Horror Attack

 
  • Deutscher Titel: Horror Attack
  • Original-Titel: Necromancy
  • Alternative Titel: The Witching | A Life for a Life | Rosemary's Disciples | The Toy Factory |
  • Regie: Bert I. Gordon, Yakov Bentsvi (zusätzliche Szenen)
  • Land: USA
  • Jahr: 1972/1983
  • Darsteller:

    Mr. Cato (Orson Welles)
    Lori Brandon (Pamela Franklin)
    Priscilla (Lee Purcell)
    Frank Brandon (Michael Ontkean)
    Dr. Jay (Harvey Jason)
    Georgette (Lisa James)
    Nancy (Sue Bernard)
    Hohepriester (Stephen Knight)
    Jennie (Barbara Peckinpaugh)
    Catos Sohn (Terry Quinn)
    Geist (Anne Gaybis)
    Kultmitglied (Brinke Stevens)


Vorwort

Aaaah, Bert I. Gordon, auch bekannt als „Wichtelhirn“ – es gehört irgendwie zu den Ungerechtigkeiten des Lebens, des Universums und des ganzen Rests, dass ein Ed Wood sich bis zu seinem frühen Tod mit Sexfilmen und Pornoromanen über Wasser halten musste, während Bert I. Gordon, der ganz gewiss nicht talentierter (oder wenn, dann höchstens ein kleines Fitzelchen) war, über drei Jahrzehnte hinweg immer wieder Dumme fand, die ihm seine Filme finanzierten – dabei sind sich nahezu alle kritischen Beobachter einig, dass unter Gordons einundzwanzig Filmen, die er im Verlauf von fünfunddreissig Jahren drehte, nicht wirklich ein echter „Guter“ dabei ist (manch einer erwähnt seinen Fantasy-Film The Magic Sword, den ich nicht kenne).

Die Krux an Gordons Schaffen ist, dass er sich nun mal bevorzugt im SF- und/oder Horror-Genre herumtrieb, aber absolut keinen Plan hatte, was die Fertigstellung von einigermassen akzeptablen Special FX angeht – das ist bei Frühwerken wie seinen legendären Creature Features Beginning of the End (wo normale Grashüpfer über Postkarten von Chicago krabbelten), The Amazing Colossal Man nebst Sequel (mit primitiven Rückprojektionseffekten, die teilweise nicht nur im übertragenen, sondern auch im Wortsinne durchsichtig waren) oder seinem Spinnen-Horrror Earth vs. the Spider (der aber zumindest dadurch in den Rang eines Klassikers erhoben wird, dass die titelgebende achtbeinige Bedrohung durch die Klänge einer Rock´n´Roll-Kapelle erweckt wird). In den 70ern schändete Gordon zwei klassische H.G. Wells-Stories, Food of the Gods und Empire of the Ants (letzterer dürfte jedem aufgrund des in praktisch allen Horror-Nachschlagewerken verewigten Fotos von Joan Collins in den „Fängen“ einer Pappmache-Riesenameise ein Begriff sein), die ihm möglicherweise seinen grössten Bekanntheitsgrad eingebracht haben.

Unser heutiger Film stammt ursprünglich aus dem Jahre 1972 und wenn wir uns die alte Regel vor Augen halten, wonach die Qualität eines Films sich umgekehrt proportional verhält zur Anzahl seiner Alternativtitel, können wir uns ja auf was gefasst machen… Was mir in Form einer deutschen DVD-Veröffentlichung vorliegt, ist im übrigen nicht die 72er-Originalversion, sondern eine 1983 entstandene, neu bearbeitete und um ein paar Sex-und-Gewalt-Szenen ergänzte Re-Release-Fassung The Witching. ´N grossen Unterschied wird das sicher auch nicht machen…


Inhalt

Was sich geringere Filme als dieser für den Höhepunkt aufsparen, knallt man uns hier gleich als zünftigen Opener um die Ohren – eine ordentliche schwarze Messe, in der ein Haufen Satansbraten ergriffen den luziferianischen Worten ihres Obermuftis lauscht – selbiger hat die Stimme von Orson Welles und die Visage einer tibetanischen Bergziege – anders ausgedrückt: er trägt die flauschigste und plüschigste „Der-Gehörnte“-Maskerade seit Menschengedenken (und ich denke fast, von hier hatten die Macher von Dragnet ihre Eingebung fürs Pagan-Ritual). Im Mittelpunkt der Prozedur steht die blonde und dümmlich aus der Wäsche schauende (naja, das ist irgendwie synonym, oder?) Jennie, die aus rituell-symbolischen Gründen eine Puppe mit aufgepicheltem Schwarz-Weiß-Foto als Gesicht mit sich rumträgt und nach dem Willen des Plüschsatans „in die Familie der Hexerei wiedergeboren“ werden soll. Dazu muß sich sich selbstredend ihrer Klamotten entledigen und den Hohepriester (nicht mit dem Obermacker zu verwechseln) an ihren Möpsen rumspielen lassen (ich wußte immer, Satans-Priester ist ein cooler Job). „Schneid ihr das Herz raus,“ fordert der Fellluzifer und der Priester zückt sein Opfermesser und schnippelt damit an Jennies Brüsten rum (für FSK 16 ist das schon fast risqué), aber die Herzrausschneiderei ist wohl mehr symbolisch gemeint. Die anderen Satansanhänger schälen sich aus ihren Garderoben (und wer auf solche Dinge steht, kann bei genauem Hinspechten den ein oder anderen unzensierten Schniedelwutz betrachten) und nun soll Jennie symbolisch (nehme ich an) ihr „Baby“, die Puppe, aufspießen. Jedoch das Girl weigert sich: „Das könnt ihr nicht von mir verlangen“. Naja, vielleicht nicht von ihr, aber dann macht’s eben jemand anderes… die Puppe wird abgestochen und wir schalten um in ein Krankenhaus, wo gerade Lori, unsere nominelle Heldin, aus postoperativer Narkose erwacht und hysterisch nach ihrem Baby kreischt. „Sie können noch viele Babies haben“, versucht der Chefarzt zu beruhigen…

