Insel des Grauens

 
  • Deutscher Titel: Insel des Grauens
  • Original-Titel: Unknown Island
  • Alternative Titel: Jules Verne - Insel der Dinosaurier |
  • Regie: Jack Bernhard
  • Land: USA
  • Jahr: 1948
  • Darsteller:

    Virgina Grey (Carole Lane), Phillip Reed (Ted Osborne), Richard Denning (John Fairbanks), Barton MacLane (Capt. Tarnowski), Dick Wessel (Sanderson), Dan White (Edwards), Phil Nazir (Golab)


Vorwort

Ich hab ja oft genug darüber geredet, dass das moderne Internet-Zeitalter zu meinem gelinden Bedauern das Abenteuer des „Jagen und Sammelns“ effektiv vernichtet hat. Statt in schmierigen Videotheken nach unbekannten, aber viel versprechenden (und wenig haltenden) Obskuritäten suchen zu müssen, hat nun jeder Depp fast jeden Film der Welt nach zwei Mausklicks entweder bestellt oder direkt auf seine heimische Glotze gestreamt. Da kann man ein bisschen wehmütig werden.
Aber wie ich gestern einmal mehr feststellte – vor Überraschungen ist man auch im Age of Netflix and amazon prime nicht gefeit. Ich wühlte mich durch das (arg übersichtliche) prime-Angebot von „Vintage“-Genrefilmen und hatte mich am Ende dazu entschlossen, den „besten laufender-Baum-Film, der je gedreht wurde“ (Joe Dante), FROM HELL IT CAME, zu streamen. Das Vergnügen brach ich dann aber nach einer Minute peinlich berührt ab – was prime da wagt, als Stream in die Welt zu pusten, war der mit Abstand schlechteste kommerziell dargebotene Print eines „echten“ Films, der sich mir je vorgestellt hat – statt kontrastreichem s/w eine Varianz unterschiedlich blasser Grautöne, der 4:3-Print auf Widescreen-Format gestreckt, und die ganze Chose beginnt dann auch irgendwo mitten im Film in einer Dialogszene, in der die Protagonisten sich schon lang und breit darüber auslassen, wie sie das Monster fangen wollen. Ich hab keine Ahnung, was das soll (oder wie der Print auf unter diesen Umständen auf eine angegebene Laufzeit kommt, die vier Minuten länger ist als das was die IMDb für den ganzen Film ganz angibt), aber ich hatte unter diesen Bedingungen auch echt keine Lust, das rauszufinden. Ich wandte mich daher meiner einzigen anderen Entdeckung im prime-Archiv zu, die eine Sichtung lohnenswert erscheinen ließ – UNKNOWN ISLAND, unter dem Titel JULES VERNE – INSEL DER DINOSAURIER (die Verne-Connection ist natürlich grober Unfug) im zugebuchten Full-Moon-Channel versteckt. Obwohl eine knappe Dekade älter als FROM HELL IT CAME waren bei UNKNOWN ISLAND jegliche Befürchtungen, erneut einen Print jenseits aller Ankuckbarkeitsgrenzen vorgesetzt zu bekommen, unbegründet – für einen SD-Stream sieht dieser Film echt schön aus. Aber taugt er auch was?
 
 


Inhalt

Hey, wir sind sogar in Farbe! Und das bei einem kleinen, unbedeutenden B-Abenteuer-Monster-Heuler aus der bestenfalls zweieinhalbten Liga von 1948! Da gönnten ja nicht mal die Major-Studios ihren Fantasy-Produktionen die teure Einfärbung…
Nach dem Vorspann finden wir uns in einer schäbigen Hafenspelunke in Singapur wieder, wo die beiden Neuankömmlinge, der schnöselige Ted Osborne (Phillip Reed, VOM FBI GEJAGT, DAS LIED DES DÜNNEN MANNES, ZORROS TOCHTER)) und seine schicke Verlobte Carole Lane (Virginia Grey, TARZANS ABENTEUER IN NEW YORK, DIE MARX BROTHERS IM KAUFHAUS, AIRPORT) unwesentlich weniger auffallen als eine Blaskapelle rot-gelb gestreifter Pinguine. Ted ist in der Tat ein wenig besorgt ob der Qualität der Kaschemme, aber Carole winkt ab – „Ich bin in New York in schlimmeren Bars gewesen, und da musste ich Eintritt bezahlen.“ Ich weiß nicht, in welchen Kreisen Carole üblicherweise zu verkehren pflegt und ich will es gar nicht wissen. Das junge Paar ist auf der Suche nach einem gewissen Captain Tarnowski, und ein günstig herumstehender Süffel ist gegen Aushändigung des einen oder anderen Dollars auch gern bereit, die Verlobten in die richtige Richtung zu lotsen.
 
