Herkules in New York

 
  • Deutscher Titel: Herkules in New York
  • Original-Titel: Hercules in New York
  •  
  • Regie: Arthur Allan Seidelman
  • Land: USA
  • Jahr: 1970
  • Darsteller:

    Hercules (Arnold Schwarzenegger als Arnold Strong)
    Pretzie (Arnold Stang)
    Helen Camden (Deborah Loomis)
    Professor Camden (James Karen)
    Zeus (Ernest Groves)
    Juno (Tanny McDonald)
    Rod Nelson (Harold Burstein als Howard Burstein)
    Maxie (Merwin Goldsmith)
    Nitro (George Bartenieff)
    Nemesis (Tania Elg)


Vorwort

Die Erde, im Jahre des Herrn 2006. Der Name Schwarzenegger ist rund um den Globus bekannt und wer ihn vernimmt, der denkt an große Action-Titel des Hollywoodkinos. – Doch dem war nicht immer so. Im Dienste von badmovies.de starte ich mit dem Site-eigenen Shuttle und Maximumwarp direkt in die Sonne, und die Zeit dreht sich im Gleichklang mit dem Surren der DVD im Schacht zurück. Weit, weit zurück, bis in die Siebzigerjahre als einem in Amerika bei der Nennung des Namens „Schwarzenegger“ noch Gesundheit gewünscht wurde. Und hier begegnen wir einer „Jugendsünde“ der Actionikone. Namentlich dem vorliegenden Film „Hercules in New York“. Sehen wir uns also einmal an, was Arnie so in der angehenden Ära der Schlaghosen als flimischen Erstling einst zu Zelluloid brachte…


Inhalt

Dass Göttervater Zeus ganz gerne mal den ein oder anderen Abstecher auf Mutter Erde machte um dort der nächstbesten, willigen Maid den Lachs zu verstecken, ist ja aus der griechischen Mythologie hinlänglich bekannt. Glaubt man diesem Film, muss er dabei aber einmal im Suff ein ziemliches Monsterweib abgegriffen haben. Anders sind die Gene von Sprössling Herkules (Arnold Schwarzenegger) kaum zu erklären. Denn der junge Krieger und Halbgott ist ein vor Muskeln starrendes Kraftpaket mit einem Kinn wie ein Rammbock und der „pantherhaften“ Agilität eines Bulldozers. – Und der massige Göttersohn langweilt sich tödlich. Denn die alten Tage des Monsterniederringens und Orgienfeierns sind lange vorbei, mittlerweile zeigt der Kalender das Jahr Neunzehnhundersiebzig an und irgendwie läuft der Laden nicht mehr so richtig rund. Nicht nur, dass keiner mehr an die Götter glaubt, sie mussten auch noch aufgrund der schlechten Konjunkturlage im Weltenlenkergeschäft in den New Yorker Central Park umziehen. Zumindest lässt der Film daran unfreiwillig keinen Zweifel. Befindest sich der prächtige Thron des Zeus (Hephaistos kittete Gerüchten zufolge dafür zwei Wochen höchsteigens im Schweiße seines Angesichtes Pappmache zusammen) auf den Stufen einer Treppenpassage in eben jener Grünanlage. Aber nicht nur die Optik der Location lässt den Drehort offenkundig werden. In den englischen Versionen hört man im Hintergrund den Lärm des Straßenverkehrs und ab und an zerreißt schon mal ein energisches Hupen die bedeutungsschwangeren Expressionen des Göttervaters – Doch zurück zur Handlung: Um seiner gähnenden Durchhängerphase Abhilfe zu schaffen und seinen zur Neige gehenden Zigarrenvorrat aufzustocken plant Herkules eine Exkursion ins Reich der Sterblichen, eine Idee die allerdings bei seinem alten Herrn auf wenig Beifall stößt. Der verbietet den dem abenteuerlustigen Sohnemann somit (energisch mit einem Weißblechblitz in der Hand herumfuchtelnd, den ein Praktikant der Metallarbeiterinnung in der Mittagspause zusammengelötet haben dürfte) den kleinen Abstecher und da er der Schöpfer der Welt ist und sein Wort Gesetz, hat sich´s damit auch. Basta.