So, und jetzt versuchen wir mal, Sinn in die Sache reinzukriegen (was schwer fällt). Vergessen wir erst mal die schwarze Messe und beschäftigen uns mit Lori – die hat gerade ihr Baby durch Totgeburt verloren (okay, das passiert und ist tragisch genug) und ist deswegen a bit durch den Wind, was man verstehen kann. Ihr geliebter Gatte Frank hält es deswegen für eine töfte Idee, raus aus der Stadt aufs Land zu ziehen, genauer gesagt in das Kleinkaff Lilith, wo, der Zufall will es so, ein Mr. Cato ihm eine gut dotierte Anstellung in der Marketingabteilung (wahrhaftig, wir haben es mit bösen Mächten zu tun, Dilbert würde mir da recht geben) in seiner Spielzeugfabrik offeriert hat. Lori ist nicht wirklich von der therapeutischen Wirkung des Umzugs überzeugt, aber Frank belabert sie, „uns doch erst mal dort einzuleben“ (wie kann ich mich wo einleben, wenn ich da noch gar nicht bin?).

Umgehend wird Lori des Nächstens von einer Vision geplagt – eine Hexe erscheint ihr als Geist und erzählt ihr Blödsinn. Nämlich den, daß sie, die Hexe, tot sei und ihre Kräfte auf Lori übergegangen seien – exactly die Kraft, Tote ins Leben zurückzubringen (ein Flashback demonstriert uns, daß Lori das tatsächlich am Exempel einer im Swimming Pool abgesoffenen Freundin schon mal durchexerziert hat… man möchte meinen, an solche Anlässe müßte man nicht erst durch den Geist einer Hexe erinnert werden). Diese Kraft, so warnt die Hex‘, solle sie tunlichst in Lilith NIEMALS NICHT einsetzen, sonst… sonst was? Who knows…

So machen sich Frank und Lori (begleitet von abenteuerlicher Kameraführung, die uns schon mal sekundenlang den ungeheuer aufregenden Anblick eines Fußbodens formatfüllend ins BIld setzt) auf den Weg nach Lilith, und Frank hat’s eilig, denn Cato hat die Neuankömmlinge schon zum Mittagsmahl eingeplant, als Gäste, nicht als Hauptgericht. Da Lori ihren Männe während der Fahrt aber mit tausend doofen Fragen und allgemeinem Rumgenöle nervt (so z.B. begehrt sie zu wissen, warum im Vorstellungsgespräch gefragt wurde, ob der Bewerber „Atheist“ sei), tritt der angefressene Frank zu fest aufs Gaspedal und fabriziert einen Unfall – ein entgegenkommendes Fahrzeug schraubt sich ob des mit überhöhter Geschwindigkeit rasenden Frank-Mobils in einen Abgrund und explodiert – während wir noch mit angehaltenem Atem fasziniert beobachten, daß es zwar augenscheinlich hellichter Tag ist, aber die Unfallstelle mit dem vor sich hin schmurgelnden Autowrack und dem idyllisch heraushängenden Frauenarm in finsterster Nacht liegt. Lori ist, wie auch immer, in den Abgrund hinuntergekrabbelt, inspiziert den Brandherd (sure thing) und findet eine Puppe (identisch derer aus der schwarzen Messe), die sie sich aneignet. Die Cops lassen Frank und Lori unbehelligt ihrer Wege ziehen (absolut sicher – ihr verursacht grade nen Unfall mit Todesfolge und die Cops stellen euch nicht mal ein paar neugierige Fragen…) und selbst Lori, die für den Rest der Fahrt mit der Puppe spielt, sieht die ganze Angelegenheit offensichtlich ziemlich entspannt (ich wäre in dieser Situation bestimmt ein wenig emotional überwältigter). Zum dramaturgisch angezeigten Zeitpunkt geht unserem Pärchen der Sprit aus – Frank marschiert per pedes los, um Nachschub zu besorgen, Lori wandered, angelockt von geheimnsivollem Gewisper, off ins Gewölle und stößt mitten im Gewölle auf eine Begräbniszeremonie, angeführt von Orson Welles sans Plüschkopf , der einen dämonischen Sermon (ohne allerdings ausdrücklich satanisch zu werden) hält. Lori erhascht einen Blick in den Sarg und – KREISCH – drin liegt ein übel verwestes Skelett. Als sie sich von dem Schock erholt hat, ist bis auf einen einsam herumstehenden Grabstein alles, d.h. Orson, seine Kultisten und Sarg, verschwunden… creepy, indeed… Frank, der zwischenzeitlich einen Weltrekord im 10-km-Benzinkanister-Auffüllen aufgestellt hat, ist gott-sei-dank wieder zur Stelle, um sein Weibi zu trösten und ihre Erlebnisse auf ihre blumige Fantasie zurückzuführen.

Wenig später erreichen die beiden Lilith, eine offenbar auf Exklusivität und Privatspähre bedachte Gemeinde, die von einer (in Worten: 1) Schranke plus dazugehörigem bewaffneten Wachmann geschützt wird. Diese schier unüberwindliche Grenze veranlaßt Lori zur Überlegung, ob man Leute aus Lilith raus- oder in Lilith drinhalten will (vielleicht haben die dort aber auch nur keinen Bock auf Handlungsreisende?). Lilith selbst ist ein schnieker, wenn auch altmodisch wirkender Ort – das geheimnisvollste Gemäuer, so unterrichtet Loris allgegenwärtige sprituelle Führerin Geisterhexi, wird von niemand anderem als Cato himself bewohnt, vor dem sie sich in Acht nehmen solle: „Das Böse verliert nie seine Lust!“ (boah, dämonisch).

