Im Alleingang

 
  • Deutscher Titel: Im Alleingang
  • Original-Titel: Odinochnoye plavanye
  • Alternative Titel: Solo Voyage |
  • Regie: Mikhail Tumanishvili
  • Land: UdSSR
  • Jahr: 1985
  • Darsteller:

    Mikhail Nozhkin (Major Schatochin), Aleksandr Fatyushin (Sascha Kruglov), Sergej Nasibov (Sergej Danilov), Vitaliy Zikora (Jack Harrison), Arnis Licitis (Major Jack Hessalt), Nikolai Lavrov (Sgt. Eddie Griffith), Veronika Izotova (Caroline Harrison), Janis Melderis (Frank Crowder)


Vorwort

Mitte der 80er – die Supermächte USA und UdSSR befinden sich auf ihrem zögerlichen Annäherungskurs. Für die amerikanische Großindustrie ist klar: Frieden ist schlecht für’s Geschäft. Direkt den dritten Weltkrieg ausrufen will niemand, aber einen hübschen kleinen internationalen Zwischenfall, der die Sowjets politisch isolieren und die Rüstung ordentlich ankurbeln soll, möchte man doch inszenieren. Frank Crowder hat auch schon den richtigen Mann dafür: Jack Hessalt, einen Vietnam-Veteranen, der seit einem kleinen Massaker an Zivilisten für Crowder überall auf der Welt die schmutzigen Jobs verrichtet. Hessalt soll von einer geheimen Raketenbasis im Pazifik aus ein Passagierschiff mit Marschflugkörpern versenken, auf dass die Schuld den Russkis zugeschanzt werden kann. Hessalts Belohnung: Beförderung und Rückkehr in die USA, die ihm bislang wegen der Kriegsverbrechen (die er auf Crowders Befehl beging) verwehrt blieb. Der Veteran, der unter einem ordnungsgemäßen Trauma leidet, ahnt, dass sein Boss ihn hintergehen wird und als der erste Versuch, den Passagierpott zu Neptun zu schicken, scheitert, weil die Cruise Missile sich unterwegs auf das Segelboot eines Schatzsucher-Pärchens einschießt und selbiges zu Klump ballert, entscheidet er sich, auf eigene Rechnung zu arbeiten. Während das Schatzsucherpärchen sich auf die bewusste Insel rettet und sich wundert, warum die Amerikaner nicht auf ihre SOS-Signale antworten, töten Hasselt und seine Männer die loyalen US-Soldaten und bereiten den Abschuss einer Rakete auf ein sowjetisches Geschwader, das im Nordpazifik ein großangelegtes Manöver durchführt (als Zeichen der Stärke aufgrund eines parallelen US-Manövers), vor. Das SOS wird von den Sowjets aufgefangen und hilfsbereit, wie die Kommunisten nun mal sind, soll Major Schatochin mit seiner Eliteeinheit die Schiffbrüchigen retten und nebenbei klären, woher die Rakete kam, die die Schaluppe auf den Meeresgrund befördert hat.

Harrison, der schiffbrüchige Schatzsucher, traut den Russen nicht recht über den Weg, aber als in der Nacht sein geliebtes Weib (plus der sowjetische Offizier, der als Aufpasser bei ihnen an Land blieb) gemeuchelt werden, ist er rachedurstig und schließt sich mit Schatochins Segen dessen Truppe an. Dieweil Hasselt seinen taktischen Erstschlag vorbereitet, hat Crowder ein Problem – dem ist durchaus klar, dass sein Protegé sich selbständig gemacht hat und ein nukleares Inferno auslösen kann. Diversen US-Generälen wäre das nicht völlig unrecht, aber Crowder, der zwar evil ist, aber nicht so evil, um nicht zu erkennen, dass man auf einem entvölkerten Erdball schlecht Waffen verkaufen kann, setzt sich mit seinem Plan durch, die Insel samt Raketenbasis durch gezieltes Bombardement zu vernichten…


Inhalt

Hach, die 80er Jahre, der Kalte Krieg, der Kampf der Systeme – diese ganze Epoche, ich wiederhole mich, kann nur verstehen, wer dabei gewesen ist, die Nachgeburten, äh, Nachgeborenen, die sich drüber lustig machten, dass „wir“ damals ziemlich sicher davon ausgingen, in einem Atomkrieg, eh, atomisiert zu werden, haben dazu einfach keinen intellektuellen Zugang…

