I Wonder Who’s Killing Her Now?

 
  • Original-Titel: I Wonder Who's Killing Her Now?
  • Alternative Titel: Please Kill My Wife |
  • Regie: Stephen H. Stern
  • Land: USA
  • Jahr: 1975
  • Darsteller:

    Bob Dishy (Jordan Oliver), Joanna Barnes (Clarice Oliver), Bill Dana (Harold Booker), Harvey Jason (Dr. DeHart jr.), Richard Libertini (Jack Kirsten), Jack DeLeon (Dr. Biney), Angelo Rossitto, Pat Morita, Severn Darden, Vito Scotti, George Memmoli, Steve Franken, Jay Robinson, Ian Wolfe, Bella Bruck, Marvin Miller


Vorwort

Jordan Oliver wird vom Schicksal schwer gebeutelt – die Unterschlagungen, die er in seiner Firma getätigt hat, werden entdeckt und er nicht nur gefeuert, sondern auch dazu verdonnert, den Schaden binnen Monatsfrist wieder gutzumachen, sein Eheweib Clarice (dem er seinen sonstigen Reichtum verdankt), kündigt die Scheidung – und infolgedessen auch den Verlust des Zugriffs auf ihre Moneten – an, und sein privates Steckenpferd, seine teuer zusammengeraffte Kunstsammlung, entpuppt sich als eindrucksvolle Kollektion erlesener Fälschungen. Guter Rat ist teuer, doch nach einer Session bei seinem Analytiker, einem Kinobesuch und einer Glückskeksbotschaft im chinesischen Restaurant liegt die Lösung auf die Hand. Clarice muss ins Gras beißen, bevorzugt, nachdem Jordan eine hohe Lebensversicherung auf ihr zartes Köpfchen abgeschlossen hat. Aus verständlichen Gründen will Jordan die Bluttat nicht persönlich in die Hand nehmen, doch gegen eine Prämie von 25.000 Dollar ist ein williger Aushilfshenker schnell gefunden. Kaum hat Jordan den Mordauftrag erteilt, ereilt ihn schon die nächste Hiobsbotschaft. Die Versicherungspolice ist leider unwirksam, weil der Arzt, der eine heimliche Untersuchung (im Rahmen einer Dinnerparty) an Clarice vollzogen hat, war ein Hochstapler. Sollte Clarice, die in Vegas urlaubt, also ein verdrießlich Missgeschick der terminalen Sorte zustoßen, wär’s also im Wortsinne umsonst. Jordan sucht seinen Auftragsmörder auf, doch der gibt kund, den Job einem Subunternehmer aufgedrängt zu haben – der jedoch auch, und auch dessen Unterauftragnehmer usw. usf. Während sich Jordan mit einer stetig wachsenden Entourage ebenso gedungener wie verhinderter Meuchelmörder zu dem Killer durchtankt, der den Auftrag augenscheinlich tatsächlich ausführen will und schließlich in der Nervenklinik bei einem arbeitslosen Schauspieler landet, der den Job zwar für 6,95 $ übernommen hat, allerdings aufgrund „fehlender schauspielerischer Motivation“ noch nicht ausgeführt hat, wird auf die ahnungslose Clarice bereits ein Attentat nach dem anderen verübt. Wer will sie denn nun wirklich killen und wird Jordan, der sich mittlerweile auch daran erinnert hat, seinen Ehebesen tatsächlich zu lieben, die Untat noch verhindern können?


Inhalt

Wieder mal greife ich beherzt in die Wundertüte der Mill Creek’schen „Drive-In Movie Classics“-Box und führe mir einen Streifen zu Gemüte, von dem ich mit tödlicher Sicherheit noch nie etwas gehört habe. Dabei steckt hinter „I Wonder Who’s Killing Her Now?“ einmal wieder eine nette „was-wäre-wenn“-Geschichte, denn ursprünglich vorgesehen war dieses Mickey-Rose-Screenplay als Star-Vehikel für niemand geringeres als Peter Sellers, den allerdings aufgrund seiner bereits damals publiken Herzprobleme kein Unternehmen versichern wollte (ähnliche medizinisch-versicherungstechnische Probleme verhinderten z.B. auch den potentiell hysterisch witzigen de-Funes-Film „Le Crocodile“) . In letzter Minute wurde Bob Dishy, der sich bis dato nur durch wenige Fernsehauftritte in der „Mary Tyler Moore“-Show oder bei „Columbo“ hervorgetan hatte, angeheuert, und so wurde aus einem potentiellen Komödien-Klassiker ein komplett untergegangenes B-Movie, das von Anbietern wie Mill Creek problemlos in solchen 1000-Filme-auf-20-DVD-Sammlungen vertickt werden kann.