Die Lunchparty bei Cato, einem bärtigen bebrillten, stabil gebauten und insgesamt eher gemütlich wirkenden älteren Herren (ergo: Orson Welles), vollzieht sich dank Loris recht unhöflicher Quengelei in gedämpfter Atmosphäre. „Meine Firma produziert Magie,“ salbadert der Spielzeugmagnat, „und ich brauche (hinsichtlich Frank) einen Magier!“ Diese in Spielwaren- und Marketingkreisen wohl eher unverfängliche Bemerkung veranlaßt Lori zur uncharmanten Frage, ob Cato sich selbst für einen Magier hält. Der ist ein wenig pikiert, aber getroffen und überreicht Lori als recommended reading of the week eine Ausgabe des „Grand Grimoire“, einem okkulten Zauberschinken (das Necronomicon hat Cato wohl gerade verliehen). Frank ist ein bissl angepißt, daß seine Holde ihm den ersten Auftritt beim neuen Boß nicht vorteilhaft gestaltet hat, aber Lori ist sich sicher: „Er weiß, daß ich bei dem Begräbnis war“ und „Er hält sich für Gott!“ Zwei äußerst gewagte Hypothesen, möcht‘ ich mal meinen. Das Ehepaar tut, was Ehepaare gemeinhin so tun, sie keifen sich an und zanken sich, und das noch vor Zeugen, nämlich dem wohl für sie abgestellten Mädel Priscilla, das Loris fragiles Seelenleben mit der Aussage, die bei dem gerade absolvierten Unfall geröstete Person sei erstens eine gewisse Jennie (hint-hint) und zweitens vor ihrem Ableben eben in diesem nun von Lori und Frank bewohnten Gemäuer ansässig gewesen (die Wohnraumvermittlung klappt in Lilith jedenfalls just-in-time). Priscilla identifiziert auch das Püppchen und möcht’s entsorgen, aber Lori will’s (aus sentimentalen Gründen? Weil sie die vorige Besitzerin quasi eigenhändig ins nächste Leben befördert hat?) behalten und stellt es auf EXAKT DIE STELLE, an der Jennie es auch immer hingestellt hat. Mannomann, das ist Spannung, das ist Unheim pur. Priscilla läßt sich sogar über das geheimnisvolle Begräbnis ausquetschen (read: Priscilla ist das eingebaute exposition-device des Films) – da draußen in weiter Flur sei lediglich Catos Sohn begraben, denn der alte Herr wollte den Tod seines Filius nicht akzeptieren und ihn deswegen nicht beim gemeinen Wurmfutter auf’m Friedhof beisetzen lassen.

Rosalie, eh, Lori goes shopping und trifft in einem extrem altmodisch wirkenden Tante-Emma-Laden auf die Nachbarin Georgette, die Lori zwangsweise zum Kaffeetrinken einlädt. Georgette und ihr Hubbie sind kurz vor dem Abflug aus Lilith, aber Georgie versichert Lori dennoch glaubhaft, daß alle Leute im Kaff lieb und nett seien und man sicher bald Anschluß finden werde, da Cato für jeden Neuankömmling eine Party schmeißt. Lori wundert sich mit Recht, warum Georgette & Co. die Mustergemeinde dann verlassen wollen. „Naja, mein Mann weiß noch nicht, daß ich schwanger bin“, druckst Georgie herum und läßt sowohl uns als auch Lori verzweifelt nach einem Zusammenhang zwischen Schwangerschaft und Wegzug fahnden. Offenbar, bildhaft wird uns das nicht gezeigt, gibt Georgette Antwort, denn zuhause macht Lori ihren Frank zur Schnecke, warum er ihr nichts von der „Keine-Kinder“-Policy erzählt habe, die Meister Cato, der ultimo leader des Kaffs, ausgegeben hat. Frank tut so, als wüßte er von nichts, außer, daß Catos Firma ein paar „seltsame“ Spielzeuge herstelle (wieder ein etwas, hüstel, vager Zusammenhang… abgesehen davon: welche Art Toys Cato nun denn produziert, sagt und zeigt uns auch keiner… sind’s am Ende keine Kinderspielzeuge? Har-har).

Weil sie nix besseres zu tun hat, schmökert Lori nun doch mal im Grimoire und liest das übliche Zeug über Dämonenbeschwörungen, Verführung von Frauen (huch, sollte ich mir mal ein Exemplar des Werks anschaffen?) und Totenerweckung. Grund genug, um bei Miss Exposition, eh, Priscilla, eine kleine Fragestunde einzuschieben. Prisci hat Jennies Laden (ein Puppenshop?) geerbt und auskunftet auf die Frage, ob Lilith der alten Leute zu gefallen wegen so altmodisch sei, fröhlich, daß niemand in der Stadt, Cato ausgeschlossen selbstverfreilich, über 30 sei. „Mr. Cato gehören alle, die hier leben,“ zwitschert Priscilla. Und das sei auch okay so – Cato halte die Stadt in dem Zustand, in dem sie war, als sein Sohn das Zeitliche segnete und wegen seines schweren Kinderverlusttraumas seien auch keine krakeelenden Bläger erlaubt. Daraus konstruiert Lori die Theorie, daß Cato Hexerei praktiziere, an die sie aber selbstverständlich nicht glaube (wo ist dann das Problem?).

