Hologram Man

 
  • Deutscher Titel: Hologram Man
  • Original-Titel: Hologram Man
  •  
  • Regie: Richard Pepin
  • Land: USA
  • Jahr: 1995
  • Darsteller:

    Joe Lara (Decoda), Evan Lurie (Norman „Slash“ Gallagher), Michael Nouri (Jameson), John Amos (Wes Strickland), Joseph Campanella (Dr. Stern), Alex Cord (Gov. Hampton), Arabella Holzbog (Natalie), David Kagen (Chief of Police), Tiny Lister (Eightball), William Sanderson (Manny), Nicholas Worth (One-Eye)


Vorwort

Der Terrorist und Anarchist Norman Gallagher („nenn mich SLASH!“) plant einen Anschlag auf den Gouverneur. Obwohl Captain Strickland und sein neuer Partner Decoda (sic) in letzter Minute Wind von den Attentatsplänen bekommen, können sie den Anschlag nicht verhindern – nach einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd tötet Slash den Gouverneur und Strickland, ehe Decoda ihn überwältigen kann.

Gallagher wird zu Haft in „holografischer Stasis“ verurteilt – bei dieser Strafmaßnahme wird quasi das Bewusstsein des Inhaftierten in einen Computer geladen, auf dass der Delinquent zu einem besseren Menschen umprogrammiert wird, während sein Körper auf Eis gelegt wird.

Fünf Jahre später steht Slashs erstes Bewährungshearing an. In L.A. hat sich einiges geändert – des Smogs wegen wurde über Downtown eine riesige Kuppel errichtet und der Einfachheit halber hat die Firma, die die Kuppel errichtet hat, die mächtige „California Corporation“, die Macht übernommen und ist unter Führung des von Jameson geleiteten Stadtrats mehr oder midner dabei, einen totalitären Polizeistaat zu errichten. Das hat zumindest aus Decodas Sicht den Vorteil, das niemand ein Interesse daran hat, Slash, reformiert oder nicht, in die Freiheit zu entlassen. Dessen noch hochgradig aktive Gang hat allerdings eh nicht vor, sich auf juristische Winkelzüge zu verlassen, sondern längst Manny, den Asssistenten von Dr. Stern, der den holografischen Strafvollzug entwickelt hat und überwacht, auf ihrer Lohnliste.

Zur Anhörung wird Slash holografisch in den Saal projiziert und erweist sich, wie von allen erwartet, als von der Umprogrammierung völlig unbeeindruckt. Als Slash wieder zurück in die Speicherbänke befördert werden soll, schlägt Saboteur Manny zu und jagt einen Energiestoß ins System, der das Hologramm Slash in die reale Welt entlässt, wo es, da nicht im Wortsinne körperlich, gegen die komplette Bandbreite des Waffenarsenals von bloßen Fäusten bis Atombomben immun ist. Decoda kann die Flucht Slashs also nicht verhindern.

Slash macht sich prompt ans Werk, seine anarcho-terroristischen Aktivitäten (die jetzt zumindest eine gewisse moralische Berechtigung haben) wieder aufzunehmen. Mannys Genie verleiht ihm via einer Polymer-„Maske“ auch wieder Stofflichkeit, solange sein echter Körper noch in den Kühlhallen des Gefängnisses liegt. Decoda wird damit beauftragt, den Entsprungenen, der sich daran macht, die Mitglieder des Stadtrats einen nach dem anderen umzulegen, wieder einzufangen, ohne Rücksicht auf etwaige zivile Kollateralschäden.

Da gegen ein unbesiegbares Hologramm allerdings kein Kraut gewachsen ist, zieht Decoda immer wieder den Kürzeren. Doch ihm und Natalie, seiner Freundin und nebenher Tochter und weitere Assistentin Dr. Sterns, kommt eine Idee – früher oder später wird Slash seinen Körper wieder haben wollen. Man stellt dem Bösewicht eine Falle – doch Slash gelingt es, Decoda tödlich zu verletzen und einmal mehr zu entkommen. Natalie sieht nur eine Chance, Decoda zu retten…


Inhalt

Hach, Merry und Pippin, will sagen Pepin und Merhi, will sagen PM Entertainment. Ich hab mich schon (viel zu) lange nicht mehr mit dem Output dieser fröhlichen Gesellen, ohne die die späten Achtziger und Neunziger für Videothekenkunden deutlich langweiliger gewesen wären, beschäftigt (was auch daran lag, dass ich befürchtete, den problemlos erwerbbaren Teil der PM-Filmographie mehr oder weniger erschöpfend abgehandelt zu haben).

