House of 1000 Women

 
  • Original-Titel: House of 1000 Women
  • Alternative Titel: Two Thousand Women |
  • Regie: Frank Launder
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1944
  • Darsteller:

    Freda Thompson: Phyllis Calvert
    Muriel Manningford: Flora Robson
    Rosemary Brown: Patricia Roc
    Maud Wright: Renee Houston
    Sgt. Alec Harvey: Reginald Purdell
    Margaret Long: Anne Crawford
    Bridie Johnson: Jean Kent
    P.O. Jimmy Moore: James McKechnie
    David „Dave“ Kennedy: Robert Arden
    Feldwebel Hentzner: Carl Jaffe


Vorwort

Abt. Feindsender

Ich erwähnte es neulich an anderer Stelle, ich bin momentan relativ scharf auf Vintage-Kram, d.h. s/w-Filme von anno dunnemals, weil ich an SciFi-Channel-Originals und ähnlichem Kroppzeuch überdosiert habe. Ein bisschen schöner alter Schund macht da (hoffentlich) Frohsinn und gute Laune, und dafür stürzt sich Euer Doc dann auch mal in Unkosten. Theoretisch könnte ich natürlich jede Menge Kram für umme bei archive.org ziehen und mir dann in mit allen möglichen zugekniffenen Augen erträglicher Qualität auf’m Computer ansehen, aber da sträubt sich in mir der alte Jäger und Sammler – ich will ein physisches Produkt, ich will ’nen Datenträger zum Anfassen (und nicht nur ’nen selbstgebrannten). Dafür gäb’s dann gerne die Freunde von Mill Creek und ihre Tausend-Filme-auf-3-DVDs-Superboxen, aber manchmal haben die Jungs dann auch nicht das im Programm, wonach mir genau der Sinn steht, oder sie verlieren unter der Maßgabe, dass die Konkurrenz von der Public-Domain-Verwerterfront die Filme auch noch in ein Amaray mit schickem Bunticover steckt, so z.B. die Gesellen von Alpha Video. Das führt dann dazu, dass seine Docigkeit anstelle von 40 Euro für 50 PD-Filme auch mal 6-7 Euro für 1 PD-Film ausgibt. Deswegen werde ich auch nie Finanzminister (oder wäre besonders für den Posten qualifiziert).

Jedenfalls hab ich mir in letzter Zeit drei Alpha-DVDs geordert und nun wird’s Zeit, dass ich mich auch mal mit einer beschäftige. Also „House of 1000 Women“, wie Ihr Euch denken könnt, mir schon aufgrund des zu vermutenden Settings sympathisch. „House of 1000 Women“ ist aber nicht nur ein (Frauen-)Lagerfilm, sondern ein Nazi-(Frauen-)Lagerfilm. Aber denkt jetzt nicht gleich an Ilsa & Co., unser Film ist, wie ich schon andeutete, „vintage“, datiert mithin von 1944 und da war man noch nicht so abgefeimt. Ein Film wie dieser diente seinerzeit nicht zur Befriedigung niederer Triebe des abgestumpften Neandertalerpublikums (bevor sich jemand betroffen fühlt und bei dtm oder in anderen Splatterforen über mich herzieht – zu den Neandertalern zähle ich mich mit Freuden selbst), sondern zur Stärkung des „war effort“ – unser corpus delicti ist nichts anderes als ein britischer WW2-Propagandaschinken. Wenn man jetzt mal ganz unethisch an die Sache herangeht, als reiner Schundfilmconnoisseur – man müsste für Kriege beinahe dankbar sein, denn Propagandafilme (wenn sie nicht gerade reine Haßpropaganda sind wie die antisemitischen Hetzfilme der Nazis [wobei ich jetzt wieder zugeben muss… es täte mich durchaus reizen, „Kolberg“ oder „Jud Süß“ zu besprechen]) haben, wenn man sie aus ihrem zeitlichen Kontext herauslöst, gerne mal die Eigenschaft, auf unfreiwillige Weise zu unterhalten.

Bei „House of 1000 Women“ kommt noch eins (erschwerend?) hinzu – obwohl es sich um einen Film handelt, dessen Story sich darum dreht, dass böse Nazis arme englische Frauen einsperren, versteht sich der Streifen zumindest teilweise als Komödie. Da darf man sich dann schon mal wundern, immerhin ist der Film von 1944, also vergleichsweise gen Kriegsende, da sollte sich eigentlich auch bei englischen Filmemachern herumgesprochen haben, dass die Nazis nicht wirklich eine lustige Truppe sind. Aber was soll’s, ich bin kein englischer Propagandafilmer, ich kuck mir nur das Resultat der Arbeit ebenjener an. Absichtliche 40er-Jahre-Comedy ist zwar gerne mal aus heutiger Sicht schmerzhaft, aber wir bleiben mal dezent optimistisch, immerhin ist’s ein britischer Film und kein Armenhaushobel aus Hollywood…


Inhalt

Once upon a time, in occupied France…

Naja, jedenfalls ist es 1940, die Nazis haben Fronkreisch besetzt, was ein Problem für allierte Staatsangehörige darstellt, die’s nicht mehr rechtzeitig geschafft haben, das Land zu verlassen (oder keine Lust hatten, es unter ihrer Würde ansehen etc.). Naturgemäß ist unter diesen Gestrandeten auch Weibsvolk und die Schlitzmenschen kann man ja nicht einfach zu Kerlen sperren, wokommwadadennhinoderwas. Ergo haben sich unsere freundlichen Herrenmenschen dazu entschieden, spezielle Internierungslager für Frauen zu eröffnen und in diesem unserem Falle ein solches für britische Damen. Damit das jetzt nicht leer steht, werden die diversen Britenschicksen eingesammelt und per Lastwagen nach Manneville verbracht. Lernen wir also einige unserer Protagonistinnen kennen.

Da wären zunächst Freda Thompson und Bridie Johnson, die sich auf der Ladefläche des Lasters schon eifrig kabbeln, weil Bridies Profession der Nachtclubstriptänzerin in Fredas Augen nicht wirklich eine würdige Beschäftigung für ein anständiges Frauenzimmer unter Fuchtel der Krone von England ist (was Freda vor’m Krieg gemacht hat, bleibt mir leider aufgrund der nicht sonderlich guten Sprachqualität der DVD und zahlreicher kleiner Filmrisse verborgen). Sie bekommen Gesellschaft in Form der jungen hübschen Rosemary Brown, für die die Verlegung ins Internierungslager eine glatte Verbesserung ihrer Situation darstellt, hat sie doch die letzten sechs Monate in einem französischen Knast verbracht (genaueres hierzu in der Nachbetrachtung). Freda schließt mit Rosy gleich Freundschaft. Bridie ist beleidigt: „Do I exist?“ „Yes, you do, but I think it’s a mistake“, giftet Freda in bestem britischen Understatement zurück.

Ein paar Villen weiter wird weiter aufgeladen – Mrs. Muriel Manningford, steife britische Dame mittleren Alters, steigt mit ihrer Gesellschafterin/ältlichen Zofe/whatever Clairen zu. Die Manningford verkennt *leicht* die Sachlage, speziell hinsichtlich der spannenden Frage, wer hier der Boss ist, und ist ausgesprochen empört, per ordinärem Lkw transportiert zu werden. Clairen, schon ein paar Lenze älter und gelassener und zudem von niederer Kaste, ist gelassener, zudem hat sie gehört, dass Manneville vor Requirierung durch die Nazis ein gut beleumundeter Wellness-Tempel gewesen sei. Kann also gar nicht SO schlimm sein.

