- Original-Titel: Hollywood: Wild in the Streets
- Regie: N.A.
- Land: USA
- Jahr: 1999
- Darsteller:
Howard Stern
Tori Spelling
Cameron Diaz
David Faustino
Anna Nicole Smith
Carmen Electra
George Clooney
Drew Barrymore
Jason Gedrick
Vorwort
Jaja, ich höre das kollektive Aufseufzen meiner „Fangemeinde“… „Wasollnjetzdas???“ Ich weiss, ich lege die Grenzen meiner Tätigkeit gelegentlich etwas liberal aus, und unser heutiges Objekt ist schon wirklich ein arger Megagrenzfall, denn technisch gesehen haben wir´s hier nicht mal mit ´nem richtigen Film zu tun. Andererseits kann man Tapes (bzw. Discs) wie diese als legitime Nachfolger der Mondo-Filme der 60er und 70er sehen (mit denen wir uns ja jüngst in Form von The Wild Wild World of Jayne Mansfield auseinandergesetzt haben) und zum anderen lag die Scheibe halt einfach hier rum, weil ein netter Mensch, der hier schon mehrfach gegrüsste Gert, sie mir netterweise auslieh. Und da ich nun wieder selten einem Freifilm aus dem Wege gehe, dachte ich mir, kann ich das Teil ja gleich mal für die Site besprechen und das Gefühl haben, was sinnvolles zu tun ;-))
Hollywood: Wild in the Streets kommt von einer kleinen Klitsche namens Paparazzi TV, deren, cough-cough, künstlerisches Konzept darin zu bestehen scheint, sich mit einem billigen Camcorder an die nächstbeste Strassenecke in Hollywood zu stellen und abzuwarten, was passiert. Naja, sowas kann und muss ja eigentlich nur in Hollywood funktionieren…
Inhalt
Nachdem zu den spärlichen Opening Titles ein paar Highlights des Kommenden zu den Klängen eines annehmbaren Punksongs mit dem hübschen Titel „Booze up and riot“ runtergenudelt werden, steigen wir auch gleich „richtig“ ein. Die Ausrede für dieses Video ist ein Blick in die Nightclub-Szene von L.A., und damit das ganze auch ein wenig journalistische Credibility hat, gibt´s zwischen der Camcorder-Footage immer wieder ein paar Interviewsprengsel mit zweifelsohne bedeutenden Leuten wie Nightclub-Kolumnisten, Nightclub-Türstehern, Nightclub-Promotern und dem ein oder anderen Nightclub-Gast. Ungeheuer kreativ und tiefschürfend… Der Kolumnist gibt dann auch gleich das Geheimnis jedes Nightclub-Erfolges zum besten: „You need the girls. Where the girls are, the guys will follow.“ Für diese einstein´sche Erkenntnis schlage ich den Kerl glatt für den Nobelpreis vor.
Was in der folgenden knappen Stunde sich ereignet, ist eigentlich nicht wirklich der Rede wert. Wer sich von der impressiven Cast-Liste oben hat beeindrucken lassen, ist selber schuld. Die erwähnten Celebrities tauchen grösstenteils in sekundenkurzen Einstellungen auf, die sie bei aufregenden Tätigkeiten wie Aussteigen aus einer Limousine, Eintreten in einen Club bzw. die reverse Reihenfolge zeigt. Im grossen und ganzen besteht die „exciting footage“ aus zwei Schwerpunkten: erstens – Kerle, die sich aufgrund von irgendwelchen Nichtigkeiten gegenseitig verprügeln, oft und gerne handelt es sich hierbei auf der einen Seite um nicht eingelassene Gäste und auf der anderen Seite um die Bouncer-Kleiderschränke. Zweitens: Girls verschiedener Alters-, Gewichts- und Güteklassen, die sich so exaltiert wie möglich geben, bei jeder Gelegenheit Bluse und Röcke lupfen und uns an ihren anatomischen Eigenschaften teilhaben lassen (wobei man Chauvi genug sein kann, um festzustellen, dass die ein oder andere wirklich lecker aussieht und andererseits dann auch wieder Realist genug, um sich darüber im klaren zu sein, dass mit mit einer Partyschlampe dieses Kalibers vermutlich nicht wirklich den Mörderspass haben wird).
