Ich, ein Groupie

 
  • Deutscher Titel: Ich, ein Groupie
  • Original-Titel: Das Mädchen mit dem Einwegticket
  • Alternative Titel: Higher and Higher | Me, a Groupie |
  • Regie: Erwin C. Dietrich, Jack Hill
  • Land: BR Deutschland/Schweiz
  • Jahr: 1970
  • Darsteller:

    Vicky (Ingrid Steeger)
    Vivian (Vivian Weiss)
    Stewart (Stewart West)
    Petra (Petra Prinz)
    Bernie (Bernd Koschmidder)
    Rolf (Rolf Eden)
    Pony Poindexter (Pony Poindexter)
    N.A. Nadia Pilar
    N.A. Sharon Richardson
    N.A. Li Paelz


Vorwort

Und weiter im Reviewmarathon (verdammt, anstrengender Tag heute). Nachdem unser heutiger Trashfilmabend mit einem Kinderfilm begann und sich über zwei Troma-Filme und eine mittelmäßige Kompilation amerikanischer 50er/60er-Kurzfilme fortsetzte, versumpften wir in den Niederungen des deutschen (okay, gewisse schweizerische Beteiligung wollen wir durchaus zubilligen) Trash-Exploitationfilms der frühen 70er Jahre. Und da wir nicht gerade Hexen geschändet und zu Tode gequält vor uns liegen haben, muss es sich wohl um einen Sexfilm handeln.

Okay, wir wussten nicht unbedingt genau, was wir uns antaten, wir konnten nur dem seltsamen Titel Das Mädchen mit dem Einwegticket nicht widerstehen (und der Aussicht auf Ingrid Steeger nackig… ja, wir sind Chauvis hier, geben wir gerne zu…). Mittlerweile gibt’s den Streifen zwar (bis jetzt gegenüber der damaligen Kinofassung immer noch nicht vollständig) im Rahmen der Erwin-C-Dietrich-Collection auf DVD (unter dem Titel Ich, ein Groupie), wir allerdings begnügten uns, weil wir bescheidene Menschen sind, mit der alten deutschen UFA-Videofassung (anderes ausgedrückt – es war das einzige, was wir kriegen konntne, und wir nehmen fast alles, was wenig kostet).

Also, wie schon gesagt – was genau wir uns unter dem Film vorstellen mussten, wussten wir nicht genau. Mir war zwar der Titel Ich, ein Groupie durchaus geläufig, aber in ignorantus bombasticus, der ich nun mal bin, war mir nicht bekannt, dass es sich dabei um eben Das Mädchen mit dem Einwegticket handelt. Man kann ja auch nicht *immer* alles wissen (und, nein, es ist immer noch nicht einfacher, ein Review zu schreiben, während eineinhalb Meter neben mir Addio, Onkel Tom läuft. Verdammter Zeitdruck).

Gut, mir fällt jetzt keine lange Vorrede mehr ein (außer, dass wir vor Filmstart noch je ‘ne große Pizza einfuhren, abe das interessiert vermutlich niemanden wirklich). Ich schreib halt auch selten mehrere Reviews an einem Tag… Also fangen wir einfach mal an mit dem Review.


Inhalt

Nach einem netten Thames-Panorama treffen wir Vicky, unsere Heldin, durch einen Londoner Park streifend. Anno 1970 scheint’s wirklich an jeder Ecke ein spontanes Live-Konzert im Grünen gegeben zu haben, jedenfalls rocken “Luke Zane” (eine mir doch eher unbekannte Beat-/Progrock-Kapelle, die den üblichen zeitgenössischen Proto-Hardrock spielt) dort mächtig ab. Die neugierige Vicky fühlt sich zu den lärmenden Klängen hingezogen und pflanzt sich ins zivilisiert-zurückhaltend friedlich im Park sitzende Publikum, lediglich ein Mädel, die wir bald als Vivian kennenlernen werden, geht tanzmäßig ab wie Schmidts Katze. Ein paar schnelle Cuts zwischen Luke-Zane-Sänger Stewart und Vicky deuten an, dass sich da was anbahnt. Vivian stellt schnell den notwendigen Kontakt vor und ehe sich’s Vicky versieht, hat Stewart sie zur Post-Show-Party eingeladen.

Offensichtlich vergehen dort – nämlich auf Stewarts übersichtlicher Rockstarbude – kaum fünf Minuten, bis Stewart und Vicky in seinem Schlafzimmer hocken und das naive Blondchen dumm fragt, ob sein vorhin gegrölter Songtitel “I’m a Liar” der Wahrheit entsprechen würde. Stewart muss der Göre tatsächlich erklären, dass Texte nicht immer wörtlich zu nehmen sind und es abgesehen davon sowieso nicht auf den Text, sondern auf den Sound ankommt (Dieter Bohlen würde da vermutlich zustimmen). Nachdem die musikalisch-technischen Fragen damit erschöpfend erklärt werden, zückt Stewart einen Joint und bietet dem Mädel, das ersichtlich noch nie was härteres als eine Schokoladenzigarette in den Fingern gehabt hat, ein paar kräftige Züge an (mit der üblichen Reaktion: Vicky hustet sich den Wolf). Stewart würde Vicky nun gern auf die Matte legen und Vicky wäre auch, im umgehenden Drogenrausch (jaja, Joints können Leben zerstören, hehe), nicht abgeneigt. Dooferweise stören die restlichen Partygäste und stürmen das Schlafgemach. Naja, man nimmt, wie’s kommt, allgemeines Love-in, Vicky fährt aus ihrem BH und Stewart besorgt die restliche Entkleidung (und ein Bett weiter wird auch schon gerammelt. Ach, die 70er. Warum war ich da nicht dabei? Freie Liebe ohne Sorgen…).

