Anthony Gaskins (Tyler)


Vorwort

Im Staatsgefängnis von Huntsville, Texas, laufen die Vorbereitungen für die Exekution von „Barry, the Butcher“ (Adam Johnson, DRAGON WARRIORS, MYTHICA: THE GODSLAYER), einem berüchtigten Massenmörder, der in einem Supermarkt 19 Menschen abgeschlachtet hat, und das „Schlachten“ ist dabei durchaus als wörtlich zu sehen, wobei einige der Opfer rätselhafterweise so aussahen, als hätten sie Selbstmord begangen. Freunde und Verwandte bezeichnen in Fernsehinterviews vor der Exekution Barry als den sprichwörtlichen netten Typen von Nebenan, der keiner Fliege was zu leide tun konnte und der übliche „pillar of the community“ war, und manch einer versteigt sich sogar zu Verschwörungstheorien, wonach hier irgendetwas vertuscht wird…

Vertuscht oder nicht, um Mitternacht wie Barry auf die Exekutionsliege geschnallt und der tödlichen Giftcocktail injiziert. Die Hinrichtung verläuft unerwartet violent, der Delinquent bleibt bei vollem Bewusstsein und windet sich in Zuckungen, bis bei ihm die Lichter ausgehen. Dann gehen die Lichter auch generell in der Hinrichtungskammer aus – und jetzt beginnt der Terror…

Fünf Stunden zuvor tritt Neuhäftling Miles (Luke Goss, BLADE II, KILLING SALAZAR) seine achtzehnmonatige Haftstrafe für Drogenbesitz an. Miles ist zerknirscht – eigentlich hatte er schon Rehab erfolgreich durchlaufen, doch ein Rückfall hat ihm jetzt die Verknackung eingebracht. Er ist gewillt, seine Strafe mit dem geringstmöglichen Widerstand abzusetzen, um dann mit Weib Rachel und Tochter Catherine wiedervereinig zu werden, in der bangen Hoffnung, dass Rachel auch tatsächlich auf ihn wartet. Der Knast von Huntsville leidet völlig unglaubwürdig für eine texanische Justizvollzugsanstalt unter chronischer Unterbelegung – Miles hat eine Zwei-Mann-Zelle für sich allein und im ganzen Zellenbock wohnt nur noch ein einziger anderer Gefangener, in der Zelle gleich neben Miles. Anthony (Paul Rae, TRUE GRIT, TEXAS CHANSAW 3D) hat einen deutlich längerfristigen Mietvertrag unterschrieben, er sitzt schon seit 18 Jahren und wird, wie er auskunftet, noch länger sitzen – was genau seine schändliche Missetat war, mag Anthony allerdings nicht verraten. Nichtsdestotrotz verstehen sich die neuen Nachbarn auf Anhieb ganz gut und Miles ist durchaus froh, jemanden zu haben, mit dem er reden kann.

Dann aber kommt die Nacht – und um Mitternacht bricht im Gefängnis die Hölle los. Nicht, dass Miles und Anthony viel mehr davon mitbekämen als Kampflärm, verzweifelte Hilferufe und Schmerzensschreie, aber es reicht locker, um den beiden einsamen Gefangenen klar zu machen, dass irgendetwas sehr, sehr sehr schlimmes in den Korridoren des Knasts vor sich geht. Eine Durchsage über die Gefängnis-PA, wonach die „Situation“ unter Kontrolle sei, beruhigt für ein paar Minuten, doch dann geht der Zinnober von Neuem los. Irgendetwas oder –wer huscht draußen, auf dem nächsten Korridor vorbei , aber in der Dunkelheit des Zellenblocks im Nachtmodus kann Miles, dessen Zelle etwas näher am „Geschehen“ liegt, nicht wirklich etwas erkennen. Bis Wärter Carter (Derek Phillips, LONGMIRE, SHOOTER) blutüberströmt und hilfesuchend in den Zellenblock stolpert. Die Möglichkeiten zur Hilfeleistung sind für die Eingesperrten verständlicherweise eher limitiert, aber Miles kann immerhin Carters Handy aus seiner Tasche ziehen – der Wärter selbst kann das mangels noch am Ende seiner Arme befindlichen Hände leider nicht mehr, zu Miles‘ Entsetzen. Miles wählt 911 und muss feststellen, dass Notrufe, die von Gefangenen aus einem Gefängnis kommen und dann noch über das Handy eines Wärter, in der Einsatzzentrale nicht sonderlich ernst genommen werden. Bevor Miles Carter bitten kann, den Notfall zu bestätigen, wird der Wärter allerdings von unbekannter Hand einem mutmaßlich höchst unerfreulichen Schicksal zugezerrt… Ein zweiter 911-Anruf ist nicht viel erfolgreicher als der erste. Anthony schlägt vor, eine Vertrauensperson anzurufen, die dann, hoffentlich glaubwürdig, die Behörden, die Armee oder die Justice League alarmiert. Miles ruft sein Frauchen an und nachdem er dieses mühselig davon überzeugt hat, dass eine ernst Notlage vorliegt, aber sie fordert Beweise, die sie den Autoritäten vorlegen könnte, Fotos z.B. Mangels Licht kann Miles nur sprichwörtlich ins Dunkle fotografieren, aber eine… Gestalt, völlig undefinier- oder identifizierbar, kann man mit etwas gutem Willen auf dem Blitzlichtbild ausmachen. Doch just, als Miles das Foto an Rachel schickt, verabschiedet sich programmgemäß der Handyakku. Ob Rachel nun etwas unternehmen wird, ist also völlig offen.

