In den Krallen der Venus

 
  • Deutscher Titel: In den Krallen der Venus
  • Original-Titel: Queen of Outer Space
  • Alternative Titel: Queen of the Universe |
  • Regie: Edward Bernds
  • Land: USA
  • Jahr: 1958
  • Darsteller:

    Zsa Zsa Gabor (Talleah), Eric Fleming (Captain Neal Patterson), Laurie Mitchell (Queen Yliana), Dave Willock (Lt. Mike Cruze), Patrick Waltz (Lt. Larry Turner), Paul Birch (Prof. Konrad), Lisa Davis (Motiya), Barbara Darrow (Kaeel), Marilyn Buferd (Odeena)


Vorwort

Ein neuer Auftrag für das Top-Astronautenteam um Captain Patterson – Patterson und seine Crew, bestehend aus den Lieutanants Cruz und Turner, soll den Wissenschaftler Prof. Konrad zur Raumstation A schaukeln. Konrad hat die Raumstation, den „Weltraumbahnhof“ der Erde, konstruiert, doch in letzter Zeit gibt’s dort allerlei merkwürdige Vorkommnisse, denen Konrad auf den Grund gehen will. Patterson und Co. sind alles andere als begeistert, anstatt endlich die lang versprochene Mars-Expedition in Angriff nehmen zu dürfen, für einen langweiligen Taxifahrerjob eingesetzt zu werden, aber rasch stellt sich heraus, dass der Einsatz alles andere als Routine wird…

Im schönsten Anflug werden die Astronauten nämlich Zeuge, wie die Raumstation von unbekannten Strahlen unbekannter Herkunft angegriffen und zerstört wird. Noch bevor sich Patterson oder Konrad einen Reim darauf machen können, wird auch ihr Raumschiff attackiert. Das Schiff ist offenbar stabiler als die Raumbasis, denn es wird nur gut durchgeschüttelt, vom Kurs abgebracht und seine Besatzung in Bewusstlosigkeit versetzt. Ohne fremde Hilfe bruchlandet das Schiff irgendwo…

Nachdem unsere tapferen Astronauten ihre Knochen sortiert haben, stellt Konrad fest, dass man zweifelsfrei auf der Venus gelandet sein muss. Zwar widerspricht Atmosphäre, Wetter und Pflanzenwuchs allem, was man über den Planeten weiß, aber die Schwerkraft stimmt, also muss es wohl die Venus sein. Man untersucht die Umgebung, fällt aber prompt in die Hände von bis an die Zähne mit Lasergewehren bewaffneten Schönheitsköniginnen in kurzen Kleidern und hochhackigen Schuhen.

Tja, auf der Venus haben die Frauen zumindest metaphorisch die Hosen an und Königin Yliana, vor deren Tribunal die Männer gestellt werden, hat den Durchblick. Die Sackträger von der Erde sind zweifellos in boshafter Spionagemission hier, um einen Angriff vorzubereiten. Und wenn sie das nicht zugeben, dann muss man sie halt einen Kopf kürzer machen.

Sähe nicht gut aus für unsere Erdenheroen, doch Ylianas Herrschaft ist weder unumstritten noch traditionell gewachsen. Erst seit zehn Jahren regiert die fiese Königin, die stets eine Maske trägt; sie nutzte die Irrungen und Wirrungen eines blutigen Krieges mit dem Planeten Mordo zum Putsch. Mordo ist vernichtet und die Venus-Männer bis auf ein paar notwendige Techniker und Mathematiker (offenkundig Gebiete, auf denen Frauen derbe sucken), die in einer Strafkolonie hausen, ausgerottet. Talleah führt eine Art Widerstandsbewegung gegen die Königin und beschließt, den Erdenmännern zur Flucht zu verhelfen, nachdem sich herausstellt, dass Pattersons eigentlich patentierter Charme bei Yliana versagt – unter ihrer Maske verbirgt sich eine amtlich entstellte Gesichtsbaracke und die kann Patterson bei aller Freundschaft nicht lieb haben (wo doch aber auch Yliana impliziert nur auf einen Kerl wartet, der sie ordentlich durchnudelt).

Die Flucht ist nur kurz von Erfolg gekrönt – es bleibt unseren Helden nichts anderes übrig, als sich zum Schein von Talleah und ihren Freundinnen gefangen nehmen zu lassen, um wenigstens deren wahre Absichten zu tarnen. Yliana hat jetzt die Faxen dicke – bevor die Erdenmenschen hingerichtet werden, dürfen sie noch zukucken, wie Iliana mit ihren Beta-Strahlen die Erde kaputt macht! Was nun?