Im Nebenzimmer wird entrückt an der Wasserpfeife genuckelt (der Film scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, jede Art des Drogenkonsums ausführlich darzustellen – ein Sach- und Lachfilm mit pädagogischem Anspruch sozusagen), bevor auch dort zu semiexpliziertem Softcore (inklusive male butt shot, für diejenigen, die vorgewarnt werden möchten) geschritten wird.

Wie nicht anders zu erwarten, ist Vicky sofort voll verliebt in den kiffenden Mucker. “Liebst du mich auch?” will sie wissen, aber Stewart hat Kopfschmerzen (kennt man doch eher andersrum). Das ist nicht gerade die Antwort, die Vicky erhofft hatte, daher wird nachgehakt. “Jaja,” brummt der irgendwie mental anderweitig beschäftigte Musiker, und wir wissen ja alles, was das zu bedeuten hat. Vicky meint’s aber wirklich ernst und will für immer und ewig bei ihrem geliebten Sangesfürsten bleiben. Stewart reagiert eher ausweichend und verweist auf sein ausführliches Tourprogramm, aber da hat er die Rechnung ohne Vicky gemacht: “Ich könnte doch mitreisen!” Während wir deutlich in Stewarts Augen lesen können, was er von der Idee hält, nämlich ungefähr soviel wie von einem Support-Auftritt im Vorprogramm von Heino, brummt er ihr was ins Ohr, wonach die Band schon am nächsten Tag nach Berlin aufbrechen müsste und wenn Vicky denn nun unbedingt mit wolle, soll sie halt, so Gott will, am nächsten Morgen am Piccadilly Circus warten…

Vicky ist begeistert, steht aber trotzdem zum ausgemachten Zeitpunkt relativ allein auf weiter Flur, sozusagen wie bestellt und nicht abgeholt (na klar, wir greifen auch auf die ältesten Kalauer der Welt zurück, wenn sie sich anbieten. Und da ist es mir völlig egal, ob sie lustig sind. Ha!). Vicky eilt in Stewarts Bude, wo Vivian noch im Halbkoma (und selbstverfreilich halbnackig) rumvegetiert, aber tatsächlich auskunften kann, dass die Band angeblich per Telegramm zur früheren Abreise genötigt wurde. Weil Vicky verliebt ist, will sie nun auf eigene Faust nach Berlin reisen. Vivian hält die Idee für eher dämlich, zumal Black Sabbath am Wochenende in der Stadt spielen (“und die sind eh viel besser” – ja, doch, da könnte ich beipflichten). Aber Vicky setzt ihren Willen durch – über Amsterdam soll’s nach Berlin gehen. Unpraktischerweise hat Vicky, was ihre Barschaft angeht, leicht übertrieben und so ist in der Käskopp- und Drogenmetropole (wie passend) der Zaster alle. “Du bist mir doch nicht böse?” fragt Vicky mit treuherzigem Augenaufschlag (warum Vivian überhaupt mitgezockelt ist, weiß ich auch nicht, aber die Zugekifften machen öfter mal seltsame Dinge). “Nein”, keift Vivian, aber sie hat die brillante Idee zur Aufbesserung der Reisekasse: In Amsterdam Shit kaufen, in die Schweiz reisen, und in Zürich den Stoff wieder verscherbeln (ich dachte zwar, die Mädels wären pleite, aber zum Drogenkaufen scheint’s zu reichen. Und wenn’s dafür reicht, sollte es, selbst in eine Stadt, in der einem der Shit nachgeworfen wird, auch noch für ein Interrail-Ticket nach Berlin reichen, und das gab’s 1970 ja auch noch). Woher die Drogen nur nehmen, wenn nicht stehlen? Auch da weiß die clevere Vivian Rat – man muss sich nur eine Band anlachen, und der aufgeklärte Rockmusiker von Welt hat natürlich seinen Dealer immer am Start (manche Dinge ändern sich offensichtlich nie, zumindest im Klischee). Und für den Profi-Groupie Vivian ist es natürlich auch kein gesteigertes Problem, beim schnell aufgetanen Rockkonzert die Aufmerksamkeit der Band auf sich zu lenken (auch wenn die Gruppe eigentlich schon von einem halben Dutzend eher weniger enthusiastischen Groupies umlagert ist), sie tanzt auf der Bühnendekoration und erschlägt einen der Mucker beinahe mit einem “zufällig” abgeworfenen Schuh. Das bietet Gesprächsstoff – Vivian hält Vicky nach wie vor für ein wenig vertrottelt, was ihre Stewart-Obsession angeht und erzählt das auch brühwarm der Band weiter (tolle Freundin). Die Mucker finden das auch lustig. Die beiden Mädels werden, erwartungsgemäß, von den spontanbesamungswilligen Progrockern auf ihre Bude eingeladen. Dort wird sofort gekifft (und nebenbei lässt einer der Musiker auch die noch nützliche Bemerkung fallen, wo der angestrebte Stoff erworben werden kann) und aus den Klamotten gefahren – wo das wohl wieder hinführt? Auf jeden Fall zum nächsten Entry in Ingrid Steegers fröhlicher Mopsparade… Ihrem geliebten Stewart treu ergeben ist die gute Vicky jedenfalls nicht (na ja, die 70er, eine sittenlose Epoche).