Für die Zuspätgekommenen – PM Entertainment war eine der ersten B-Produktionsschmieden Hollywoods, die sich exklusiv auf den Videomarkt beschränkte und mit Mittelklassestars sowie hervorragender Expertise auf dem Gebiet handgemachten Stuntworks bei Actionfreunden einen guten Namen machte. Innerhalb weniger Jahre arbeiteten sich Richard Pepin und Joseph Merhi von Ultra-Low-Budget-Klopfern, denen man die technischen Beschränkungen noch deutlich ansah, zu soliden B-Remmidemmi, das jede Menge bang for the buck bot und sich kaum hinter kleineren Major-Produktionen verstecken musste, hoch, bis der weitgehende Zusammenbruch des klassischen Videosektors das Geschäftsmodell nicht mehr rentabel werden ließ. Aber die gut 10 Jahre, in denen PM aktiv war, und besonders die fünf-sechs Jahre ab 1991/92, die „goldene Ära“ von PM, waren eine schöne Zeit.

„Hologram Man“ hatte ich, zugegeben, zwar als Namen mal gehört, aber nicht wirklich mit PM in Verbindung gebracht (PM machte gelegentlich zwar auch in SF-Themen, z.B. mit „Cyber-Tracker“, aber nicht primär), aber am aktuellen BluRay-Release in der Platinum Cult Collection konnte ich dann doch nicht vorbeigehen, auch, weil ich was für Joe Lara übrig habe – vielleicht der letzte typische „B-Body“ der Videothekenära, der aber schon ein bisschen zu spät dran war, um noch ein bisschen Mainstream-Popularität abzugreifen (obwohl er immerhin in zwei TV-Filmen und einer kurzlebigen Fernsehserie ein gar nicht schlecht besetzter „Tarzan“ war).

Der Feder von Co-Star Evan Lurie (einem recht interessanten Zeitgenossen, der abseits seiner kurzen Karriere als B-Film-Schuft Vorsteher einer Fusion-Jazz-Band ist, diverse Filmscores komponierte und mittlerweile Besitzer einer Kunstgalerie ist) entsprungen, ist die Story von „Hologram Man“ nicht mehr als ein bescheidener (und erstaunlich blödsinniger) Versuch, sich an „Demolition Man“ anzuhängen – hier wie dort haben wir einen Schlimmfinger ersten Ranges (der in „Hologram Man“ sogar ein wenig mit Denis Learys Revoluzzer-Charakter aus „Demolition Man“ verschmolzen wurde), seinen Erzfeind, den Zeitsprung aufgrund eines ungewöhnlichen Strafvollzuges und ein sich in der Zwischenzeit entwickelt habendes „Utopia“, das sich bei näherem Hinkucken doch eher als Dystopie entpuppt. Freilich ist das hier ein recht unbeholfenes Nachäffen – Slashs Motivation und Philosophie ist völlig unbestimmt (er redet zwar davon, die Stadt wieder an die Menschen zurückzugeben, aber letztlich will er halt nur selbst der Chef sein, was nur daran erinnert, dass es keine gute Idee ist, zwei distinkt unterschiedliche Charaktere wie den „evil for evil’s sake“-bösen Phoenix und den Linksanarchisten Friendly in eine Figur zu pressen), die Fünjahresspanne des „Zeitsprungs“ ist viel zu kurz, um die augenscheinlich umwälzenden gesellschaftlichen Veränderungen des CalCorp-Regimes glaubhaft sein zu lassen (dito die wenigen angedeuteten technischen Neuerungen, wie die futuristischen Fahrzeuge, die sich unter die herkömmlichen Autos gemischt haben), Plotpoints wie die riesige Kuppel, die L.A. vor Smog schützt, sind völlig bedeutungslos, und, naja, klar, während man das cryogenische Gefängnis von „Demolition Man“ als durchaus noch in realer Wissenschaft begründet sehen konnte, zeugt das hiesige Gimmick nur einmal mehr vom völligen Unverständnis wissenschaftlicher und technischer Grundprinzipien (ergo: mir erscheint die wissenschaftlich-technische Plausibilität des „Hologramm-Gefängnisses“ ein klein wenig zweifelhaft, hüstel).

Aber – *ramponierte, überbeanspruchte Gebetsmühle raushol* -, PM-Filme glotzt man bekanntlich nicht wegen der Story. Die dient nur dazu, die diversen Actionszenen einigermaßen logisch aneinanderzukoppeln und die notwendigsten Charaktereigenschaften und Motive zu etablieren. Jedes Mehr an Story ist bloße Zugabe, und dass Evan Lurie immerhin andeutet, welch fatale Folgen es haben kann, wenn politische Macht offen dem Wirtschaftskapital ausgehändigt wird (und damit auch ein bisschen durchschimmern lässt, dass das wenieg, was Slash an tatsächlicher Ideologie zukommt, schon in etwa dem entsprechen dürfte, was Lurie selbst denkt) und zumindest ein kleines Fitzelchen Kapitalismuskritik sichtbar ist, ist in der Tat mehr als der übliche B-Action-Reißer aus der PM-Werkstatt bieten muss. Ansonsten klappert „Hologram Man“ die üblichen Beats brav ab – unser Held hat eine love interest, die auch eine Sexszene hergibt, muss tragische Verluste wegstecken (erst Chef, dann Partner), was die Sache persönlich macht, der Bösewicht sucht sich Verbündete und hintergeht diese nach Lust und Laune und wenn Lurie nach typischerweise zwei Minuten die Ideen ausgehen, warum seine Charaktere sich unterhalten sollten, explodiert irgendwas.

Ehrlich – ich habe selten einen Film gesehen, bei dem die Bezeichnung „Action-Porn“ angebrachter wäre. Es ist ein Testament an den Willen der PM-Besatzung, dem Publikum das zu liefern, was es wünscht, dass „Hologram Man“ wirklich keine Dialogszene hat, die länger als drei Minuten dauert, sondern zuverlässig Gründe findet, wann immer ein „Handlungssgement“ länger als eine Zigarettenpause werden könnte, einen Shoot-out vom Zaun zu brechen, eine Verfolgungsjagd zu starten oder dekorativ etwas in die Luft zu jagen. Gut, gelegentlich schummelt Regisseur Pepin etwas und behilft sich mit ein wenig Archivaufnahmen aus „Cyber-Tracker 2“, was aber – wenn man die „Cyber-Tracker“-Trilogie nicht auswendig gelernt hat – nicht weiter auffällt (schließlich muss man als B-Produzent sparen, wo’s geht: so trägt „Hologram Man“ z.B. als Polizeiuniformen auch Uniformen aus V – Die außerirdischen Besucher kommen auf). Es regiert Äktschn satt und auch wenn „Hologram Man“ ein paar Möglichkeiten liegen lässt (sowohl was den unkaputtbaren Schurken an sich angeht und den Kniff, dass Slash als Hologramm per Polymer-Hülle jede beliebige Gestalt annehmen könnte) – und das finale Duell zweier Hologramm-Supermänner im Vergleich zur hochoktanigen Action zuvor ein kleiner letdown ist -, es ist immer wieder erstaunlich, wieviel PM aus seinen Budgets rausholen konnte. Autos werden im Minutentakt geschrottet, Pyrotechnik gibt’s im Dutzend billiger und auf semiexplizite Shoot-outs mit einem Bodycount in locker dreistelliger Höhe gab’s augenscheinlich Mengenrabatt. Da hat man kaum Zeit, sich wirklich Gedanken darum zu machen, ob der ganze Storyfirlefanz Sinn macht oder nicht. Abstriche muss man halt machen, wo PM die hauseigene Expertise ein wenig ausgeht, und das sind die Visual FX – wer sein Budget in Blechschäden und TNT steckt, hat eben nix mehr übrig für die SF-Seite der Effekte. Die Holo-Trickaufnahmen sind ziemlich jämmerlich und lassen „Raumschiff Enterprise“ (und zwar die Originalserie) wie state-of-the-art-Tricktechnik aussehen.

Der Score von PM-Hauskomponist John Gonzalez beschallt die Chose unauffällig (was allerdings schon ein hohes Lob ist, denn PM-Scores konnten durchaus auch ohrenfolternd werden, vor allem, wenn sie noch irgendeine R’n’B-Ballade beinhalteten… *denkt-an-Midnight Warrior-und-schüttelt-sich*. Nach Neuprüfung ist der einstige 18er-Titel nun ungeschnitten ab 16 freigegeben und das passt schon so.