Wäre aber wahrscheinlich gar nicht notwendig gewesen, weil a) nicht sonderlich viele potentielle Kapitäne in der Kneipe rumhängen (jedenfalls nur einer, der eine Kapitänsmütze mit dem Aufdruck „CAPTAIN“ trägt), und b) Tarnowski (Barton MacLane,  DIE SPUR DES FALKEN, ENTSCHEIDUNG IN DER SEIRRA, BEZAUBERNDE JEANNIE), der sich mit seinem Ersten Sanderson (Dick Wessel, DICK TRACY VS. CUEBALL, RIVERBOAT, TARZAN AUF DER SCHATZINSEL) grad ordentlich was auf die Lampe gießt, mit seinem gierigen Stielauge Carole schon beim Eintritt geortet und vorläufige Belegungspläne ausgearbeitet hat – noch bevor Ted und Carole den Capitano ansprechen, hat der mit Sanderson schon gewettet, dass er umgehend mit der attraktiven Dame einen Drink nehmen und noch bevor die Turmuhr läut‘ Freundschaft geschlossen hat. Sanderson hält es für relativ sicher, gegenzuhalten, wird aber einen nicht unbeträchtlichen Teil seiner Heuer abdrücken müssen, denn Ted und Carole wünschen ein geschäftliches Gespräch mit Tarnowski im Kreise eines Drinks oder drei, und davon, dass Tarnowski mit Carole *allein* was einlötet, tja, davon war bei der Wette ja nicht die Rede.
Tarnowski hält es für eine geschäftliche Besprechung angemessen, sich in ein ruhiges Separée zurückzuziehen, doch Ted und Carole weisen darauf hin, dass diese Exklaven der Ruhe besetzt sind. Das kann man ändern. Tarnowski stürmt in ein Separée, das von zwei rumpoussierenden Seemännern nebst Gspusis besetzt ist und sorgt handgreiflich für deren vorzeitigen Abgang, wobei er sich auch von einer auf den Kopf geschlagenen Bierflasche nicht beeindrucken lässt. „Welche Bierflasche?“ erkundigt er sich vielmehr interessiert, als Carole den Vorfall aufarbeitet. Tarnowski ist ein harter Hund, aber das ist nicht der einzige Grund, warum Ted wünscht, den Kapitän samt seinem rostigen Seelenverkäufer für mindestens drei Monate zu chartern.
Ya see, Tarnowski hat einen guten schlechten Ruf als Großwildjäger (Nebenjob?) und kompetenter Logistiker, was den Transport von großem Wild angeht, und, wie Ted sich umständlich ausdrückt, ist er seit neuestem auch in der große-Tiere-Branche, wenn’s ihm auch weniger um Tiger, Löwen oder Elefanten geht, sondern vielmehr um solche, die schon seit Jahrmillionen ausgestorben sind. Tarnowski ist für einen rauen Seebären erstaunlich allgemeingebildet und interpretiert Teds Aussage dahingehend, dass der Yankee auf der Suche nach Dinosaurier-Fossilien ist. Ja und nein, entgegnet Ted, es geht ihm eigentlich schon um lebendige Dinos…
Das macht natürlich eine Erklärung notwendig und die kann Teddybär Eins-Vier auch liefern. Im Krieg war er Marineflieger und verflog sich dank ungünstiger Witterung auf einer Aufklärungsmission völlig. Beim Versuch, wieder zurückzufinden, überflog er eine ganze Kette auf keiner Karte verzeichneter Inseln und auf einer von diesen konnte er ganz deutlich urzeitliche Monster beobachten. Sogar ein Foto (ein drollig gemaltes Motiv…) konnte er knipsen. Da die Sache weder den Kriegsanstrengungen dienlich war noch sich besonders günstig auf die Einschätzung seines Geisteszustands ausgewirkt hätte, machte Ted keine Meldung. Jetzt aber, wo der Krieg vorbei ist, würde er sich die Insel gerne genauer ansehen, dort seriöse Forschung betreiben und mit den Ergebnissen seiner Arbeit und den photographischen Beweisen seiner Entdeckung reich + berühmt werden. Carole, in der Beziehung diejenige mit dem fetten Bankkonto, hat sich der Liebe wegen bereit erklärt, die Expedition zu jedem Preis, den Tarnowski aufrufen wird, zu finanzieren, aber Ted rechnet damit, den Liebeskredit später zigfach mit Zinsen zurückzahlen zu können.
Zu allgemeiner Überraschung nimmt Tarnowski Teds wilde Erzählung reichlich ernst. Warum? Nun, vor ein paar Monaten gabelte er im Südpazifik einen Schiffbrüchigen namens Fairbanks auf, der zu Protokoll gab, nach einem Schiffsunglück auf einer von Monster bevölkerten Insel gestrandet zu sein. Bis dato hielt der Kapitän Fairbanks‘ Geschichte für die Halluzinationen eines amtlichen Saufbolds, aber Teds Story scheint Fairbanks‘ Angaben nunmehr zu bestätigen. Und wie’s der Zufall bzw. der Drehbuchschreiberling so will, versucht Fairbanks gerade in dieserjenen Bar, aufgrund schmalen Geldbeutels mit überschaubarem Erfolg, sich ins Delirium zu trinken. Mit dem Angebot eines Gratis-Drinks lockt Sanderson Fairbanks (Monster-Experte Richard Denning, DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS, CREATURE WITH THE ATOM BRAIN, THE BLACK SCORPION) an den Kapitänstisch, doch als er realisiert, dass der Freischnaps unter dem Vorbehalt des Berichts über seine Insel-Erlebnisse steht, türmt Fairbanks ob der traumatischen Erinnerungen kreischend in die Nacht. Sei’s drum, Tarnowski schlägt hinsichtlich des Chartervertrags ein und Fairbanks, dessen Wert für die Expedition aufgrund der erwiesenen Ortskenntnis als Führer unschätzbar ist, den wird er schon überreden können, sich der Reisegruppe anzuschließen. Schließlich hindert der Umstand, dass man sich in Singapur befindet, keinen taffen Seebären, einen renitenten Alkoholiker zünftig zu shanghaien…
So, und nachdem wir mit dieser EINEN Dialogszene schon ein Fünftel der Laufzeit totgeschlagen haben (ist ja wie bei Tarantino hier), beendet der Film auch erfreulicherweise die Phase „illustriertes Hörbuch“, sondern schickt sich an, die sprichwörtlichen goods zu delivern.
Denn schon einen Umschnitt weiter befinden wir uns auf hoher See und sind nach Teds Berechnungen nur noch drei oder vier Tage von der geheimnisvollen Insel entfernt. Die Stimmung ist daher einigermaßen positiv-optimistisch, und selbst Fairbanks, dem Menschenfreund Tarnowski eine Rasur, einen Haarschnitt und saubere Klamotten spendiert hat, und nun wieder aussieht wie’n Mensch, ist zwar nicht unbedingt happy mit seiner Situation, hat sich aber soweit damit abgefunden und macht zumindest neutrale Miene zum aus seiner Sicht viel zu gefährlichen Spiel. Ein Problem gibt’s aber doch – die Crew… Abzüglich Tarnowski und seiner Handvoll Offiziere besteht die nämlich aus Laksas, mithin also eingeborenen Malayen, und obschon der Kapitän aus allgemeinen Sicherheitsgründen denen gegenüber verschwiegen hat, wohin die Reise geht, sind sie, insbesondere ihr informeller Anführer Golab (Phil Nazir, SÜDSEE-VAGABUNDEN, DER KALIF VON BAGDAD) durchaus in der Lage, sich an ihren elf Fingern abzuzählen, was das Ziel des Törns ist. Und, ungeachtet der Tatsache, dass die Laksas mehrere tausend Meilen von unserer Insel entfernt ihre heimischen Jagdgründe haben sollten, wissen sie über die Monsterinsel bestens Bescheid, und selbstverdinglich stellt ist diese Insel verboten, tabu und allgemein mit einem großen virtuellen „nieeeeemals betreten“-Schild versehen. Golab schlägt also logischerweise eine kleine, feine Meuterei unter Freunden vor, und da der Laksa von Welt sein Tropeniglu nie ohne seine Machete verlässt und die Meuterer zudem ja auch das grün-rose getupfte Element der Überraschung auf ihrer Seite wissen, sind die Erfolgsaussichten der Revolte gar nicht so übel. Bei Nacht + Nebel schleichen sich die bewaffneten Laksa also aus ihren Quartieren und versuchen, die kaukasische Restcrew zu überwältigen. Crewman Edwards (Dan White, AMERICANO, VERMISST IM BERMUDA-DREIECK) kann einen der Meuterer über Bord werfen, aber den restlichen Rebellen gelingt es, die Brücke zu entern und den Steuermann zu erdolchen, bevor Tarnowski und Sanderson sie aber mit Knüppeln zur Räson bringen. Revolte gescheitert, aber offensichtlich ist das in diesen Breitengraden kein Grund für gegenseitige hard feelings, denn am nächsten Morgen ist alles Eitel Freude Sonnenschein, Ted, Carole und Fairbanks scheinen von der brenzligen Situation nicht mal etwas mitbekommen zu haben. Jedenfalls verliert niemand ein Wort über den Vorfall. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.
 
