Hundra

 
  • Deutscher Titel: Hundra
  • Original-Titel: Hundra
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  • Regie: Matt Cimber
  • Land: USA/Spanien
  • Jahr: 1983
  • Darsteller:

    Hundra (Laurene Landon)
    Nepakin (John Ghaffari)
    Trakima (Maria Casal)
    Pateray (Ramiro Oliveros)
    Mothrar (Luis Lorenzo)
    Chrysula (Tamara)
    Landratsa (Victor Gans)
    Shandrou (Cristina Torres)
    Hundras Mutter (Bettina Brenner)
    Torente (Fernando Bilbao)


Vorwort

Wie findet man eigentlich einen vielversprechenden Trashfilm? Es ist ja nicht gerade so, dass der Schotterfilm von Welt diese Tatsache auf dem Cover annonciert (abgesehen mal vielleicht von Something-Weird-Releases, aber die kann man ja eh blind kaufen). Selbst X-Rated und Marketing tun ja so, als wären die von ihnen veröffentlichten Streifen irgendwie echt bedeutungsvolle, lediglich von der breiten Masse sträflich übergangene Top-Filme (natürlich kann man bei diesen Labeln auch davon ausgehen, dass sie nicht gerade Mainstreamkrempel bringen, obwohl Marketing ja in diese Richtung tendiert). Schlimmer ist es bei Filmen, die von Vereinigungen wie Madison, M.O.V.M. oder Best auf den Markt geschmissen werden. Kennen tut man die wenigsten und es besteht immer eine Riesenchance, dass man anstelle eines zünftigen Trashkloppers einen langweiligen Fernsehfilm oder ähnlichen Krempel auf dem Datenträger vorfindet.

Das kann zum echten Problem ausarten, wenn man eines Tages vorm Grabbeltisch bei Karstadt steht, im festen Willen satte zehn Euro sinnlos zu verjuxen und aus den zwölf-fünfzehn Titeln, die man in halbstündiger Vorauswahl schon mal beiseite gelegt hat, die zwei oder drei destillieren muss, die man nun wirklich mitnehmen will. Perfekt wäre jetzt natürlich ein Schlepptop mit Wireless LAN und das rasche Überprüfen einschlägiger Badmovie-Sites (es gibt ja noch ein oder zwei andere ganz nette, hüstel). Hat man aber, wie’s halt so ist, just an dem Tag nicht dabei (schön wär’s ja, wenn ich so was hätte…), die Computerabteilung von Karstadt will auch gerade keinen verleihen, und die Leute, mit denen man shopped, beginnen einen langsam unwirsch-ungeduldig anzuschauen. Da trifft es sich dann günstig, wenn man sich an einen Freund erinnert (“ein Freuuuund, ein guter Freuuuund, das ist das schönste, was es gibt auf der Welt…” schmetter-sing), der einem ein paar Tage vorher von SEINEM Einkaufsbummel bei Karstadt und seiner Investition in Hundra erzählt hat. Soll übel sein, soll sogar ganz übel sein. Okay, das prüfen wir nach. Und so durfte Hundra mit mir nach Hause gehen.

Und was war jetzt eigentlich der, ähem, Punkt, den ich mit dieser langweiligen Geschichte machen wollte? Trashfilme brauchen Mundpropaganda – es geht nichts über die Bekanntschaft von Gleichgesinnten, die ihre Erkenntnisse teilen (und deswegen sind wir ja letztendlich hier. Boy, war das umständlich).

Hundra ist weder ein Film über einen ägyptischen Köter namens “Ra” (haha, billiger Kalauer, außerdem wäre das wohl eher “Katzra”, noch billigerer Kalauer hinterher) noch ein Dokumentarfilm über einen hundertjährigen Schweden (jetzt werde ich echt albern), sondern, wie wir schon dem schäbigen Cover der deutschen DVD, von dem ich prompt keinen Scan im Netz gefunden habe, ein ausgesprochen billiger spanischer Beitrag zur von Conan losgetretenen Fantasywelle der 80er Jahre, erdacht und inszeniert von einem gewissen Matt Cimber, der, und da schließen sich mal wieder ein paar Kreise, der damals ziemlich abgetakelten Jayne Mansfield eine Chance gab, sich in einem Independent-Drama schauspielerische Sporen zu verdienen (allerdings hatte die Mansfield vor Fertigstellung des Werks ihre fatale Begegnung mit einer Bahnschranke o.ä., siehe The_Wild_Wild_World_of_Jayne_Mansfield). Schon mal interessant, dass sich Mr. Cimbers Karriere von “ambitionierter Independent-Autorenfilmer” zu “in Spanien Low-Budget-Genre-Grütze-Filmer” entwickelte. Das kann ja heiter werden.


Inhalt

Verdammt, scheint’ne komplexe Story zu werden, denn wir brauchen eine Erzählern – die berichtet uns in geschraubt-gedrechselten Worten, wie sei einem epischen Spektakel wie diesem schon brauchen, davon, und ich kürze das gleich mal ab, dass sich ein Stamm von Frauen gebildet hat, die sich der Unterjochung durch die bösen schwanzgesteuerten Kerle entzogen haben und im Wald (Frauen in freier Natur? Und überleben? Hach, und das soll ich glauben… Da gibt’s doch Getier und keine Klos!) niedergelassen haben, ume in Leben in Frieden, Freiheit & Sozialismus zu führen (na ja, so ungefähr jedenfalls). In dieser Welt sind Männer nämlich noch Echte KerleTM und betrachten die holde Weiblichkeit als persönliche Fußabtreter und Objekte, um gelegentlich den Drüsenstau abzuventilieren (wie’s sich also gehört, hämpt-hämpt. Ich will auch endlich Fanpost von Alice Schwarzer!). Intelligenten Menschen (d.h. Männern wie uns, hähä) fällt natürlich sicherlich sofort der Denkfehler an einer reinen Frauen-WG af. Irgendwie muss frau sich vermehren und, verdammich noch eins, ganz ohne Kerle läuft das halt rein technisch nicht (hat der Herrgott gut eingerichtet). Wenn eine der Amazonen also gebärfreudig ist, muss sie sich einen Männe suchen und sich von ihm besteigen lassen. Kommt dabei ein Mädchen raus, isses gut, ein Junge hingegen hat Pech gehabt, der wird ausgesetzt (und vermutlich Futter für herumstromernde wilde Tiere. Ja, diese Amazonen wachsen mir sehr ans Herz. Vor allen Dingen deswegen, weil die Mädel vermutlich die Guten TM sein sollen.

Gerade mal wieder hat eins der Amazonenschnepfchen (die durch die Bank aber eher, hm, unattraktiv aussehen. Kann es sein, dass die schlicht und ergreifend keiner haben will?) geworfen, aber nur einen Schniedelträger erzeugt, was von der neugierig herumstehenden Frauschaft mit geringschätzigen Enttäuschungsfloskeln (so ungefähr, als wenn in der Geburtstagskarte statt des erhofften 100-Euro-Scheins nur ein Coupon für eine Gratisenthaarung o.ä. liegt) quittiert. Die beste und tapferste Kriegerin des Stammes, Hundra (ha, welch Überraschung) interessiert sich für die Niederkunft ihrer Kollegin überhaupt nicht, sie will lieber mit ihrem Hund “Panther” (Äh. Einen Hund nach einer Raubkatze zu benennen, ist doch eher doof, oder? Seien wir aber fair: Im Original heißt der Hund “Beast”. Ist auch nicht viel besser, aber weniger kätzisch), nach Hundras Meinung ein Feigling und das deswegen, weil er männlich ist (dass das Vieh dann überhaupt geduldet wird? Inkonsequent, diese Emanzentruppe) jagen gehen. Das bringt ihr einen Rüffel von der Dorfvorsteherin (oder was weiß ich, wer die Schrumpel ist, die ihr da Vorhaltungen macht. Und “Dorf” bitte ich angesichts einiger “Zelte”, in die sich kein mongolischer Kuhhirte legen würde, äußerst metaphorisch zu verstehen. Nachtrag: Aha, das ist ihre Mutter. Lernt man auch erst aus dem Nachspann) ein, denn der Stamm braucht Nachwuchs und dass Hundra sich aus dem ganzen Kram mit Sex und Schwangerschaft vornehm raushält, sorgt für ein wenig Unmut. “Du bist die einzige, die noch keinen Nachwuchs gebracht hat”, wird Hundra angekeift. Hundra ist das wurscht – sie überlässt die Gebärerei lieber ihrer kleinen Schwester (die ist auch sicher schon fuffzehn). Soll die halt zwei Kinder machen. “Ich lieber ein Pferd zwischen den Schenkeln als einen Mann, das bereitet mir wenigstens Vergnügen, nicht Schmerz!”, schwadroniert Hundra (Pferdeliebhaberin also, tsk-tsk. Claudia hat jetzt ein Pferd, mit dem sie ziemlich oft verkehrt… summ-sing).