Inhalt

Man muss 50’s SciFi einfach mögen – egal, ob sie nun seriös intendiert ist („Destination Moon“, „Rocketship X-M“) oder, wie hier, sich um „wissenschaftliche Plausibilität“ einen feuchten Kehricht schert und einfach nur ein anspruchsloses Publikum bunt und kurzweilig unterhalten will.

Dabei dürfte manch belesener Cineast bei Erwähnung eines Namens im Vorspann (der übrigens nach einer viertelstündigen Pre-Credit-Sequenz sein Antlitz hebt) anerkennend mit der Zunge schnalzen – Ben Hecht, seines Zeichens Oscar-Preisträger, Autor des originalen „Scarface“ und der Mann, zu dem Alfred Hitchcock pilgerte, wenn er jemanden brauchte, der die Scripts für Klassiker wie „Cocktail für eine Leiche“, „Berüchtigt“ oder „Ich kämpfe um dich“ durchpolierte. Was also hat einer der berühmtesten (und bestbezahlten) Screenwriter Hollywoods mit einem launigen Doofi-SF-Film zu tun? Die Antwort ist „wahrscheinlich nicht viel“. In einigen Quellen wird ihm eine Kurzgeschichte namens „Queen of the Universe“ zugeschrieben, auf der der Streifen basiert, andererseits ist Hecht nicht unbedingt als SF-Autor bekannt. Möglich, dass Hecht einfach mal bei Allied Artists ein paar Ideen in den Raum warf und die Produktionsfirma seine Beteiligung aus Publicity- und Imagegründen schamlos übertrieb. Das eigentliche Script schrieb Charles Beaumont, der u.a. in Cormans Poe-Zyklus Spuren hinterlassen hatte, das Rassismusdrama „The Intruder“ schrob und ein ganzes Rudel Episoden für die „Twilight Zone“ verfasste.

Was Beaumont dann zu Papier brachte, war eine recht belanglose Abenteuergeschichte, wie sie auch 1958 keinesfalls originell war – die Frauengesellschaft auf fremdem Planeten war in den 50ern ein beliebtes Trope, sicher auch, weil sie Produzenten erlaubte, ein wenig verschämten Sex-Appeal in die trockene SF-Materie einzubringen – „Fire Maidens from Outer Space“, „Cat Women on the Moon“, dieser hier – das waren die Vorbilder, die 1987 in“Amazonen auf dem Mond“ liebevoll veralbert wurden.

Und wer diese Sorte Film kennt – oder eben nur ihre Parodie – weiß, wie sie ablaufen, welche Sorte Charaktere uns über den Weg laufen wird, was ungefähr wann und wie mit wem passiert – „Queen of Outer Space“ macht da keine Ausnahme. Die Helden werden gefangen genommen, einer größeren Expositions-Sitzung ausgesetzt, fliehen, werden wieder gefangen, bringen die Königin in ihre Gewalt, werden enttarnt und am Ende geht’s darum, den großen bösen Todesstrahl (der hier in einem der unimpressivsten set designs aller Zeiten präsentiert wird) auszuschalten. Und natürlich kann eine matriarchalistisch geprägte Gesellschaft nur darauf hinlauslaufen, dass die Weiber allein nix gebacken bekommen und sowieso eigentlich ja doch nur echte Kerle haben wollen. Been there, done that, bought the T-Shirt, even in 1958.

Was „Queen of Outer Space“ etwas von seinen Genre-Kollegen absetzt, ist die prächtig bunte Farbfotografie und das superbreite Cinemascope-Format; beides lässt die Kostüme der Space-Miezen, die wundervoll künstlichen Venus-Landschaften und die schlichten, aber manchmal gar nicht so uneffktiven Sets besser und aufwendiger wirken als sie eigentlich sind (dass in den Kostümen durch die Bank sehr hübsche junge Frauen stecken, gereicht dem Film natürlich auch nicht zum Schaden).

So gaukelt der Film einen scope vor, den er eigentlich gar nicht hat, denn von den Astronautenanzügen (wiederverwertet aus „Forbidden Planet“) bis hin zu den Modelltricks und Weltraum-FX (das Raumschiffsmodell, auf das sich der Film nach anfänglicher Konfusion schließlich einigt, tauchte auch in „Flight to Mars“ und „World Without End“ auf), herrscht ein strikter Wille zum ökonomischen Filmemachen auf (dessen Gipfel das wohl primitivste Spinnenmonster aller Zeiten sein dürfte. You gotta see it!).