Und schon wenig später ist die Insel in Sicht – schon von See aus können der Kapitän und Sanderson per Fernglas friedlich am Strand grasende Brontosaurier beobachten. Leider ist die Insel von Felsen und Riffen umgeben, so dass das Schiff weiter draußen vor Anker gehen muss und das Landeteam mit dem Beiboot übersetzen muss. Fairbanks weigert sich strikt, einen Fuß auf die Insel zu setzen, überlegt es sich aber kurzfristig anders, als ihm klar wird, dass Carole, die ihm – wie auch immer –zwischenzeitlich ordentlich ans Herz gewachsen ist, sich trotz der von ihm in den buntesten Farben ausgemalten Gefahren nicht davon abbringen lassen wird, ihren Verlobten auf die Insel zu begleiten. Also setzen Tarnowski, Sanderson, Ted, Carole, Fairbanks, Edwards und eine Handvoll Laksas inklusive Golab auf die Insel über und errichten ein paar hundert Meter im Innern der Insel ein Basislager. Fairbanks hat einige grundsätzliche Informationen – während die Pflanzenfresser unter den Sauriern durchaus mal in Richtung Strand pilgern (wie gesehen), um der Konkurrenz an den Wasserquellen aus den Weg zu gehen, bevorzugen die Fleischfresser das offene Gelände im Zentrum der Insel. Beide Arten von Sauriern werden sich allerdings nach Möglichkeit von den Menschen fernhalten, im krassen Gegensatz zum gefährlichsten Predator der Insel, der „haarigen Bestie“, einem aggressiven Gesellen, der dank seines exzellenten Geruchssinn die Humanoiden als potentielles Happa-Happa gezielt aufspüren wird. Eine Information, mit der er aus meiner Sicht durchaus schon etwas früher hätte rüberkommen können, der Schelm.
Das Basislager braucht Trinkwasser, und Fairbanks weiß, wo eine Quelle ist, ungefähr eine Viertelmeile vom Camp entfernt. Die Quelle persönlich aufzusuchen kommt ihm allerdings nicht in den Sinn, und auch Sanderson delegiert die Aufgabe dann lieber an einen Laksa (die das mit dem „verboten“ und „tabu“ nach dem Scheitern ihrer Meuterei aktuell einigermaßen locker sehen). Kaum ist der Malaye aufgebrochen, klingen auch schon seine panischen Schreie aus dem Unterholz. Mit gezückten Knarren eilt der Rest der Expedition dem Wehklagen nach und findet ein Bild des Schreckens vor. Der arme Laksa wird gerade von zwei (pruuust) Tyrannosauri belagert, die sich nicht ganz einig sind, wer den guten Mann, der schon niedergestreckt und schwer verwundet ist, denn nun fressen darf. Aus relativ unerfindlichen Gründen sind sich Tarnowski und die Anderen sicher, dass dem Manne nicht mehr geholfen werden kann, und um ihm das grässliche Schicksal zu ersparen, bei lebendigem Leibe Dino-Chow zu werden, sobald die Rexe-Echsen ausgekaspert haben, wer zum Buffet schreiten kann, erlöst der Kapitän ihn mit einem Kunstschuss (einem am Boden liegenden Mann von hinten in die Brust zu schießen, muss man ja erst mal hinkriegen).
Zum Glück war das Opfer ja nur ein Untermensch, also müssen sich die weißen Chefs nicht zu sehr über den Verlust grämen, und Ted hat zumindest eine aufregende Rolle Film geschossen. Insofern jetzt also alles kein Drama, ne? Naja, zumindest die Laksas sehen das geflissentlich anders und während sie noch ihre Trauergesänge trommeln, diskutieren Golab und seine verbliebenen Getreuen schon, dass auf der ganzen Expedition kein Segen liegt und sie sich, sobald der geeignete Zeitpunkt gekommen ist, verpissen werden.
 
