Insel der Dinosaurier

 
  • Deutscher Titel: Insel der Dinosaurier
  • Original-Titel: Dinosaur Island
  • Alternative Titel: Insel der Riesen-Dinosaurier |
  • Regie: Fred Olen Ray, Jim Wynorski
  • Land: USA
  • Jahr: 1994
  • Darsteller:

    Captain Jason Briggs (Ross Hagen)
    John Skeemer (Richard Gabai)
    April (Antonia Dorian)
    May (Griffen Drew)
    June (Michelle Bauer)
    Turbo (Peter Spellos)
    Wayne Kincaid (Tom Shell)
    Sergeant Healey (Steve Barkett)
    Queen Morganna (Toni Naples)
    Buzz (Bob Sheridan)
    Hohepriesterin (Nikki Fritz)
    Jungfrauen-Opfer (Becky LeBeau)
    Tara (Robin Chaney)
    Warrior Girl (Wendy Griffen)


Vorwort

Was tut man als gestresster Reviewer, wenn einen vom Stapel der eigentlich zur Ansicht vorgesehenen DVDs und Videos, die sich so angesammelt haben, nichts so richtig anlacht? Nun, man könnte natürlich in den sauren Apfel beissen, der Chronistenpflicht genüge tun und trotzdem zum bewussten Stapel greifen, aber man kann´s ebenso natürlich auch bleiben lassen und statt dessen in den Fundus bewährten Spassmaterials greifen – und da´s mir heute einfach nicht nach altem Italo-Horror oder Hongkong-Action war, sondern nach plain good ole fun, bot sich einmal mehr ein Werk des badmovies.de-Haus-und-Hof-Regisseurs Fred Olen Ray an. Der Output dieses Knaben kann produktivere Geister als meinen bekanntlich jahrelang beschäftigen, und wenngleich seine neueren, actionorientierteren Werke mir nicht sooo am Herzen liegen, mit seinen „Klassikern“ hat man im allgemeinen eine solide Dosis Fun. Also, ab ins Laserdisc-Archiv (die Älteren unter Euch entsinnen sich vielleicht noch an die kurze Phase der grossen Silberscheiben, die man sprichwörtlich nirgends [zumindest hierzulande] kaufen konnte und die man – potz – sogar noch manuell umdrehen musste!) und Dinosaur Island ausgegraben – passt ja irgendwie auch wieder, jetzt wo RTL gerade Dinotopia ausgestrahlt hat (dem hab ich mich, nicht mal freiwillig, wieder mal gänzlich entzogen). Mein lieber Mr. Ray hatte hier allerdings einen Co-Regisseur, und da dieser niemand anderes als Jim Wynorski (den Stammleser dieser Seiten spätestens von Not Of This Earth her kennen sollten) ist, können wir uns absolut felsenfest sicher sein, dass gewisse hervorstechende Eigenschaften weiblicher Anatomie eine ausgiebige Rolle im nun folgenden Treiben spielen dürften…


Inhalt

Sagte ich was von hervorstechenden Eigenschaften weiblicher Anatomie? Abgesehen davon, dass sie zum grössten Teil aus Silikon bestehen und dazu noch (mitsamt dem Rest des Oberkörpers der Besitzern) blau angemalt sind, bekommen wir die schon vor dem Vorspann in Form derer von Nikki Fritz (und obwohl ich normalerweise kein Freund von silicon valleys bin… Nikki hat das gewisse Etwas). Nikki fungiert hier in einer weitgehend mit dem Rest des Films nicht verwobenen Szene (ja, es gibt ein Tie-in, aber insgesamt sieht es mehr aus wie ein cooler Teaser-Trailer fürs Kabelfernsehen) als „Hohepriesterin“ und hüpft zwischen trommelnden und chaka-chaka-Geräten schüttelnden anderen Jungmaiden in den üblichen cavegirl-Gewändern herum, gibt komische Geräusche von sich und rupft schliesslich einem bedauernswerten weiteren weiblichen Geschöpf, das zwischen zwei Pfosten gefesselt ist, den BH vom Körper – der nächste Satz Titties, bitteschön. Nun hängt die junge Dame, die „OPFER“ quer über die Stirn tätowiert hat (schliesslich haben wir alle unseren King Kong gesehen), nicht aus Jux & Dollerei hier rum, sondern eben wegen Opferzeremonie. Zum üblichen THUMP-THUMP eines sich näherenden Riesenviechs geraten die Mädel (die nicht gefesselten, that is) in Panik und hüpfen kreischend durcheinander, und dann kommt er auch schon – der SAURIER! Und wenn dieser Special FX Shot verdächtig nach Kompetenz riecht, ganz im Gegensatz zu denen, die noch folgen werden, dann liegt das nur daran, dass sich die Macher dieses Werks an der Corman´schen Stock Footage bedienen konnten und hier bei Carnosaur wilderten. Das Schicksal des Opfers können wir uns anhand einer dramatischen Schwarzblende und ebensolcher Schreie bunt ausmalen.

Ein Stock-Footage-Flugzeug macht uns klar, dass wir einen kleinen Schauplatzwechsel vornehmen und wir begrüssen unseren alten Freund, den Erzähler. Dafür ist hier Ross Hagen in seiner Rolle als Captain Jason Briggs zuständig, der uns berichtet, dass wir Zeugen einer der „seltsamsten Geschichten der Militärgeschichte“ werden werden (fraglos). Briggs, seines Zeichens Kommiskopp-Veteran mit 20 Jahren Diensterfahrung, stellt uns seine Reisegesellschaft vor: seinen second-in-command Sergeant Healey („a royal pain in the ass“), den Piloten „Buzz“ Brannigan und die stereotype Dreierbande Turbo (der Fettsack), Wayne „The Brain“ Kincaid (zuständig für die Denkarbeit) und John Skeemer (sprich: „schemer“, ich liebe subtile Andeutungen), „Mastermind“ des Panzerdiebstahls, wegen dem die drei nun in den Militär-Bau einwandern sollen und your generic Sprücheklopfer und Frauenaufreisser (man könnte sich eine überzeugendere Besetzung für diese Rolle vorstellen als Richard Gabai). Bevor nach erfolgter Vorstellung irgendwelche Langeweile auftreten könnte, setzen die Triebwerke des Vogels aus und Buzz kündigt eine Notwasserung an. Die müssen wir uns mal wieder einbilden, denn latürnich stand keine entsprechende Stock Footage zur Verfügung (und Ihr glaubt ja nicht ernstlich, dass die Genossen Fred und Jim am Ende noch Geld für ECHTE eigene Trickaufnahmen ausgeben würden…). So wird der Absturz durch eine POV-Aufnahme auf die sich nähernde Ozean-Oberfläche und einen Fade to Red symbolisiert. Ja, nur selber abstürzen ist realistischer…

