Hollywood Chainsaw Hookers – Mit Motorsägen spaßt man nicht

 
  • Deutscher Titel: Hollywood Chainsaw Hookers - Mit Motorsägen spaßt man nicht
  • Original-Titel: Hollywood Chainsaw Hookers
  • Alternative Titel: Mit Motorsägen spaßt man nicht | Hollywood Hookers |
  • Regie: Fred Olen Ray
  • Land: USA
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Jack Chandler (Jay Richardson)
    Samantha Kelso (Linnea Quigley)
    Mercedes (Michelle Bauer (als Michelle McLellan))
    The Stranger/The Master (Gunnar Hansen)
    Lisa (Esther Elise)
    Lori (Dawn Wildsmith)
    Ilsa (Tricia Burns)
    Hermie (Jerry Fox)
    Bo (Jimmy Williams)
    Jake, the Bartender (Michael Sonye (als Dukey Flyswatter))
    Harrison (Dennis Mooney)
    Sally (Susie Wilson)


Vorwort

Man kann´s mir einfach nicht recht machen. Zu der Erkenntnis würde sicher auch der ein oder andere B-Movie-Produzent kommen, der versucht, meinen Reviews eine einheitliche Linie zu entnehmen, aber das mein ich diesmal gar nicht. Nein, vielmehr hab ich zur Zeit knapp dreissig noch ungesehene Filme, die dringend nach einem Review schreien, hier im Regal stehen, und was mach ich nun an einem weiteren unerträglich heissen Samstag abend, dessen Fernsehprogramm nicht zu Merkwürdens gesteigertem Frohlocken angetan ist? Richtig, er greift sich eine steinalte Laserdisc aus dem Regal, anstelle die Neuheiten unter die Lupe zu nehmen. Tja, was wollt Ihr dagegen machen? 😉

Andererseits ist Hollywood Chainsaw Hookers genau DER Film, den ich seit Jahren (eigentlich, seit ich mit dieser Site hier angefangen habe) besprechen wollte (schliesslich steht der auch schon seit noch mehr Jahren in der heimischen Sammlung), aber zu dem ich irgendwie letztendlich nie vorgedrungen bin, weil immer wieder ein anderes Filmchen dazwischen kam. Versteh´ ich selber nicht, zumal ich als bekennender Fred-Olen-Ray-Fan ja schon ganz andere seiner Werke hier besprochen habe. Naja, besser spät als nie.

Hollywood Chainsaw Hookers zählt zweifellos zu den populärsten Werken des Maestros, was sicher zu einem nicht unwesentlichen Teil schon mal am Titel liegt – die nahezu allmächtigen Zensoren der BBFC, die dem Inselvolk mit der verqueren Königsfamilie vorschreiben, was sie sehen darf, verpassten dem Film gleich mal die Titelkürzung auf Hollywood Hookers und liessen es dabei nicht bewenden, nö, der Streifen fand Eingang auf die berüchtigte „Video Nasties“-Liste – nach Ansicht der britischen Filmexperten gehört Rays billiger Fetzer zu den Streifen, nach deren Genuss der durchschnittliche Brite gern mal zur Axt greift und seine Schwiegermutter durch den Fleischwolf dreht. Was soll man sagen, wer links fährt, dem ist vermutlich alles zuzutrauen… Fakt ist, das der Streifen recht legendär geworden ist, auch aufgrund des Mitwirkens zweier beliebter Scream-Queens des 80er-Jahre-B-Horror-Films: Linnea Creepozoids Quigley und Michelle „Ex-Pia-Snow“ Bauer – und als Zugabe gibt sich niemand anderes als The Original Leatherface himself, Gunnar Hansen, die Ehre. Die Zutaten für einen Kultfilm sind also angerichtet…

Und noch die Warnung: nasty language ahead, parental advisory suggested 🙂


Inhalt

Bei einem früheren Fred-Olen-Ray-Film ist übertriebene Ernsthaftigkeit sowieso nicht zu erwarten, aber für diejenigen, die erstmals in ein Ray-Werk zappen, stellt schon die erste Texttafel klar, wohin der Hase läuft, sinngemäss lautet der Text: „Der Umfang mit Kettensägen ist gefährlich, unsere Leute sind Profis, versucht das nicht zuhause – besonders wenn ihr nackt seid und gerade Sex haben wollt… mein Gewissen ist rein, gez. Fred Olen Ray“. Ich mein, wie kann man diesen Film nicht lieben?

Etwas anderes, was man bei einem Fred-Olen-Ray-Film aus den 80ern nicht erwarten darf, ist, dass selbiger irgendwie so aussieht, als könnte er Geld gekostet haben. Gegen eine typische Ray-AIP-Produktion aus alten Zeiten wirkt sein neumodischer Krempel für Phoenician Entertainment (wie Critical Mass oder Venomous) wie James Cameron. Daher sind die Sets, ehm, eher sparsam… genau wie das erste „Set“, das genau genommen aus einem (1) Schreibtisch und einem (1) schwarzem Backdrop besteht. Zwischen diesen beiden Teilen sitzt eine superoxydierte Wasserstoffblondine (early-Ray-Regular Dawn Wildsmith, auch in Star Slammer und Warlord mit von der Partie) und wird verhört (womit zumindest die Örtlichkeit geklärt wäre) – sieht so aus, als wäre Blondie eine Nutte (duh!) und einen ihrer Freier hat ein vorzeitiges Ende gefunden. Und die Bullen (die offscreen bleiben) wüssten gern, was genau passiert ist. Blondie ist nur zu gern bereit, zu erklären – nachdem der Herr ihr nach Verrichtung erklärt habe, pleite zu sein, habe sie zu einem „sexual enhancement device“ gegriffen. Und das corpus defickti, eh, delicti, wird von den wissbegierigen Bullen auch gleich auf den Tisch gelegt – eine Kettensäge. Unglücklicherweise – für die Cops – ist das Ding betriebsbereit und Blondie demonstriert, was sie mit ihrem Kunden so angestellt hat…