Herkules (Arnie, just to mention it again) ist da natürlich gänzlich anderer Meinung und pfeift als selbstbewusster Götter-Twen auf die väterlichen Weisungen. Das aber wiederum macht den Obergott nachvollziehbarerweise nur noch wütender und einen im Affekt geschleuderten Blitz später stürzt der aufmüpfige Sohn vom Central P… äh… ich meine selbstredend vom Olymp und hinab auf die uns vertraute, irdische Welt. Viel bekommt der Zuschauer allerdings nicht von seinem „Flug“ mit. Eine Szene, in der Arnies Ohrfeigengesicht kurz vor dem Fenster einer verdutzten Jumbojet-Passagierin auftaucht soll der Audience als (budgetfreundlicher) Eindruck der Reise gen Terra genügen. Nachdem der übernatürliche Hüne dann gekonnt im Ozean gewassert ist, was mangels optischer Inszenierung ebenfalls der Phantasie des Zuschauers überlassen bleibt, fischt ihn die Crew eines Hochseeschiffes aus dem kühlen Nass. Aber der verzogene Elitespross zeigt sich wenig dankbar. Als man sich erdreistet, ihm als Gegenleistung Arbeit an Bord aufzubürden poliert er der gesamten Besatzung deshalbentwegen schon mal rein prophylaktisch die Fresse. Anschließend stapft er im nächsten Hafen von der Planke und findet sich natürlich just im U.S.-amerikanischen New York wieder. – The scene is set. Der Spaß kann losgehen.

Zunächst muss sich der Gestrandete seinen vormaligen Errettern annehmen, die, aus welchem Grunde auch immer, etwas gegen sein Verlassen des Schiffes haben. Schnell werden noch ein paar herumlungernde Kollegen gegen die Auslobung von sagenhaften zwanzig Dollar auf den Kopf von Herk rekrutiert und schon versucht die Skippermeute den Riesen gemeinschaftlich niederzustrecken. Viel kommt dabei freilich nicht heraus, und nur Sekunden später landen die Aggressoren im Hafenbecken oder legen sich nach Bekanntmachung mit einer umhergeschwungenen Holzplanke auf´s Ohr.

Die einseitige Schägerei wird zufällig von Pretzie, einem Low Live und Bretzelverkäufer beobachtet, der sich dem desorientierten Herkules annimmt. Und da die vermöbelten Matrosen sich auch schon so langsam wieder auf die Füße rappeln, tritt er mit Herk die Flucht per Taxi an. Und genau dadurch wird Herkules bereits das nächste und drängendste Problem der Neuzeit nähergebracht: Er hat schlicht „keinen roten Heller“ in der Tasche. Der Chauffeur des gelben Transportmittels findet das freilich gar nicht witzig, sondern wird im Gegenteil ziemlich stinkig. Und was macht man natürlich, wenn man ein Problem mit einem 1,90 großen Muskelberg hat? Na, klar! Man versucht ihm erstmal zünftig eine zu langen. – Eine ziemliche Scheißidee, die den gewaltbereiten Droschgenkutscher fliegenderweis‘ in die Büsche und sein gelbes Gefährt unsanft auf’s eigene Dach befördert. – Kaum hat Pretzie die Kinnlade wieder hochbekommen, muss er den neuen Freund somit erneut zur Flucht antreiben.