Tja, und so sehen wir nach den Opening Titles unsere Gebruchlandeten ein Schlauchboot an einen idyllischen Strand schleifen. Alles ist wohlauf, abgesehen von Buzz, der es irgendwie geschafft hat, sich bei der Wasserung lebensbedrohlich zu verletzen. Eine günstige Fügung des Drehbuchs, äh, Schicksals, genauer gesagt „die seltsame Strömung“ hat auch die Ausrüstung unserer Soldier Boys an den Strand gespült (und säuberlich ungefähr 10 Meter landeinwärts aufgestapelt, in der Tat eine „seltsame Strömung“). Neben Knarren, Munition und Happa-Happa verfügt man zur Freude Skeemers auch wieder über eine Ausgabe des „Playpen“ (und was für eine Sorte intellektuellen Magazins das ist, muss ich meinen werten Mit-GQ-Abonnenten sicher nicht erzählen). Wayne stellt fest, dass die Insel – wir wollen ja nicht unser gutes altes Klischee-o-Meter vergessen – „unchartered“ ist (im Zeitalter von GPS-Systemen sollte man mit diesem Plotpoint etwas vorsichtiger umgehen). Briggs und Healey beschäftigen sich mit dem Funkgerät und Turbo traut seinen Augen nicht, da er ein cavegirl sichtet. Bis der geplättete Fatso sich wieder gefangen und seine Kollegen alarmiert hat, ist das Mädel natürlich stiften gegangen – und gut für sie, denn Healey ist ganz offensichtlich ein Vertreter der „erst schiessen, dann noch mal schiessen, sicherheitshalber noch schiessen und wenn dann noch was übrig ist, Fragen stellen“-Philosophie (klingt wie ein Mann nach dem Geschmack von Dabbeljah, Cheney, Rice und Rumsfeld… sorry, war mal wieder ein politischer… bin auch wieder böse heute). DRAMATISCHE HELDENTODS-MUSIK informiert uns, dass der gute Buzz wohl schon den Löffel zum Schmeissen gefunden hat. „Er muss aus der Sonne raus“, diagnostiziert Wayne „The Brain“. Was tun unsere tapferen Helden also? Sie packen das Schlauchboot und tragen es um einen Felsen herum, um es dann wieder mitten auf einem nicht wesentlich weniger sonnenbeschienenen Strandabschnitt abzustellen. Besser so? Unsere Helden sind zumindest dieser Ansicht und teilen ihre Kräfte. Während Wayne auf den Verletzten aufpassen soll (damit er sich keinen Sonnenstich holt, vermutlich), unternimmt der Rest der Truppe einen Vorstoss landeinwärts. Das Innere der Insel sieht verdächtig aus wie der legendäre Bronson Canyon. Healey traut den eigentlich gefangenen Tunichtguten nicht über´n Weg, und Turbo muss austreten. Bietet ihm Gelegenheit, sich etwas von der Truppe abzusetzen und wieder ein cavegirl zu orten. Sein schriller Schrei führt bei Skeemer zum naheliegenden Verdacht „he caught himself in the zipper again“ und Briggs wortspielt: „Problems with your privates, Private?“ Neinnein, er hat da ein Mädel gesehen… die folgende Szene ist genuinely funny. Turbo will mit der üblichen Handbewegung und dem Spruch „she got…“ die Oberweite des mittlerweile wieder verschwundenen Girls andeuten. „She got hands?“ spekuliert Skeemer. „Noo,“ regt sich Turbo auf. „She didn´t got hands?“ versteht Skeemer das wieder alles falsch. Bevor unsere Freunde Turbo komplett für gaga halten, hören sie fröhliche Plantschgeräusche – und tatsächlich, hinter dem nächsten Felsen spielt eine Handvoll attraktiver cavegirls im Fluss. „Yabbadabbadoo,“ stellt Skeemer fest und stellt sich die durchaus berechtigte Frage: „Who put the hooters on that babes?“ Zur näheren Untersuchung der Angelegenheit kommt es leider nicht, denn Schüsse rufen unsere Helden zurück zum Strand. Dort sieht sich Wayne einer, cough-cough, Dino-Bestie gegenüber, die grauenerregend animiert ist, deswegen offensichtlich schlechte Laune hat und sich recht angriffslustig gebärdet. Hunger hat das Vieh auch noch und schnappt sich deswegen Buzz, um den armen Kerl runterzuwürgen. Selbstredend richtet das Feuer aus allen Rohren beim Dino nichts aus. Das Rudel Höhlenmädchen, das mit Speeren bewaffnet und laut krakeelend den Strand entert, erzielt mehr Wirkung. Mit der raffinierten Technik des Armruderns, Speer-in-die-Luft-stocherns und Kreischen wird der Saurier ins Meer zurückgetrieben (obwohl er nicht wirklich nach einem Wasserlebewesen aussieht…), aber der arme Buzz ist gemampft. Skeemer will mit den Girlies Freundschaft schliessen. „Das sind Wilde!“ warnt Healey. „Darauf zähle ich,“ kalauert Skeemer. Allerdings sind die Mädchen nicht auf Freundschaft aus: „Surrender or die!“ (in akzentfreiem Englisch, no less) Warum? Ganz einfach. Es sind KERLE und das können die Mädels rein grundsätzlich nicht ab. Briggs führt aus, dass er hier die Kommandos gäbe, und das wiederum halten die Girls für einen echt guten Witz. Man stelle sich vor, ein MANN, der KOMMANDOS gibt! Wo doch jeder weiss, dass Männer gehirnlose Tiere sind! (Wo die Girls Recht haben…). Um´s sich nicht weiter zu verscherzen, geben die Soldaten klein bei und lassen sich als Gefangene ins Dorf der Amazonen abschleppen, nicht ohne auf dem Weg dorthin einen verdächtig nach Knetgummi (Play-doh?) aussehenden Brontosaurier zu encountern. Unsere Helden werden der örtlichen Amazonenkönigin vorgeführt – obgleich sie im Film niemals mit einem Namen angeredet wird, hört sie lt. Credits auf die Anrede „Morgannä (negiert ein wenig das etwas später aufgebaute Klischee, dass die Namen der Girls für Nichteingeweihte „unaussprechlich“ sind und krampft verzweifelt darum, die Amazonen zu den Druiden zu linken, wie auch später noch mal versucht wird – ich weiss nicht, wie viele Druiden es im Südpazifik so gab, aber…). Die Queen beschlagnahmt die „Feuerspeere“ der Eindringlinge und lässt ansonsten recht uncharmant durchblicken, dass sie von den Kerlen nix hält und sie, wenn´s nach ihr geht (und nach ihr geht´s nu mal auf dem Inselchen), in den „Pits“ verschimmeln sollen. Nicht mal der Einwand, dass die Jungs vielleicht gesandt worden sein, um die Amazonen von „The Great One“ („Jackie Gleason?“ scherzt Skeemer in vollkommener Verkennung der internationalen Popularität des Komikers) zu befreien, zieht bei der Tante. Befehl ist Befehl und so würden die Knaben einem ungewissen und vermutlich wenig heiteren Schicksal entgegenziehen, würde Briggs nicht ein Handgemenge anzetteln, das ihm und Healey die Flucht ermöglicht. Die drei anderen Delinquenten werden allerdings wieder überwältigt, aber da entblösst Skeemer sein extrem lächerliches Smiley-Tattoo. „Das Zeichen! Unser Erlöser!“ stammeln die Girls. „Richtig. Ich bin´s,“ grinst Skeemer. Okay, dieses Tattoo ändert alles, und erneut werden die Jungs vor die Königin geschleppt. Die ist unimpressed, erklärt das Tattoo für schlichtweg gefälscht, lässt sich aber breitschlagen, die lokale Seherin zu rufen. Die schüttelt ihre Knochen (jetzt so die Tierknochen zum Zukunft-draus-lesen, mein ich) und bestätigt zu allgemeiner Verblüffung, dass die Männer in Erfüllung der steinalten Prophezeihung gekommen sind: fünf tapfere Männer werden aus der See kommen, mitten in einer Hungersnot wie gerade eben (die Maiden sehen aber durchaus nicht verhungert aus), und einer davon wird das „Zeichen“ tragen und „The Great One“ plätten (never mind, dass es ursprünglich sechs Typen waren, wir wissen ja alle, wie unzuverlässig die alten Überlieferungen in Detailfragen sind). Die Königin ist angefressen, aber „sacred scroll“ ist nun mal „sacred scroll“ und so dürfen die drei im Dorf gebliebenen sich einer ausgesuchten Luxusverwöhn-Behandlung erfreuen – je ein Schnucki kümmert sich ausgiebig um die Herren, z.B. waschen die Mädels die Jungs – topless. Ah, that never happens to me. Und vor allem find ich unfair, dass Speckschwarte Turbo Michelle Bauer abkriegt…