Womit wir zu den Opening Titles kommen würden, die ellenlang sind (aber man kann ja auch mit schlichten Mitteln die Laufzeit strecken), ehe uns über Stock Footage der Skyline von L.A. eine Voiceover-Narration begrüsst und die sorgt mit ihren ersten Worten auch für klare Verhältnisse: „Die Stadt der Engel – wenn ich den Bastard erwische, der sich diesen Spruch ausgedacht hat…“ Wir begrüssen Jack Chandler (seehr clever!), seines Zeichens Privatdetektiv (nochmal: duh!) von der guten alten Marlowe-Schule (weswegen Trenchcoat und Hut vorgeschrieben sind, wie auch bei The Big Fall gesehen… nur meinten die´s dort ernst und hier ist´s Comedy) – Chandler merkt fürs Protokoll an, dass es „ruhig“ in der Stadt sei, „so ruhig, wie´s in einer Stadt sein kann, in der acht Millionen Ratten rumkrauchen“ (und ich denke, dass er nicht die possierlichen Krankheitsüberträger meint, von denen ich ein Exemplar gestern vor meiner trauten Hütte geortet habe). Auf seiner Couch räkelt sich schlafend ein blondes Girl (ein anderes blondes Girl als das aus dem Teaser, genau genommen Linnea Quigley herself) und daraus schliessen wir (naja, und auch aus den in der Hinsicht wenig subtilen Voiceovers), dass wir es mit einem Flashback-Film zu tun haben – normalerweise spannungstötend, wie ich schon des öfteren rumnölte, aber wir ham´s ja auch net mit´nem Spannungsfilm zu tun.
Alles begann, so sagt uns Chandler, in der schmierigen Westside-Bar, in der schmierige Geschäfte auf regelmässiger Basis getätigt werden… und ab und an geht jemand drauf. Gut, die Bar sieht nicht schmieriger aus als die Trees Lounge-Bar, in der Steve Buscemi in seinem Regiedebüt (das ich sicherlich auch noch mal besprechen werde, cuz it´s a darn good film) abhängt, aber glauben wir´s einfach mal. Zu den Gästen gehören zwei Damen des horizontalen Gewerbes (eine davon Michelle mjam-mjam Bauer) und ein irgendwie unglücklich wirkender Kerl in einem Holzfällerhemd. Michelle wittert Beute und schmeisst sich an den Knaben ran – der outet sich als Bauarbeiter und stellt sich als „Bo, Bo Hansen“ vor (unvermeidlicher „Bobö-Joke hier zu finden). Während ein bärtiger Geselle das Geschehen in der Bar mit unbewegter stoischer Miene beobachtet (Gunnar Hansen), weiss Michelle, was „Bobö fehlt: „tender fuckin´ care“. Bo identifiziert die Maid als Nutte, handelt sich dafür aber einen Rüffel ein: „Ich gewähre gelegentlich gewisse Dienstleistungen, so ähnlich wie ein Sozialarbeiter,“ definiert das Mädel ihren Tätigkeitsbereich und gibt ihren Namen mit Mercedes an. „Du bist bestimmt genauso teuer wie ein Mercedes!“ – „Für grosse Jungs wie dich kann ich Finanzierung arrangieren!“ Bo ist überredet und lässt sich von Mercedes in ihr Motelzimmer abschleppen. Schätzungsweise sollen wir jetzt beeindruckt sein, denn zumindest ist´s Bo und Mercedes grinst: „Die Einrichtung hat mir Howard Hughes vermacht“. Muss der alte Zausel aber auf seine alten Tage mächtig verarmt sein, wenn´s für nicht mehr als ein Elvis-Poster und ein paar Lichterketten gereicht hat. Ist Bo aber auch schon wurscht, denn ein Bett ist da, auf das er sich nach dem Austauschen diverser amüsanter Zweideutigkeiten schmeisst, während Mercedes Musik auflegt (hier wurde in der Post-Production fraglos aufgrund Copyright-Probleme der beim Dreh verwendete Elvis-Song durch einen solchen eines Elvis-Imitators ersetzt… macht leider Michelles Impromptu-Aktion, die Elvis-Lyrics pantomimisch zu unterstüzten, zunichte) und sich aus sämtlichen vorhandenen Hüllen schält (wie ich schon sagte: wie kann man diesen Film nicht lieben???) Bo sabbert vor sich hin und zieht aufgrund jahreszeitlich bedingter sexueller Gelüste (this line borrowed from the Inchtabokatables, oder wie immer die sich noch mal schreiben…) aus der Tatsache, dass Mercedes ihr Elvis-Poster mit einer Plastikplane behängt und sich eine Duschhaube aufsetzt, die falschen bzw. gar keine Schlüsse. Gut, wenn sich Michelle Bauer nackt auf mich werfen würde, säh´ ich das mit der Duschhaube vermutlich auch nicht gar so eng, hüstel. Allerdings ist Mr. Bo dem Frauenzimmer etwas zu verkrampft, aber „ich hab was, um dich aufzulockern“. Überraschung – Mercedes holt die Kettensäge raus und schon fliesst das Kunstblut eimerweise, Bo wird verhackstückt. Damit keiner auf die Idee kommt, das für eine echte Horror-Szene zu halten: nicht nur, weil Bo entgegen landläufiger Vermutungen für Fälle wie diesen fleissig wie am Spiess schreit, obwohl Mercedes ihm schon längst alle hierfür vitalen Organe extrahiert hat, trägt dazu bei, diese Szene einfach nur a) gross und b) witzig zu finden, sondern auch das aus allen möglichen und unmöglichen Richtungen über Michelle Bauer geschüttete Kunstblut, die wild herumfliegenden Gliedmassen und ganz besonders der Part, an dem eine abgetrennte Hand an Michelles Brust greift… wer bei dieser Szene nicht zumindest ein debiles Grinsen aufsetzt, ist zweifellos ein Mitglied der BPjM-Gremien. All dieses Treiben wird vom bärtigen Gunnar Hansen überwacht.