Jedenfalls verklickert Lori ihrem Frankie entschieden, daß sie nicht gedenke, noch eine Sekunde in Lilith zu verbleiben, aber mit der puren Autorität des Ehemanns ringt er, der an seinem Job hängt (klar, einer muß ja schließlich die Penunze verdienen, wenn Eheweibi faul in alten Dämonenwälzern liest), ihr eine Frist von einer Woche ab. Geisterhexi meldet sich bei Lori und denunziert Cato und seine Hexenbrut als „Amateure“ (!), die übles im Schilde führen (ach nee). Entgegen ihrer ursprünglichen Absicht begleitet Lori Frank doch zur Willkommens-Party, Während Frank sich mit einer gewissen Nancy anfreundet und die ganze Fete weniger nach Willkommens-Feier als nach Swingerclub mit angeschlossener Sofortorgie und Okkultthema aussieht, erleidet Lori Visionen durch den schweren Wein und läßt sich widerwillig ein Horoskop ausstellen. Dr. Jay, der Arzt der Gemeinde, der von der vollständigen und totalen Hingabe an das Vergnüngen labert (kennen wir doch alles irgendwoher), legt auch das Tarot für Lori aus – äußerst bedeutungsschwanger werden nacheinander die Karten „Der Teufel“, „Die Liebenden“ und „Der Tod“ gezogen – Lori hat prompt eine Vision, wie sie in ein sichtlich kilometertiefes Grab fällt. Natürlich bestärkt das ihren Wunsch, Lilith den Rücken zu kehren, aber Frank hat nicht die Absicht, einen coolen Job wegen des hysterischen Rumgezickes und der blühenden Einbildungskraft seines Betthasen aufzugeben (jawoll, ein Mann, der noch Herr im Hause ist, ein wahres Vorbild). Lori fügt sich, wie’s sich für ein anständiges Frauenzimmer in den 70ern gehört (eigentlich eher in den 50ern, aber warum sollte Berti Gordon in seiner persönlichen Ansicht die Emanzipation akzeptieren?).

Noch mehr inkoherente Visionen von Geisterhexi schrecken Lori aus dem Schlaf und in die Küche, wo sie sich ’nen Kaffee braut und von einem Waschbären (o.ä. Viech) so zu Tode erschreckt wird, daß sie den Kaffeepott fallen läßt und sich in den Scherben die Quanten aufschneidet. Während Frank ihre Wunden verbindet, verblüfft sie ihn und uns mit dem Entschluß, sich künftig ernsthaft mit Religion zu beschäftigen (was manche Leut‘ als Erleuchtungserlebnisse haben… wenn’s danach geht, müßte der Papst meinen lieben badmovie-Kater Pucki schon längst heilig gesprochen haben).

Wenn schon keine Kinder, dann hat Lilith wenigstens einen Spielplatz (und was für einen schnuckeligen… eine eingezäunte Betonfläche, auf der genau eine Schaukel steht… depressive Kinder dürften sich angesichts dieses Freizeitangebots erhängen) – und auf der Schaukel schaukelt ein kleiner Junge! Potz! Falls wir nicht von selbst mitbekommen haben, daß dies eine WICHTIGE SZENE ist, plärrt uns der Soundtrack mit einem „ACHTUNG-DIES-IST-EINE-UNHEIMLICHE-UND-WICHTIGE-SZENE“-Music-Cue zu (subtil, subtil). Priscilla, die ebenfalls grad angelaufen kommt, hat natürlich nix gesehen. „Aber er war doch auf dem Spielplatz,“ kläfft Lori. „Ja,“ antwortet Priscilla zu allgemeiner Überraschung und eröffnet der erstaunten Lori darüber hinaus: „Du bist wie Jennie. Du gehst auch nicht weg, bevor es zu spät ist!“ (Bevor der Zuschauer gemerkt hat, mit dem Ausleihen oder Kauf dieses Films einen entscheidenden Fehler gemacht hat und das Videokabel durchschneidet?) Wegen ihrer Fußverletzung sucht Lori Dr. Jay auf und versucht ihm, Einzelheiten über den Jungen aus der Nase zu ziehen, doch der Medikus weicht aus und lädt Lori und Frank vielmehr zu einer abendlichen Soirée ein.

Frank versichert Lori, ihr alles zu glauben (Reaktion Lori: „Ich liebe dich!“ So sind sie, die Weiber. Erzähl ihnen, was sie hören wollen, und du wirst es nicht bereuen). Die Abendeinladung bei Doktors ist aber nicht exklusiv für unsere Helden, nö, das ganze Dorf treibt sich dort rum und liefert eine bildhübsche Orgie (d.h. haufenweise nackte Mädchen räkeln sich rum, peitschen sich gegenseitig aus, tanzen Go-Go etc. Bertucci hätte seine Freude dran). Das ganze, so erklärt Jay, ist so was wie die Vollversammlung der örtlichen Religionsgemeinschaft, der ausnahmslos alle Lilither angehören und der Frank und Lori doch bitteschön auch beitreten möchten. Schließlich sei die Zauberei „Mutter allen Glaubens“ und „wir alle sind überzeugt Gläubige!“ Lori fragt sich und Jay, was das mit ihren Visionen zu tun hat (nicht gerade die Frage, die mir an dieser Stelle einfallen würde) und Jay gibt sich eher undiplomatisch: „Wenn deine abstrusen Fantasien mit der Wirklichkeit kollidieren, ist das dein Problem!“ Hübsch formuliert, und gar nicht mal so falsch, oder? Lori fantasiert prompt, auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden (selbstredend in the nude).