Joe Lara macht sich als heldenhafter Cop mit gruseligem Backenbart manierlich – der Genrefan schätzt ihn natürlich als American Cyborg – Steel Warrior, auch in zwei Folgen der Operation Delta Force-Serie war er dabei. Lara, der u.a. Pilot, Taucher, Falkner und Scharfschütze ist, kümmert sich inzwischen hauptsächlich um eine Karriere als Country-Musiker. Dass Evan Lurie sich als Drehbuchautor die besten Lines zugeschanzt hat, überrascht nicht – er hat aber auch dieses leicht Überhebliche, das einem guten B-Schurken zupass kommt. Lurie ist u.a. auch in „Cyborg 3“, „American Kickboxer 2“ und „Tigerkralle 2“ zu sehen, von ihm komponierte Musik hört man u.a. in „Trees Lounge“ und „American Hustle“.

Die für einen PM-B-Film geradezu fulminant prominente Nebenrollen-Besetzung ist angesichts der Tatsache, dass „Hologram Man“ wohl einer DER handlungsärmsten PM-Holzer ist, beinahe verschwendet. Möchtegern-Stadtdiktator Jameson wird von Michael Nouri („Flashdance“, „The Hidden“, „Forrester – gefunden!“, „Navy CIS“) auf Autopilot runtergeleiert, wohingegen William Sanderson („Blade Runner“, „Last Man Standing“, „Deadwood“) und Nicholas Worth („Dark Angel: The Ascent“, „Darkman“, „Das Ding aus dem Sumpf“) engagiert zu Werke gehen. Tiny Lister (interessanterweise noch als „Tiny Zeus Lister“ kreditiert, um seinen, hihi, ikonischen Charakter aus dem WWF-Hulk-Hogan-Vehikel „No Holds Barred“ zu würdigen) wurde hoffentlich nicht nach Silben bezahlt. TV-Veteran Joseph Campanella („Mannix“, „Springfield Story“, „Reich und schön“, „Practice – Die Anwälte“) gibt den typischen Altstar-in-der-Nebenrolle-Part, John Amos („Roots“, „Der Prinz aus Zamunda“, „Lock Up“, „The West Wing“, „Men in Trees“) und Alex Cord („Das Geheimnis des gelben Grabes“, „Airwolf“, „CIA Codename Alexa“) bringen’s bereits im ersten Akt hinter sich, wobei zumindest Amos sichtlich seinen Spaß hat.

Die Frauenrollen bringen weniger Prominenz mit – „Natalie“ Arabella Holzbog debütierte in Brian Bosworths „Stone Cold – Kalt wie Stein“, war dann noch in „Carnosaurus“ zu sehen, schaffte aber nie den wirklichen Durchbruch. Zuletzt war sie im Musical „Across the Universe“ zu sehen. Decodas bedauernswerte Partnerin Casey mimt Michelle Smith, die in Tim Conways „Dorf on Golf“-Videos erstmals auffiel, aber über kleine Sitcom-Parts wie in „Eine schrecklich nette Familie“ oder „Mein Vater ist ein Außerirdischer“ nicht hinauskam.

Bildqualität: Der 1.77:1-Transfer der Platinum Cult Collection erweist sich als gut aufgeräumt, vor allem, wenn man bedenkt, wie verschmutzt das Ausgangsmaterial war (dazu gibt’s eine kurze Featurette). Natürliche Farben, solide Schärfe, guter Kontrast – alles natürlich nicht auf dem aktuellster HD-Produktionen, aber gutklassig für einen kleinen B-Fetzer.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton in Dolby Digital 2.0 und 5.1. Die Synchro, aus Nostalgiegründen mal von mir bevorzugt, ist gut ausgefallen. Der Dialogton ist gelegentlich etwas leise und droht, von Musik- und Soundeffekten erschlagen zu werden, aber das hält sich im Rahmen. Detusche Untertitel werden mitgeliefert.

Extras: Nicht die Welt – das Wendecover kommt mit einem alternativen, stark Terminator-beeinflusstem Motiv, dazu gibt’s Trailer, den Bodycount für die schnittberichte-Fraktion, die erwähnte Featurette zur digitalen Entrümpelung des Prints und ein nettes kleines Booklet.

Fazit: Als *Film* mag „Hologram Man“ mit seiner dämlichen Prämisse und dem praktisch völligen Verzicht auf Storytelling nicht viel taugen, aber heidewitzka, macht der Hobel Spaß. Es ist ein selten ehrlicher Remmidemmi-Film, der nichts anderes will, als anderthalb Stunden Schießereien, Fights und Explosionen pur zu liefern und das auch verdammt nochmal hinbekommt. Anspruchsloses, aber rasantes und, this being PM, professionell gewerkeltes B-Entertainment (wenn man über die VFX mal großzügig hinwegsieht), wie ich’s immer wieder gern sehe. POW! BAM! BLAM! KABOOOM!!!

4/5


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments