House of the Butcher 2

 
  • Deutscher Titel: House of the Butcher 2
  • Original-Titel: Andre the Butcher
  • Alternative Titel: Dead Meat |
  • Regie: Philip Cruz
  • Land: USA
  • Jahr: 2005
  • Darsteller:

    April Billingsley (Jasmine Tyner), Maury Sterling (Hoss), Justin Capaz (Jimbo), Heather Joy Budner (Cookie), Faye Canada (Deputy Hollingsworth), Alan Fessenden (Tober), Elizabeth Mullins (Kristy), Terry Mross (Sheriff Cooper), Ron Jeremy (Andre the Butcher), Gene Nash (Narrator)


Vorwort

Das Cheerleader-Team der „Beavers“ (HURR!), bestehend aus Jasmine, Cookie, der gravitationell benachteiligten Kristy und Anstandswauwau Jimbo, ist auf dem Weg zu einem Turnier irgendwo in Florida. Die Kombination „Abkürzung durch die Prärie“ und „dem Fahrer einen Blowjob geben“ erweist sich als unglücklich und lässt das Gefährt der Truppe an einem Stommast stranden. Wie zu erwarten hustet auch der Handyempfang unseren Heroen ein freundliches „No Service“ entgegen – das Quartett muss also per pedes auf Hilfesuche gehen und quartiert sich unbürokratisch in einem arglos herumstehenden, nicht mal wirklich unbewohnt aussehenden Haus ein.
Dieweil Jimbo und Kristy nach einiger Zeit aufbrechen, um zu kucken, ob vielleicht nicht doch mal irgendein Auto auf der Landstraße vorbeikommt, wird die Hütte auch Ziel der Gefängnisausbrecher Hoss und Tober, denen zwei halbwegs attraktive weibliche Geiseln nicht ganz schlecht gefallen. Während der zufällig vorbeigondelnde Sheriff Cooper sich als kleiner Möchtegern-Rapist erweist und von Hoss auf’s Haupt geschlagen bekommt, muss Jimbo einen Austausch auf der „weibliche Begleiter“-Position vornehmen – Kristy geht verlustig, dafür taucht die schrotflintenbewehrte (und mit gepflegter Arachnophobie gesegnete) Deputy Hollingsworth auf. Kein schlechter Tausch, denn wie sich herausstellt, ist die Hütte, die sich Cheerleader und Knackis als Unterschlupf ausgesucht haben, das Hauptquartier des Serienmetzlers Andre, der mit dem Satan einen aus seiner Sicht brauchbaren Deal abgeschlossen hat. Im Austausch gegen mehr oder weniger Unsterblichkeit betätigt sich Andre als festangestellter Seelenbeschaffer und meuchelt für den Fürsten der Finsternis arme Sünder – deren Seele fährt zur Hölle, die Körper darf Andre behalten, was den Speiseplan des Feinschmeckers aufwertet. Und taugliche Sünden haben unsere Freunde genug auf dem Kerbholz…


Inhalt

Wie war das noch mit den Sequels, die keine sind? House of the Butcher hatten wir ja erst vor ein paar Tagen, und im große Rezi-Paket, das mir dereinst zugedacht wurde, fand sich auch noch der sogenannte zweite Teil. Ist natürlich kein solcher, sondern ein anderer Independent-Horrorfilm aus den Staaten, der sogar ein Jahr älter ist und mit dem „Original“ nur gemein hat, dass der werte Mördersmann der fleischbehauenden Profession nachgeht (also, nicht nur als Hobby mit Menschen, newa). Aber da sollten wir den Publisher nicht über Gebühr richten – in der guten alten Videozeit war’s gang und gäbe, nicht weiter miteinander zusammenhängende Filme als eine „Serie“ zu verkaufen, damals hat man’s mangels Internet nur nicht so leicht herausgefunden (obschon selbst dem naivsten Naivling irgendwann mal, so spätestens bei „Karate Tiger 7“ oder „Helden USA 4“, aufgehen musste, dass er nur einem mehr oder weniger cleveren Verleiher auf den Leim gegangen war).

Ursprünglich heißt unser heutiger Streifen also „Andre the Butcher“ (was mich als alten Wrestling-Fan sofort an eine Mischung aus Andre the Giant und Brutus ‚manchmal The Butcher‘ Beefcake denken lässt), zumindest meldet sich der Print mit diesem Titel, auch wenn die IMDb als „Originaltitel“ „Dead Meat“ kolportiert (das wiederum lässt mich mit Schaudern an den ziemlich grauenvollen irischen Zombiekuh-Quark zurückdenken).

Auch wenn es der obigen Inhaltszusammenfassung sicherlich nicht auf Anhieb zu entnehmen ist, „Andre the Butcher“ nimmt sich gewiss nicht ernst und ist als Horror-/Splatterkomödie zu verstehen. Das allein entschuldigt erst mal nichts, schließlich dürfte es selbst den größten Genrefans schwer fallen, einen 24-Stunden-Marathon intelligenter Horrorkomödien zu bestücken, aber, Überraschung, Überraschung, das Filmchen funktioniert – zumindest teilweise – tatsächlich als selbstironisches Genre-send-up, beginnend bei dem ungefähr dreihundertachtzig Jahre alten, Mundharmonika blasenden Hinterwäldler, der als on-screen-Erzähler fungiert (und sich auch entscheidend in die Handlung einschaltet). Es ist nicht gerade die feine komödiantische Klinge, die geschwungen wird, und seinen leicht anarchistischen Humor der Auftaktphase (siehe anliegenden „no-nudity“-Screenshot) hält der Streifen nicht durch, aber es ist in der Tat witziger als ich – nach Realisation, dass es sich tatsächlich um eine beabsichtigte Komödie handelt – befürchtete. Das liegt größtenteils in der Darstellung des Killers selbst begründet, aber auch die Running Gags (und da gibt’s mehrere, von Hoss‘ Problemen, ungestört pinkeln zu können, über Jimbos Verdruss, bei Verrichtungen sexueller Art stets von irgendwelchen Katastrophen unterbrochen zu werden, bis hin zu einem vom Butcher halbierten Deputy, der über die komplette Filmlaufzeit so ziemlich jede Figur dringlich auffordert, ihm doch bitte den Gnadenschuss zu verpassen).

Wie angedeutet, entsteht ein Großteil des Humors aus der Darstellung des Killers – hier wird vor gröbstem Holzhammerhumor nicht zurückgeschreckt (Andre wird mehrfach der Arm abgeschossen – zu guter Letzt greift Andre beherzt zum Tacker, um sich das Ding wieder anzuschrauben), manchmal wird auf die Ekeldrüse gedrückt (wenn Andre sich Schorf von den Armen puhlt und selbigen dann mit wohlwollender Gourmet-Miene verzehrt), manchmal ist’s einfach nur die Körpersprache von Killerplauze Ron Jeremy (übrigens in einer stummen Rolle), der – zumindest wenn der Metzger seine sicherlich berufsbedingte Schweißermaske nicht trägt – im Andre-Outfit steckt (ansonsten bedient man sich eines ganzen Rudels meist weniger, äh, massiver stand-ins, die Jeremys Mannerismen aber ganz passabel imitieren) – ich greife mal dem Schauspieler-Absatz vor, aber Jeremy, der keine Anstalten macht, sich im Porn-Biz zur Ruhe zu setzen, nichtsdestotrotz nunmehr seit Jahren gerne seine unverkennbare Körperfülle auch in „legitime“ Filme (und eben gern auch mal in einen Indie-Horrorfilm, siehe Halloween Party oder „Porn Horror Movie“) steckt, hätte durchaus – wäre er von Demdaoben nicht mit einem außergewöhnlichen Schwengel ausgestattet worden – eine solide Karriere als Blödel-Komiker machen können, er hat durchaus das Gespür für physische Comedy.

Es ist, as mentioned before, nicht alles Gold, was glänzt. Im Mittelpart muss „Andre the Butcher“ einen ziemlichen dramaturgischen (und auch humoresken) Durchhänger überwinden, von dem sich auch das Finale nicht ganz erholt (auch wenn die Methode, den Killer zu besiegen, dann doch einigermaßen originell – wenn auch im Filmkontext nicht sonderlich überraschend, ich hatte den Gedanken deutlich vor den Charakteren, hehe – ist), akutes Desinteresse kam bei mir zumindest allerdings nicht auf; vielleicht überreizt das Script etwas die okkulten Möglichkeiten Andres (der seinen Opfern ausführliche Filme ihrer „Sünden“ über den ausgeschalteten Fernseher in der Hütte vorführt), aber den Punkt, den die Anglophilen so schön mit „overstays its welcome“ beschreiben, erreicht „Andre“ nicht.

Regisseur und Co-Autor Philip Cruz, der nach der mit größtenteils identischer Belegschaft gedrehten Actionkomödie „The Big Bang“ mit diesem Film seinen zweiten Abendfüller vorlegt (und mittlerweile an seinem dritten Film „Song of the Knife“, immerhin mit Mark Dacascos, Keith David und Michael Rooker, werkelt, also wohl inzwischen im soliden B-Territorium angekommen ist), inszeniert nicht gerade um sein Leben, aber im Großen und Ganzen ist das brauchbar gewerkelt – dass Cruz nicht wirklich auf effektives Scare-set-up Wert legt, ist angesichts der komödiantisch-ironischen Absicht zu verschmerzen, „erschrecken“ im Wortsinn will er uns ja nicht. Analog zum Humorgehalt der Story fällt auch in der Umsetzung auf, dass Cruz die „Schrägheit“ nicht durchhält – Regieeinfälle wie der no-nudity-Balken oder der on-screen-Erzähler, der Ereignisse kommentiert, die direkt hinter ihm ablaufen finden sich in der zweiten Hälfte nurmehr spärlich. Immerhin, die Kameraführung ist für ein Indie-Projekt akzeptabel und ein-zweimal gelingt tatsächlich so etwas ähnliches wie eine ikonische Darstellung des Killers (klar, das sind vergleichsweise 08/15-Shots, aber sie entbehren eben nicht ihrer Wirkung). Das Tempo ist trotz der kurzen Laufzeit nicht sonderlich hoch, aber – Wiederholungsalarm – „Andre the Butcher“ ist nach seinem Selbstverständnis eben kein Spannungsfilm.

Und, dem „UNCUT“-Sticker auf dem Cover zum Trotz, auch keine reine Splatter- und Gore-Orgie. Zwar wird nicht vor dem Einsatz der groben Gedärm-Kelle zurückgeschreckt, aber eben auf den Lacher hin ausgerichtet und auch nicht in inflationärer Anzahl – neben dem „halbierten“ Cop beschränken sich die „großen“ Splattereffekte auf Andres mehrfach abgetrennten Arm, die restlichen FX-Einlagen sind vergleichsweise „harmloser“ Natur. Für eine 16er-Freigabe möglicherweise noch etwas zu herb, aber eben auch kein reines Gore-Festival. Ersatzweise bietet man uns – „no-nudity-clause“ notwithstanding – ein paar nackte Tatsachen (auch wenn die entsprechende Darstellerin sich ziert und die prominent gezeigten Brüste nicht die ihren, sondern, wenn ich mich recht erinnere, die der Nebendarstellerin April Renee sind). Freunde lesbischer Liebesspielereien kommen bei einer „rumsauen-mit-Lebensmitteln-9-1/2-Wochen“-Gedächtnissequenz auf ihre Kosten.

Die Darsteller sind wie üblich in derlei Filmkost der Schwachpunkt. Abgesehen vom schon gewürdigten Ron Jeremy hinterlässt „Hoss“ Maury Sterling („Emergency Room“, „Smokin‘ Aces“, „Beverly Hills Chihuahua“) den besten Eindruck (vielleicht auch, weil er am ehesten das ist, was der Film als „straight man“ anbietet, während alle anderen Figuren vergleichsweise cartoonesk angelegt sind).
April Billingsley (in deren Vita so vielversprechende Werke wie „RoboDoc“, „Hookers for Jesus“ und „Rehab for Rejects“ stehen) und Heather Joy Budner (die ihre Karriere als Stunt-Double in der kurzlebigen „Sheena“-TV-Serie begann) agieren für Indiehorror-Verhältnisse akzeptabel, aber auch nicht mehr, für Justin Capaz gilt ähnliches.
Terry Mross („Dazed and Confused“) hat in der undankbaren Rolle des Sheriff Cooper wenig Möglichkeit, sich auszuzeichnen, er grantelt halt ein wenig vor sich hin, die anderweitig nicht gesichtete Faye Canada ist als Flintenweib mit Spinnenphobie einigermaßen amüsant, Alan Fessenden (meines Wissens nach nicht verwandt mit Larry) und besonders Elizabeth Mullins können nicht wirklich überzeugen. Spaß an seinem Erzähler-Job hat offensichtlich Gene Nash, und das überträgt sich durchaus auf den Zuschauer.

Bildqualität: Wenig Spaß hat man jedoch am anamorphen 1.85:1-Bildtransfer der Movie-Power-DVD, bei der offensichtlich niemand in der Endkontrolle einen Blick geworfen hat. Wer in Fragebögen unter „Hobby“ schon immer „Klötzchenzählen“ eintrug, hat hier seine helle Freude – ich weiß nicht, was das Authoring-Studio hier verbrochen hat, aber es geht gar nicht, beinahe jegliche Kontur (und besonders herausstechende Farben wie das Grellorange der Sträflngsmonturen) lässt 8-Bit-Konsolengrafik wie state-of-the-art-Technologie aussehen. Dass die Farben an sich gut rüberkommen und der Film nicht ganz diesen üblichen sterilen Videolook der typischen Indie-Produktion hat, nützt angesichts dieser wirklich groben Verpixelungen nichts mehr.

Tonqualität: Deutscher (Dolby 5.1 und 2.0) und englischer (Dolby 5.1) Ton werden geliefer. Der O-Ton bietet keinen wirklichen Grund zur Klage (mangels besonders toller Soundeffekte oder memorablen Scores auch keinen zur Begeisterung). Okay.

Extras: Audiokommentar, eine „deleted scene“ (die eigentlich nur eine minimal erweiterte Szene ist, in der eine der Figuren den Killer als „Ron Jeremy“ identifiziert), Trailer nebst Trailershow.

Fazit: Bewertungstechnisch lassen mich Filme wie „House of the Butcher 2“ immer irgendwie ratlos zurück – der Streifen ist nicht per se *schlecht* und insgesamt, schon allein aufgrund seiner selbstironischen Attitüde (ohne dabei aufdringlich „ha, wir dekonstruieren ganz postmodern das zeitgenössische Horrorkino“ zu brüllen), sicherlich ein gutes Stück unterhaltsamer als der vermeintliche erste Teil, die Gags sind überwiegend keine echten Brüller, aber überwiegend keine Versager, sondern zumindest als lustig gemeint erkennbar, wenn nicht sogar wirklich witzig, aber ob ich jetzt wirklich soweit gehen möchte, eine Empfehlung auszusprechen… irgendwie kann ich mich dazu dann doch nicht durchringen. Ja, man kann’s sich ansehen, nein, es bricht einem auch kein Zacken aus der Krone, wenn man’s lässt. Angesichts der gruseligen Bild-Umsetzung der DVD hab ich zumindest einen halbwegs plausiblen Grund, mich vor einer Empfehlung zu drücken. Wem die Technik wurscht ist und eine anspruchslose Metzel-Comedy zum Glücklichsein reicht, den will ich an nichts hindern (und verbleibe mit dem Hinweis, dass wir bei der Bewertung am oberen Ende der „2“ kratzen).

2/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
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