Vielleicht auch ganz gut so, denn irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass „Partyschreck“ und Inspektor Clouseau Peter Sellers aus diesem Stoff hätte Gewinn ziehen können – nicht, dass die Idee hinter dem Film von vorn herein schlecht wäre, nur halte ich sie für relativ unverträglich mit Sellers spezifischer Art der Komik, die bekanntlich nicht reproduzierbar ist (wie Ted Wass, Roberto Begnini und auch Steve Martin in ihren jeweiligen „Pink Panther“-Filmen herausfinden mussten), sondern auch nicht in jegliches beliebiges Comedy-Feld eingebaut werden kann. Man kann natürlich nur darüber spekulieren, ob und ggf. wie „I Wonder Who’s Killing Her Now?“ mit Sellers in der Hauptrolle anders ausgesehen hätte, will sagen, ob man das Script für Dishy umgeschrieben hat, damit er nicht Sellers imitieren musste, sondern seine eigene Komik einbringen konnte, aber das grundsätzliche Problem scheint mir dabei zu sein, dass Jordan Oliver, der zentrale Charakter (und damit die potentielle Sellers-Rolle) nicht der hauptsächliche Quell der Comedy ist, sondern sich die Gags aus Slapstick, sight gags und der Riege der skurrilen bis regelrecht absurden Nebencharaktere zusammensetzen, kurz und gut, in der vorliegenden Form wäre Sellers in dem Streifen schlicht verschwendet gewesen.

Aber lassen wir die in-potentia-Geschichten mal außer Acht, wir sind ja nicht auf der Scheibenwelt, sondern befassen uns mit dem, was Regisseur Steven Hillard Stern, der sich in der Folge zum gefragten Regisseur von dem, was man heutzutage TV-Event-Movies nenne würde (er inszenierte u.a. „The Ghost of Flight 401“, „Miracle on Ice“, Mazes and Monsters oder „Not Quite Human“) tatsächlich auf die Leinwand zauberte. Der Grundgedanke, den reichen Ehepartner der Versicherung wegen um die Ecke zu bringen, ist sicherlich nicht neu, und Roses Screenplay und Sterns Regie entscheiden sich daher auch für einen „durchgeknallten“ Approach statt feinsinniger Komödie oder bösem schwarzen Humor. Das beginnt schon damit, dass Jordan auf die Idee gebracht wird, seine Frau abzumurksen, als er sich im Kino einen Film ansieht, in dem mit exakt den gleichen Dialogen (und Namen) eine Streitsituation zwischen ihm und Clarice abgespult wird (und Jordan sich bei der Kino-Kassiererin vergewissert, dass der Film für den Gattinnenmörder „gut“ ausgeht, worauf er in eine spontane Tanznummer ausbricht), die extrem „unauffällige“ ärztliche Untersuchung für die Versicherungspolice, von der Clarice nichts mitbekommen darf (und der durchführende Arzt daher einige, ähm, Klimmzüge vollführen muss, um zu den gewünschten Ergebnissen zu kommen, bis Clarice ob der dezenten Forderung einer Urinprobe, vorgeblich für des Doktors Hobby-Sammlung, aussteigt) und gipfelt in der Parade völlig absurder Figuren, die jeweils den Killauftrag übernommen haben – „Captain Bobo“, der Zocker und einsame Kleinkriminelle, den Jordan ursprünglich auskuckt, ist ja noch harmlos, aber danach steigert’s sich – wir haben einen verrückten indischen Dirigenten mit Lipgloss-Tick, einen amnesischen Gehirnchirurgen (weil er seine experimentielle Chirurgie gern an seinem eigenen Brägen auskuriert), weißgeschminkt, mit Bela-Lugosi-Betonung und einem in Frauenkleider gehüllten spinnenfressenden masochistischen Faktotum, einen als französischen Kellner getarnten CIA-Agenten, der in Wahrheit aber nur ein Maurer ist (und der seinen französischen Akzent per angeklebtem Bärtchen auf jeden Anderen übertragen kann) und einen uniformtragenden Italiener, der auch dreißig Jahre nach Kriegsende noch fleißig für den Duce spioniert – kein Wunder, dass diese Gruppe Durchgeknallter in der Klapsmühle landet… Das sind wahrhaft grob geschnitzte Charaktere, die aber ob ihrer schlichten Abgedrehtheit einen gewissen Grundwitz nicht völlig verhindern können. Dass Autor Rose nicht sonderlich viel mit seinen eigenen Figuren anfangen kann (am „besten“ fahren noch Amateur-Frankenstein Dr. Biney und der italienische Faschist), ist bedauerlich, kann aber auch daran liegen, dass er vielleicht ein paar Charaktere zu viel zu Papier gebracht hat, anstelle sich für ein „best of“ der Figuren einige wirklich zündende Gags auszudenken – manche Lacher sind vertraulich-plump (Jordan zu Zwerg Angelo Rossitto: „How do you get paid?“ Zwerg: „In small bills!“), andere einfach bizarr (Jordan und seine Leute entdecken nach 100 Meilen Fahrt an einer Tankstelle, dass ihr Auto keinen Motor hat. Reaktion: „Dafür sind wir ganz schön weit gekommen…“), aber es könnten einfach ein paar mehr sein.