Was die Prügeleien angeht, sind diese recht heftig – die beteiligten Kämpen halten sich nicht zurück und verdreschen sich ordentlich, beim ein oder anderen gehen da schon mal temporär die Lichter aus und einige der Herrschaften verspritzen auch das ein oder andere von ihrem kostbaren roten Lebenssaft.
Das plätschert so einige Zeit vor sich hin, wobei die Sache unter dem Kapitel „Show Stoppers“ durch eine offensichtlich schwer angeheiterte Dame aufgelockert wird, die auf offener Strasse eine Art Gogo-Lap-Dance abzieht (und dafür eine unschuldige Hauswand schändet). Die anwesenden Passanten sind schwer begeistert (überhaupt ist die Crowd an den diversen Boulevards in Hollywood ziemlich amüsierfähig… auch der ein oder andere Fight wird von anerkennenden bis begeisterten Zuschauern verfolgt) und spenden den ein oder anderen Dollar (was die Gute ob ihres Delirium tremens nicht richtig mitbekommt, schade eigentlich, hätte die Haushaltskasse aufgebessert), bis die Cops des Weges kommen, das nicht so lustig finden und die Tante vermutlich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses festnehmen.
Nach mehr brutalen Schlägereien kommen wir zu einem der weiteren Höhepunkte unter dem Kapitel „When Actors Fight“ – was zunächst für unser ungeübtes Auge wie einer der schon dutzendfach vorher durchgespielten Doormen-Fights aussieht, entpuppt sich als Kampfeinlage von Bud Bundy David Faustino, der dem todesmutigen Kameramann nach gewonnener Schlacht zwar einen Stinkefinger zeigt, auf dessen Kompliment „Good fight!“ aber artigerweise ein „Thank yoü folgen lässt. Unter der selben Rubrik gibt´s noch einen zweiten Fight, dessen Protagonist ein wenig nach Johnny Depp aussieht, aber da das Video ansonsten bei jeder halbwegs prominenten Visage den Namen einblendet, hier aber nicht, handelt´s sich wohl um ein Lookalike.
Damit wir nicht vergessen, dass die Mädels auch nicht besser sind als die Kerle, folgen ein paar Catfights (inklusive einer längeren Sequenz, bei der sich eine ca. vierzigjährige Lady mit Chaffeur mit zwei Junggemüse-Girlies in die Haare kriegt). George Clooney mit damaliger Flamme amüsiert sich über einen Kerl, der direkt vor ihm die Hosen runterlässt und der Welt seinen Penis zeigt.
Herzig wird die Angelegenheit unter den Kapiteln „Walkin´ the Ladies Back Home“ und „Party Girls“. Ersteres dokumentiert, wie die Herren der Schöpfung die von ihnen eroberten Herzdamen abschlepen und das oft im Wortsinne. So manch bewusstlose Maid wird von ihrem Besitzer (anders kann man´s in den Fällen oft nicht ausdrücken) sprichwörtlich über die Schulter geworfen und abgetragen. Selbstachtung scheint nicht der Hauptcharakterzug der Hollywood-Girls zu sein – das wird auch im zweiten angesprochenen Kapitel deutlich… „Party Girls“ beschäftigt sich mit jungen Frauen im fortgeschrittenen Stadium der Besinnungslosigkeit aufgrund Alkohol- und/oder Drogenkonsums. Da krachen die Mädels schon mal auf dem Bürgersteig zusammen, werden mit Müh & Not von ihren Freundinnen in Taxis gescheucht (oder von Boyfriends mit den freundlichen Worten „Get into the fuckin´ car, goddamn stupid!“ ins eigene Auto). Schon erstaunlich, wie man bzw. frau sich gehen lassen kann. Die Partydroge GHB ist nach allgemeiner Ansicht für derartige Sodom-und-Gomorrha-mässige Zustände verantwortlich. Damit wir aber auch ein bissl über Promis ablästern können, sehen wir auch eine schwer abgefüllte Tori Spelling.
