Hole, The

 
  • Deutscher Titel: The Hole
  • Original-Titel: The Hole
  • Alternative Titel: The Hole in 3D |
  • Regie: Joe Dante
  • Land: USA
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Chris Massoglia (Dane), Haley Bennett (Julie), Nathan Gamble (Lucas), Teri Polo (Susan), Bruce Dern (Creepy Carl), Quinn Lord (Annie Smith)


Vorwort

Wieder einmal ist die alleinerziehende Mutter Susan mit ihren Söhnen, dem vielleicht sechszehnjährigen Dane und dem zehnjährigen Lucas, in eine neue Stadt gezogen – dieses Mal in die tiefste Provinz von Bensonville, was speziell Dane, der erneut seine Freunde zurücklassen musste, nicht recht schmeckt – zumal, weil er sich mit seinem Bruderherz abgeben soll, da Mama mit ihrem neuen Job voll ausgelastet ist und wie gerne große Brüder mit Knirpsen abhängen, ist allgemein bekannt. Lediglich die hübsche Nachbarstochter Julie verspricht Ablenkung, doch Dane ist zudem auch noch nicht gerade kontaktfreudig – Lucas muss schon nachhelfen, damit’s zu einem ersten Treffen kommt. Dabei (bzw. bei Danes Versuch, Lucas ob dieser Impertinenz mindestens zu erwürgen) entdeckt das Trio im Keller des Anwesens ein geheimnisvolles Loch – mit schweren Schlössern verriegelt und offensichtlich eine ausgesprochen bodenlose Angelegenheit…

Schon bald nach der Öffnung der Kellerluke beginnen seltsame Vorkommnisse unsere Kids ins Bockshorn zu jagen – Lucas, der sich seit geraumer Zeit mit einer Clowns- und Puppenphobie herumschlägt, fühlt sich von einer diabolischen Harlekin-Puppe verfolgt, und das komplette Trio sichtet ein geheimnisvolles Geistermädchen, das sich allerdings anscheinend ganz speziell auf Julie eingeschossen hat. Julie jedenfalls schlägt vor, dem Vorbesitzer des Hauses auf den Zahn zu fühlen – „Creepy Carl“ hat sich allerdings erstens in eine verlassene Handschuhfabrik und zweitens eine gepflegte Vollmeise zurückgezogen. Es reicht aber noch dafür, den Kids unerfreuliche, wenn auch eher kurze weitere Schicksale schwarzzumalen. Damit könnte er recht haben, denn als Dane in die Fabrik zurückkehrt, um seinen vergessenen Zeichenblock aufzusammeln, ist Carls Hideout zerstört, der alte Irre verschwunden und Danes Block mit undurchschaubaren Zeichnungen vollgekritzelt. Schon bald werden die Attacken auf Lucas und Julie akut lebensbedrohlich und Dane erkennt, dass das Loch die Ängste seiner Opfer ausnutzt. Nur wovor hat *Dane* Angst?


Inhalt

Die letzten FantasyFilmFest-Nights brachten nicht nur den Comeback-Film von John Landis (den leider etwas enttäuschenden Burke & Hare), sondern auch die Rückkehr von Joe Dante auf die große Leinwand – der alte Corman-Schüler, der mit „Piranhas“, „Das Tier“ und den „Gremlins“-Filmen den ein oder anderen Genrebeitrag, den man mal gesehen haben könnte (hüstel), ablieferte, machte zwar nicht gnaz so lange Kino-Pause wie Landis, hat aber für’s 21. Jahrhundert auch nur „Looney Tunes: Back in Action“ in der Vita stehen, und das ist, glaub ich, nun auch nicht ganz das Vermächtnis, mit dem man sich als Genreregisseur verabschieden möchte (okay, zusammen mit Sean S. Cunningham, Monte Hellman, Ken Russell und John Gaeta werkelte er am Episodenfilm „Trapped Ashes“, aber der ist *so* unbekannt, dass ich bis vor fünf Sekunden nichts davon wusste). Blöderweise (aus meiner Warte) war das letzte, was ich von Dante sehen durfte, sein ausgesprochen doofer „Masters of Horror“-Beitrag „Homecoming“ – wie ich schon an anderer Stelle ausführte, spricht aus meiner Sicht überhaupt nichts gegen eine liberale politische Einstellung und gepflegtes Bush-Bashing, aber gegen die plumpe Schwarz-Weiß-Malerei der Episode (die alle Vorurteile, die „Konservative“ gemeinhin gegenüber „Liberalen“ pflegen, mit Wonne bestätigte) wirken Michael Moores manipulative Werke wie ausgewogen-neutrale unparteiische Berichterstattung…

