I Am Legend

 
  • Original-Titel: I Am Legend
  •  
  • Regie: Francis Lawrence
  • Land: USA
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    Drehbuch: Mark Protosevich, Akiva Goldsman (nach dem Roman von Richard Matheson)
    Darsteller: Will Smith (Lt. Col. Robert Neville M.D.), Alice Braga (Anna), Charlie Tahan (Ethan), Salli Richardson (Zoe Neville), Willow Smith (Marley Neville), Dash Mihok (Alphamännchen) u.a.


Vorwort

In naher Zukunft: Mit einem gentechnisch veränderten Virus steht endlich ein Heilmittel gegen Krebs zur Verfügung, doch das Ding mutiert und macht aus den Infizierten – sofern es sie nicht einfach tötet – lichtscheue, haarlose, blutgierige und äusserst aggressive Monster. Innert kürzester Zeit fällt ein Grossteil der Menschheit dem Virus zum Opfer, der Rest verwandelt sich, einige wenige sind resistent.

Zu den Immunen gehört der Armeemediziner Robert Neville, welcher tagsüber auf der Suche nach Esswaren, DVDs und guten Plätzen fürs Golfspielen in Begleitung seines Hundes Sam durch ein menschenleeres und zunehmend verwilderndes New York streift. Nachts versteckt er sich in seinem Haus, damit ihn die einst menschlichen Ungeheuer, die sich am Tage vor der Sonne verkriechen, nicht kriegen.

Ab und zu fängt er einen der Infizierten ein, um in seinem Kellerlabor Experimente an ihm durchzuführen, doch ein Heilmittel scheint noch immer in weiter Ferne; zudem muss Neville leidgeprüft feststellen, dass die Monster weitaus intelligenter sind, als er angenommen hat – und sie rücken ihm ausgerechnet dann auf die Pelle, als er endlich eine erfreuliche Entdeckung gemacht hat…


Inhalt

Diese erneute Verfilmung von Mathesons Roman-Klassiker durch Francis Lawrence (der in seiner Filmographie so tolle Einträge wie Jennifer-Lopez- und Briney-Spears-Videos hat; „Constantine“ geht ebenfalls auf sein Konto) ist am stärksten, solange sie sich auf Will Smith als letzten Menschen in einem verlassenen Manhattan konzentriert. Die Bilder dieser Grosstadt, die allmählich von der Natur zurückerobert wird, sind überaus beeindruckend, Nevilles Isolierung und Einsamkeit in diesen Ruinen einer untergegangen Zivilisation nachfühlbar – auch wegen der allgegenwärtigen Stille, die nur vom Zwitschern der Vögel unterbrochen wird. Der zurückhaltende, nichtsdestotrotz aufwühlende Score von James Newton Howard („Pretty Woman“, „The Devil’s Advocate“, „King Kong”) spitzt die Melancholie des Filmes und die verzweifelte Gefühlslage des Protagonisten noch zu.
Bemerkenswert sind auch die Rückblenden auf ein New York, das angesichts der ausbrechenden Seuche gerade evakuiert wird und in dem Neville verzweifelt versucht, seine Familie in Sicherheit zu bringen. Die apokalyptische Atmosphäre dieser Szenen von Panik, Eile und nahender Gefahr reisst einen sofort mit.

Will Smith („The Fresh Prince of Bel-Air“, „Independence Day“, “Man in Black”) liefert als Neville eine grandiose Leistung ab und trägt mit subtilem Minenspiel gekonnt einen Film, der ihm als über weite Strecke einzigen sichtbaren Schauspieler jede Menge Raum lässt. Er überzeugt als ein völlig vereinsamter und besessener Mann, der während eines immergleichen, repetitiven Tagesablaufs mit seinem Schäferhund und Schaufensterpuppen spricht, gegen alle Zeichen verbissen an der fixen Idee festhält, die Menschheit noch retten zu können (weswegen er sich auch weigert, „Ground Zero“ zu verlassen), und „Shrek“ vor lauter Gucken Wort für Wort mitsprechen kann. Schliesslich wird ihm zum Verhängnis, dass sein Blick auf die Realität bereits getrübt ist, er offensichtliche Hinweise nicht erkennt und seine Gegner stark unterschätzt. So wird im Laufe des Filmes immer mehr klar, dass er nicht nur knapp am Wahnsinn vorbeigeschrammt, sondern die Grenze zum Lala-Land bereits übertreten hat – ist man sich bei Helden in Hollywood-Blockbustern nicht unbedingt gewohnt.

