Infini

 
  • Deutscher Titel: Infini
  • Original-Titel: Infini
  •  
  • Regie: Shane Abbess
  • Land: Australien
  • Jahr: 2015
  • Darsteller:

    Daniel MacPherson, Kevin Copeland, Luke Hemsworth, Harry Pavlidis


Vorwort

Dank der Slipstreaming-Technologie, die Raumschiffe überflüssig macht (die „Astronauten“ werden in Datenpakete umgewandelt und an Ort und Stelle wieder zusammengesetzt) hat sich die Menschheit im Weltraum ausgebreitet. Aufgrund hoher Arbeitslosigkeit sind die gut dotierten, aber gefährlichen Space-Jobs gefragt – auch Whit Carmichael (Daniel MacPherson) schließt sich deswegen der „West Coast“-Zentrale für Weltraumeinsätze an. Doch gleich sein erster Tag geht übel ins Höschen – eine fehlgeschlagene Mission, auf dem entferntesten Außenstützpunkt „Infini“, einer stillgelegten Minenstation, nach dem Rechten zu sehen, endet in einer Katastrophe. Irgend*etwas* ist von dort mitgekommen und metzelt sich durch die West-Coast-Basis, bis dort der endgültige Lockdown und die Sterilisierung der Basis vollzogen wird. Die einzige Überlebenschance für Whit ist ein Notfall-Slipstream nach Infini (den einzigen grad verfügbaren Koordinaten)…

Wenig später wird in der „East Coast“-Basis ein Rettungseinsatz gestartet. Captain Johansen (Kevin Copeland) und sein Team sollen erstens Whit bergen und zweitens die aus unerfindlichen Gründen wieder angelaufene Minenoperation stoppen. Der vermeintliche Wunderkraftstoff, der dort gefunden wurde, hat nämlich die unangenehme Eigenschaft, bei Kontakt mit der Erdatmosphäre tödliche Reaktionen zu verursachen. Das Team bricht auf und findet die Crew von Infini tiefgefroren (und tot). Nur Whit, der sich in der Zentrale verschanzt hat, ist noch am Leben, weiß aber auch nicht wirklich, was passiert ist. Da Whit sich zwischenzeitlich (die Slipstream-Technologie bringt auch irgendwelche Zeitverschiebungsnebeneffekte mit) mit der Retro-Technik von Infini (die Computermonitore laufen unter ASCII…) vertraut gemacht hat, wird er zwangsrekrutiert, die automatisierte Minenoperation (und die Beladung des entsprechenden Frachters) zu stoppen. Da gibt’s aber jemanden oder vielmehr *etwas*, der/die/das entschieden etwas dagegen hat und die Rettungscrew one-by-one in seine Zombie-Marionetten verwandelt…


Inhalt

Science fiction aus Australien ist so’n Ding – apokalyptische Actionklopper können die, die einen Krieg gegen Emus verloren haben, fraglos (bei der Kulisse auch keine Kunst, pöh!), aber so die effektgeladene Space Opera, da hatten die Aussies immer das Problem, dass sie die notwendig großen Budgets nicht gestemmt kriegen. Auch „Infini“, der neueste Genre-Versuch von Shane Abbess („Gabriel – Die Rache ist mein“) hat sichere nicht wahnsinnig viel gekostet, und wie so oft in solchen Fällen, wurde das spärliche Budget in ein paar schicke Sets, Space-Kostüme und ein paar solide CG-Effekte gesteckt. Für ein vernünftiges Drehbuch blieben da leider mal wieder nur Krümel über und deswegen musste Abbess dann auch übernehmen. Was dabei herauskommt, ist ein Script, wie ich’s mit vierzehn vermutlich auch geschrieben hätte: ein recht generischer „fieser-Feind-auf-Raumstation“-Thriller, der mit Zombie-/Infektionselementen spielt und am Ende eine Art „Abyss“-Turn nimmt, ohne je eine eigene Identität aufzubauen. Abbess baut sein Szenario aus Genreversatzstücken zusammen, die schon beim dritten, siebten und neunundachtzigsten Durchkauen nicht mehr sonderlich schmackhaft waren (wenn ich z.B. noch EINEN Drehbuchautoren erwische, der irgendeinen parasitären Einzeller zum „perfekten Organismus“ erklärt, drehe ich ihn persönlich durch den Fleischwolf). Dank einer für einen B-SF-Horror-Film praktisch epischen Laufzeit von 110 Minuten wird das ganze Unternehmen auch nicht sonderlich spannend (die erste Hälfte des Streifens könnte man eh „Typen in Raumanzügen laufen durch Korridore – Der Film“ nennen). Die Make-up-FX sind ganz nett, aber nicht weltbewegend, und die Schlusspointe, naja, hat man halt auch schon anderswo gesehen.

Was mich aber ganz besonders anödet: mit viel Gedöns und Trara (und einer speziell darauf abgestimmten Texttafel zu Beginn) wird die Slipstreaming-Technologie (letztlich nichts anderes als Star Treks gutes altes Beamen) eingeführt und als „wegen der vielen Todesfälle und der Angst vor ‚data corruption‘ heftig umstritten“ bezeichnet. Nur hat das NICHT DIE GERINGSTE RELEVANZ FÜR DEN VERDAMMTEN PLOT (es gibt zwar am Ende eine Szene, in der die Rückkehrer einer peinlichen Befragung unterzogen werden, ob und wer sie sind, aber da niemand durchfällt, ist das auch belanglos), genauso wenig wie die unerklärte „timelapse“-Nebenwirkung (die Rettungsmission dauert für die Beteiligten einen Tag, auf der Erde vergeht nicht mal eine Minute). Das sind so Ideen, die der oben erwähnte vierzehnjährige Doc für „cool“ gehalten und in sein Script gebastelt und dann wieder rausgestrichen hätte, weil sie schlicht keine Bedeutung für die Handlung haben. Der ganze Quark würde mit herkömmlichen Raumschiffen und ohne Zeitverschiebung genauso funktionieren (nur der „Gag“, dass Whit seiner Frau zu Filmbeginn versprochen hat, zum Abendessen wieder daheim zu sein und das wegen des Zeiteffekts auch funktioniert, würde dann nicht klappen. Hättichaberauchdraufverzichtenkönn…).

Die Darsteller sind okay, aber auch nicht mehr. Daniel MacPherson, der wie jeder Australier auch schon in „Neighbours“ amtierte, müht sich. Luke Hemsworth beweist, warum seine jüngeren Brüder Chris und Liam ´n bissken bekannter sind als er, Bren Foster war zuvor in ein paar der neueren Seagal-Vehikel aktiv. Die beste Darstellung bescheinige ich Harry Pavlidis („Mr. Nice Guy“) als Sonder-Sicherheitsmann Menzies.

Was die Produzenten dringend noch erledigen sollten, bevor sie den Streifen auf großes Publikum loslassen: den Tonmix überarbeiten. Der Score plärrt in einer ohrenbetäubenden Lautstärke, die mehr als nur einmal wichtige (da mit Exposition gespickte) Dialoge übertönt und den Zuschauer daher ratloser als nötig sitzen lässt…

Fazit: Leidlich passable SF-Horror-Stangenware, die man als DVD-Premiere vielleicht durchgehen lassen würde, im Kino aber ganz bestimmt fehl am Platz ist.

Toter Hund: No dead space dog.

2/5
(c) 2015 Dr. Acula


mm
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