- Deutscher Titel: I Woke Up Early The Day I Died
- Original-Titel: I Woke Up Early The Day I Died
- Regie: Aris Illiopulos
- Land: USA
- Jahr: 1998
- Darsteller:
Der Dieb (Billy Zane)
Maylinda Austed (Tippi Hedren)
Friedhofswärter (Ron Perlman)
Tom Harris (Michael Green)
Teenage-Nutte (Christina Ricci)
Hausfrau (Roberta Hanley)
Polizist am Friedhof (Andrew McCarthy)
Angestellte im Kreditbüro (Ann Magnuson)
Polizist im Kreditbüro (Tayler Negron)
Bestattungsunternehmer (Carol Struycken)
Priester (Will Patton)
Junge am Strand (Jonathan Taylor Thomas)
Mädchen am Strand/Barfrau (Summer Phoenix)
Prom Queen/Barfrau (Tara Reid)
Robert Forrest (John Ritter)
Hot Dog-Verkäufer (Mark Rolston)
Verfolgender Polizist #1 (David Ward)
Verfolgender Polizist #2 (Rick Schroeder)
Frau im Ballroom (Nicolette Sheridan)
Polizist in Gasse (Steven Weber)
Frau am Rummelplatz (Kathleen O´Hara Wood)
Türsteher (Abraham Benrubi)
Sandy Sands (Sandra Bernhard)
Peitschen-Lady (Karen Black)
Cop #3 (Mark Boone Junior)
Verfolgender Polizist #3 (Conrad Brooks)
Verfolgender Polizist #4 (Leif Garret)
Sängerin (Eartha Kitt)
Frau im Hotel (Maila Nurmi (Vampira))
Vorwort
Na, das ist aber mal wirklich ein Feinerle… Um unser heutiges piece-of-work ausreichend würdigen zu können, müssen wir mal wieder ein wenig in die Filmhistorie abtauchen, genauer gesagt, in die Biographie eines gewissen Edward D. Wood jr. Der Schöpfer unsterblicer Zelluloidklassiker wie Plan_9_from_Outer_Space oder Bride of the Monster ist nicht nur über 20 Jahre nach seinem Ableben zur Kult-Ikone der Generation Trash geworden, sondern darf von seiner Wolke aus zusehen, wie tatsächlich eines seiner Lieblingsscripte verfilmt wurde… Es ist ja bekannt, zumindest, wenn man sein Wissen über Eddie Wood nicht ausschliesslich aus Tim Burtons durchaus okayem Biopic bezieht, dass dessen Karriere (Woods, nicht Burtons, für die Nicht-Denker unter den Mitlesern) nach Plan 9 ja heftigst den Bach runterging (sofern man davon sprechen konnte, dass es zuvor so etwas wie eine Karriere war) und Wood in den 60ern und 70ern verzweifelt versuchte, seine Drehbücher an den Mann zu bringen, während er Pornoromane zum Überleben schrieb. In den 70ern wurde die Lage für Eddie unhaltbar, aber ein Script hielt ihn aufrecht – I WOKE UP EARLY THE DAY I DIED, ein äusserst obskures Drehbuch, das er liebte und bis zum Schluss hoffte, realisieren zu können. aus unerfindlichen Gründen wollte er in Norwegen drehen, John Carradine und Aldo Ray sollten die Hauptrollen übernehmen, John Agar und David Ward waren für Nebenrollen vorgesehen (und wie es das Schicksal so wollte, war Ward letztendlich der einzige, der die für ihn gedachte Rolle tatsächlich spielen durfte). Wie so häufig in der traurigen Endphase seines Lebens konnte Ed Wood auch dieses Projekt nie in Angriff nehmen. Doch das Script überlebte sogar den Rauswurf aus Eds letzter Wohnung und seinen kurz darauf folgenden Tod 1978 und verblieb im Besitz seiner Ehefrau Kathy Wood. In den folgenden Jahren, Ed wurde von Jahr zu Jahr populärer, gab es verschiedene