Der Drogenerwerb auf dem Amsterdamer Damplatz (keine Ahnung, ob das noch aktuell ist. Sollte man vielleicht mal ausprobieren) scheint ohne filmreife Geschehnisse über die Bühne zu gehen, denn schon hocken unsere beiden Blondinen im Zugabteil und freuen sich auf die Schweiz. “In Zürich macht man die besten Geschäfte,” ist sich Vivian, die ersichtlich ein wandelndes Lexikon der Drogenkriminalität verkörpert, und wenn man bzw. frau erwischt wird, wandert man schlimmstenfalls ein paar Tage in den Knast und wird dann über die Grenze abgeschoben. Hört sich wirklich relativ risikolos an. Warum bin ich noch nicht auf die Geschäftsidee gekommen? Ein fetter eher unttraktiver älterer Kerl lungert vor dem Abteil der Mädels rum – “mach ihn scharf”, fordert Vivian ihre Kollegin seltsamerweise auf (hofft sie, den Kerl finanziell ausnehmen zu können? Und wieso macht sie ihn dann nicht selber scharf?). Vicky lässt mal kurz einen Träger ihres Kleids fallen, schindet damit aber keinen gesteigerten Eindruck. Vicky hat aber eigentlich auch ein anderes Problem: Mike, ihr Sexpartner aus Amsterdam, hatte ein besonderes Verlangen, und das hat sie noch nie vorher getan… “Er wollte, dass ich ihn in den Mund nehme!” (Tsk! Entsetzlich! Scheußlich! Grausam! Widerlich! Dass sie das noch nie gemacht hat, mein ich jetzt… Gez. Der Oralsexfanatiker). Danke, dass wir drüber gesprochen haben. Aber auch andere Probleme werfen ihre Ereignisse voraus – Zollkontrolle, und ein Pfund Shit könnten die Schweizer Grenzer unter Umständen nicht wirklich lustig finden. “Das stecken wir uns einfach unten rein,” schlägt die weise Vicky vor. Ui! Eh. Nein, es ist doch nicht das, was wir perversen Säue jetzt wieder denken. Die Mädels schupfen ihre Drogenpakete lediglich in ihre Slips (hm, meine schmutzige Fantasie möchte ich haben). Vielleicht hätten sie vor dieser Aktion aber wenigstens mal den Vorhang vor der Abteiltür zuziehen sollen, dann könnte Fat Ugly Old Guy nicht wieder ins Abteil spechten und Vicky, die sich auch nicht wirklich unauffällig anstellt, beobachten.

Die Schweizer Staatsmacht in Form eines (in Worten: 1) Zöllners entert den Zug. Vivian sieht mal kurz nach dem Rechten und sieht wenig überraschend, dass Fat Ugly Old Guy die Mädels beim Zöllner verpetzt. Der Konti führt dann auch eine peinliche Befragung auf bestem schweizerischen Hochdeutsch durch: “Sie hoben da vorhin wos in ihre Hosen gestöckt. Konn ich des mol söhen?” Für Vivian ist guter Rat mal wieder billig – “Monatsprobleme,” grinst sie den Staatsbeamten an und DAS will der gute Mann dann doch nicht unbedingt persönlich sehen (Angst vor Blut? Weichei!). “Auf Wiederluege!” Ausbaden muss den Zinnober Fat Ugly Old Guy. Nachtragend, wie der Herr Zöllner nach einer solchen vermeintlichen Verarschung nun mal ist, wird das Gepäck von F.U.O.G. einer Untersuchung unterzogen und tatsächlich eine schwarz geschmuggelte Flasche Whiskey und eine überzählige Stange Glimmstengel entdeckt. Der Zöllner ist entsetzt über das feige Vorschieben der angeblich drogenschmuggelnden Frauen. “Wir vom Zoll haben einen schärferen Blick als sie glauben!”, grunzt der missliebige Staatsfahnder angesichts des Funds im Schwarzmarktwert von ungefähr 18,47 Fränkli (klar, daran geht der Eidgenossen-Staatshaushalt zugrunde. Aber – von nix kommt halt nix…).

Zürich – Vivian hat, wie ich’s kaum anders vermutet hätte, natürlich auch in der dortigen Drogen- und Groupieszene eine gute Bekannte und die kann gleich den passenden Deal für den Shitverkauf vermitteln. In einer drittklassigen Spelunke steht ein fünftklassiger Typ namens Charlie am Flipper (“he’s a pinball wizard”, gratitious rock reference). Charlie ist interessiert und schlägt vor, den Deal auf dem Damenklo vorzunehmen (? Hm, okay, was ist unauffälliger? Wenn ein Kerl aufs Damenklo pilgert oder umgekehrt?). 1500 Franken will Vivian für das Pfund sehen, aber mehr als 1000 will Charlie nicht rausrücken. Nach kurzer, aber erfolgloser Verhandlung muss Vivian bei 1000 einschlagen (ich hätte jetzt allerdings ernstlich erwartet, dass Charlie ihr einfach was auf die Rübe knallt und die Drogen gratis einsackt, oder aber das Girl wenigstens vergewaltigt. Langweiler).

Finanziell wieder im grünen Bereich können Vicky und Vivian sich ins Züricher Nachtleben (so was gibt’s? Bzw. gab’s? Unbelievable), was selbstredend gleichbedeutend ist mit dem Einzug in einen Rockclub, wo das übliche psychedelische Gedudel gedudelt wird (nein, ich bin unfair, die Musik des Films ist ziemlich klasse). Vivian stürzt sich sofort wieder mit vollem Körpereinsatz auf die Tanzfläche (allerdings scheint das Abflippen zu Rockmusik noch nicht erfunden worden zu sein, Vivian ist stets die einzige Hausrockerin). Auch Vicky, die sich übrigens in ein wirklich geiles Outfit geworfen hat, geht wirklich aus sich raus und macht sich an den Drummer der Band ran. Und ich muss sagen, wenn ich Drummer wäre, ich tät’s jetzt ziemlich schwer finden, den Rhythmus zu behalten. Denn Vicky, die offensichtlich an der Sache mit dem “in den Mund nehmen” Gefallen gefunden hat (Bravo) macht sich on-stage daran, des Schlagzeugers bestes Stück oral zu bearbeiten. Wow, sag ich mal. Die Bandkollegen sind verdutzt (kann man verstehen). Es gelingt dem Drummer wenigstens, sich solange zu beherrschen, dass er musikalischen und sexuellen Höhepunkt aufeinander abstimmen kann (he’s probably a stronger man than me, Respektschild-hochklapp).

