House of the Witchdoctor

 
  • Original-Titel: House of the Witchdoctor
  •  
  • Regie: Devon Mikolas
  • Land: USA
  • Jahr: 2014
  • Darsteller:

    Bill Moseley (Peter van Hooten), Leslie Easterbrook (Irene van Hooten), Callie Deering (Leslie, als Callie Stephens), Emily Bennett (Regina), Alex Kayser (Cliff Rifton), David Willis (Buzz), Danny Miller (Tom), Summer Bills (Patty), Jonathan Helvey (Thad), David Andrew (Sheriff Gooden), Nick Bastounes (John), Dyanne Thorne (Rose), Howard Maurer (Emmett)


Vorwort

Vor einem Jahr wurde Leslies Freund John praktisch auf dem Weg zum Traualter hin von einem sackmaskentragenden Satansbratenkult ermordet. Zum emotional aufwühlenden Jahrestag lässt sich Leslie von ihren College-Freundespärchen Regina (sexgeile Schlampe), Thad (möchtegerncooler Stecher), Patty (kein-Sex-vor-der-Ehe-Mädchen) und Tom (überzeugter Christenmensch mit Gütesiegel) über’s Wochenende ins Elternhaus begleiten, wo man abhängen, was Regina und Thad angeht, gut poppen, und allgemein keine negativen Vibrations aufkommen lassen will.

Leslie und ihre Freunde sind aber nicht die einzigen Logiergäste des Örtchens – Cliff Rifton kehrt nach zehnjährigem Urlaub auf Staatskosten in seine Heimatgemeinde zurück und will gleich mal wieder ordentlich einen drauf machen. Zuerst legt er seine liebe Mama, gottesfürchtig wie sie ist, eher aus Prinzip um, ehe er mit seinem alten Kumpel Buzz daran geht, die Stadt unsicher zu machen. Nachdem Cliff so rein aus Spaß den Dealer, der ihnen gerade einen Beutel Koks vertickt hat, killt, entdecken sie Tom und Patty, die in einem Diner auf ihre Freunde warten (die sich nämlich grad heimlich einen Joint einpfeifen, was die Christentruppe nicht wissen darf) und belästigen sie, was nur durch das Auftauchen von Sheriff Cooden, einem alten Freund Leslies, nicht in gröbere Handgreiflichkeiten ausartet.

Leslies Eltern Irene und Peter van Hooten sind zwar etwas schräg, aber nett, und abgesehen davon, dass sie sich aus dem Keller raushalten sollen, wo Peter seine Forschungen betreibt, gibt man den jungen Leuten keine weiteren Verhaltensmaßregeln auf den Weg, ehe sich das Elternpaar selbst für einen Ausflug verabschiedet.

Zur guten Nacht entdecken Cliff und Buzz beim ziellosen Herumcruisen auf der Suche nach anzustellendem Schabernack die ihnen bekannte Karre unserer College-Freunde vor dem van-Hooten-Anwesen. Schnell wird der Entschluss gefasst, die im Diner begonnene Bekanntschaft durch einen spontanen Hausbesuch zu intensivieren. Eine Home Invasion später sind Regina, Thad, Patty und Tom die Gefangenen des kriminellen Duos, lediglich Leslie konnte sich im verbotenen Keller verbergen. Im Vergleich zu anderen Heiminvasoren sind Cliff und Buzz relativ wenig anspruchsvoll, was ihre Absichten angeht – die Mädels vergewaltigen und alle nach getaner Arbeit abmurksen. Während die Ganoven beim Vergewaltigen sind, gelingt es Thad und Tom, sich zu befreien und zu bewaffnen. Thad gelingt es, Buzz anzustechen, aber nicht tödlich, was er besser gemacht hätte, denn Buzz hat im Gegenschlag erheblich weniger Probleme damit. Tom findet Patty katatonisch im Bett liegend und ist so schockiert, dass er keine Gegenwehr leisten kann, als Cliff ihm die Kehle aufschlitzt. Regina schafft es allerdings, Buzz eine Lampe über die Rübe zu ziehen und aus dem Haus auf die Straße entkommen, wo sie einem hilfsbereiten älteren Ehepaar in die Arme läuft.

Leslie hat sich indes mit einer Baseballkeule bewaffnet und geht zum Gegenangriff über. Und als die van-Hooten-Eltern nach Hause kommen, wird Cliff und Buzz ausgesprochen schmerzhaft bewusst, dass sie sich das falscheste aller möglichen falschen Häuser für ihre kleine Party ausgesucht haben…