Versuche, ihr das Script aus dem Kreuz zu leiern, aber Kathy wollte erst zustimmen, als ihr zugesichert wurde, dass das Drehbuch so verfilmt würde, wie Ed Wood es vorgehabt hatte – ohne Dialoge, nur mit Musik und gelegentlicheren Off-Screen-Kommentaren. Dass sich ausgerechnet Billy Zane, der grandiose Psychopath aus Dead Calm und seit Blockbustern wie Demon Knight, Phantom und natürlich Titanic auf bestem Weg dazu, up-and-coming big-time Hollywood-Star zu werden, sich des Scripts annahm und sogar als Produzent einstieg, mag dabei ebenso verblüffen wie die Tatsache, dass mit Aris Iliopulos ein Regiedebütant ans Werk ging. Und wenn man sich mal ansieht, was für eine erlesene Reihe an Stars, familiar faces und vielversprechenden Talenten die Besetzung ausmacht, kann man vielleicht sogar feststellen, dass Hollywood, zumindest einige seiner Protagonisten, Ed Wood posthum ins Herz geschlossen haben…
Schade nur, dass der Vertrieb Cinequanon in bester Ed-Wood-Tradition finanziell baden ging und der Streifen erstaunlicherweise NUR IN DEUTSCHLAND überhaupt jemals auf Heimvideo erschienen ist. Boah, was´n Privileg – haben wir den damn yankees endlich mal wieder was voraus :-))…
Inhalt
Was good ole Eddie Wood natürlich nie so hinbekommen hätte, ist die fetzige Opening-Credits-Montage, die uns alle Beteiligten in ihren Rollengestalten kurz vorstellt (und dabei bei nichtsahnenden First-Time-Zuschauern so manches „uh“, „ah“ und „was der?/die?“ entlocken dürfte). Dann sehen wir, wie sich in einer Nervenheileinstalt eine Injektionsnadel in einen Arm bohrt. Der Arm gehört einer recht unglücklich wirkenden Blondine, und da sie gefesselt und geknebelt ist, können wir davon ausgehen, dass ihr diese Behandlung nicht wirklich recht ist. Der Injektionsgeber ist unser Freund Billy Zane, der eine Krankenschwester überwältigt hat, demzufolge als Patient einzustufen ist, und nicht nur diese (offenbar fatale) Injektion ansetzt, sondern sich auch der Schwesterntracht seines Opfers bemächtigt, um dann nach einigen wackeligen Probestaksern sogar recht flüssig mit den High Heels (hm, Standardschwesternausrüstung?) aus dem Staube macht. Comedic shenanigans ensue, als (der ziemlich deutlich auf Ed Wood himself gestylte) Billy, okay, gehen wir mal mit seiner Rollenbezeichnung „der Dieb“, also der Dieb auf seiner Flucht die Klamotten wechselt (Wäscheleine sei Dank) und eben mal schnell im Vorbeigehen einem arglosen Ladenbesitzer ein paar Herrenschuhe klaut, aber wenigstens die Stöckelschuhe hinterlässt, was den Herren Shopowner offensichtlich sehr freut (kleiner Fetisch-ist?). Slapstick-Stuff happens (untermalt mit passenden Soundeffekten, wie man sie eher bei einem Kurzfilm aus der „Klamottenkiste“ erwarten würde) und dann stellt sich heraus, dass unser Dieb sehr geräuschempfindlich ist – alles, was laut und schrill ist, wie Polizeisirenen z.B., treibt unseren Freund in den Wahnsinn, was dazu genutzt wird, kurz einen steinalten educational film über die Funktionsweise des Gehörs einzufiedeln! Whoa, that definitely is my stuff!