Jedenfalls sind V & V in den offiziellen Dunstkreis der Band aufgenommen worden und dürfen beim nachmittäglichen Nacktpicknick im nächstgelegenen Wald mitmischen. Es wird herumgealbert, auf der Akustikklampfe gekrampft, dumme Sprüche gerissen und mit Essen, genauer gesagt, mit Trinken gespielt. Anders ausgedrückt: Schlacht mit Gerstenkaltschale, wie sich auch die Herren Mucker auszudrücken belieben. Nachdem sich die Burschen und ihre Schnallen ordentlich mit Bier übergossen haben, wird’s Vicky offenbar zu wild und sie entscheidet sich zu einem kleinen Nacktspaziergang im Wald (Blair-Witch-Feeling, yeah). Sie entdeckt einen See und entscheidet sich zu einer spontanen Badeeinlage (klar, das Bier muss raus aus der Frisur, obwohl manch einer ja behauptet, das sei für die Haare gar nicht so schlecht). Aber evil is lurkin’ – in Form einer immerhin vierköpfigen Rockerbande (in der Schweiz? Müssen wohl vom Mad Foxes-Set rübergedüst sein). Woran denkt ein zünftiger alpenländischer Hells Angels, wenn er ein nacktes Blondchen im See schwimmen sieht (wobei: man sieht ja nur die Rübe des Mädels, theoretisch könnte da ein 150-Kilo-Brummer untendranhängen, aber als Rocker ist man vermutlich nicht wirklich wählerisch)? Eben, rein ins Wasser, Vergewaltigung im Sinn. Vicky ist unkooperativ (einerseits überraschend, weil sie bis jetzt ja alles gefickt hat, was nicht bei drei auf’m Baum war, andererseits sind die Rocker ja auch keine Rocker, eh, Musiker, mein ich jetzt) und kreischt, was Groupie-Kollegin Rita hört. In der grenzenlosen Doofheit, die einer zugedröhnten Tussi nun mal zu eigen ist, kommt Rita auf die erstaunlich doofe Idee, ihrer bedrängten Freundin zur Hilfe zu eilen – nackt und allein jumpt sie in den See (ich persönlich hätte ja den ein oder anderen Kerl mitgenommen). Resultat dieser Hilfsaktion ist selbstverständlich, dass die Rocker sich riesig freuen, nun zwei Schnepfen zum Vernaschen zu haben. Manchmal verdienen Frauen ihr garstiges Schicksal, man stelle sich vor, die dürften sich vermehren… Die Rocker packen ihre zwei Gefangenen nackt auf ihre Schüsseln (fällt sicher in der konservativen Schweiz gar nicht auf, wenn man mit nackigen Weibern auf der Möhre durch die Gegend heizt), karren sie aber immerhin in der nächsten Stadt zu einem Klamottenladen und kaufen ihnen Kleider (äh? Sehr rücksichtsvolle Kidnapper-Vergewaltiger, muss ich sagen; aber der Oberrocker trägt wenigstens ‘ne Hakenkreuzarmbinde, also können wir doch relativ gesichert davon ausgehen, dass er EVIL ist).

In einem der seltsamen Handlungssprünge des Streifens (was wohl an den massiven Kürzungen der Videofassung gegenüber der Kinoversion liegen mag) suchen die Rocker ein Provinzkaff weiter recht zivilisiert einen Gasthof auf und lassen die Mädels scheinbar gehen. Zumindest steht Vicky am Straßenrand, streckt den Daumen raus und verschafft sich so einen Lift nach München.

In der Bajuwarenmetropole angekommen führt Vicky (die streng genommen jeglicher Barschaft wieder verlustig gegangen sein dürfte) der Weg gleich wieder in einen Rockclub, wo Birth Control (deutsche Rocklegende, deren “Gamma Ray” ja durchaus zu einem unsterblichen Klassiker geworden ist) einheizen (interessanterweise performen sie den Song, den uns der Soundtrack zur Quasi-Entführungs-/Vergewaltigunsszene ein paar Minuten vorher schon um die Ohren gehauen hat). Eine neue Freundin hat sie auch schon wieder gefunden (also, Anschlussprobleme hat Vicky jedenfalls nicht), nämlich Petra. Vicky wirft gleich mal ein prüfendes Auge auf Birth-Contro-Gitarrist Bernie, der zufälligerweise der einzige der Gruppe ist, den Petra noch nicht durchgevögelt hat (aber an “Einzelheiten”, wie die Herrschaften so waren, kann sie sich nicht mehr erinnern. Nicht gerade das größte Kompliment, das man als Frau so machen kann). Petra ist übrigens eine Möchtegernsängerin, die allerdings notorisch erfolglos auf der Suche nach einem Plattenvertrag mit allen möglichen Produzenten ins Bett gestiegen ist. Vicky schüttet ihr Herzeleid aus, dass sie nach Berlin muss (Stewart ist also immer noch die große Liebe, obwohl sie mittlerweile die halbe europäische Rockszene drin gehabt hat), aber keinen Zaster mehr hat. Was’n Glück, dass Vicky, die selbst offenbar zu blöde ist, um bis drei zählen zu können (sprich: irgendwann mal selbständig zu werden), wieder mal an ein patentes Mädel geraten ist. Petra hat eine Idee und verabschiedet sich zur Umsetzung desselben, aber Vicky muss sich nicht der Langeweile wegen grämen, denn Bernie schleppt sie gleich in seine Bude ab.