Als sie am nächsten Morgen in ihrem Bettchen erwacht, steht der kleine Junge neben ihr. Weil sie Besuch im Schlafzimmer nicht leiden mag, auch nicht, wenn es sich um mysteriöse kleine Jungen dreht, die nur sie sehen kann, schickt sie ihn erst mal vor die Tür. Prompt verschwindet er. Auf der Suche nach ihm schafft es Lori, sich im Keller einsperren zu lassen – dort unten lockt der Junge sie zu sich, aber anstatt dem Bengel die Ohren langziehen zu können, wird sie von einer Ratte angefallen (später errang Bert I. Gordon traurige Berühmtheit bei Tierfreunden, als er für Food of the Gods im besten Italo-Stil massenweise echte Ratten killen ließ). Lori befreit sich aus dem Keller und will den abgesperrten Spielplatz aufbrechen, wo ihr erst der Junge und dann Georgette über den Weg laufen. „Ich kann nichts über ihn sagen,“ brummt Georgie, als Lori sie über ihn ausfragt, outet sich dann aber, als sie geistesabwesend dem Jungen über den Kopf streicht, der aber schon längts auf der Schaukel schaukelt… „Du kannst ihn nicht sehen,“ realisiert Lori und schließt daraus messerschaft: „Ihr seid alle Hexen und betet den Teufel an!“ Die Antwort Georgies verdient jeden badmovies.de-immortal-dialogue-Award: „So kann man das nicht sagen…“.

Lori sucht die Höhle des Löwen auf und konfrontiert Cato mit ihren Vorwürfen und dem festen Vorsatz, keine Hexe werden zu wollen. „Ist es nicht ein bißchen zu früh, um solche Entscheidungen zu treffen?“ unschuldigfragt Cato und verklickert endlich Lori, was er denn von ihr will – nichts anderes als ihre Macht, die Toten zu erwecken, sprich: Nekromantie (Freund Buttgereit würde das sicher anders sehen) – das sei die einzige echte göttliche Macht, die dummerweise hier in Lilith niemand habe, Cato aber dringend bräuchte, um sein geliebtes Sohnemännlein (und jetzt dürft ihr genau eineinhalbmal raten, WER der nervige Kindskopp ist, der Lori visionär ärgert) zurück ins Leben zu bringen. Erneut verblüfft mich Lori damit, eine solche Offenbarung ziemlich cool wegzustecken und recht unberührt nach Hause zu schlappen – unterwegs allerdings bekommt sie mit, wie Georgette in sichtlich terminalem Stadium von einer Ambulanz weggekarrt wird – Fehlgeburt lautet die Diagnose. Lori erleidet einen kurzen Flashback zu ihrer eigenen und schlägt dann im Grimoire unter „Nekromantie“ mal nach. Was sie dort herausfindet, scheucht sie direkt in Priscillas Laden, wo sie aber von Dr. Jay erwartet wird, der dort schon mal die notwendigen Kreise und Pentagramme für ihre anstehende Initiation auf den Boden gemalt hat. Lori verklickert ihm und Priscilla, warum sie von der ganzen Nummer nicht wirklich überzeugt sind – laut Grimoire muß die Nekromantikerin nämlich den Platz des erweckten Verstorbenen in dessen Grab einnehmen und das ist zugegebenermaßen nicht die aller erklecklichste Zukunftsperspektive (hm, und was ist mit der vorhin gezeigten Flashback-Nummer am Swimming Pool? Da klappte das auch ohne Austausch? Lag das daran, daß die Leiche noch frisch war?) Priscilla ist dagegen mit diesem Arrangement recht comfy, denn wenn Catos Sohn wieder atmet, könnten die Lilither endlich wieder Kinder kriegen und das wär doch ziemlich knorke – dem sollte Lori doch aus egoistischen Gründen wie dem eigenen Weiterleben nicht im Weg stehen wollen, oder? „Frank wird mich hier wegbringen,“ ist Lori überzeugt, Jay und Prisci weniger, denn „Magie ist wie eine Droge, sie macht süchtig“, und Priscilla ist sich recht sicher, daß auch Lori ganz freiwillig zur Hexe werden werde. Lori erspäht noch eine Puppe mit Georgettes Gesicht in Priscillas Hand – durchbohrt (die Puppe, nicht die Hand). Wer nicht nach Catos Regeln spielt, wird eben bestraft, erläutert Jay die drakonischen Methoden in Lilith.

Dennoch ruft Priscilla am Abend Lori an und bittet um ein Treffen – sie habe es sich nämlich überlegt und wolle gemeinsam mit Frank und Lori fliehen. Lori hat noch mal eine Scheiterhaufen-Vision und versucht Frank zu erreichen – doch in der Firma isser nicht und Kollegin Nancy gibt zu Protokoll, daß Frank auf Geschäftsreise in L.A. sei – welch Schuft, hat er Lori gar nicht gesagt… ist ja aber auch nicht wahr, denn Frank liegt neben Nancy in der Heia. Tja, die „Magie“ hat schon angesteckt, würd‘ ich sagen (ist für’n Schwanzgesteuerten aber auch ein wahres Schlaraffenland dort). Lori shreddert Jennies Puppe und schmeißt die Reste ins Kaminfeuer, und dort muß auch der Rest des Drehbuchs gelandet sein, denn was vom Filme übrigbliebt, d.h. der folgende Schlußakt, ist das, was der Anglophile so schön eine „incoherent mess“ nennt – ein konfuses Durcheinander ohne Sinn und Verstand, das mit Worten nur unzureichend wiedergegeben werden kann. Ich probier’s trotzdem.