Am nächsten Tag treffen die tapferen Abenteuer zunächst mal auf bodenkrauchende Echsen, die ich zunächst mal der guten alten „kleb ein paar Zacken auf eine arme Monitor-Echse“-Schule zugeordnet hätte, auf den  zweiten Blick dann aber als ziemlich unflexible Puppen zu erkennen sind. Scheinen aber einigermaßen harmlos zu sein und krauchen dann auch wieder ins Gebüsch. Auf der offenen Ebene bietet sich der Gruppe ein wesentlich gefährlicherer Anblick – eine ganze Herde von T-Rexen (also so fünf Stück) hat sich dort versammelt, und offensichtlich ist die Rasselbande heute mit gesundem Appetit auf rohen Amerikaner aufgestanden. Jedenfalls behaupten Tarnowski, Ted und Fairbanks, dass die Rexe angreifen. Gut, dass sie das erwähnen, allein vom Bildmaterial würde ich nämlich eher vermuten, die Saurier würden beherzte Millimeterschrittchen machen. To put it bluntly: You not only can outrun, outwalk, outstroll or outwalk these critters, you probably can out-stand them. Die Forscher sind glücklicherweise bis an die Zähne mit schwerer Artillerie bewaffnet – Tarnowski hat sogar “Gewehrgranaten” und wenn er die ausnahmsweise sogar in die grobe Richtung der Saurier schießt und nicht zehn Meter an ihnen vorbei, zeigen die sogar Wirkung. Einer der Saurier kippt tot um (was lustigerweise daran liegt, dass der arme Stuntman im Saurier-Suit ohnmächtig wurde und aus den Latschen fiel. Regisseur Jack Bernhard fand das dann gut genug, um den Shot im Film zu verwenden) und der Rest sucht (langsam, seeeeehr langsaaaaam) das Weite. Ted filmt wieder wie der Weltmeister persönlich.
Einer der Laksas hält es für eine gute Idee, auf die durchaus vorhandene und augenscheinlich nicht unratsame Möglichkeit, sich von dem Felsbrocken im Meer schleunigst zu subtrahieren, hinzuweisen und Sanderson ist geneigt, dieser Theorie beizutreten. Tarnowski, verständnisvoller Chef, der er ist, reagiert eher unwirsch und mit Handgreiflichkeiten. Chef und Erster beginnen eine amtliche Prügelei. Ein Laksa wittert eine günstige Chance, Tarnowski jetzt unauffällig umzunieten und wirft ein Messer. Nur blöd, dass der Ringelpiez mit Anfassen gerade eine 180-Grad-Drehung vorsieht und sich der Zahnstocher daher fatal in Sandersons Gebälk bohrt. Ein Oopsie! Der Messerwerfer versucht, sich in Luft aufzulösen, wird aber von Tarnowskis humorlosem Revolver niedergestreckt. Wenn hier jemand seinen Ersten Offizier umbringen darf, selbst aus Versehen, ist das nur der Käpt’n. Ted & Co. nehmen’s erneut erstaunlich gelassen. Naja, Sanderson war ja jetzt auch nicht sonderlich wichtig…
Im Camp teilen Fairbanks und Carole eine Art proto-romantischen Moment (Ted ist praktisch exklusiv damit beschäftigt, in seinem Foto-Zelt die Filme zu entwickeln), bei dem er weiter darauf drängt, die Insel so schnell wie möglich zu verlassen. Carole ist ob der bisherigen Erfahrungen zwar offiziell weiterhin ihrem Verlobten gegenüber supportiv, aber der Widerstand bröckelt. Tarnowski gesellt sich dazu, was insbesondere seitens Fairbanks als störend empfunden wird, so dass er sich verzupft. Ganz im Sinne Tarnowskis, denn der wittert nun seine Chance, Carole in den Schlüpfer zu steigen. Er drückt ihr jedenfalls unverlangt einen fetten Schmatzer auf die Lippen, und das wiederum findet Carole erstaunlich unangebracht und verleiht dieser Entrüstung lautstarken Ausdruck, was tatsächlich Ted auf den Plan ruft und der seinerseits gelobt, Tarnowski bei Wiederholung dieses Affronts umgehend zu entleiben. Ich halte zwar seine diesbezüglichen Aussichten für eher gering, aber Tarnowski zieht ob des lieben Friedens Willen für den Moment zurück. Zumal auch anderweitige Schwierigkeiten ihr garstiges Haupt erheben – und das ist wörtlich gemeint, denn das Haarige Biest (dargestellt vom unvermeidlichen Ray – wait for it… „ Crash“ Corrigan in einem extrem schäbigen Gorillaanzug, dem man einen grausligen Raubtier-Fangzahn-Kopf aufgesetzt hat) schaut mal auf einen kleinen Höflichkeitsbesuch vorbei. Weiße und braune Männer (und weiße Frau) verschanzen sich hinter einem Felsen und ballern blaue Bohnen auf den Pseudogorilla, bis der sich, unverletzt, aber sauer, verdünnisiert.
Carole sieht jetzt doch den Zeitpunkt gekommen, Ted zur Rede und Sinn und Umfang der ganzen Unternehmung vorsichtig in Frage zu stellen. Ted hat aber noch nicht genug Fotos! Kreisch! Carole quengelt aber lange genug rum (und, naja, wenn sie wollte, säße sie ja auch rein finanztechnisch am längeren Hebel), bis Ted wie ein braver zukünftiger Ehemann einknickt und zustimmt, dass die Expedition am nächsten Tag beendet werden soll. Schön und gut, aber da hat Teddy die Rechnung ohne den Wirt, der in diesem Fall ein Kapitän ist, gemacht. Tarnowski hat mittlerweile nämlich auch ein paar mentale Hochrechnungen vollzogen und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Caroles Kohle für die Charter zwar nett ist, er aber Gazillionen an Zaster verdienen könnte, gelänge es ihm, eins der fröhlichen Urviecher lebendig einzufangen und in die Zivilisation zu schaffen. Wir erkennen: im Universum dieses Films ist KING KONG nie gelaufen (und schon gar nicht SON OF KONG, sonst wüsste Tarnowski, dass die Rampage, die ein T-Rex gottgegeben anrichten wird, ihn in den sicheren Bankrott treiben wird).
Das Dumme für Ted, Carole und Fairbanks, der dem Gedanken an den Abbruch der Expedition ausgesprochen positiv gegenüber steht, ist der simple Umstand, dass Tarnowski Herr über Schiff und Boot ist, und die verbliebenen Laksa-Schergen um Golab derzeit auffällig unterwürfig-servil agieren. Sie helfen auch Tarnowski beim Errichten einer Barrikade um das Camp aus Ästen und Zweigen. Fairbanks pointed correctly aus, dass ein wütender Saurier sich eher nicht von ein bisschen aufgestapeltem Holz wird beeindrucken lassen, aber soweit hat Tarnowski, dessen ohnehin schon getrübte Zurechnungsfähigkeit durch einen Malariaschub auch nicht verbessert wird,  auch schon gedacht und den ganzen Schmonzes mit Öl tränken lassen. Im Falle des Falles braucht’s dann nur ein Streichholz, und aus der primitiven Barrikade wird eine amtliche Feuerwand, und Saurier oder nicht, so ziemlich alles, was da kreucht und fleucht, hat allerhöchsten Respekt vor Feurio. Als Defensivmaßnahme mag das keine schlechte Idee sein, aber inwiefern das Tarnowski seinem Ziel, einen leibhaftigen Saurer zu fangen, entscheidend näher bringt, bleibt offen. Und wird das für den Moment auch bleiben, denn plötzlich erklingen Schüsse vom am Strand geparkten Boot. Edward ballert da um sich, und worauf er schießt, sind Golab und seine Freunde, die exakt „jetzt“ als den idealen Zeitpunkt ausgemacht haben, um sich das Boot zu greifen und von der Insel zu fliehen.
Das ruft natürlich den Rest der Partie auf den Plan, und während der Kapitän sein Gewehr greift, schnippt er achtlos das Streichholz, mit dem er seine Zigarette angezündet hat, weg. Oh weh. Am Strand müssen der Captain und seine Zwangsgetreuen feststellen, dass Edwards verletzt ist (aber nicht ernstlich, nur mit dem Gebrauch seiner linken Greifgräte wird’s schwierig), das Boot mitsamt den vier Laksas aber bereits in der Brandung paddelt. Brandung ist insofern ein gutes Stichwort, denn die ist, so schätzt der erfahrene Nautiker Tarnowski ein, zu stark für ein paar rudernde Malayen. Weil er sich den Bootklau aber aus Prinzip nicht gefallen lassen kann, erlegt er den mit dem von Edwards erbeuteten Schießprügel rumfuhrwerkenden Golab per Blattschuss. Dessen drei Gefährten scheitern, wie vom Käpt’n vorhergesehen, am starken Wellengang, kentern mit ihrer Schaluppe und saufen unzeremoniell ab. Beats being eaten by a T-Rex, I guess.
 