Die Propagandaschlacht wurde schon seit jeher auch filmisch durchgezogen – wie oft die Amis nachträglich noch den Vietnamkrieg gewannen, Verschwörungen kommunistischer Ränkeschmiede aufdeckten oder allgemein die rote Gefahr beschworen, ist kein Geheimnis, nicht von ungefähr ist der reaktionäre 80er-Actionfilm ein (speziell hier gern zitiertes) Subgenre für sich. Die Sowjets quittierten das Treiben der Norris, Stallone & Co. hauptsächlich mit dem kyrillischen Äquivalent eines Achselzuckens, aber ab und an ließen sie dann doch einen Regisseur ein wenig von der Leine, so wie Mikahil Tumanishvili, der im Auftrag der staatlichen Produktionsfirma Mosfilm 1984 schon einen Actionfilm namens „Vorfall im Planquadrat 36-80“ (der auch im DDR-Kino gezeigt wurde) drehte und 1985 dann mit „Im Alleingang“ den wohl bekanntesten sowjetischen Gegen-Rambo vorlegte, der juxigerweise in Westdeutschland in einer um gut 11 Minuten gekürzten Fassung ausgerechnet von Cannon auf Video vertrieben wurde. Das nennt man wohl Ironie des Schicksals…

Na, egal. Jedenfalls gibt’s den Film mittlerweile auch auf DVD (und im Bonusmaterial versteckt sich sogar die ungekürzte Fassung ohne deutsche Synchro, was mir natürlich keiner gesagt hat, ich deswegen nur die alte Videofassung beglotzte und jetzt nicht unbedingt so motiviert bin, mir den Streifen gleich noch mal anzusehen. Meine folgenden Sentenzen stehen also unter dem caveat, dass ich nicht die intendierte Version gesehen habe), da kann man mal wieder reinschauen – ich hab den Film damals (TM) zwar gesehen, hatte aber – wie sich auch bei der heutigen Ansicht bestätigte – null Erinnerung.

Eins wird von Anfang an deutlich – im Vergleich zu der direkten Konkurrenz aus Hollywood müht sich Drehbuchautor Yevgeni Mesyatsev (auch verantwortlich für den nicht völlig unbekannten russischen Fallschirmjäger-Streifen „Absprung in die Todeszone“ und das Kosmonautendrama „Rückkehr aus dem Orbit“) um eine recht differenzierte Sicht der Dinge (gerade das lässt mich an der von manchem Betrachter geäußerten Sicht der Dinge, es handele sich um eine beabsichtigte Parodie der US-Actionfilme, arg zweifeln – wollte ich parodieren, würde ich doch die Klischees genau umdrehen und dann noch übersteigern). Ja, seine sowjetischen Soldaten sind durch und durch heroisch, edelmütig, tapfer und doch friedensliebend, und ja, den Amis ist grundsätzlich nicht zu trauen, aber, wenn man ehrlich ist, ist das Bild, dass die sowjetischen Filmemacher von den Amerikanern zeichnen, äh, „realistischer“ als umgekehrt. Durchaus im Sinne des Systemkonflikts, aber weit jenseits des genreüblichen „evil-for-evil’s-sake“ motiviert den ursprünglichen Bösewicht (Crowder) das simple wirtschaftliche Interesse (weswegen er auch, nachdem Hasselt „durchgedreht“ ist, versucht, im Rahmen seiner Möglichkeiten eine militärische Eskalation zu vermeiden, schließlich kaufen tote Generäle keine Panzer) – und Hasselt selbst pflegt aufgrund der Abscheulichkeiten, die er im Vietnamkrieg auf höheres Geheiß ausführen musste, eine ordentliche psychologische Delle (in Verbindung mit der sicheren Ahnung, dass Crowder ihn als Sicherheitsrisiko einstuft und nach Verrichtung seines Jobs beseitigen lassen wird – der Film lässt allerdings dahingestellt, ob Hasselt mit dieser Vermutung ins Schwarze trifft. Einen „Spion“ hat Crowder jedenfalls in Hasselts Team eingeschleust), ein spezielles Ziel scheint er auch nicht zu verfolgen (allenfalls sieht er den von ihm möglicherweise ausgelösten Krieg als letztes großes „fuck you“ an seinen Befehlsgeber) – in einem Gerichtsverfahren könnte er mit gewisser Erfolgsaussicht auf „Unzurechnungsfähigkeit“ plädieren, jedenfalls deutet das Script mehr character background an als es der typische 80er-Klopper seinem vietnamesischen Warlord oder kommunistischen Hardliner zubilligt. Ein netter Touch ist auch die Charakterzeichnung des Amis Jack Harrison – einerseits als Hardcore-Kapitalist (gibt’s etwas kapitalistischeres als Schatzsuche?) gezeichnet, andererseits begegnet er seinen russischen Rettern freundschaftlich (wenn auch leicht misstraurisch – er vermutet zunächst, die Rakete, die sein Schiff zerstört hat, könnte russischen Ursprungs gewesen sein und würde daher – unter russischer „Bewachung“ – gerne abwarten, bis ein amerikanisches Schiff ihn und Gspusi abholt; es ist ganz interessant, dass ein Propagandaschinken wie dieser die *Möglichkeit* eines sowjetischen Raketenangriffs tatsächlich ins Script mogelt, auch wenn zu diesem Zeitpunkt bereits klar ist, dass dies nicht der Fall war. Als „Ausgleich“ dafür überlegen die Sowjets auch, ob Harrison – was gleichfalls für den Zuschauer bereits als unzutreffend etabliert ist – nur quasi ein getarnter „Vorposten“ ist, der die Raketenbasisbesatzung warnen soll). Blatante Propaganda erlaubt sich „Im Alleingang“ noch am ehesten in Details, die dem unaufmerksamen Betrachter entgehen (jedenfalls bezweifle ich bei allem Schindluder, den ich den Yankees zutraue, dass eine Batterie Heineken-Dosen zur Standardausrüstung amerikanischer Flugzeugträgerbrücken gehören. Andererseits würde das auch wieder manches erklären, hihi).