Nachdem man sich auf Schusters Rappen schließlich weit genug vom Ort des Geschehens entfernt hat, kommt das ungleiche Duo schließlich an einem Sportplatz an. Und endlich erblickt Herkules in der ihm fremden Welt etwas, von dem er Ahnung hat: Ein paar Collegesportler üben sich auf dem Rasen der Anlage in diversen, klassischen Disziplinen wie Diskus- und Speerwurf sowie dem Weitsprung. Und die jungen Lokal-Champions staunen nicht schlecht über den drauflosbrabbelnden Steirer mit dem komischen Akzent, der auf den Sportplatz gestürmt kommt und ihnen im Brustton der Überzeugung verkündet, er werde nun so gnädig sein ihnen zu zeigen wie das Alles richtig ginge. Amüsiert über den scheinbaren Prahlhans lassen ihn die Athleten gewähren und staunen nicht schlecht. Denn Arnie wirft Diskus und Speer bis an’s andere Ende des Platzes. Zumindest steht das zu vermuten, denn man sieht als Zuschauer nur den Wurfansatz und anschließend, wie das jeweilige Wurfgeschoß an einem ominösen Holzpfahl aufschlägt. Da der Pfahl aber nie zusammen mit den Akteuren im Bild gezeigt wird, ist die geworfene Entfernung nicht wirklich ersichtlich. Den Mienen der Studenten zu urteilen muss es aber mutmaßlich recht weit gewesen sein. Auch beim Weitsprung siegt der Göttersohn natürlich souverän (was ob Arnies damaliger, globiger Statur eher unwahrscheinlich anmutet, aber O.k. Schließlich spielt er hier einen Halbgott). – Der Zufall will es, dass gerade ein Talentscout und Professor (vermutlich ist er das zumindest, genauer wird dessen Beruf de fakto nie erläutert) auf der Zuschauerbank sitzt, der das Treiben beobachtet hat und nun Interesse am Sporttalenten des seltsamen Fremden zeigt. So folgen Pretzi und Herk dann auch bereits Abends darauf der großzügigen Einladung des guten Mannes, sich zu einem Tässchen Kräutersud zusammenzusetzen.

Und Herkules, ganz der Vater, wirft sofort ein Auge auf die attraktive Tochter des Gastgebers. Gut, dass er seine Muskelberge für den Anlass vorsorglich in einen grauen Anzug gezwängt und das kurze Haar in den Seitenscheitel gezwungen hat. Und zur Krönung seiner Anmache stiert er die Holde dann auch noch begierig und dauerhaft mit seinem besten Sonntagsgrinsen an, bei dem selbst der „Beißer“ aus James Bond vor Neid erblasst wäre. Solcherleidings geht allerdings dem Freund der Schönen mächtig auf den Keks und dieser schickt sich dann auch sogleich an, die Fronten energisch zu klären. Nun ist Herk aber nun nicht unbedingt der Mensch, der Kritik besonders gut abkann und so versucht er Pluspunkte bei seiner Angebeteten zu sammeln, in dem er ihren Freund mal eben wie ein Schraubstock umklammert und durch die Luft wirbelt. Irgendwie scheint´s der jungen Dame aber zuzusagen, denn auch wenn ihr zerquetschter Verehrer nun für´s Erste die Spinnweben an der Decke seines Krankenzimmers zählen kann: Herk rechnet sich nichtsdestotrotz noch Chancen bei der Brünetten aus. Und er behält recht. Schon einige Tage darauf kann er Helen, so ihr Name, zum kultivierten Schmaus ausführen und gemeinsam beschließen sie den Abend mit einer Kutschfahrt durch den Central Park. – Was die Beiden allerdings nicht wissen ist: Ein gemeingefährlicher irrer Spastiker im Bärenkostüm vom Halloweenausverkauf ist aus der Klapse entfleucht und torkelt nun auf der Suche nach Ärger durch die Grünanlage. Ja, ja, gut. Laut Film soll es tatsächlich ein Bär sein, der aus dem Zoo entkommen ist. Aber angesichts der peinlichen Aufmachung und des pathetischen Actings des Pseudo-Petz (Selbst das Krokodil im Kasperletheater läuft dieser Erscheinung in punkto Realitätsnähe problemfrei den Rang ab) empfinde ich meine Version als weitaus treffender. Aber was es auch immer sein mag, das herumjaulende Fellelend (Bewegungsmuster: Hunchback of Notre Damme) läuft natürlich prompt Arnies Kutsche über den Weg. Und der zögert freilich nicht, sofort voller Elan aus der Kutsche zu hechten und dem Ungetüm, ganz wie in alten Sandalenfilm-Tagen, unter den gekreischten Anfeuerungen seines Mädchens ein paar Deftige in die Kauleiste zu betonieren.