Unsere fünf Gefährtinnen verbringen die Fahrt mit nicht weiter plotrelevantem Geschnatter, dieweil der Truck diverse Checkpoints passiert und schließlich in Manneville eintrifft. Letzteres entpuppt sich als (passables) Modell eines größeren Schlosses und sieht eigentlich wirklich ziemlich gediegen aus für ein harsches sort-of-Gefangenenlager. Die Newbies werden von den Alteingesessenen schon vom Fenster aus begrüßt und mit ein paar Fakten zum Service vor Ort beglückt – die Betten sind okay, Heizung gibt’s keine und das Essen stinkt (ich weiß ja jetzt nicht, inwiefern EngländerInnen dazu qualifiziert sind, valide Meinungen über die Güte der Cuisine abzugeben), ansonsten ist die Stimmung aber all jolly & cheerful – die meisten Insassinen scheinen das Lager wohl als eine Art Feriencamp unter leicht verschärften Bedingungen zu sehen.

Während wir feststellen, dass die deutschen Dialoge der diversen Wärter grammatikalisch und aussprachetechnisch eins rauf mit Mappe sind (die Credits sind speziell bezüglich der „Deutschen“ arg spärlich, aber ich denke, dass man wieder mal jeden freilaufenden emigrierten deutschsprachigen Schauspieler, der in London verfügbar war, engagierte), werden die Neuankömmlinge zur Rezeption geführt, bzw. zu dem Feldwebel, der die Zimmeraufteilung zu verfügen hat. Die Mädels müssen sich jeweils zu zweit ein Zimmer teilen (welch Teufelei) und bei fünf Neuen geht das erklärtermaßen mathematisch nicht ganz auf. Bevor der Feldwebel aber sich der Lösung dieses Problems widmen kann, hat er es mit Mrs. Manningford zu tun, die ihm unmissverständlich klar macht, dass sie nicht mit jedem hergelaufenen Rock das Zimmer teilen wird, sondern nur und ausschließlich mit ihrer Gesellschaftsdame. In bestem Kasernenhofton setzt sie dem armen Feldwebel (Hetzner von Namen) auseinander, dass sie ihm widrigenfalls den Lagerkommandanten auf den Hals hetzen wird und obwohl ich, wie ich meine Nazis kenne, normalerweise davon ausgehen würde, dass derart renitentes Verhalten ihr bestenfalls eine Zigarette und eine hübsche Wand zum Anlehnen einbringen sollte, knickt Hetzner unter dem strengen Blick der Manningford schneller ein als die FDP, wenn sie sich mal wieder von Steuersenkungen verabschieden muss. Britischer Standesdünkel sticht nazideutsche Befehlskette. Wenn das der Führer wüsste.

Mit Freda und Rosemary läuft’s einfacher, die sind nämlich schon bestest friends forever und nur zu enthusiastisch, dass sie die gleiche Kemenate bewohnen dürfen. Bleibt als fünftes Rad am Wagen Bridie, und die hat keinen sonderlichen Bock darauf, irgendjemandem als Mitbewohnerin zugeteilt zu werden. Da Bridie uns bereits durch ihre Berufswahl als „slutty“ (so slutty das eben in einem Propagandaschinken von annotobak geht) hingestellt wurde, versucht’s sie mit der Pose der erotischen Verführerin (so erotisch-verführerisch das eben in einem Propagandaschinken…) und behauptet, einer der von Hetzner angeführten „besonderen Fälle“ zu sein, dem mal auch mal ein Einzelzimmer zuteilen kann. Hetzner ist zwar ein Nazi, aber auch und irgendwie in erster Linie Mann, kommt leicht ins Schwitzen und gibt sich erneut geschlagen (kein Wunder, dass wir den Krieg verloren haben, sag ich mal), Bridie darf alleine wohnen. „A rat is about to enter the trap with the oldest cheese in the world“, kommentiert Freda, die offenkundig weiterhin nicht daran interessiert ist, von Bridie Weihnachtsgrußkarten zu bekommen.

Da die Nazis wissen, was sich gehört, und formvollendete Gentlemänner sind, ist das eigentliche Lager off-limits für Kerls und steht daher unter der Fuchtel einer Spinatwachtel namens Frau Holweg (Holzweg?). Holweg führt die Neuen in (vermute ich) das ehemalige Foyer des Wellness-Hotels, das nun als Aufenthaltsraum für die Insassinen dient, die gar grauenvoll geknechtet werden (will sagen: sie stricken, spielen Bridge o.ä.). Die Begrüßung ist herzlich und, ich wiederhole, absolut jolly: „Welcome to the only British colony not inhabitated by men!“ Holweg überantwortet die Fünferbande einer gewissen Theresa King, „Gruppenführerin“ des Korridors, in dem die Neuen untergebracht sind. Die King ist ebenfalls ziemlich gut drauf und will vor allem von dem naziterminologischen Gruppenführer-Dingens nix wissen, sie bezeichnet sich lieber als „Sector Warden“ und besteht darauf, in diese Funktion basisdemokratisch gewählt worden zu sein. Freda, momentan zuständig für die lustigen Sprüche, erlaubt sich einen solchen von der „risqué“ Sorte: „I had a crush on a girl like that in school!“ (Was darauf anspielt, dass die King nicht sonderlich, äh, „feminin“ wirkt).

Die Unterbringung ist auf den ersten Blick für britische Damen adäquat – die Zimmer sind geräumig, schmuck und komfortabel, und das Bad ist auch nicht schlecht, bis Freda feststellt, dass die Nazis wohl die Wasserrechnung nicht bezahlt haben, zumindest kommt aus den Armaturen weder kaltes noch warmes Nass. Dürfte vor’m Krieg anders gewesen sein, hängt doch noch die alte Hotelpreisliste im Zimmer (200 Francs/Nacht. Müsste mal jemand inflationsbereinigt umrechnen). Aber es zeigt sich, dass trotz aller Standesdünkel die britische Kameraderie jeden fehlenden Hotelservice ersetzt – ungefragt schleppen diverse Grazien kübelweise Heißwasser an und schütten es in die Wanne. Einzig Mrs. Cornelia Hope-Latimer (das muss eine Vorfahrin von Camilla Parker-Bowles gewesen sein) legt wert auf gewisse „social distinction“, was sie aber nicht davon abhält, ihren Vortrag im Kreise förmlich Dutzender Frauen, die sich Fredas und Rosys Zimmer für eine kleine inoffizielle Welcome-Party (mit Tee und Zigaretten) ausgesucht haben, zu halen.
Aus dem Lagerfundus (von dem ich gar nicht wissen möchte, woher er stammt) werden auch Klamotten ausgeteilt (denn unsere Neuen haben nur die Kleider dabei, die sie am Körper tragen). Rosy lehnt zunächst zurückhaltend ab und ist ebenso wie Freda überrascht, dass die Veteraninnen ihnen nahelegen, nun gemeinsam in die Wanne zu steigen (denn: Wasser ist knapp, wird nun mal schnell kalt und praktisch gesehen ist die ganze Warmwasserangelegenheit eine Schwarzmarktgeschichte). Freda arrangiert sich schneller mit der neuen Situation: „Strip and become a popular figure!“ (Hach, wie doppeldeutig…). Ein Bad hat ihrer Ansicht nach auch Bridie nötig und sie würde es gerne jetzt nehmen, wenn Rosy sich schon ziert. Freda verweist, ganz Britin, auf die korrekte Einhaltung der Warteschlange. „You’re not the only ones who can undress“, keift Bridie. „We won’t compete with the pros“, grinst Freda, was augenscheinlich Spiel, Satz und Sieg bedeutet, zumindest gibt sich Bridie für den Moment geschlagen – zudem wird nun auch Tee serviert, und das ist im Zweifelsfalle wichtiger als das Ausdealen der Alpha-Female-Position. Theresa King seufzt: „Es ist schrecklich, dass hier alle immer nur an Tee denken“. „Und an Männer“, ergänzt Margaret schnippisch, denn der einzige Sackträger, der per Ausnahmegenehmigung im ganzen Chalet herumschlumpfen darf, ist der alte Franzose Monsieur Boper, der früher mal sowas wie der Chef-Concierge o.ä. des Schuppens war und deswegen offenkundig Narrenfreiheit genießt. Theresa kommt noch mal auf die Teefrage zu sprechen – der ganze Aufwand des Teekochens und -trinkens ist doch nur Zeitverschwendung (jetzt könnte man sich fragen… KANN die richtige Engländerin sein?). Margaret stellt klar: „Wasting time isn’t a crime here, it’s an occupation.“ In der Tat scheint mir dieser Standpunkt nicht wegzudiskutieren zu sein.

Einen Umschnitt weiter jedenfalls sitzen Rosy und Freda in der Wanne und gönnen uns hochgradig erotische Blicke auf ihre unbedeckten Rücken- bzw. Schulterpartien (da kann man jetzt lästern wie man will, aber in Hollywood wäre das zeitgleich, production-code sei dank, nicht möglich gewesen), umringt von zahlreichen Mit-Insassinnen; so’n Bad ist schon ein gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges. Sogar die King ist mal begeistert: „Mit etwas gutem Willen und esprit de corps können wir hier die glücklichste Gemeinschaft werden!“ Der heftige Schrei, der von draußen an die versammelten Ohren dringt, konterkariert dieses Statement allerdings. Frau eilt ans Fenster und wird Augenzeugin eines beherzten Freistilringkampfs zwischen zwei nicht mehr ganz so jungen Semestern. Die beiden Damen kloppen sich wegen irgendeiner im Müll gefundenen Nichtigkeit – Margaret kommentiert den Kampf ganz die engagierte Sportreporterin, ehe der King es gelingt, die Streithennen zu trennen. „Life where the cannibals are living“, beschließt Margaret, ich würde jetzt doch sagen mit leichter dramaturgischer Übertreibung, diese Szene.

Es wird Nacht auf St. Pauli (naja, dort vermutlich auch), bzw. über Manneville. Bridie schleicht sich suspekterweise aus ihrem Zimmer, wohl in der Absicht, ihren Feldwebel Hetzner zu treffen, denn der ist auch gerade dabei, sich unerlaubt vom Posten zu entfernen. Der schönsten Vergeschwisterung unter Todfeinden steht aber der Luftalarm im Weg. Die Tommie-Bomber sind im Anflug und das heißt auch für liebestolle Nazis Flakdienst. „Verdammte Schweinerei“, grummelt Hetzner akzentfrei. Die Insassinen tragen’s mit Fassung und betrachten die Sirenenplärrerei bestenfalls als Signal zur Nachtruhe, nur ein paar Unentwegte spielen lieber ihre Bridgepartie zuende (obwohl ich, ehrlich gesagt, nicht weiß, ob’s wirklich Bridge ist – dazu braucht man doch meines Wissens vier Leute. Ist dann wohl doch eher Gin Rummy).
Bei Manningfords ist schon früher Zapfenstreich gewesen, aber die brüllenden Sirenen und der nicht zu überhörende Lärm von Flugzeugmotoren, Bomben und Granaten hält die Damen wach und bringt sie auf patriotische Ideen der leicht suizidären Art. Oder warum hält Mrs. Manningford es für ihre vaterländische Pflicht, die Verdunkelung des Chalets zu sabotieren und die Vorhänge aufzuziehen, auf dass die Bombenschützen ein Ziel zum Anpeilen haben? Jaja, Churchill faselte von Blut, Schweiß, Tränen und generell zu bringenden Opfern, aber muss man es gleich übertreiben? Die Deutschen sind verständlicherweise wenig amused, ballern aber wenigstens einen der Bomber vom Himmel (aber das müssen wir uns selbstverständlich selbst denken. Ist nicht so, als hätte der Film Budget für entsprechende Aufnahmen oder wenigstens halbwegs vernünftige stock footage).

Zwei Mitglieder der Roten Armee Fraktion, äh, Verzeihung, Royal Air Force, haben sich aber vor dem Einschlag per Fallschirm retten können und krauchen nun durchs Unterholz auf der Suche nach einem sicheren Versteck. Das riesige Schloss, um das sprichwörtlich hunderte Nazisoldaten herumrennen (und von dem aus auf ihre Maschine geschossen wurde), kommt ihnen hierfür ausgezeichnet geeignet vor (gegen DIE haben wir den Krieg verloren?). Was könnte das wohl für ein Gebäude sein? Harvey und Moore debattieren – ein Hotel? Eine Fabrik? Vielleicht gar eine Brauerei? „That’s NOT funny“, begrummelt Sgt. Harvey die letztangeführte Vermutung. Ohne weitere Schwierigkeiten allerdings erreichen die Briten das Gebäude und können eine Feuerleiter herunterziehen (okay, schon klar, dass wir den Krieg verloren haben. We’re STUPID!). Moore (I think) erklimmt die Leiter als erster, um die Lage zu peilen und landet, uns überrascht es nicht, zu seiner Verblüffung in einem von einem hübschen Mädchen bevölkerten Zimmer, es handelt sich um eine gewisse Maud, bislang noch nicht ausführlich in Erscheinung getreten. „Pardonnez-moi“, radebrecht er sein Schulfranzösisch in Grund und Boden und fühlt sich offensichtlich in Gesellschaft einer in ihrem Bettchen liegenden (und daher vermutlich nicht vollständig bekleideten) jungen Dame ausgesprochen unwohl, und dass die Gutste nicht vor Entsetzen aus den Latschen kippt oder wenigstens kreischt, wenn fremder Mann mitten in der Nacht durch ihr Fenster kraxelt, irritiert den nervenschwachen Piloten zusätzlich. Ist überhaupt kein besonderer Blitzmerker, unser Moore, denn es dauert eine ganze Weile und eine recht langwierige Dialogsequenz in feinstem Englisch, bis bei ihm der Shilling fällt und ihm der Knopf aufgeht, dass ihm keine Franzfrau, sondern eine geprüfte Engländerin mit Gütesiegel gegenübersitzt. „This IS France?“, vergewissert er sich aber sicherheitshalber (wäre ja schließlich peinlich, wenn man versehentlich Oxford bombardiert hätte oder so). Zu seiner Verteidigung muss man allerdings anbringen, dass Maud schon ein bis zwölf Gelegenheiten gehabt hätte, ihm ein paar Erklärungen zur Lage der Nation zu schenken…

