Iconoclast

 
  • Deutscher Titel: Iconoclast
  • Original-Titel: Iconoclast
  • Alternative Titel: Iconoclast - Krieger der dunklen Göttin |
  • Regie: Sean-Michael Argo
  • Land: Neuseeland
  • Jahr: 2012
  • Darsteller:

    Stellar Kristel (The Black Goddess of the South Gates, als „as herself“), Evangeline-Leigh Kendall (The Black Goddess of the South Gates, voice), Sean-Michael Argo (The Warrior), Matt Yeager (The Warrior, voice), Petra Grace (The Witch), Penny Walker (Boudicca/The Maiden), Erin Fahey (Earth Mother), Gaz (Man of Earth), Psy (Man of Earth), Whoreyevo (Crom-Cruac), Robert Walker (Crom-Cruac Apprentice), Lank (The Savage), Santi Santayana (The Black God of the North Gates), Marlon Hart (King Balor), David Baskeyfield (The Hero Ascendant)


Vorwort

Da gibt es also eine „dunkle Göttin“, die irgendeinen unspezifizierten Brass auf die Existenz an und für sich schiebt. Weil sie aus irgendwelchen unspezifizierten Gründen nicht in der Lage ist, die Dinge in ihrem persönlichen Sinne selbst zu regeln, erweckt sie per Menschenopfer einen gefallenen Krieger zum Leben. Jener, fortan (zumindest manchmal) „der Ikonoklast“ genannt, wird von ihr mit der Aufgabe betraut, die „alten Götter“ zu töten, um… um… err…. sorry, drawing a blank here. Der Klappentext und die Inhaltsangabe in der IMDb behaupten, dass sich aus der Macht der alten Götter eine Waffe schmieden lasse, mit der dahergelaufene Kreuzritter besiegt werden könnten, aber mich soll auf der Stelle der Deibel oder der Söder oder beide holen, wenn das im Film auch nur mit einer weggeworfenen Silbe angesprochen würde.

Egal. Jedenfalls macht sich der Ikonoklast, obschon von Zweifeln und Erinnerungsfetzen an seine frühere Existenz geplagt, ans Werk. Zum Glück ist der Job relativ einfach, weil die zu killenden Götter an jedem dritten Baum ihre jeweiligen virtuellen Zelte aufgeschlagen haben („virtuell“ deshalb, weil dieser Film sich mit Sicherheit keine Bauten leisten kann und wir Attribute wie „der Tempel“ oder „der Hof des Königs“ einfach mal als gegeben für eine Lichtung oder einen missgestalteten Baum hinnehmen müssen) und lächerlich einfach zu besiegen sind. Okay, der Ikonoklast soll angeblich von seiner Schöpferin „übermenschliche“ Kräfte bekommen haben, die äußern sich aber augenscheinlich nur darin, dass er eine Menge einstecken kann (und auf die Fresse bekommt er reichlich), aber es hilft sicher auch, dass die „Götter“ oder was auch immer die Typen sind, auf die er stößt (exemplarisch „die Titanenschlächterin“, „der Wilde“, die „Mutter der Erde“ etc.) kampftechnisch totale Oberpfeifen sind (gut, das ist der Ikonoklast auch, aber er ist halt streng genommen sowas wie der Held und daher by default im Vorteil).

Manchmal muss er sich auch einfach nur verprügeln lassen, um sich damit als „würdig“ for whatever thing zu erweisen. Nach diversen Scharmützeln führt ihn die Göttin zunächst zum bewussten Tempel, wo er die größten Nieten des Films, die „Ritter“, problemlos niedermetzelt, was nach Filmlogik dazu führt, dass der Hohepriester sich selbst entleiben muss, und dann zum „Hof des Königs“ Balor. Den muss bzw. darf der Ikonoklast nicht bekämpfen, vielmehr erhebt Balor sein Schwert gegen den Ritter des „Zimmermann-Gottes“ (was so ziemlich die einzige Anspielung auf Kreuzritter ist, die sich der Film erlaubt, aber nothing mit anything zu tun hat) und zieht dabei den Kürzeren (Ehrensache: die beiden hiesigen Kontrahenten sind die, die zumindest halbwegs Ahnung von Schwertführung haben, also ist ihr Kampf der kürzeste…). Dieweils der Zimmermanngotteskrieger seiner Wege ziehen darf, macht die Göttin dem Ikonoklast begreiflich (per interpretative dancing), dass es seine letzte Aufgabe ist, sie zu töten und dadurch den Weltuntergang o.ä. Herbeizuführen.