Aber egal, es geht heute nicht um „Homecoming“, sondern um „The Hole“, den Dante als Auftragsarbeit nach einem Script des „Motel“-Autors Mark L. Smith für verhältnismäßig kleines Geld und die Independent-Filmschmiede Bold Films (die u.a. auch Starship Troopers 3: Marauder und „Legion“ produzierte) abdrehte. Dass Dante sich für den Stoff interessierte, liegt auf der Hand – das Setting der „langweiligen Vorstadt“, in der sich seltsame Ereignisse abspielen, düstere Geheimnisse aufgedeckt werden und die spießbürgerliche Atmosphäre dekonstruiert werden kann, liegt ihm – das beweisen sowohl „Gremlins“ als auch „Meine teuflischen Nachbarn“ oder seine Beiträge für die kurzlebige, aber von ihren Fans kultisch verehrte TV-Serie „Eerie, Indiana“; und an der Stelle können wir gleich klarstellen, dass „The Hole“ – auch wenn man vorab anhand der jugendlichen Protagonisten und des nicht sonderlich aussagekräftigen Trailers eher an eine Art juvenile Abenteuer-Fantasy-Geschichte irgendwo zwischen „Goonies“ und „Jumanji/Zathura“ denken durfte – tatsächlich ein Horrorfilm ist. PG-13 zwar, ergo jugend- und blutfrei, aber darauf angelegt, zu erschrecken und zu verstören.

Aber der Reihe nach – die Charaktere sind nicht übermäßig originell (einander vorgeblich spinnefeinde Geschwister, die unter dem Druck einer externen Bedrohung beweisen, dass Blut im Zweifel dann doch dicker als Wasser ist, sind nun kein sonderlich neues dramaturgisches Mittel), aber sie sind gut getroffen; die Art und Weise, wie Dane und Lucas sich ankeksen, wirkt natürlich, ungezwungen, glaubhaft und nicht bösartig. Julies Charakter ist etwas flacher, eindimensionaler (zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie aktiv in die Story einbezogen wird) – vergleicht man „The Hole“ allerdings mit Dantes früheren Werken, ist der Grundton deutlich versöhnlicher, die satirischen Spitzen, die sein Ouevre auszeichneten, abgeschliffen, sowohl die gesellschaftlichen als auch die familiären Verhältnisse bleiben weitgehend intakt und werden nicht in Frage gestellt (es gibt einen kurzen, für den Film selbst aber überwiegend bedeutungslosen Ausflug in die Familienproblematik, wenn die alleinerziehende Mom einen potentiellen neuen Daddy antestet und dies Dane und Lucas nicht so recht schmeckt, es bleibt aber eine Episode – und die Vorbereitung einer Ausrede, warum Mom, wenn’s gruseltechnisch ans Eingemachte geht, nicht präsent ist).