Während also *etwas* durch die Gänge des Gefängnisses schleicht und umbringt, was dort noch kreucht und fleucht, sind Miles und Anthony hilflos und einigermaßen panisch. Wenn man nur aus den Zellen herauskäme… als alteingesessener (hihi) Veteranenknacki hat sich Anthony den Grundriss des Gebäudes und wüsste eine Fluchtmöglichkeit, aber solang niemand die Zellentür aufmacht, hilft das niemandem weiter. Miles verfällt auf den Gedanken, die Toilette seiner Zelle zu demontieren, in der Hoffnung, dahinter auf durchkletterbare Luftschächte o.ä. zu stoßen, durch die man entkommen könnte. Nach ein paar kräftigen Fußtritten bewegt sich der Kasten tatsächlich –Miles findet ein merkwürdiges kleines und alt aussehendes, zugenähtes Mäppchen hinter dem Lokus. Das würde er nun gern aufmachen und nachkucken, welche Geheimnisse sich darin verbergen, aber Anthony hält das für überhaupt keine gute Idee und ist angemessen aufgeregt genug, dass Miles die Öffnung des Mäppchens erst einmal zurückstellt. Nach einer kurzen Denkpause bearbeitet er statt dessen die Toilette weiter und schafft es schließlich, den ganzen Oschi aus der Wand zu kloppen. Bringt nur am Ende auch nicht viel, denn nun hat er zwar ein hübsches Loch in der Wand, doch dahinter verlaufen – große Überraschung – Wasserleitungen, mehr als seine Rübe kann Miles da nicht durchstecken. Dafür macht er andere schockierende Entdeckungen – wer auch immer vor ihm die Zelle bewohnt hat, hat mit Narrenhänden die derzeit von Miles nicht besetzte Pritsche beschmiert, und zwar mit der Zahl 5372. Das wäre vielleicht nur für die Ziehung der Lottozahlen interessant, wäre 5372 nicht exakt Miles‘ Gefangenennummer… Auf peinliche Befragung rückt Anthony damit heraus, dass der Vorbesitzer der Zelle niemand anderes war als Barry, the Butcher (was natürlich Blödsinn ist, weil ein Todeskandidat nicht in der „general population“ des Knasts einsitzt, sondern eben on „death row“. Meine Güte)! Und jetzt, wo die Herrschaften mal so drüber nachdenken, hat der ganze Schrecken ja einen gewissen zeitlichen Zusammenhang mit dessen Hinrichtung…

Jetzt kann Miles sich natürlich nicht mehr beherrschen – vielleicht hat das Mäppchen doch den ein oder anderen Hinweis auf die gerade ablaufenden grausamen Vorgänge. In dem Mäppchen finden sich ein paar alte Papierstreifen, eine schier endlose Namensliste, und in der findet sich auch der Name „Barry“. Aber das wirklich Erschreckende sind die beiden nächsten Namen: Miles und Catherine! Das kann nichts Gutes bedeuten! Endlich einmal kommt der Zufall den Knackis zur Hilfe – wieder stolpert ein Wärter in den Zellenblock, um dekorativ vor Miles Zellentür abzunippeln, aber dieses Mal kommt Miles an den Schlüsselbund ran. Endlich können Miles und Anthony aus ihren Zellen raus und versuchen, dem Wahnsinn zu entkommen. Unterwegs gabeln sie noch einen weiteren Häftling, der die Nacht wider Erwarten bis dato überlebt hat – Russell (Isaac Singleton Jr., FLUCH DER KARIBIK, DIE WUTPROBE), und der würde Miles ab liebsten prophylaktisch abmurksen…


Inhalt

High-Concept-Horror ist etwas, vor dem ich erst mal von Haus aus ein bisschen Angst habe – vor allem, wenn ich beim FantasyFilmFest damit konfrontiert wurde. Einen Film auf ein Gimmick zu konzentrieren, ist oft genug schief gegangen (ich will nicht darauf rumreiten, wie viele Found-Footage-Filme es gibt, die tatsächlich was taugen. Das können langjährige Sägewerkarbeiter an einer Hand abzählen) und endet oft genug in Egogewichse der Regisseure, die glauben, ach-so-clever zu sein, wenn sie eine vermeintlich todsichere Idee haben, um aus einem mehr oder minder originellen Einfall einen ganzen Film zu stricken. Es klapp halt nur selten so gut wie z.B. bei Kitamuras und Tsutsumis „Duel Project“ (bei dem die Idee eben war, einen Film mit zwei Personen an einer Location innerhalb einer Woche zu drehen), meistens kommt dann eben doch eher sowas wie IRON DOORS oder HANGMAN `bei rum.

Hier ist der große geniale Writer/Director ein gewisser Daryn Tufts (STALKING SANTA, K-9 ADVENTURES: LE GEND OF THE LOST GOLD, und schon allein diese Vita lässt mich nicht sonderlich hoffnungsvoll auf unser heutiges corpus delicti starren), und der möchte wohl nichts minderes als das Genre des Knast-Horrors revolutionieren. Nun hat dieses Genre mit Renny Harlins PRISON bereits einen ungekrönten König und auf den ersten, zweiten und auch dritten Blick spricht nicht wirklich viel dafür, dass Tufts und INSIDE einen erfolgreichen Umsturz anleiern könnten. Aber Ehre, wem sie zumindest ansatzweise gebührt, die Gimmick-Idee, die Tufts hier hat, ist nicht die allerschlechteste…

Nach einen kurzen Prolog in Form einer TV-Reportage, die uns über die Untaten des bösen Schlächters unterrichtet, und der Darstellung der geflissentlich schief laufenden Hinrichtung des Mördersmanns bleiben wir für gut ¾ der Filmlaufzeit (also etwa 60 Minuten) beinahe ausschließlich in den Zellen von Miles und Anthony. Das bedingt zwangsläufig, dass Tufts die Geschichte als „mystery horror“ aufzieht und ein Großteil der garstigen Gewalttätigkeiten, die sich im Horrorknast vollziehen, nur durch die Geräuschkulisse, außerhalb des Sichtfelds unserer Protagonisten, stattfinden, und Miles und Anthony aus der denkbar ungünstigsten Position heraus irgendwie herauszufinden versuchen, was zum Geier eigentlich hier los ist und wie man es anstellen soll, gegen die unsichtbare Bedrohung aus dem Schatten bis zum nächsten Morgen, an dem hoffentlich durch die eintreffende Frühschicht dem Spuk ein Ende gesetzt wird, am Leben zu bleiben. Will man seinen Horror als psychologisches Schauerstück mit starker Mystery-Komponente (weil das, was in den Mauern umgeht, den Protagonisten unbekannt bleibt), ist das durchaus ein probates Szenario, das Daryn Tufts allerdings schon mit einiger Begeisterung selbst sabotiert. Zum einen *wissen* wir ja durch den Prolog zwangsläufig, dass die unbekannte Bedrohung einen sehr direkten Bezug zum exekutierten Massenmörder Barry haben muss (wenn nicht gar deckungsgleich mit ihm ist), dies aber die Sorte Film ist, in dem Hitchcock’sche Suspense nicht funktionieren kann, der Wissensvorsprung des Zuschauers nichts zur Spannungserzeugung beiträgt, weil die Protagonisten notgedrungen völlig passiv sein müssen – sie sind in ihren Zellen eingeschlossen, es kann erst mal nix rein und nix raus, ergo kann sich durch das Herantasten der Figuren an das wahre Geschehen Spannung nur aus dem „wie“ und nicht aus dem „was“ entwickeln, und das ist in diesem Falle ein bisschen dünn, um 60 Minuten zu füllen. Zum anderen durchbricht Tufts sein Konzept mutwillig selbst, indem er immer wieder Zwischensequenzen einbaut, in denen wir kurz quasi „Monster-POV“ beim Krauchen durch die Korridore eingeblendet bekommen und sogar kurz in einen anderen Zellenblock umgeschaltet wird, wo ein schockierter Gefangener beobachten muss, wie sein Zellenkumpel sich selbst an der Zellenwand den Schädel einschlägt (dies, um den – ehrlich gesagt von Tufts auch nur hingeworfenen und nicht wirklich ausgearbeiteten – plot point, wonach das „Unbekannte“ , die dämonische Präsenz, von ihr nicht direkt angegangene Opfer dazu bewegen kann, sich selbst zu töten, exemplarisch darzustellen. Das ist dann halt das Problem, wenn man grundsätzlich mit eine 2-Personen-Cast arbeiten will, aber irgendwo ja auch doch Kanonenfutter braucht, um den Zuschauer bei Laune zu halten *und* die Mythologie des „Dämonen“ zu beleuchten – dann muss man halt ein paar Figuren hinschmeißen, die wir nicht kennen, nicht kennenlernen müssen, und die nach der entsprechenden Szene auch vergessen sind und bleiben.