Lori sucht den Treffpunkt auf, den sie mit Prisci ausgemacht hat – dort ist es so zappenduster, daß beim besten Willen niemand, d.h. z.B. wir auch nicht, erkennen kann, was vorgeht – wir können nur raten, daß Lori irgendwas schockierendes findet (ich spekuliere auf eine tote Priscilla, aber wissen kann man’s nicht so genau), worauf sich Geisterhexi meldet und unsere Heldin auf den aktuellen Stand bringt, daß sie ihren Ehemann plus sämtliche Freunde verloren habe und nunmehr auf sich allein gestellt sei. Sehr hilfreich. Nun scheint sich die Handlung mindestens auf drei Paralleluniversen auszudehnen – Lori konfrontiert Cato, der sie aber umgehend zur Hauptperson des Initiationsritus macht, satanische Verse daherlabert und Lori, die offensichtlich under his spell steht, auffordert, Gott zu entsagen – sie soll ein Tier opfern (ein Schwein? ein Schaf? I couldn’t make it out), aber sie ersticht stattdessen den Hohepriester, was ihr aber trotz gemurmelter Vaterunser-Gebete und ständigen Kamera-Zooms auf ein Kruzifix wenig nützt, denn sie steht nun unter Catos Bann und schneidet sich die Haare ab, um sie auf eine Puppe zu picheln (ich versuche nur, einigermaßen nachvollziehbar aufzuschreiben, was ich sehe). Geisterhexi meldet sich, gibt irgendwelchen unverständlichen Rhabarber von sich (außer, daß sie ziemlich angeberisch damit prahlt, den Autounfall, der Catos Sohn entleibt hat, arrangiert zu haben) und beschwert sich darüber, daß ihre Kräfte nun Cato zu Diensten sind. Plötzlich befinden wir uns an der Begräbnisstätte (garniert von einem gar hübsch per Rückprojektion, ganz kanns Berti doch nicht lassen, eingebauten „Thunderstorm“), wo Cato und seine Kultisten herumstehen, die Satansjünger „Unser Leben für das Leben des Sohnes“ choralen (ich dachte, nur der Nekromantiker müßte seins geben? Naja, das Fußvolk weiß selten genau Bescheid, ist bei den Katholen ja auch nicht anders). Der Sarg hebt sich wie von selbst aus der Erde und öffnet sich, Lori tut widerwillig ihren Nekromantie-Shtick, extrem schäbige Überblendungseffekte, wie sie Larry Buchanan nicht schlampiger hingekriegt hätte, verwandeln das Skelett in Catos Leibhaftigen (Sohn, that is). „Er lebt!“ ist Cato ergriffen und dankbar und noch ehe Lori „Oh Gott, nein“ stöhnen kann, liegt sie schon im Sarg, der klappt zu und marschiert unter die Erde. Lori kreischt noch ein wenig zwischen den Sammetkissen, flashbackt zu ausgesuchten Filmszenen zurück und verabschiedet sich mit einem letzten Schrei in die Closing Credits (die immerhin zugeben, daß The Witching aus Necromancy gebastelt wurde… wenigstens ehrlich).
END.

Analyse

Gar nicht so einfach, in die eigentlich kurze Laufzeit von knapp 75 Minuten (ein paar Minuten Handlung scheinen gegenüber der uncut-Fassung zu fehlen, aber ich denke mal kaum, dass die sehr erhellend sein dürften) so viel Schwachsinn zu packen – das erfordert schon einen Meister seiner Zunft… congrats, Berti!

Nun, wollen wir zur Ehrenrettung von Bert I. Gordon noch mal ausdrücklich festhalten, dass das, was ich zur Begutachtung hatte, nicht die von Meister Gordon autorisierte Urfassung Necromancy, sondern die elf Jahre später überarbeitete Neuauflage war, die von ein paar Leuten unter heftigem Pseudonymgebrauch (der einzige, der mir vom Nachspann her was sagte, war Ed Hunt als assistant director der Zusatzszenen – Mr. Hunt ist in Trashkreisen ob seines grandiosen Übergurkers Starship Invasions gefürchtet). Demzufolge kann ich nicht sagen, ob Gordons Werk vielleicht sinnentstellend umgeschnitten wurde, aber letztendlich macht das auch kaum einen Unterschied – ob Gordons sonstigem Schaffen bin ich geneigt, vorurteilsvoll mutzumassen, dass auch Necromancy keinen gesteigerten Sinn ergab.

Egal welche Version, von Haus aus ist klar, dass Meister Gordon ursprünglich mal im Sinn gehabt haben muss, sich an den Erfolg von Okkult-Schockern wie Rosemary´s Baby anzuhängen (nicht ganz von ungefähr lautet einer der Alternativtitel des Streifens schliesslich Rosemary´s Disciples) – ein wenig satanistischer Brimborium garniert das Leiden einer psychisch labilen Frau, und schon haben wir unseren kassenfüllenden Horrorschlager. Oder auch nicht. Die okkulten Elemente des Drehbuchs erweisen sich – wie eigentlich nicht anders zu erwarten – als vollkommen hanebüchenes blödsinniges Gebrabbel, und wäre die anfängliche – nachträglich angefügte – schwarze Messe mit ein wenig nudity und Blutverlust, wären die Cato-Gläubigen nicht bedrohlicher als eine Fuhre Wachtturm-schwingender Jehovazeugen. Auch der Wille zum Mitleiden des geneigten Video- bzw. DVD-Konsumenten wird schon arg strapaziert – wo Mia Farrow in Polanskis Geniestreich die Bedrohung glaubhaft und fühlbar darstellte, so dass man sich der Sogwirkung des Streifens kaum entziehen konnte, ist Pamela Franklin hier nichts anderes als eine plappernde Nervensäge, die, wenn sie die eigene wäre, einen mühelos zur Weissglut treiben könnte – und da sie den diversen schockierenden Eröffnungen im Filmverlauf, eh, reichlich „abgebrüht“ gegenübersteht (also, die Dame ist schon wirklich taff, wenn sie recht locker zugucken kann, wie eine Frau in einem Autowrack verbrennt, sich deren Puppe unter den Nagel reisst und fürderhin zwar etwas irritabel, jedoch eigentlich ganz guter Dinge ist… reschpekt), drängt sich zumindest mir nicht unbedingt auf, dass ich für sie mitzittern müsste – die Gute soll mal ganz locker sehen, wie sie allein zurechtkommt. Bätsch. Ach ja, und wenn schon einer der zahlreichen weiteren Titel des Films The Toy Factory lautet – ein Blick hinter die Kulissen derselben hätte mich doch mal interessiert… Nase lang machen giltet nicht… bäh.

