Inglourious Basterds

 
  • Original-Titel: Inglourious Basterds
  •  
  • Regie: & Drehbuch: Quentin Tarantino
  • Land: USA, Deutschland
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Kamera: Robert Richardson

    Mit: Brad Pitt (Lt. Aldo Raine), Mélanie Laurent (Shosanna Dreyfus), Christoph Waltz (Col. Hans Landa), Gedeon Burkhard (Cpt. Wilhelm Wicki), Diane Kruger (Bridget von Hammersmark), Til Schweiger (Hugo Stiglitz), u.a.


Vorwort

Lt. Aldo Raine (Brad Pitt) wird mit acht Soldaten weit hinter den feindlichen Linien in Frankreich abgesetzt. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Angst und Terror unter den Nazis zu verbreiten. Ihnen bietet sich eine einmalige Gelgenheit, als sie erfahren, dass zur Premiere von „Stolz der Nation“ Hitler mitsamt dem deutschen Oberkommando nach Frankreich kommen wird. Die Basterds wissen aber nicht, dass nicht nur sie, sondern auch die junge Kinobesitzerin Shosanna (Mélanie Laurent) ein Attentat auf Hitler plant. Die ist nämlich eine unter anderem Namen lebende Jüdin, deren gesamte Familie von Col. Hans Landa (Christoph Waltz) ausgelöscht wurde und die jetzt eine einmalige Gelgenheit sieht, sich dafür zu rächen….


Inhalt

(Spoilerwarnung voraus)
„Inglourious Basterds“ zu beschreiben ist sehr schwer. Könnte man nach dem Trailer noch einen brutalen Actionreißer erwarten, so stellt man nach spätestens 5 Minuten bereits fest, dass er genau das nicht ist. In „Inglourious Basterds“ geht es nicht um Action, es geht um Sprache. Dabei meine ich nicht clever aufgepimpte, aber letztlich inhaltsleere Dialoge, wie sie in „Death Proof“ ja mehrmals vorkamen (auch wenn der Doc den Film viel zu schlecht beurteilt hat), sondern vielschichtige Gespräche, die – obwohl der Film zuweilen sehr dialoglastig ist – keine Minute langweilig werden. Ich will euch dafür mal ein Beispiel geben. Ganz am Anfang des Filmes sehen wir Landa, wie er zu einem eher abseits gelegenen Bauernhof fährt, um sich dort nach evtl. versteckten Juden umzusehen. In einem schlechten bis mittelmäßigen Film wäre Landa dort einmarschiert und hätte die komplette Familie so lange gefoltert, bis ihm jemand verraten hätte, dass die gesuchten Menschen im Keller sind. Bei „Inglourious Basterds“ läuft das ganz anders. Landa setzt sich mit dem Hausherren gemütlich an den Tisch und beginnt ein perfides psychologisches Spielchen mit ihm zu spielen. Er übt auf seine Art genauso Gewalt auf ihn aus, aber er macht das rein verbal. Natürlich gibt es immer wieder Momente, in denen sich die Brutalität vehement Bahn bricht (vor allem am Ende). Aber der Schwerpunkt liegt dennoch woanders, was heißt, dass es sich bei dem Trailer um eine bewusste Mogelpackung handelt. Glücklicherweise.

Natürlich spielt Tarantino wieder mit einigen Klischees herum. So ist Landa das für viele Hollywoodfilme typische hochgebildete und kulturliebende Nazimonster. Nur: Es ist ein Unterschied, ob ich in einem Film, der ja so stolz darauf ist, historisch korrekt zu sein (ja ich rede gerade vom sonst recht guten „Uprising“, den ich auch hier besprochen habe) jemanden, der im echten Leben nicht einmal die Pflichtsule absolviert hat, als kulturbeflissenen Weinliebhaber darstelle, oder ob ich (wie in „Inglourious Basterds“) einen fiktiven Charakter als eine Art „Larger than Life“-Karikatur eines Filmbösewichts anlege. Da stört es mich dann auch nicht, dass Tarantino ein paar Charaktere nach seinen LieblingsschauspielerInnen benannt hat (ich habe Hugo Stiglitz, Aldo Ray & Edwige Fenech erkannt, gibt aber bestimmt noch andere). Schließlich sind das maximal Insidergags und für den Film eigentlich unerheblich.

Kommen wir mal zu den SchauspielerInnen. Brad Pitt spielt den Nazijäger mit so viel Freude, dass es schon fast beängstigend ist. Eigentlich liefert jedes Mitglied des Casts eine durch und durch inspirierte Leistung ab (sogar Eli Roth als Bear Jew und auf den könnte ich ansonsten echt verzichten) aber es gibt einen, der über allen anderen steht: Christoph Waltz. Waltz spielt seinen Hans Landa mit einer solchen Inbrunst, dass alle anderen neben ihm zu Statisten verkommen, sobald er die Szene betritt. Den Mann würde ich jetzt schon zum engeren Favoritenkreis für die nächste Oskarverleihung zählen.

Score, Effekte, usw.: Alles einfach perfekt. Da gibts für mich als Reviewer nicht viel zu schreiben, denn zu kritisieren gibt es da ehrlich gesagt nichts.

Zum Abschluss noch eine Anmerkung: Natürlich ist der Film politisch absolut unkorrekt und nichts für Leute, welche die Einstellung vertreten, dass man über jemanden wie Hitler keine Witze machen darf. Historische Genauigkeit darf man ebenfalls nicht erwarten (es sei denn Hitler ist tatsächlich mitsamt seinen Leuten bei einer Kinopremiere erschossen worden). Auch diejenigen, die in den Kriegsfilmen über diese Zeit sich darüber ärgern, dass die Nazis immer die Bösen sind, können dem Kino gerne fernbleiben (wobei ich mich bei denen ohnehin frage, ob sie nicht generell einen an der Waffel haben). So habe ich im Internet schon so manch lustige Diskussion und einige völlig bescheuerte Reviews von ewiggestrigen Möchtegernariern gelesen (Links gibts auf Wunsch im badmovies-Forum) Aber ganz ehrlich: Die Chance, solche Leute bei diesem Film im Kino zu treffen ist doch soundso nicht wirklich groß, oder?

„Inglourious Basterds“ ist Tarantinos bislang bester Film. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass ich dieses Epos noch vor Pulp Fiction und Reservoir Dogs reihen würde, so gut hat er mir gefallen.

(c) 2009 G


mm
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