Hollywood Kills

 
  • Deutscher Titel: Hollywood Kills
  • Original-Titel: Hollywood Kills
  •  
  • Regie: Sven Pape
  • Land: USA
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    Dominic Keating (Francis Fenway), Happy Mahaney (James Dell), Angela DiMarco (Sarah Dell), Matthew Scollon (Vaughn Mason), Gillian Shure (Chantelle Sholay), Zack Ward (Nate Folds), Todd Duffey (Ken Vincent), Marco Khan (Assistent), Erica Kim, Lisa Kim (Fantasy Twins)


Vorwort

Der Traum vom Ruhm in der Glitzermetropole Hollywood hat auch Sarah Dell erfasst – sie würde gern als „Writer/Director“ zu filmemacherischen Ehren kommen. Momentan teilt sie sich noch ihre Bude mit Möchtegernschauspielerin Chantelle und bekommt Besuch von ihrem Bruder James, einem fest auf dem Boden der Tatsachen stehenden Burschen, und Cousin Vaughn, einem tätowierten Hallodri, dessen Erfolg bei der Damenwelt in umgekehrt proportinalem Verhältnis zu seiner Selbsteinschätzung steht.
Chantelle schleppt die ganze Seilschaft in einen angesagten Schuppen, wo das blonde Gift (und damit einhergehend ihre mehr oder weniger beeindruckte und beeindruckende Entourage) die Aufmerksamkeit von Nate Folds, einem Filmstar, der schon bessere Zeiten gesehen hat, erregt. Nate lädt die Truppe zu einer informellen „after show“-Party im Hauptquartier des legendären und zurückgezogen lebenden Produzenten Francis Fenway ein. Fenway entpuppt sich als seltsamer Geselle, der „das Leben“ seiner Gäste dokumentieren will und sie über ihre Wünsche und Träume ausquetscht. Bei Sarah und Chantelle liegt die Sache klar, Vaughn will ein paar Weiber flachlegen, nur James hat keine spezifischen Wunschvorstellungen. Fenway setzt ihn trotzdem, wie auch die anderen, unter Drogen, denn selbstredend ist der Herr Produzent ein sadistisches Individuum und nutzt die ihm geschilderten Wünsche und Träume, um daraus zu seiner Erbauung höchst reale Todesszenarien zu stricken.
Für Sarah hat er sich was ganz besonderes ausgedacht – sie darf, mit Nägeln gespickt, in seiner Kommandozentrale zukucken, wie es ihren Freunden und Verwandten an den Kragen geht. Aber vor allem James – den Fenway vor die Entscheidung gestellt hat, einfach gehen zu dürfen oder aber mit dem Rest der Blase ins Gras zu beißen – erweist sich als renitenter Gegenspieler…


Inhalt

Machen wir mal wieder weiter mit einem Film, von dem ich bis zur Sichtung noch nie etwas gehört habe und der sich in meiner Sammlung als Bestandteil der „Halloween-Kreaturen des Schreckens“-Box von Best Entertainment (der wir auch schon Gemmen wie Alien Warrior oder Mexican Werewolf verdanken) materialisierte (und da eigentlich gar nicht reinpasst, schließlich ist dieser Streifen gewiss kein „creature feature“).

Sven Pape, der mir persönlich genauso unbekannte Regisseur des stolzen Werks, scheint aus dem Dunstkreis von James Cameron zu kommen (immerhin durfte er an der Cameron’schen TV-Serie „Earthship.TV“ mit heruminszenieren, außerdem schnitt er Cam-Mans Tiefseedoku „Ghosts of the Abyss“) und ist offenbar mit einer gesunden zynischen Abneigung gegen den Hollywood-Betrieb ausgestattet – nach „L.A. Twister“, der’s über die Comedy-Schiene versuchte, ist „Hollywood Kills“ schon sein zweiter Film über das Filmmekka und die sich dort bietenden Abgründe.