Auch zu Jack Chandler hat sich rumgesprochen, dass immer öfter in Los Angeles in ihre Einzelteile zerlegte Freier auftauchen, die Polizei vermutet einen Serientäter (ach nee), alas, es ist nicht sein Bier, denn er hat harmlosere Aufträge, so z.B. den, ein Provinzmädel namens Samantha Kelso aufzuspüren, das sich unerlaubterweise aus dem trauten Elternhause geflüchtet hat. Oder, wie Chandler sich ausdrückt: „I find people, not pieces – although both jobs occasionally overlap“ (ich hab zum Glück nie eine deutsche Fassung dieses Films gesehen, meiner bescheidenen Ansicht nach sind 90 % der Gags unübersetzbar). Jedenfalls hat Chandler eine heisse Spur und die führt ihn ins Polizeihauptquartier (es hat noch nicht mal für einen establishing-stock-footage-Shot des prominenten Police-HQ von L.A. gereicht… naja, man kennt´s ja eh aus Beverly Hills Cop und kann´s sich denken), denn im Zuge ihrer Kettensägen-Ermittlungen haben die Ordnungshüter ein Mädel aufgegriffen, auf das Samanthas Beschreibung halbwegs passt und daher ersucht Chandler bei dem Cop Harrison, mit dem ihn eine innige Hassliebe verbindet (Jack Chandler: „Ich bin so ehrlich wie ein Mitglied der Truppe!“ – Harrison: „Dann gehörst du hinter Schloss und Riegel!“), um Sichtung der Gefangenen (nicht bevor Harrison mit seinem magenschwachen Leichenbeschauer telefonieren darf: „Wie viele Opfer sind nun in dem Sack?“). Was dann aber in einen 30-Kilo-Satz schwerster Eisenketten (mit einem Vorhängeschloss von den Ausmassen des Brandenburger Tors) in Harrisons Büro geschleppt wird, ist natürlich nicht Samatha, sondern Wasserstoffblondie von vorhin – Lori von Namen. Seit Lori die Verhörbeamten mit der unvorsichtigerweise betankten Kettensäge zerstückelt hat, ist man bei den Bullen etwas vorsichtiger geworden. Chandler stellt fest, dass Lori nicht Samantha ist (ein wahrer Könner), konfrontiert sie aber mit einem Bild der von ihm Gesuchten. Loris Reaktion deutet darauf hin, dass sie das Girl kennt, aber sie sacht nix, also lässt Harrison sie wieder abtransportieren. Chandler begleitet Harrison, weil er nix besseres zu tun hat, ins Polizeilabor, wo wieder mal Bestandteile eines Mordopfers eingeliefert wurden – ein paar Finger nebst Kondomen und einem Streichholzbriefchen. In einem Moment göttlicher Eingebung stibitzt Chandler die Zündis und empfiehlt sich.

„Ich konnte Lori nicht vergessen,“ sülzt der Voiceover-Kommentar, „ihren Blick, ihre Stimme…“ Tja, letztere kann einem wirklich im Schlaf nachgehen – Richtung Kreide-auf-Schiefertafel. Nix lässt einen Mann besser vergessen als eine Runde Ficki-Ficki mit der Sort-of-Freundin. Die heisst hier Sally und hat nicht mehr zu tun, als ihre Brüste zu zeigen und einzupennen. Chandler windet sich aus der Situation, um eine zu rauchen, hat aber kein Feuerzeug – welch Glück, dass die von ihm konfiszierten Streichhölzer noch da sind und was findet sich auf dem Zündholzbriefchen? Der Name „Mercedes“ und eine Telefonnummer. „Wollte der Kerl sich ein Auto kaufen und ist statt dessen auf dem Gebrauchtteilemarkt gelandet?“ fragt sich Chandler und ruft einfach mal an. Am anderen Ende der Strippe ist selbstredend kein Gebrauchtwagenverkäufer, sondern eine Frau zu hören und unser Privatschnüffler vereinbart einfach mal ein Date. Sein Versuch, sich unauffällig aus Sallys Appartment zu schleichen, scheitert, was zu einer putzigen Szene führt: Sein Voiceover versichert uns, das Sally all verständnisvoll and stuff ist und ihm für seine Arbeit alles gute Wünscht, während die Bilder eine geringfügig andere Sprache sprechen. Truly inspired (nicht wirklich, aber zumindest darn funny).

Fuck, dieses Review wird vermutlich abartig lang – ich hab noch nicht mal Seite 2 meiner Notizen halb fertig und es warten noch fünf. Ich geh erst mal eine rauchen. Wartet so lange.

Noch da? Gut. Meanwhile, irgendwo in der Stadt – in seiner Wohnung wartet ein Kerl mit geschmacklosem Jackett hypernervös auf die Ankunft der von ihm bestellten Gewerbedame, die trifft auch prompt samt einem Riesenkoffer (Inhalt: „24 inches of fun“ – hint-hint) ein. Lisa, so heisst sie, soll für Hermie, so heisst er, ein wenig posieren – als Produzent von Baseballschlägern, „sehr beliebt bei den Little-Leaguern und Kirchengruppen“, möchte er seinem Geschäft durch die Produktion eines Nackt-Kalenders auf die Sprünge helfen (wird vor allem bei den Kirchengruppen enorm helfen, möcht´ ich vermuten – sollte man da nicht eher einen Gay-Kalender rausbringen? Har-har. Gratitious pun). Das folgende Fotoshooting besticht nicht nur dadurch, dass Hermie ersichtlich kein Naturtalent, was die Fotografiererei angeht ist, sondern auch durch diverse Fälle von furchtbarer Continuity (Lisas Reizwäsche ist mal dran, mal nicht) und dummen Gesichtern (seitens Lisa), bis die keulenschwingende Lisa ihrem Fotografen näher tritt und ihm das Sportgerät über den Schädel zieht. Den bewusstlosen Körper schleift sie in die Badewanne und packt dann die Kettensäge aus – und weiter geht die fröhliche Kunstblutorgie. Von draussen schaut Gunnar Hansen zufrieden lächelnd zu.