Strukturell unterscheidet sich das Script in einigen Punkten von der vergleichbaren amerikanischen Stangenware – während der typische Hollywoodfilm mit einer großen Actionszene einsteigen, dann Charaktere und Szenario etablieren und von dort aus zum Nonstop-Krawumm weiterziehen würde, erlaubt sich „Im Alleingang“ eine ausufernde setup-Phase ohne jegliche Action; Schatochin, der nominelle Held, taucht nach 25 Minuten erstmals für eine kurze Sequenz auf, der eigentliche Plot (ergo Schatochins Rettungs- und Erkundungsmission) beginnt noch mal zehn Minuten später). Tumanishvili und Mesyatsev gehen – vermutlich zurecht – davon aus, dass sie im Gegensatz zu den Joseph Zitos oder George Pan Cosmatos Hollywoods die Aufmerksamkeit ihres Publikums nicht sofort am Kragen packen müssen (immerhin ist Russland die Heimat Tarkowskis… der durchschnittliche sowjetische Kinogänger dürfte also Kummer gewohnt sein, hehe), sondern ihr Szenario von Anfang an entwickeln in Ruhe entwickeln können; daher besteht die erste halbe Stunde des Streifens überwiegend aus Dialogszenen – Crowder, der Hasselt bei einem gemütlichen Plausch auf seiner Terrasse rekrutiert, die Konferenz der Industriekapitäne (stilecht auf dem Golfplatz, denn welcher Sport ist kapitalistischer als das Herumdreschen von kleinen Hartgummibällen auf gepflegtem grünen Rasen?), Besprechungen sowjetischer Militärs (ganz interessant ist übrigens die Beobachtung, dass sämtliche Entscheidungen in „Im Alleingang“ nicht etwa vom Politbüro oder der Partei getroffen werden, sondern vom Generalstab) usw. Man erlaubt sich einige kleinere Seitenhiebe auf den Klassenfeind (dass Hasselt sich auf Crowders Spesenrechnung mit einer grässlich überschminkten Nutte amüsieren darf – keine Bettszene, natürlich -, zielt m.E. schon auf den dekadenten Westen ab, und Crowders Bemerkung an einen Industriellen, der mit seiner Zustimmung zum Schiffe-versenken-Plan zögert, Demokratie lasse nicht nur die Möglichkeit des „ja“ oder „nein“, sondern auch die Enthaltung zu, ist in einem kommunistisch-ideologischen Kontext auch recht charmant). Sobald der Actionpart dann mal in die Strümpfe kommt, geschieht dies einigermaßen by-the-numbers, mit der Besonderheit, dass – auch das ist natürlich ideologiefreundlich – wir mit Schatochin zwar nominell einen Helden haben, der aber (im Gegensatz zur Suggestion des deutschen Titels… wie man den russischen Zungenbrecher übersetzt, ist mir leider nicht geläufig) keineswegs der große Eintänzer und Solo-Kriegsgewinner ist, sondern auf sein Kollektiv angewiesen ist. Eine weitere Divergenz von der üblichen Genreformel ist, dass der Schurke (=Hasselt) gleich zu Beginn des Showdowns (und ohne Zutun des „Helden“) eliminiert wird (wie insgesamt das Grand Finale wenig mit Schatochins Aktionen zu tun hat, dafür um so mehr mit dem großflächigen Austausch explosiver Freundlichkeiten diverser Schiffe)…

Weniger mit Ideologie zu tun hat die praktische Umsetzung – für Mosfilm war ein Actionfilm sicherlich nicht die ganz große Priorität, d.h. wahnsinnig viele Rubel durfte Tumanishvili sicherlich nicht auf den Kopf hauen; jep, sicherlich gab’s Unterstützung von der Armee, die der Produktion das Filmen auf und mit Kriegsschiffen gestattete (vielleicht sogar in einer realen Raketenbasis. Ich mag mir beinahe nicht vorstellen, dass für „Im Alleingang“ ein derart aufwendiges Set gebaut wurde), aber andererseits schwimmt der Film nicht gerade in Komparserie (wo man doch erwarten könnte, dass das ZK mal eben drei Kompanien zum Filmdrehen abkommandiert), dafür aber in stock footage (z.B. mit der stets gleichen Sequenz schwarz-weißer Archivaufnahmen aus dem Vietnamkrieg – der harmloseren Art -, die als Flashback Hasselts Trauma verkörpert)… Der gewählte Stil, erst mal ohne einen echten Protagonisten das Szenario aufzubauen, führt mit seinen zahlreichen Schauplatz- und Szenenwechsel mit einer Vielzahl eher unwichtiger Nebenfiguren, die miteinander quasseln, zu einem kolportageartigen Eindruck; ein echter Narrative im Wortsinne stellt sich erst mit dem zweiten Akt ein, wenn wir dann eigentlich „nur noch“ zwischen Schatochins Gruppe und Hasselts Abtrünningen hin- und herschalten. Die Production Values schwanken zwischen „okay“ und „zum Brüllen“ (wenn auf dem großen taktischen Bildschirm der Raketenbasis die Zielobjekte im Wortsinne als Form aus LED-Lämpchen abgebildet werden, kann man sich ein Grinsen nicht verkneifen), die „größeren“ Spezialeffekte (die Zerstörung der Segelyacht, die Unterwasseraufnahmen von Hasselts U-Boot und seine „Vernichtung“, die Explosion eines amerikanischen Torpedoboots) sind, sagen wir mal, ungefähr auf dem Modelltricklevel einer fünfzehn Jahre älteren Italo-Produktion. Die Action selbst ist stellenweise recht ruppig (speziell, wenn die Russen mit Messern um sich werfen, auch mal nett blutig), wobei neben herkömmlichem Geballere auch die großkalibrigen Schiffswaffen ausgiebig zum Einsatz kommen (und die ideologisch natürlich gefärbte Propaganda dafür sorgt, dass – im Gegensatz zum richtigen Leben – eine sowjetische Anti-Torpedo- oder Anti-Raketenwaffe selbstverständlich eine hundertprozentige Erfolgsquote aufweist). Die Kameraarbeit haut nicht vom Stengel, erfüllt aber zumindest knapp DTV-/B-Movie-Ansprüche, der Schnitt ist teilweise konfus, was aber vermutlich auch an den Kürzungen der Exportfassung liegen dürfte; ab und zu ist dezentes Szenen-Recycling zu vermelden. Der Score von Viktor Babushkin versucht sich an einer Mixtur pathos- und „omm“-summender Männerchor-erfüllter Theatralik und gelegentlicher Anbiederung an westliche Stilmittel, wird aber davon k.o. geschlagen, dass er überwiegend klingt wie auf der Bontempi-Heimorgel eingeklimpert…

Die FSK-16-Freigabe geht aufgrund einer Blutigkeiten und eines doch bemerkenswerten Bodycounts in Ordnung.

In der Hauptrolle erfreut uns Mikhail Nozhkin („Befreiung“, „Jeden Abend um 11“), der mich irgendwie an eine etwas drahtigere Ausgabe von Richard Harrison erinnert, ohne dessen Charisma auszustrahlen (und man kann’s natürlich auch als gewisses Statement sehen, dass der Held eines sowjetischen Actionfilms zum Drehzeitpunkt mächtig auf die 50 zuging und durchaus auch so aussieht). Eine gewisse leutselige Sympathie kann man ihm nicht absprechen (will sagen: er spielt natürlich den Typ, den man in der Armee gerne als seinen Vorgesetzten hätte), wird aber nicht vor große dramatische Aufgaben gestellt. Aleksandr Fatyushin („Moskau glaubt den Tränen nicht“) hat als sein Sidekick Kruglov auch nicht viel zu tun, aber wenigstens ’nen ordentlichen Schnauzbart. Der Lette Arnis Licitis („Die Frau in Weiß“, „Die ursprüngliche Rus“) legt als Hasselt eine passable Schurkenvorstellung hin, erinnert mich ein wenig an Kurtwood Smith (nicht nur der hohen Stirn wegen); eine Spur intensiver wäre nett gewesen, aber da wir den Streifen ja eher an Hollywood-B-Ware messen sollten, lassen wir’s durchgehen. Janis Zelderis mimt den Strippenzieher im Hintergrund mit angemessen-öligem Gebrauchtwagenverkäufercharme, Vitaliy Zikora ist als Harrison eher wenig überzeugend (aber wie soll er auch gelernt haben, ’nen Ami zu spielen?).

Bildqualität: MiG hat den Streifen für den DVD-Release exhumiert und zeigt ihn in ziemlich ramponiertem 1.85:1-Widescreen (anamorph); ich will mal so sagen, einen HD-Transfer von der originalen 35-mm-Rolle hat man dem Film wohl eher nicht spendiert. Schärfewerte allenfalls mittelprächtig, okayer Kontrast, einiges an Defekten und Verschmutzungen. Screenshots kann ich heute nicht persönlich bieten, da die DVD im Netbook (schätzungsweise stört der Lovefilm-Aufkleber die empfindliche Wuchtung) verweigert, aber zum Glück konnte ich einige der für mich wichtigen Stellen im Netz abgelichtet finden.

Tonqualität: Deutscher und russischer Ton in Dolby 2.0 (keine Untertitel; wobei der Fairness halber gesagt werden muss, dass in der russischen Sprachfassung zumindest im Kino alle „englischen“ Dialoge auch in Englisch gesprochen und von einem Simultanübersetzer gedolmetscht wurden. Ich hab jetzt nicht nachgekuckt, ob das auch auf der DVD so ist, aber es spricht ja erstmal nichts dagegen). Die deutsche Tonspur reißt keine Bäume aus – praktikabel, leichtes Rauschen, ein wenig dumpf. Es sei übrigens angemerkt, dass die deutsche Synchro mit Top-Sprechern (u.a. Manfred Lehmann und, wenn ich mich nicht sehr irre, Wolfgang Völz) besetzt ist.

Extras: Das kommt davon, wenn man DVDs online ausleiht – man sieht nicht auf der Hülle, dass interessantes Bonusmaterial zu finden ist und kommt bei einem Titel dieser Kategorie natürlich nicht von Haus aus auf die Idee, vor Filmgenuss mal die Extras aufzurufen. Hätte man’s getan, fände man dort nämlich eben die 90-minütige Originalfassung (als „russisch/englisch“ annonciert, was mich darüber grübeln lässt, dass man die russischen Dialoge in dieser Version eben so belassen hat). Dazu gibt’s noch den Trailer. Ganz lustig find ich’s übrigens, dass MiG das Menü mit der russischen Nationalhymne (die im Film keine Sekunde lang angespielt wird) beschallt. This disc is more propaganda than the film!

Fazit: Seinerzeit wurde „Im Alleingang“ gerne mit dem Attribut „Russen-Rambo“ beworben – das ist natürlich in gewissem Maße Etikettenschwindel; mit den geradezu mythisch überhöhten Einzelkämpferfiguren Rambo, Braddock & Co. hat „Im Alleingang“ nichts am Hut; wir haben hier keine russische Ein-Mann-Armee, die sich durch helle Heerscharen imperialistischer Tunichtgute metzelt, sondern begleiten den, hmpf-hmpf, „realistisch“ gezeichneten Einsatz eines Soldatenkollektivs im Dienste der Friedenserhaltung. Als „Actionfilm“ kann das trotz einiger passabler Ballereien und des im modernen Genrefilm eher selten gesehenen „naval warfare“ von Tempo, Spannung und Härte her nicht mit dem essentiellen 80er-Jahre-B-Film mithalten, als Zeitkapsel, wie man jenseits des Eisernen Vorhangs seine Streitkräfte propagandistisch zur Unterhaltung der Massen (und natürlich auch verhältnismäßig subtilen ideologischen Indoktrinierung) filmisch einsetzte, ist „Im Alleingang“ als wohl prominentester Vertreter seiner Art zur, und sei es beiläufigen, Untersuchung von Parallelen und Unterschieden aus historischer Sicht schon sehenswert. Man erwarte nur keinen „Panzerkreuzer Potemkin“ (oder „Ivan Rambolov“).


mm
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