Allerdings ist der Hollywood-Backdrop im Endeffekt nur Staffage für ein annäherndes „Saw“-Derivat (ohne das allerdings „richtig“ auszuleben), allerdings eines der erträglicheren Sorte (wenn man will, kann man vielleicht sogar noch ein paar leichte „Cube“-Einflüsse geltend machen) – man könnte die Story zwar einigermaßen einfach in ein beliebiges anderes Setting verfrachten, aber natürlich hat der Gedanke des verrückten Produzenten/Regisseurs, der, nachdem er in der Filmwelt alles erreicht hat, nun Leben und Sterben „echter“ Menschen inszeniert, seinen Reiz, und durch das Hinzufügen der Möchtegern-Autorin/Regisseurin Sarah entspannt sich zusätzliches Drama, da relativ schnell einleuchtet, dass Fenway, der seine Killereien ersichtlich hauptsächlich aus Langeweile betreibt, Sarah als potentielle Nachfolgerin sieht und sie zwangsweise (mit Mitteln, wie sie ähnlich auch Dario Argentos Killer in „Opera“ anwandte) auf den Geschmack bringen will, dass die „Kontrolle“ über Leben und Tod die ultimative Steigerung des Autoren- und Regisseursdasein wäre. Nette Idee.

Weniger nett ist, dass wir über Fenways Entourage recht wenig erfahren (wie er z.B. Nate Folds für seine Operation gewinnen konnte und wer, was und warum die „Fantasy Twins“ – die übrigens auch so kreditiert werden -, seine asiatischen Kameramädels, sind; heillos übertrieben sind die technischen Möglichkeiten von Fenways Hauptquartier (nachdem unsere Helden eingetreten sind, verschiebt sich die Fassade des Gebäudes – mittels ausgesprochen schäbiger CGI – kreuz und quer, als wäre sie des Cube-Würfels kleiner hässlicher Bruder) – zumal der Film selbst, in seinem Narrative, damit wiederum nichts anfängt, es nur als „coolen“ visuellen Effekt einsetzt.

Storytechnisch selbst tut sich nichts allzu „dramatisches“ im Sinne des Wortes. Das Gimmick, die Opfer anhand ihrer Wünsche und Fantasien abzumurksen, bleibt weitgehend ungenutzt (zumal es Fenway tatsächlich genau einmal gelingt, eines seiner Opfer halbwegs im Rahmen dieses Konstrukts umzubringen, nämlich Chantele in ihrem Streiben, ein „Sexsymbol“ zu werden, und selbst das ist in der gewählten Form eher weit hergeholt: Zunächst darf sie einen Pole Dance versuchen, dann soll sie bei einer Vergewaltigung ermordet werden – immerhin ist Fenways Regieanweisung „Your motivation is … to die“ ganz knuffig – , und das klappt auch nicht so ganz), die zweite Filmhälfte spielt sich als relativ generisches „wir müssen Person XY finden und retten“-Muster. Das „düstere“ Twistende ist zwar einigermaßen hübsch böse (SPOILER: Wir schließen mit einem Satz neuer „Opfer“, die zu einem Casting für die Verfilmung der eben abgespulten Gesichte erscheinen…), aber irgendwo auch ziemlich vorhersehbar.

Auf der handwerklichen Seite ist „Hollywood Kills“ bis auf die schwachen CGI, die aber auch nur in dieser einen erwähnten Szene zum Vorschein kommen, recht annehmbar – von Cameron lernen heißt nicht unbedingt siegen lernen, aber zumindest bekommt man das technische Rüstzeug wohl doch mit. Pape zieht recht großen Nutzen aus seiner Location, das Tempo zieht nach verhaltener Auftaktphase auch ordentlich an und obwohl nichts sonderlich originell ist, entwickelt sich aufgrund des ein oder anderen eingeworfenen dramaturgischen Klimmzugs auch leidlich Spannung. Kameraführung und Schnitt sind für ein preiswertes B-Movie akzeptabel, die musikalische Untermalung ist nicht sensationell, aber auch nicht nervig.