Die heldenhafte Bärenbezwingung bleibt nicht unbemerkt und tags darauf findet sich Herkules auf allen lokalen Titelblättern wieder. Diese neue Popularität bringt ihm und Pretzie wiederum einen lukrativen Vertrag im Wrestlinggeschäft ein, in dem er schnell zum absoluten Champ avanciert. Zumindest sollen und das diverse, eingeblendete Zeitungsseiten suggerieren, die budgetfreundlich als einziger Hinweis auf diese Ereignisse herhalten müssen. – Fortan rollt der Rubel recht zufriedenstellend und Herkules gefällt´s folglich so richtig unter den Sterblichen. Doch (Wer hätt´s geahnt?) dunkle Wolken brauen sich bereits am Rande des eben noch heiteren Horizonts des Göttersohnes zusammen. Denn ein paar Klischee-Mafiosi von der Stange haben ein Auge auf den einträglichen, neuen Wrestling-Champ geworfen und erpressen nun dessen Freund und Manager Pretzie dazu, ihnen das Heft in Sachen Herkules in die Hand zu geben. Der gibt dann auch (nach entsprechenden Andeutungen und mutmaßlichen Pferdeschrumpfköpfen im nachmittäglichen Drink) recht rasch klein bei und so steigen die Cosa Nostra-Brüder, vom ruhmgeblendeten naiven Götterfilius unbemerkt, in´s Geschäft ein. Wäre ja auch noch alles nicht so schlimm, denn Herk gewinnt zunächst einen Contest nach dem Anderen. – Dem wiederum will allerdings die eifersüchtige Göttin und Stiefmutter Juno (Hera) Abhilfe schaffen, die selbst nach all den Jahrhunderten ihrem Göttergatten den Seitensprung nicht verzeihen will und aufgrunddessen eine profunde Antipathie gegen unseren Helden hegt, der Produkt dieses Ausrutschers ist. Da kommt ihr gerade recht, dass der (vermutlich vom Verkehrslärm und der dauernden Feinstaubbelastung im Central Park) entnervte Zeus mittlerweile die Rachegöttin Nemesis entsandt hat, um den unseinsichtigen Junior für hundert Lenze im Tartarus einzuknasten, damit er über seine Verfehlungen nachdenken möge. Das ist Juno aber selbstverfreilich nicht genug, und so stiftet sie die beauftragte Vollstreckerin an, Herk ein gar übles Zeug (PUIPUI! – Don´t mind: Insiderjoke 😉 ) in den Drink zu mixen, dass ihn seiner göttlichen Kräfte beraubt. Als wäre das alleine nicht schon genug hetzen die beiden Intrigantinnen zudem den böswilligen Pluto (seines Zeichens Herr der Unterwelt) auf, der Herk zusätzliche Knüppel zischen die Beine werfen soll. Und das tut der Finsterling dann auch mit Vergnügen. Zuerst aber knipst er zur Feier seiner Ankunft auf der Erde erst einmal komplett das Licht in New York aus, inklusive einer Jahrmarktlichterkette, die er offenbar an einem U-Bahnzugang aufgehängt hat (Natürlich sollen die blanken Glühbirnen dieser die „echte“ Beleuchtung des Ganges darstellen, aber…). Nachdem dererlei Spässeken erledigt sind, wendet er sich dann doch noch dem wahren Grunde seines Besuches zu. Er setzt bei den zwielichtigen Mafiosi einen beachtlichen Geldbetrag gegen Herk beim morgig stattfindenden Gewichtheberwettbewerb , um die Folgen einer Niederlage für Herkules noch zu verschärfen.