Indes bereitet sich Jack Chandler auf sein Date mit Mercedes („wenig Kilometer, gebaut für Komfort, nicht für Geschwindigkeit“) vor. Das Radio bringt die polizeiliche Stellungnahme zum

letzten Kettensägen-Todesfall: „Das Opfer reinigte seine Kettensäge, als diese plötzlich losging.“ „Vielleicht ein Selbstmord,“ scherzt der DJ. Jack entert die Westside-Bar, die von einem erklecklichen Haufen Minderjähriger bevölkert wird, und beschliesst, da Mercedes noch nicht da ist, den Barkeeper ein wenig auszufragen. In einem an ZAZ-Filme erinnernden Moment zeigt er dem Barmann erst ein Foto von Samantha, dann eins einer Kettensäge und schliesslich ein Häschen-Schattenspiel. Nichts lockt den Cocktailshaker aus der Reserve. Da taucht Mercedes auf und lotst Jack an einen Tisch vor die Bühne, wo eine weitgehend unbeachtete (dabei gar nicht so unleckere, hehe) Strip-Show vor sich geht. Mercedes möchte wissen, woher Jack ihre Nummer hat: „Ein Freund hat sie mir empfohlen. Er war sehr zufrieden mit den Scheinwerfern und der Polsterung,“ improvisiert Jack nach einer kurzen Inaugenscheinname von Mercedes´ Serienausstattung. Mercedes liebt offene Worte: „Ich werde dir das Gehirn rausficken!“ Ich treff´ solche Mädels nie. Was mach´ ich falsch? Jedenfalls stolziert Mercedes zwecks Drinkbeschaffung gen Bar, so dass Jack sich auf die Tittenschau auf der Bühne konzentrieren kann – und wer reckt da seine Möpse in die Zuschauerschaft? Niemand anders als Samantha Kelso. Da fällt Jack fast die Fluppe aus der Gosche, oder wie er sich selbst ausdrückt: „Knock me over with a pubic hair!“ (! übersetzt ungefähr: „Schlag mir ´n Schamhaar über´n Schädel!“) Unser Schnüffler wittert also Übles und schwingt sich in die bareigene Telefonzelle, um die Uniformierte zu Hilfe zu holen, doch da ist nur der Anrufbeantworter dran: „Wenn sie gerade einen Mord verübt haben, bleiben sie bitte dran, wir würden gern mit ihnen reden. Wenn sie gerade dabei sind, ermordet zu werden, rufen sie 911, für schnelleren Service!“ Tja, Pech. Jack wandert zurück an seinen Tisch und stellt fest, dass erstens Samantha weg und zweitens Mercedes plus Cocktails wieder da ist. „Was trinkst du da?“ begehrt Jack zu wissen. „Einen ´Screaming Orgasm´“, wortet Mercedes ant. „Ich wusste, dass das sowas sein wird,“ brummt Jack und klatscht dann auch umgehend ob der Drogen in seinem Cocktail kopfwärtig auf die Tischplatte. „Vielleicht sollte ich in Zukunft mehr ins Glas als auf den Arsch schauen,“ resümmiert Jacks Voiceover. Jedenfalls kommt Jack mit schwerem Schädel wieder zu sich und glaubt sich im Paradies für die, die grosse Titten lieben, wiederzufinden. Ein blondes, von uns bislang noch nicht gesehenes, Gift kümmert sich gar liebevoll um den zugedeckten Jack in ihrem Bett. Nachdem das Girl sich vergewissert hat, dass Jack die Polizei nicht erreicht hat, stellt selbiger fest, dass er nicht, wie zuerst gedacht, aus Drogennachwirkung paralysiert, sondern vielmehr ordinär hand- und fussmässig an die Schlafstatt gefesselt ist. Mercedes und Samantha gesellen sich zur trauten Runde – spontane Selbsterkenntnis des privaten Ermittlers: „Wenn´s einen jährlichen Preis für den grössten Trottel gibt, brauch ich´ne grössere Schrankwand“ – und dem Luxusgefährt plus dem bislang unbekannten Mädel, das übrigens Ilsa heisst, steht nach einer kleinen Vergewaltigung der Sinn. Doch bevor es dem armen Jack ernsthaft an die Wäsche geht (was ein wahrhaft grausames Schicksal wäre, hehe), unterbricht Gunnar Hansen, eh, „Der Meister“, die Vorbereitungen zum Dreier ohne Zusatzzahl und ruft die Schicksen zur Ordnung. Der Meister hat nämlich andere Pläne, und die bestehen erst mal darin, dass Ilsa sich auf Jacks Bauch hockt und mit einem Dolch ein wenig seine stolze Männerbrust einritzt. Jack, nicht gerade der tough guy schlecht hin, brüllt seine Schmerzen hinaus. Der Meister bittet um Ruhe: „Denken Sie an die Nachbarn. Die wollen schlafen!“ (hinderte meine Unter-Mieterin auch nicht, sich gestern nacht eine mittlere Beziehungsschlacht mit ihrem Macker zu liefern – war amüsant, bis mein spielverderbender anderer Nachbar dem einen Riegel vorschob). Während Ilsa dem armen Jack noch das Blut von den Brustwarzen leckt, stellt der Meister fest: „Sie sind zu einem schlechten Zeitpunkt erschienen – schlecht für sie!“ Okayokay, ich versuche mich etwas kürzer zu fassen, schliesslich kommt jetzt Exposition-en-bloc. Jack verdächtigt den Meister und seine Mädels zunächst, einen illegalen Gliedmassen-Handel aufzuziehen, aber als der Meister die Girls als seine „Jüngerinnen“ bezeichnet, hält Jack ihn für durchgedreht: „Ach so, du bist der Hohepriester eines altertümlichen Kettensägerverehrerkults, was?“ Exaktemento. „Wen betet ihr an? Black & Decker?“ wisecracked Jack, aber El Maestro spricht natürlich vom Kult seiner altägyptischen Vorfahren und der „Kettensäge der Götter“ (das muss ich in meinem nie belegten Ägyptologie-Seminar verpasst haben) und die verlange dummerweise nunmal häufige Menschenopfer. „Jaja,“ meint Jack, „und heute ist diese spezielle Opfer dran, damit du wieder hundert Jahre weiter leben kannst“. Der Meister ist entsetzt: „Woher weisst du das???“ Jedenfalls ist Jack der Auserwählte für dieses Spezial-Opfer und soll deswegen in den Tempel des Kults verbracht werden. Findet Jack okay, denn da kann er unterwegs flüchten. Das Argument leuchtet ein und daher gibt der Meister die Anweisung, Jack doch lieber an Ort und Stelle zu zerstückeln: „Die Götter werden es schon sehen!“ Tja, das kommt von der grossen Klappe, Jackie… Der Meister macht den Abflug, die Girls, zumindest Ilsa und Mercedes, sind voll der Vorfreude. Ilsa würde unseren Helden ja doch gerne noch vorab ein wenig vergewohltätigen, aber Mercedes winkt ab: „Gleich beginnt die Letterman-Show.“ Jack versucht leicht panisch, die still rumsitzende Samantha zum Eingreifen zu veranlassen, aber dazu muss es nicht kommen, denn leider ist Mercedes´ Säge der Sprit ausgegangen. „Ich hab dir gesagt, wir hätten bei Texaco halten sollen,“ beschwert sich Ilsa, bevor sie mit Mercedes mal kurz zur nächsten Tanke marschiert und Samantha als Bewacherin zurücklässt.