“Wir fühlten uns sicher mit einer Kriegerin wie Hundra”, salbadert die Erzählerin. Tja, wenn die Sicherheit aber alleinig von den kämpferischen Fähigkeiten EINER Person abhängt, dann sollte man vermutlich dafür sorgen, dass die nicht alle Nase lang zu einem längeren Jagdausflug aufbricht und die Gemeinschaft ungeschützt zurücklässt. So nämlich passiert genau das, was ich als Feind der Emanzenkommune auch machen würde. Kaum ist Hundra vom Acker geritten, bricht die Horde übelaussehender (und vermutlich auch -riechender) barbarischer Sackträger aus den umgebenden Gebüschen, um den renitenten Weibern Mores zu lehren. Dies tun sie zu enorm dramatisch-epischer Schlachtenmusik, die in Helms Klamm nicht angebrachter hätte vom Band kommen können und, zwecks Steigerung der dramaturgischen Wirkung, in Superzeitlupe. Selbige bezieht sich auch auf die Dialogspur, also growlen und schreien die schwert-, morgenstern- und was-sonst-noch-an-mittelalterlichen-Waffen-in-der-Requisitenkammre-gefunden-wurde-schwingenden Kerle eindrucksvoll animalisch in Zeeeeeeiiiiiiitluuuuuuupeeeeeee (mir dünkt, damit beabsichtigt der Film, eine Aussage tätigen zu wollen). Die angreifenden Kerle killen und metzeln vor sich hin (da offensichtlich bis auf zwei-drei Ausnahmen vom Weibsvolk wirklich keine einen Plan zu haben scheint, was man in einer solchen Situation tun sollte, also entweder sich verteidigen oder die Beine in die Hand nehmen und abhauen, sondern nur hysterisch sinnlos durch die Gegend gerannt wird, ist das nicht sonderlich schwer für die Herren der Schöpfung), die couragierteren Frauenzimmer verwickeln die Männer in wenig eindrucksvolle Schwert- (das “wenig eindrucksvoll” liegt u.a. daran, dass die Frauen ihn, eh, ihre Schwerter, nicht richtig hochbekommen. Scheinen zumindest vom Gewicht her “echte” Schwerter zu sein. Und ja, ich zahl in die Wortspielkasse) und Schlammringkämpfe (und Tierfreunde sollten nicht hinsehen, wenn Pferden recht massiv aussehende Holzstangen gegen die Beine gedroschen werden).

Hundras kleine Schwester verteidigt sich mit Zähnen und Klauen, wird aber von einem der Barbaren auf sein Pferd gepackt, doch sie entwindet sich, wird aber in einem Flußbett gestellt, und, weil ein Flußbett nun mal auch ein Bett ist, an Ort und Stelle geschändet und vermutlich anschließend entleibt (weil aus unerfindlichen Gründen der Film auf FSK 12 heruntergeschnippelt werden musste – warum zur Hölle? – bleiben exploitativere Momente des Lebens bzw. Sterbens außen vor). Gut, jetzt denken wir mal kurz über die Motivation der Männer nach: dass sie die Frauenkolonie als Schandfleck ihrer gekränkten Macho-Ehre empfinden und deswegen auf die Weiber einen Hals schieben, lasse ich mir noch eingehen. Aber was denn nu? Die Frauen dort vergewaltigen oder umbringen, eins von beiden bitte, alles andere ist inkonsequent (wenn ich die Frauen “nur” vergewaltige, kann ich ja später zwecks Wiederholung wiederkommen, und wenn ich sie wirklich *HASSE*, mann, dann bring ich sie halt um. Aber so sind wir Schwanzträger nun mal – wir denken nie über unser Tun und Handeln nach, gelle?).

Als Hundra zurückkommt, findet sie nur das völlig zerstörte Dorf vor (sollte es Leichen geben, von denen zumindest unsere omnipräsente Erzählering daherschwadroniert, erspart man uns diesen Anblick). Tja, manche Leute darf man eben nie allein lassen. Bevor Hundra sich noch irgendeinen Reim auf die Sache machen kann, springen ein paar Kerle mitsamt ihren Rössern aus dem Unterholz. Haben die auf sie gewartet? Dedicated guys, I admit. Hundra, als gefürchtete Kriegerin etc., gibt ihrem Hengst (na ja, ich hoffe mal für sie, dass das Pferd doch eine Stute ist) die Sporen und nimmt Reißaus, was dem Regisseur nach über zehn Minuten doch endlich Gelegenheit gibt, den Vorspann einzublenden (und den Verbrechern der DVD-Fassung dito ermöglicht, mal kurz auf Widescreen umzuschalten, damit wir die Einblendungen auch lesen können. Sehr kundenfreundlich. Sofort nach der letzten Title Card springt das Bild wieder ins cineastenfreundliche Vollbildformat zurück). “16 Männer jagten sie einen Tag und eine Nacht lang”, textet uns die Erzählerin zu, bis es Hundra zu blöd wird (knapp, bevor es mir zu blöd wird und ich auf “STOP” drücke) und sie beschließt, ihre Verfolger in einen Hinterhalt zu locken. Ein paar dekorative Felsen bietet dafür die beste Voraussetzung. “Panther”, für einen Kerl offenbar gar nicht so blöd, führt das Pferd an der Leine in ein Versteck, während Hundra auf die Felsen kraxelt und sic mit dem artikulierten Kampfschrei “Yaaargh!”auf die antrabenden Kerle stürzt. Nach etlichen Minuten unterprivilegierter “Actionszenen” (gegen die ich den vergleichbaren Fight in Fred Olen Rays Star Slammer als regelrecht realistisch bezeichnen möchte), deren Höhepunkt vielleicht darstellt, dass Hundra zu einem Reiter aufs Pferd springt und ihn dazu bringt, seinen Gaul frontal gegen einen entgegenkommenden Kollegen zu lenken (Augen auf im Straßenverkehr), hat Hundra dank ihrer überlegenen Kampfkunst (blech) alle Kerle niedergemetzelt, bis auf den Anführer, der mit einem blöden Grinsen im Gesicht von hinnen reitet.

Hundra verblüfft zumindest mich damit, die gefallenen Kontrahenten auf Eßbares zu durchsuchen (kam sie nicht von der Jagd? War wohl erfolglos…) und teilt sich den gefundenen gut durchgebratenen Fleischfetzen, den einer der Gekillten in der Hosentasche spazieren getragen hat (!?), mit Wuffwuff Panther. Im Gegensatz zu Superkriegerin Hundra fällt dem feigen Kötermänne auf, dass sich einer der vermeintlich geplätteten Kameraden aufgerappelt und mit einem Pappmaché-Brocken, äh, handlichen Felsen Hundra den Schädel einzuschlagen gedenkt. Naturellement hat Madame Hundra kein Problem damit, mit EINER Hand Kerl nebst Fels von sich zu drücken und cool wie Oskar, eh, Oskarine dabei noch lustig weiterzumampfen. Was ‘ne Powerfrow! Nach einer Weile verlassen den Kerl die Kräfte und der “Fels” donnert auf seinen eigenen Dez. Pardauz.