Während unser Musiker sich nackig macht (tja, das waren noch Stars, die mit vollem Körpereinsatz in ihren Leinwandauftritten agierten – frag mal, ob einer von Overground Sexszenen filmen würde) und Vicky den Beweis antritt, dass ihr die Mundarbeit mittlerweile wirklich in Fleisch und Blut übergegangen ist, reißt Petra in einem Nobelrestaurant einen schon leicht angetütelten reich aussehenden Kerl auf, macht ihn endgültig besoffen (sie selbst trinkt Weißbier mit‘m Strohhalm. Aargh! Blasphemie, dann kann man‘s ja gleich aus der Flasche oder – noch schlimmer – aus der Dose saufen), lässt sich von ihm in sein Hotelzimmer einladen, wo der Knabe (nach läppischen fünf Bier… Weichei!) sofort in Ohnmacht fällt, was Petra die Gelegenheit bietet, seine Brieftasche zu leeren (das sind wahrhaft hilfsbereite Freunde, die machen sich für einen strafbar. Hey, Freunde, ich bin auch pleite, klaut für mich!). Petra liefert den Zaster umgehend bei Vicky ab, die aber gerade ein bissl was anderes zu tun hat, sie rammelt nämlich immer noch mit Bernie und kann ihrer finanziellen Lebensretterin nur einen “jaja, danke, nett”-Blick zuwerfen (ja, okay, ich geb zu, es ist ein unglücklicher Zeitpunkt für ausführlichere Dankesbekundungen).

Bernie wird von der Rammeleinlage reichlich mitgenommen (der hechelt wie ein Köter nach vier Wochen Sahara, keine Kondition mehr, die Rockmusiker damals), komplimentiert aber immerhin: “Du fickst nicht schlecht” (auch nicht gerade der größtmöglichste Enthusiasmus). Wie alle Kerle ist auch ihm nicht so ganz klar, wann und wie oft seine Sexpartnerin “kommt” und erkundigt sich, ob alles, was er für Orgasmen gehalten hat, auch wirklich welche waren (wenn ja, bin ich von *ihm* und seinen Fähigkeiten beeindruckt). Vicky verbittet sich solch indiskrete Frage, schmiert ihm eine, was den Startschuss zu einer weiterer Runde Matratzenakrobatik bildet, die wir uns aber nicht bis zum Ende ansehen müssen.

Ohne weitere filmreife Geschehnisse findet sich Vicky in Berlin ein und entert dort, nein, keinen Rockclub, sondern einen Jazzclub. Auf der Bühne des “eden” sorgt Pony Poindexteer per Saxophon und legitimer-Scatman-John-Vorgänger-Einlage für einen krassen Richtungswechsel im Soundtrack. Moment, “eden”? Wo das “eden” (heutzutage “Big Eden”), Berlins international wohl bekanntestes Vergnügungsetablissemang der zweit- bis drittklassigen Sorte ist, kann Rolf Eden, damals wie heute König des Berliner Nachtlebens, Klatschspaltenbewohner und *der* Playboy der Hauptstadt, nicht weit sein. Vermutlich musste ihm Dietrich für die Drehgenehmigung in seinem Schuppen ‘ne Rolle ins Script (Script? Welches Script?) schreiben. Unser Playboy versucht sofort bei Vicky zu landen – trotz der durch ganz Europa gezogenen Spur ihrer Kreuz- und Querfickereien ist Vicky *immer noch* in Stewart verknallt und der nicht aufs Playboyköpfchen gefallene Discokönig behauptet raffiniert, zu wissen, wo der Gesuchte sich aufhält. Klar, gerne bringt er sie sofort mit seinem schicken Oldtimer-Rolls-Royce (“nicht mehr ganz neu, aber gemütlich”, haha, darüber lacht sich Rolf Eden vermutlich heute noch scheckig) dahin. Vicky kommt’s zwar komisch vor, dass sein Chauffeur keine Anweisungen bekommt (“er weiß schon, wo er hinfahren muss”, beruhigt der Playboy und ich bin sicher, das stimmt hundertprozentig), eröffnet die Minibar und schiebt Vicky auch einen LSD-Trip zu. Unsere Heldin handelt mittlerweile nach der Devise, alles was antörnt und nach Droge aussieht, wird geraucht, geschluckt oder sonst wie inhaltiert, greift, unenthusiastisch zwar, aber trotzdem, zu.

Um sich plötzlich in einem Kerkerverlies wiederzufinden, in dem finstere Folterknechte nackte Frauen auspeitschen und ein satanischer Priester im Rahmen einer gepflegten kleinen schwarzen Messe ein Menschenopfer vorbereitet (halt-stop-retour, bin ich jetzt versehentlich in einen schlechten Jess-Franco-Film abgebogen?) Vicky wird auf den Altar der Satansanbeter gefesselt (natürlich ausreichend Gelegenheit für uns Genießer, ihre Brüste zu inspizieren. Ihr Schrank für Filmkostüme im Trailer kann nicht allzu dicke gefüllt gewesen sein) – der Priester macht mystisches Handgefuddel, uns’ Vicky halluziniert von ihrem Stewart, und dann greift der Obersatanist zum Pflock, täuscht ungefähr zwanzigmal an, er würde sie jetzt aufspießen, so dass wir am Ende schon fast doch wieder überrascht sind, als er in der Tat zustößt. Splot! (Keine Angst, man sieht nix… Ist ein anständiger Film, das…). Oha, ich frag mich, wer hier die Drogen eingeworfen hat – die vor oder die hinter der Kamera…

Jetzt könnte der Film theoretisch zu Ende sein, aber so ein warped-out-ending wollte nicht mal Meister Dietrich seinem Publikum zumuten. Deswegen entpuppt sich die gerade gesehene Kerker&Folter-Einlage als Horrortrip (und ich sach noch, LSD is nich gut). Darüber hinaus ist ihr schlecht, Magenkrämpfe oder so was. Rein geographisch befindet sie sich in der Berliner Bude ihrer Münchner Freundin Petra (wie auch immer sie da hin gekommen ist, was Herr Eden mit ihr angestellt hat, müssen wir ja auch nicht wirklich wissen), nackend ist sie aber trotzdem (beruhigend zu wissen, das sich manche Dinge doch nie ändern). Petra kommt nach Hause, wundert sich nicht zu sehr über ihre sich in Krämpfen windende Freundin, die ihr auch versichert, mit Stewart Schluss gemacht zu haben (hä? Wie jetzt? Wann jetzt? Hat sie ihn gesehen? Oder wie?). Petra nimmt das locker – erstens ist Stewart nicht der einzige Mann auf der Welt (das mag stimmen), zweitens auch ein schlechter Musiker (wäre ich jetzt Stewart, der ja unter seinem richtigen Namen und als echter Musiker in diesem Film agierte, hätte ich diese Zeile nicht im Script stehen lassen. Okay, Petra ist nur eine drogengeile Partyschlampe, trotzdem, so was bleibt doch irgendwie hängen. Ist der Ruf mal ruiniert…). Vicky verlangt nach Acid, und zwar “mehr als einen Trip” (hm, mich würde mal die Zeitspanne interessieren, in der sich die Handlung des Films abspielt. Vom Augenschein her würde ich “ein paar Tage” sagen, und in denen hat sich Vicky vom Husten bei Joints zu multiplen Acid-Trips, sie wirft nämlich jetzt zwei gleichzeitig ein, weiterentwickelt. Dieses Drogenzeuch muss gefährlicher sein, als ich dachte). Petra belässt es nicht bei Acid, nö, sie setzt sich auch noch’nen Schuss Heroin (wir nehmen alles, wir nehmen jedes – gibt’s beim einigermaßen verantwortungsbewussten Drogenkonsum nicht die Regel, dass man nix durcheinander und gleichzeitig nehmen soll?). Und Vicky kriegt auch die Spritze (selbstverständlich nicht etwa sterilisiert oder ähnliches, aber HIV war damals ja auch noch SF) – Acid und Heroin, dürfte eine recht verheerende Mischung sein.

Zunächst mal hat der multiple Drogencocktail aber zumindest für den Filmbetrachter die erfreuliche Wirkung, dass Petra und Vicky sich eine lesbische Liebesszene liefern (auch wenn Vicky dabei wieder an Stewart denkt. Entscheid’ dich mal, Schnalle. Willst du den Kerl oder ja?). Wie wir ja alle wissen, haben Drogen immer einen Pferdekuss, äh, -fuß (Scheiß-Rechtschreibreform, die versaut einem ja den schönsten billigen Kalauer). Mitten im gleichgeschlechtlichen Liebesspiel verändert Vicky ihre Gesichtsfarbe hin zum ungesund-zombiemäßigen Grau, verspürt eine gewisse Übelkeit und kotzt sicherheitshalber mal tüchtig ab (erst nebens Bett, und dann der vollständigkeithalber noch in die Kloschüssel. Ein Funken Restanstand ist also vorhanden). Was die sekundenbruchteilkurz dazwischengeschnittene Alpenpanorama-Szene soll, erschließt sich mir noch nicht ganz, aber ich bin ja guter Hoffnung (fragt also in neun Monaten noch mal, harhar). Jedenfalls ist Vicky jetzt offiziell und ganz dezent ausgetickt, rast nackt aus der Wohnung, die Treppe runter und auf die Straße (verdammt, nu wohn ich nun in Berlin, und dann doch wieder im falschen Stadtteil. Bei mir rennen nie nackte Weiber durch die Straßen, es sei denn, sie flüchten aus meiner Bude, höhöhö). Während sie durch die (verdammt leergefegten, kein Passant, kein Auto weit und breit) Straßen joggt, hat sie dabei die Vision, auf einer satt grünen 1-A-Heidi-mit-Geißenpeter-Almwiese vor majestätischer Bergeskulisse durch die Auen zu hüpfen (auch dies begreiflicherweise unbekleidet). Hm, ist das jetzt Drogenauswirkung, allgemeine Klatsche oder will mir der Filmemacher damit irgendwas spezielles sagen?

Dem ersten von (abgezählten) zwei Autofahrern – wo ist das gedreht? Scheint ein ruhiges Viertel zu sein, wie ich es suche! – gelingt es noch, das mitten auf die Straße hüpfende Nackedei zu umkurven, Nummer 2 allerdings zielt besser und trifft frontal. Vicky wird überrollt, bleibt blutüberströmt und offensichtlich reichlich hinüber liegen, aber die Alpenland-Szenen (ich warte auf die lila Kuh) dudeln noch ein wenig weiter (after-death-experience?). Und mit dieser tragischen Lektion, nämlich, dass man nach Drogenkonsum nicht unbekleidet durch Berliner Straßen rennen sollte, während man gerade ein geistiges Re-Enactment von Heidi aufführt, beschließen wir unsere Geschichte.

Eine Frage an die älteren Mitleser (also die, die NOCH älter sind als der Doc und die 70er Jahre bewußt miterlebt haben): WAS ZUM GEIER HABT IHR ANNO 1970 EIGENTLICH GETRIEBEN? Ging’s Euch noch gut? Hattet Ihr alle ‘nen Schatten? Wenn man Filme wie Das Mädchen mit dem Einwegticket (eindeutiger Kandidat für den blödesten Filmtitel des 20. Jahrhunderts, aber immerhin, es klingt irgendwie interesseerweckend; der Alternativtitel Ich, ein Groupie hat zwar erheblich mehr mit dem Film zu tun, klingt aber nicht halb so spannend) ansieht, könnte man auf die Idee kommen, diejenigen, die heute herumheulen, dass die 68er unser Land versaut haben, hätten Recht.