Smith und Dante verlieren keine Zeit – das titelgebende Loch wird nach einer kurzen setup-Phasse nach ungefähr zehn Minuten geöffnet, von hier an beginnt dramaturgisch ein Steigerungslauf, der mit vergleichsweise harmlosen Scherzen eröffnet (das erste Auftauchen der Clownspuppe, die Lucas verängstigt), sich über die ersten Erscheinungen des Geistermädchens fortsetzt und schließlich in einem effektorientierten Spektakel kulminiert(wenn, wie es zwangsläufig geschehen muss, zwei der Protagonisten ins Loch hinabsteigen müssen). Das wird alles – bis auf eine noch zu schildernde Ausnahme – flott durchgezogen, ohne überflüssiges Gedöns, aber – und das muss auch bemerkt werden -, auch ohne Mythologie und Erklärungen. Gut, ich kann damit leben, dass das Vorhandensein des Lochs einfach als gegeben hinzunehmen ist (Creepy Carl meint in seiner großen Szene, das Loch wäre „schon immer“ da gewesen) und der Gedanke, dass es die tiefsitzenden Ängste derjenigen, die es öffnen, ausnutzt (um… naja, um was eigentlich genau?), ist durchaus reizvoll.
Smith allerdings (und in der Folge Dante) ziehen nur in einem Fall – dem letztlich „spielentscheidenden“ Dane – eine wirkliche Verbindung zwischen der Figur und ihrer Angst. Lucas‘ Clownsphobie ist einfach „da“, ohne dass uns eine (ir-)rationale Begründung dafür geboten wird (gut, auch Lon Chaney würde vermutlich sagen, dass es da keine weitere Begründung braucht. Clowns sind nunmal böse), und wiewohl uns der Film aufklärt, welches traumatische Ereignis das Geistermädchen und Julie verbindet, bleibten Smith und Dante uns eine Antwort schuldig, wie es zu diesem bewussten Ereignis überhaupt kommen konnte (SPOILER SPOILER SPOILER Das kleine Ding war Julies beste Kinderfreundin und fiel vom Gerüst einer Achterbahn. Stellt sich schon die Frage, was zwei sechsjährige Mädchen auf dem Gerüst einer Achterbahn verloren haben. SPOILERENDE). Gut also, dass der zentrale Konflikt um Dane kreiselt, und ohne hier zu viel zu verraten, der ist wirklich gut aufbereitet und erlaubt das spektakuläre Finale in der fiebrigen Alptraumwelt eines Kindes.

Die oben angesprochene Ausnahme bezüglich des recht forschen Tempos ist die Episode um „Creepy Carl“ (die allerdings Dante Gelegenheit zu einem seiner patentierten in-jokes bietet – Carl haust in einer Handschuhfabrik, die „Orlac’s Gloves“ heißt) – zunächst als Expositions-Block erscheinend – ohne in dieser Hinsicht tatsächlich viel beizutragen -, ist diese Sequenz letztlich „nur“ Anlass, einen Charakter einzuführen, den man wenig später als Demonstration der Gefährlichkeit des Lochs wieder abservieren kann (dies dann auch noch off-screen und ohne tatsächliche „Todes“-Bestätigung. Creepy Carl ist einfach „verschwunden“). Zweifellos ist das entsprechende Set durchaus unheimlich und gelungen umgesetzt und der letztlich einzig plotrelevante Punkt, nämlich Carls Zeichnungen, die später das zentrale Mystery „aufklären“ (sofern man sich dieses nicht schon selbst zusammengereimt hat, was nicht weiter schwierig ist), wird hübsch umgesetzt, ist aber letztlich nicht so clever, wie Smith es sich beim Schreiben womöglich vorgestellt hat (andererseits bekommt Bruce Dern dadurch einen Job und das ist auch gut).

Im Gegensatz zum doch ziemlich enttäuschenden John-Landis-Comeback hat Dante, auch wenn er eine Weile nicht mehr für’s Kino und erst recht nicht mehr fürs Genre-Kino tätig war, handwerklich nichts verlernt. „The Hole“ sieht nach großer Leinwand aus (wenn auch 3D meines Erachtens in diesem Fall ein überflüssiges Gimmick ist; bis auf das Finale drängt sich der Stoff nicht unbedingt für das 3D-Format auf, und in der flachen Version, die ich gesehen habe, stören ein paar sehr oberflächlich auf den Effekt gefilmte Belanglosigkeiten den Fluss des Films – zumindest aber ist „The Hole“ tatsächlich in 3D gedreht und nicht erst nachträglich konvertiert worden); der routinierte Kameramann Theo van de Sande („Wayne’s World“, „Volcano“, „Blade“) lässt nichts anbrennen.
Spezialeffekte gut einsetzen, ohne sie die Story dominieren zu lassen, das konnte Dante eh schon immer – hier beweist er, seine Hausaufgaben gemacht zu haben und lässt deutliche J-Horror-Einflüsse durchschimmern (speziell natürlich bei der exzellent gemachten Geistererscheinung des kleinen Mädchens, die tatsächlich eines der wenigen Exempel darstellt, in der eine solche Erscheinung sowohl „anders“, nicht in diese Welt gehört, aber auch „greifbar“ erscheint); die Szenen, in denen Lucas von der Clownspuppe in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt wird, dürften Charles Band Freudentränen der Rührung über die Wangen rinnen lassen und zeigen in ihrer Perfektion auch, wie weit Puppentricks seit der seligen Zuni-Doll aus Trilogy of Terror weiterentwickelt wurden. Im komplett in einer quasi Fantasie-Welt spielenden Finale ergänzen sich oversized props in angemessen fantasievollem set design und massiver CGI-Einsatz ausgezeichnet.