Nach mehr Komedy an einem Hot-Dog-Stand bemächtigt sich der Dieb an einem Parkplatz nach Niederschlagen des Parkwächters und Ansichnahme dessen Bleispritze eines fahrbaren Untersatzes, nur um diesen bei der Verfolgung eines Geldtransporters vor einem Hydranten zu parken (leider übersieht das Script hier einen potentiellen Gag). Der Transporter gehört zu einem Kreditbüro, das der Dieb dann auch stantepete überfällt (haarsträubend komische Szene, da selbstredend auch dialogfrei und nur durch Gestik und Mimik ausgedrückt). Leider hat der Clerk eine Knarre und schiesst sehr zögerlich in die grobe Richtung des eigentlich nach Beuteeinsacken schon auf dem Rückzug befinlichen Diebs, worauf sich dieser zu sichtlicher Seelenpein genötigt sieht, den Clerk ins Jenseits zu befördern. Verfolgt von einem Streifenpolizisten flüchtet der Dieb in Hinterhofgärten und sieht sich bald von einer Hausfrau mit dem Besen verprügelt, ehe er auf einer verlassenen Baustelle zur Ruhe kommt, sich schlafen legt und in schwarz-weissen Stock-Footage-Flashbacks (einige Szenen kamen mir so vor, als stammten sie aus dem selben Originalfilm wie Mickeys Erinnerungen in Natural Born Killers, und die darauf hinauslaufen, dass unser fröhlicher Antiheld eine nicht besonder spassige Kindheit gehabt haben dürfte (jaja, immer die gleiche Leier).
Zum Pech des Diebs identifiziert ihn die zweite und damit überlebende Kreditbüroangestellte anhand alter Polizeifotos und so findet er sich nebst Schlagzeile „Killer raubt 15.000 $“ auf Seite 1 des örtlichen Newspapers wieder (witzig auch, dass die Stadt, in der das ganze stattfinden soll, presumably L.A., gerne mal durch 50er-Jahre-Stock-Footage repräsentiert wird). Die weitere Flucht führt den Dieb auf einen Friedhof, wo eine setlsame Beerdigungszeremonie durchgeführt wird, bei der der Priester (Will Patton, General Bethlehem aus Kevin Costners Giganto-Flop THE POSTMAN) eine Stimmgabel anschlägt, bevor sie im Sarg landet, und die Trauergäste (zu denen später mehr) obskure Gebets-Bewegungen vollführen (interessanterweise präsentiert uns die Tonspur Geräusche von Affen und Elefanten dazu??). Während der Dieb hinter einem Baum einschläft, kehrt der versoffene Friedhofswärter in seine Behausung, eine hübsche kleine stilechte Pyramide (!) zurück und schwingt sich an seinen Dudelsack, um „Join the parade“ zu spielen (!!). Das weckt den bekanntlich geräuschempfindlichen Dieb aus seinenweiteren Flashback-Träumen. Neugierig öffnet er den noch herumstehenden Sarg und findet zu seiner Verblüffung keine Leiche, sondern ein recht endgültig wirkendes Skelett in einem Kult-Umhang sowie die Stimmgabel. Die Dudelsackmusik malträtiert des Diebes kostbares Gehör – bei seinem Veitstanz fällt ihm dummerweise die Tasche mit der Beute in den Sarg, und bevor er irgendwas dagegen tun kann, tauchen auch schon wieder Cops auf. Stock Footage aus Industriefilmen wird mit dem Kommentar „gedankenloser Leichtsinn“ (?) versehen eingefiedelt, und dann stürzt unser netter Dieb in ein offenes Grab und empfiehlt sich bewusstseinstechnisch. Als er wieder zu sich kommt, am nächsten Morgen, raucht er erst mal ne Zigarette, ehe im gewahr wird, wo er sich gerade befindet – Panik! Mit Müh und Not krabbelt er aus dem Grabesloch und sucht nach dem Sarg, doch der ist weg. Verärgert macht der Dieb sich auf zur Pyramide und sucht dort nach dem Diebesgut. Der Lärm weckt den schlafenden Caretaker, es kommt zu einem Kampf, bis der Dieb den Caretaker (übrigens Ron Perlman, BEAUTY AND THE BEAST oder CRONOS, in einer Prachtrolle) mit einem Kissen erstickt. Anhand der Kartei des Caretakers macht der Dieb die Leichenhalle, in der der Sarg sich nun befinden soll, ausfindig.
Dort ist Carol Struycken (MEN IN BLACK, OBLIVION) als Bestatter tätig (irgendwie spielt Struycken entweder Undertaker oder Leichen – talk about typecasting). Während der Undertaker und sein Gehilfe Post durchgehen (?), dringt der Dieb ein und findet tatsächlich den streitgegenständlichen Sarg – Skelett und Tasche sind noch drin, nur ist die Tasche leer. Der Dieb macht daraufhin Randale, die den Undertaker und seinen Sidekick auf den Plan rufen. Der sinnlose Vandalismus des Diebs zerstört den Sarg, so dass sich der Bestatter und sein Kumpel mit Knochen des Verblichenen bewaffenen können (!), aber dem Dieb gelingt die Flucht, nachdem er sich noch eine Liste mit Namen und Adressen der Trauergäste angeeignet hat.
Erste Trauergästin auf der Besuchsliste des Diebs ist Sandy Sands, exotic dancer – gemimt von Sandra (HUDSON HAWK, ROSEANNE) Bernhard. Ich gebe zu, dass Sandra Bernhard, einer der exquisiteren Breitmaulfrösche dieser Welt, bislang nicht unbedingt auf der Liste der Personen stand, die ich unbedingt als Stripdancer hätte sehen wollen, aber die gute Frau muss sich sicherlich nicht schämen (trotz stolzer 43 Lenze zur Drehzeit). Nach ihrer Show wartet backstage der Dieb, Sandy schreit und der Dieb wird, derart akustisch gefoltert, erneut zum Killer… Abgang Sandra Bernhard. In einer schäbigen Bar tut der Dieb den nächsten Trauernden auf – den Säufer Tom Morris, dessen er mit einer Flasche Alloholischem erschleicht. Morris haust in einer Hütte aus Pappkartons (!). Als der Dieb auch dort nicht fündig wird, erleidet er einen pyromanischen Flashback in alte Kindertage und zündet die Hütte des Säufers ab, der mitsamt dieser abfackelt – was wieder mal in einer Zeitungsschlagzeile resultiert und unseren Dieb, als er sie liest, recht nachdenklich stimmt. Überdies ist der Dieb auch noch pleite, so dass er sich zu einem Handtaschendiebstahl genötigt sieht, der wiederum einen Streifenpolypen auf den Plan ruft (also, an seiner Technik muss der Dieb ganz bestimmt noch arbeiten) – doch Glück im Unglück ereignet sich justament zu dieser Zeit an diesem Ort ein fataler Autounfall (Opfer u.a. Miss AMERICAN PIE Tara Reid), so dass der Dieb ungeschoren per Bus (mit Flashbacks) zu Maylinda Austed fahren kann, die an der Steilküste (hint-hint) in einem Haus mit eingebautem Leuchtturm (doppel-hint-hint) residiert. Leider übersieht der eifrige Dieb das handgemalte Türschild „bin vollkommen taub“. Mrs. Austed (Tippi DIE VÖGEL/MARNIE Hedren) strickt fröhlich in ihrem Wohnzimmer vor sich hin, während der Dieb auf der Suche nach seiner Kohle ihr Haus auseinandernimmt. Schliesslich entdeckt der Dieb die Taube und beginnt sie zu würgen (insert Herrmann-esque PSYCHO-like Music Cue here), aber die alte Dame weiss sich zu helfen – ein gezielter Tritt in die Weichteile verschafft ihr ´ne Atempause, die er nu dringend bräuchte.
In der Tradition aller designierten Opfer in Horrorfilmen flüchtet die Austed natürlich nicht, wie es der gesunde Menschenverstand empfehlen würde, raus auf die Strasse, sondern vielmehr rauf auf dem Leuchtturm und in einer Hommage an VERTIGO endet die Dame schliesslich als Möwenfutter am unteren Ende der Klippe (es benötigt schon eine gewisse Chuzpe, um ausgerechnet Tippi Hedren durch zwei Hitchcock-Remineszenzen zu hetzen, noch dazu durch zwei, in deren Vorbildern sie nicht mitspielte). Der Kadaver wird von zwei Teenie-Kids (Summer Phoenix aus dem nicht totzukriegenden Clan und Jonathan Tayler Thomas, bekannt und beliebt aus Tim Allens Sitcom HOME IMPROVEMENT) entdeckt.
