Hitch Hike to Hell

 
  • Original-Titel: Hitch Hike to Hell
  • Alternative Titel: Hitchhike to Hell |
  • Regie: Irv Berwick
  • Land: USA
  • Jahr: 1977
  • Darsteller:

    Howard Martin (Robert Gribbin)
    Captain Shaw (Russell Johnson)
    Mr. Baldwin (John Harmon)
    Lt . Davis (Randy Echols)
    Mrs. Martin (Dorothy Bennett)
    Mrs. Burke (Mary Ellen Christie)
    Evelyn Davis (Kippi Bell)
    Lisa Burke (Sheryl Lynn)
    Mr. Burke (John Grant)
    Sharon (Jacquelyn Poseley)
    Pam (Beth Reis)
    Gail (Jane Ratliff)
    Gay Boy (Don Lewis)
    Phyllis (Petra Michelle)


Vorwort

Schon früh verbreitete sich unter den verantwortungsbewussten Elementen der Gesellschaft bzw. denen, die sich dafür halten, die Einstellung, dass das neue Medium Film hervorragend dazu geeignet wäre, Menschen zu manipulieren – und das nahezu in jede gewünschte Richtung. Neben politischer Propaganda (die, das muss man mal sagen, so ziemlich jedes politische Regime vorzüglich beherrschte) wurde natürlich immer wieder versucht, auch speziellere Themen filmisch anzusprechen – schon in den dreissiger Jahren erlebte der klassische „scare“-Film seine Geburtsstunde. Und mit „scare“ ist jetzt nicht Horror oder Grusel gemeint, sondern der Versuch, die übliche Zuschauerklientel, die zu allen Zeiten bevorzugt recht jugendlich war, von Dingen abzuhalten, die die (vermeintliche) moralische Mehrheit als verwerflich bis schädlich betrachtet – Alkohol, Drogen, promiskuitiven Sex, kurz gesagt halt „alles was Spass macht“. Da die Schöpfer dieser Machwerke allerdings durch die Bank die genremässige Klaviatur der Abschreckung nicht halb so gut beherrschten wie die (meist allerdings finanziell und was Starpower angeht besser gestellten) politischen Propagandisten, wurden diese Streifen zwar meist ziemlich erfolgreich, aber aus anderen Gründen, als ihre Macher sich erhofft hatten. Das Publikum rannte zwar (manchmal) in Scharen in die Kinos, aber nur deswegen, um diese verbotenen Aktivitäten, die man sonst nicht zu sehen bekam, persönlich in Augenschein zu nehmen und sich daran zu ergötzen, anstatt sich darüber zu erschrecken. Kurz: die „scare“-Filme bewirkten oft das krasse Gegenteil von dem, was sie erreichen wollten (so ist z.B. eine beliebte „Gebrauchsanweisung“ für den legendären Anti-Marihuana-Film REEFER MADNESS, sich vor Film“genuss“ die ein oder andere Tüte zwecks besserer Wirkung reinzuschrauben). In den 50er Jahren hatten findige B-Movie-Produzenten diesen Trend auch gecheckt – sie umgaben ihre Filme zwar weiterhin mit dem Deckmäntelchen der „Aufklärung“ oder „Erziehung“, zeigten aber dann ungehemmt das, was sie vorgeblich zu kritisieren schienen – nunmehr war nicht mehr die Abschreckung, wie ursprünglich gedacht, das Ziel der Filme, sondern schlicht und ergreifend „exploitation“ – kaum eine Drive-In-Double-Bill war ohne einen „Juvenile Delinquent“-Film komplett. Mit dem Niedergang der Drive-Ins und dem gleichzeitigen Aufstieg der reinrassigen Sexfilme (denn schändliche Dinge, wie sie im scare-Film den Protagonisten zustiessen, hatten nicht selten was mit Sex zu tun) trocknete der Markt für diese Art Film langsam, aber stetig aus. Die Zielgruppe brauchte nicht länger ein moralisches Deckmäntelchen, um sich die verbotenen Früchte zu Gemüte zu führen, und der allgemeine moralische Niedergang der westlichen Gesellschaft (read: Flower Power, New Age, Freie Liebe etc.) machte vieles, was die „scare“-Filme verzweifelt an den Pranger zu stellen versuchten, gesellschaftlich akzeptabel. So war dem kompletten Subgenre die Existenzgrundlage genommen…

Heutzutage erfreuen sich die Streifen dieser Epoche im Zuge der generellen Wiederentdeckung der guten alten Schundreisser wieder gesteigerter Beliebheit – REEFER MADNESS z.B. ist in geneigten Sammlerkreisen ein Kultstück – und rührige Videolabel graben immer wieder vergessene „Perlen“ dieser Zeit aus und präsentieren sie neuen Generationen, nun in keiner Hinsicht mehr mit der Moralkeule bearbeitet, sondern als (selbstredend unfreiwillig) komische Relikte einer vergangenen Epoche.

Zu diesen Labeln gehört Something_Weird_Video, das sich nicht nur durch die liebevolle Präsentation von Herschell Gordon Lewis´ Gore-Klassikern einen Namen gemacht hat, sondern eben auch durch das Entdecken und Wiederveröffentlichen solcher, heutzutage gern „psychotronisch“ genannter, Schundklopper, wie der, den wir uns (ja, ich komm endlich zum Film…) heute zu Gemüte führen wollen.

HITCHHIKE TO HELL ist ein sehr später Vertreter des Genres – wenn man den Internet-Quellen Glauben schenken mag, wurde der Streifen 1968 gedreht und fand dann doch schon neun Jahre später in Harry Novaks Boxoffice Pictures einen Vertrieb. Novak zählt zu den Grandseigneurs des US-Exploitation-Films – unter seiner Ägide entstanden Sexfilme wie MANTIS IN LACE, THE TOY BOX etc., er importierte einige von Jean Rollin´s Sexvampirfilmen oder den legendären Euro-Exploiter VENUS IM PELZ. Aber wenn selbst ein somit bestens schundgestählter Producer wie Novak neun Jahre mit dem Release eines Streifens wartet, kann das eigentlich nicht viel gutes bedeuten… oder gerade doch? Gut, immerhin, wie jeder gute „scare“-Film lässt uns auch dieser schon durch seinen Titel nicht im Unklaren, vor welcher moralisch bedenklichen Handlungsweise er zu warnen gedenkt…


Inhalt

Erst mal erwartet uns ein schwarzer Bildschirm, dazu ein paar Frauenschreie, bis uns die vermeintliche Schreihälsin tot entgegenfällt.

Hat mit dem Rest des Films nix zu tun, vergessen wir´s also. Die Opening Credits werden begleitet von dem klassischen (öhm) Country-Rührstück „Hitchhike to Hell“… „there´s danger on the road“. Sure thing. Dazu verfolgen wir einen verbeulten roten Lieferwagen der Baldwin-Wäscherei. Dann sehen wir eine (leidlich hübsche, und zwar seeeehr leidlich) Anhalterin. Unser freundlicher Lieferwagenfahrer erbarmt sich und nimmt das Mädel an Bord. Selbiger, sprich der Fahrer, ist your average guy next door, Typ Schwiegermama´s Liebling, mit ordentlicher Kurzhaarfrisur und Brille. In anderen Worten: „Geek“ bzw. „Nerd“ beschreibt unseren Freund vollständig und erschöpfend. Smalltalk schliesst sich an und Sharon, so heisst die Anhalterin, offenbart Howard Martin, so heisst der Fahrer, dass sie von zu Hause ausgerissen ist. „Ich bin über 18, ich darf das“. Präzise formuliert, denn die holde Maid wirkt eher wie 35… Howie zieht die Stirn in Falten – seine Schwester July ist einst vor sechs Jahren selbst auf die Walz gegangen und nie wieder zurückgekommen (smells like trauma to me). „Vielleicht hätte eure Mutter sie besser behandeln sollen,“ giftet Sharon (uh-oh). Howie hält erst den Wagen an und dann den üblichen Vortrag der Gefahren der Landstrasse, „wrong guys“, „dope“, das ganze Programm. Sharon will sich aber schlechterdings ihre Lehr- und Wanderjahre nicht ausreden lassen. Howard grummelt und startet den Wagen wieder (in einem wunderschönen Fall von bad editing zeigt uns eine Frontalaufnahme ins Cockpit den eifrig am Lenkrad fuchtelnden Howard, während in der nächsten Einstellung der Van gerade mal anfährt, hübsch…). Howard steuert die Kiste an eine abgelegene Ecke („gotta make a delivery“), hält an und verkündet, dass er Mama einen Gefallen tun wird. DRAMATIC MUSIC plärrt aus den Lautsprechern und Howard zerrt Sharon aus dem Wagen, schleift sie ins Gewölle, scheuert ihr ein paar, schleudert sie zu Boden, reisst ihr die Bluse auf (sagen wir es so: es gibt Frauen, die ich lieber unbekleidet sehen würde…), you get the picture. Und als wäre das nicht genug, erwürgt er Sharon auch noch. „You never run away again!“ Yep, this guy is a serious nutcase.

Als Howard bei seinem Brötchengeber Baldwin, für den er als Ausfahrer arbeitet, auftaucht, ist letzterer wenig begeistert, denn Kunden haben sich beschwert, dass Howard sich heftig verspätet hat. „Ich hab mich verirrt,“ gibt Howard wenig überzeugend zu Protokoll. Baldwins offensichtlich einzige weitere Angestellte Phyllis springt Howard verteidigend zur Seite, doch der Boss ist not amused. „Er war ja schon immer langsam, aber seit neuestem läuft er rum wie im Tran.“

Als nächstes lernen wir Howard´s Hauptproblem kennen – seine liebe Mama. Gegen Howie´s Mum ist Mrs. Bates (ihr wisst schon, die von Norman…) ein wahres Engelchen. Nicht, dass Mama Martin richtiggehend böse wäre, nein, sie ist nur eine von den „overprotective“ Mums, die 24 Stunden täglich, abends mit Beleuchtung, kummer- und sorgenzerfressen ist, dass ihrem Augapfel etwas schlimmes widerfahren könnte. Als Howard, der an seine Mordtat keinerlei Erinnerung mehr hat (selektives Gedächtnis, ja, das kenn ich gut), seine Story von wegen „verirrt“ zum besten gibt, echauffiert sich Mama gleich darüber, dass Mr. Baldwin die Frechheit besässe, keine Stadtpläne im Lieferwagen zu deponieren. Howard leidet zum sichtlichen Entsetzen seiner Mama auch noch unter Appetitlosigkeit, nicht mal sein Lieblingsdessert „pineapple upside down cake“ – whatever THAT is and I think I don´t want to know – kann Howie an den Essenstisch locken. Nein, Howie möchte ausgehen und um die Ecke ein Root Beer (wer das nicht kennt – das ist ein richtiggehend eklig-süsses malzbierartiges Gesöff, das eigentlich nur eiskalt oder mit ein paar Vanilleeis-Kugeln drin [nennt man dann Root Beer Float, Anm. des Verfassers, der gern mit seinem Wissen über absolut nutzlose Dinge prahlt] halbwegs geniessbar ist) inhalieren. Kommt gar nicht in die Tüte, befindet die sorgenvolle Mama, in dem Zustand gehst du mir nicht vor die Tür, dein Root Beer trinkst du hier. Howard, mit dem Rückgrat einer Nacktschnecke und dem Durchsetzungsvermögen eines saudi-arabischen Mittelstürmers ausgestattet (gratitious World Cup pun, hua-hua), knickt ohne weitere Umschweife ein, grabscht sich das „Bier“ und widmet sich seinem Hobby Modellbau, das aber empfindlich durch ein paar Erinnerungs-Flashes an die Bluttat getrübt wird.

Next morning, same procedure. Irgendwie entkommt Howard der Fuchtel seiner Mum und düst wieder in seinem Van durch die Gegend und gabelt die nächste Anhalterin auf (in fact: als er sieht, dass ein anderer Wagen ein Mädel absetzt, hält er strategisch lange genug an, um sie mitnehmen zu können). Howard geht sofort in Inquisitions-Modus. „Bist du eine Ausreisserin?“ „Warum sollte ich?“ gibt das verblüffte Gör zurück. „Liebst du deine Mama?“ „Und wie!“ Howard ist begeistert, setzt das Mädchen am gewünschten Zielpunkt zuverlässig ab und ist abends bei Mama das strahlende Honigkuchenpferd persönlich. Zumindst solange, bis er die Zeitungsschlagzeile „Runaway found raped and murdered!“ (lustigerweise heisst die Sub-Unterschrift des entsprechenden Artikels „500 feared dead, thousands flee“… Zeitungen zusammenkleben will gelernt sein) erblickt und dadurch wieder in Flashbacks geworfen wird. Mama erweist sich als psychologische Vollniete. „Jaja, das ist sicherlich auch mit July passiert. Was sollte man auch erwarten? Musste ja so kommen!“ Der psychischen Stabilität des Juniors ist eine derartige Tirade sicherlich weniger dienlich…

Schalten wir mal interessehalber um zur ermittelnden Staatsmacht, sprich den Ordnungshütern. Captain Shaw und sein farbiger Sidekick Lt. Davis tappen vollständig im Dunklen und hoffen verzweifelt, dass es „nur“ ein Eifersuchtsdrama war und nicht am Ende der Beginn einer sinnlosen grauenvollen Mordserie… hoch motivierte Polizeikräfte, allenthalben.

Howard, auf seiner ewigen Suche nach weiteren Anhalterinnen, wird fündig in Form der blonden Gail. „Wohin soll´s gehen?“ „Wo immer du hinfährst,“ antwortet Gail und unterschreibt damit unwissenderweise bereits ihr Todesurteil. Howie forscht sein Opfer-in-spe´ weiter aus und erfährt, dass Gail schon zwei Monate aufe Walz ist und sie sogar hofft, dass ihre Mama sich schwere Sorgen macht. Not what I´d say to a mum-fixated psycho, wie uns der Ting-Ting-Ting-Spannungs-Music-Cue auch gleich versichert. Eine verlassene Tankstelle ist auch schnell gefunden. „Get in the back!“ schreit Howard und Gail kommt der Aufforderung, zu Howie´s Verblüffung, ohne Umschweife nach. „Ah, Zeit, für die Mitfahrt zu bezahlen“, seufzt Gail und schmeisst sich im Laderaum des Vans auf den Rücken, „ist auch gut!“. July im Sinn stürzt sich Howard auf die Irregeleitete, haut ihr ordentlich eine aufs Maul und beginnt zu DRAMATIC MUSIC sein finsteres Werk. Die nachfolgende Vergewaltigung würde zweifelsohne etwas überzeugender wirken, wenn Howard dabei auch nur einen Muskel bewegen und nicht nur steif wie´n Brett auf Gail liegen würde, aber, okay, der gute Wille zählt… Mit einem Drahtkleiderbügel erwürgt Howard nach erfolgter Verrichtung sein Opfer und kickt es aus dem Van, dann verabschiedet sich die Psychose wieder ins Unterbewusstsein.
Mr. Baldwin ist da schon ein anderes Problem – im Zuge seines killenden Zeitvertreibs hat Howard nämlich eine Auslieferung vergessen. Baldwin macht Howie ziemlich rund, so dass sich Phyllis bemüssigt fühlt, Howard etwas aufzumuntern. „Ich hab auch schon daran gedacht, hier zu kündigen,“ offenbart sie zu Howard´s Entsetzen. „Aber ich tu´s nicht,“ versichert sie schnell und Howie´s aufkeimende Psychose beruhigt sich erst mal wieder.

Zuhause ist Howard dem „Iss, Bub, iss“-Syndrom seiner Mama ausgesetzt und entzieht sich dem mit einem „mir ist schlecht“. Ein Root Beer (mann, das entwickelt sich zu einer Psychose für sich allein) und Fernsehen hilft, verordnet Mama, doch die TV-Nachrichten berichten selbstredend über den mittlerweile entdeckten neuen Mord – es gibt eine Spur, nämlich die Tatwaffe, den Kleiderbügel! Howard´s Gedächtnis kickt ein und schickt ihn eine Art Trance. Mama weiss Bescheid. Fieber! Dagegen hilft nur Bettruhe und Aspirin… leider wird Howard von heftigen Alpträumen geplagt und ruft nach seiner Mami, die auch nur zu gerne bereit ist, den leidenden Sohnemann in die Arme zu schliessen… Am nächsten Morgen fühlt sich Howard zwar besser, doch Mütterlein verbietet strikt jegliche erwerbsmässige Tätigkeit. „Darf ich an meinen Modellen arbeiten?“ fragt Howard schüchtern. Er darf.

Die Cops erweisen sich als ermittlungstechnische Trantüten und verwerfen die Theorie, der Kleiderbügel könnte ein Hinweis sein. „Der lag vermutlich einfach nur rum und er (der Killer) benutzte ihn“. Way to go, Sherlock!

Tags drauf erlaubt Mama Martin dem Sohnemann tatsächlich wieder das Arbeiten. Mr. Baldwin ist auch durchaus froh, denn er hat aufs Ausfahren keinen Bock. Allerdings hat er auch was zu meckern – im Van war eine Damenweste ohne Lieferschein – das Kleidungsstück gehörte Gail. Baldwin gehört auch nicht zu denen, bei denen 2+2 4 ergibt, sondern gibt Howie nur auf den Weg, er möchte doch gefälligst darüber nachgrübeln, wem das Teil gehört. Phyllis indes richtet beste Genesungswünsche ihrer Mum aus. „Nach meiner Mama ist deine die netteste Person in der Stadt,“ ist Howard tief gerührt.

Zeit für ein neues Opfer? Denkt sich auch Howard bzw. seine Vollmeise. Nur Pech, dass die Ausgekuckte, eine gewisse Pam, schon in ein anderes Auto steigt, wo sie prompt ihre „von-zu-Hause-weg-und-auf-dem-Weg-nach-New-York-um-Model-zu-werden“ (eh, ein eher optimistischer Gedanke) -Routine zum besten gibt. Blöd für sie, dass ihr freundlicher Lift-Geber niemand anderes ist als Lt. Davis und der schleppt Pam gleich zu den Bullen. Captain Shaw hält Pam eine moralinsaure Gardinenpredigt inklusive Warnung vor dem Anhalterinnen-Killer, aber Pam lässt das ziemlich kalt. Shaw ruft Pam´s Eltern an. Papa Pam ist ein typischer Macho-Man, der seine Alte das Telefon abnehmen lässt, obwohl es ungefähr 5 cm von seinem eigenen Kadaver entfernt steht. Captain Shaw sieht sich dem für ihn völlig unerwarteten Phänomen ausgesetzt, dass die lieben Eltern der Verbleib ihres Tochterherzes nicht wirklich interessiert. Das Mädel abholen? Kommt gar nicht in Frage. Geld für ein Busticket schicken? Wozu? Soll sie doch machen, was sie will. Nicht mal Shaws eindringliche Warnung vor dem Killer motiviert die Rabeneltern, irgendetwas zur Rückholung ihres Sprösslings zu bewegen. „Delinquent parents lead to delinquent children,“ (! – ist doch eigentlich nicht so, als hätte Pam irgendwas verbrochen???) seufzt Shaw seinem Lt. zu. Da die Cops keine Handhabe gegen Pam haben und Shaw das erfolglose Telefonat so auslegt, als wäre Pam im Einverständnis ihrer Eltern unterwegs, muss er sie wohl oder übel laufen lassen. „Wir fahren sie an den Stadtrand, setzen sie ab und beten,“ verkündet er seinen genialen Plan.

Und schon macht sich Howie, nach einer kurzen Basketballpartie mit den Nachbarskindern (NBA-Profi wird er auch nimmer werden…), an seine arbeit. Und natürlich läuft ihm Pam mehr oder weniger vor´s Auto… Pam labert den guten Howard auch gleich voll, dass die Bullen sie in der Mangel hatten, weil sie von zuhause ausgerissen sei. Howard wird sichtlich nervös, erst recht, als Pam auf seine Frage, ob sie denn jetzt wieder nach Hause wolle, ein entschiedenes „NO WAY“ und „Ich will meine Mutter nie wieder sehen“ zum besten gibt. TI-TI-TI-TII-Spannungs-Music-Cue…

Allerdings hat sich unser Film entschieden, dass die Exploitation-Crowd ausreichend befriedigt worden ist und weitere Gewalttaten zukünftig im Off stattfinden (Spielverderber! BUUUH!), denn Howie wird wieder mal zu spät bei seinem Boss Baldwin vorstellig. „Ich hab meine Brille verloren“, gibt Howie zu Protokoll, und er kann sich nicht erinnern, wo. Und der komische Damensweater ist auch noch immer da. Baldwin grummelt, dass Howie doch wohl besser eine Ersatzbrille hätte, hat er auch, und Mama weiss auch genau, wo. Nach dem heimatlichen Abendessen (inklusive Root Beer, of course) hat der arme Jung wieder flashes of memory und muss sich an Mami´s Busen ausheulen.

Mit einem STARSKY-AND-HUTCH-mässigen Auftritt (sieht echt so aus, als hätte man die Szene für ein potentielles Serien-Vorspann-Thema gestyled, nur nicht so gut…) treffen Shaw und Davis am Tatort ein. „Es ist mein Fehler,“ hat Shaw seinen Big Character Moment. Immerhin, in einem Anfall spontaner Tatortuntersuchunt entdeckt Davis tatsächlich Howards verlorene Brille. Juhuu, ein Beweisstück. Zwecks Fingerabdrücken soll die Brille ins Labor.

Irgendwann später (another day? probably…) mampft Howard in seinem Van die von Mama geschmierte Stulle, als sich ein männlicher Anhalter in den Wagen schmeisst. „I´m leaving this town“, verkündet der recht ungefragt, „I´m different!“ „From what?“ erkundigt sich der manchmal doch ziemlich schnarchnasige Howard, immerhin ist der sich-aufdrängende Mitfahrer mindestens so schwul wie Siegfried & Roy – und das auch mindestens so offensichtlich (wer trägt sonst PINK?). Wieder mal fragt Howard nach dem Befinden der respektiven Mama. „Es wäre mir egal, wenn sie morgen tot umfällt,“ entgegnet sein Passagier leichtsinnigerweise. TI-TI-TI-TIIIII-Musik… und wir können davon ausgehen, dass Howard zumindest nicht wählerisch ist, was das Geschlecht seiner Opfer angeht.