Inhalt

Seufz. Ich bin der lebende Beweis dafür, dass die Taktik, für einen drittklassigen Indie-Horrorfilm ein-zwei „has-been“-Namen für Nebenrollen zu verpflichten, auf dass man sie groß aufs Cover-Artwork klatschen kann, aufgeht, auch wenn ich selbst ja immer wieder davor warne. Naja, do what I say, not do what I do. Jedenfalls wäre „House of the Witchdoctor“ wahrscheinlich nicht in meinem virtuellen Einkaufskorb gelandet, wäre da nicht was von Bill Mosely und Leslie Easterbrook gestanden. Mosely hat, seien wir ehrlich, seit „The Devil’s Rejects“ nichts mehr von Bedeutung gemacht und lebt von seinem durch Rob Zombie erworbenen Ruf, und Leslie Easterbrook, die ewige Callahan aus „Police Academy“ hat sich auf ihre älteren Tage als professioneller Indie-Horror-Gaststar neu erfunden, dies aber, so wie ich das einem kurzen Plausch auf der FearCon entnehmen konnte, zumindest tatsächlich aus dem erklärten Willen, einer jungen Generation Nachwuchsfilmemacher mit name value und langjähriger Erfahrung zur Seite zu stehen. Naja, und außerdem braucht die Welt eine legitime Nachfolgerin von Karen Black…

Verantwortlich für den Film zeichnet ein gewisser Devon Mikolas als Autor und Regisseur, der nach ein paar Auftritten als Schauspieler mit dem „Witchdoctor“ sein Langfilmdebüt vorlegt (dem bislang auch kein zweites Werk gefolgt ist). Die Coverblurbs und -quotes berühmen den Streifen „verstörender“ und „erschreckender“ Qualitäten und ziehen einen Vergleich zum „Last House on the Left“. Stimmt schon, da ist was dran, aber das macht den Film natürlich nicht originell. Home-Invasion-Geschichten, in denen die Eindringlinge bemerken, dass ihre Opfer ihnen in Punkto sadistischer Gewalt um Lichtjahre überlegen sind, sind nicht erst seit Mike Mendez‘ „Killers“ & Co. ein eigenes Subgenre. Und genau hiermit haben wir’s bei „House of the Witchdoctor“ zu tun, dabei nicht mit einem in irgendeinem Sinne herausragenden, höchstens albernen Vertreter.

Nach dem Prolog, in dem wir dem Ende des unglücklichen John beiwohnen dürfen – das, keine große Überraschung, in enger Verbindung mit den nachfolgenden Ereignissen steht – , bekommen wir ein nicht uneffektives, aber auch ziemlich banales Set-up, bei dem wir uns vor allem mal wieder die bange Frage stellen, wie ein derart inkompatibler Haufen „besties“ geworden sein soll. Ich kann mir keine Konstellation der Welt vorstellen, in der sexgeile Grasraucher wie Regina und Thad mit ultraspießeigen Fundichristen wie Tom und Patty freiwillig abhängen würden. Zumal diese philosophischen Differenzen letztlich nicht wirklich eine Bedeutung für die Geschichte haben – mehr als ein schlechter Witz, den Regina auf Pattys Kosten macht und der Umstand, dass Patty und Tom zunächst allein auf Cliff und Buzz treffen können, weil die anderen drei Freunde sich heimlich ne gepflegte Tüte reinziehen, kommt nicht dabei ‚rum (es sei denn, dass wir schockierter über Pattys Vergewaltigung sein sollen als über die Reginas, was dann eher ein zweifelhaftes Licht auf das Frauenbild von Mikolas wirft).

Das große Problem des Films ist, dass seine Charaktere zu 90 % vollkommen uninteressant sind – das gilt für die College-Studenten ebenso wie für die kriminellen Sacknasen Cliff und Buzz, zu denen wir auch mehr oder weniger ein geraumes Maß an Nichts erfahren. Das sind einfach zwei Arschlöcher mit Spaß an der Gewalt, und während das natürlich eine durchaus valide, wenn auch eindimensionale und nie weiterentwickelte Charakterisierung ist, macht es den Unterschied zu Krugs Company in „Last House on the Left“ deutlich – das waren auch Arschlöcher, aber sie hatten eine deutliche Charakterdynamik, ein Geflecht von Beziehungen, das deutlich über dem „Cliff Boss Buzz Handlanger“-Schema von „Witchdoctor“ liegt. Und natürlich wirkt auch der obligate Twist, wenn aus den Tätern Opfer werden, nur dann, wenn wir zumindest ansatzweise begriffen haben, wie diese Figuren ticken, wie sie auf die Umkehrung des Machtgefälles reagieren. In „Witchdoctor“ besteht diese Reaktion aus Brüllen und Winseln. Zudem verpasst „Witchdoctor“ auch das entscheidene Moment von „Last House on the Left“ (und der zugrunde liegenden „Jungfrauenquelle“ von Bergman). Der Zuschauer wird insofern aufs Glatteis geführt, alldieweil sein Gerechtigkeitsempfinden gestillt wird – die begangene Untat wird bestraft – aber eben auf eine Weise, die das ursprünglichen Verbrechen an Grausamkeit und Brutalität übertrifft (das von mir immer wieder gern herangezogene „gewitchfindergeneraled“ werden).

Es ist natürlich wieder mal schwer, den Film zu analsysieren, ohne massiv auf seinen Twist einzugehen, daher steht der Rest des Reviews unter genereller SPOILER-Warnung.

Diese Perversion des Gerechtigkeitsempfindens funktioniert hier nicht, weil die Vergeltung keinen direkten Zusammenhang mit den vorhergehenden Verbrechen der Ganoven hat. Wie sich herausstellt, hatte Leslie ihre Freunde nämlich zu keinem anderen Zweck herbestellt, als sie im Rahmen eines Voodoo-Rituals von ihren durchgeknallten Voodoo-Priester-Eltern opfern zu lassen. Die van Hootens rächen also nicht etwa das vergossenen Blut, sondern sind nur sauer, weil Cliff und Buzz die Opferzeremonie versaut haben und nun eben als Ersatz für die entgangenen Menschenopfer herhalten sollen. An dieser Stelle kippt der Film vom billigen „Last House“-Rip-off in Richtung etwas halbwegs Eigenständigen, verliert dabei aber natürlich völlig seine Wirkung, weil wir im dritten Akt nun praktisch keine Figur mehr haben, die einen Identifikationswert bietet, an deren Schicksal wir Anteil nehmen wollen („praktisch“ deshalb, weil Regina zwar noch vorkommt, aber keine aktive Rolle mehr übernimmt). Die „Bestrafung“ der Bösen bleibt ohne Resonanz, weil sie von Personen vorgenommen wird, die sich nicht mal mehr eine alttestamentarsiche „Auge-um-Auge“-Gerechtigkeit und -Moral umhängen können. Anstatt also seinen inneren Neandertaler befriedigen zu können und dann selbst über die eigene Reaktion schockiert zu sein, wie es „Last House on the Left“ heraufbeschwört, bleibt hier nur schlichte Gleichgültigkeit (und die geringe Wirkung, die unter gewissen Umständen übrigbleibt, wird durch das Kicker-Ende dann endgültig vernichtet). Aber selbstredend mache ich mir hier erheblich mehr Gedanken als Mikulas…

Dramaturgisch leidet der Film darunter, dass er recht spät in die Hufe kommt und dann alles ziemlich überhastet abspulen muss (es bleibt also nicht viel Zeit für Psycho-Spielchen zwischen Gangstern und Studenten einerseits und Voodoo-Beklopptis und Gangstern andererseits), und auch darunter, dass er die eigentliche Protagonistin, Leslie, für den gesamten zweiten Akt aus dem Spiel nimmt.

Optisch kann Mikolas den billigen Videolook nicht übertünchen, es gelingt ihm auch nie, eine wirklich bedrohliche Atmosphäre aufzubauen – im Gegenteil, im Finale wird’s dann schon recht hirnig, wenn Bill Moseley mit Fedora-Hut Marke Indy die Totenkopfrassel schwingt, um irgendwelche Dämonen zu beschwören (bei Leslie Easterbrook funktioniert das besser, die hat aber auch schon Übung mit der Hexerei, siehe „Sugar Skull Girls“).

Die Splattereffekte sind nicht weiter der Rede wert, für Freunde der „gratitious nudity“ wird gesorgt.

Schauspielerisch bohren die eigentlichen Hauptdarsteller (nicht die top-gebillten, das sind ungeachtet ihrer geringen Screentime natürlich Moseley und Easterbrook) recht dünne Bretter. Callie Stephens bleibt als Leslie recht farblos (bis zum Finale, wo sie mit Kunstblut überschüttet wird, eh), Emily Bennett („The Blacklist“) ist als Regina zwar einigermaßen lebhaft, aber auch nicht memorabel. Alex Kayser („Night of the Creeps“) ist als Psycho-Gangster einigermaßen erträglich, sein Kollege David Willis ausschließlich nervend. Summer Bills („Demon Hole“) macht aus der Rolle der Christin Patty auch nichts denkwürdiges.

Bil Moseley versuchts über Präsenz ohne sichtbare Anstrengung, wird dabei dann aber von seinem Charakter k.o. geschlagen, während Leslie Easterbrook sich zwar wieder ordentlich reinhängt, aber eben nur die zweite Geige neben Moseley spielt. In umgekehrter Wichtigkeit der Rolle wäre das vermutlich alles unterhaltsamer. Für Nerds gibt’s dann noch einen Drei-Szenen-Auftritt von „Ilsa“ Dyanne Thorne und ihrem On- und Off-Screen-Partner Howard Maurer in Parts, für die Mikulas auch seine Großeltern hätte verpflichten können.

Mir liegt die britische DVD von High Fliers vor. Die Bild- und Tonqualität ist ordentlich (1.78:1 Widescreen, Dolby Stereo 2.0), Extras gibt’s keine.

Man lasse sich also wieder mal nicht von Coverquotes wie „so intense!!“, „Not for the fainthearted“ oder „Takes you by storm“ (zwei von den Quotes sind sogar aus der gleichen Quelle und alle Quellen sind Websites, von denen ich mein Lebtag noch nicht gehört habe) beeindrucken. Das ist wieder so ein typischer Low-Budget-Indie-Horrorfilm ohne eigene Ideen, ohne eigene Handschrift, ohne Wiedererkennungs- oder Wiedersichtungswert. Das Cover der Briten-DVD ist zwar hübsch, hat aber mit dem Film exakt zilch-zip-nada zu tun. Ist man nicht Moseley- und/oder Easterbrook-Komplettist, kann man sich „House of the Witchdoctor“ getrost schenken. It’s just not a good movie…

© 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 3


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