Weil draußen im Hof der wohl einzig vorhandene Wachhund ein-, zweimal dezent kläfft, geht indes dem Serganten Harvey die Muffe, weswegen er eiligst die krummen Dackelbeine in die Hand nimmt, die Feuerleiter erklimmt und in Margarets Zimmer landet, wo er sich zunächst als Spiegelbild manifestiert und Marge an Halluzinationen glauben lässt. Harvey durchschaut die Lage, zieht sich rückwärts zurück und stolpert direktemang in die Wohnstube derer zu Manningfords, die des Sergeanten zuerst auftauchende Kehrseite mit einem höflichen „Good evening“ begrüßen und sich auf britisch-distinguierte Art freuen, dass ihr Leuchtsignal nicht ganz erfolglos geblieben ist. „Äh, äh, äh“, stammelt Harvey und hält die ihm von der Manningford aufgetischte Geschichte über’s nur von britischen Frauen bevölkerte Internierungslager sicherheitshalber für Segler-, Angler- oder Fliegerlatein erster Kajüte. Ob nun aus Unglauben oder im Willen, die zarten Frauenzimmer zu schützen, Harvey ist geneigt, sich umgehend wieder zu verpissen, aber nicht mit Madame Manningford, die besteht darauf, dass der RAFler sich hier verbirgt, das ist schließlich patriotische Pflicht. Und außerdem kann man sich ja derart arrangieren, dass sich nur bei ausgeschaltetem Licht um- bzw. ausgezogen wird. „Everything will be perfectly proper!“

Moore und Maud sind noch am lustigen Chatten, als Freda und Rosy ins Zimmer treten und begreilicherweise milde überrascht sind, nichtdestoweniger dem Herrn Flieger ein freundlichew Willkommen bereiten. Inzwischen wird die Sache aber ziemlich komplizietrt, weil Margarat (wir erinnern uns) einen ihr unbekannten Mann gesehen hat und – nicht wissen, dass es sich um einen Engländer und damit Freund des Hauses handelt – diese unheimliche Begegnung den Autoritäten melden will. Moore spekuliert zutreffend, dass es sich beim unbekannten Fensterl-Burschen um seinen Kumpel handelt und schnell wird entschieden, dass Margaret davon abgehalten werden muss, Frau Holweg zu informieren. Man einigt sich darauf, unter den Inmates zu verbreiten, dass zwei britische Piloten eingetroffen sind, bevor’s weitere Missverständnisse gibt. Freda übernimmt die Aufgabe, bei den Manningfords Bescheid zu geben, öffnet die Zimmertür, schaltet das Licht an – und starrt entsetzten Auges auf die Manningford, ihre Gesellschaftsdame und Harvey, jeweils in nicht wirklich „properem“ Bekleidungszustand. Sodom und Gomera, I tells ya. Freda erklärt, was Sache ist und mir ist mittlerweile klar, dass sich dieser Film nicht wirklich für die Kategorie „Exploitation“ qualifiziert, es sei denn, die Chose nimmt in der zweiten Hälfte einen U-Turn vom Feinsten…

Moore hat sich indes unbürokratisch im Zimmer von Rosy und Freda einquartiert (hat nicht Maud eigentlich erste Rechte am Stecher?), was bedeutet, dass Freda die Heia mit Rosy teilen muss. Der Brite schnorchelt bereits den ungerechten Schlaf der abgestürzten Bomberpiloten und Rosy ist schwer verliebt. „Ob es ihm beim Atmen hilft, wenn ich seinen Hemdkragen aufknöpfe?“, erkundigt sich die Entflammte bei Freda. Wahrscheinlich nicht, auskunftet diese, aber wegen ihr soll sich Rosy keinen Zwang antun, alles weitere wird man morgen früh klären. Rosemary hat aber noch weitere Sorgen und Nöte bezüglich ihres neuen Herzensschönen – ob ihm das Bett nicht vielleicht zu kurz ist? Freda lässt einen vermutlich von starkem Augenrollen begleiteten Seufzer los und wünscht gesegnete Nachtruhe. „Gute Nacht, Mädels“, brummt Moore, der den Tiefschläfer nur gemimt hat und erlebt womöglich grad einen inneren Reichsparteitag (harhar).

Die Nacht vergeht erstaunlicherweise ohne sexuelle Übergriffe, dafür bietet der grauende Morgen Grund zur Veranlassung: Boper, der senile Franzmann, schickt sich an, seine tägliche Inspektionstour anzugehen. Noch ehe die Grazien sich darüber einig sind, wie die potentielle Katastrophe zu verhindern ist, hat Boper die konspirative Sitzung schon gesprengt und wundert sich überhaupt nicht über die Anwesenheit zweier britischer Piloten. Da die Nazis im Hof einen britischen Fliegerhandschuh gefunden haben (der, so wie sich noch herausstellen wird, aber keinem unser bisher vorgestellten Heroen gehört), war ihm völlig klar, dass sich mindestens ein Inselaffe hinter Weiberröcken versteckt. Boper allerdings gibt sich als freundlicher Allierter von Nebenan und offeriert seine Dienstleistungen im Hinblick auf günstige Verstecke. Blöderweise trauen sich diversen Parteien gegenseitig nicht wirklich über den Weg, bis Margaret das Patt mit einem beherzten „was-haben-wir-zu-verlieren“, dem Moore sich anschließt, beendet. Nun rückt der Alte mit dem Schlüssel für einen Dachboden heraus – wie die Jungs dorthin kommen, ist nicht sein Beaujolais primeux, aber das wird sich schon finden, und überdies stellt die ganze Angelegenheit für Boper ein schweres persönliches Opfer dar. Auf dem Speicher hat er nämlich seine Weine versteckt und ringt Moore daher ein ausdrückliches Versprechen an, dass die kulturlosen Britentölpel ihre schmierigen Schmutzgriffel von den kostbaren Pullen lassen sollen. Freda vertraut Boper immer noch nicht, aber der hat noch ein Argument auf Lager: Diverse Mädels sind bereits aus dem Lager abgehauen, und denen müsste dabei theoretisch jemand geholfen haben. „Think about it“, empfiehlt Boper und dann sich selbst.

Damit wären wir aber beim erfreulichen Themenkomplex „einer muss ja ein Verräter sein, sonst wär’s langweilig“ angekommen. Rosy und Freda durchwühlen das Zimmer der King – die ist nämlich Hüterin des Schlüssels zum Notausgang, und den müssten die Herren Piloten schon nehmen, um ungesehen auf den Dachboden zu gelangen. Die Privatsphäre der Gruppenführerin kann geflissentlich gebrochen werden, da selbige, also die Gruppenführerin, gerade „Gymnastik“ betreibt (das Wellness-Programm wurde also offenkundig nahtlos aus den Vorkriegszeiten übernommen). Doch die Nachttischschublade beinhaltet nicht nur der King Handtäschlein mit dem bewussten Schlüssel, sondern… einen Nazipartei-Mitgliedsausweis!!11ELF! Soso, die King ist also ein falscher Fuffzcher und hört im echten Leben auf den urteutschen Namen Josefa Ruffinger (wie die Olle es dann geschafft hat, von ihren Mitinsassinnen demokratisch „gewählt“ worden zu sein, erklärt der Parteiausweis nun aber auch wieder nicht). Rosy und Freda behalten die Entdeckung erst mal für sich, zumal dringendere Probleme anstehen.
Zwecks allgemeiner Durchsuchung der Räumlichkeiten wird die gesammelte Baggage zur Vollversammlung ins Foyer befohlen. Doch nicht alle kommen dieser dezenten Aufforderung nach, wie Hetzner feststellt, als er Bridies Kemenate betritt. Die Stripperin nämlich räkelt sich ziemlich unbeeindruckt auf ihrer Bettstatt. „Ich hab mir den Knöchel verstaucht“, haucht sie Hetzner an, und da er ihr sowieso aus der Hand frisst (und sich noch vielmals dafür entschuldigt, dass er sie des Luftalarms wegen gestern nacht nicht besuchen kommen konnte), gibt sich der Feldwebel damit auch brav zufrieden. Weniger so Dave (Flieger Nummer 3, und ich habe KEINE Ahnung, ob der jetzt offiziell schon zu seinen Kameraden gestoßen ist, unabhängig von den anderen Fliegern von Bridie versteckt wird oder wie oder was… dazu ganz unten mehr), der sich gerade in ihrem Kleiderschrank verbirgt und Bridie recht unverblümt der Kollaboration mit dem Feind verdächtigt, und wenn schon nicht aus politischen, dann wengistens aus persönlich-libidösen Motiven. Bridies Argument, dass sie den Kontakt zum Nazi nur pflegt, weil der sie mit Tee versorgt, stößt bei Dave, him being Canadian und deswegen nicht GANZ so teeverrückt wie das Inselvolk, auf ziemlich taube Ohren.

Frau Holweg verbreitet indes vor versammelter Frauschaft (und ungefähr 3876 schwerbewaffneten Nazisoldaten) die grässliche Kunde, dass sich fiese feindliche RAF-Terroristen im Chalet verbergen, was von der kollektiv selbstmörderisch veranlagten Insassinnengemeinschaft mit Applaus aufgenommen wird.
Sollte sich jemand fragen, was unser Freund Harvey (nicht der Hase, sondern der Sergeant) gerade treibt? Der hat sich in Frauenfummel geschmissen und wohnt der Ansprache in der letzten Reihe bei. Einigen der Mädels fällt die extrem hässliche Neue tatsächlich auf und weil Weiber nun mal genetisch bedingt ihre Klappe unmöglich halten können, geht schnell und absolut unauffällig die stille Post rum, dass einer der bewussten RAFler gerade hier im Foyer sitzt und blöde kuckt. Britische Frauen mögen standesbewusst, patriotisch und höflich bis zum Steinerweichen sein, aber sie sind, pardon my, äh, french, strunzdumm. Freda und Rosy fällt auf, dass der Buschfunk gerade dabei ist, eine mittlere Kernschmelze anzurichten – dagegen kann nur eins helfen: Konter-Tratsch! Und so wird als Gegenparole der Umstand von Kings Nazispionagetätigkeit ausgegeben, die sich ebenso wie ein Lauffeuer verbreitet. So richtig ist mir zwar nicht klar, was genau Freda und Rosy mit dieser Latrinenbotschaft bezwecken wollen (schließlich ist die „Harvey-sitzt-hier-rum“-Nachricht nur noch ein-zwei Reihen von King entfernt und wenn die erst mal angekommen ist, ist eh alles wurscht), aber die Schnallen werden schon wissen, was sie tun. Oder auch nicht, denn als ihnen klar wird, dass „ihre“ Nachricht das Rennen wahrscheinlich verliert, markiert eine der ihren mit einem spitzen Schrei eine Ohnmacht, und da nur Sekunden später die Durchsuchung der Räume erfolglos abgeschlossen ist, ist gerade eben so noch mal alles gut gegangen. Boah, intense.

Unbeobachtet von der Kamera ist indes der Zusammenschluss von Moore, Harvey und Dave erfolgt – ich blickte an der Stelle ehrlich nicht mehr durch (zumal ich Dave in der Szene mit Bridie vorhin unbürokratisch für Moore hielt), wieso die Burschen jetzt auf einmal zu dritt sind.

Wie so oft, wenn Drehbuchautoren ums Verrecken nichts anderes einfallen will, behelfen sich die Schreiberlinge mit Plot Device Nr. 1/b-08-15, der „Talentshow“. Jep, unsere englischen Beauties (und auch die Nicht-Beauties, die aber eher hinter den Kulissen) veranstalten zur Erbaung ihresgleichens und der Gastgeber eine Art Open-Mic-Nacht im Festsaal des Chalets, zu dem sich auch diverse hohe Lamettaträger der Gestapo eingefunden haben – und genau auf die hat man’s abgesehen, bzw. auf deren fahrbaren Untersatz (correct me if I’m wrong, aber wenn ich in Nazideutschland bzw. einem besetzten Gebiet unauffällig verschwinden möchte, wäre ein Gestapo-Dienstfahrzeug so ziemlich das LETZTE Gefährt, das ich freiwillig klauen würde. Hab gehört, die Burschen können recht ungemütlich werden). Das einzige Problem, das unsere Grazien ausmachen: das Trio hochdekorierter Gestapofritzen hat tatsächlich noch ’nen nicht einkalkulierten Chauffeur dabei (dachten die ernstlich, so’n paar Obersturmführer aufwärts fahren SELBST?). Mit dem muss man irgendwie noch fertig werden.

Dave plagt sich indes weiterhin mit unspezifiziertem Misstrauen gegenüber Bridie, der er immer noch Verrat und Mordio zutraut – aus seiner Sicht ist das deswegen wichtig, weil eine burleske Striptanznummer genau den Moment decken soll, in dem die Briten stiften gehen. Freda und Rosy können ihn nicht beruhigen, er schimpft Bridie Verräterin und jagt sie so aus dem Verschlag, in dem die Jungs, bereits in wie-auch-immer-organisierte Nazi-Uniformen gehüllt, auf den Zeitpunkt X warten. Bridie stapft unter Tränen auf ihr Zimmer, kommt dabei erstens an Kings Gemach vorbei und zweitens auf eine Idee, dieweil Freda auf Dave einredet, er möge doch eine schriftliche Entschuldigung niederlegen.
Mit Schreiben ist auch Bridie beschäftigt, sie kritzelt einen anonymen Tipp bezüglich der versteckten Engländer und schiebt ihn King unter der Tür durch. Gratulierte, Dave, Paul, der Krake, könnte Verrat nicht zuverlässiger vorhersagen (und auch nicht besser überhaupt erst verursachen).
Als Freda mit dem frisch gepinselten Letter-of-Apology (den Dave zugegebenermaßen auch nicht wirklich *ernst* meint. Ein moralisches Vorbild für uns alle) bei Bridie aufschlägt, ist die in Tränen aufgelöst und will von Dave erst mal gar nichts wissen. Freda zieht unverrichteter Dinge Leine, aber Bridie liest dann doch mal den Entschuldigungsbrief (hat den wenigstens seine Mutter unterschrieben?) und bekommt ob der von Freda diktierten höchst aufrichtigen Worte einen erneuten Sinneswandel. Blöd nur, dass King gegenüber bereits interessiert Bridies Letter studiert. Die Stripperin weiß sich nur noch damit zu helfen, die Nazispionin in einen Catfight zu verwickeln, in dem sie rein gewichtsklassentechnisch empfindliche Nachteile genießt.

Indes muss noch das bewusste Fahrerproblem gelöst werden. Wie es sich für einen disziplinierten Gestapo-Schergen gehört, lässt der sich durch die Aussicht auf eine Backstage-Tour vom Fahrzeug subtrahieren (ich weiß nicht genau, WAS der sich davon erhofft, bei einer Inmate-Talentshow hinter die Bühne zu dürfen. Okay, ein paar von den Miezen sind recht attraktiv, vielleicht erwartet er, in die Garderobe zu dürfen). Freda führt den Knaben aber direktemang in das Kabuff der RAF-Flieger, die, davon gehe ich zumindest aus, kurzen Prozess mit ihm machen.

Während Rosy die Bühne entert, um ein gar entzückendes Lullaby zu trällern (das sogar die Nazis zu Tränen rührt), latscht Freda, den Fahrer seinem unerfreulichen Schicksal ausgeliefert habend, durch die Korridore, bemerkt eine ziemlich derangiert vor sich hin stolpernde King und subsequent in deren Schlafgemach die halbtote Bridie, die also erwartungsgemäß den Kürzeren gezogen hat. Viel mehr als ein „stop her“ kann sie Freda nicht entgegenhauchen, ehe sie (möglicherweise) der nächsten Welt entgegendämmert. King ist aber schon bei Frau Holweg petzen gegangen, und die macht sich prompt auf, um den Lagerkommandanten über die schändlichen Vorgänge ins Bild zu setzen. Maud, Margaret, Freda und ein paar andere Schnepfen stehen allerdings vor dem Theatereingang Wache und verhindern für den Moment das Schlimmste – ein solider rechter Haken Margarets und die Holweg befindet sich im Land der träume. Maud bewundert den Dampf in den Fäusten der Kollegin. „I didn’t run a girls hostel for nothing“, erklärt Margaret schnippisch.

Es gibt aber noch ein anderes Problem – Bridie sollte eigentlich ihre Stripnummer abziehen und die dafür gedämpfte Beleuchtung (nur ein Spotlight auf die Tänzerin) den Piloten sowohl Startsignal als auch Deckung sein. Nun ist Bridie blöderweise ausgesprochen unpässlich, eine kurzfristige Programmumstellung dringend erforderlich. Maud opfert sich und schlappt auf die Bühne, um eine weitere Gesangsdarbietung zum Besten zu geben. Ich hatte eigentlich erwartet, sie strippt… Naja, man muss nehmen, was das Leben einem bietet.

Die Piloten klauen erfolgreich das Auto (haben aber den offenbar doch nur k.o. geschlagenen Fahrer im Gepäck), dieweil es der King gelingt, ins Auditorium vorzudringen und Alarm zu schlagen. Chaos! Aufruhr! Pandämonium! (Naja, nicht wirklich.) Dieweil die Naziwachen schändlich dabei versagen, die Flüchtenden aufzuhalten, tappert die King wieder durch den Theatersaal und stolpert dabei über ein böswillig ausgestrecktes Bein, schlägt lang hin und wird von den Inmates aus grundsätzlichen Erwägungen übel verdroschen.

Am Kontrollposten erreicht der entscheidende Anruf die Wachfuzzis die berühmte Sekunde zu spät, sie können dem Fluchtfahrzeug nur noch erfolglos die Heckscheibe zerballern und dann unmotiviert weitere Verfolgungs- oder Ergreifungsmaßnahmen abblasen (kein Wunder, dass wir den Krieg… äh, das sagte ich schon?). Ein paar Kilometer weiter im Wald wartet dann auch schon Boper, vermutlich mit falschen Pässen und dem ganzen Brimborium, aber das muss uns schon nicht mehr interessieren, da wir zum Grand Finale in den Theatersaal umschalten, wo die Nazis immer noch zetern, aber die wesentlichen Darstellerinen sich um das Piano geschart haben und die patriotische Weise „There’ll always be one England“ im Chor schmettern (ein Schlager, der 1939 in einem anderen Propagandaschinken geprägt wurde). Und aus.

„House of 1000 Women“ ist nicht unbedingt der Film für den Gelegenheitsaltenkäsekucker und reinen Trashaholic. Der Streifen hat zweifellos einen guten Teil beabsichtigter komödiantischer Elemente und muss sich durchaus vorwerfen lassen, trotz oder gerade wegen seiner Entstehungszeit, den historischen Kontext heftigst zu verharmlosen, ist aber insgesamt sehr seriös gewerkelt – man merkt’s, das ist kein Schnellschuss, den irgendeine B-Klitsche herausgehauen hat, das ist durchaus ein ambitioniertes Studio-Werk. Kein Wunder, den Briten war diese A-/B-Film-Unterteilung und das double-feature-Gedöns, mit dem die Poverty-Row-Studios Hollywoods ihre schmale Kohle verdienten, mangels entsprechender Vermarktungssysteme eher fremd, man drehte also gleich „richtige“ Filme.

Nun könnten aufmerksame Beobachter aber durchaus auf den Gedanken kommen, dass „nicht mal 60 Minuten“ für einen „richtigen“ Film aus einem richtigen Studio schon ziemlich kurz sind, und die haben natürlich dann auch völlig recht. Was wir heute in Form der Public-Domain-DVDs, z.B. eben der mir vorliegenden Alpha-DVD, zur eigenen Ergötzung in den Player schieben können, ist eine heftigst gekürzte Fassung, die, das vermute ich mal ohne geringste Faktenbasis, wahrscheinlich von einem amerikanischen Distributor eigenhändig verstümmelt wurde, um den Streifen eben im gerade angesprochenen double-feature-Markt als lower bill verramschen zu können; eine „seriöse“ Kriegs-Dramödie mit satten 97 Minuten Laufzeit, wie sie die IMDb für die britische Originalfassung unter dem maßlos übertreibenden Titel „Two Thousand Women“ vermeldet, war dafür natürlich völlig ungeeignet (lustigerweise berichtet die IMDb auch noch von einer weiteren US-Fassung mit 81 Minuten Laufzeit).

Was macht also der clevere US-Verleiher, um sein frisch eingekauftes Produkt in die Kinos zu bringen? Er schneidet z.B. den kompletten ersten Akt raus, um gleich beim „good stuff“, nämlich eben der Ankunft der Neuankömmling eim Lager, einsteigen zu können. Dabei entgeht uns zwar für die Handlung nicht unbedingt wesentliches, aber zumindest charaktertechnisch interessantes, erfahren wir doch in der Kurzfassung nicht (bzw. nur ausgesprochen nebensächlich dahingesagt), dass Rosy französischen Knastkomfort wegen Kollaboration mit den Nazis (sie hat deutschen Bombern Signale gegeben, wobei wie üblich die Liebe dran schuld ist) ausprobieren durfte. Wie gesagt, dramaturgisch ist das nicht sonderlich schlimm, weil der Streifen eh nicht wirklich auf eine Hauptperson abstellt, sondern sich als klassisches Ensemblestück versteht (am ehesten ist noch Freda Thompson die „Protagonistin“ im Wortsinne) und daher Rosys character background im Endeffekt nichts zur Sache tut, aber es ist schon bemerkenswert, dass ein *britischer* Film eine „Landesverräterin“ in eine positive Figur ummünzt, die amerikanische Bearbeitung aber diesen ambivalenten Punkt dann tunlichst ausspart.

Es ist nicht die einzige Kürzung, mit der wir leben müssen – im Mittelpart fehlt offensichtlich auch eine längere Passage, die erklären würde, wie der dritte abgeschossene Fliegersmann zu seinen Kameraden stößt und die Fluchtaktion bei der Talentshow geplant wird; es ist der Schnitt, der wirklich „stört“, alldieweil die plötzliche und in der „Kurzfassung“ unerklärte Existenz des dritten Manns unvorbereitete Zuschauer wie yours truly schon heftig verwirren kann (ich war kurz davor, meine Notizen hinzuwerfen und Feierabend zu machen). Und als wäre die ganze fröhliche Schnippelei nicht schon schlimm genug, entschärfen die Bearbeiter auch noch die „Härten“ – in der vorliegenden Form hat der Streifen einen offiziellen Body Count von genau Null, dieweil die Briten in der Ur-Version auch den ein oder anderen Nazi killen (begünstigt dadurch, dass ein teutscher Soldat auch nicht um Hilfe schreit, wenn er gerade erwürgt wird – dieses Schicksal ereilt z.B. den liebeskranken Hetzner von Daves Hand in Bridies Kemenate. Der Betrachter der Kurzfassung muss davon ausgehen, dass der Feldwebel heiler Haut zurück auf seinen Posten marschiert).

Aber genug von dem, was wir nicht sehen, eine Rumpffassung von knapp 2/3 der Lauflänge hat man uns ja übrig gelassen. Das ist freilich nicht wirklich fair zu bewerten, aber was will man machen? Am Werk waren jedenfalls Profis. Regisseur Frank Launder legte zwar erst seinen vierten Spielfilm vor, hatte aber schon fast fünfzig verfilmte Drehbücher vorzuweisen. Das Schreiben war sein Hauptgeschäft, die Regie und das Produzieren kamen dann im Laufe der Zeit dazu. Seine größten Würfe waren sicherlich das Co-Script für die 38er-Fassung von „Eine Dame verschwindet“ von ole Hitch persönlich, außerdem erfand er die jüngst neu aufgelegte „St. Trinian’s“-Serie, deren fünf „Originalfolgen“ er von 1954 bis 1980 auch inszenierte, darüber hinaus geht noch die 1949er-Fassung des Südseeschmachtfetzens „Die blaue Lagune“ auf sein Konto.
Sidney Gilliat, sein langjähriger Drehbuchpartner, der auch gelegentlich als Regisseur und Produzent tätig war, half ihm beim Script, dessen für 1944 bemerkenswerter Clou es ist, dass die Frauen in jeder Hinsicht mehr auf dem Kasten haben als die Kerle; ohne die Ingeniutät der Weiberröcke wären die RAF-Piloten komplett hilflos, und auch die diversen Nazi-Chargen sind den patriotischen Britinnen intellektuell völlig unterlegen. Ich kann schon verstehen, dass im Sinne der Propaganda die Nazis überwiegend als kinderleicht zu manipulierende Hohlköpfe dargestellt werden (allerdings, das darf nicht unerwähnt bleiben, interessanterweise auch nicht als verabscheuungswürdige Unmenschen), aber die eigene Soldaten-Elite ebenfalls als ohne Frauenunterstützung mehr oder minder aufgeschmissene (und nicht wirklich geistig rege) Tölpel zu zeichnen, deucht mir für einen Propagandaschinken, auch wenn er sich nicht bierernst nimmt (war ja immerhin schon 1944 und damit absehbar, dass der Krieg nicht mehr ewig dauern würde), ein wenig kontraproduktiv.

Man hat als „neutraler“ Zuschauer heutzutage schon ein bisschen schwer zu schlucken an dem „easy going, good-natured fun“-Feeling, das „House of 1000 Women“ zu verbreiten versucht. Komödie hin, Komödie her, es ist schon ein wenig verharmlosend, wie sehr das Internierungslager als fröhliches Maderlhaus, dessen Unannehmlichkeiten auch nicht schlimmer sind als beim Zeltlager mit den Wilderness Girls, rübergebracht wird. Selbst das potentiell gefährliche Verbergen der Soldaten und das „Ausschmuggeln“ derselben scheint für die meisten Figuren hauptsächlich ein lustiges Abenteuer zu sein, weniger wirklich eine Sache auf Leben und Tod (die Manningford ist, so sieht’s aus, die einzige, die ansatzweise überspannt, welches Risiko daran hängt, aber bei ihr siegt die Pflicht für König und Vaterland über eigene Sicherheit) – kein Vergleich mit den zumeist deutlich realistischeren Lagerdramen, die sich um das Schicksal westlicher Internierter auf dem Pazifikkriegsschauplatz drehen (italienische Exploiter lasse ich jetzt mal geflissentlich aus meinen Überlegungen heraus). Nichtsdestotrotz konstatiere ich verblüfft – der beabsichtigte Humor funktioniert überwiegend! Hauptsächlich setzen die Autoren auf Dialogwitz und legen speziell Freda geradezu tonnenweise erstaunlich trockene Lines in den Mund, ohne dass aus der Figur ein plumper comic-relief-Charakter wird (wie’s eben die Ami-B-Pictures gemeinhin getan hätten), vielmehr entwickelt sich dieser Humor natürlich und ungezwungen. Kompliment.

Die „dramatischen“ Elemente fahren nicht ganz so gut (zumindest, soweit man das anhand der Rumpffassung beurteilen kann). Die Klassenunterschiede zwischen den Insassinnen werden zwar kurz angesprochen, spielen aber keine echte Rolle für Konflikt und echtes Drama unter den Charakteren (einzig Bridie hat ein wenig darunter zu leiden, dass ihre Strippervergangenheit sie für einige andere Figuren, speziell Dave, disqualifiziert) – man zieht etwas Humor aus dem Kontrast zwischen eher freigeistigen Figuren wie Freda, Margaret und Bridie, den standesbewussten steifen Manningfords und der schüchternen Rosemary, aber das Potential, aus diesen gesellschaftlichen Differenzen Gewinn für die Geschichte zu ziehen, bleibt ungenutzt. Die Kürzungen im Mittelpart machen dann auch einige character developments unübersichtlich – dass eine zumindest einseitige Liebesbeziehung zwischen Bridie und Dave besteht, fällt praktisch völlig unter den Tisch, was die Große Dramatische Szene, Bridies vorübergehenden Verrat, zu einem reinen plot device macht, das dramaturgisch nicht unterfüttert wird. Wie gesagt – dieser Vorwurf bezieht sich ausschließlich auf die Kurzfassung.

Das Finale, die Auflösung der Geschichte ist recht enttäuschend – die „Action“ beschränkt sich auf vielleicht zehn Sekunden am Kontrollpunkt und die Verprügelung der King durch ihre „Schützlinge“. Da hätte man sich etwas mehr „scope“ erhoffen können. Obwohl die herzerwärmende Darbietung des patriotischen Lieds als „Rausschmeißer“ sicher nicht ganz wirkungslos bleibt (im historischen Kontext), wirkt das Ende doch reichlich abgehackt – wir erfahren weder, was aus den RAF-Jungs wird, sobald sie sich mit Boper getroffen haben, noch darf uns das weitere Schicksal der Mädels interessieren (man könnte ja doch auf die Idee kommen, dass die Nazis eine solche Schmach nicht völlig auf sich sitzen lassen). Ob hier auch noch die Schere angesetzt wurde, konnte ich nicht eruieren, ich glaube aber eher, dass der Schluss so auch in der ursprünglichen Fassung gewollt ist.

Die handwerkliche Seite bietet wenig Anlass zur Klage. Der Film ist offenkundig praktisch komplett on soundstage gedreht, die Exteriors des Chalets sind Modellaufnahmen (ich möchte auch beinahe bestreiten, dass die speziell für diesen Film entstanden), die Kameraführung des routinierten Jack Cox (der auch einige frühe Hitchcocks fotografierte) ist nicht gerade ein Ausbund an Dynamik (selbst im zeitgenössischen Zusammenhang), aber für einen Film, der sich, wie gesagt, hauptsächlich als Ensemblestück versteht, durchaus tragbar. Lauders Regieleistung ist angesichts der freimütigen Kürzungen nur schwer zu beurteilen – sonderlich „spannend“ im Wortsinne ist die Rumpfversion nicht, trotz Lauders Bemühen, durch Parallelmontagen im Schlussakt das Tempo hoch zu halten (er legt für meinen Geschmack zu viel Wert auf die diversen Solo-Auftritte der Künstlerinnen in der Show anstatt auf die eigentlich wichtigen Dinge, die Flucht der Tommies und das Bemühen, die King und die Holweg aufzuhalten). Insgesamt scheint Lauder aber durchaus gut zurechtzukommen, auch wenn die komödiantischen Aspekte ihm sichtlich besser liegen als das Drama, suspense und Action.

Kein Kritiker verabsäumt den Hinweis, dass „Two Thousand Women!“ für einen britischen Film von 1944 ziemlich „risky“ gewesen sei. Knifflig zu bewerten, ob das, was in der „1000 Women“-Kurzversion zu sehen ist, das ist, was vor über sechzig Jahren als „gewagt“ anzusehen war. Wir haben die Bad-Szene mit Freda und Rosy, die aus heutiger Sicht natürlich harmloser ist als ein Bussi-Bär-Heft, 1944 aber sicherlich beinahe den Gipfel erotischer Genüsse darstellen konnte, aber sonst bleiben uns nur einige verführerische Posen von Bridie. Das genießerische Abfilmen von unbedeckten weiblichen Beinen, Schultern u.ä., wie es Kenner der ungekürzten Fassung behaupten, ist mir jedenfalls so nicht aufgefallen (und eine Szene wie auf dem DVD-Cover, also lüsterne Nazis, die nur notdürftig bekleidete Frauen anstieren, gibt’s natürlich nicht, das hat Alpha Video aus zwei verschiedenen Szenen selbst zusammen geshopped). Diejenigen Frauen, die laut Script gut aussehen sollen, tun dies jedenfalls auch.

Der Score des Österreichers Hans May (in den 30er Jahren große Nummer in Operetten- und Schlagerfilmen wie „Ein Lied geht um die Welt“, „Heut‘ ist der schönste Tag in meinem Leben“ oder „Ein Stern fällt vom Himmel“), der 1936 nach England emigrierte, schwankt zwischen unauffällig und deplaziert; die diversen Songs des Finales sind zeitgenössische britische Gassenhauer, die kompetent vorgetragen werden.

Stichwort „Kompetenz“, die ist in der Darstellerschaft geballt vertreten, denn so ziemlich die creme de la creme der britischen 40er-Schauspielerinnen ist hier versammelt. Phyllis Calvert, Großbritanniens zweitpopulärste Filmschauspielerin der Dekade (laut damaligen Umfragen) ist als Freda Thompson eine Schau – gleichermaßen burschikos wie attraktiv, reißt sie jede Szene an sich. Zu ihren Filmerfolgen gehören „Kipps – Roman eines einfachen Menschen“, „Die Wurzel allen Übels“ oder „Madonna der sieben Monde“, ab Mitte der 50er Jahre war sie hauptsächlich im britischen Fernsehen tätig.
Dame Flora Robson, die aus der Tatsache, kein klassisches Starlet-Gesicht zu haben, eine lange erfolgreiche Karriere als Charakterdarstellerin aufbaute und u.a. in „Stürmische Höhen“ (1939), Caesar and Cleopatra, „Die schwarze Narzisse“, „Der Wachsblumenstrauß“, „Die schwarze 13“ und zuletzt 1981 in „Kampf der Titanen“ zu sehen war, überzeugt als ultra-patriotische Manningford ebenso wie die zarte Patricia Roc, deren Karriere erst nach Kriegsende mit Erfolgen wie „Feuer am Horizont“, „Die Brüder“ oder „Kampf um Jimmy“ richtig abhob, als Rosemary.
Renee Houston, deren Maud mir etwas zu uneinheitlich ist, wurde in der Folge noch in „Marsch durch die Hölle“, Ekel und einigen „Ist ja irre“-Filmen (darunter der hübsche Spy-Spoof „Agenten auf dem Pulverfaß“) gesichtet.
Jean Kent, die sich schon in einigen Filmen wie „Gaslicht und Schatten“ einen Namen als verführerische Jungschönheit gemacht hatte, fehlt ein wenig das Ausdrucksvermögen, um ihre Bridie wirklich glaubhaft zu machen (natürlich helfen ihre die Kürzungen des Mittelparts nicht weiter). Sie traf einige ihrer hiesigen Mitstreiterinnen in „Madonna der sieben Monde“ und „Paganini“ wieder, gab sich 1957 in „Der Prinz und die Tänzerin“ die Ehre und beschäftigte sich ab den frühen 60ern primär im Fernsehen.

In der einzigen wirklich gehaltvollen Männerrolle feiert Robert Arden („Herr Satan persönlich“, „Vertraue keinem Fremden“, „Todestrommeln am großen Fluß“, „Omen III – Barbaras Baby“) sein wenig eindrucksvolles Filmdebüt, einziger namentlich „bekannter“ Nazi ist Carl Jaffe als Feldwebel Hetzner. Der gebürtige Hamburger, der seine Filmkarriere erst im englischen Exil begann und hauptsächlich kleine Parts als Nazi-Scherge o.ä. spielte, aber auch in einigen SF-und Horror-Filmen wie „Rakete 510“ oder „Mit 1000 Volt in den Tod“ agierte, hat zumindest seinen Spaß – die Szene, in der er mit den Sonderwünschen der Robson und Kent zu kämpfen hat, ist sehenswert, auch aufgrund seiner zunehmend genervten Reaktionen.

Bei einer Alpha-Video-Public-Domain-DVD weiß man, was man bekommt – einen ziemlich schäbigen Vollbildprint, für den man sich nicht wirklich die Mühe einer Restauration gemacht hat. Stark verschmutzt, mit etlichen Filmrissen, die auch mal Dialoge unverständlich hinterlassen, und einem verrauschten und oft nur schwer verständlichen Ton. Als Extras gibt’s ’ne Trailershow auf andere Alpha-Titel.

Also, letzte Worte – im Endeffekt hab ich mich mit „House of 1000 Women“ gut unterhalten, wenngleich aus anderen Gründen, als ich zunächst vermutete. Anstatt des von mir erwarteten Propaganda-Exploiters bekam ich eher eine Art Kriegs-Boulevardkomödie serviert (begünstigt dadurch, dass in der mir vorliegende Fassung eben die dramatischeren und „härteren“ Elemente konsequent entfernt sind), die sich durchaus flott spielt, deren beabsichtigter Humor überwiegend funktioniert und der sowohl handwerklich als auch darstellerisch zumeist gutes Niveau beweist. Ob das Ding als Propagandavehikel erfolgreich war, wage ich – gerade angeischts der Schilderung der RAF-Heinis als mehr oder weniger inkompetente Torfnasen – gelinde zu bezweifeln, aber der britischen Frauenbewegung dürfte der Spaß dann doch gefallen haben. „Aufregend“ ist das Ding freilich nicht, als kuriose Fußnote der Propagandafilmmaschinerie jedoch für Freunde des Genres einen Blick wert, sogar in der verstümmelten US-Fassung.

(c) 2010 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 6


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