Macht er glatt, nur leider hat die Göttin ihn gelinkt. Statt des erhofften Armageddon muss der Ikonoklast sich noch mit einem weiteren Krieger messen, der ihm ordentlich aufs Haupt haut. Wie ich den Film verstehe, ist der wahre Sinn der Übung gewesen, dass die Göttin ihrer göttlichen Existenz überdrüssig war und jemanden brauchte, der sie a) umbringt und b) ihren Platz einnimmt. Womit der Ikonoklast offensichtlich jetzt der Gearschte ist. Ente gut, gar nix gut.


Inhalt

Ihr wisst ja – wenn ich entgegen meiner Art einen Film voll durchspoilere, ist dies explizit als Hinweis und Warnung zu verstehen, dass kein denkendes Individuum auf den idiotischen Gedanken verfallen sollte, sich das betreffende Filmprodukt selbst anzusehen. „Iconoclast“ ist so ein Fall – der Streifen fiel mir beim verdienstvollen viel-Schund-für-wenig-Ocken-Versender Daystar One irgendwie in den Warenkorb. Das „300“-Gedächtniscover könnte etwas damit zu tun gehabt haben (obwohl mir natürlich völlig klar war, dass ich von einem patenten Fantasyfilm ja schon mal gehört haben musste und der Name Sean-Michel Argo einem ja auch nicht von jedem Kinoposter entgegengebrüllt wird).

Räumen wir gleich mit dem ersten Missverständnis auf – „Iconoclast“ ist kein Film! Das Ding geht nicht mal als Amateurfilm durch. Wenn ich überhaupt irgendeine filmische Konnotation treffen würde, dann die einer abgefilmten LARP-Session. Wobei’s auch dann der mutmaßlich ödeste Quest ist, den sich ein Gamemaster für so einen Anlass hätte ausdenken können.

Aber lasst mich Euch doch exemplarisch durch die ersten fünfzehn Minuten des Meisterwerks führen. Die ersten vier Minuten sehen wir erst mal einen Strand und Wellen. Strand und Wellen. Wellen und Strand. Und vielleicht mal einen Felsen. Und Wellen. Und Strand. Nach geschlagenen vier Minuten lustwandelt dann unsere dunkle Göttin in Gestalt einer in ein Leder-Bondage-Harness geschlungenen zutätowierten Goth-Tussi ins Bild, läuft auf und ab und beginnt schließlich ihren Narration-Monolog, zu dem sie dann den ersten von zahlreichen Ausdruckstänzen zelebriert. Das dauert wieder gut fünf Minuten, bis wir zu einer halbnackten, an einen Baum gefesselten Tussi umschalten, die, so reimen wir uns durch den voiceover zusammen, als freiwilliges Menschenopfer dienen soll, um den gewünschten untoten Krieger zu erwecken (wieso’s bei „freiwillig“ dann noch Fesseln braucht? Who knows. Bedienen wir Bondagefetische. Ist doch immer nett). Bis die Göttin auf äußerst unspektakuläre Weise den Kehlenschnitt (denn wir können uns ja keine Splatter-FX leisten) durchgeführt hat, vergehen wieder vier-fünf Minuten, die sie damit verbringt, um den betreffenden Baum rumzulaufen, hin und wieder touchy-feely bei dem Opfer zu werden, und, weil’s Spaß macht, gerne auch die gleiche Aktion nacheinander aus drei Perspektiven gezeigt wird, auch wenn’s nur „die Göttin streichelt dem Opfer über’s nackte Bein und zieht ihm dann einen Mini-Dolch aus dem Gürtel“) ist. Nun sucht sich die Göttin einen halbnackt im Lederröckchen tot rumliegenden, blutverschmierten Krieger aus. Der muss natürlich auch erst mal fünf Minuten lang aus allen möglichen und unmöglichen Perspektiven abgefilmt werden, bis wir zur Reanimation schreiten und uns dem widmen können, was ich in Ermangelung eines anderen geeigneten Wortes „Plot“ nennen muss. 20 Minuten um, und abhandeln können hätte man den ganzen Scheiß ohne Verlust in 2. Womit das Pacing für den Restfilm auch vorgegeben wäre.