Leider hat der Film auch ernstliche Probleme, womit wir zu den leidigen Vampirmonstern kommen. Solange man diese nur von ihren nächtlichen Schreien her oder als Schemen aus den Rückblenden kennt, sind sie wirklich gruselig. Sobald man sie aber zu Gesicht bekommt, erweisen sie sich als doch etwas zu abgehoben für diesen eigentlich sehr ernst gehaltenen Film. Die extremen körperlichen Veränderungen, die das Virus nach sich zieht, sind schon verdammt unglaubwürdig – spätestens dann, wenn die Infizierten Wände hochklettern und –hüpfen (und was soll das mit dem Maulaufreissen?), kann man den Streifen nicht mehr für voll nehmen. (Oh, und wieso laufen diese ansonsten durch und durch „vertierten“ Menschen immer noch in Kleidung – auch wenn’s nur Fetzen sind – rum? Ist Prüderie eine Nebenwirkung des Virus?)
Mal ganz abgesehen davon, dass die Dinger durchgehend per GCI in die Welt gesetzt werden. Ich gehör nun wirklich nicht zu diesen rückständigen Puristen, für die Computertechnik im Film das Böse schlechthin ist, aber den Kreaturen hier fehlt es äusserst schmerzhaft an handfester Substanz und oft genug wirken sie wie schlecht gerenderte Game-Figuren. Ähnliches gilt für die ebenfalls computeranimierten wilden Tiere im New Yorker Dschungel; die Hirsche gehen zwar noch an, die Löwen hätte man sich aber sparen können. Und wenn wir schon bei unseren tierischen Freunden sind: Wie kommt es eigentlich, dass es überhaupt noch normale Viecher gibt, wenn das Virus, wie im Film gezeigt, offensichtlich auch auf Tiere übergesprungen ist?
Ein bisschen schade finde ich zudem, dass zwar eine Charakterisierung der Infizierten angetönt, aber nicht weiter ausgebaut wird: Als Neville ein „Weibchen“ einfängt, regt sich der „Anführer“ anscheinend auf – an dieser Stelle scheint durch, dass die Infizierten nicht einfach nur aggressive, geistlose Ungeheuer sind und dass aus ihrer Sicht Neville das Ungeheuer ist. Dies wird allerdings nie so richtig auseinanderklamüsert, die Infizierten bleiben schlussendlich eindimensionale böse Ungeheuer. Der Film stellt hier eine durchaus interessante Frage, ohne sich weiter darum zu kümmern.

Etwas hingeworfen wirkt auch der religiöse Aspekt, der mit Anna und dem kleinen Ethan, den scheinbar einzigen Überlebenden ausser Neville, gegen Ende des Filmes ins Spiel kommt. Anna glaubt, Gott habe zu ihr gesprochen und ihr einen Auftrag gegeben – den sie dann schlussendlich auch tatsächlich erfüllt, wobei aus dem sich selbst als Atheisten bezeichnenden Neville gleich noch eine Art Erlöserfigur wird; das Tüpfelchen auf dem i ist dann eine prominent hingestellte Kirche in der finalen Szene. Damit nimmt der Film gegen Schluss eine plötzliche Wendung ins Religiöse, die recht willkürlich und befremdlich (fast schon satirisch?) rüberkommt – mal abgesehen davon, dass es ganz grundsätzlich doof ist. So richtig was anfangen kann ich damit nicht. (Das alternative Ende, welches auf YouTube kursierte, ist auch nicht wirklich besser.)

Fazit-Time: “I Am Legend“ ist hervorragend, solange er ein Kammerspiel über den letzten Menschen auf Erden bleibt, schwächelt aber, sobald die Monster die Bühne betreten, und irritiert(zumindest mich) mit dem seltsamen Dreher ins Religiöse zum Schluss. Alles in allem bleibt aber trotz all der Mängel ein ziemlich intelligenter, unterhaltsamer und packender Streifen übrig.

7/10

(c) 2008 Gregor Schenker (manhunter)


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments