Hellraiser: Hellseeker

 
  • Deutscher Titel: Hellraiser: Hellseeker
  • Original-Titel: Hellraiser: Hellseeker
  • Alternative Titel: Hellraiser VI: Hellseeker |
  • Regie: Rick Bota
  • Land: Kanada/USA
  • Jahr: 2002
  • Darsteller:

    Dean Winters (Trevor), Ashley Laurence (Kirstie Cotton Gordon), Doug Bradley (Pinhead/Merchant), Rachel Wayward (Allison), Sarah-Jane Redmond (Gwen), Jody Thompson (Tawny), Kaaren de Zilva (Sage), William S. Taylor (Det. Lange), Michael Rogers (Det. Givens), Trevor White (Bret)


Vorwort

Trevor hat vor kurzem einen ziemlich fatalen Autounfall gebaut und sich mitsamt Karre und Ehefrau in einen Fluss geschraubt. Während er dem Wrack entkommen konnte, ist sein Weib, Kristie (of Hellraiser I-III fame), seiner Erinnerung nach abgesoffen.

Dumm nur, dass die dazu passende Leiche fehlt. Und unseren armen Trevor plagen seit dem Unfall nicht nur Gedächtnisschwund und unerklärliche Kopfschmerzen, sondern auch gar garstig-grauslige Visionen. Das alles erleichtert ihm nicht unbedingt den Wiedereinstieg in ein normales Leben, zumal ihm einiges sehr schleierhaft vorkommt – so z.B. der Umstand, dass er offenbar vor dem Unfall eine heftige Affäre mit seiner Chefin pflegte, die selbige nun wieder aufleben zu lassen wünscht. Ebenso zieht es ihn zu seiner hübschen Nachbars-Schnecke hin, obwohl er seiner Erinnerung nach ein echter Mustergatte war.

Die ermittelnden Polizeidetectives Lange und Givens beginnen zunehmend an Trevors Version der Ereignisse zu zweifeln, weil auch die Fakten nicht recht zu dem passen, was er zum Unfallhergang erzählt. Nach einem Besuch seiner Chefin, bei dem er ihre Zudringlichkeiten zurückweist, spielt seine Videokamera plötzlich einen Live-Stream aus seiner Wohnung ab, der ihre Ermordung zeigt! Sein Arbeitskollege lässt Andeutungen über einen gemeinsamen Plan zu Kristies Ermordung fallen, und nicht zuletzt ist da das Geschenk zum fünften Hochzeitstag, das er Kristie machte – eine gewisse Puzzlebox. Wollte Trevor tatsächlich seine Angetraute los werden und ging dafür einen Deal mit den Cenobiten ein?

Trevor weigert sich, daran zu glauben, doch die Realität löst sich zunehmend in Schreckensvisionen auf – und Trevors Leben wird zur Hölle…


Inhalt

Nach „Inferno“ bediente sich Dimension Films nochmals des gleichen Tricks und ließ ein vor sich hin staubendes Script durch Einbindung von Cenobiten, des Kristie-Charakters und (sehr kurzen) Verweisen auf ihre Vergangenheit in ein Hellraiser-Sequel umkloppen.

Während „Inferno“ sich ja aus einem Krimi-Ermittler-Szenario in einen realitätsverschiebenden Fiebertraum verwandelte, macht „Hellseeker“, weniger ambitioniert, aber durchaus valide, von Anfang an klar, dass wir uns auf mindfuck-Territorium entgehen und das, was Trevor für „seine“ Wahrheit hält, so lückenhaft sie auch sein mag, wenig mit dem zu tun hat, was tatsächlich passiert ist/passieren wird/passiert gewesen sein könnte. Von Anfang an verschwimmen die Dimensionen, auch wenn „Hellseeker“ in seinen Höllen-Visionen zurückhaltender ist und sie auch quantitativ im Vergleich zu „Inferno“ sparsamer einsetzt.

„Hellseekers“ Problem ist, dass er nichts dadurch gewinnt, dass er von Anfang an die Karten relativ offen auf den Tisch legt (was natürlich auch schon Sinn macht, weil wir alle wissen, dass wir in einem „Hellraiser“-Sequel sind und es irgendwo schon töricht wäre, so zu tun, als wäre es das nicht), gleichzeitig aber die Schock- und Visions-Szenen sehr dosiert einzusetzen. Das zwingt uns nämlich dazu, uns primär mit Trevors Figur zu beschäftigen und obschon wir einen ähnlichen Charakter vor uns haben (vordergründig einen Saubermann, aber mit Dreck am Stecken und einem leicht verschobenen Moralkompass), ist er doch eine deutlich langweiliger als der vergleichsweise vielschichtige Joseph Thorne aus „Inferno“ – während wir dort erkannten, dass Thorne kein Engel ist, aber im Rahmen seiner Möglichkeiten angesichts der brutalen Mordserie und dem Kinderleben, das auf dem Spiel steht, wenigstens versucht, das Richtige zu tun, ist hier offensichtlich, dass Trevors nice-guy-Getue nur Fassade ist, eine Ersatzpersönlichkeit, die sein Unterbewusstsein geschaffen hat, um nach dem Unfall unliebsame Erinnerungen wegzusperren. Es hilft auch nicht, dass Dean Winters im Vergleich zu Shaffers tour-de-force in „Inferno“ den Eindruck eines besonders steifen Holzpfostens hinterlässt. Am Talent kann’s eigentlich nicht liegen, heimste Winters doch für seine Rolle in der Knastserie „Oz“ gute Kritiken ein und wurde auch im Anschluss immer wieder für recht wertige Serien-Gigs verpflichtet („Terminator S.C.C.“, „Rescue Me“, „30 Rock“, „Law & Order: New York“) – vielleicht hielt er es für etwas unter seiner Würde, in einem DTV-Sequel eines Endlos-Horror-Franchise mittun zu müssen, jedenfalls vergießt er nicht gerade sein Herzblut an die Rolle und das schadet dem Film, der in der Hauptrolle – und wie „Inferno“ klebt „Hellseeker“ an seinem Hauptdarsteller – jemanden gebraucht hätte, der mit Engagement an die Sache rangeht.

Dass der Film nicht viel an echtem Plot hat und eine gemächliche Gangart anschlägt, sei ihm nicht angelastet, das ist in Sachen „Hellraiser“ mehr oder weniger gelebte Tradition – Storytelling gehört nicht zu den Prioritäten des Franchise. Mehr schon, dass die eigentlich aus meiner Sicht löbliche Zurückhaltung in Sachen FX und Gore dieses Mal etwas zu weit geht. „Hellseeker“ hätte die ein oder andere blutige, splattrige Gore-Szene mehr schon vertragen können (ekligste Szene des Films ist die Sequenz, in der Trevor einen Aal auskotzt – don’t ask, but it sorta makes sense).

Recht gelungen ist der Schlusstwist, der allerdings noch besser funktionieren würde, hätte Dimension aus der erklärenden Szene nicht ’ne gute Minute rausgeschnippelt, die den Film und den Kristie-Charakter in einen verständlicheren Kontext zu den ersten drei Filmen setzt. Fällt eindeutig unter „Schnittentscheidungen, die man nicht verstehen muss“, zumal, sollte der Schnitt aus Pacing-Gründen erfolgt sein, sich genügend andere Szenen angeboten hätte, die gestrafft hätten werden können.

Schauspielerisch gratuliere ich Ashley Laurence zu Top-Billing für fünf Minuten Screentime (und bestenfalls einen Tag Arbeit), zu Dean Winters habe ich mich bereits ausgelassen. Doug Bradley hat einmal mehr nicht viel mehr zu tun, als sein Pinhead-Image und -Outfit spazieren zu tragen – ich habe sogar das Gefühl, dass er bei der Konfrontation mit Kristie etwas zu zurückgenommen agiert. Lobende Erwähnung sollte William S. Taylor als Detective Lange finden.

Einen glatten halben Punkt ziehe ich für die scheußliche Titelmusik, die mit ihrem Gitarrengefrickel über Synthimucke zum Spartarif eher zu einem Skinamax-Softsex-Heuler passen würde, ab.

Gesamteindruck: „Hellseeker“ ist ankuckbar und ist von Rick Bota, einem verdienten Genre-Kameramann, der hier sein Spielfilm-Regiedebüt feiert (und von Dimension auch gleich für „Deader“ und „Hellworld“, die nächsten Sequels, verpflichtet wurde), auch technisch ordentlich gearbeitet (er ist allerdings kein Derrickson im Umgang mit den phantastischen Elementen), aber nicht wirklich bemerkenswert und ohne große neue Erkenntnises für den Cenobiten-Mythos.

Eher einer für die Komplettisten.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


mm
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Preceyese Seyeght
Preceyese Seyeght
27. Februar 2018 21:34

Das ist der Beste Teil du Null Nummer, du hast keine Ahnung wie man etwas bewertet, hört nicht auf diesen Typ hier, traut niemals jemandem wo eine Maske trägt, weiß man ja..