In Sachen Stimmung/Atmosphäre eines bodenständigen und halbwegs brauchbaren Okkulthorrors herrscht bei Necromancy jedenfalls tote Hose – die Stadt Lilith strahlt null Gefährdungspotential aus – das ist nicht mal eine von den so-bieder-dass-man-davor-Angst-haben-sollte-Gemeinden wie Stepford. Wie Cato überhaupt die Macht über den Ort an sich gerissen hat (man könnte anhand des Dargebotenen davon ausgehen, dass Cato schon immer der Chef in Lilith war – aber war er vorher auch schon Okkultist? Wenn ja, hätt´s den Kunstgriff um die Wiedererweckung seines Sohns ja nicht gebraucht und wenn nein, wie konnte er dann die Stadt nach seinem Gusto regieren?), bleibt unerforscht, ebenso ergibt sich keinerlei irgendwie erkennbarer Zusammenhang zwischen Lori und ihrer geisterhaften Hexen-Mentorin (das zumindest aber ist insoweit verständlich, als der komplette Subplot um „Geisterhexi“ erst in der Neufassung The Witching auftaucht, was auch erklärt, warum Lori diesen Visionen so gefasst gegenübersteht – als Pamela Franklin die Szenen spielte, war da von geisterhaften Gestalten, auf deren gequirlten Kuhdung in Dialogform man reagieren müsste, überhaupt nicht die Rede). Letztendlich erweist sich das Drehbuch (sofern´s denn eins gegeben hat und Gordon den Kram nicht einfach im Laufe des Drehs erfunden hat) als spannungsloser Schwurbel, der lediglich dann, wenn´s „okkult“ wird, ein wenig Interesse aufflackern lässt (die Satansparty bei Dr. Jay gereicht jeder S/M-Fete zur Ehre… naja, vielleicht auch nicht, okay, ganz gewiss nicht). Das macht es natürlich leichter, sich auf die sonstigen Unzulänglichkeiten des Streifens zu konzentrieren und wenn Bert I. Gordon am Steuer steht, können wir sicher sein, dass wir einige erleben… die Kameraführung ist, wie schon angedeutet, in manchen Szenen schlicht erschreckend abenteuerlich und amateurhaft (manchmal meint man, die Kamera wäre versehentlich vor der Klappe eingeschaltet worden und man hätte das so entstandene Material einfach dringelassen, weil´s ein paar Sekunden totschlägt), der Schnitt eine Zumutung (und damit sind keine Zensurschnitte gemeint) – wer im Schlussakt tatsächlich den Überblick behält, was wann wo wie und vielleicht sogar warum passiert, bekommt von mir persönlich den badmovies.de-Verdienstorden am Hosenband mit Schärpe verliehen, feierlich, in der Deutschlandhalle. Ebenso kriminell ist die Ausleuchtung und über die dreieinhalb Spezialeffekte sollte man eigentlich den berühmten Mantel der Barmherzigkeit ausbreiten – tu ich aber nicht und sage nur: zum SCHÄMEN! Larry Buchanan hatte in The Naked Witch wenigstens die Ausrede, erstens etliche Jahre vorher und mit erheblich weniger Kohle am Werke gewesen zu sein. Wenn man den schäbigen Rückprojektionseffekten bei der abschliessenden Nekromantie-Zeremonie noch unterstellen könnte, eine gewisse „ausserweltliche“ Atmosphäre zu schaffen (wobei ich meine linken Arm und meinen rechten Fuss darauf verwetten möchte, dass das keine Absicht war), sind die Überblendungseffekte zur „Reanimierung“ hochnotpeinlich. Tja, und die Unfallszene, in der Jennie in ihrem Wage hops geht, auf die wäre Ed Wood sicher stolz gewesen (zumindest auf die Tag- und Nachtunterschiede in selbiger).

Nun möchte man sich auf den ersten Blick wundern, dass ein gestandener Hollywood-Grossgeist wie Orson Welles (vom deutschen DVD-Cover peinlicherweise als „Orson Wells“ gebillt – wusste gar nicht, dass Orson ein Bruder von H.G. war… aber angesichts der Bert-I-Gordon-Connection macht das sogar, hüstel, einen sicken Sinn) sich in ein solches Machwerk verliert, aber, wer des Orsons Biographie ein wenig kennt, weiss, dass auch Citizen Kane himself wie mancher vom Hollywood-System im Stich gelassener Genius seine persönlichen Pet-Projects (namentlich die legendäre Don Quixote-Verfilmung, die von Jess Franco beendet wurde) mit der Mitwirkung in allerhand fünft- bis zwölftklassigen Schotterfilmchen finanzierte (und nicht nur in Filmen tätig wurde – welchem Metalfan laufen bei Manowars Defender nicht kalte Schauer über den Rücken, wenn Orson Welles seinen Monolog spricht?). Man kann für den guten Orson nur hoffen, dass der Gagencheck für Necromancy hoch genug ausgestellt war – angesichts seiner Performance, die ungefähr so diabolisch wirkt wie eine Folge Der König mit Günter Strack, vermute ich allerdings, nicht hoch genug. Welles absolviert die Partitut mit dem geringstmöglichen Aufwand (kann man ihm nicht verdenken) – witzigerweise erinnerte mich seine Darstellung ein wenig an Gunnar Hansens Kettensägenkultchefdarbietung in Hollywood Chainsaw Hookers – ob ich Orson selig damit ein wenig beleidige? Ich glaub, er hat Humor genug.