Hundra reitet weiter und in ein Felsen-Pueblo ein, wo sie von einem blau-rot angemalten Liliputaner auf einem Liliputanerpferd (!) argwöhnisch beobachtet wird. Die Erzählerin informiert uns hilfreich, dass Hundra auf der Suche nach ihr ist, da sie die Älteste der Sippe sei (die Erzählerin, jetzt, newa. Warum die Sippenälteste aber nicht bei der Sippe, sondern in einem Höhlenkomplex lebt, als wär sie T’Pau höchstselbst, bleibt mal wieder unserer Einbildungskraft überlassen – wobei die schon gut damit beschäftigt ist, sich einzubilden, Hundra wäre ein unterhaltsamer Film). “In Zorn und Verzweiflung kam sie zu mir”, rhabarbert die Erzählerin, die sich optisch als erwartet alte Schabracke (aber gar nicht sooo alt, wie ich erwartet hätte – ich dachte da jetzt schon an eine mindestens dreihundertjährige Faltenmumie) vorstellt und von Hundra als Chrysula angeredet. Letztere ist über das Massaker an ihrer Sippe bereits informiert und gibt darum oder warum auch immer Geräusche von sich, die irgendwo zwischen chronischer Kehlkopfdiphterie und akutem Brechdurchfall klingen – klare Sache, die alte Schraube ist mit Sicherheit seherisch begabt, diese Hellseher röcheln immer so daher (Future Doc: jeppa!). Hundra macht die alte Mohikanerin ordentlich rund – nach Ansicht der Kriegsbraut ist nämlich dieser Gruppenzwang, sich Männer zwecks Paarung suchen zu müssen, an dem ganzen Schlamassel schuld. Chrysula muss der Tussi tatsächlich noch mal auseinandersetzen, dass ohne Kerle nix Vermehrung und ohne Vermehrung Sippe bald exitus. “Wir brauchen Männer, also lassen wir uns von ihnen gebrauchen”, doziert Chrysula (als feministischer Standpunkt ist das m.E. überarbeitungsbedürftig. Die EMMA-Redaktion hilft da sicher gern aus). Hundra sieht sich genötigt, deutliche Worte zu verlieren: “Kein Mann wird je in mich eindringen, weder mit seinem Schwert noch mit sich selbst!” Boah, starker Tobak (irgendwie wäre der Film eine Hardcore-Variante wert). Eine kurze Walter-Moers-Gedächtnisepisode (“Wohl!” – “Nein!” – “Wohl!” usw., paraphrased) wird von Chrysula kraft ihres Amtes als Seherin mit einem “Das ist dein Schicksal!” (und einem vermutlich hinzugedachten “Bätsch!”) entschieden (tja, Karma, böse Sache, kann anjin-san ein Lied von singen, gratitious Shogun-Reference). Hundra zieht die Nase kraus, aber es ist nun mal so – Hundra ist die letzte der Sippe und wenn sie sich nicht vermehrt, dann war’s das mit der freien Frauengruppe. Dann möchte Hundra wenigstens wissen, wer der “Richtige” TM ist. Völlig egal, ranzt die Alte, sie hatte 10 Kinder von verschiedenen Kerlen, manch andere noch mehr und die fanden’s sogar ziemlich lustig (ja, Emanzen, Feministinnen, ganz sicher. Spaß am Sex haben die doch nicht, sagt man). Na gut, Hundra hat aber trotzdem Ansprüche, sie will wissen, wo’s die “Besten” gibt. “Im Süden, im Zeichen des schwarzen Bullen”, auskunftet Chrysula (das ist natürlich überhaupt keine “subtile” Anspielung auf das Herkunftsland des Streifens und die dort angeblich so hervorragenden latin lovers). Hundra fällt ein, dass die Mörder ihres Clans eben jenes Zeichen trugen (ist mir jetzt nicht speziell aufgefallen, Hörner am Helm hat doch in solch Fantasy-Welten jeder Depp, bis auf Sven Glückspilz).Chrysula findet, dass das eine nette Ironie des Schicksals sei, so könnten die Bullenverehrer gleichzeitig den Clan an den Rand des Untergangs gebracht haben und für seine Neubelebung verantwortlich sein. “Lehre dein Kind, dass die ware Kraft unserer Sippe aus dem Herzen kommt”, gibt Chrysula weiteren Unsinn von sich, verlangt, dass Hundra nach Verrichtung mit ihrer Tochter (wenn sie’nen Sohn kriegt, heißt’s also, weiter probieren. Könnte stressig werden) vorstellig wird, damit sie ihren mystischen Segen drübersprechen kann und nun möge Hundra sich vom Acker machen, dankeschön. Tja, Hundramäuschen, schlechte Karten. Es heißt “ein Mann kann seinem Schicksal nicht entgegen”, scheint für Frauen auch zu gelten.

Hundra reitet also grummelnd vom Hof, Chrysula labert irgendwas von “auch wenn sie jetzt in die Männerwelt geht, wird sie ihren Begierden nicht gehorchen” und der blau-rote Zwerg attackiert sie. Eh? Wie nu? Warum nu? Okay, auch der Zwerg ist ein Kerl und damit in der Logik dieses Films per se evil, aber warum hängt der dann in Chrysulas Vorgarten rum? Jedenfalls reitet der Minimacker auf seinem zu heiß gewaschenen Pony Kreisel um Hundra (wieso gibt sie ihrem Gaul nicht einfach eins in die Flanken und hüpft über den Zwerg drüber?). Zwerg zückt eine Mistgabel und kratzt damit Hundra am Bein (wie fies) und schafft es, dass ihr Pferd scheut, umkippt und auf sie draufklatscht (hey, das ist ein gefährlicher Stunt, das kann übel enden…). Hundra grabscht sich die Mistforke und bringt den Zwerg damit zur sofortigen Kapitulation (hä? Außerdem: täusch ich mich, oder ist die Mistgabel gewachsen, seit sie in Hundras Pfoten ist?). Hundra lässt den laufenden Meter liegen und reitet endlich ab, allerdings erweist sich der Kleene als falsche Fuffzger und versucht hinterrücks, sie noch mal anzuspringen, vertut sich aber im Timing und schraubt sich nur gegen eine Felswand. Bizarr. Und so sinnvoll. Blubbblubb.

Unsere Amazone erreicht den Ozean – warum auch immer. Ich vermute, ihr Gaul ist ihr zu dreckig (der ist auch wirklich arg verschmutzt), und weil Pferdewaschstraßen ersichtlich in dieser Welt nicht erfunden sind, stürzen sich Roß und Reiterin in die Fluten (und weil Hundra weiß, was sich gehört, tut sie das ohne Klamotten), ja, die Aktion scheint wirklich hauptsächlich dem Zweck zu dienen, den Schimmel wieder als solchen erkennbar werden zu lassen. Gut, ich nehm jede Ausrede für eine überflüssige Nacktszene, ich bin da nicht so.

Oh weia, der Score fiedelt die Sorte Musik ein, die man gemeinhin als “komisch” versteht. Das wird furchtbar werden. In der Tat – wir beobachten einen der typischen barbarischen Männer diese Zeitalters nebst seines Tross’ Frauen/Sklavinnen. Meister Barbar ist offenbar so der Scheff, dass er die Vorzüge überdachter Bauweise noch nicht durchschaut hat, mein scheint mehr odre weniger unter freiem Himmel zu residieren. “Tief im Süden fand sie das Zeichen, dass sie suchte”, deliriert die Erzählerin von der Tonspur. Ach, doch bitte nicht DIESEN Kerl? Ich mein, in Barbarella mag das noch lustig gewesen sein…

Doch. Wie nicht anders zu erwarten (zumindest nicht in diesem feministischen Grundsatzstatement der FrauenfreundInnen um Matt Cimber), führt sich der Macker am heimischen Lagerfeuer auf wie das sprichwörtliche Schwein, scheint nur durch Rülpsen, Grunzen (und vermutlich Furzen) zu kommunizieren. Seine diversen Frauchen hocken devot zu seinen Füßen und prügeln sich um ihnen hingeworfene Fleischbrocken. Man kann sagen, was man will, seine Frauen hat der Herr im Griff (auch dank Peitsche. SM rules). Hundra beobachtet die Szenerie – Frauenversteher Doc hätte jetzt vollstes Verständnis, wenn sie sich jetzt mit der Type vielleicht grad nicht unbedingt paaren wollte, aber weit gefehlt. Zwar mit angewidertem Gesichtsausdruck, aber voller Enthusiasmus springt sie in den Kreise seiner Lieben, reißt ihm die Was-auch-immer-Haxe aus der Hand und beißt kräftig zu. “HARHARHARRÜÜLLPS”, kommentiert der Herr des Hauses eloquent-amüsiert, säuft sich noch ca. 1 Liter Mut in Alkoholform an und nähert sich ihr dann kichernd besamungswillig. Auch sie darf einen Schluck Wein zu sich nehmen, bevor er sie auf seine Tierfelle schmeißt. Allerdings scheint unser Freund ein Experte auf dem Gebiet der steinzeitlichen Empfängnisverhütung zu sein und legt sich Hundra zum Einstieg per Hintereingang zurecht. Zwar kaum vorstellbar, dass die sexuell unaufgeklärte Hundra den Unterschied tatsächlich kennen sollte, aber sie lässt sich das jedenfalls nicht bieten, wirbelt den Kerl ein wenig dirch seine Schlafstube und betätigt sich, dank der praktisch herumhängenden Querstangen (Gymkata?) turnsportlich. “Ihr seid frei”, blökt sie der Sklavinnenbande zu, aber zu Hundras gesteigerter Verblüffung – wollen die Sklaven ihren verprügelten Herren nicht verlassen (Reaktionäre! An die Wand stellen!). Auch ein kräftiges “ARGH!” seitens Hundra motiviert die Sklavinnen nicht, sich in die Freiheit (wie Terry Pratchett sagen würde, auch die Freiheit zu hungern, nicht zu wissen, wo man schlafen soll etc.) zu verziehen. Hundra reitet achselzuckend weiter, die Sklavinnen kümmern sich um ihren Gebieter.