Während niemand den Laksas eine sonderliche Träne nachweint, ist der Verlust des Boots natürlich schon ein Stimmungsdämpfer, und weil heute Herr Murphy die Saurierinsel besucht, bleibt das nicht die letzte Schreckensnachricht. Über dem Dschungel stehen dichte Rauchwolken… Man eilt zurück zum Camp, doch da ist schon nichts mehr zu retten. Alles, aber auch sprichwörtlich alles, ist abgebrannt (das muss eines dieser sich mit Überlichtgeschwindigkeit ausbreitenden Megafeuer sein. Hat in den zehn Minuten, die der ganze Strandausflug im Filmkontext gedauert haben kann, nicht nur das komplette Camp abgefackelt, sondern ist dann auch von selber wieder ausgegangen). Dieweil Ted zu Caroles Verdruss rumheult, dass nur eine Filmrolle überlebt hat und seine Verlobte geringfügige Kritik an seinen Prioritäten übt, ist das unmittelbare Problem, dass alle Vorräte und Lebensmittel vernichtet wurden. Theoretisch gibt’s natürlich auf dem Schiff genug zu fressen, aber da die Landeparty genug Kram mitgebracht hat, um sich mindestens eine Woche zu verpflegen, wird auf’m Kahn sich erst mal niemand gesteigerte Sorgen um die Landgänger machen. Das ist jetzt doof.
Fairbanks schlägt vor, ein Floß zu bauen. Er ist schon mal mit einem Floß von der Insel geflohen, dann wird das ja auch noch mal klappen. Die Idee wird allgemein für würdig und recht erachtet, man (und frau) macht sich an die Arbeit. Die geht auch munter voran, auch wenn der Captain sich eher an die, naja, überwachende Funktion denn die praktische Handanlegung hält und seinem Flachmann eifrig zuspricht. Fairbanks erwähnt, dass er im Camp ein paar nicht verbrannte Werkzeuge gesehen habe, die man jetzt brauchen könnte und empfiehlt Ted, selbige zu apportieren. Aber Carole meldet sich freiwillig, wogegen erstaunlicherweise nicht mal Fairbanks etwas einzuwenden hat. Dabei würde ich ja schon allein des haarigen Biests wegen Einspruch einlegen.
Andererseits – Carole muss sich weniger Sorgen um das haarige Biest machen als um das nicht so haarige Biest mit der Kapitänsmütze. Der hat nämlich bei einem kleinen Spaziergang ein intaktes Boot entdeckt, das wohl vom Schiffsuntergang, dem Fairbanks entronnen war, übrig geblieben ist, seine Entdeckung aber geheim gehalten und gedenkt nun, sich von den Idioten Fairbanks und Ted abzusetzen, aber für Carole… na, für die hätte er schon Verwendung.  Carole mag begreiflicherweise den Capitano nicht freiwillig begleiten, doch da reckt ein vorwitziger T-Rex sein Haupt durchs Gehölze und JETZT, nachdem sie schon ungefähr dreihundertsiebenundneunzig von den Biestern gesehen hat (und diverse Todesfälle im Zusammenhang mit der ganzen Chose), JETZT fällt sie in Ohnmacht. Weiber. Tarnowski plättet den Saurier mit einer solide geworfenen Handgranate, wirft sich Carole über die Schulter und trabt von hinnen.
Die Explosion der Granate wird auch von Ted, Fairbanks und Edwards vernommen und sie finden sowohl den toten Saurier als auch ein Stück Stoff von Caroles Outfit. Das Trio Infernal zählt die Indizien zusammen und kommt zu dem zutreffenden Schluss, dass Tarnowski nun endgültig ins Land der Beklopptis umgesiedelt ist und Carole entführt hat. Es ist aber auch schon spät, es wird zeitig gegessen und überhaupt, also beschließen die Herren, dass sich eine Suchaktion jetzt auch nicht mehr rentiert. Man wird am nächsten Morgen nach der Vermissten fahnden. Ein Schelm, wer denkt, dass Ted darauf spekuliert, sich die Rückzahlung des Darlehens zu ersparen.
Die Insel ist offenbar größer als wir gedacht haben (Ted vermutete eingangs zehn Quadratmeilen, also sollte man eigentlich von keinem Punkt der Insel an einen beliebigen anderen länger als zwei-drei Stunden brauchen), schlägt auch Käpt’n Blöd ein improvisiertes Nachtlager auf und pennt neben der noch immer bewusstseinstechnisch abwesenden Carole (hui, das ist aber ein schwerer Schock) den Schlaf der Ungerechten. Irgendwann des Nächtens geschehen zwei Dinge – erstens schleicht sich Fairbanks von der Floßbaustelle, hat aber immerhin eine Nachricht für Edwards und Ted hinterlassen, wonach er sich gut genug auf der Insel auskenne, um auch bei stockfinsterer Nacht nach Carole zu suchen, zweitens kommt Carole doch wieder zu Sinnen und richtet begierliche Augen auf des Captains geholsterten Revolver.
Zwar vollführt der Kapitän eine tektonische Plattenbewegung, wuchtet sich aber dann wieder in eine Position, die Carole den Zugriff ermöglicht. Und das Unterfangen gelingt sogar! Das Timing ist auch nicht schlecht, denn eine der Puppenmonitorzackenechsen (die wir bis dato zwar anhand Fairbanks‘ Aussagen zum sauriösen Verhalten unter den ungefährlichen Veganern gezählt hatten) schleicht sich an. Carole ballert das Vieh in den Himmel der schlechten Spezialeffektmodelle. Natürlich hat das Tohuwabohu Tarnowski aufgeweckt und der ist einerseits natürlich ein wenig missmutig ob des Revolverklaus, kann sich aber andererseits auch nicht der Tatsache verschließen, dass der Saurierkill auch seiner Gesundheit zuträglich ist. Nichtsdestoweniger kann er Carole die Bleispritze entwinden und sie auf den heranstürmenden Fairbanks richten. Allerdings hat Carole bei ihrer kleinen Großwildjagd das ganze Magazin verballert und so klickt Tarnowskis Abzugsfinger ins Leere. So können Fisticuffs ausbrechen, in denen Fairbanks eindeutig den Längeren zieht und den fiesen Käpt’n ausknockt. „Er ist nicht schwer verletzt“, beruhigt Fairbanks die geschockte Carole (jetzt endlich ganz Frau, ne) und lässt ihn liegen. Tarnowski ist kein elendes Weib und nimmt sich daher keine mehrstündige Auszeit, sondern kommt umgehend wieder zu sich. Arg viel hat er davon aber nicht, weil sich nunmehr die haarige Bestie zu Wort meldet. Tarnowski erfüllt endlich eine Prophezeihung, die Fairbanks vor dem Landgang gemacht hat („ich möchte sie schreien hören“), und kreischt wie’n Mädchen, während die Bestie ihn verhackstückt.
So’n Käpt’n ist in Sachen Nährwerte offensichtlich nicht besonders ergiebig, denn die Bestie ist nach wie vor hungrig und verfolgt Fairbanks und Carole, die sich unglücklicherweise an einer Steilküste entlanggeschlichen haben. Macht’s natürlich jetzt verhältnismäßig schwer, sich von einer Bestie, die einem anderweitig den Weg abgeschnitten hat, in Sicherheit zu bringen, aber da kommt Genosse Rainer Zufall unseren Helden zu Hilfe – ein T-Rex wandert in den Shot, und offensichtlich können sich Haarbestie und Kurzarmechse nicht so sonderlich gut leiden. It’s KING KONG VERSUS GODZILLA, the garage version, vierzehn Jahre vor dem real deal! Der Kampf ist sogar einigermaßen fair – die Bestie macht ihre geringere Körpergröße (wenn man der Perspektive nachgeht, wohl so dreieinhalb Meter gegen die viereinhalb des T-Rex) durch die größere Beweglichkeit wett. Für die Verhältnisse eines kleinen Monsterkloppers aus Uropas Mottenkiste ist der Fight einigermaßen brutal – die Viecher beißen sich gegenseitig blutig in die Hälse. Nach zwei Minuten Ringelreihen, dem Carole und Fairbanks gebannt folgen (mangels Alternativen, ähm), entscheidet die Bestie das Duell für sich, indem es den Saurier beherzt die Klippe runterschubst. Damit hat die Bestie ihren Aggro-Trieb für heute offenkundig gestillt und trollt sich. Die spät, aber zu spät zu Hilfe eilenden Ted und Edwards können nur noch staunend die am Grunde der Klippe herumlümmelnde Saurierleiche bewundern.
Damit steht dem Verlassen der Insel mit dem fertig gezimmerten Floß nichts mehr im Wege und da uns die Filmemacher weitere nautische Abenteuer ersparen wollen (z.B. wie die Helden im Gegensatz zu den Laksas die gefährliche Brandung meistern), schneiden wir sofort zurück aufs Schiff. Dort stehen Fairbanks und Carole nachdenklich auf das Eiland kuckend an der Reling. Ted gesellt sich dazu, gibt sich geläutert und verspricht, sich, sobald man wieder heimische Gestade erreicht hat, gründlich zu ändern. Auch Carole deutet Redebedarf an, allerdings lässt sie deutlich durchblicken, dass dieses Gespräch für Ted eher unerfreulicher Natur sein wird. Ted kapiert, dass er zugunsten Fairbanks abgemeldet wurde, gibt sich als guter Verlierer und lässt die Frischverliebten rücksichtsvoll alleine… LE END.