Aus akutester Lebensgefahr befreit, gelingt es Jack tatsächlich, mit Samantha zu reden und erfährt, dass Sammy mit nichten wegen ihres Stiefvaters von daheim ausgebüxt sei, sondern spezifisch um den Kettensägenkult zu infiltrieren, der in ihrem Heimatkaff eine ihrer besten Freundinnen in handliche Einzelteile zerlegt habe, wofür sie Rache zu nehmen sie gedenke (äh, Grammatik?) Jedenfalls befreit sie den Schnüffler, weigert sich aber, ihn fliehenderweise zu begleiten: „Ich soll heute abend das Hauptopfer sein!“ Aber nein, Samantha plagt kein geheimer Todeswunsch, vielmehr hegt sie den Plan, während der Opferzeremonie den Tempel samt aller Kultisten abzufackeln. Prinzipiell keine schlechte Idee, findet Jack, aber mit einem minor flaw: wenn Mercedes & Co. bemerken, dass Jack weg ist, werden sie sich seiner Ansicht nach sägentechnisch an Samantha halten. Das Girl bleibt uneinsichtig und getreu der alten Methode „Mit Gewalt geht alles besser“ greift Jack schliesslich zu vehementen Mitteln und verpasst Samantha eine lichtauslöschende Kopfnuss.

Auf der Fahrt in sein Büro kann Jack darüber nachdenken, ob die USA angesichts menschenopfernder Kettensägenkulte „mit der Religionsfreiheit nicht doch zu weit gegangen“ ist (mir würd´s reichen, wenn man die wiedergeborenen Christen verbieten würde…). Er ruft bei Harrison privat an, erwischt aber wieder nur den Anrufknecht: „Hinterlassen sie eine Nachricht, es sei denn, sie sind Jack Chandler – ich hab dir schon hundertmal gesagt, dass du mich nicht zuhause anrufen sollst!“ Nixdestotrotz labert Jack seine bisherigen Erkenntnisse aufs Band. Samantha kommt zu sich und schmeisst sich gleich mal mit vollem Körpereinsatz an unseren Detektiv, natürlich zum denkbar unpassendsten Zeitpunkt kommt Sally mal kurz vorbei und sieht nur, wie Jack unter der Maid liegt und weniger Widerstand leistet, als es einer wenig wohlmeinenden Fruendin lieb sein könnte. Wutentbrannt verabschiedet sich Sally aus Büro und Handlung, was Jack eher locker aufnimmt – Linnea Quigley in der Hand ist besser als Susie Wilson auf´m Dach, oder?

(Gott, ich bin gerade erst beim Sidebreak der Laserdisc – wo soll das Review noch hinführen? Ich brauch schon wieder nen Glimmstengel. Habt Geduld.)

Okay, auf zum Endspurt, auf der zweiten Seite der Disc ist ja nicht mehr so viel Film, hehe. Jack und Samantha haben ihren Quickie ordnungsgemäss erledigt, während unsereins die Disc umgedreht hat (unfair das) und düsen zum Tempel, der nach Sams Erinnerung die Tarnung eines Import/Export-Lagerhauses trägt. Auf der Fahrt versuchen sich die beiden gegenseitig von ihrer respektiven Furchtlosigkeit zu überzeugen: „Ich wurde fünfmal beinahe erschossen!“ lobt sich Jack, kann aber mit Sams blumiger Schilderung, wie sie ihre zerstückelte Freundin aufgefunden hat, coolnesstechnisch nicht mithalten. „Willst du den schlimmen Teil gar nicht hören?“ fragt Sammy unschuldig.

Tja, dumm ist, dass die beiden die genaue Location nicht kennen, aber die Kultisten treten den Orientierungslosen hilfreich zur Seite: sie haben nämlich mannshohe ägyptische Katzenstatuen und ein Schild „Tempel da lang“ aufgestellt. Gut, denn sonst würden die Helden vermutlich heut noch suchen. Ein weiteres Schild „Ihr seid fast dä gibt weitere Anhaltspunkte, aber als Jack das Schild versehentlich umschmeisst („Das hat niemand gehört!“), drängt sich ein unfreundlicher Fremdenführer in ägyptischer Robe und mit Hellebarde auf (Jack: „Okay, nur ein lausiger Kerl!“). Jedenfalls sind Jack und Samantha Gefangene, zur Freude von Mercedes: „I will enjoy splattering you!“ „Sehr feindselig,“ kommentiert Jack, „aber was für ein Paar—“ Bevor Jack dazu kommt, das „Paar“ genauer zu identifizieren, unterbricht ihn Sam: „Ich weiss!“

Sam jedenfalls lässt ihre Tarnung jetzt auffliegen: „Ihr habt meine Freundin getötet!“ Mercedes und Lisa erinnern sich, und was für ein Mörderspass das doch damals war. Lisa zückt eine big-ass-Spritze, auf die Herbert West, Re-Animator stolz wäre und eröffnet Samantha, dass der Meister ihr noch eine letzte Chance geben wolle. Hierfür muss aber der Spritzeninhalt erst mal in Samanthas Hinterteil injiziert werden. „Was ist da drin?“ begehrt Jack zu wissen. „Das Blut unserer Vorfahren!“ Im übrigen sei Jack der „special guest“ der heutigen Zeremonie, und nebenbei als Opfer auch die Hauptperson derselben. Was auch der Meister nett findet und mit Jack ein paar „cut“-Jokes austauscht.