Was Pape und seine Effektkünstler sich an schmoddrigen Sudeleien ausgedacht haben, bleibt dem gesetzestreuen deutschen Konsumente einmal mehr verborgen; in der üblichen babylonischen Fassungsverwirrung von Veröffentlichungen aus dem Best/MIB-Umfeld gibt’s mal wieder drei Versionen und die einzig komplette dürfen sich die Ösis ankucken. Drei Minuten gekürzt ist die deutsche JK-Fassung (mittlerweile prompt indiziert), die Kaufhausversion entbehrt weitere sechs Sekunden (das dürfte also nicht sonderlich dramatisch sein), übrig geblieben ist letztlich ein echter Splattereffekt (Chantales endgültiges Ende dagegen fehlt komplett).

Das Ensemble lässt sich in zwei Klassen einteilen – die etablierten „Stars“ auf der Fieslingsseite und die charismafreien Trantüten im Helden-Department. Dominic Keating („Star Trek: Enterprise“) entpuppt sich als ausgesprochen charmant-exaltierter Schurke und ist mit lebhafter Spielfreude an der Arbeit (wer vier Jahre lang edel und gut sein musste, ist vermutlich ganz froh, wenn er mal seine dunkle Seite ausführen darf).
Zack Ward („Titus“, „BloodRayne 2“, Alone in the Dark II) spielt als Fenways Gehilfe Nate Folds ebenfalls im Rahmen eines B-Films sein Können aus (es kommt ihm wohl zu Gute, dass er sich quasi selbst, einen „has-been“ spielen darf oder muss), und Marco Khan („10.000 BC“, „Fluch der Karibik“) ist einer von diesen typischen Schurken-Helfern, der in einer stummen Rolle im Bildhintergrund mehr Charisma ausstrahlt als so mancher ausgebildeter Mime.

Dagegen sind die „Helden“, wie erwähnt, echte Ausfälle. Happy Mahaney („I Hate Musicals“) ist ein selten uninteressanter Pappkamerad – es ist zweifellos irgendwo dramaturgisch gewollt, dass seine Figur eben „uninteressant“ ist, aber man muss es ja nicht so überzeugend spielen…
Angela DiMarco („What the Funny“) muss ab ungefähr Drittelmarke eh nicht mehr viel tun außer leidend in einem Rollstuhl sitzen und doof kucken, Gillian Shure („The Slaughterhouse Massacre“) ist zwar einigermaßen nett anzusehen, aber nicht sonderlich talentiert, einzig Matthew Scollon („Killers 2: The Beast“, „Closer to Death“) macht den Eindruck, als interessiere ihn das, was er zu spielen hat, so halbwegs.
Für einen Cameo als betrunkener Nate-Folds-Fan auf einem Club-Klo schaut übrigens Ex-Evanescence-Klampfer Ben Moody vorbei.

Bildqualität: Für so’nen X-Filme-auf-Y-DVDs-Release ist der Print, den Best bzw. „Great Movies“ hier aufgetrieben hat, recht tauglich. Der 1.85:1-Transfer (anamorph) ist von den Schärfe- und Kontrastwerten okay, wenn auch unspektakulär, die Kompression mittelprächtig. Geht für einen solchen Budget-Release aber in Ordnung.

Tonqualität: Immerhin gibt’s neben der deutschen Synchro auch den O-Ton (Deutsch Dolby 5.1, Englisch Dolby 2.0), der zwar auch keine großartigen Bäume ausreißt, für den Hausgebrauch aber ausreicht.

Extras: Keine.

Fazit: Okay. Ja, das ist wirklich das Fazit. „Hollywood Kills“ ist okay. Es ist kein besonders guter, aber eben auch kein besonders schlechter Film. Die Ideen, die er hat, sind überwiegend besser als die Ausführung derselben, aber die gut aufgelegte Schurkenfraktion Keating/Ward/Khan reißt die ausgesprochen blassen Vorstellungen der milktoast-Helden ein wenig raus. Nichts, woran man sich mal wohlwollend erinnern wird, aber ein annehmbarer Weg, achtzig Minuten totzuschlagen – natürlich wäre mir aber eine vollständige Version lieber gewesen, wer weiß, was drei Minuten Gore aus dem Kram noch herausholen könnten… Knapp an der nächsthöheren Wertung gescheitert.


mm
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