Nach Verrichtung des mittlerweile fünften Mordes (der Knabe ist quite on a roll) ist für den Dieb Schlafplatzsuche angesagt – aufgrund erheblichen Kleingeldmangels landet er in einer fünftklassigen Absteige (Bett 25 Cent, Zimmer 75 Cent), in der Vampira Maila Nurmi persönlich rumsitzt und Patiencen legt, und er sein „x“ in ein Gästebuch malt. Der Chef des Etablissements schickt dem Dieb mehr oder minder sofort eine Teenie-Nutte aufs Zimmer (Christina Ricci persönlich!), die dem Überraschten einen seductive dance vorführt. Der Dieb ist nicht abgeneigt, wirft die Ricci allerdings raus, als ihm klar wird, das das ganze eher eine geschäftliche Transaktion als ein reiner Liebesdienst sein soll. Vollkommen demoralisiert wirft sich der Dieb auf sein wenig vertrauenerweckendes Bett und heult sich aus. Dudelsackmusik weckt ihn wieder auf und erinnert ihn daran, dass es nun nur noch einen Trauergast abzuklappern gilt – Robert Forrest!
Die Suche führt den Dieb erst mal in einen Club, wo er sich am Türsteher (Abraham Benrubi, bekannt aus ER, unvergessen als Kubiak in meiner ganz persönlichen Kultserie PARKER LEWIS) vorbeimogeln muss und einer Eartha-Kitt-Performance beiwohnt. Ein Edel-Callgirl (Nicolette Sheridan, also wirklich Stars und Sternchen, wohin man sieht) schmeisst sich an den Dieb ran, was das Missfallen des
Türstehers erweckt. Des Diebes Gehirn wird erneut von Dudelsäcken heimgesucht, der Dieb flippt mal wieder aus – Randale, Chaos, Wahnsinn! Der Club versinkt in absolutem mayhem (inklusive einem Catfight) und der Dieb entfleucht, durch ein Plakat wenigstens in die richtige Richtung gelotst –
Robert Forrest arbeitet als Kunstschütze auf einem Jahrmarkt. Leider fehlt´s dem Dieb an den nötigen Groschen für den Eintritt und ein Bettelversuch bringt ihm ein wenig Dresche von Mrs. Kathy Wood persönlich ein, also schleicht sich der Dieb gratis in die Show, wo die üblichen Freaks rumschlurchen. Kunstschütze Forrest ist niemand geringeres als John Ritter (PROBLEM CHILD, SKIN DEEP, THREE´S COMPANY) und als eben Kunstschütze mit überragenden Reflexen ausgestattet, so dass des Diebs Versuch, Forrest mit einer improvisierten Keule zu plätten, nach hinten losgeht. Eine Kampfszene entbrennt, in der sich diverse Freaks auf seiten des Schützen miteinschalten und dem Dieb gelingt nur äusserst knapp die Flucht (vor allem vor der reichlich agressiven Peitschenlady Karen TRILOGY OF TERROR Black, die für ihr Alter auch noch ganz ordentlich beinander ist). Forrest hält seine Freaks vor weiterer Verfolgung ab, die übernehmen die Cops. Die Flucht endet mal wieder auf dem Friedhof (Kreise schliessen sich), wo der Dieb noch mal in die Pyramide eindringt, in der noch alles unverändert ist, inkl. Leiche des Caretakers. Der Dieb hält noch mal eine kurze Durchsuchungs- und Verwüstungsaktion für angebracht, aber die obligatorischen Dudelsackklänge bringen ihn soweit aus dem Konzept, dass er die Leiche samt Dudelsack schultert und etwas ziellos über den Friedhof schleift. Ständig begleitet von den Sound of Bagpipes kriegt der Dieb die endgültige Krise, schleudert Leiche & Sack auf den Boden. Der Sack platzt auf und Geldscheine regnen auf den fassungslosen Dieb herunter. In seinem Wahn, die Scheine zu fangen, stolpert der Dieb erneut in ein offenes Grab und bricht sich das Genick – seine Opfer flashen noch einmal an ihm vorbei… Polizisten entdecken die Bescherung, dann schwenkt die Kamera noch einmal den malerischen Friedhof ab, ehe uns nach dem THE END noch ein Insert unterrichtet, dass der Film von der nationalen Behörde für geistige Gesundheit empfohlen wird…
Tja, das was uns in diesen knapp 85 Minuten geboten wird, ist nur schwer in Worte zu kleiden, schon allein darum, weil in dem Film selbst bis auf zwei-drei Zeilen off-screen-Kommentare keine Worte verwendet werden. Aber dabei handelt es sich – um dieses Missverständnis gleich mal auszuräumen – nicht um einen Stummfilm a la Mel Brooks´ Silent Movie – Geräusche gibt´s vielerlei…
Man mag sich fragen, ob das fertige Endresultat annähernd dem entspricht, was Ed Wood himself sich vorgestellt hätte – ich denke, dass ist eher zu bezweifeln, denn wer Woods Obsessionen mit den Themen Tod oder Jahrmarkt z.B. kennt, dürfte zu der Ansicht kommen, dass der Maestro selbst weniger Wert auf die humorvollen Aspekte der Story gelegt hätte – in der Tat wirkt der Humor manchmal etwas überzeichnet, manchmal etwas gekünstelt und manchmal eher unpassend – die Slapstick-Einlagen inklusive dazu passender Soundeffekte sind sicherlich nicht im Sinne von Wood und passen auch eher in die angesprochene „Klamottenkiste“ als in eine sicherlich schwarzhumorige Farce.
So sollte man I WOKE UP EARLY THE DAY I DIED auch weniger als authentische Verfilmung eines Ed-Wood-Scripts sehen (auch wenn sich der Film sehr eng an das hält, was zumindest Kleingeistern wie mir von Woods Original-Version überliefert ist – und das ist das, was Rudolph Grey in NIGHTMARE IN ECSTASY berichtet), als vielmehr als eine Hommage an Ed Wood. First- (und bis dato auch Last-)Time-Director Aris Iliopulos arbeitet ganz bewusst mit vielen Stilmitteln, die Wood selbst nur aus purer Notlage verwandte – der Stock-Footage-Einsatz dient Iliopulos nicht, wie bei Wood, entweder als Time-Filler oder storyvorantreibendes Element, sondern einfach als visuelles Stilmittel, besonders natürlich durch den Kontrast von Farbe und Schwarz-Weiss-Elementen. Aber auch ohne Stock Footage gelingt es Iliopulos gut, die absurde Story voranzutreiben und dabei nie das Ed-Wood-Flair aus den Augen zu verlieren.
Erwähnenswert ist die eindrucksvolle Kameraarbeit von Michael F. Barrow, die zurecht bei einigen Festivals prämiert wurde – mit einfachen Mitteln gelingen Barrow einige zutiefst atmosphärische Bilder. Hinzu kommen ausgezeichnete Sets, die zeigen, dass man auch mit einfachen Mitteln (es ist nicht anzunehmen, dass der Streifen ein zweistelliges Millionenbudget hatte) Kulissen entwerfen kann, die einerseits zwar den Charme einer B-Movie-Produktion ausstrahlen, andererseits aber doch Grösse, Aufwand, Detailfreude und Ästhetik vermitteln (ein besonderes Lob geht hier an die Pyramide).
Insgesamt verbreitet I WOKE UP EARLY THE DAY I DIED ein surreales Feeling – ein Eindruck, der durch das Gesamt“kunstwerk“ entsteht – der Verzicht auf Dialoge, die unwirklich-realen Bauten, das überzogene Spiel der Darsteller (gleich mehr dazu) und die Unklarheit, die der Film dem Zuschauer lässt, in welcher Zeit der Film spielt – einiges an Bauten und Requisiten schreit 50er Jahre, aber immer wieder gibt es Anklänge an moderne Zeiten sprich Gegenwart. Vielleicht kommt man dem Gefühl, das der Film ausstrahlt, am nächsten, wenn man von einer „Traumgeschichte“ spricht (und ich denke, das würde auch Ed Wood gut gefallen).
Zum Drehbuch selbst möchte ich an dieser Stelle nicht allzuviel sagen – es ist absurd, und das im vollen Bewusstsein der Tatsache. Aber wegen der Story wird man sich diesen Film vermutlich nicht wirklich ansehen – es gibt einige gute Einfälle, einige weniger gute – aber grösstenteils dient die Story in der jetzt vorliegenden Fassung mehr oder weniger dem Zweck die Cameo-und-ein-bissl-mehr-Auftritte der diversen Guest Stars vorzubereiten.
Womit wir bei den Darstellern wären. Für Billy Zane ist die Rolle des Diebs natürlich ein par-force-Ritt. Zane ist quasi ununterbrochen im Bild und chargiert, dass es eine wahre Freude ist – er lässt seine Gesichtszüge entgleisen, gestikuliert wild – man möchte meinen, einen in die heutige Zeit versetzten Komiker aus den 20er Jahren vor sich zu haben. Auf jeden Fall ist es für Zane eine willkommene (und nach Herzenslust genutzte) Abwechslung zu seinen meist recht eindimensionalen Schurkenrollen, auf die er von der Hollywood-Maschinerie seit seiner ersten tour-de-force in Dead Calm abonniert wurde.
Die Gaststars absolvieren sekunden- bis wenige-Minuten lange Kurzauftritte, die dem geneigten Zuschauer vermutlich eher eine „spot the star“-Stimmung vermitteln als tatsächlich schauspielerische Qualitäten zeigen. Diejenigen, die ihre spärliche Screentime maximal ausnutzen, sind zweifelsohne Ron Perlman, Sandra Bernhard und Tippi Hedren. Manche Gaststars wie Andrew McCarthy (Weekend at Bernies), Leif Garret (Ex-Teen-Idol, Shaker Run) oder Rick Schroeder (Ex-Kinderstar) sind in ihren Minimal-Auftritten als Polizisten nicht mal zu erkennen.
Hat man ein Projekt, das bewusst auf Dialoge verzichtet, wird naturgemäss die sonstige akustische Untermalung wichtiger als im „normalen“ Kintopp. Bei I WOKE UP funktioniert das ganz gut, klassische „symphonische“ Elemente wechseln mit Punk- und/oder Industrial-Noise-Attacken (die dem Meister Wood ob seiner bekannten Abneigung gegen Rock´n´Roll vermutlich weniger gefallen hätten) und sorgen für ein recht abwechslungsreiches Hörerlebnis.
Dass seriöse Filmkritiker einem solchen Treiben naturgemäss eher skeptisch gegenüberstehen, dürfte verständlich sein. Der ein oder andere hat ja mittlerweile eingesehen, dass Ed Wood selbst in die „so bad it´s good“-Kategorie fällt und damit seine Existenzberechtigung im Pantheon der Hollywoodlegenden hat, aber grösstenteils bemängelt man das sichtliche Bemühen, auf Teufel komm raus einen Kultfilm zu schaffen. Sicher war das ein Hauptanliegen der Produzenten, aber, tja, es soll ja Fälle geben, in denen ein solcher kalkulierter Kultfilm sogar gelingt. I WOKE UP EARLY THE DAY I DIED kommt an dieses Ideal jedenfalls ziemlich nahe ran. Der Film ist absurd genug, um schon einmal durch seine Machart Aufsehen zu erregen, er hat mehr bekannte Gesichter als ein typischer Hollywood-Mainstreamfetzer und im allgemeinen funktioniert auch das Humorpotential.
Es dürfte ausser Frage stehen, dass I WOKE UP EARLY THE DAY I DIED jemals diesen Kultstatus erreichen wird, den Plan 9 und andere Werke des Meisters mittlerweile geniessen. Ed-Wood-Fans allerdings dürften auch an diesem Film ihre Freude haben – und ein spassiger Partyfilm ist´s obendrein. Wem also eines der sprichwörtlich megaseltenen Tapes in die Hände fällt, sollte hier zuschlagen, sofern er auch nur ein geringfügiges Interesse an Ed Wood, seinem Leben und Werk (keine Frage, es kommt auch ein rosa Angorasweater drin vor), verspürt.
Fazit: einer der wenigen „intentionally bad movies“, der tatsächlich weitestgehend das hält, was er verspricht – ein gelungenes Werk und ich persönlich wäre gespannt auf weitere Filme von Aris Iliopulos.
(c) 2004 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 7
BIER-Skala: 7
Review verfasst am: 01.03.2004