Das Tempo des Films, vorgegeben von Regisseur Edward Bends, einem Stamm-Regisseur der „Three Stooges“, der aber auch „Rückkehr der Fliege“ und „World Without End“ inszenierte, ist eher mäßig, der Film an sich eher arm an echter Action und immer willens, eine langwierige Dialogszene echtem „Abenteuer“ vorzuziehen, aber er bleibt immer gerade noch auf der „nicht aktiv langweilig“-Seite des schmalen Grats. Recht überraschend sind die doch ziemlich drastischen Make-ups für der Queen entstellte Fratze und eine gar nicht mal so ungraphische verkohlte Frauenleiche…

Schauspielerisch werden erwartungsgemäß dünne, dafür aber unterhaltsame Bretter gebohrt. Eric Fleming (Captain Patterson) hatte schon in „Die Eroberung des Weltalls“ SF-Erfahrung gesammelt und stellte seine kantigen Gesichtszüge im Anschluss der langlebigen Westernserie „Rawhide“ zur Verfügung. Es fällt schwer, Fleming den angeblichen Charmbolzen abzunehmen, dessen Verführungskünste die böse Königin becircen sollen. Haut niemandem vom Hocker, aber fällt auch im Vergleich zu anderen B-Helden der Ära nicht negativ auf.

Character actor Dave Willock („Wiegenlied für eine Leiche“, „Was geschah wirklich mit Baby Jane?“) und Patrick Waltz („Leise flüstern die Pistolen“) haben als seine Untergebenen nicht wirklich viel zu tun, sind aber erfreulicherweise auch nicht reine comic-relief-Dorfdeppen – der Film mag in vielerlei Hinsicht außerordentlich blödsinnig sein, aber er ist nicht krampfhaft auf „luschtig“ getrimmt. Paul Birch („Gesandter des Grauens“) ist als „Wissenschaftler“ auch nicht viel schlauer als die restlichen Herren, bemüht sich aber redlich und bekommt zur Belohnung nicht mal eine von den hübschen Schnepfen ab. Science doesn’t pay.

Zsa Zsa Gabor. Der ungarische Vamp war – auch wenn das heute etwas in Vergessenheit geraten ist – nie wirklich ein „Schauspielstar“ (ihre einzige bedeutungsvolle Hauptrolle spielte sie in „Moulin Rouge“ und dort machte Regisseur John Huston, der sie wohl für einen weitgehend talentfreien Satz Brüste hielt, ihr das Leben nach allen Regeln der Kunst zur Hölle). Ihre Film-„Karriere“ dauerte grad mal von 1952 bis 1958 – „Queen of Outer Space“ markiert ihre letzte echte Hauptrolle (und da war sie immerhin schon 40 Jahre jung) – für den Rest der Karriere machte Zsa Zsa das, was sie am besten konnte, sich selbst zu inszenieren, zu spielen und hauptsächlich „famous for being famous“ zu sein, Vorbild für alle selbsternannten It-Girls der Welt. Man kann Zsa Zsa eine gewisse Screenpräsenz nicht absprechen, aber sonderliche Emotion in ihre Spiel zu legen, liegt ihr fern (und in der Originalfassung kommt noch ihr schwerer ungarischer Akzent ins Spiel, der lines wie „women cannot live without men“ noch amüsanter macht – man hätte Anfang der 50er mal einen Film mit ihr und Bela Lugosi machen müssen…).

Laurie Mitchell („Attack of the Puppet People“, „Missile to the Moon“) beweist, das frau auch hinter einer Maske overacten kann, Lisa Davis („Flintenweiber“ und die Stimme der Anita in „101 Dalmatiner“) und Barbara Darrow („The Monster that Challenged the World“) sind optisches Beiwerk, das notgedrungen ein paar Dialogzeilen hat…

Die DVD von White Pearl Classic bringt den Film in einem wirklich zauberhaften 2.35:1-Anamorph-Transfer, der einem Tränen der Rührung in die Augen treibt. Der Ton ist zweckmäßig, O-Ton wird ebenso wie der Trailer und eine Artwork-Galerie mitgeliefert. Muss nicht immer ein schweineteures Mediabook sein, gell, werte Publisher? 😉

„Queen of Outer Space“ ist sicherlich alles andere als ein „guter“ Film, aber ein sehr sehr unterhaltsamer Camp-Klopper aus den guten alten Zeiten – wer Freude am 50er-Jahre-Kintopp, bunten Bonbon-Farben und viel lustigem Quatsch mit Soße hat, der kommt hier allemal auf seine Kosten. Thumbs up!

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


mm
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Thomas Hortian
24. Juni 2017 1:03

Für 40 Jahre wurde die Gabor da aber noch recht gut zurechtgeschminkt.