Pamela Franklin (Lori) begann ihre Darstellerkarriere als Kinder“star“ z.B. in Flipper´s New Adventures und mauserte sich mit Werken wie diesem, And Soon the Darkness, Legend of Hell House und Satan´s School for Girls zu einer frühen Scream Queen. Junge, wenn man Pamela Franklin hier agieren sieht, weiss man erst mal wieder, was man an Linnea Quigley, Michelle Bauer oder Brinke Stevens (die einen Mini-Auftritt in der neugedrehten Anfangs-Black-Mass hat) hat. Ausdruckslos ist gar kein Ausdruck (eh?). Natürlich wird gerade Ms. Franklin vom Script hemmungslos im Stich gelassen, aber so richtigen Enthusiasmus legt die gute Frau auch nicht an den Tag.

In der Rolle ihres Ehemanns orten wir überraschend Michael Ontkean, den wir aus David Lynchs Twin Peaks als Dorfsheriff kennen und der Eishockeyfans aus seiner einprägsamen Rolle in George Roy Hills grandiosem Slapshot bekannt sein dürfte. Hier hat er nicht viel zu tun, da das Script aus Frank nach zwanzig Minuten eine belanglose Randfigur macht, die vollkommen interesselos durchgeschleift wird.

Lee Purcell (Priscilla) murmelt sich monoton durch ihre Rolle als wandelndes Auskunftshäuschen für Plotexposition – schätzungsweise ist das zumindest teilweise so gewollt, aber zu einem gerüttelt Mass sicher auch Talentfreiheit. In den 70er und 80er Jahren fand Purcell rege Beschäftigung in den üblichen Verdächtigen amerikanischer TV-Serien wie Hawaii 5-0, Magnum oder Murder, She Wrote. Im Kino war sie u.a. in Airplane 2 zu sehen (hat da aber zumindest bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, and I really dig that film).

Wollen wir noch kurz Harvey Jason in der auch wenig dankbaren Rolle des Dr. Jay. Zumindest legt Jason ein wenig Bemühung in seine, eh, Bemühungen, womit er schon fast die enthusiastischte darstellerische Leistung vollbringt (was heisst hier „fast“?). Interessanterweise war sein erster Filmauftritt ein Bit Part in einem Film namens „Lilith“ (curse of his life, oder was?). „Markante“ Leinwandauftritte hatte er in The Gumball Rallye und Jurassic Park 2: The Lost World. In letzter Zeit beschäftigt sich Jason verstärkt mit voice acting für Computerspiele. Star Trek: The Next Generation-Fans erkennen Jason möglicherweise aus einem Gastauftritt in der Fanseits wohlgelittenen Episode The Big Goodbye.

Unter dem wahnsinnig cleveren Titel Horror Attack versucht uns CTI den Streifen auf DVD ans Herz zu legen (wobei CTI für den Titel nix kann, den hat sich schon der vormalige Videolizenzinhaberf Mike Hunter, der der Welt auch den tollen Titel Mondo Brutale für Last House on the Left ausdachte, nach sicher mehrwöchtigem Brainstorming ausgesucht). Das Sehvergnügen ist mal wieder eher zweifelhaft, da CTI erneut den Film auf drei getrennte Titel verteilt hat (wie bei Swap Meet, was beim jeweiligen Titelwechsel Hänger verursacht. Die Bildqualität ist eher grausam, aber vermutlich stand als Master nix anderes als ein altes Video zur Verfügung (und das Quellmaterial dürfte eh nie das beste gewesen sein). Schon fast einen Freudensprung machte ich, als ich feststellte, dass die Scheibe entgegen der Coverangabe sogar über englischen Originalton verfügt, man also Orson Welles markantes Organ so, wie´s der Herrgott geschaffen hat, geniessen kann. Bzw. könnte, wäre die englische Tonspur nicht mit einem permanenten Hintergrundzirpen ausgestattet, das einem schwer auf die Nerven geht – und da Orson auch noch ziemlich leise nuschelt, wird das ganze oftmals richtiggehend unverständlich. Die deutsche Tonspur ist zwar klarer, dafür aber auch leiser. An Extras gibt´s CTI-typisch nischewo.

Necromancy aka The Witching aka Horror Attack ist also, kommen wir zum Fazit, eine absolut lachhafte Ausrede für einen Okkultgrusler – ungefähr so dämonisch wie eine Scheibe Toastbrot, so gewalttätig wie ein Freundschaftsspiel des FC Bayern gegen einen Achtligisten und so blutig wie ein gut durchgebratenes Steak. Das ganze hat NULL filmische Werte und gibt sich durch die absolute Talentlosigkeit seiner Macher und den schauspielerischen Minimalismus von Orson Welles und Pamela Franklin mühelos der Lächerlichkeit preis – will sagen, über Necromancy kann sich der geneigte Trashfan, aber auch nur der, köstlich amüsieren… Disc einlegen, Bier köpfen, sich zusaufen und ungläubig zusehen, was sich vor dem erstaunten Auge abspielt – da das ganze auch bei nüchternem Zustand keinen Sinn ergibt, kann man sich hierbei getrost in einen Vollrausch picheln, vielleicht ergibt das Finale bei drei Promille ja sogar Sinn. Ausschliessen möchte ich das nicht… wer allerdings ernsthaft einen seriösen, erschreckenden Horrorfilm erwartet (also nicht erschreckend im Sinne von „erschreckend schlecht“), der muss um diesen Film einen kilometerweiten Bogen schlagen. Mutige Seelen können über unten stehenden Link für gar nicht mal so viel Geld einkaufen gehen… Bier-Bewertung absolut nur für Hardcore-Trash-Enthusiasten repräsentativ.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 6


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Thomas Hortian
2. Juli 2017 4:57

Na, 9 Biere sind etwas viel und 6 Biere muss man trinken, um den durchzustehen; sehe den bei 7 Bomben/4 Bieren. Langweiliger Kack, aber es gibt zumindest Titten, Orson Welles und satanische Zeremonien.
Und was Gordons Output angeht, „Tormented Terror“ und „Picture Mommy Dead“ sind tatsächlich recht gelungen, wobei ersterer leider etwas sehr billig daherkommt.