Es schliessen sich ein paar weitere Fights mit Türstehern an (wie einer der Zunft bemerkt, findet er es ganz lustig, dass die Typen, die den Streit vom Zaun brechen, meistens nach kurzer Zeit an der Seite stehen und sich das entbrannte Tohuwabohu interessiert bekucken), bevor´s im Kapitel „Last Night I Had The Strangest Dream“ ans Aufräumen geht. Cops und Medics sammeln die Gestrandeten und halbwegs Überlebenden ein und verfrachten sie in Krankenwagen, soweit sie nicht festnahmetauglich sind…
Die letzten beiden Kapitel outen sich dann wieder grösstenteils als T&A-Parade (so z.B. als Hugh Hefner sich mit zwei Bunnies in einen Nachtclub eincheckt und einer eifrig posierenden Carmen Electra), aber mit einer truly bizarre sequence… zwei Mädels halten ihre Limousine an, öffnen den Kofferraum, dem entklettert ein leicht derangiert wirkender Herr und zahlt die Schicksen aus… (???). Nach ein paar letzten Fights im Morgengrauen – am lustigsten zweifellos das Segment, in dem ein mexikanischer Rosenverkäufer von ein paar besoffenen Typen geschubst wird, dadurch seine Rosen verliert und als aufrechter mexikanischer Ehrenmann sofort seinen Gürtel zückt, um die Fieslinge damit zu verdreschen – endet der Hauptteil des Films und wir sehen uns die „Bonus Footage“ an. Im ersten Segment sollen wir angeblich Jack Nicholson mit einem Playmate in einer finsteren Gasse beobachten können. Nachteil an der Finsternis ist, dass die Identität der betreffenden Personen abschliessend ungeklärt bleiben muss, da man schlichtweg nicht erkennen kann, um wen´s sich handelt. Zweite Bonus-Szene ist eine weitere Schlägerei, bei der angeblich Glenn Plummer anwesend gewesen sein soll (warum man uns ihn allerdings dann nicht zeigt, ist die andere Frage). Die dritte Szene zeigt einen „troubled yound man“, der sich auf dem Dach eines Burger King verschanzt hat und dort randaliert. Die vierte Szene bringt uns einen leicht aggressiven Türsteher näher, der unliebsame Gäste mit dem üblichen Absperr-Seil für den Einlass verprügelt. Dann erweisen sich die Paparazzi-TV-Leute überraschenderweise als Gutmenschen. Als sie zufällig Zeuge werden, wie ein Typ sein Weibi auf offener Strasse verprügelt, stürmen sie aus ihrem Versteck und konfrontieren den Knaben mit der Tatsache, dass er bei der schändlichen Tat gefilmt wurde: „You´re a dead man in court!“ Wie ein geprügelter Hund schleicht der Offender von dannen.
Zum Abschluss gibt´s dann noch ein paar heisse Outfits bzw. das, was Girls in Hollywood für solche halten und dann ist nach 62 Minuten endlich Schluss.
Bewertung
Am besten amüsiert man sich ja immer noch über andere Leute… und das ist wohl auch der Grund, warum ich mich trotz der offensichtlichen objektiven Wertlosigkeit des hier vertretenen Videomaterials stellenweise prächtig amüsiert habe. Manche Leut´ sind halt schlicht und ergreifend so blöd, dass kein erfundener Charakter aus einem schlechten Film ihnen das Wasser reichen könnte. Mir, zugegebenermassen noch nie besonders enthusiastischer Discogänger, deucht es schon reichlich behämmert, sich wegen Blödsinnigkeiten wegen Nichtreingelassenwerdens in einen Club handgreiflich zu werden (vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die Türsteher meistens handliches Wandschrankformat haben und man mit blossen Händen da recht selten den längeren zieht…) und was so manches Mädel treibt, um an Land gezogen zu werden (natürlich bevorzugt von einem der rich & famous people), wird mir verstandesmässig auch auf ewig verschlossen bleiben (es gibt da schon reichlich exaltierte Beispiele, wie z.B. das fe., äh, will sagen, nicht ganz schlanke Goth-Girl, das offensichtlich auch Sklavin ist, zumindest zeigt ihr glücklicher Macker dem Kamerateam stolz die Spanking-Spuren am Hinterteil des Mädels). Ganz lustig sind auch die Reaktionen einiger Leute, die tatsächlich im Drogen- und/oder Alkrausch mitbekommen, dass sie gefilmt werden. Einige sind, wie man es erwarten möchte, wenig erbaut und gehen auf den wackeren Kameramann los, andere sind richtiggehend begeistert… Beispiele: „Hey, you´re gettin´ filmed!“ (Typ zu seiner halb komatösen Freundin), „Send me a copy of that“ (halbnacktes Girl aus einer fahrenden Limousine), „Am I in one of those B-rated movies now?“ (mittelalte Blondine, die auf dem Schoss eines Rollstuhlfahrers rumrutscht).