Okay, womit könnten wir die Laufzeit strecken? Ganz einfach, wir bauen eine neugierige Reporterin ein, die ein vollkommen belangloses Gespräch mit Captain Shaw führt. „Wir kriegen diesen Psycho,“ ist sich Shaw sicher, „die Frage ist nur, wann!“ Macht sich sicher gut auf der Titelseite, Smartie! Indes muss sich Mr. Baldwin weitere Beschwerden seiner Kunden anhören (übrigens ist die Community „Crescent City“ recht freizügig – eine Kundin holt ihre gereinigten Klamotten im Bikini ab…), was den Boss nicht wirklich fröhlich stimmt. Während die Cops die Leiche des Schwulen mit um den Hals gewickelten Drahtkleiderbügel („das ist kein Zufall“ – echt???) entdecken, unterbreitet Baldwin, dem die Ausreden seines Fahrers („Plattfuss!“ „Ersatzreifen?“ „Auch platt.“) langsam gehörig auf die Nüsse gehen, dem leiben Howard ein Ultimatum. Noch eine Verfehlung und Howard kann die Vorzüge des amerikanischen Unterstützungswesens für Arbeitslose aus erster Hand miterleben. Howard heult sich beim Mütterlein auf, die auch prompt verspricht, Baldwin anzurufen und zur Sau zu machen.

Zeit für ein weiteres vollkommen uninteressantes und unzusammenhängendes Bit? Logo. Lt. Davis kommt nach Hause und wird von seiner Frau mit der freudigen Nachricht empfangen, dass sie auch was empfangen hat. Zu Mrs. Davis´ gesteigertem Befremden hüpft der werdende Papi nicht vor Begeisterung an die Decke (who fuckin´ cares?), sondern nölt rum, dass man in diese grausame Welt besser keine Kinder setzen solle. „Wir müssen alle mit dieser Welt fertigwerden, ob wir wollen, oder nicht,“ doziert sein Eheweib, womit dieser Handlung-, ähm, -strang auch wieder beerdigt wäre.

Auch anderswo gibt´s häusliche Dispute, so im Hause Burke, wo sich der Mister und die Misses schwer in den Haaren liegen, hat die Dame des Hauses doch einem Handlungsreisenden völlig überteuerten Schwurbel abgekauft. Das elfjährige Töchterchen Lisa mag´s nicht, wenn die Eltern streiten. Mama Burke schickt Lisa ins Bett und macht dann ihren Göttergatten lautstark zur Sau. „Siehst du, was du angerichtet hast?“ Und schon ist der Streit wieder in vollstem Gange und Lisa heult ihr Kopfkissen voll. Wohin das wohl führen mag?

Howie ist mittlerweile nicht nur am Rande des Nervenzusammenbruchs, da er wieder von Flashbacks (heutzutage würde man sagen, im MTV-Schnittstil) heimgesucht wird. Mami muss mal wieder tröstend helfen. Nichtsdestotrotz tanzt Howard pflichtschuldigst am nächsten Tag bei Baldwin an, der allerdings schon wieder mal heftig sauer ist, da Howie´s Mum ihren Meckeranruf bei Baldwin privat (und das noch beim Abendessen!) getätigt hat.

Bei Captain Shaw wird dieweil eine besorgte Mrs. Burke vorstellig, denn Lisa hat sich, wie erwartet, verdrückt, und sogar einen Abschiedsbrief hinterlassen, nachdem sie zu Oma flüchten will…

Und schon sehen wir Lisa, einen überdimensionalen Pseudosamsonitekoffer mitschleifend, am Strassenrand und wer hält hilfsbereit an, wenn nicht unser aller Lieblingspsychopath Howard… Zunächst ist Howie ganz der barmherzige Samariter, der Lisa sogar darauf hinweist, dass sie in der falschen Richtung unterwegs ist, sich anbietet, sie zurück in die Stadt und in die richtige Richtung zu fahren (er findet es auch nicht mal seltsam, dass ein elfjähriges Kind alleine per Daumen unterwegs ist) und schenkt ihr sogar ein von ihm zusammengezimmertes Modellauto, bis Lisa rausrutscht, dass sie abgehauen ist. DOOOOM!

Captain Shaw ist besorgt, aber nicht zu sehr, denn er geht davon aus, dass der Killer einem Kind nichts tun wird. Da klingelt das Telefon. Falsch gedacht, Captain… (another bad case of editing – gerade hatte er keine, jetzt eine halbgerauchte Zigarette zwischen den Beissern). Mama Burke ist auf der Autobahn gen Hysterie. „Calm down,“ meint Shaw – und wir alle wissen ja, was DAS bedeutet, wenn´s ein Bulle dem Angehörigen eines potentiellen Mordopfers sagt…

Shaw und Davis packen Mrs. Burke auf den Rücksitz ihrer Bullenschleuder (allerdings könnten sie wenigstens die Beifahrertür richtig zu machen) und rasen gen Fundort des jüngsten Opfers. Eine wenig enthusiastische Crowd von ungefähr 5 Leuten muss zunächst „zerstreut“ werden, ehe sich El Capitan dem corpus delikti, in eine Mülltonne gestopft und (SCHRECK) teilweise entkleidet (what a PERVERT, this Howard…) nähern kann. It´s Lisa, okay. Mrs. Burke kriegt den obligatorischen Anfall (komischerweise scheint das Shaw und Davis echt zu überraschen… kriegen die Bullen dort denn gar nix beigebracht?). Doch Lisa liefert den entscheidenden Hinweis (und das ist auch gut so, liebe Genossinnen und Genossen, denn diese Blödbullen würden vermutlich noch Jahrhunderte brauchen, bis sie irgendwann mal ´nen Verdächtigen gefunden hätten) – in ihrer Faust hält sie einen Wäschereilieferzettel umklammert…

Die Schlinge zieht sich also zu… als Howie in der Wäscherei seine Lieferzettel (natürlich hat er nicht gemerkt, dass einer fehlt) abliefert, wirft ihm Baldwin nur einen traurigen Hundeblick zu und auch Phyllis kuckt so komisch. For dramatic purposes steigen Shaw und Davis aus ihren Verstecken hinter diversen Klamotten und verhaften Howard mit gestrengem Blick…

In unserer Abschlussszene sehen wir einen sehr verwirrten und nach seiner Mama rufenden Howard in Zwangsjacke in der Klapse… (hm… Zwangsjacke? Ein bissl heavy, oder? Eigentlich ist Howard doch nicht gemeingefährlich, solang man ihm keinen Ausreisser vor die Nase setzt… okay, es IST dramatisch… sort of… well, not really…)…

Jaja, das Trampen ist gefährlich… gut, es ist die erwiesenermassen billigste Methode (abgesehen von zu Fuss gehen, aber das nutzt die Sohlen ab), von Punkt A nach Punkt B zu kommen, aber das Verderben lauert hinter jeder Autotür… (und wenn man sich HITCHER in Erinnerung ruft, ist´s umgekehrt auch nicht ungefährlicher).

Dummerweise ist sich HITCHHIKE TO HELL leider nie ganz einig, was für ein Film er denn nun sein will. Klassischer „scare“-Film wie oben angesprochen oder doch mehr ein sort-of-geradliniger Psychothriller? Die endgültige Entscheidung zögert der Streifen lange hinaus, ehe er dann doch mehr zu letzterem tendiert. Gute Wahl? Gute Frage, aber doch eher eigentlich nicht. Es ist nicht so, als hätte der Film kein Potential, ein guter Thriller zu werden. In den Händen eines fähigeren Regisseurs hätte HITCHHIKE TO HELL eine schön-tiefschürfende Charakterstudie eines Psychopathen und seines privaten Mikrokosmos sein können (wie z.B. MANIAC oder in Ansätzen THE LAST HORROR FILM), leider verschenkt Director Berwick die durchaus hier liegenden Möglichkeiten leichtfertigst. Das liegt nicht mal an seinem Hauptdarsteller, denn Robert Gribbin verkörpert den unterbewusst mordenden Psychopathen mit Mama-Komplex teilweise beängstigend gut, versteht es sogar, mit Mimik und Körpersprache das Abgleiten in den Wahnsinn anzudeuten und zu suggerieren, bevor der eigentliche Ausbruch kommt – eine (selbstverständlich ist das im Kontext der Herkunft und Art des Films zu sehen) eine ziemlich beeindruckende Performance. Mit der Gribbin allerdings ziemlich allein auf weiter Flur dasteht. Kein weiteres Mitglied des Ensembles liefert etwas ab, was auch nur im weitesten Sinne nach schauspielerischer Leistung aussieht, nicht mal der, öhm, „Star“ des Projekts, Russell Johnson, der jahrelang in der in den USA kultisch verehrten Comedy-Abenteuer-Serie GILLIGAN´S ISLAND den Professor gab. So ziemlich jedes Mordopfer ist nervig genug, um nach dem Dafürhalten des Zuschauers ein verdientes terminales Schicksal zu erleiden (was die weiblichen Opfer angeht – ich hab wirklich schon hübscheres „Cannon Fodder“ auf Leinwänden und Fernsehschirmen dieser Welt gesehen) und was Dorothy Bennett als Ma Martin angeht – da wird jeder zum Psychopathen…

Okay, mit all dem kann sich der geneigte Trashgourmet ja durchaus noch anfreunden, wenn der Film sonst ein paar redeeming values hat. Das Drehbuch gehört sicherlich nicht dazu… obwohl es immer wieder mal den ein oder anderen inspirierten Moment im Film gibt, der ein wenig Tiefgang in den Charakter Howards bringt, fällt Screenwriter Buckley letzten Endes doch nichts anderes sein als eine Nummernrevue. Mord – Füllsel/Charakterszene – Mord usw. (obwohl die eine Szene, in der Howard seine „brave“ Mitfahrerin friedlich zuhause absetzt, hoffen lässt, dass der Film vielleicht doch den ein oder anderen Twist oder Turn einbauen würde, vergeblich…), nach diesem sehr schlichten Strickmuster spult Buckley und folgerichtig sein uninspirierter Regisseur Berwick das Pensum ab, ohne Überraschungsmomente. Dazu kommen Dialoge auf Grundschulniveau und wenn das Gespann Buckley/Berwick versucht, „psychologisch“ zu werden, ist´s schlicht und ergreifend peinlich. Vollkommen neben der Spur liegen dann ein paar, na, soll man es Subplots nennen, die mit dem Rest des Films aber auch gar nix zu tun haben wie das schwachsinnige Interview und der vollkommen bedeutungslose Abstecher ins Privatleben des guten Lt. Davis – damit wird das ohnehin nicht gerade sprintverdächtige Tempo des Streifens noch weiter eingebremst.

Wie schon angedeutet hält sich auch der Exploitation-Wert des Films in recht engen Grenzen – mehr als zwei Morde im Bild wollten die Verantwortlichen ihrem Publikum (das, sind wir doch ehrlich, wegen nichts anderem rennt das Publikum ins Kino bzw. investiert sein sauer verdientes Geld in eine DVD) nicht zumuten und auch das ist nicht wirklich dramatisch oder schockierend – ein paar Sprengsel relativ harmloser Nudity sind auch nicht dazu angetan, den Streifen auf den Exploitation-Olymp zu hieven. So entpuppt sich PER ANHALTER IN DIE HÖLLE (dies mein offizieller Vorschlag für einen teutonischen Verleihtitel) letztendlich als mindestens halbe Mogelpackung – nicht überall, wo Exploitation drauf steht, ist auch Exploitation drin. Insgesamt wäre es sicherlich fairer, den Film als einen missratenen frühen Psychothriller zu betrachten als einen typischen Exploitation-Fetzer, aber da der Streifen nunmal als letzteres vermarktet wurde, muss er sich auch an den dafür einschlägigen Kriterien messen lassen.

Das alles heisst nun nicht, dass HITCHHIKE TO HELL für den Trashfreund reine Zeitverschwendung wäre – Gribbin´s darstellerische Leistung ist im Verhältnis zu ähnlich gelagerten Filmen äusserst ansehnlich, der Rest des Ensembles und so manche Drehbuchzeile sind für den ein oder anderen Lacher gut und handwerklich erfreuen Continuity- und Schnittfehler das Herz des Nitpickers. Man muss sich nur drüber im klaren sein, dass man eben mit HITCHHIKE TO HELL nicht wirklich das bekommt, was man sich vielleicht versprochen hat…

Something Weird ist ja bekannt für ausgezeichnete DVD-Editionen für obskurste Filme und hat sich auch hier sichtlich Mühe gegeben. Die DVD kommt als Double Feature mit KIDNAPPED COED (Besprechung folgt nahezu auf dem Fusse) und etlichen Extras, drei im weitesten Sinne des Wortes themenbezogene Kurzfilme, eine kurze Dokumentation von und mit Harry Novak, die Trailer zu beiden Filmen sowie die Something-Weird-übliche „Gallery of Exploitation Art“, die sich natürlich mit Harry Novak und den von ihm in Umlauf gebrachten Filmen widmet. Zu den Extras werde ich mich im KIDNAPPED-COED-Review genauer äussern.

Nicht wirklich überzeugen kann die Bild- und Tonqualität. Obwohl Something Weird behauptet, den Streifen digital vom 35-mm-Original remastered zu haben (und ich denen das durchaus glaube), haut zumindest der HITCHHIKE TO HELL-Print niemanden vom Stengel. Kratzer und Dots allenthalben, ein sehr leiser und gelegentlich undeutlicher Ton. Vermutlich gab das Quellmaterial nicht mehr her, aber im Vergleich zu den Edel-Prints von Blaze Starr Goes Nudist oder Two Thousand Maniacs! spielt HITCHHIKE TO HELL doch eher in der Dorfplatz-Liga.

Fazit: HITCHHIKE TO HELL ist nicht der sleazige (S)Exploiter, auf den man(n) vielleicht hoffen durfte, sondern mehr ein trashiger Möchtegernthriller ohne grosse Spannung und ohne wirklich besonderen Kick, aufgrund der overall schlamperten Machart immerhin bedingt partytauglich.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 4


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