Strukturell sieht „I Wonder Who’s Killing Her Now?“ (zumindest ein Titel, der absolut Programm ist) so aus, dass wir ungefähr eine halbe Stunde brauchen, bis Jordan seinen Mordauftrag unter Dach und Fach hat und der Rest der angenehm kurzen 85 Minuten mit den Parallelhandlungen „Jordan sucht denjenigen, der *wirklich* vor hat, seine Frau zu töten“ und „unbekannter Attentäter verübt Anschläge auf Clarice, scheitert aber immer wieder an Zufälligkeiten und Inkompetenz“ verbracht wird. Die Attentatsversuche selbst beginnen relativ „ernst“ (Gewehranschlag aus dem Hinterhalt) und steigern sich ins immer gröber comic-hafte (bis der Killer einen von ACME gekauften Killerhai im Hotel-Swimmingpool aussetzt oder Dynamitpakete per Pfeil und Bogen verschießt). Das alles vollzieht sich, wie schon erwähnt, auch dank der grundsätzlichen Absurdität der Einfälle, in recht flottem Tempo, lediglich im Finale geht dem Script die Puste deutlich aus (genauer gesagt, mit der Einlieferung der Rasselbande in die psychiatrische Abteilung) – die Auflösung ist dann auch von geradezu atemberaubender Offensichtlichkeit (aber immerhin einigermaßen logisch, was für ein humorig gemeintes whodunit ja auch schon eine nette Abwechslung darstellt). Insgesamt hätten, ich wiederhole mich, ein paar Lacher mehr nicht geschadet – zwar verbrachte ich einen Großteil der Laufzeit doch mit einem dezenten Grinsen auf den Lippen, aber mehr als vielleicht ein halbes Dutzend echte Brüller hat der Streifen dann doch nicht zu bieten.

Von der handwerklichen Seite regiert biederes 70er-Jahre-Mittelmaß. Stern hat – was nicht überrascht, wenn man ins Kalkül zieht, dass er praktisch unmittelbar im Anschluss zum Fernsehen wechselte – keinen echten Blick für’s „Kinematische“, nichts am Film schreit nach großer Leinwand, alles hätte quasi 1:1 als Fernsehfilm umgesetzt werden können; ich bin halt doch der Ansicht, dass ein Kinofilm sich auch schon rein formal von einem beliebigen TV-Film abheben sollte. An Kameramann Richard H. Kline kann’s eigentlich nicht gelegen haben, der hatte immerhin schon Gassenhauer wie „Hängt ihn höher“, „Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All“ oder „Jahr 2022… die überleben wollen“ fotografiert und schwang im Nachgang für Großprojekte wie „King Kong“, „Teufelskreis Alpha“, „Star Trek – Der Film“, „Death Wish II“, „Atemlos“ und, hüstel, „Howard the Duck“ die Kamera. An einen kleinen Independent-Film wie diesen vergoss Kline aber offensichtlich nicht sein kreatives Herzblut, so dass „I Wonder Who’s Killing Me Now?“ optisch die Wurst nicht vom Teller zieht. Immerhin, trotz oder vielleicht auch wegen der Episodenhaftigkeit seines Haupthandlungsstrangs hat der Film einen recht angenehmen Rhythmus, ist stets flott genug, um nicht offensiv zu langweilen, hat aber auch kaum wirklich herausragende Sequenzen, die im Gedächtnis bleiben.