Die Zeremonie startet dann auch prompt mit der entzückenden Deko eines vom Grace-Jones-Film Vamp geborten Sarkophages (vermutlich das teuerste Prop des ganzen Films, kein Wunder, dass Fred Ray sich das Ding nicht selbst leisten konnte). Der Meister eröffnet die Party und unser Freund, der Barkeeper, entpuppt sich als Priester des Kultes (der aus immerhin insgesamt neun Mitgliedern zu bestehen scheint, sehr exklusiv, der Klub) und mit theatralischen Gesten ein paar Dosen geheiligtes Motoröl in eine Schale schüttet (zu enthusiastischen Reaktionen der Anwesenden, witzigerweise akustisch zusätzlich durch Stadion-Jubel o.ä. aufgewertet). Eine Priesterin (wir kennen sie bislang nicht) süffelt das lecker Zeuch und verteilt diese etwas andere Kommunion auch an die anderen Girls – die sind zwar nicht wirklich begeistert, aber was sein muss, muss bekanntlich sein. Während Mercedes und Lisa als weitere Priesterinnen mit recht eingefrorenen Gesichtszügen im Hintergrund stehen, zieht die Kommunions-Priesterin eine barbusige Feuerschlucker-Nummer ab (sowas sollten In Extremo in ihre Bühnenshow einbauen!) Das alles ist aber noch das Vorprogramm, denn im Stil eines echten MCs kündigt der Meister an, dass er nun den Göttern eine unberührte Blume offerieren wird (naja, ich denke, das mit „unberührt“ hat sich seit ein paar Minuten) – „the virgin dance of the double chainsaws“! Oder, anders ausgedrückt, eine Kultszene, die in jede Highlight-Sammlung des 80er-Jahre-Low-Budget-Films gehört – Samantha stolpert (und zwar nicht, weil´s im Drehbuch steht, sondern weil die Auspuffgase der Kettensägen Linnea Quigley fast in die Ohnmacht getrieben hätten), mit nichts als aufregendem Body-Painting und einem G-String bekleidet und mit zwei laufenden Kettensägen bewaffnet, aus dem Sarkophag und zieht einen erotischen Tanz ab. Das, liebe Freunde, ist inspired filmmaking.

Der schönste Tanz hat mal ein Ende, leider, und darum wird Jack angeschleift und gefesselt auf dem Opferaltar drapiert. Der Meister selbst schwingt die Säge: „Bereite dich vor, Anubus zu treffen!“ „Gut,“ kalauert Jack, „dann fahr ich schnell heim und hole meinen Anzug!“ Irgendwie scheint´s dem Meister aber an der rechten Übung zu fehlen, denn er bringt die Säge nicht in Gang, was Jack zu humorigen Bemerkungen und den Meister selbst zu nervösem Zucken veranlasst. Zu Jacks Entsetzen springt das Werkzeug aber doch noch an – der Meister drückt es Samantha in die Hand: „Gebrauche sie weise!“ Jack gulpt, denn Samantha scheint tatsächlich Anstalten zu machen, auf ihn loszugehen, jedoch in letzter Sekunde wendet sie die Säge gegen den Meister selbst. Ewiges Leben oder auch nicht, der Meister verscheidet und sein Kult gerät in helle Panik (d.h. die Nebendarsteller und Statisten rennen wie aufgescheuchte Hühner durchs Bild und mindestens einmal glaube ich, dass einer der Vorbeirenner kein Schauspieler, sondern ein Crewmitglied ist). Mercedes löst sich endlich aus ihrer Starre und greift zu ihrer Kettensäge, und wer gemeint hat, dass Kettensägenduelle bislang ausschliesslich in Hongkong-Filmen (Tiger on the Beat) oder in Motel Hell vorkamen, sieht sich getäuscht, denn ein solches schliesst sich nunmehr an – Mercedes und Samantha geben´s sich mit den Sägen, letztendlich kann aber Samantha ihrer Kontrahentin das Sägeblatt zwischen die Vorbauten rammen. Unter heftigem Kunstblut (und einem leidlich erträglichen Prosthetic-Effekt) reicht Mercedes den Abschied ein. Dann befreit sie Jack – bei der Befreiung bleibt´s nicht, das nimmt schon wieder beischlafähnliche Ausmasse an.

Währenddessen trifft tatsächlich die Kavallerie in Form von Harrison und ein paar Cops ein, denen gleich mal die panisch flüchtenden Kultisten vor die Füsse laufen. „Schnappt sie euch,“ fordert Harrison. „Wir schnappen uns, so viel wir können,“ sabbern die Uniformierten ob des hohen Anteils attraktiver Weibchen unter den Flüchtenden. Harrison selbst dringt in den Tempel vor und muss sich räuspernd bei den sich heftig abschmatzenden Heroen bemerkbar machen. „Du kommst spät,“ meckert Jack. „Letterman hatte gute Gäste,“ verteidigt sich der Polyp. „Ich hab dir immer gesagt, du sollst dir nen Videorecorder anschaffen. Die Verbrechensrate würde um 10 % sinken,“ spekuliert der Schnüffler. Harrison überrascht die Helden mit der Erkenntnis, dass das Lagerhaus längst polizeibekannt ist, aber bislang lediglich als Schmuggelwarenumschlagplatz eingestuft wurde. Bevor Jack angemessene Kommentare über die mangelhafte Qualität der Ermittlungsarbeit kalifornischer Polizeibehörden anbringen kann, weist Samantha auf ganz andere Umstände hin: die Leichen vom Meister und von Mercedes sind verschwunden, nur Rauchwölkchen dringen aus ihren Kutten. Bibber!!!

Womit wir am Ende und damit auch wieder am Anfang wären – „der Kerl wurde nie gefunden“, stellt Jack fest, „deswegen schreibe ich all das auf, denn ich bin mir sicher, dass wir ihn nicht zum letzten Mal gesehen haben. Und falls irgendeiner von Euch es mit einem Kettensägenverehrerkult zu tun hat, und ich bin sicher, es gibt noch mehr, helfen euch diese Aufzeichnungen vielleicht weiter, falls Samantha und mir etwas zustösst.“ Was Samantha angeht, die behält Jack übrigens erst mal als Sekretärin, und überhaupt hat sie ja „a great set of tits“…

Und bevor der Nachspann richtig losgeht, droht man uns erst ein Sequel an: „Student Chainsaw Nurses“ (I´d pay money to see that!)

