House

 
  • Deutscher Titel: House
  • Original-Titel: House
  •  
  • Regie: Steve Miner
  • Land: USA
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    William Katt (Roger Cobb), George Wendt (Harold), Richard Moll (Big Ben), Kay Lenz (Sandy)


Vorwort

Roger Cobb ist ein erfolgreicher Horrorschriftsteller, der aber von den Dämonen seiner Vergangenheit, geplagt wird – nicht nur, dass er ein persönliches Vietnamtrauma mit sich herumschleppt, das er mit einem autobiographischen (und von Agenten, Verlag und Fans nicht gerade enthusiastisch gefordertem) Kriegsbuch verarbeiten will, nein, seit einem Jahr ist sein kleiner Sohn Jimmy verschwunden und von Ehefrau Sandy, einer erfolgreichen Soap-Schauspielerin, ist er auch geschieden worden. Kurzum: Roger geht’s nicht wirklich gut. So trifft es sich nicht ganz so ungünstig, dass seine alte und gemeinhin für mindestens ein wenig schrullig, wenn nicht gar bekloppt gehaltene Tante Elizabeth am Ende eines Stricks baumelnd gefunden wird und Roger das Gemäuer erbt und ihn auf den Gedanken verfallen läßt, die vermeintlich dort herrschende Ruhe zur konzentrierten Arbeit an seinem Buch zu nutzen. Trugschluss – seine Alpträume aus Vietnam-Zeiten lassen ihm auch in neuer Umgebung keine Ruhe und schon bald verüben geisterhafte Erscheinungen, in Wandschränken hausende Monster und fröhlich durchs Haus schwebender scharfkantiger Gartengeräte Anschläge auf Nervenkostüm, Leib und Leben des Schriftstellers. Roger beschließt, den übernatürlichen Erscheinungen auf den Zahn zu fühlen und entdeckt, dass die geerbte Hütte offenbar Portale in andere Dimensionen beherbergt – hat der Spuk am Ende mit Rogers altem Vietnam-Buddy „Big Ben“ zu tun?


Inhalt

„House“ ist einer dieser Filme, an die man sich, wenn man, hm, so um die 30 ist, mit gewisser Nostalgie erinnert – das waren die guten alten 80er… Produziert von Sean S. „Freitag der 13.“ Cunningham und locker basierend auf einer Idee von Fred „Nacht der Creeps“ Dekker stellte „House“ einen der ersten, hüstel, „modernen“ Versuche dar, klassische Grusel- und Horrormotive mit ironischem Humor zu würzen – wenn man so will, einer der direkten Vorfahren von den uns heutzutage heimsuchenden ach so cleveren Horrorkomödie a la „Scream“ & Co. Anno 1986, als der Streifen ins Kino kam, war das Konzept, einen klassischen Spukhausfilm mit relativ schockierenden Monster-Effekten zu mischen und das ganze auch noch humorvoll zu verpacken, zweifelsohne noch frisch, und machte auch genügend Kasse, um ein kleines Franchise zu werden (und ein kurioses noch dazu, denn einen offiziellen dritten Teil gibt’s nicht – was gemeinhin als „House 3“ bezeichnet wird, ist der ebenfalls von Sean S. Cunningham produzierte „Horror House“, der nur in Großbritannien als „House 3“ lief; die dazu kursierenden Erklärungen hierzu behaupten entweder, dass „Horror House“ durchaus als „House 3“ geplant war, sich aber vom Franchise-Konzept soweit weg entwickelte, dass Cunningham sich zur Titeländerung veranlasst sah, oder aber, dass Cunningham wegen des UK-Marketings von „Horror House“ als „House 3“ – diese Theorie betrachtet „Horror House“ als eigenständigen Film ohne Verbindung zum Franchise, das Publikum nicht zusätzlich verwirren wollte und den eigentlich dritten „House“-Teil dann als „House IV“ unters Volk brachte – Ende der weitläufigen Abschweifung).

Siebzehn Jahre später sieht das doch ein wenig anders aus – die Verbindung Humor und Horror ist keineswegs mehr originell (im Gegentum, heutzutage ist ein ernsthafter Horrorfilm ja schon fast eine angenehme Ausnahme) und „House“ ist nicht zu seinem Vorteil gealtert… Vielleicht fallen einem mit der Zeit auch nur die Probleme des Films stärker auf. Dem Drehbuch merkt man nämlich doch seine Zerrissenheit an – Dekkers originale Story war eine absolut ernsthafte Geschichte (in der Vietnamveteran vom Geist eines Kameraden geplagt wird), die sich nicht immer mit der humorigen Aufarbeitung durch Ethan Wiley verträgt. Insgesamt ist das Grundsetting der Geschichte (Selbstmord, Vietnamtrauma, verschwundene Kleinkinder) irgendwie zu depressiv für eine gutgelaunte Gruselfarce – manchmal wirken die Gags eher deplaziert und aufdringlich – dennoch sind einige Gags durchaus immer noch witzig und schmunzel-intensiv, wobei echte Schenkelklopfer nicht zu verzeichnen sind. Steve Miners Inszenierung ist stark auf den Einsatz der Schockeffekte ausgerichtet – effekttechnisch wird daher, obwohl natürlich auf einem technisch eher biederen Standard nach heutigen Gewohnheiten, einiges geboten – die Monsterkreationen sind schleimig und bizarr und auch die optischen Tricks aus dem Hause Dream Quest sind für das relativ geringe Budget des Films (3 Mio. Dollar) ziemlich gut gelungen. Dem Konzept einer Gruselkomödie getreu bleibt „House“ aber relativ unblutig – wir haben es hier nicht mit einer Splatter-Komödie zu tun. Insgesamt ist das Tempo des Films aber uneinheitlich – die zahlreichen Flashbacks in Rogers Vietnam-Tage halten, obwohl dramaturgisch zum Verständnis des Films notwendig, den Betrieb doch ein wenig auf und die drehbuchbedingte Schwäche, dass sich „House“ letztendlich nicht einig ist, ob’s denn nun ein Monster-Horror-Film oder eine eher introspektiv orientierte Schuld-und-Sühne-Allegorie ist (als solche läßt sich „House“ nämlich durchaus auch interpretieren) mag einfach nicht (mehr?) den großen Unterhaltungswert aufkommen lassen, den der Streifen in den guten alten Zeiten durchaus mal hatte. Immer noch schön ist allerdings der recht pfiffige Soundtrack von Harry Manfredini.

In der Hauptrolle agiert William Katt („Die Rückkehr der Piranhas“, „House IV“ – dort spielte er wieder Roger Cobb, der dort aber ein völlig anderer Charakter zu sein schien) – seine ganz ansprechende Performance wird von der saumäßigen deutschen Synchronisation, die den Film weniger durch die Wortwahl, als durch allein den Ausdruck der Stimmen in die Nähe zu fünftklassigen Deppenfilmen rückt, beeinträchtigt. Die routinierten TV-Akteure George Wendt und Richard Moll legen routinierte Leistungen vor, Kay Lenz sorgt für (leider zu wenige und entscheidend zu bekleidete) optische Highlights; die Tatsache, nicht nur einen, sondern zwei annoying child characters im Film zu haben, trübt meine eh schon zurückhaltende Freude über den Film noch weiter.

Zur deutschen DVD-Veröffentlichung von Ascot/Elite ist noch (neben dem, was ich gleich noch auszuführen habe) noch anzumerken, dass der Film selbst ungeschnitten ist (wäre auch noch schöner), aber unverschämterweise der komplette Abspann fehlt. So schon mal gar nicht, Freunde!

Bildqualität: Wo wir bei „so schon mal gar nicht“ sind… die Bildqualität ist einem aktuellen DVD-Release unwürdig… mehr als ein Vollbildtransfer (der ironischerweise in den letzten Sekunden ein wenig aufzieht, denn auf einmal haben wir dort einen schwarzen Balken am unteren Bildrand, der verdächtig nach dem eigentlich richtigen 1.85:1-Ratio aussieht) wollte der Publisher der Disc nicht spendieren und dass das verwendete Material irgendwann in der letzten Dekade ein Remaster gesehen hat, wage ich mal wieder dezent zu bezweifeln – der Transfer ist reichlich grobkörnig und verwaschen und läßt keinerlei Freude beim Betrachter aufkommen – allenfalls durchschnittlichste VHS-Qualität.

Tonqualität: Da „House“ ursprünglich in Mono gedreht wurde, kann und soll man nicht mit einem aufwendigen Dolby-Mix rechnen – aber bitteschön, die einzig vorhandene deutsche Tonspur hätte man doch mal kurz durch eine vernünftige Software laufen lassen und vom penetranten Grundrauschen befreien können… auch die Dialoge klingen mächtig angestaubt und verrauscht, lediglich der Score kommt einigermaßen ohne Harm zu nehmen aus den Speakern. Kurz und knapp: ich hab fuffzehn Jahre alte abgenudelte Ex-Videotheken-VHS-Cassetten, die einen erheblich klareren und angenehmeren Sound haben als diese DVD Baujahr 2003.

Ausstattung: Außer Filmographien für William Katt und George Wendt in Form von jeweils zwei Texttafeln gibt’s fünf thematisch unpassende Trailer aus dem Programm des Verleihers.

Fazit: Der Zahn der Zeit hat an „House“ genagt – was 1986 noch ein charmanter und origineller Anlauf war, Horror und Komödie zu verbinden, ohne in puren Klamauk zu verfallen, wirkt anno 2003 doch ein wenig verstaubt und bieder. Zwar kann die Effektarbeit überzeugen, aber das seine beiden Eckpfeiler „Horror“ und „Comedy“ nicht wirklich zufriedenstellend verknüpfende Script und eine zu sehr auf den Effekt hin gerichtet Inszenierung, die zum wiederholten Ansehen des Films nicht gerade einlädt, lassen den Streifen doch im heutigen Kontext im Genremittelmaß versumpfen. Die ausgesprochen lieblose und schludrige DVD-Umsetzung (soll ich ehrlich noch mal aufzählen? Fehlender Abspann, liederliches Bild, verrauschter Ton, praktisch keinerlei Extras) – für die dazu noch horrend bis unverschämte Preise verlangt werden… für das Geld, das die einschlägigen Händler für die Ascot-Elite-DVD veranschlagen, hol ich mir normalerweise eine Super-Special-3-DVD-Collector’s Edition – macht’s letztendlich leicht, auf die nostalgischen Gefühle zu verzichten – wer sich’s nicht verkneifen kann, sollte lieber zu der gewohnt liebevoll ausgestatteten und extra-mäßig keine Fragen offenlassenden RC1-DVD aus dem Hause Anchor Bay greifen. Mit Veröffentlichungen wie dieser macht sich ein Label wie Ascot-Elite aber mit Sicherheit keine Freunde unter den Genre-Fans.

3/5
(c) 2003 Dr. Acula


mm
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