Da der ganze Kram ja in einer „Drive In“-Box verhökert wird, stellt sich noch die Frage nach Exploitation – die kann mit einem klaren „nix zu sehen“ beantwortet werden. Zwei Bikini-Miezen am Pool sind der, hüstel, erotische Höhepunkt, ein mit einem Messer „durchbohrter“ Arm das Maximum an Gewalt, schlimmstenfalls FSK-12-Niveau.

Zu den Darstellern: Dishy (u.a auch zu sehen gewesen in der Richard-Pryor-Komödie „Critical Condition“, Peter Hyams TV-Satire „Stay Tuned“ oder in „Don Juan DeMarco“) versucht, in dem ihn umgebenden Wahnsinn den „straight man“ zu spielen (was, denke ich, auch Sellers schwer gefallen wäre, um ein letztes Mal darauf zurückzukommen), zwar nicht gänzlich unsympathisch, aber auch kaum leading-man-Potential nachweisend. Bill Dana, der in den 60er Jahren eine eigene TV-Show hatte, 1980 in „Die nackte Bombe“ auftauchte und in den 90ern einige Auftritte bei den „Golden Girls“ absolvierte, agiert weitestgehend unauffällig, Joanna Barnes, seit den 50ern im Fernsehen tätig und im Kino u.a. in „Spartacus“ zu sehen gewesen, hat als Clarice kaum etwas (und schon praktisch nichts lustiges) zu tun. Durchaus lustig ist Jack DeLeon (TV-Comedian und Synchronsprecher) als Dr. Biney – den Lugosi-Aussprache-Stil hat er in seiner ganzen Theatralik perfekt drauf. Nicht ununterhaltsam präsentiert sich auch Richard Libertini („Nell“, „Lethal Weapon 4“, „Fletch“) als CIA-Agent/Maurer/Kellner Jack Kirsten. Als Gaststars fungieren u.a. Hollywoods Vorzeige-Zwerg Angelo Rossitto (der schon in Tod Brownings „Freaks“ und an der Seite von Bela Lugosi in Scared to Death spielte) und Pat Morita vor seinem Ruhm als Mr. Miyagi als falscher Arzt.

Bildqualität: Die übliche Mill-Creek-Vollbildqualität lässt grüßen – immerhin ist 4:3 hier das wohl intendierte Format, so dass keine Bildinformationen verloren gehen. Schärfe- und Kontrastwerte sind knapp durchschnittlich, die Verschmutzungsrate liegt dagegen im überdurchschnittlichen, für ultra-budget-Veröffentlichungen aber gerade noch ebenso tragbaren Bereich.

Tonqualität: Der ausschließlich englische Mono-Ton schleppt leichtes, aber nicht extrem störendes Grundrauschen mit sich, ist aber insgesamt recht gut verständlich, wenn auch nicht sonderlich klar oder dynamisch.

Extras: Fehlanzeige.

Fazit: Ich war auf’s Schlimmste (also mal wieder eine unlustige Komödie) vorbereitet, aber im Endeffekt hat mich „I Wonder Who’s Killing Me Now?“ noch fast positiv überrascht – sicher, aus dem Thema wäre mehr rauszuholen gewesen, da bleibt jede Menge Lacherpotential ungenutzt, aber ein Unterhaltungsvakuum ist der Streifen dann doch nicht. Allein schon die Fülle an zwar nicht ausgearbeiteten, aber zumindest schon mal vom Ansatz her abgefahrenen Einfälle, hauptsächlich bezüglich der Menagerie an bekloppten Nebenfiguren, muss man Script und Film zugute halten. Hätte Regisseur Stern das Treiben nicht nur flott, sondern auch optisch etwas pfiffiger gestaltet und, ich wiederhole mich leider, einfach ein paar Gags mehr in Petto gehabt, könnte das ein kleiner Klassiker des abseitigen Humors sein, so bleibt’s dann doch eher eine Randerscheinung, die nicht wirklich auf „Wiederentdeckung“ hoffen darf. Dezent amüsant, aber auch keine Bildungslücke.

2/5
(c) 2009 Dr. Acula


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