In den Armen des Todes

 
  • Deutscher Titel: In den Armen des Todes
  • Original-Titel: Deadly Past
  •  
  • Regie: Tibor Takacs
  • Land: USA
  • Jahr: 1995
  • Darsteller:

    Ron Marquette (Luke), Carol Alt (Saundra), Dedee Pfeiffer (Kristen), Mark Dacascos (Leo)


Vorwort

Barkeeper Luke erhält unerwarteten Besuch aus der Vergangenheit – seine Ex-Freundin Saundra, für die er (blöd, wie Kerle nun mal sind) dereinst in den Knast ging, taucht wieder auf. Und ehe er sich’s versieht, liegt er (obwohl in glücklicher Beziehung mit neuer Freundin Kristen) mit ihr (angeblich glücklich verheiratet mit reichem Anwalt) für einen kurzen Wie-in-alten-Tagen-Gedächtnis-Quickie im Bett. Schön doof. Aber Saundra ist nicht aus purer Menschenfreundlichkeit oder aus sexueller Frustration wieder in sein Leben getreten, nö, sie hat anderweitige Verwendung für ihn. So, als sie ihn wenig später panisch anruft und angibt, ihren Anwaltsmacker in Notwehr gekillt zu haben und nun Hilfe bei der Leichenbeseitigung zu brauchen. Wider besseres Wissen lässt Luke sich auf die Entsorgungsaktion ein – wie nicht anders zu erwarten, erweist sich das als grober Schnitzer. Nicht nur, dass Saundra sich in seine glückliche Beziehung mit Kristen drängt und sogar in deren gemeinsame Wohnung mit einzieht, nein, Saundra wird auch noch von dem zwielichtigen Privatschnüffler Nick erpresst, der weiß, dass sie ihren Männe alles andere als in Notwehr umgebracht hat – und sein Schweigen möchte Nick angemessen vergütet sehen…


Inhalt

So schnell kann’s gehen. Gerade war man noch, naja, nicht wirklich gefeierter Jungregisseur, aber zumindest in Fankreisen aufgrund charmanter Filme wie „Gate – Die Unterirdischen“ nebst Sequel und vor allem dem fulminanten „Hardcover“ („I, Madman“) wohlgelitten, schon dreht man auf einmal biederste TV-Ware wie die bodenlose Sitcom „Sabrina“. Die Rede ist von Tibor Takacs (der sich immerhin mittlerweile wieder soweit berappelt hat, für Nu Image wieder Horrorfilme drehen zu dürfen), dem ich Anfang der 90er wirklich mal was zugetraut hatte. „In den Armen des Todes“ (im Original etwas weniger schwülstig „Deadly Past“ genannt) entstand zwischen Takacs‘ ansehnlichen Low-Budget-Horrorfrilmen und seiner TV-Phase, nämlich 1995, und erweist sich als absolut belangloser Thriller der vergessenswerten Sorte.

Die Story ist, wie’s nicht anders zu erwarten war, recht unglaubwürdig und, das ist das größere Problem daran, denn an unglaubwürdige Plotten haben wir uns ja gewöhnt, hat einfach nicht die Substanz für einen abendfüllenden Spielfilm – es tut sich einfach zu wenig, um den Zuschauer, der noch dazu von Anfang an weiß, welch falsches Spiel Saundra treibt (überraschende Twists und Turns bleiben daher von vorn herein auf der Strecke), bei Laune zu halten. Die Geschichte ist zu geradlinig, zu eindimensional, zu dünn, um richtige Spannung zu entwickeln. Als Ersatz für nervenzerfetzenden Thrill oder wenigstens halbwegs glaubhafte Charaktere (würde es das richtige Leben nicht täglich aufs Neue beweisen, würde ich bestreiten, dass derart tumbe Schnarchtassen wie Luke tatsächlich frei rumlaufen) bietet uns Takacs zwei ausführlichere Softcore-Einlagen, die den jeweilig beteiligten Damen nicht zur Schande gereichen.

Vom bloßen handwerklichen und stilistischen Können erweist sich Takacs den meisten seiner Berufskollegen, die im Fach „Low-Budget-Thriller für Kabelkanäle“ versandet sind, um Lichtjahre überlegen. Zwar kann auch er aus einem Plot, in dem kein Feuer, kein Tempo ist, keinen rasanten Actionthriller stricken, der den Zuschauer pausenlos vom Stengel fetzt, aber in Punkto Szenenaufbau und Kameraführung sind er und sein D.O.P. eindeutig zu gut für das Material. Takacs baut einige Ideen wie erdige schwarz(eher braun)-weiß-Sequenzen ein, die Kamera erkundet die ein oder andere vorwitzigere Perspektive, alas, es hilft nicht viel, wenn die eigentliche Geschichte halt nur unwesentlich spannender ist als „Das Wort zum Sonntag“ oder die Wetterkarte von 1957. Der Film sieht zwar relativ gut aus für sein beschränktes Budget, plätschert aber in sehr bedächtigem Tempo vor sich hin und gewinnt nur in der Schlußviertelstunde etwas an Fahrt (zwar wirft er da seine Restbestände an Logik bedenkenlos über Bord, nimmt aber wenigstens etwas Schwung auf. Zu dumm, dass die meisten Zuschauer mittlerweile sanft entschlafen sein dürften).