Man kann sagen, was man will, aber… UNKNOWN ISLAND ist gar nicht so schlecht. Klar, natürlich kann der Film nie ernstlich darüber hinwegtäuschen, dass er eine mikrobudgetierte B-Produktion eines undistinguierten Poverty-Row-Studios (Albert Jay Cohen Productions, eine Klitsche, die sprichwörtlich NICHTS anderes auf die Reihe gebracht hat) und von dem euphorisch betitelten Vertrieb „Film Classics“, der neben B-Ware hauptsächlich davon lebte, Universal-Klassiker aus den 30ern auf Re-Release-Tour zu schicken, in die Kinos gebracht wurde. Aber dafür ist er – merkliche Schwächen notwithstanding – ziemlich gut geraten…

Regisseur Jack Bernhard ist nicht gerade eine Größe seiner Zunft – ein „Gebrauchsregisseur“ für B-Programmer, der u.a. an der „The Falcon“-Reihe arbeitete und ein-zwei ganz gut beleumundete B-Noirs wie BLONDE ICE oder VIOLENCE ablieferte. Berüchtigt ist Bernhard wohl am ehesten für seine letzte Arbeit, die US-amerikanisierte Fassung von GODZILLA RAIDS AGAIN mit dem Titel GIGANTIS, THE FIRE MONSTER. Aber nur weil jemand jetzt keinen ganz großen Klassiker auf die Beine gestellt hat, muss er ja kein schlechter sein.

Das Script von Robert T. Shannon, der von musikalischen Komödien bis zu Thrillern alles schrieb, was anfiel, aber auch als Romancier tätig war – seine Roman ADVENTURES OF CAPTAIN FABIAN wurde 1951, ohne seine drehbuchtechnische Mithilfe, als DIE TAVERNE VON NEW ORLEANS mit Errol Flynn (der das mit dem Schreiben selbst besorgte) und Vincent Price verfilmt, und Jack Harvey, einem Veteranen aus Stummfilmtagen, der schon in den 10er Jahren Comedy-Shorts inszeniert und darin gespielt hatte, erfindet das Genre des Expeditionsfilms mit Monstereinschlag sicher nicht neu (wobei dieses Sujet 1948 sicherlich noch nicht so abgegriffen war wie es zehn Jahre später sein sollte). Die Blaupause, an der sich Shannon und Harvey entlanghangeln, ist sicherlich KING KONG, aber so, dass die ganze Geschichte für ein sicher insgesamt eher juvenil geprägtes Publikum nicht zu grimmig wurde. Natürlich wird auch hier gestorben – es wäre kein Monsterfilm, wenn es nicht auch einen Bodycount gäbe -, aber ohne den unzweifelhaften und für seine Zeit schier unfassbaren Sadismus der Cooper-/Schoedsack-Produktionen; nicht eben gleich die volle „Kinderfilm“-Dosis wie MIGHTY JOE YOUNG, aber zugänglich und „wholesome“. Immerhin gönnt man sich mit Carole eine einigermaßen progressive Frauengestalt, die in der Beziehung mit Ted nicht nur finanziell die Hosen anhat (aber in der Klimax dann natürlich doch zur rettenden damsel in distress werden muss. Selbstbewusste Weiber schön und gut, aber man darf’s ja auch nicht übertreiben) und mit Fairbanks einen Helden, der mit seiner traumatisierenden Vergangenheit und seinem Einführungs-Auftritt als Alkoholiker-Wrack nun auch nicht das Musterbeispiel eines cookie-cutter-Heroen ist (schon allein die vermeintlich unschuldige Penetranz, mit der Fairbanks sich in die bestehende Beziehung von Ted und Carole drängt, ist ein Plot Device, das wir in der Zeit sicher eher in einem Noir-Thriller vermuten würden als in einem simplen Abenteuer-Fantasyfilm). Recht geschickt ist auch der Heel-Turn von Tarnowski – ja, der ist von Anfang an eher „shady“ und primär am eigenen Vorteil interessiert, aber ihn dann via des Kunstgriffs des Malariaschubs vom „tweener“ zum Full-On-Villain werden zu lassen, ist einigermaßen originell gelöst, und dazu haben wir als „secondary villain“ noch Golab und seine Laksa-Lakaien, die rein sachlich gesehen ja als einzige den wirklichen Durchblick haben, aber eben in der Wahl ihrer Mittel zu undiskriminerend sind, um nicht auf der Bösewichter-Seite der Waagschale zu landen. In gewisser Weise prädatiert der Streifen sogar die erst so Ende der 60err/Anfang der 70er richtig aufblühende „das wahre Monster ist der Mensch“-Attitüde (ja, die klang auch schon in KING KONG durch, aber der steht qualitativ eben so weit über praktisch allen seinen Nach-, äh, -äffern, dass praktisch keiner von denen richtig * verstanden * hat, was eigentlich die Aussage, die Cooper/Schoedsack ja auch schon in THE MOST DANGEROUS GAME postuliert hatten, war), denn bis auf das „haarige Biest“, das nun wirklich boshaft ist, tun die Saurier auf der Insel nur das, wozu die Natur sie vorgesehen hat.