Und für den nun von Junos magischen Booze (Deactimel -Schwächt die Abwehrkräfte) Geschwächten kommt das Handicap zeitlich denkbar ungünstig, denn vor ihm liegt nun ohne seine gewohnten Gottkräfte das angeblich landesweit übertragende Sportevent. – Die hier verwandte Kulisse lässt das allerdings nicht unbedingt vermuten. Denn Arnie und sein nicht minder muskulöser, stark pigmentierter Kontrahent bauen sich da bestens eingeölt vor etwas auf, dass aussieht wie der ausrangierte Duschvorhang von Reiner Calmund. – Und es kommt natürlich, wie es kommen muss. Der Halbgott versagt in seiner gehandicapten Verfassung schlussendlich gegen den menschlichen Widersacher und muss geschlagen das Weite suchen, denn die fiesen Mafiosi (leicht verstimmt über diverse monetäre Wettverluste) sind ihm nun dicht auf den Fersen.

Herk´s werter Herr Vater hat derweil auf dem Götterberg seine „Bubble Vision-TV-Glaskugel“ angeschmissen (inkl. Dolby-Surreal) und verfolgt mittels dieser die wilde Hatz um seinen abtrünnigen Sprössling. Um in der Kugel aber solch Aufschlussreiches zu erkennen, muss man wohl ein Gott sein. Für mein bescheidenes, sterbliches Auge waren in dem Glas-Eumel jedenfalls lediglich die Spiegelungen der Set-Scheinwerfer und eines New Yorker Hauses zu erkennen. Auf jeden Fall werden der Weißbart und seine Mitgötzen so Zeuge, wie sich die rachedurstigen Verbrecher an die Fersen von Helens Wagen heften, um über sie des flüchtigen Herkules habhaft zu werden. Doch lange müssen sie nicht suchen, denn der hat die Bedrängnis seiner Freundin bereits aus der Ferne erkannt und macht nun seinerseits Jagd auf seine eigentlichen Verfolger. Und um irgendwie zur Abwechslung auch doch noch einmal ansatzweise einen visuellen Bogen zur Welt der Antike zu schlagen, steht zu diesem Zwecke auch passgenau ein Werbevehikel von Streitwagen bereit, dass der steirische Halbgottverschnitt auch sofort und pflichtschuldigst annektiert. Allerdings scheinen die müden Klepper, die den Karren ziehen ansonsten eher Touristen mit der Kutsche durch den Central Park zu fahren (wie komm´ ich nur darauf…) und somit traben sie gewohnheitsmäßig eher gemächlich über den Asphalt der New Yorker Straßen. Der sich ereifernde Herkules lässt sich von diesem behäbigen Gebaren der Mähren allerdings keineswegs in seiner Jagdeuphorie abbringen und versucht so ausdauernd wie erfolglos, das schweizerische Tempo der Vierbeiner mittels emsigen Herumgefuchtels mit einer Peitsche von ungefähr 8 cm-Kordellänge zu beheben. Normalerweise wäre der Zweispänner wohl im Nu abgehängt, denn auch der sonst so zuverlässig zähflüssige Verkehr New Yorks hat sich hier für Arnie und Co. überraschend (oh Wunder!) gelichtet. Doch Herk klebt nichtsdestotrotz und wider Erwarten beständig an der Stoßstange der Verbrecher. Denn diese leiden unzweifelbar entweder unter extrem übervorsichtigem Fahrverhalten (überzeugte StVO-Jünger?) oder haben wahlweise einen profunden Getriebeschaden am Laufen. Aber was auch immer der Grund sein mag: Sie halten geduldig Arnies Spazierfahrttempo und so kommt man den auch fast zeitgleich am nächsten Schauplatz, einem alten Lagerhaus an. Davor darf sich einer der Wochenend-Gangster allerdings noch ein paar Peitschenhiebe von Herk´s Maßstab-10:1-Knute abholen, da er sich während der Fahrt grenzdebilerweise wild gestikulierend aus dem Fenster lehnt (zu welchem Zwecke auch immer…), anstatt die Scheibe einfach oben zu lassen und den Österreichischen „Halbgott“ mit seinem Spielzeugklatsche auf´s schnöde Autodach „einfächern“ zu lassen.