Die deutsche FSK-16-Freigabe „verdient“ sich „The Hole“ durch einen einzigen „blutigen“ Effekt (eine geöffnete Schädeldecke, unter der Gehirnmasse sichtbar ist), die dramaturgisch völlig überflüssig ist. *shrug*

Zu den Darstellern. Chris Massoglia („Mitternachtszirkus“) macht seine Sache gut, spielt natürlich und glaubhaft. Nathan Gamble, der als Elfjähriger gegen meine innigsten Vorurteile anzuspeilen hat (die gegen Kinderdarsteller eben), und der bereits in „Der Nebel“ einschlägige Horror-Erfahrung sammeln konnte (außerdem sah man ihn u.a. in The Dark Knight und „Marley & ich“) löste bei mir keine Todeswünsche aus, muss seine Sache also auch akzeptabel lösen – mit Massoglia verbindet ihn in der Tat auch glaubhafte Chemie.
Haley Bennett („Molly Hartley – Pakt mit dem Bösen“, Kaboom und auch in „Marley & ich“ dabei gewesen) ist mir als Julie irgendwie etwas zu blah (da ist auch die Figur dran schuld, die folgerichtigerweise im Schlussakt an der Seitenlinie Platz nehmen muss).
Teri Polo (bekannt aus „Meine Braut, ihr Vater und ich“ nebst Sequels) hat in der einzigen wichtigen Erwachsenenrolle wenig Möglichkeit, sich auszuzeichnen; Bruce Dern spielt einen seiner klassischen Beklopptis mit üblichem Gusto (vielleicht mit einem Schuss zuviel Christopher Lloyd).
Ehrensache, dass Joe Dante für seinen alten Spezi Dick Miller einen Cameo-Auftritt reserviert hat (und ich weiß nicht, ob es für oder gegen mich spricht, dass ich nicht mal eine Zehntelsekunde brauchte, um den doch mittlerweile zielich gealterten Corman-Regular zu erkennen).

Bildqualität: Ascot Elite bringt „The Hole“ in DVD, BluRay- und BluRay-3D-Fassungen auf den Markt. Mir lag die 2D-BluRay-Version vor. Der 1.78:1-Widescreen-Transfer ist klasse, ohne Fehl und Tadel, absolut auf dem Stand der Technik.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton in dts-HD 5.1. Die englische Sprachfassung ist exzellent verständlich, der Mix ausgezeichnet. Untertitel werden nur in Deutsch mitgeliefert.

Extras: Neben der obligatorischen Trailershow findet sich ein Rudel Making-of-Featuretten, die – neben einem etwas allgemeineren Making-of – auf einzelne Aspekte der Produktion wie FX oder 3D-Technik eingehen, leider „dank“ ihrer Kürze (ca. 5 Minuten pro Segment) nicht wirklich in die Tiefe gehen können, dafür aber launig von Nathan Gamble moderiert werden. Ein Audiokommentar wäre bei Filmbuff Joe Dante am Mikro nett gewesen…

Fazit: Auch wenn „The Hole“ nicht die satirische Schärfe der besten Dante-Filme erreicht, sondern sich – ich würde mich ja freuen, wenn es eine bewusste Reaktion auf das „Homecoming“-Fiasko wäre – mal auf den Grusel konzentriert, zeigt sich, dass Dante „es“ durchaus noch drauf hat; während Landis sich bei „Burke & Hare“ von seinen Darstellern retten lassen musste, stemmt Dante „The Hole“ aus eigener Kraft: in seinen besten Momenten sehr effektiv inszeniert, virtous im Umgang mit den FX und dabei stets auch mit einem Augenmerk auf Humor versehen, ist „The Hole“ eine unterhaltsame Geisterbahnfahrt – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

3/5


mm
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