Der Cast ist gar nicht mal so uninteressant, beklecktert sich aber teilweise nicht wirklich mit Ruhm. Ron Marquette (Luke)kann in keiner Sekunde an seine fantastische Performance in Bryan Singers weithin unbekannten und sträflich unterschätztem Debütfilm „Public Access“ anknüpfen, sondern holzt sich auf mimischer Sparflamme köchelnd durch seinen (ihm auch nicht wirklich zum Vorteil gereichenden, da ziemlich unterbelichteten) Charakter. Umso bedauerlicher, als der Film Marquettes Requiem darstellt, der durchaus talentierte (auch wenn er’s hier nicht zeigt) Schauspieler nahm sich unmittelbar nach den Dreharbeiten das Leben (weswegen ihm der Film auch gewidmet ist; Gerüchten zufolge brachte Marquette sich übrigens um, weil er von seiner überzeugenden Darstellung in „Public Access“ zu schockiert war). Saundra wird vom aus zahlreichen, vor allem italienischen Dünnbrettbohrerfilmen (und natürlich auch der volldebilen Hulk-Hogan-Serie „Thunder in Paradise“) bekannten Ex-Model Carol Alt gemimt. Große Schauspielerei ist ihre Sache nicht, aber zumindest hat man mit ihr etwas auf dem Bildschirm, worauf man(n) gerne kuckt – ein optischer Genuss selbst im bekleideten Zustand, und wem das nicht reicht, sie fährt auch aus den Klamotten… Als Lukes Freundin Kristin begrüßen wir Dedee Pfeiffer, ihres Zeichens die wesentlich weniger bekannte Schwester von Michelle Pfeiffer, in Deutschland möglicherweise ein Begriff aus der bei Pro7 versendeten Sitcom „Cybill“, wo sie Cybill Shepherds ältere Tochter gab. Schauspielerische Leistungen werden von ihr hier auch nicht wirklich verlangt. Das aus heutiger Sicht vielleicht prominenteste Ensemblemitglied ist zweifellos „Crying Freeman“- und „Pakt der Wölfe“-Star Mark Dacascos, der sich in einer kleinen Nebenrolle verschleißt und komplett gegen sein Image spielt (immerhin, er darf sein Martial-Arts-Habit ein wenig persifilieren). Scheinbar ist beim deutschen Lizenzinhaber Best Entertainment Dacascos‘ heutiger Status völlig unbekannt, denn wo Best ja normalerweise selbst Statistenrollen in größeren Filmen für seine „Stars“ gewinnbringend auf dem Cover ausschlachtet, rangiert Dacascos auf der DVD-Hülle unter „ferner liefen“ (wichtiger, sprich potentiell kundenverar…mungswürdiger, wurde seitens Best erachtet, Carol Alts Rolle in „Catch me if you can“ auszuschlachten. Dumm für den nicht ganz so informierten Kunden, dass es sich dabei mitnichten um den Spielberg-Film, sondern eine 98er-TV-Angelegenheit handelt).

Bildqualität: Best legt dem Flm in 4:3-Vollbild vor und kann dabei sogar ein vorzeigbares Resultat präsentieren. Gute Farbwiedergabe, überdurchschnittliche Detail- und Kantenschärfe (im Kontext einer Best-Veröffentlichung, wir schrauben unsere Ansprüche ja zurück), befriedigender Kontrast und akzeptable Kompression. Der Print ist frei von Verunreinigungen und wird nur minimal durch kurze horizontale Blitze gestört.

Tonqualität: Da haben wir’s mal wieder mit einem der berühmten Best-Dolby-5.1-Audiotracks zu tun (selbstverständlich, wir wollen ja nicht übertreiben, ausschließlich auf Deutsch). Der Track ist insgesamt etwas auf der leisen Seite, aber rauschfrei und gut verständlich, all zu viel, womit man seine Soundanlage ausreizen könnte, findet sich auf der Tonspur von Haus aus nicht. Kein Film, für den man die Dolby-Anlage anschmeißen muss, da reicht auch der Stereofernseher…

Extras: Die übliche Trailershow mit Werbefilmchen für u.a. „The Mind Snatchers“ und „Dream of a Warrior“. Man kennt sich.

Fazit: „In den Armen des Todes“ ist leider trotz der um Wirkung bemühten Inszenierung von Tibor Takacs und dem teils talentierten (aber unmotivierten), teils gutaussehenden Cast eine recht verschnarchte Angelegenheit ohne Biß. Die Story ist frei von Überraschungen und schleppt sich eher mühselig und nur unter Zuhilfenahme von Softsexszenen über die knapp eineinhalbstündige Laufzeit. Wer Ron Marquette in einer wirklichen Glanzvorstellung sehen will, sollte lieber versuchen, „Public Access“ aufzutreiben, Mark-Dacascos-Fans brauchen einen Film, in dem ihr Idol nicht mal die Andeutung einer Kampfszene hat, auch nicht wirklich. Lediglich Bewunderer von Carol Alt (bzw. hauptsächlich Bewunderer ihres Körperbaus) könnten mit diesem Streifen auf ihre Kosten kommen. Für einen ernstzunehmenden Thriller ist das ganze Spektakel aber viel zu betulich und langatmig, da hilft auch eine von der Bildqualität her besseren Best-DVDs nicht weiter.

2/5
(c) 2006 Dr. Acula


mm
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