Aber irgendwann muss der größte Filmstratege ja auch mal die Katze aus dem Sack lassen und sein aufgebautes Mystery auflösen – und es ist wie beinahe immer, das, was in der Hinsicht dann angeboten wird, ist auch hier wieder einmal eine Auflösung, die dem build-up nicht wirklich gerecht wird. Es ist (SPOILER) dann eben doch wieder „nur“ der körpertauschende Dämon, und das Gimmick, dass der sich an einer feststehenden Namensliste entlanghangelt, ergibt nicht wirklich gesteigerten Sinn – sowohl, was die Liste an und für sich angeht (der Dämon *muss* zwangsläufig auch mal in Personen fahren, die nicht auf seiner Liste stehen – das ergibt sich allein schon daraus, dass zwischen Barry und Miles niemand steht, aber ja wohl irgendwer oder –was das Massaker im Knast anrichten muss), und auch, was den „Ausweg“ angeht, den Miles am Ende findet (der Dämon ist vermutlich seit Tausenden von Jahren am Werk und diese auf der Hand liegende „Lösung“ hat vor Miles noch keiner gefunden? I don’t think so). Nun, selbst das wäre eventuell noch ein Problem, dem beizukommen gewesen wäre, aber Tufts gibt für den Showdown dann sein Konzept auf, lässt die Protagonisten ihre Zellen verlassen und führt noch eine neue, zusätzliche Figur mit Russell ein. Und solche Kunstgriffe gehen auch nur selten gut – selbst der ziemlich großartige THE QUIET EARTH wird sukzessive schwächer, je weiter er sich von seinem „last-man-on-Earth“-Szenario entfernt und erst eine, dann noch eine zusätzliche Figur aus dem Hut zaubert (THE QUIET EARTH lässt sich aber dann wenigstens Zeit, um diese neuen Figurenkonstellationen zu entwickeln und daraus Konflikte zu basteln, während INSIDE die Sache mit einem „ist halt noch einer da, shucks“ weg-shrugged, um noch einen Charakter zu haben, den man schockierend abmurksen kann) – der einzige Film, der mir spontan einfällt, bei dem der Bruch des Konzepts wirklich uneingeschränkt funktioniert und der Geschichte eine zusätzliche Dimension verleiht, wäre THE LAST BROADCAST, der seinen Mockumentary-/Found-Footage-Ansatz aber auch nur in den letzten drei-vier Minuten aufgibt und in einen narrativen Spielfilm dreht. Bei Tufts läuft’s dann aber eben nur darauf hinaus, dass der Film, der bis dahin nicht superoriginell war, aber zumindest ein halbwegs stimmiges Szenario etabliert hatte, im Schlussakt gegen die Wand fährt.