Bei den diversen Kloppereien muss man sich natürlich vor Augen halten, dass das Zeuch, dass den Streithähnen über die Visage läuft, echtes Blut und nicht Ketchup ist… andererseits erweckt keiner von den Typen den Eindruck, er würde nicht verdienen, was er da abbekommt (kann ein übles Vorurteil sein, ich weiss ;-)). Hin und wieder fühlte ich mich doch an die „Bumfight“-Affäre erinnern (Ihr kennt das ja sicher, ging kreuz und quer durch die Medien), nicht weil die Sachen abgesprochen wirken würden, sondern halt schlicht und ergreifend wegen dem Echtheits-Faktor und dem damit zwangsläufigen schlechten Gewissen, sich darüber zu amüsieren, dass sich real people aus irgendwelchen nichtigen Gründen kräftig auf die Glocke hauen (bzw. treten).
Wie gesagt, filmisch ist das ganze natürlich nichts wert, und spätestens der fünfte Fight vor einer Nightclub-Tür aus verwackelter Camcorder-Perspektive wirkt ein wenig ermüdend, aber einen gewissen Unterhaltungswert kann ich dem ganzen nicht absprechen.
Worüber man sich mit Recht ärgern kann und sollte, sofern man die Disc tatsächlich gekauft hat, ist, dass die vielen auf dem Cover gross herausgestellten Namen wie Drew Barrymore, Cameron Diaz oder Howard Stern gerade mal für Sekundenbruchteile durchs Bild hüpfen – bis auf David Faustino und Tori Spelling tut von den Celebs auch keiner was moralisch verwerfliches, 95 % der Laufzeit beanspruchen die Auseinandersetzungen von namenlosen Losern und die T&A-Show von ebenso namenslosen Partyschlampen. Darüber muss man sich im klaren sein – wer erwartet, er würde Cameron Diaz beim Strippen erwischen oder Drew Barrymore beim heissen lesbischen Sex mit sonstwem, ist hier im falschen Film (obwohl es eine kurze Szene von Mickey Rourke gibt, der einen Kerl küsst – sieht aber so aus, als wäre das bei irgendeiner Veranstaltung und als Gag gedacht). Für eine solide Stunde heftiges Ablästern über die Blödheit gewisser amerikanischer Westküstenbewohner und ihre nächtlichen Ausgehgewohnheiten ist die Scheibe allerdings gut. Könnte man z.B. gut bei einer lustigen Party als Hintergrundberieselung laufen lassen und sich zwischen zwei Drinks über ein weiteres gefallenes Mädchen (im Wortsinne) und einen k.o. gegangenen Vollidioten amüsieren – sicher kein „politisch korrektes“ Amüsemang, aber die ganze Welt ist ja nicht politisch korrekt – und als Beispiel dafür, wie behämmert und verkommen diese unsere Welt doch ist, taugt Hollywood: Wild in the Streets auf jeden Fall. Freunde von Tits & Ass kommen ebenfalls voll auf ihre Kosten (und können sich an allen Varianten zwischen Natur und Silikon-Ballonbrüsten ergötzen). Geld ausgeben würd´ ich persönlich aber dann doch nicht für den moralisch zweifelhaften Spass…
(c) 2001 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 9
BIER-Skala: 5
Review verfasst am: 01.06.2001