Ich hoffe, das geht jetzt nicht endlos so weiter. Noch mehr solche Episoden, und ich könnte mich dazu veranlaßt sehen, meinen Fernseher zu verspeisen.

Hundra erreicht eine Stadt. Erzählerin Chrysula hält uns auf dem Laufenden: “Sie erwartete nicht mehr als beim ersten Versuch, aber sie hoffte, in der Stadt besseres zu finden.” Mein Gott, wenn ich den erst besten Wald- bzw. Wüstenschrat, der mir über den Weg läuft, auch für repräsentativ halte… Frauen und logisch denken, ich hab’s immer gewußt. In der Stadt latschen Kamele herum und Hundra wird augenblicklich Zeuge einer schändlichen Schandtat. Soldaten oder Wärter oder Priester of some sorts entreißen gerade einer keifenden Familie die junge Tochter des Hauses, um sie “zum Tempel” zu bringen. “Zum Tempel” und “junge Tochter” waren noch selten Worte, die sich in einen positiven Zusammenhang bringen lassen (zumindest nicht für die “junge Tochter”), daher kicken bei Hundra auch die HeldInnengene ein. Na ja, streng genommen tut Hundra nichts, außer mit ihrem Gaul ein wenig sinnlos zwischen Familie und Soldaten rumzureiten und kann demzufolge auch nicht wirklich verhindern, dass die vermeintlichen Bösmänner Jungmaid (und die immer noch protestierende Mutter/Oma/Whatever gleich mit) gen Tempel abschleppen. Nicht gerade eine überwältigende Performance, aber der Opa des Mädchens, der sich als Landratsa (da fehlt aber noch das “mt” am Ende. Kalaueralarm) vorstellt, ist trotzdem schwer beeindruckt, bedankt sich für Hundras angebliche Unterstützung und lädt sie gleich mal ein: “Du wirst den Platz meiner Enkelin in meiner Famile einnehmen!” Eh, holla, das geht aber schnell mit den Adoptionen hier. Aus dem Augen, aus dem Sinn und schon kommt die Neue rin… (was sich reimt, ist gut).

Währenddessen, im Tempel. Der Zeremonienmeister, der selbstredend, wir wollen ja ein Klischee unerfüllt lassen, eine Tunte ist, inspiziert die neuen Mädchen (während Despot/Oberpriester/König/Auf-jeden-Fall-örtlicher Oberhoncho Nepakin gelangweilt auf seinem Thron sitzt) und ist mit der Qualität der Ware alles andere als einverstanden. Kaum zu glauben, aber wahr: der lokale religiöse Kult betreibt mit den umliegenden Stammesfürsten einen lebhaften Mädchenhandel (und da dachte man, das wär ‘ne neumodische Erfindung der Russenmafia). Die bewußte Enkelin nebst Erziehungsberechtigter wird hereingebracht – letztere wirft sich gleich auf Nepakin und winselt um Gnade für das Mädchen. Kann sie natürlich lang winseln, Nepakin fühlt sich lediglich beschmutzt (das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten, ganz besonders für Weibsvolk) und muss sich, nachdem man die Schnalle operativ von ihm entfernt hat, gleich mal die Hände waschen. Nepakins Exekutivorgane berichten von der Begegnung mit Hundra – Schwulibert, dessen Namen ich nie mitbekommen habe, ist begeistert: eine solche Kampffurie (hüstel, wir erinnern uns an ihr “energisches” Auftreten) könnte sicher ordentlich Zaster bringen, auch wenn sie nur eine Frau, und damit de faktor nicht nur übelriechend (das erste, was Neuankömmlingen im Tempel passiert, ist ein Bad und Parfümierung. Selber mögen unsere Barbaren stinken wie die Maultiere, aber bei ihren Sklavinnen schätzen sie Wohlgeruch. Und da sagt man, die wären unzivilisiert), unintelligent (das ist zumindest diskutabel) und schlechterdings ein Tier wäre (uh-oh, allerspätestens jetzt ist die Gleichstellungsbeauftragte gefordert). Klarer Fall – dieses renitente Girl muss her!

Renitentes Girl sitzt dieweil im Landratsamt (hehe, ich lass mir doch den Gag nicht entgehen) und lässt sich von Landratsa zulabern. Der erzählt uns prinzipiell nix, was wir nicht schon wissen, und demzufolge sind wir ganz dankbar, dass schon recht zeitig die Tempelwachen/-soldaten/-whatever eindringen und Hudra abholen wollen. Dazu hat die natürlich keine Lust, weswegen wir in den Genuss des nächsten großen Action Set Piece kommen. Zunächst prügelt man sich (auf eher humorig inszenierte Art) in Landratsas Wohnzimmer (und der alte Knacker lässt die Gelegenheit nicht verstreichen, einem schon k.o. gegangenen Soldaten noch eine Vase o.ä. über die Rübe zu ziehen), dann aber flüchtet Hundra ins Freie, wo sie aber schon von einer mittelgroßen Armee (da wir von Low-Budget-Film reden: ungefähr 20 Mann) erwartet wird. Hundra macht diverses Zeuch, das wir wahrscheinlich für cool halten sollen, aber in Wahrheit ziemlich doof aussieht (so klettert sie z.B. auf ein Hausdach, während ihr Köter ihren Gaul dieweil durch eine hohle Gasse führt; auf der anderen Seit des Hauses springt sie dann wieder ihrem Zossen ins Kreuz. Wüßte nicht, was sie daran gehindert hätte, auf dem Pferd durch die Gasse zu reiten). Mehr generische mittelalterlicher-Marktplatz-Action wird veranstaltet (wer den Zusammenbruch eines Zelts für den Gipfel cineastisch-epischer Kunst hält, wird sicher auf seine Kosten kommen). Hundra erweist sich den Gegnern als in jeder Hinsicht überlegen (was nicht schwer ist, da die scheinbar nicht mal richtig zu wissen scheinen, was eine Treppe ist und ansonsten durch primitivste Mittel wie “hinter-einer-Ecke-lauern-und-Beinchen-stellen” bzw. “Knüppel zwischen die Beine, und zwar dahin, wo’s weh tut” auszuschalten sind. Auch das Konzept “springen” scheint den Soldaten völlig fremd zu sein – so starren sie Hundra nur bewundernd-dusselig nach, als die eine doch einen guten Meter hohe Mauer hochspringt (selbst Zorans mongolische Horden in Ator II waren Ausbünde an Intelligenz gegen diese Gesellen. Ich beginne Hundras antimaskulinen Standpunkt langsam, aber sicher, zu verstehen. Meine Geschlechtsgenossen sind ja echt Oberdoofis). Nach etlichen Minuten der lustigen Balgerei erklimmt Hundra einen Turm mit einem Flaschenzug (also, der Flaschenzug ist auf dem Turm, nicht Hundra klettert mittels Flaschenzug auf selbigen. Mein Gott, worauf man sprachlich achten muss…). Erst wird humorig ein dummer Kerl “abgeseilt”, dann folgt Hundra. Sie schwingt an dem Ausleger des Flaschenzugs hin und her, die doofen Wachen versuchen sie zu grabschen und irgendwann verliert sie doch endlich den Halt und stürzt …

… in das Arbeitszimmer von Pateray, dem örtlichen Heiler (doofer Name, übrigens – ich verstand das zunächst als “Pater Rey”, woran man entweder merkt, dass ich doch religiöser bin als ich zugebe, oder mich einfach so für doof halten kann), der gerade einen jugen Knaben behandelt. Hundra landet im Bette des Quacksalbers (hm, der Herr pflegt seine Behandlungen also gleich im Schlafzimmer durchzuführen. Frauenarzt?) und wird beim Anblick des sanften, netten und vor allem rasierten Heiland, äh, Heiler, von Blitz, Donner, Schlag und Liebe auf den ersten Blick getroffen. Der oder keiner, ist ihre Devise. “Du wirst mich nehmen und ein Kind zeugen”, kommandiert Hundra in bestem Kasernenhofton, worauf Pateray, nachdem er sich zusammengereimt hat, woher die Blondine kommt, die in seinem Bett liegt, doch vermutet, dass sie sich beim Sturz einen leichten Dachschaden zugezogen hat. Dieweil die Mutter des Knaben, eine Tempeldienerin und als solche anständig-fraulich gekleidet und ordentlich frisiert, ihren Junior abholt, zieht Hundra ein paar gedankliche Fehlschlüsse. “Hast du das Kind gemacht?” Pateray verneint wahrheitsgemäß und überlegt sich vermutlich, wie er die Psychopathin in seiner Schlafstatt loswird. Zumal die handgreiflich wird – als Pateray sich nämlich fortgesetzt weigert, Hundra zu begatten, packt die ein paar Messer aus ihrem Kampfgürtel (woher sie die hat, weiß ich doch nicht – okay, ich hab‘s noch mal angekuckt, sie hat die Dinger tatsächlich am Gürtel. Ziehe meinen Einspruch also zurück.) und verleiht ihren Beischlafforderungen mit ein paar knapp daneben gezielten Messerwürfen Nachdruck. “Männer mögen nicht, wenn man sie zwingt”, röchelt Pateray, was aber exakt die falsche Verteidigungslinie darstellt, schließlich hat Hundra immerhin eins schon gelernt, nämlich dass Männer ganz gerne mal die Frauen zum Geschlechtsverkehr zwingen. Pateray hat aber schon die nächste Ausrede am Start – und die kennen wir Kerle ja auch alle (so wir jemals in die Verlegenheit geraten, “nicht zu wollen”) – wenn unsereins nicht in der richtigen Stimmung ist, spielt sich in gewissen körperlichen Regionen nix ab und drohend geschwungene Messer sind der Libido selten förderlich. “Wenn ich mehr wie diese Frau wäre”, überlegt Hundra und Pateray, der eine Chance wittert, dass die Furie sich schleunigst verdünnisiert, stimmt zu – das wäre für die Liebe nicht nachteilig. Kurzentschlossen verkündet Hundra, in den Tempel zu gehen, um weiblicher zu werden (aber Pateray bleibt weiterhin die Nr. 1 auf der Besamerliste). Pateray warnt vor den unspezifizierten Gefahren des Tempellebens, aber Hundra ist unbeeindruckt – ihr kann nix passieren, schließlich ist das alles ihr Schicksal (echtes Gottvertrauen).

In einem unerwarteten Anfall von Kompetenz hat die Tempelwache mittlerweile Paterays Villa umstellt – dabei wär die Mühe gar nicht nötig gewesen, schließlich kommt Hundra gern und ausgesprochen freiwillig mit. Im Tempel spielt sich gerade ein mittelschweres Bacchanal mit viel Wein, jede Menge Weib und (dankenswerterweise) wenig bis null Gesang ab. Hundra ist ob der Ausschweifungen ein wenig irritiert, wird aber zunächst im Hintergrund gehalten, da Nepakin den nächsten offiziellen Programmpunkt ankündigt: “Preist den Bullen!” Und da ist er schon, der Bulle, live und in Farbe, ein lebendes behörntes Rindvieh, das von den versammelten Barbaren auch entsprechend gepriesen wird. Manche Religionen sind echt behämmert.

Es ist die “Nacht der Unberührten” (ist das so was wie Ladies Night in der Disco mit freiem Eintritt und Drinks für zwei Euro?), verkündet Nepakin, aber vor die Jungfrauen, und um die geht’s natürlich, hat der Liebe Bulle bzw. Nepakin die “Spenden” gesetzt. Geld regiert die Welt, auch in religiös betriebenen Bordellen. Die Stammesfürsten halten irrtümlicherweise Hundra für eine der Kandidatinnen – in ihrem Fellbikini wirkt die Kriegerin den Kerlen aber erheblich zu männlich. Aber “wenn du ihr beibringen kannst, wofür das Maul einer Frau gut ist”, und was könnte das wohl sein, diskutieren wollen die Herren Fürsten ja wahrscheinlich eher nicht, ist der ein oder andere der Nepakinschen Kunden bereit, satte 1000 Goldstücke springen zu lassen. Nepakin, ersichtlich bekennender Wetten, dass-Fan, nimmt die Herausforderung an. Meister Schwulibert bringt indes die Jungfrauen in den, hüstel, Saal, alles nette adrette devote kleine Frauenzimmer, die sich brav vor ihren bärtig-zauselig-schmutzigen Barbarenherren verbeugen. “Ich werde mich nie verbeugen”, gelobt Hundra.

Was braucht ein Barbaren-Fantasy-Action-Spektakel epischen Ranges unbedingt im Mittelpart? Und kommt mir jetzt nicht mit so Sachen wie “character building” oder “story development”. Es gibt auch wieder zehn der berühmten badmovies.de-Gummipunkte zu gewinnen. Na? Ich hätt’s wissen sollen, dass da keiner draufkommt. Okay, die Generalüberholung eines Frauenzimmers mit allen Hilfsmitteln der frühzeitlichen kosmetischen Verschönerungsbranche, in Fachkreisen auch “makeover” genannt (und schon wieder ich an Earth Girls Are Easy… “Let’s make a brand new girl”), ist vielleicht nicht wirklich das allererste, woran man denken müsste. Nichtsdestotrotz wird’s durchgezogen. Die verwirrte Hundra bekommt eine Fangopackung, Gesichtsmasken (“Männer mögen Geburtsnarben, keine Kampfnarben”, erläutert eine der Tempelkurtisanen. Hm.) und brutal-schmerzhafte Bearbeitung ihrer verfilzten Haarpracht (also, so verfilzt sah Blondie eigentlich vorher nicht aus…) mit fiesen Kämmen. Aber es ist die Mühe wert, meint zumindest die begeisterte Schwuchtel. Nepakin ist zurückhaltender: “Äußerlich hat sie sich verbessert”, gibt er zwar zu (da *kann* man anderer Meinung sein, ob so ein um die Hüfte gewickeltes Bettlaken als Kleid wirklich sexier ist als der Barbarinnenbikini…), aber er fürchtet nicht zu Unrecht, dass sie immer noch rebellisch aufgelegt ist. “Ich diene niemandem”, blökt Hundra auch prompt. “Du wirst dienen”, flötet Schwuli. “Nein, und ich sage nur die Wahrheit”, antwortet Hundra etwas kryptisch. Das allerdings bringt Schwulibert auf eine Idee – es gibt das gräßliche Gerücht, eine der Tempelfrauen habe einen Sohn und selbigen in der Stadt versteckt (und das scheint verboten zu sein). Wenn Hundra nun nur die Wahrheit spricht… weiß sie zufällig davon? Hundra behauptet, von nichts zu wissen. Nepakin gibt Trakima, der Tempeldame, die für Hundras “Ausbildung” zuständig ist und rein zufällig Mutter des Knäbelchen vorhin bei Paterhai (und damit die von Schwuchtelino Gesuchte), den dienstlichen Auftrag, sich mit Hundra ein bissl mehr Mühe zu geben.

Trakima heult sich aber erst mal bei Hundra aus: “Er weiß es!” Hundra gibt den sachdienlichen Rat, nicht rumzuheulen, sondern “zu kämpfen”. “Ich kämpfe nicht, ich will überleben”, stellt feige Socke Trakima klar und rät ihrerseits Hundra, die Männerherrschaft zu akzeptieren. Kommt natürlich gar nicht in Frage, aber Hundra hat eine Idee: “Ich tu so, als würde ich mich anpassen, aber du musst auch von mir lernen!”

Vorhang auf zur großen Comedy-Sequenz des Streifens (Darf ich vorspulen? – NEIN!). Hundra bringt Trakima ein paar grundlegende Martial-Arts-Moves bei (und Trakima erweist sich als zwar zurückhaltende, aber clevere Schülerin), im Gegenzug lehrt Trakima die Kriegerin damenhaftes Verhalten (und Hundra erweist sich ihrerseits als ausgesprochen auf den Kopf gefallene Schülerin, oder andersrum – she sucks). Auch richtiges Essen, d.h. ordnungsgemäßer Umgang mit Besteck, will gelernt sein (bin ich hier bei Miss Congeniality II?). Hochgradig hilariös ist das alles – nicht wirklich. Genau genommen ,es nervt. Und so sind wir froh, dass Hundra nach ein paarMinuten der Ansicht ist, alles wesentlich gelernt und sich mit ihrer femininen Seite soweit arrangiert zu haben, dass es reichen müsste, Pateray ins Bett zu kriegen, seinen Samen zu tanken und dann so schnell wie möglich abzuhauen. Sexualkunde scheint in der Tempelausbildung zwar nicht auf dem Stundenplan zu sehen, aber immerhin weiß Trakima und kann’s ihrer neuen Freundin deshalb erklären, dass einmal Ficki-Ficki noch nicht automatisch Schwangerschaft und Mutterfreuden bedeutet (ganz abgesehen davon – könnte ja auch ein Junge werden und was machste dann, Hundramäuschen?). Das ist ein Problem.

Aber egal wie – erst mal muss mit Pateray gerammelt werden, über alles andere kann man sich nachher noch das leere Köpfchen zerbrechen (eigentlich wäre das der perfekte Film, um ein paar der ältesten Blondinenwitze der Welt einzufiedeln, wie z.B. Warum trägt die Blondine einen Strohballen auf dem Kopf? – Extended Memory. Haha, ich lach mich tot). Pateray erkennt die Frau, die da in seine Praxis strolcht, erst gar nicht wieder. Schmalzige Musik (das “Love Theme”) erklingt vom Soundtrack, Pateray brabbelt ein “Du bist wunderschön” (auch darüber kann man wieder mal diskutieren) und Hundra räkelt sich seductively auf den Bettfellen: “Wirst du es jetzt mit mir machen?” (die Braut ist eine echte Romantikerin). Bevor mann sich schlagen lässt…

Auf dem Rückweg von Paterays Haus zum Tempel wird Trakima von ein paar Soldaten ertappt. Auch der dienstbewussteste Soldat ist letztendlich auch nur ein Sackträger und daher kommt die Patrouille auf Ideen der sexuell-vergewaltigenden Art. Trakima lässt sich auch bedrängen, was Hundra (war wohl ein Quickie mit Pateray) menschlich-persönlich schwer enttäuscht: “Wehr dich, Weib!” kläfft sie ihre Freundin an, denn “du hast die Wahl – entweder unter ihnen liegen oder an meiner Seite stehen!” Ist jetzt nicht so der Motivationskampfschrei wie “Let’s roll!”, aber funktioniert. Trakima beißt den Kerl, der sie gerade in der Mangel hat, ins Ohr o.ä. und dann geht’s los. Die zwei Frauen verkloppen ohne Mühe die komplette ungefähr ein halbes Dutzend Mann starke Patrouille und erreichen den sicheren Hafen des Tempels. “Das hat Spaß gemacht”, grinst sich Trakima eins und erkundigt sich nach der Verrichtung mit Pateray. Erstanlicherweise weiß Hundra nicht, ob sie schwanger geworden ist (verdammt, wieder keinen b-Test dabei, wa?) und hält es daher für gut möglich, dass sie den guten Doktor Pateray noch mal und noch mal und noch mal und noch mal besuchen muss… Kicher-kicher! Tja, der gute alte Sex, hat am Ende doch noch fast jeder gefallen…

Unbestimmte Zeit vergeht, eines Tages hüpfen die Tempelmädchen nackt in einen Bergteich (na, endlich mal wieder nackte Tatsachen) und Hundra kann Trakima ins Ohr flüstern, dass sie nun offiziell den Braten im Ofen hat, na dann mal Maseltow! Aber rechnet nicht mit mir als Taufpaten… Trakima kombiniert, dass Hundra sich, mission accomplished, nun verzupfen will, aber hundra hat sich irgendwie an Pateray gewöhnt und fühlt sich so “geborgen” bei ihm (ich glaub, ich brech’ gleich). “Also bleibst du?” hakt Trakima nach. Naja, da ist noch die Sache mit dem Schicksal usw. Also trifft Hundra eine endgültige Entscheidung: “Ich bleibe solange, bis ich entscheide zu gehen!” Confuckingratulations. Ds war’ ne Geistesleistung. Und dann hat Hundra auch noch den Nerv, selbige eigenlöblich zu kommentieren: “Warum können Männer nicht so logisch und geradlinig denken wie wir?” (Ich hoffe stark für den Autor, dass das ironisch gemeint war. Dann wär’s nämlich in der Tat lustig. Aber ich hab so eine Befürchtung, der Film meint das ernst).

Endlich meldet sich unser alte Erzähltante wieder und labert blödes Zeug: “Wie das Baby in ihr wuchs, so wuchs auch ihre Verwirrung”. Whatever. Zum Glück (ersichtlich wollte Miss Landon sich nicht mit dickem Bauch filmen lassen) wird die Schwangerschaft in ungefähr einer Minute abgehandelt, dann wird schon zur Geburt geschritten. Wird es das erhoffte Mädchen sein? Pateray macht jedenfalls ein enttäuschtes Gesicht: “Das nächste wird ein Junge!” seufzt er, während er seine frischgebackene Tochter (ein extrem häßliches Kind, wenn ich mich mal wieder aus der Deckung wagen darf, andererseits – welcher Säugling ist nicht extrem häßlich?) der stolzen Mutter in die Arme legt. “Wenn wir stark genug sind, werden wir gehen”, widerspricht die logische und geradlinige Hundra dem, was sie zwei Screenminuten vorher gesagt hat (oder auch nicht, schwammig genug formuliert hat sie vorhin ja). Offensichtlich hat sie mit dem Kindesvater darüber schon gesprochen und ihm wohl sogar das Angebot unterbreitet, sie zu begleiten (worauf diese Frau alles kommt! Wow!), aber Pateray ist ein Arzt nach altem Zuschnitt: die Menschen in der Stadt brauchen ihn seiner Ansicht nach dringender als Hundra, deswegen wird er bleiben (true love). Die Erzählerin brabbelt wieder irgendwelchen undurchschaubaren Women’s Lib-Kram.

Trakima hat schlechte Nachrichten – Nepakin (den gibt’s tatsächlich auch noch) hat für den heutigen Abend Hundras Versteigerung an die Stammesfürsten angesetzt (ja, der Kerl denkt tatsächlich immer noch an die Wette). Hundra packt die Koffer, bevor sie an den “Perversionen” (Wörter kennt die Frau! Wow!) im Tempel teilnimmt und es dabei zu einem “Blutbad” kommt (mei, diese Frau hat aber auch eine hohe Meinung von sich selbst), wird sie abhauen. Pateray verabschiedet sich herzergreifend und Hundra hofft, dass er ihre Verhaltensweise verstehen könne, obwohl “du nur ein Mann bist” (glaubt mir, ihr beide, das wär nicht gutgegangen mit ‘ner Beziehung. Ich kenn mich da aus).

Allerdings sind Schwulibert und Nepakin nicht ganz blöde – sie haben sich nämlich schon die Kinder gekrallt (Hundras namenlose Tochter und, weil sie grad dabei waren, auch Trakimas kleinen Bastard). Das Ultimatum ist hart, aber ungerecht: mitspielen oder den Kids geht’s an den kragen. Die Stammesfürsten sabbern bereits erwartungsvoll – Trakima rät ihrer Freundin, alles über sich ergehen zu lassen. Hundra ist sauer: “Du verlässt dich immer noch nicht auf dich selbst und wirst es nie tun. Ich verachte dich, Slavin!” Boah, fehlt nur noch, dass sie die arme Traki anspuckt wie einst Frank Riijkard Tante Käthe. Nepakin verlangt von Hundra, sich vor den Tribal Chiefs zu verbeugen, Trakima verzieht sich unauffällig. Die nächste spannungsgeladene Situation – wird sich Hundra tatsächlich soweit erniedrigen und vor den primitiven Kerlen verbeugen? (Das wäre in einem TV-Film jetzt mindestens eine Schwarzblende zur Werbung wert. Oder ‘nen Season-Finale-Cliffhanger).

Drumroll… Nein, sie wird doch nicht—, doch, sie tut’s, sie beugt ihr grames Haupt vor den johlenden Gesellen. Trakima dieweil ist von Hundras letzter Tirade gegen ihre Person offenbar stark beeindruckt und schleicht dorthin, wo die Kinder gefangen gehalten werden (schön, dass sie weiß, wo das ist ist). Ein tumber Wachtposten ist schnell ausgeschaltet (schließlich ist Trakima ja eine Frau) und die Kurzen befreit. Das ist sogar dem Schwulibert einen Applaus wert, bevor er sie gedenkt, mit seinem Dolche in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Die beiden kabbeln sich ein wenig, bevor Trakima ihn mit dem eigenen Dolch umlegt (mann, das war mal wieder spannend) und ihren Sohn zu Pateray schickt.

Im Tempel ist Hundra gerade dabei, auf die Knie zu gehen und das zu tun, was Männern normalerweise gefällt, wenn Frauen vor ihnen knien. In allerletzter Sekunde, bevor Hundra etwas tun muss, was der Kerl vor her nicht bereuen wird, tauchen Trakima, Pateray und sämtliche verfügbaren Kinder im Thronsaal auf und machen winke-winke. Hundra kickt immediately into action, greift sich einen griffbereit herumstehenden Speer und veranstaltet Remmidemmi. Pateray wirft ihr ihr Schwert zu, das er vorausdenkenderweise mitgebracht hat. Showdownzeit und wenn das nicht der richtige Zeitpunkt ist, um wieder die Suuuuuuupeeeeeeeerzeeeeeeeiiiiiiiiitluuuuuuuuupeeeeeeeeee auszupacken, dann weiss ich auch nicht (Matt Cimber genauso wenig ;-)). Hundra richtet nun also doch das angekündigte Blutbad an. Nepakin versucht, schlechter Verlierer, der er ist, Hundras Baby zu plätten, doch Pateray schiebt heldenmütig seine Patschhand zwischen Nepakins Dolch und zarte Babyhaut. Auatsch! Der Heiler ist damit außer Gefecht gesetzt, also muss sich Nepakin mit Trakima balgen. Panther (der Hund, Ihr erinnert Euch) springt Nepakin an und rauft mit dem Oberpriester, dieweil Hundra die Stammesfürsten niedermetzelt (in der Region werden demnächst jede Menge neue Führungspositionen frei). Nepakin scheint Panther (einen viertklassigen Schäferhundsmischling von wenig einschüchternder Gestalt, übrigens) erfolgreich niedergerunen zu haben und versucht sein Heil in der unauffälligen Flucht. Selbiges probieren auch die restlichen Tempelmädchen. Angesichts des auf der Verliererstraße befindlichen Ex-Peinigers überlegen die Girls es sich allerdings anders und stürzen sich mit gespreizten Krallen auf ihn (Jess Franco würde sagen: “Let’s massacre that asshole!”). Schon schwach – Hundra selbst hat mit dem Abgang des, hüstel, “Oberschurken” in diesem Film nichts zu tun.

“Jetzt tragen wir beide unsere Narben”, kalauert Hundra unter Verweis auf Paterays garstige Handverletzung, ehe sie sich ihr Balg in einen Rucksack stecken lässt und davonreitet. “Wirst du zurückkommen?” schmalzt Trakima (wäre ads nich Paterays Zeile?). Vielleicht, bekundet Hundra, aber erst hat sie ein Versprechen einzuhalten… Und da selbst in einem fünftklassigen Conan-Abklatsch Wauwau nicht sterben darf, springt Panther mit lustigem Bauchverband seinem in den Sonnenuntergang reitenden Frauchen hinterher.

Das Wort zum Sonntag bleibt unserer Erzählerin vorbehalten, die sich nicht entblödet, Hundra zum Vorbild für die Frauenbewegung zu stilisieren, solange es Frauen wie sie gäbe, die sich vom Joch der Männer befreien blablablau ich kann’s nicht mehr hören… Ende.

Weia, die Wege vom unabhängigen ambitionierten Autorenfilmer zum verzweifelten “Ich-mach-alles-hauptsache-es-ist-ein-Film”-Schundfilmdilettanten sind ersichtlich kürzer als man denkt und Matt Cimber ist auf dieser Strecke dann auch noch mal komplett falsch abgebogen und wurde unterwegs zum Frauenversteher.

Nun mag es nicht das allerschlimmste Verbrechen sein, einen Film mit feministischen Tendenzen zu drehen (auch wenn mir natürlich auf Anhieb keiner einfallen würde, den ich als positives Beispiel für dieses Subgenre zitieren könnte), aber das Problem ist, dass die meisten FilmemacherInnen mit emanzipatorischer Agenda (einschränkend: die, deren Werke ich kenne) es letztlich mühelos schaffen, ihre feministischen Standpunkte auf erstaunlich frauenfeindliche Weise umzusetzen. Das gilt für den “wir-Frauen-können-auch-aus-bloßer-sexueller-Lust-zum-Killer-werden”-Arthouse-Schmarrn Baise Moi wie für den ungleich weniger ambitionierten billigen Conan-Rip-off mit vertauschten Geschlechterrollen Hundra (den manche Fantasykenner auch als unautorisierte – und bessere als die offizielle – Adaption von Red Sonja sehen. Der “Hundra ist besser als Sonja”-These möchte ich mich an dieser Stelle allerdings nicht anschließen).

Okay, tu ich mal für fünf Minuten so, als wäre die natürliche Ordnung der Dinge, Cheffe Mann und Frau irgendwo darunter (uff, dafür werde ich wieder bluten… Ob ich doch Ironie-Tags–ach, nööö!),n icht gottgewollt. In Filmen, die feministische Tendenzen aufweisen, scheint die Emanzipation vom Patriarchat immer gleichbedeutend zu sein mit der Abgabe des gesunden Menschenverstands an der nächstbesten Damentoilettentür weiblicherseits. Bitte mal – wer glaubt, eine “Amazonenkultur” wie die von Hundras Stamm könnte im richtigen Leben länger als drei Minuten überleben? Die sind doch zu allem zu blöd (ganz besonders, wenn Hundra, und das scheint der Film ja behaupten zu wollen, ein eher überdurchschnittliches Exemplar ihres Clans ist).

“Logisch und geradlinig”, um mal Hundra selbst zu zitieren, ist am Film nichts. Teilweise werden vollkommen sinnfreie Szenen (wie z.B. der bunt bemalte Wichtel, der sich warum auch immer auf Hundra stürzt) abgespult, worum’s nun überhaupt geht, scheint sich keiner der Beteiligten im Klaren zu sein (will Hundra sich nun primär rächen oder doch lieber ihren Stamm erhalten? Ihr ursprüngliches Rachemotiv ist jedenfalls nach zwanzig Filmminuten total vergessen), der Kult der Bullenverehrer hat keinerlei Identität, keinen Background, der ihn irgendwie zur Bedrohung stilisieren könnte, der gesamte Ton des Films, der zwischen Komödie und “seriöser” Schwerter-Fantasy schwankt, nervt in seiner Uneinheitlichkeit (reine Comedy-Sequenzen wie das “makeover”, Hundras Szene mit Pateray u.ä. mögen sich gar nicht mit den recht wenig getarnten Szenen sexueller Gewalt zusammenfügen – wie’s halt immer so ist, wenn ein reiner Unterhaltungsfilm versucht, gesellschaftlich “heiße Eisen” anzupacken).

Wie gesagt, für einen “Emanzenfilm” gefällt sich der Streifen in viel despektierlicher Frauenfeindlichkeit – mit Ausnahme von Hundra und ihrer “Schülerin” Trakima werden Frauen von den herrschenden Kerlen als Fußabtreter benutzt, ohne dass dies in einen, hm, wie soll man’s nennen, relevanten Kontext gesetzt wird. Aber was erwarte ich wieder von einem Trashfilm – natürlich war Matt Cimber und seinen Mitstreitern nichts ferner liegend als eine seriöse Auseinandersetzung mit Unterdrückung der Frauen durch die Macho-Männer (und wie sollte eine solche auch aus Spanien kommen?). Exploitationfans sitzen trotzdem in einer hinteren Reihe, dank der FSK-12-Freigabe sind die “Perversionen” zahm und zurückhaltend.

Abgesehen davon ist die Story natürlich ziemlich Banane – man kann mit schlechtem Gewissen ein paar Parallelen zu Barbarella konstruieren, wo ebenfalls ein naives Blondchen mit allerlei Abartigkeiten und den Freuden am Sex konfrontiert wurde. Selbstverständlich erreicht Hundra in keiner Sekunde die comichaftige Durchgeknalltheit des Vadim-Erotik-Klassikers, bleibt dabei auch vollkommen “unanregend”. Es bleibt bei der Aneinanderreihung verschiedener nicht wirklich zusammenpassender Episödchen leidlicher Unterhaltsamkeit.

Verlassen wir die Drehbuchschelte und mokieren wir uns über den Rest des Films, haben wir auch noch genug zu tun. Wenig erbaulich ist da schon mal der Look des Streifens – da größtenteils in Wüstenlandschaften und der auch nicht gerade visuell aufregenden “Stadt” “on location” gedreht wurde, gibt’s nicht wirklich Hinguckenswertes. Die Farbgebung ist eintönig, langweilig, alles scheint irgendwie im selben Farbton gestaltet zu sein, nichts lockert die tristen Erdfarben mal bunt auf. Normalerweise ist die Farbgebung nicht wirklich etwas, worüber ich mir gesteigert Gedanken mache, aber bei Hundra fällt zumindest mir einfach besonders auf, dass der Streifen optisch nichts her macht. Wenn man schon an eintönigen Locations dreht, muss man sich halt produktionsseitig ein paar Gedanken machen, das durch farbenprächtigere Kostüme und/oder Sets auszugleichen. Solche Anstrengungen werden hier aber nicht unternommen (ein besonders “schönes” Beispiel ist der zentrale Tempelsaal. Man sollte meinen, eine Religion von Welt würde da ganz besonders aufwendige Dekoration betreiben. Weit gefehlt – das Ding ist mehr oder weniger eine schmucklose, unverzierte Felshöhle und demzufolge auch ungefähr so interessant anzusehen).

Regisseur Matt Cimber, der nach seinem ganz oben bereits angesprochenen Autorenfilmdebüt mit Jayne Mansfield, Single Room Furnished schnell in der Sex- und Schmuddelecke versumpfte (Africanus Sexualis, The Sensous Female, The Black Six) versucht sehr offensichtlich (und sehr krampfhaft), seinem Film etwas Episches zu verleihen – das klappt leider nur mit dem Soundtrack, zu dem, mit welchen erpresserischen Methoden auch immer, Großmeister Ennio Morricone genötigt wurde (den Score gab’s sogar als Soundtrack-CD). Morricones Arbeit (obwohl bestimmt nicht eine seiner Herzblutarbeiten, sondern wohl eher an ein-zwei Nachmittagen schnell hinkomponiert) ist für den Film einfach *zu* gut. Wenn Morricione große symphonische Themen anstimmt, während on-screen eine Prügelei, die nicht mal in einem der schlechteren Spencer/Hill-Plagiate gut aufgehoben wäre, stattfindet, ist das einfach Audio-Overkil. Einen schlechten Film kann man halt nicht mit einem vorzüglichen Soundtrack retten (auch wenn John Carpenter in seinen Liner Notes zum The Fog-Soundtrack Gegenteiliges behauptet. Aber der muss ja auch nicht immer Recht haben), vor allem, wenn die Diskrepanz zwischen Klasse des Scores und Inkompetenz des ganzen Restfilms so deutlich ist wie hier. Morricone-Fans sollten den Film daher bevorzugt als Hörspiel genießen.

Cimber fehl nämlich jegliche Qualität, um den Film aus eigenem Können “watchable” zu machen. Seine Actionszenen sind langweilig und grausig choreographiert (so man von Kampfchoreographie ernstlich sprechen will, wenn kaum eine der Kombattanten weiß, was er mit dem überdimensionierten Zahnstocher in seiner Hand anfangen soll)- stellt sich nur die Frage, wann’s schlimmer ist: wenn Cimber versucht, die Szenen ernst zu spielen oder wenn er probiert, sie humoristisch aufzulockern; ich tendiere zu letzterem – ironischerweise fällt es, wenn die Kämpfe “ernsthaft” sind, weniger ins Gesicht, dass sie kaum choreographiert erscheinen, sie wirken dann eher “dreckiger”. Dies ist natürlich alles als ausgesprochen kleines Lob zu verstehen, denn auch der Großteil der “ernsten” Kämpfe ist eher lächerlich. Allerdings sind die Komedy-Einlagen eindeutig die Höhepunkte der Debilität (und mein ganz besonderer Liebling ist dabei Hundras Encounter mit dem sich einzig durch Rülpsen und Grunzen verständigenden Sklavenhalter. Das ist wirklich schon Anti-Entertainment). Was an Füllseldialogszenen, eh, “dramatischen” Elementen zelebriert wird, ist sinnlos, langweilig und grauenerregend gespielt. Von effektvoller Kameraführung oder ansprechendem Schnitt kann natürlich nicht die Rede sein (höchsten von Zensurschnitten, die dem Film jeglichen möglicherweise einmal verschütteten Blutstropfen rauben, wir wollen ja absolut jugendfrei bleiben, newa. Warum dann allerdings einige nackte Tatsachen drin geblieben sind, ist eine Frage, die mal wieder nur unsere berühmte deutsche Doppelmoral erklären kann).

Schauspieler – von denen reden wir mal lieber nicht. Oder doch? Na ja, zumindest über Laurene Landon, die Hauptdarstellerin, den “Star”, lohnt es sich, ein paar Worte zu verlieren. Landon debütierte 1979 als “Featured Skater” in Roller Boogie (das ist dann ja irgendwie schon programmatisch für eine spätere Karriere) und konnte 1981 in Robert Aldrichs Frauenringkampfsatire (ja, so was *geht*) All the Marbles an der Seite von Peter Falk insofern überzeugen, als sie ein doofes Blondchen überzeugend verkörperte. Vor Hundra gab sie 1982 in Airplane II eine hirnbefreite Stewardess, 1986 sah sie in Fred Olen Rays Armed Response und der Trash-Legende America 3000 (die gegen Hundra allerdings, das muss man sagen, ein echter Fetzer ist), ehe sie vollends zur Scream Queen wurde und in Maniac Cop 1 und 2 sowie Larry Cohens It’s Alive III und The Ambulance mitwirkte. Talent zum Schauspielern hat Frau Landon keines – gut, Hundra ist nicht gerade der Stoff, aus dem Best-Actress-Oscars gestrickt werden, aber in den, hüstel, dramatischen Szenen, die nicht alleine auf Landons optische Vorzüge abstellen (und an dieser Stelle sei angemerkt, auch wenn der Body gut in Form ist, gesichtsmäßig wirkt Laurene Landon erheblich älter als die 25, die’s angeblich zum Drehzeitpunkt waren), wird schon deutlich, warum man Laurene Landon nicht in einem Atemzug mit Jodie Foster und Meryl Streep nennt – in den Action-Szenen sieht man aber zumindest ihren Enthusiasmus durchschimmern. Ihre Filmpartner sind allesamt irgendwelche Pappnasen aus der iberischen Low-Budget-Schule. Ein paar der Stammesfürsten kommen mir als Prügelknaben aus 70er/80er-Spencer-Hill-Kloppern bekannt vor, aber das kann wieder täuschen – schließlich sieht ein bärtiger Barbar irgendwie aus wie der andere (und zumindest bei einem hab ich recht – “Torente“ wird von Fernando Bilbao, auch bekannt als “Fred Harris“, gemimt, der u.a. auch in Klimovksys The Vampire‘s Night Orgy mit von der Partie war). Trakima (Maria Casal) ist eine ausgesprochen trübe Tasse und Ramiro Oliveros (Patarey) ist so farblos-unauffällig, wie’s farblos-unauffälliger kaum geht. Geschlagen wird er höchstens noch vom mir namentlich gerad nicht bekannten Nepakin-Darsteller (mal sehen, ob ich das noch aus dem Nachspann destilliere), der als Inkarnation des Bösen ungefähr so finster-bedrohlich wirkt wie Bussi Bär. Ein bissl politisch unkorrekten Spaß macht wenigstens die Klischeetunte als Zeremonienmeister des Tempels (das dürfte Luis Lorenzo sein).

Die DVD kommt aus dem Hause MOVM (oha) und bietet genau die liederliche Qualität, die man von einer Veröffentlichung dieses Hauses gewohnt ist. Der Print ist teilweise stark verschmutzt und verkratzt, unscharf und frei von jeglichem Kontrast, der eh schon fast monochrome Look des Films wird durch lasche Farben verstärkt und die Kompression… na ja, reden wir nicht drüber (genauso wenig da drüber, dass ein ersichtlich auf Widescreen “komponierter” Film auf ein Vollbildformat zurechtgestutzt wird).

Sprachlich gibt’s ausschließlich einen recht breiig-matschigen deutschen Dolby-2.0-Mix, der besonders in Punkto Dialogqualität nicht überzeugen kann. Der Soundtrack von Morricone verdient allerdings auch besseres als die hier verbrochene Abmischung.

Als Extras werden in vier Minuten siebzehn Standbilder aus dem Film als Fotogalerie vorgeführt. Toll.

Also, was sagen wir abschließend zu Hundra? Der Streifen ist begreiflicherweise nur als Trashfilm zu goutieren – als Fantasy-Abenteuer ist er in jeder Hinsicht zu langweilig, als Exploitationfilm zu zahm, als Actionfilm zu schlampig in den Kampfszenen und als beabsichtigte Komödie themaverfehlend. Man muss schon eine ganze Menge Bölkstoff eingeworfen haben, um sich über den Film amüsieren zu können; größtenteils plätschert der Streifen doch zu sehr vor sich hin und lediglich einige wirklich bescheuerte “Ideen” verhindern, dass der geneigte Zuschauer sanft entschläft. Was bleibt, ist der Soundtrack von Morricone, der, was allerdings keine große Kunst ist, viel besser ist, als der Streifen es verdient, und die Tatsache, dass Hundra auch als reiner Trashfilm ein wenig zu witz- und reizlos ist, um wirklich reinzuknallen – zur Partygranate fehlt Tempo und durchgängiger Fun-Faktor. Die DVD von MOVM ist angemessen grottig und keinen Cent mehr wert als die drei Euro, die ich dafür hingeblättert habe. Letztlich: das, was die Mundpropaganda (und damit schlage ich einen seltenen Bogen zur Einleitung) versprach, konnte Hundra nicht halten – erwiesenermaßen ist der Film schön doof, aber auch recht langatmig.

(c) 2001 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 4


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