Immerhin – zur Abwechslung darf nun auch der Ikonoklast ab und zu die Narration übernehmen, und wer irrationalerweise darauf hofft, dass wir uns vielleicht in der lustigen Disziplin „Dialoge, so richtig zwischen Charakteren“ engagieren werden, geht sich spätestens jetzt erhängen, weil das isses dann auch – Göttin-voiceover oder Ikonoklast-voiceover, das ist alles, was uns geboten wird (und die treten natürlich auch nie miteinander in Verbindung). Coleman Francis wäre ergriffen, wäre sich nicht auch er klar, dass er tausendmal bessere Filme gemacht hat als diesen hier.

In der Folge geht’s dann wie oben geschildert weiter – der Ikonoklast latscht durch neuseeländische Wälder, die Peter Jackson nicht mal den outtake eines outtakes Wert gewesen wären, die beiden rivalisierenden voiceovers rhabarbern pseudomystisch klingenden Blödsinn, aus dem auch niemand schlauer wird, läuft dann dem nächsten Gegner über den Weg, kriegt erst auf die Schnauze und haut ihn dann kaputt. „Blutspritzen“ wird durch aufkopierte Farbkleckse simuliert, die ich nicht mit der Bezeichnung „CGI-Blut“ würdigen möchte, und wer sich vom Coverblurb „Gut choreographierte Kämpfe“ hat einwickeln lassen, staunt über die geballte Inkompetenz der beteiligten Personen (meine Favoritin ist die „Titanenschlächterin“, die, zugegeben, mit der unpraktikabelsten Streitaxt seit Erfindung gewerbsmäßigen Blutvergießens ausgestattet wurde, aber sichtlich keine Ahnung hat, was sie damit tun soll. Der Ikonoklast kann zwar auch nix, weiß aber wenigstens, in welche Richtung das spitze Ende seines Schwerts im Idealfall zeigen sollte).

Falls jemand auf den Gedanken kommen sollte… nein, das ist in keiner Sekunde lang lustig oder lustig-saufbar, denn gegen „Ikonoklast“ wirkt ein deutscher Feld-, Wald- und Wiesenamateursplatter wie „Space Wolf“ wie alle drei „Herr der Ringe“-Teile zusammengerechnet. Denn zum Dummfug, der sich vor der Kamera abspielt, gesellt sich auch die totale Inkompetenz hinter der Kamera. Sofern das Ding auf etwas gedreht wurde, was man ernstlich „Kamera“ schimpfen kann. Würde mich auch nicht überraschen, wenn der Schotter auf ’nem alten iPhone gedreht worden wäre (wobei ich damit auch Apple wieder unrecht tun dürfte).

„Kamerakind“ Laudanum Maryluxe (vergaß ich? Viele Beteiligte am Film verbergen sich – begreiflicherweise – hinter drolligen Pseudonymen) hat null Plan von der Materie, wie man eine Szene ansatzweise gewinnbringend abfilmen könnte. Das ist verwackelt, unscharf (man betrachte exemplarisch die Eröffnungsszene, in der wir, weil sich ja minutenlang nichts anderes tut, Möwen beim Flug zukucken können, und in der keine einzige Bewegung klar und nicht mit Schatten und Nachziehern kommt).

Die Special FX sind auf eine gewisse Weise schon wieder amüsant. Eine gewichtige Rolle als Prop spielt ein toter Vogel (ein Bussard oder sowas), den die Filmemacher mit Sicherheit als Roadkill gefunden haben und auf die Idee kamen, den gleich einzubauen. In einer Szene soll der Ex-Vogel in einer Blutlache liegen. Da das Budget offenbar nicht mal ne Flasche Ketchup hergab, wird diese Blutlache ungelogen von EINEM ROTEN BLATT PAPIER simuliert. Das, das… nein, dafür fehlen mir ehrlich die Worte. Es nötigt gewissen Respekt ab, dass ein Film, der sich so wenig Mühe gibt, tatsächlich einen kommerziellen Vertrieb gefunden hat. Macht die Sache natürlich nicht besser und sorgt auch nicht dafür, dass Sean-Michael Argo und seine lustigen Spießgesellen auf meiner Weihnachtskartenliste bedacht werden, aber… mei, die haben einen ordnungsgemäß vertriebenen Film und ich nicht, also was weiß ich schon?

Für ein paar erfreuliche Sekunden sorgt immerhin die Tatsache, dass Argo tatsächlich zwei Girls gefunden hat, die bereit waren, sich oben ohne abfilmen zu lassen – sind nicht die schönsten Frauen des Universums, aber immerhin ankuckbar und damit Lieferanten der einzigen positiven Schauwerte des Streifens (die Göttin hätte ich trotz des Tattoofimmels gerne mal nackig gesehen, aber die macht’s natürlich nicht).

Die Kostüme… ja, da hat man sowohl einen Leder-Shop ausgeplündert als auch eben den Fundus einer minderbemittelten LARP-Gruppe genutzt (für die, hihi, „Ritter“). Zumindest die Schwerter wirken einigermaßen authentisch (nicht aber der Umgang mit ihnen, wie gesagt), und für die Freunde realen körperlichen Schmerzes gibt’s eine Sequenz mit ganz augenscgheinlich echtem Ritzen. Dass besonders die Darstellerinnen mit allerlei Tattoos und Piercings verschlimmbessert wurden, erwähnte ich ja schon am Rande, und ist bei mir halt eine persönliche Geschmacksfrage, ich halt nicht viel davon…

Zu erwähnen wäre noch die Musik von einem gewissen Caleb Shaner. Negativ – der Score düdelt über die komplette Laufzeit (was er aber dank der Abwesenheit von Dialogen wohl oder übel auch muss), wobei er sich meist in Ambient-Electronica-Ecken bewegt, aber in den „Actionszenen“ – das Positivum – zu recht kompetentem Gothic-Metal-Gedöns (ohne vocals, denn wenn keiner spricht, dann singt auch keiner) aufschwingt. Ist zwar jedesmal das gleiche Riff, aber zumindest ein recht gutes.

Würde mich daher auch nicht wundern, wenn die Nummer das Sideprojekt einer Band mit Lederfetischfimmel wäre, die anstatt eines Musikvideos halt gleich anderthalb Stunden Kacke gedreht hat… allerdings macht besonders Sean-Michael Argo mehr von diesen Pseudo-Fantasy-Epen.

Auf Darstellerseite… will ich jetzt niemand besonders schelten (eigentlich will ich schon, aber das sind nun mal nicht mal Amateure). Sean-Michael Argo sollte aufpassen, dass kein Social Justice Warrior den Film sieht, sonst gibt’s Ärger wegen cultural appropriation, trägt doch fast jeder hier im Film filzige Dreads, ohne auch nur andeutungsweise Jamaikaner zu sein. Vom „Spielen“ sind die Herrschaften ja entbunden, sie müssen nur rumstehen, ggf. grimmig kucken und dann so tun, als verstünden sie was vom Kampf.

Die Bildqualität (1.77:1 anamorph) ist angemessen beschissen, wobei das Quellmaterial wohl schon dermaßen daneben war, dass hier nichts mehr zu retten war. Der Score tönt gut (Dolby Digital 2.0) und den Voiceover kann man sich auf Deutsch oder dem Original-Englisch anhören. Das größte aller Rätsel: wieso zum Geier wird so ein Drecksfilm nicht von irgendeinem Best-Entertainment-Nachfolgelabel oder Sub-Sub-Sublabel von MiG veröffentlicht, sondern von fuckin‘ ASCOT ELITE? Erklärungsbedarf!

Also, kurz und ergreifend: wenn ich mir lieber einen Schnaas-Film ansehen würde als „Ikonoklast“ noch mal in Sichtweite meines Players zu werfen, sagt das wohl einiges. Ich bräuchte eigentlich eine neue Bewertungsstufe, so muss es aber beim guten alten „0/10“ bleiben. It’s the crappiest crap that ever crapped. (Sollte ich den aus Bosheit mal beim Basterds zeigen? Nein, dann müsste ich den ja auch noch mal anschauen…) Aber wenn Euer Fetisch halbnackte, wenig attraktive Männer ist… dann ist der Ikonoklast genau Euer Ding… aber andererseits – investiert Eure Kohle lieber ins Crowdfunding für’s neue IMMORTAL-Album. Da kommen sicher unterhaltsamere Videos bei ‚rum…

© 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 0


mm
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Derek Temming
Derek Temming
11. Juni 2018 6:41

Erinnert mich etwas an den Thor-Abklatsch, in dem (räusper) Loki erste Hälfte vom Machwerk durch einen Wald latscht, begleitet von einer Handvoll 90er CGI (1890 that is!). Unausstehlich. Und danke für die Warnung. 😉