Sappralot, wenn ich mir den Umfang dieses Reviews so ansehe, hätt´ ich mir den Film doch glatt für ein Jubliäum aufheben sollen (aber das nächste, das gefeiert wird, ist Review 250, und der Film dafür ist bereits fest ausgesucht), vor allen Dingen, wenn man bedenkt, das dat Teil grad mal 75 Minuten läuft…

Wo fangen wir bei der Nachbetrachtung an? Naja, Ihr werdet sicherlich bemerkt haben (schliesslich seid Ihr ja intelligente Leser, sonst wärt Ihr nicht hier :-)), Hollywood Chainsaw Hookers kann man unmöglich ernst nehmen – ganz gewiss ist der Streifen kein Horrorfilm – es gibt blood´n´gore, okay, aber im Gegensatz zu Braindead, der zwar auch hochgradig lustig ist, aber dennoch zweifellos auch Horror im Wortsinne, haben wir es hier, wie bei den meisten besseren Werken von Vielfilmer Ray mit dem zu tun, was er wohl am besten kann: Holzhammer-Genre-Parodie (vgl. Star Slammer, das ist nicht subtil, das ist nicht „intelligent“, aber es steht Lichtjahre über Scary Movie-Schwachsinn. Der Grund? Einfach: Spass und Enthusiasmus – man sieht in jeder Sekunde, wieviel Spass es allen Beteiligten gemacht haben muss, diesen Streifen zu drehen, und wenn die Einstellung der vor und hinter der Kamera Beschäftigten stimmt, dann reichen eben auch mal fünfeinhalb Drehtage, geliehene Requisiten und ein Budget von schmalen 50.000 Dollar – das ist die gute alte „Verdammt noch mal, wir wissen, das wir Trash machen, und wir lieben es“-Attitüde, wie sie viele der älteren Ray-Filme auszeichnet. So macht man einen unterhaltsamen Film.

Formal könnte man den Film, wenn man schon nicht von Horror reden will, als Splatter-Komödie bezeichnen, und der Comedy-Part funktioniert hervorragend – die Gags kommen in hohem Tempo und die meisten davon zünden (ich möchte allerdings nicht wissen, wie die deutsche Fassung aussieht bzw. sich anhört – die meisten Gags kommen aus der Abteilung zweideutiger Wortwitz und wie man das einigermassen effektiv übersetzen will, ist mir nicht wirklich klar: demnach nochmals zur Klarstellung – was ich hier schreibe, bezieht sich ausschliesslich auf die englischsprachige Originalfassung), so ist Jay Richardsons „film-noir“-mässige Voiceover-Narration nahezu komplett zitierbar (im Unterschied zum jüngst besprochenen The Big Fall, der sich ja ebenfalls einer sehr pathetischen Voiceover-Begleitung erfreute, passt der Stil hier und heute wie die Faust aufs Auge), die Dialoggefechte weisen ebenfalls ´ne hohe Trefferquote auf und auch die sight gags, vor allem in den Splatterszenen, hauen einfach hin.

Diese, also die Splatterszenen, sind eindeutig auch auf den Lacher hin inszeniert – auch wenn kübelweise rote Farbe vergossen wird (und oft und gern über spärlich bekleidete gutaussehende Damen), sind die „Effekte“ – und das wohl vollkommen beabsichtigterweise – auf 10 km gegen den Wind als Fakes identifizierbar – tut dem Spass überhaupt keinen Abbruch, ganz im Gegenteil, besonders die erste grosse Blutszene, als Michelle Bauer Jimmy Williams „zersägt“, ist so herrlich beknackt – man achte nur mal darauf, aus welch´ unmöglichen Winkeln Blut und Körperteile gen nackter Michelle Bauer geworfen werden – mir ist vollkommen schleierhaft, wie das selbst die bekanntlich ohne jeglichen Sinn für Humor, von dem sie wüssten ((c) by Tommy Lee Jones, Men in Black), auf die Welt gekommenen Filmzensoren der BBFC auch nur ansatzweise auf die Idee kommen konnten, das ganze wäre irgendwie ernst gemeint und könnte für Konsumenten verhängnisvoll-mörderische Folgen haben (andererseits, wenn man sich Tony Blair ansieht… muss wohl doch am vielen Tee liegen).

Man gebe sich aber keinen Illusionen hin – trotz des hohen Kunstblutverbrauchs ist Hollywood Chainsaw Hookers kein fröhliches Schlachtefest a la Braindead, eigentlich gibt´s nur drei Splatterszenen, der Rest des Films ist eigentlich fast erstaunlich dialoglastig. Das könnte bei einem weniger witzigen Drehbuch in eine end- und witzlose Laberei ausarten, aber dem ist nicht so – eben schlicht und ergreifend, weil in den langen Dialogen genügend Gags eingebaut sind – wie sich aus obigen Zitaten ergibt, zweifellos oft genug sinnlos-schwachsinnig, geb´ ich gerne zu, aber witzig, und diese werden von den Akteuren auch mit einer gewissen charmanten Nonchalance dargeboten werden, wobei ich vor allem Gunnar Hansen hervorheben möchte. Andere Reviewer reiten darauf hin, dass Hansen das Lowlight des Streifens wäre, aber das seh ich nicht so – mit welch gelassener Selbstverständlichkeit Leatherface Hansen wahnwitzig-beknackte Zeilen wie die über die „Kettensäge der Götter“ bringt, als wäre es das normalste von der Welt, ist einfach umwerfend (ganz abgesehen davon, dass es ein wahrer Ray´scher Geniestreich war, den Urvater aller Kettensägenschwinger für diese Rolle zu besetzen) – ich finde, es ist eine Freude, dem gebürtigen Isländer hier zuzusehen, dafür hat er jeden B-Movie-Oscar verdient, den man ausloben könnte.

Ihm in nicht viel nach steht Jay Richardson (Attack of the 60-Foot-Centerfold, der einen herrlich knuffig-debilen Phillip-Marlowe-Verschnitt abgibt – wie gesagt, gerade seine Voiceovers sind allein im übertragenen Sinn das Eintrittsgeld wert, aber auch seine facial expressions sind witzig.

Über die Scream Queens extraordinaire Linnea Quigley und Michelle Bauer muss man eigentlich nicht viel sagen, oder? Quigley, eigentlich zu dieser Zeit Haus-und-Hof-Starlet von David DeCoteau (Dr. Alien, Creepozoids, Sorority Babes in the Slimeball Bowl-o-Rama) steht hier zum ersten Mal für Fred Olen Ray vor der Kamera und hat gleich eine der klassischen Szenen schlechthin abgeliefert, die Rede ist natürlich vom „virgin dance of the double chainsaws“. Die Sequenz prägt sich definitiv ein (und angesichts der von ihr im Zusatzmaterial der Laserdisc geschilderten erschwerten Umstände, in dem Sarkophag fast erstickt zu sein, ist die Aufnahme noch bemerkenswerter). Es gereicht ihr natürlich auch nicht zur Schande, dass sie ihren Body – zudem noch mit einem wirklich sehenswerten Body Painting, ein Sieben-Stunden-Make-up-Job – im rechten Licht zur Schau stellen kann.

Dennoch bin ich ein uneingeschränkter Michelle-Bauer-Fan und als solcher komme ich natürlich auch voll auf meine Kosten – Michelle, die ihre ersten Meriten unter dem Namen Pia Snow noch im Hardcore-Fach verdiente, gehört auch zu Rays Stammschauspielerinnen und ist u.a. auch in Dinosaur Island, Attack of the 60-Foot-Centerfold, Evil Toons und fast 100 weiteren B-Filmen zu sehen. Freizügiger als hier kann man sie allerdings wohl wirklich nur noch in ihren Hardcore-Filmen bewundern und yours truly, nie Kostverächter gewesen, ist für diese Gelegenheit äusserst dankbar. Auch Michelle sieht man an, welch fast diabolischen Spass es ihr gemacht haben muss, hier mal eine richtig fiese Rolle zu spielen. Im Interview auf Laserdisc merkt Michelle Bauer übrigens an, dass man echte Kettensägen verwendet habe und in der ersten gedrehten Szene sogar noch mit aufgesetztem Sägeblatt, allerdings wurde den Beteiligten dann doch klar, dass dies ein wenig sehr gefährlich sein könnte und daher wurde in der Folgezeit für die Metzel- und Kampfszenen ein Fake-Plastikband aufgelegt. Safety first…

Wenn man ein wenig traurig sein will, dann vielleicht darüber, dass Ray im Gegensatz zu seinen meisten anderen Filmen keine Fuhre Gaststars auffahren konnte – man kennt Dawn Wildsmith aus anderen Ray-Filmen, auch Michael Sonye war u.a. in Star Slammer mit von der Partie, aber einen David Carradine oder Aldo Ray konnte sich der Maestro hier nicht leisten. Macht aber nix.

Obwohl Fred Ray ähnliches Terrain durchaus öfters abgraste, dürfte der Streifen sein blutigstes Werk sein (vgl. den vergleichsweise zahmen Evil Toons – im Sinne der blöden VW-Touareg-Reklame kann ich nur sagen: „Danke, Mann!“ Hollywood Chainsaw Hookers ist die perfekte Mischung aus Blödelei, T&A-Nackedei und Splatterei (und als hätte es eines weiteren Beweises für das gelegentliche Spiessertum bei den durchaus verdienstvollen Hölle auf Erden-Autoren Bertler & Lieber bedurft, qualifizieren diese den Film als „unlustige Mischung aus Sex und Gewalt“ ab. Pff… Sex findet doch gar nicht statt, oder ist eine Tits&Ass-Show automatisch gleichzusetzen mit Sex?), sicherlich ein wenig wüst und letztendlich vielleicht auch nicht jedermanns Sache, aber für den spassbewussten Trashfan eine verdienstvolle Lachgranate. Okay, ich bin schätzungsweise etwas voreingenommen, weil ich nun mal bekennender Fan der 80er-Phase von Fred Olen Ray bin, aber der Streifen war, wenn ich mich recht erinnere, der erste, den ich mir bewusst von ihm anschaffte, sprich, es war so ziemlich der Film, der mich, zusammen mit Star Slammer für das Werk Rays begeisterte. Es muss also was dran sein…

Bei mir steht die Laserdisc aus dem Hause The Roan Group im Regal – eine hübsche special edition, die mit Einführung vom Meister selbst, dem Originaltrailer, erhellenden Interviews mit Linnea Quigley und Michelle Bauer sowie einem in Anbetracht der Herstellungsumstände ansehnlichen Widescreen-Transfer daher kommt (leider ohne Audiokommentar, was wirklich schade ist, da´s kaum jemanden gibt, der unterhaltsamere Kommentare abgibt als Ray). Rays eigenes Label Retromedia veröffentlichte den Film später als Budget-DVD, ebenfalls mit Zusatzmaterial, wohl aber inzwischen leider out-of-print. Vielleicht erbarmt sich ja mal X-Rated oder meinetwegen auch marketing zu einem deutschen DVD-Release (wenn man bedenkt, was alles an Schrott veröffentlicht wird und hier haben wir wirklilch mal ´ne Perle des Trash).

Mann, es ist fast drei Uhr nachts, vor viereinhalb Stunden hab ich mit dem Artikel hier angefangen, vielleicht sollte ich doch langsam zum Ende kommen – auch wenn ich möglicherweise die Hälfe von dem, was ich unbedingt noch erwähnen wollte, vergessen habe. Hollywood Chainsaw Hookers ist Trash – ich würde nie was anderes behaupten, aber es ist die Sorte Trash, die einfach Spass macht – dieser Film schafft es tatsächlich, die Versprechen, die sein aufmerksamkeitsheischender Titel macht, einzulösen: er bietet alles, was zumindest mein Herz begehrt: ein gerüttelt Mass an wirklich witzigen Gags, eine nicht zu unterschätzende Menge Kunstblut im Rahmen rein auf Witz gespielter Splatterszenen und eine ordentliche Parade gutaussehender Frauen mit wenig bis ganz ohne Klamotten. Ich wiederhole mich noch mal: WIE KANN MAN DIESEN FILM NICHT LIEBEN? Partyfilm pur!

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 9


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