Immerhin nimmt sich das Filmchen die Zeit, aufzuklären, woher die Amazonen Englisch können – aber eher unkreativerweise werden dafür die üblichen „Missionare“ verantwortlich gemacht, die dann eines Tages aufbrachen, den „Great One“ zu killen und nie zurückkamen (gähn). Während Briggs und Healey in der Pampa versuchen, Funkkontakt mit der Zivilisation aufzunehmen, vergeblich, of course, erhalten unsere Freunde ihre Schiessprügel zurück, taufen ihre respektiven Bikinimiezen ganz im Sinne ihres eigenen „sacred scroll“, des „Playpen“, auf die Namen Miss April, May und June, überlassen den Mädels das Heft zwengs Studium und machen sich dann auf die Pirsch nach dem „Great One“ (völlig ungeachtet der Tatsache, dass sie überhaupt keine Ahnung haben, wonach sie eigentlich suchen). Was ihnen aber hinter der erstbesten Wegbiegung zu Godzilla-mässigen THUMP-THUMP-Geräuschen über´n Weg läuft, ist die gefährlichste aller Bestien: „Der Sarge-o-Saurus!“ Und Healey ist pissed, wie man so schön sagt. Skeemer versucht Briggs die Prophezeihungs-Kiste zu erklären, aber Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps: „You´re going to jail,“ entscheidet Briggs basisdemokratisch nach dem Motto one man, one vote, so lang es seine ist. Bevor das allerdings ausdiskutiert werden kann, greift ein Triceratops an (der auch nicht wesentlich, aber immerhin etwas besser animiert ist als der Strand-Saurier), verpasst Healey eins mit seinem Horn und befördert ihn so in den Himmel der Drill Sergeants, bevor er durch immensen Munitionsaufwand seinerseits den Abschied einreicht. Selbstredend sind unsere Helden überzeugt, „The Great One“ ins Jenseits befördert zu haben, auch wenn der Triceratops maximal ungefähr Nashorngrösse erreicht und damit wesentlich kleiner ist als der Buzz-futternde Saurier vom Strand. Man eilt zurück zum Dorf, um die frohe Kunde zu verbreiten. June wundert sich zwar, warum ein Gott, und für solche werden unsere Helden scroll-sei-dank ja gehalten, abkratzen kann, freut sich aber über die vermeintliche Abschlachtung des „Great One“ (habt Ihr schon gemerkt, dass ich mir bislang jeden Wayne-Gretzky-Joke verkniffen habe? War nicht einfach…). Aber erst mal müssen wir „unsere Toten begraben“, wie Skeemer feststellt. Good thing, dass die Missionare einen Friedhof (von den Amazonen „Himmel“ genannt) eingerichtet haben (wozu allerdings die per lächerlichem overimposed matte shot eingearbeitete Riesen-Totemstatue gut sein soll, darf man doch wohl mal fragen). Healey wandert unter die Erde, und der am Arm verletzte Kincaid in die Arme seines Girlies May, die nämlich weiss, wie man die blutende Wunde heilen kann. Für Machos erfreulicherweise gehört dazu, dass May sich ihres Büstenhalters entledigt und topless mit ihren magic thingies (und jetzt mein ich ausnahmsweise mal nicht die Boobs) chaka-chaka macht, bevor in eine heisse Thermalquelle gestiegen wird. Das Wasser heilt die Wunde, als wär sie nie dagewesen. „Wie kann ich dir danken?“ fragt Wayne. „Bring mir Seite 34 bei“, beweist May, dass Amazonen durchaus lernwillig sein können – und Wayne ist nur zu gern bereit, seiner Heilerin das Küssen und was sonst noch zu Seite 34 gehört beizubringen…

Endlich hat der Rest der Seilschaft Healey eingebuddelt, da kündigt sich auch schon die Queen an. Angesichts des toten Triceratops freut sich die Amazonenbrigade zwar über den schmackhaften Haufen potentiellen Dino-Steaks, fragt sich aber, wo denn nun der „Great One“ sei. Ha, surprise. Das, was man(n) erlegt habe, sei zwar zum Futtern nicht schlecht, aber ein Baby. Der „Great One“ sei 10mal grösser (hui, das setzt die Messlatte für die Tricktechniker ganz schön hoch). Tja, und blöderweise haben unsere Soldaten ihre gesamte Munition in den Triceratops geballert (die Nahrung könnte also bleihaltig sein), und die Königin stellt amüsiert fest, dass die Kerle versagt hätten und deswegen des Todes seien. Ihre Untertaninnen weisen auf den Umstand hin, dass zumindest Teil 1 der Prophezeihung, nämlich das Herbeizaubern von Mampfbaren in Zeiten des Hungers, erfüllt wäre, aber der Queen ist das wurscht. Und so sieht sich June genötigt, die Königin zu „o-ma-pä („oh my papa?“ wie Skeemer begriffsstutzig nachfragt) herauszufordern, einem „alten druidischen Ritual“, von dem Wayne schon mal gehört hat (wohingehen ich immer noch nichts von Druiden im Südpazifik gehört habe… aber vielleicht lesen wir unterschiedliche Bücher).

Wenn ihr darauf gesetzt habt, dass „o-ma-pä darin besteht, dass die Queen und June leicht geschürzt und mit gespreizten Krallen in einem fackelumringten Kreis aufeinander losgehen, dürft Ihr Eurer kostbaren Sammlung wieder zehn der höchst wertvollen badmovies.de-Gummipunkte hinzufügen. Yeah, it´s catfight time. Die beiden kloppen aufeinander ein wie die Berserker, und nach den üblichen ups and downs (inklusive eines ganz offenbar schröcklich schmerzhaften fiesen Griff der Queen nach Junes Ihrwisstschonwas) gewinnt June die Oberhand und haut die Queen K.O. Ich dachte aus meiner Kenntnis von Abenteuerfilmen aller Art zwar, dass damit nun June offiziell die Stammeschefin wäre, aber die Rolle der Königin bleibt unangetastet – nur die spezielle Entscheidung, die Männer zu killen, wird durch das Ritual überstimmt (was´n Aufwand… wenn man das bei JEDER Streitfrage machen würde… wär sicher lustig im Bundestag, man stelle sich vor, Gerhard vs. Angela, eingeölt im Ring, naja… lieber doch nicht). Partytime! Excellent! Nur Captain Briggs ist verdächtig still – der trauert nämlich dem draufgegangenen Funkgerät nach. Schon tragisch, findet Skeemer, gestrandet auf einer Insel voller knackiger Girls… aber da ist ja auch noch der „Great One“.

Wayne kuriert dieweil im Alleingang die Probleme des örtlichen Obst- und Gemüseanbaus. Die schmackhaften Schmackofatze werden nämlich, bevor sie erntereif sind, von den „small ones“, possierlichen und überaus muppet-esque animierten Schmarotzern, gefressen. Wayne mixt aus Jod, Mückenabwehrspray und Skeemers Rasierwasser (dem Duft nach von May für „Dino-Urin“ gehalten – was´n Glück, dass das auch im angeschwemmten Kampfgepäck mit dabei war) ein wirksames Pestizid (!). Skeemer fällt die plötzliche Abwesenheit seines After Shave durchaus auf, denn ihm schwebt ein romantisches Date mit April vor – vorsichtshalber hat er sich schon nach ihrer Leibspeise erkundigt – Pterodactylus – und so rekrutiert er Turbo, um einen der steinzeitlichen Flattermänner zwecks Brätung zu fangen. Da sich die zwei aber so dusselig anstellen wie Manager der Deutschen Bahn, die das neue Tarifsystem erklären sollen, entkommt der (miserabel animierte) Flugsaurier. Trotzdem macht der Ausflug Sinn, denn Skeemer kann dem armen Turbo seine Minderwertigkeitskomplexe nehmen – der scheut nämlich vor Sexualkontakt mit der schönen June, da er´s noch nie gemacht hat. Skeemer kann beruhigen: „Ist ja nicht so, dass die Mädels hier den Unterschied kennen würden!“ Also, liebe männliche Jungfrauen out there – sucht Euch eine von Höhlenmädchen bewohnte Insel, und ihr habt keine Probleme mehr…

Wayne hat mit seinem aus Dinoknochen und -schädeln (als Petrischalen) improvisierten Labor (echt findiges Kerlchen) ermittelt, dass das Wasser der Insel nicht nur heilende, sondern lebensverlängernde Wirkung hat, was nicht nur erklärt, warum hier immer noch überdimensionierte Echsen rumstrolchen, sondern auch bedeutet, dass die scharfen Geräte hier durchaus ihre zwei-, dreitausend Jährchen auf dem Buckel haben können. „Ich hatte schon immer was für ältere Frauen übrig,“ kalauert Skeemer und führt sein Gspusi zum Diner aus. April enttarnt die als Pterodactylus-Placebo vorgesehene servierte Schildkröte ohne Umschweife als das, was sie ist, findet´s aber trotzdem nett, so dass man zum Kiss-Training (better than Swiss Training, har-har – wie lange hab ich auf DEN Kalauer nu wieder warten müssen??) übergehen kann. THUMP-THUMP. „Hat sich die Erde bewegt?“ fragt die überwältigte April. Tja, schon, aber nicht aufgrund Skeemers Kusskünsten, sondern wegen … dem „Great One“. Kreisch! „Ich hab ihn doch noch nicht mal rausgeholt,“ wundert sich Skeemer, ehe er sich dem übelgelaunten (und again, nicht wirklich überzeugend gestalteten) T-Rex (was sonst) gegenübersteht. Das Liebespaar flüchtet in eine Höhle, obschon April darauf hinweist, dass diese ein „schrecklicher Platz“ sei. Und das nicht nur deswegen, dass dort Gold in Hülle & Fülle rumliegt (und Skeemer sich damit sicherheitshalber die Taschen füllt, obwohl er selbst feststellt, dass er´s hier eigentlich nicht wirklich brauchen tut), sondern auch, weil dort ein weiteres Untier von zweifelhaftem Temperament sein Unwesen treibt. Nämlich das recyclete Monster aus der hier schon ausgiebig gewürdigten Trash-Granate Dark_Universe, dem man allerdings zur Tarnung eine erstaunlich abscheuliche dunkelrosa Perücke aufgepappt hat (!! – muss man gesehen haben). Skeemer rammt dem Viech geistesgegenwärtig einen idyllisch in einem handlich herumliegenden Skelett (inkl. Tropenhelm) steckenden Speer ins Maul.

Dieweil gewährt die Queen dem guten Captain Briggs eine Privataudienz. Getreu dem Motto „die Feinde meiner Feinde sind meine Freunde“ schlägt sie Briggs einen Deal vor – wenn sie ihn mit Waffen und einem Funkgerät ausrüsten würde, täte er dann Skeemer und den Rest der Bande schleunigst von der Insel schaffen, bitte? Aber sicher doch. Und so rückt die Queen damit heraus, dass vor etlichen Jahren schon mal ein „Silbervogel“ vom Himmel gefallen sei – man habe die diversen Gerätschaften, darunter eben die angesprochenen Teile, vergraben. Unbürokratisch drückt die Queen Briggs eine Schatzkarte in die Hand und der macht sich auf die Suche.

Auf dem Rückweg von ihrem doppelten Dino-Encounter kommen Skeemer und April an einem riesigen Ei vorbei – Nachkommenschaft des „Great One“. Skeemer nutzt das für einen Exkurs in Fortpflanzungstechnik bzw. einem Pop Quiz, was April eben darüber weiss (das würde mich allerdings auch mal interessieren – hat mich schon immer gewundert, wie sich Amazonenvölkchen so vermehren). Aprils Antwort ist rührend: „Bringt nicht der Pterodactylus die Babies?“ Uff. Skeemer sieht sich zu sofortigen Nachhilfestunden genötigt (insert ausführliche Softsexszene hier).

Waynes Pestizid erweist sich als Wundermittel – schon nach EINEM Tag karren die Schnuckis reichliche Ernte von den Feldern, während Briggs von seiner Schatzkarte auf den Friedhof geführt wird, zu einem mit japanischen Schriftzeichen, äh, beschrifteten Grab (das wirft gleich mal mehrere Fragen auf: warum der Terz mit der Karte, wenn die Queen Briggs einfach hätte sagen können: „Schau mal im Grab mit den Schriftzeichen nach!“ und WER hat dieses Grab eigentlich beschriftet??? Können die Mädels auch noch japanisch? Echte Sprachtalente!!). Briggs macht sich ans Wert (herzig, wie Ross Hagen alle fünf Sekunden die Karte checkt, selbst nachdem er das Grab bereits geöffnet hat!!!) und fördert antike Vorderlader, Munition, Handgranaten aus WW2-Beständen und ein vorsintflutliches Funkgerät zutage, während Wayne versucht, der heftigst silberblickenden May die Liebe zu erklären versucht…

Tja, alles könnte tippi-toppi sein (vor allem, wenn sich Briggs tatsächlich an den Deal halten und versuchen würde, schleunigst Abtransport von der Insel zu organisieren, was er aber geflissentlich nicht tut), doch da sei unsere Hohepriesterin Nikki vor, die unsere Freunde vor die Queen zitiert. Ya see, according to the „Sacred Scroll“ (vermutlich vom dreijährigen Adoptivneffen des Production Runners gekritzelt), müsste alle heilige Zeit mal die älteste Jungfrau des Dorfes dem „Great One“ geopfert werden, sonst wird der Dino böse. Tja, und wie´s nun mal so ist, sind April, May und June die respektiven ältesten Dorfbewohnerinnen. „Das ist doch nur alberner Aberglaube,“ erdreistet sich Wayne, ehe ihn die Queen sanft darauf hinweist, dass der selbe Scroll ja für den gegenwärtigen Götter-Status der Herren verantwortlich sei. „Andererseits ist ein ´Sacred Scroll´ ein ´Sacred Scroll´“, leuchtet das auch Wayne ein. (Einschub am Rande: in einer sich offenbar nicht reproduzierenden Community würde ein solches Vorgehen dann zwangsläufig zum Aussterben des Stammes führen; und mal ganz was anderes: was ist eigentlich mit der Queen??? Die ist ja wohl älter als die anderen Girlies – hat die sich selbst entjungfert, um aus dem Rennen zu sein???). Unsere Helden erheben den laschen Einspruch, dass sie ihre drei Grazien baldmöglichst zu ehelichen gedächten. Kein Problem, meint die Königin, bringt mir den Kopf von Alfredo Garcia, eh, ich meine, vom „Great One“ und ihr könnt happily ever after leben. Allerdings ist das nächste Opfer in schlappen drei Tagen fällig. Skeemer und Wayne können dem relativ gelassen entgegensehen, denn sie haben ihre Freundinnen schon aus dem jungfrauentechnischen Spiel genommen. aber Turbo ist bei June immer noch nicht zu Potte gekommen, er will die Beziehung langsam angehen lassen – zwangsläufig erwacht in Turbo der geborene Dino-Killer: „Let´s kick some monster ass!“ Briggs verteilt die Waffen, April, May und June drängen sich als freiwillige Helfer auf und die Queen, die inzwischen, warum auch immer, einen dezenten Crush auf den männlichen Captain entwickelt hat, reicht ihm ein Glückshalskettchen, bevor der Great-One-Killertrupp abzieht und sich in der bewussten Höhle auf die Lauer legt (man kommt natürlich auch am Ei vorbei, was Wayne zum göttlichen Ausspruch: „Mein Gott! Denkt nur an das Cholesterin!“ veranlasst). Anyway, da im Hinterhalt nicht viel passiert, gehen Turbo und June mal kurz spazieren. Turbo greint, dass June sich lieber dem „Great One“ als ihm hingeben würde, aber June korrigiert ihn, dass sie nur „Angst“ hätte. Das hat Turbo auch, und zwar reichlich, womit die Beziehung gekittet wäre und wir in eine Love Scene abgleiten können, die uns die Chronisten dankenswerterweise nicht ausführlich zeigen (abgesehen von dem Gag, den Fred Olen Ray laut eigener Androhung so lange in seinen Filmen bringen wird, bis mal einer drüber lacht: der männliche Protagonist legt seine Hände auf die Brüste der verfügbaren Dame und entfernt selbige wieder mit einem saugnapf-ploppenden Geräusch), denn — der „Great One“ entert das Dorf der Amazonen und veranstaltet dort ordentlich Rampage. Eh. Sort of. Immerhin erkennen wir an, dass die Freunde Fred und Jim tatsächlich Geld für ein Lifesize-Dino-Model ausgegeben haben (wenngleich das mit dem „zehnmal grösser als der Triceratops“ schamlos übertrieben war), allerdings kann selbiges nur ein wenig mit den Armen wedeln und das Maul auf und zu machen, ist ansonsten reichlich immobil. Das Bewegen erledigen dafür die panisch herumrennenden Amazonenmädel und eins davon schafft es, ihren Arm ins Dino-Maul zu bugsieren, um sich beissen und anschliessend blutüberströmt von den Kolleginnen wegschleifen zu lassen (according to Fred Olen Ray war die entsprechende Darstellerin eigentlich Scriptgirl oder sowas bei der Produktion und wollte unbedingt die blutigste Szene des Films spielen – kein grosses Kunststück, ´s ja die einzige…).

Nachdem unsere Helden sich die Nacht über aufgrund der anderweitigen Verpflichtung des „Great One“ königlich gelangweilt haben (mal von Turbo und June abgesehen, hähä), verfällt Wayne auf einen „riskanten“ Plan zur Anlockung des Monsters – man improvisiere einfach eine Opferzeremonie! Als einzig qualifiziert verbliebenes Mitglied der Girl Group (hm, also doch nicht zur Verrichtung gekommen?) wird June an einen aus zwei Speeren improvisierten „Opferaltar“ „gefesselt“, April, May und Turbo sorgen für das chaka-chaka. Der „Great One“ lässt sich nicht lange bitten (was ich schon immer mal fragen wollte: wie merken die Monster eigentlich, dass die Opfer tatsächlich Jungfrauen sind? Optische Überprüfung? Oder riechen Jungfrauen tatsächlich anders?) Okay, Showdown-Time. Die Mädel bringen sich in Sicherheit, die Jungs lassen ihre Wummen sprechen, mit dem zu erwartenden zu vernachlässigenden Effekt, bis Turbo der Kragen platzt und er dem jungfrauenvertilgenden Untier eine Handgranate ins Maul wirft. Dem Dino fliegt der Kopf weg, der Rest bricht tot zusammen – Jubel, Trubel, Heiterkeit!!!

Hochzeitsglocken läuten, naja, nicht wirklich, aber irgendwer spielt den Hochzeitsmarsch und Queen Morganna erklärt Skeemer und April zu „Caveman and -wife“ (!! ARGH!) Turbo und June haben auch endlich nachgeholt, was es nachzuholen galt und die Queen nimmt Briggs zur Seite. „Zu schade, dass Du gehen willst,“ schnurrt die wetterwendige Amazonenkönigin dem Kommissschädel ins Ohr, „wo doch der Stamm einen König brauchen könnte…“ Briggs braucht keine allzulange Bedenkzeit… „Wenn du das SO darstellst…“. Ach, Happy End für alle Beteiligten, so für Skeemer, der mit April auf einem mit „Just-Married“-Schild verzierten Gaul in die Flitterwochen reitet…

Bewertung

Ach ja, das war mal wieder schön… Dinosaur Island ist einer dieser herrlichen B-Filme, der nie etwas anderes sein will als ein lustiger, „cheesy“ B-Film, von der Sorte, die man eigentlich spätestens mitte der 60er Jahre ausgestorben glaubte, und noch dazu einer, der auch beim x-ten Mal Ansehen immer noch heftig viel Spass macht.

Gut, möglicherweise hilft es entschieden weiter, wenn man dem, öh, maskulinen Geschlecht angehört (und dabei bevorzugterweise nicht schwul ist, sondern durchaus auf hübsche Frauenkörper steht), aber vermutlich leihen sich nicht allzuviele schwul-lesbische Gesprächskreise Videos aus, deren Box von einem (ich möcht nicht wissen, auf welche Weise erschummelten) attraktiven Boris-Vallejo-Gemälde geziert wird (und wir kennen ja alle Boris Vallejo – hoffe ich doch zumindest – und seine grandiosen Fra…, eh, Fantasy-Motive).

Nö, die Zielgruppe für diesen Streifen sind vielmehr diejenigen, die Heavy Metal (den Zeichentrickfilm, mein ich jetzt) gut fanden (obgleich ich persönlich den Streifen nu wieder für relativ wertlos halte), oder eben die Freunde von klassischen primitiven B-Fetzern a la Untamed Women oder anderen alten Steinzeit-Cavegirl-Filmen (sowas wie Sex vor sechs Millionen Jahren oder dieser hübsche Raquel-Welch-Klopper, dessen Name mir mal wieder prompt entfallen ist). Also, die Fans anspruchsvoller Unterhaltung sollten tunlichst einen grossen Bogen um diesen Film schlagen… aber die nette Überraschung ist, dass der Humor des Films (der nie verhehlt, dass er nix anderes als eine Komödie ist) zwar von einer recht, öh, schlichtgestrickten Sorte ist, aber einerseits noch Lichtjahre über vergleichbarem Italo-Stuss wie Als die Frauen noch Schwänze hatten steht und andererseits eine erstaunliche hohe Erfolgsquote hat – ja, die Gags sind teilweise echte Schenkelklopfer und entlocken dem schundgestählten Reviewer (sprich mir) selbst beim fünften oder zehnten Ansehen immer noch ein breites Grinsen und heftige Lacher.

Wer fragt da noch nach einem schlüssigen Drehbuch? Ebend, niemand. Warum sollten sich auch Fred Olen Ray und Jim Wynorski mehr Gedanken über die tatsächliche Funktionsfähigkeit eines männerlosen Amazonenstammes machen als die Zillionen anderer Produzenten/Autoren/Regisseure, die uns im Lauf der letzten 50 Jahre mit ähnlichen Plotten gekommen sind und deren Werke heutzutage teilweise als Klassiker des Abenteuer- und/oder Fantasyfilms gelten. Will damit nicht sagen, dass irgendwer in 50 Jahren Dinosaur Island als „Klassiker“ einstufen wird, sondern nur ausdrücken, dass viele Kritiker (und ich will mich da gar nicht ausschliessen) gerade B-Movies neueren Datums viel zu oft ungerechtfertigterweise wegen schwachsinniger Stories abkanzeln, gleichzeitig aber Schund aus den „guten alten Zeiten“, die mit Sicherheit nicht intelligenter geschrieben sind als die Werke eines Ray oder DeCoteau, abfeiern (damit wäre die Selbstkritik für das Jahr 2002 auch abgehakt).

Gut, damit hätten wir dann auch geklärt, dass das Script für Dinosaur Island, erdacht von Bob Sheridan, der uns auch als Dinofutter „Buzz“ erfreut, sicherlich keinen Schuss Pulver wert ist, aber es erfüllt seinen Zweck – es gibt den Protagonisten genügend Gelegenheit, sich mit gefrässigen Dinosauriern und männermordenden und vor allen Dingen leichtgeschürzten Amazonen auseinanderzusetzen und das ist es doch, meine Damen und vor allem Herren, warum wir uns einen Film wie diesen ansehen. Und vor allen Dingen letzteres, also die gut gebauten Damen in äusserst knappen Kostümen, liefert uns dieser charmant-billige B-Spass in rauhen Mengen. Also ist es vollkommen zu vernachlässigen, dass der Streifen ansonsten weitgehend ohne jeglichen Aufwand auskommt – die zwei-drei Sets, die sich der Film gönnt, kann jeder handwerklich begabte Bastler vermutlich für hundertfuffzich Euro aus OBI-Teilen zusammenbasteln, jeder Military-Store liefert für nicht viel mehr Geld die notwendige Army-Ausstattung, und Speere und Knochenmesser kann man sich ja sogar ohne jeglichen Kostenaufwand zusammenkloppen :-). 90 % des Films spielen denn dann auch konsequenterweise in freier Wildbahn.

Und was ist zu den Dino-Effekten zu sagen? Wäre man ehrlich, würde man antworten, am besten so wenig wie möglich, aber wann waren wir hier schon mal ehrlich, kähähä? Nee, also ehrlich, die speziell für den Film auf die Beine gestellten Effekte sind mit „erbärmlich“ reichlich wohlwollend beschrieben (wobei man dem Schöpfer schon mal auf Knien dafür danken mag, dass man sich wenigstens die Zeit für Stop Motion genommen hat und nicht, wie´s heute jeder B-Movie-Produzent so gerne tut, mal eben in fünf Minuten Rechenzeit für lausige CGIs investierte) – speziell der Brontosaurier ist ein Fall für die Lachparade und der T-Rex ist auch ein wahrer Ausbund an Lächerlichkeit. Und abgesehen davon, dass die Effekte nun mal von sich aus nicht wirklich überzeugend aussehen, machte man sich auch nicht die gesteigerte Mühe, mittels ausgefeilter Bluescreen-Arbeit die Illusion zu erwecken, Dino und Schauspieler würden sich tatsächlich in der selben Dimension bewegen. Funktioniert doch schliesslich auch so (und eine gute Entscheidung, das, so macht das ganze richtig schön Spass). Zur Ehrenrettung der Effekttüftler sei gesagt, dass die Laserdisc eine deleted scene bzw. die Urfassung der Strand-Dino-Attacke beinhaltet: ursprünglich wurde für diese Sequenz ein anderes Dino-Modell verwendet – das sieht zwar wenigstens so aus, als könnte es tatsächlich ein im Wasser heimischer Saurier sein – think Titanosaurus -, aber es ist SO abgrundtief miserabel animiert, dass das sogar im Kontext dieses Films aufgefallen wäre).

Nun macht ein charmant-trashiger B-Film nur dann so richtig Spass, wenn die vor der Kamera Beteiligten sichtlich ebenfalls ihren Fun hatten – und das vermittelt Dinosaur Island von der ersten Sekunde (wo die blaugepinselte Nikki Fritz uns ihren Hohepriesterinnen-Kampfschrei vorführt) bis zur letzten Sekunde (wo Gabai und Dorian in die Flitterwochen reiten) noch und nöcher. Ross Hagen ist sowieso einer meiner absoluten Lieblings-B-Moviestars (bin registriertes Mitglied des Ross-Hagen-Online-Fanclubs), ein Meister des scenery chewing und kontrollierten overacting und dabei mit einer gehörigen Portion Screenpräsenz und -charisma ausgerüstet. Hagen in seinem Microbudget-Filmchen zu haben, veredelt jedem Regisseur das Werk (selbst dumpfster Dumpfsinn wie der von mir gefürchtete, da irgendwann mal zum Review anstehende Softsex-Schwachfug Virtual Desire gewinnt durch Hagens Präsenz immensen Unterhaltungswert) und Fred Olen Ray, zu dessen Stock Company Hagen lange Zeit gehörte, weiss bzw. wusste, was er an dem Mann hat – was auch im Audiokommentar der Laserdisc deutlich wird, wo Ray z.B. darauf hinweist, dass die von mir angesprochene Szene, in der Hagen alle Nase lang seine Schatzkarte checkt, praktisch von Hagen improvisiert wurde).

Neben Hagen verblassen die anderen Darsteller (zumindest die männlichen, ähempt) natürlich, wobei Richard Gabai wie gesagt nicht wirklich meine Traumbesetzung für einen romantic lead wäre, aber dafür die Fähigkeit hat, ziemlich blöde Gags so zu bringen, das sie lustig sind. Tom Shell als Wayne hat nicht allzuviel wirklich auffällige Szenen und Peter Spellos… naja, den beneide ich hauptsächlich darum, dass er mit Michelle Bauer schmusen durfte…

Was uns zu den Mädels bringt… wer mich kennt (öh), weiss, dass ich ein absoluter Michelle-Bauer-Fan bin, von allen Scream Queens, die Hollywoods Poverty Row in den letzten zwanzig Jahren auf uns losgelassen hat, ist sie mir die liebste, weil sie nicht nur klasse aussieht, sondern auch immer diesen Schuss Selbstironie in ihre Rollen legt. So auch hier, denn es gehört schon Chuzpe dazu, die gute Michelle als Jungfrau mit der Angst vorm „ersten Mal“ zu präsentieren (vor allem, wenn man weiss, dass Michelle immer mal wieder ins Hardcore-Fach crossoverte). An Griffen Drew, die, wie man so hört, eine beachtliche Fangemeinde hat, stört mich der Silberblick (ich weiss, dass das viele Leute für sexy halten, mich irritiert das zumeist), Antonia Dorian kann optisch überzeugen und „Queen Morgannä Toni Naples ist trotz der 42 Winter, die sie zur Drehzeit auf dem Buckel halten, knackig genug, um speziell im Catfight mit Michelle Bauer (durchaus eines der Highlights des Films) eine gute Figur zu machen (hehe) – Genrefreunde kennen Naples übrigens aus unsterblichen Klassikern wie Munchie, Deathstalker II oder dem von ihr selbst produzierten Sorceress.

Schätze, ihr habt es ob der allgemeinen Lobhudelei mitbekommen – ich halte Dinosaur Island quasi für den perfekten spassigen Trashfilm. Ein Film ohne jegliches künstliches Getue um Anspruch, Gesellschaftskritik, Message etc., sondern schlicht und einfach „good friendly violent fun“, wie Exodus es ausdrücken würden (wobei der Film nicht wirklich gewalttätig ist – es gibt eineinhalb blutige Szenen, und die sind so auf den Lacher inszeniert, dass eigentlich niemand auf falsche Gedanken kommen kann) mit jeder Menge T & A. Ich weiss, dass man das wohl heutzutage im Zeitalter der Emanzipation und political correctness kaum zugeben darf, aber – ich steh durchaus auf solche Filme, wenn sie eben einfach Spass machen. Und wie erwähnt, Dinosaur Island macht Spass ohne Ende, trotz und wegen seiner technischen Primitivitäten und Unzulänglichkeiten. Nicht mal Fred Olen Ray und Jim Wynorski selbst machen heute noch solch possierliche Filme…

Um so tragischer, dass der Film derzeit m.W. nirgendwo offiziell video- oder DVD-technisch erhältlich ist. Besitzer von Laserdiscplayern sollten sich auf eBay umschauen, ob ihnen dort ein Exemplar der wunderschön aufgemachten LD in die Hände fällt – neben dem hübschen Vallejo-Cover in LP-Format (macht sich auch hübsch an der Wand) bekommt man nicht nur einen gutklassigen Bild- und Tontransfer, sondern auch ein gerüttelt Mass an Extras. Ausser dem schon erwähnten äusserst launigen Audiokommentar der Co-Regisseure, die so manche lustige Anekdote über den Streifen und die generellen Schwierigkeiten, die man hat, wenn zwei Regisseure werkeln und der eine nicht notwendigerweise weiss, was der andere tut, aus dem Ärmel schütteln, präsentiert sich die zweite Seite im standbildtauglichen CAV-Format, des weiteren werden der Original-Trailer, die erwähnte „alternative“ Strand-Sequenz im Screener-Format sowie ein ganzer Batzen hübscher production- und publicity stills präsentiert. Sollte doch eigentlich kein Drama sein, das mal 1:1 auf ´ne DVD zu schlichten. Roger Corman, do you read?

Fazit: ein absolut wahnwitzig spassiger Trashfilm, der jede gutgelaunte Party in Schwung bringen dürfte. Highly recommended!!! (Ich frag mich nur heute noch, was RTL eigentlich seinerzeit gesendet hat, als sie den Film bei einem ihrer gefürchteten Dino-Tage im Nachmittagsprogramm unterbrachten – ist doch eigentlich nicht der richtige Sendeplatz für T&A, oder doch?)

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 9


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