Technisch kombiniert Bernhard die komplett auf der Soundstage geschossenen Aufnahmen der principal actors, die trotz der natürlich deutlich merklichen Studio-Atmosphäre erstaunlich gut funktionieren, mit der Second-Unit-Effekt-Footage, on location in Palmdale und auf Ray Corrigans „Movie Ranch“ geschossen, per Rückprojektion. Das ist sicher leicht zu durchschauen, man hat’s aber auch schon deutlich schlechter umgesetzt gesehen. Hat man das die fünfzehnminütige Eröffnungsszene in der Bar, in der der Streifen tatsächlich beherzt versucht, sich mit einer Expositionslawine totzuquatschen, erfolgreich überlebt, wird man mit einer wirklich flott inszenierten Stunde Rest-Laufzeit belohnt. Zwischen den Saurier-Begegnungen, Monsterattacken und internen Konflikten zwischen den Protagonisten bleibt kaum mal eine Minute Leerlauf.

Tja, und die Monster selbst? Das ist ’ne Gewissensfrage. Man kann das entweder so sehen, dass die Spezialeffekte einen eigentlich ganz patenten Film in den Keller ziehen, ihm dort was über die Rübe hauen und dann vierteilen, oder so, dass sie einen bis dato ganz unterhaltsamen Film durch ihre grandiose Trashigkeit erheblich aufwerten… Sie sind jedenfalls nicht GUT, will ich damit sagen, aber sie sind sehr sehr sehr unterhaltsam. Die Brontosaurier (die nach ihrer Fernglas-Sichtung von See aus nicht mehr auftauchen) und die Kriechechsen sind per Puppetry realisiert. Die Brontos kommen dabei noch ganz gut weg, das sieht * fast * aus wie Stop-Motion (da hilft natürlich, dass die Bewegungen der Brontos sehr limitiert sind und man auch keinen „ganzen“ Bronto sieht), die Echsen… sind okay. Ich hab sie, wie gesagt, zuerst für echte Echsen mit angeklebten Spoilern gehalten. Hätte Bernhard es dabei belassen, sie nur sekundenkurz und nicht ganz zu zeigen, wie eben bei den Brontos, hätte die Illusion etwas Lebendigen vielleicht sogar gehalten werden können, da die Viecher dann aber eben doch in voller Größe und in close-ups an der Kamera vorbeigezogen werden, merkt man schon, das sich außer den Beinen an den Dingern nicht wirklich etwas bewegt. Die T-Rexe sind schon ziemlich armselig, aber, hey, die Produktion hat in ein schlappes halbes Dutzend Monsterkostüme investiert. Ich möchte nicht dringesteckt haben (siehe obige Anmerkung zur Ohnmacht eines Stuntman). Richtig bewegen konnte man sich mit den Kostümen nicht, was die „Angriffe“ schon ziemlich hysterisch komisch macht. Immerhin gibt’s für Nahaufnahmen der gierigen Mäuler wohl auch Handpuppen, die einigermaßen passabel aussehen. Das „Haarbiest“ ist dann schon eine ganz besondere Marke. Ray Corrigan hat sich wohl den schäbigsten seiner Gorillaanzüge ausgesucht, und was die FX-Leute dann als „Kopf“ gebastelt haben, schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht. Ich hab keinen Schimmer, welche Art Tier das Ding dann eigentlich sein soll. Gorilla sicher nicht (manch einer behauptet, es handele sich um ein Riesenfaultier, aber das ist m.E. allenfalls eine riesenfaule Fehlleistung in jeder Hinsicht). Dagegen wirkt Ro-Man realistisch, aber, hey, so wahnsinnig oft sieht man Corrigan im Gorilladress nicht in Farbe.

Die schauspielerischen Leistungen sind passabel. Denning beweist zumindest zuverlässige B-leading-men-Qualitäten, die er später dann ja auch umsetzen sollte, Virginia Grey ist jetzt nicht gerade die Entdeckung einer vergessenen potentiellen Top-Hollywood-Diva, aber allemal tauglich für den offiziellen Frauen-Part. Phillip Reed ist etwas hölzern, aber das passt ja durchaus zum Charakter. MacLane ist als zwielichtiger Kapitän engagiert bei der Sache, und mit seinem „Ersten“ Dick Wessel bekommt er die Chemistry zwischen zwei Berufskollegen, die schon lange zusammenarbeiten, ziemlich gut hin. Ich wiederhole mich – für die Verhältnisse eines billigen B-Abenteuers ist das ein solide arbeitender Cast.

Der Streifen ist in einer der zigtausend Jules-Verne-Boxen von MiG auf DVD erschienen (da sollte ich ihn eigentlich auch rumliegen haben, aber, verdammt, es ist manchmal eben doch bequemer, einen Stream anzuschalten anstatt stundenlang DVDs zu suchen), und der Print dürfte identisch sein mit dem, der auf amazon prime im Full Moon Channel zu finden ist. 4:3, hübsche Farben und eine ordentliche Neusynchro, die zwar, wie die meisten Neusynchros alter Kamellen etwas zu steril klingt, aber zumindest ein ordentliches Synchronbuch und vernünftige Sprecher hat.

Ergo – UNKNOWN ISLAND ist für den Freund naiven Abenteuer-Monster-Kintopp von Anno Dunnemals eine ziemlich sichere Bank. Regie und Schauspiel sind für einen Film dieser Klasse erstaunlich gut, das Tempo ist hoch und lässt keine Langeweile aufkommen, und die Monstertricks, naja… hat man ein Herz dafür, wie unserer Väter Väter mit wenig Geld und viel Improvisationsgeschick Effekte bauten, für die man sich zumindest 1948 als B-Producer nicht schämen musste, dann kann man auch mit den aus heutiger Sicht natürlich unbeholfen und primitiv wirkenden Tricks seinen Spaß haben. Ich hatte ihn allemal und recke den Daumen daher nach oben.

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 7


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