Ich bin ja mittlerweile an Filme gewöhnt, die man nur durch Drogenkonsum der Filmemacher erklären (oder zumindest halbwegs nachvollziehen) kann, auch an solche, die man nur nach Einwerfen von Drogen ertragen kann, und auch an solche, die vom Drogenkonsum an sich berichten, , aber, ich muss schon sagen, einen besseren Werbespot für alle Arten von Drogen als diesen Film hab ich lang nicht mehr gesehen (okay, es geht schlecht aus, aber irgendwas is immer und wenn Petra verantwortungsvollg gewesen wäre, hätte sie die Wohnungstür abgeschlossen und nichts wär’ passiert, außer ein bissl Kotzitis). Dieser Film besteht ausschließlich aus Sex (jede Menge), Drugs (gleichfalls) und Rock’n’roll (in Form von Late-Beat und Early-Pyschedelic-Rock). Alles weitere an Handlung, Story, Charakteren u.ä. überschätztem Tinnef ist optional und wird daher keiner gesteigerten Beachtung gewürdigt. Muss einen wirklich wundern, dass der Heuler nicht von Jess Franco ist (kreditiert wird ein gewisser Fred Williams, der, soweit das zu eruieren war, in Wirklichkeit Produzent Erwin C. Dietrich selbst war und nach einigen Quellen von Jack The Big Bird Cage/The Big Doll House/Switchblade Sisters Hill unterstützt wurde. Mag ich einerseits fast nicht glauben, aber andererseits hat Hill auch des Geldes wegen späte mexikanische Karloff-Heuler nachbearbeitet, also…).

Eine gewisse Affinität zu den genannten Themen Sex, Drugs und Rock’n’Roll ist daher zwingend vorauszusetzen, will man Das Mädchen mit dem Einwegticket (dieser Titel ist wirklich doof) etwas abgewinnen. Ihr habt sicher schon anhand der für meine Verhältnisse mikrobenhaft kurzen Inhaltszusammenfassung erraten können, aber richtig viel *tun* tut sich in dem Film nicht. Genauer gesagt setzt sich der Streifen aus drei Aktivitäten zusammen, und die könnt Ihr bestimmt auch raten. Genau: Live-Musik-Performance, Drogen kaufen/verkaufen/zu sich nehmen, ficken. Die Reihenfolge ist verhandelbar. Das Grundgerüst der, hüstel, Story, ist die gute alte Mädchen-sucht-ihren-Märchenprinz-Geschichte, die einige Jahre später auch das Berliner-Off-Theater GRiPS zum legendär-kultig-megaerfolgreichen Musical Linie 1 umstrickten (nur dass den GRiPslern eine Odyssee durch Berlin für ihre Heldin reichte, während Dietrich seine Protagonistin durch eine wahre Tour D’Europe hetzt, als wär’ sie ‘ne amerikanische Pauschaltouristin). Zwischenduch wird jedes Konzert und jeder greifbare heterosexuelle Sexpartner mitgenommen, ansonsten gibt’s nur doofe Sprüche auf dem typischen Niveau eines deutschsprachigen Films von 1970 (also bestenfalls minimal intelligenter als Schulmädchenreport Teil 382). Wenn mal ein halbwegs interessanter Subplot sein bedrohliches Haupt in die Hauptgeschichte zu recken droht, so wird er (zumindest in der UFA-Videofassung, und die neue DVD von Dietrich ist wohl auch kaum länger) einfach links liegen gelassen (besonders augenfällig: die Entführung von Vicky und Rita durch die Rockerbande. Richtig krumm scheinen’s die Mädels nicht zu nehmen, Vivian, Vickys eigentliche Freundin, interessiert das wohl auch nicht, was aus Rita wird, ist Film und uns auch wurscht und wie Vicky eigentlich ihre “Freiheit” wiedergewinnt, muss man uns ja auch nicht wirklich sagen. Die Lücken muss man halt mit der Power der eigenen Fantasie füllen – und da sagt man, Filme wären dahingehend schädlich…). Mr. Rolf Eden persönlich geht’s auch nicht anders (allerdings ist der Ausflug in Vickys halluzinierten Folterkeller, sofern’s wirklich nur ein Trip war und nicht auf irgendwelchen semirealen Geschehnissen beruht, so out-of-left-field, dass dem geneigten Zuschauer erst mal die Kinnlade auf die Auslegware kracht).

Echte “Charaktere” sind natürlich ebenso wenig zu erwarten. Obwohl Vicky die zentrale Figur des Films ist und praktisch über 95 % der Laufzeit on-screen ist, hat sie keinerlei Eigenschaften außer “blond” und “naiv” (ein weiterer Grund, warum mich der Zeitrahmen des Films interessieren würde – wenn’s wirklich nur ein paar Tage sind, wie man den Eindruck hat, ist Vickys Abgleiten in den Drogensumpf von “Joint” bis “Heroin” schon Guinness-Buch-verdächtig, wenn sich die Handlung aber über mehrere Wochen oder Monate hinzieht, wundert einen dann wieder ihre auch gen Filmende immer noch grenzenlose Naivität und Vertrauensseligkeit. You see: weder das eine noch das andere ergibt wirklich Sinn). Die Nebenfiguren stellen sich jeweils nur für kurze Vignetten und Episödchen ein – Vicky, die anfänglich die Rolle einer zweiten Hauptfigur zu übernehmen scheint, verabschiedet sich in der Schweiz, dafür übernimmt kurz Rita die Rolle der besten Freundin (aber nur für die Rockerepisode, und auch dies ohne jegliche Vorankündigung, dass die beiden Mädchen irgendeine Beziehung zueinander haben), und ab München schaltet sich dann Petra ein. Diese drei Charaktere hätte man genauso gut “into one” rollen können und hätte Gage für zwei Schauspielerinnen gespart (andererseits hätten wir als Zuschauer dann nur einen statt drei Sätze Brüste gesehen, und, seien wir ehrlich, das wär doch irgendwie auch blöd).

Kümmern wir uns also nicht länger um die vernachlässigbare Handlung. Wer auch immer Regie geführt hat, ein großer Könner war er nicht – natürlich dürfen ein paar 70er-Jahre-typische künstlerische Spielereien nicht fehlen (wie z.B. einige rapide Schnittfolgen, vor allem zu Beginn und zum Ende hin), aber in den Sexszenen fällt ihm kaum was ein, selbige sonderlich ästhetisch oder sleazig zu gestalten (die Softcoreeinlagen sind von dieser berüchtigten Halbexplizität, sind also “beinahe” aufregend. Immerhin gibt’s recht deutliche Andeutungen von Oralsex und übermäßig unattraktiv sind die Darsteller auch nicht wirklich, so dass die Szenen insgesamt doch schmerzfreier zu geniessen sind als bleistiftsweise Softcore von Joe D’Amato). Ähnliches gilt für die ausführlich ins Bild gerückten Bühnenperformances der beteiligten Bands, das ist in etwa auf Musikladen-Niveau. Das Tempo könnte insgesamt etwas flotter sein – gut, die Songs halten natürlich den Betrieb etwas auf, da sie im Gegensatz zu einem typischen Musical keine Handlungsrelevanz haben, sind aber aufgrund des Settings für den Film integral (und sowieso der Höhepunkt des Films), in den “dramatischen” Szenen wird’s doch recht gemächlich, die knapp 75 Minuten kommen dem geneigten Zuschauer doch länger vor, als sie tatsächlich sind. Schwung in die Bude kommt eigentlich nur durch die Invasion der Motorradrocker und das drogenberauschte Finale.

Die Musik ist klasse – wenn man auf auf 70er-Jahre-Psychedelic-Rock steht. Die vertretenen Bands gehören mit Ausnahme von Birth Control nicht zur allerersten Garde (wäre auch verwunderlich, wenn sich z.B. die referierten Black Sabbath für einen deutschen Trashfilm hergegeben hätten), aber auch nicht ohrenbeleidigend. Alles kompetente Musiker, wer also ein Faible für diese Mucke hat, kommt voll auf seine Kosten (ist daher auch kein großes Wunder, dass der Soundtrack ein relativ stark gesuchtes Schatzi in Sammlerkreisen ist). Einige der Songs, besonders der von Birth Control, gehen wirklich gut ab. Diese eben prominenteste vertretene Band zählt, wie schon weiter oben angedeutet, durchaus zu den “klassischen” deutschen Rockbands der 70er, hatten mit “Gamma Ray” einen wirklich großen Hit (der auch zu den Stammvätern der deutschen Schwermetaller gehört und nach dem sich Kai Hansens Halloween-Nachfolge-Combo benannt hat), trat in der Folge noch in einem deutschen Horrorfilm, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe, als vampiristische Rockband auf.

Darstellerisch gibt’s natürlich kaum was zu loben – Ingrid Steeger scheint ihre naive Blondchen-Rolle als Vorbereitung auf ihren späteren Kultstatus als Klimbim-Ulknudel zu nutzen, zeigt ansonsten maximalen Körpereinsatz und nutzt jede erdenkliche Gelegenheit, um uns ihre Brüste zu zeigen. Schauspielern muss und kann sie nicht. Weitere Darsteller von tragender Bedeutung gibt’s nicht, aus den oben geschilderten Gründen. Vivian Weiss und Petra Prinz haben ebenso wenig schauspielerische Aufgaben zu bewältigen wie die “schauspielenden” Musiker Stewart West und Bernd Koschmidder (allerdings wundert mich, wie auch schon weiter oben geschildert, schon ein wenig, wie weit ein Musiker wie Koschmidder in Punkto Sexszenen und Male Nudity geht). Zumindest recht witzig anzusehen ist der Auftritt des legendären Berliner Partylöwen Rolf Eden.

Auch bereits erwähnt – der Streifen ist jüngst in der Erwin-C-Dietrich-Collection auf DVD erschienen, wobei es sich um eine gekürzte Fassung (wohl mit FSK 16, was ich ermitteln konnte) handelt. Ob Dietrich noch mal eine ungeschnittene Fassung nachschiebt (es kursieren Lauflängen von 86 bis 100 Minuten, wobei die 86 wohl akkurat ist), wie er es bereits bei einigen anderen Softsex-Titeln aus seiner Werkstatt getan hat, ist wohl eher unwahrscheinlich – scheinbar ist das fehlende Material verloren. Die Bildqualität der DVD soll dem Vernehmen nach ausgezeichnet sein. Die alte Videocassette von UFA, die man vielleicht noch in einem düsteren Winkel einer alteingesessenen Videothek (oder im Videodrom) findet, hat auch einen relativ schönen Widescreen-Transfer mit kräftigen Farben zu bieten – natürlich ist z.B. das Videodrom-Tape altersbedingt schon ein wenig ramponiert, zumal gerade der Ton für ein altes Videoband ordentlich fetzt.

Fazit: Das Mädchen mit dem Einwegticket ist – mal wieder – ein Kuriosum – quasi ein Drogenwerbefilm mit aufgesetzter Moral, viel Sex, guter Musik und einer Ingrid Steeger in ihrer körperlichen Bestform. Sicherlich auf nüchternen Magen kaum zu geniessen, weil bar jedes Sinns, aber mit genügend hirnrissigen Momenten (und sei’s durch die recht willkürlichen Kürzungen von Kino- zu Videofassung), um einen Trashfan ordentlich bei Laune zu halten. Der Film hat was – ich bin mir nicht sicher, *was*, aber er hat was. Nicht unbedingt GROSSES KINO TM, aber recht unterhaltsam – irgendwie bin ich ja doch ganz froh, dass ich ein Kind der 80er bin, die 70er hätte ich vermutlich nicht überlebt. Und ich mach mich jetzt auf die Suche nach dem Soundtrack. Wenn der Titel nur nicht so blöde wär – Das Mädchen mit dem Einwegticket, das klingt irgendwie nach Grüner Punkt, Einwegfeuerzeug oder Plastikflasche ohne Pfand…

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


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