Von der filmischen Seite kann man INSIDE so oder so sehen – als einen über zumindest einen Großteil seiner Laufzeit ziemlich atmosphärischen Rätsel-Chiller, der aus der Begrenztheit von Location und Cast etwas kammerspielartiges gewinnt und die klaustrophobische Knastatmosphäre zu seinem Gewinn nutzt, andererseits… ist es natürlich visuell kein besonderes ansprechender Film, der selbst, wenn er wollte, keine große optische Abwechslung in das düstere Dreiviertel-Dunkel des finsteren Zellenblocks bringen kann (weswegen ich auch wieder in gewisser Weise verstehe, warum Tufts da und dort der Versuchung, aus dem Zellenblock herauszugehen und zumindest die Kamera mal ein paar andere Korridore abfliegen zu lassen, nicht widerstehen kann). Dabei könnte Tufts eigentlich schon das Wagnis eingehen, nur bei seinen zwei Hauptfiguren zu bleiben, da wenigstens Luke Goss (kleiner Vorgriff auf die Schauspielerschelte) durchaus in der Lage ist, einen Film dieses Kalibers nicht nur über physische Präsenz, sondern auch sein schauspielerisches Vermögen zu tragen, allerdings ist Kameramann Brian Sullivan (der seine größten Meriten als gedungener „camera operator“ an größeren und erfolgreicheren Filmen wie HEREDITARY oder MIDSOMMAR verdient) nun auch nicht gerade ganz großer Künstler, der aus dem beengten Set und den limitierten Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, durchgängig interessante Bilder zaubern kann. Es ist also insgesamt ein ziemlich un-bunter Film in Braun-, Grau- und Schwarztönen, und um diese visuelle, naja, Ödnis ist vielleicht etwas zu heftig ausgedrückt, aber es geht in die Richtung, also „Ödnis“ durch ein intellektuelles Vexierspiel aufzulockern, ist der Streifen dann eben doch nicht clever genug… Immerhin hält Tufts den Zuschauer lang genug bei Laune, um zumindest Interesse an der Auflösung (oder sei’s wenigstens Interesse daran, wie er die Auflösung versaubeuteln wird) aufrecht zu erhalten, wobei der Film logischerweise kein Turbo-Tempo vorlegt, aber mit seinen ungefähr 80 Minuten Nettolaufzeit den Bogen auch nicht überspannt.

Was den Horror-Gehalt angeht, bekommen wir ein paar solide Splattereffekte, die altgediente Gorehounds aber auch nicht aus den Schuhen hauen werden, und die halbseidenden CGI-Visual-FX… nun, auf die hätte ich dann auch verzichten können.

Dabei ist Goss, wie gesagt, wirklich prima – der hat sich von seinem Boygroup-Sänger-Image aus den späten 80ern längst emanzipiert und beweist, nachdem er sich als solider leading man für B-Action etabliert hat, dass er mittlerweile auch Rollen spielen kann, die über „Jason-Statham-understudy“ hinausgehen (vermutlich ist er mittlerweile ein besserer Schauspieler im Wortsinn als Statham), und hier hat er eine solchen Part, der von ihm große Charaktermomente verlangt (und solche, die er auch allein „bewältigen“ muss, ohne gegen jemanden anspielen zu können), und das macht er wirklich gut. Leider kann sein Kollege Paul Rae da nicht mithalten – Rae ist zwar auch ein gut beschäftigter Profi, aber auf dem doch deutlich niedrigeren Level eines TV-Akteurs, der sich von Gast-Part zu Gast-Part hangelt und nur da und dort in Filmen, und dann auch eher solchen, die doch unter dem Niveau eines typischen Goss-Klopfers spielen, mitwirkt. Für eine schwergewichtige Hauptrolle fehlt Rae dann doch die Routine. Der Rest des Casts hat ein paar Lines hie und da und wird dann abserviert, braucht also keine besondere Erwähnung zu finden.

Die DVD von Maritim/Ascot Elite ist ziemlich besch…eiden. Der 1.85:1-Print kämpft arg mit den naturgemäß durch die spärliche Beleuchtung des Films auftretenden großen einfarbig dunklen Flächen und ergibt sich dann in fröhliche Klötzchenspiele a la Minecraft. Sicher ist das Master bei einer Low-Budget-Operation wie dieser nicht super gewesen und sicher ist es auch nicht einfach, daraus einen ordentlichen Transfer zu basteln, aber das ist schon sehr schlampig und einer einigermaßen zeitgemäßen DVD-Veröffentlichung nicht würdig. Die deutsche Synchro ist sehr mittelprächtig, es empfiehlt sich, ist man des englischen Idioms mächtig, auf die O-Ton-Spur umzuschalten, Untertitel gibt’s leider nicht.

Aus INSIDE hätte man schon einen patenten Mystery-Horrorstreifen bauen können – das Konzept ist brauchbar, das Szenario nicht von Haus aus schlecht, aber der Film verliert mich an einigen lässlichen Detailfehlern, was die Schilderung des Strafvollzugs angeht, ebenso wie an der nicht wirklich logischen (und insgesamt viel zu vagen) Mythologie des Dämons und dem vergurkten Schlussakt. Schade um eine couragierte Luke-Goss-Performance, der legt sich nämlich wirklich ins Zeug. Für große Goss-Fans mag das eben deswegen einen Blick wert sein, aber als Horrorfilm taugt INSIDE nur als Bespaßung für den anspruchslosen Allesseher.

© 2020 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 4


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