Aber Arnies Flimcharakter hat ohnehin genau genommen noch Glück im Unglück. Denn er hat die wohl einzigen hauptberuflichen Gangster auf Gottes weiter Welt (und especiale in den U.S.A.) zum Feind, die Waffen jeglicher Art dem Anschein nach aus Prinzip abgeschworen haben und sich dementsprechend allein auf das Geschick ihrer Fäuste verlassen. Gegen einen Brocken wie Herk „bare hand“ eine recht suizidverdächtige Idee. Zudem Pech für die Nadelstreifengesellen, dass Venus und Merkur just in diesem Moment auch noch beschließen, dem Freund Unterstützung in Form der beiden Heroen Atlas und Samson zukommen zu lassen. – und während Arnie sich gerade nach bester Bud Spencer-Manier mit den kriminellen Gewürm prügelt, poltern auch schon zwei fellbehängte Brocken in bester Gorilla-Manier in´s Bild, die offenkundig den versprochenen Support darstellen sollen. (btw. Atlas hat vermutlich einen Ein-Euro-Jobber beauftragt, für die Zeit der Keilerei an seiner statt die Last der Weltenkugel zu tragen und Samson leidet erstaunlicherweise trotz geschorenem Kopfhaar nicht unter Kraftlosigkeit. – Was soll´s. Die Macher haben hier ja nicht zuletzt schon die Namen griechischer und römischer Gottheiten frei Schnauze zusammengewürfelt, da kommt es auf solche kleinen Ungereimtheiten auch nicht mehr an.) Und obwohl Herk und seine unartikuliert herumbrüllenden Mitstreiter die Widersacher ohnehin schon wie Gras niedermähen, auch Göttervater Zeus wird die Bedrängnis seines Stammhalters allmählich just in diesem Moment etwas zu viel und er verkündet zornig, ebenfalls zu dessen Gunsten eingreifen zu wollen. Dem alten Haudegen und Weltenschaffer scheint aber über die Äonen das Zielwasser leicht abhanden gekommen zu sein, denn sein erbost geschleuderter Baukasten-Wellblech-Blitz verursacht zwar lustige Illuminierungen am nächtlichen Himmel, bringt aber effizienztechnisch reichlich wenig um nicht zu sagen gar Nichts. Somit müssen Herk und seine Kämpen den Sach alleine richten, was naturalmente aber auch recht zügig geschafft ist. Bemerkenswert, schlägt das Heldentrio doch sichtlich meilenweit an den Visagen der Gegner vorbei. Aber was ein echter Gott ist, bei dem reicht eben wohl schon der bloße Luftzug eines Punches, um das Gegenüber der sofortigen Bewusstlosigkeit zu überantworten.

Nach überstandender, siegreicher Schlacht sieht Herkules dann schließlich doch ein, dass er in der Welt der Menschen fehl am Platze ist. Und so verabschiedet er sich schweren Herzens von seinem treuen Freund Pretzie, um sich wieder zu Seinesgleichen in die feinstaubschwere Heimatstatt des „Central-Olymps“ zu begeben. Wie, was sagt Ihr? Was aus Herks Freundin Hellen geworden ist? Wer zum Teufel Ihr Vater war und was er eigentlich von Herkules wollte? – Nun, die Wahrheit ist wohl irgendwo da draußen…

Ich habe ja im Laufe meines Lebens als eingefleischter Film- und Trashfan ja schon einiges an B- und C-movies erblickt. Aber so etwas wie „Herkules in New York“ ist selbst mir noch nicht untergekommen! Hier scheint es schlicht so gut wie kein Budget gegeben zu haben (und das meine ich wörtlich), und dementsprechend sieht der Film auch aus. Götter, die dank „unauffälliger“ Rush Hour-Soundkulisse im Stadtpark neben griechischen Pappsäulen residieren und auch der Hades ist nicht mehr als ein simples schmiedeisernes Einfahrt-Tor bei Nacht, um dass man im Off deutlich die Nebelwerfer zischen hört. Die übrigen „Sets“ bestehen samt und sonders aus damals real vorhandenen NY-Locations, an denen man mal eben ein paar Absperrungen aufbaute um dann, mit der vermutlich einzigen Kamera des Projektes, munter drauflos zu drehen.

Auch die Ausstaffierung der Charakter fällt, ob des klammen Geldsäckels, denkbar spärlich aus. Billigstes Garderobenutensil aus dem Halloweenfundus musste hier herhalten, um uns die unsterblichen Götter des Olymps als solche erkennbar zu machen. Gott sei´s getrommelt ist das Drehbuch aber wohlweislich so ausgelegt, dass außer den Überwesen darselbst ganz einfach keine Kostüme benötigt wurden. Dafür ist die einzige Ausnahme neben ihnen in dieser Hinsicht dann ebenso peinlich wie lachmuskelstrapazierend: Ein Bär, aus dem lokalen Zoo ausgebüchst, macht die Stadt unsicher und gibt dem unbeholfenen Herkules willkommene Gelegenheit, seine Angebetete die praktische Einsetzbarkeit seines kleiderschrankartigen Bodybuilderkörpers vorzuführen. „Na und“, mögen einige nun achselzuckend sagen, „In den alten Sechzigerjahrefilmen hat das mit dem Kostümbär ja oft auch noch ansatzweise ganz gut geklappt“ (bspw. Winnetou kann ein Liedlein davon singen). Stimmt! Aber seid versichert, hier ging´s denkbar daneben. Denn auch der „Bär“ hat sein räudiges Fell wohl beim nahen Kostümverleih ergattert und ist zudem von jeglichem schauspielerischen Talent befreit. Das vermeintlich so gefährliche Tier bewegt sich somit mehr auf zwei als auf vier Beinen fort und schafft es nicht im Mindesten, auch nur im Entferntesten an die Bewegungsmuster eines echten „Meister Petz“ zu erinnern.

Und was sich in der allgemeinen Aufmachung schon unheilvoll ankündigt: In den Special Effects setzt es sich gnadenlos fort. Wenn Zeus ab und an einen seiner ach so mächtigen „Handarbeit & Werken-Blitze“ zündet, kann man sich ein amüsiertes Grinsen nciht ganz verkneifen. Zumindest hinterlassen die kläglichen Explosionen, die die Entladungen des göttlichen Zorns hervorrufen, unweigerlich den Eindruck eines Defekten Sylvesterknallers. Schleudert der greise Göttervater hingegen eine Entladung nicht einmal auf sein unmittelbares Umfeld sondern auf die Erde nieder, wird dies (unabhängig von der handlungsmäßig gerade vorherrschenden Tageszeit) mit der immer gleichen Aufnahme eines nächtlichen Blitzeinschlages quittiert.

Nicht viel Kapital also, auf dass der Regisseur seinen Film hätte aufbauen können und so hängt er sich in seiner Verzweiflung an das einzige Plus, das er zu haben glaubt: Seinen zur damaligen Zeit nur in Bodybuilderkreisen höchst bekannten und erfolgreichen Hauptdarsteller, dem er hier die erste Chance gab, sich vor der Kamera zu beweisen (und sich exzessiv und wiederholt in Posen zu werfen). Arnold Schwarzenegger himself gab mit diesem Streifen sein Leinwanddebüt (hier noch unter dem für amerikanische Zungen gefälligeren Künstlernamen „Arnold Strong“). Aber auch die spätere Action-Ikone kann hier nichts mehr reißen. Denn 1970 befand er sich schauspielerisch noch gänzlich im pränatalen Stadium. Stocksteif und unbeholfen steht der Koloss von Mensch (zu dieser Zeit kreisten die Steroide noch munter durch seine Venen) in der Gegend, bar jeglicher Mimik, Intonatiosfähigkeit oder Gestik. Und das die gesamte Laufzeit über. Seinen Text leiert der Bodybuilder monoton und emotionslos herunter, was zudem ob seiner damals sprichwörtlich bescheidenen Englischkenntisse zur linguistischen Katastrophe verkommt. Immer wieder verhaspelt sich der radebrechende Arnie und lässt (selbstredend in ausgeprägtem Heimatakzent) Sprüche vom Kaliber eines „Ei will kamm sammteims…“ im Stakato vom Stapel, verspricht und wiederholt sich sogar gelegentlich merkbar. – Dass die Macher die Einstellungen ob dieser Patzer nicht schlicht schon beim Dreh abpfiffen, hat aber seine Gründe. Denn auch die Caster dürften wohl ob Arnies sprachlicher Unzulänglichkeiten wohl die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben und somit war es fast von Anfang an beschlossene Sache, dass man seinen Part nachsynchronisieren würde. Im Nachhinein hat aber auch dieser Schritt reichlich wenig gebracht, da der beauftragte Sprecher zwar weitaus besser intoniert und schauspielert als der damalige Arnie, aber stimmlich einfach nicht für zwei Cent zum Charakter passt und sich eher anhört wie der Off-Sprecher eines Charlton Heston-Films. Zudem kann selbst die neue Stimme vom Grobmotorikacting des jungen Arnie nicht ablenken und so gerät der Verbesserungsversuch zum „Satz mit X“. Da empfiehlt sich für den DVD-Fan schon eher sich die, nun endlich mit dem Silberling verfügbare, Originaltonspur mit dem O-Ton Gestammel des Österreichers zu Gemüte zu führen. Der komödiantische Wert des Films steigert sich dadurch zumindest enorm.
„Nicht da drücken, das tut doch weh. Da injizier´ ich immer die Anabolika…“

F a z i t :
„Herkules in New York“ dürfte der Zelluloid gewordene Alpdruck eines jeden Regisseurs sein. Die Story ist zwar brauchbar unterhaltsam, aber ein kontinuitätstechnisches Flickwerk, das selbst nicht so recht zu wissen scheint worauf es eigentlich hinaus will. Große Höhepunkte fehlen in diesem Plot nahezu völlig und lassen den Film eher unmotiviert vor sich hinplätschern. Selbst das Ende erfolgt so abrupt wie ergebnislos und lässt diesen filmischen Ausrutscher, passend zum unterklassigen Rest, ausklingen. Auch auf technischer Seite kann man, selbst beim besten Willen, kaum ein gutes Haar an dem Streifen lassen. Die Sets und Kostüme sind ein schlechter Scherz, Bildregie sowie Effekte der blanke Hohn und der Hauptdarsteller ein schauspielerischer Holocaust. Eigentlich wäre das Werk somit höchstens als Türstopper, Frisbee oder Kaffeeuntersetzer verwendbar und mit Sicherheit längst dem verdienten Vergessen anheim gefallen, wäre der Hauptakteur in dieser minimalistischen Posse nicht die heutige Hollywoodgröße Arnold Schwarzenegger in jungen Jahren.

Und genau dieser Punkt ist es, der „Herkules“ für Arnie- und Trashfans dann doch noch interessant und witzig macht, wenn sich der Otto-Normal-Zuschauer längst verächtlich von diesem Machwerk abgewandt hat. Denn es macht einfach einen Heidenspaß Szene für Szene mitzuverfolgen, wie die Crew des Films jeden (aber auch wirklich JEDEN) nur erdenklichen Fehler begeht den man machen kann, Arnie in perfektem Österikanisch seine Mitschauspieler zulallt und lachhafte Effekte hilflos göttliche Macht darzustellen versuchen. Die Litanei der Patzer ist schier endlos und derart amüsant, dass ich diesen Crap-movie hiermit zu einem meiner all time favourite-Trashmovies erkläre! Trash-Jünger tätigen mit der DVD gewiss einen lohnenden Kauf, alle Anderen sollten tunlichst die Finger davon lassen.

P.S.
Englischkenntnisse sind für den vollen Filmgenuß hier anzumerkenderweise fast Bedingung. Denn eine deutsche Fassung ist zwar vorhanden, allerdings grottenschlecht und nicht halb so witzig wie die englische Urfassung mit all ihren Macken. Außerdem geht man im Teutonischen natürlich Arnies mittlerweile legendärer Mundart verlustig.

(c) 2006 Scott


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 8


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