Hellboy

 
  • Original-Titel: Hellboy
  •  
  • Regie: Guillermo del Toro
  • Land: USA
  • Jahr: 2004
  • Darsteller:

    Ron Perlman (Hellboy), John Hurt (Professor Trevor „Broom“ Bruttenholm), Selma Blair (Liz Sherman), Rupert Evans (John Myers), Karel Roden (Grigori Rasputin), Jeffrey Tambor (Tom Manning), Doug Jones (Abe Sapien)


Vorwort

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs stören alliierte Truppen unter Mitwirkung des jungschen Professors Bruttenholm eine okkulte Zeremonie der Nazis – niemand anderes als der verrückte Mönch Rasputin ist dabei, für die braune Bande ein Dimensionsportal zu öffnen und Verstärkung von der „anderen Seite“ zu holen. Die Prozedur kann gestoppt werden, aber nicht, bevor ein Baby-Dämon aus der anderen Welt in die unsere gelangt. Bruttenholm nimmt sich des Kleinen an. 60 Jahre später ist aus dem Mini-Dämon Hellboy geworden, der im Dienste einer ultrageheimen Geheimabteilung des FBI gegen okkulte Bedrohungen und Monster kämpft. Was Hellboy und seine Getreuen nicht ahnen – Rasputins alte Freunde Ilsa und der mechanisch angetriebene SS-Killer Karl Kroenen haben den seinerzeit in die andere Dimension gesaugten Rasputin zurückgeholt. Und der möchte sein Werk vollenden und die Apokalypse auslösen. Der Schlüssel dazu ist Hellboy…


Inhalt

Endlich wieder eine Comic-Verfilmung, gab ja schon solide vier Wochen keine mehr… auch wenn ich prinzipiell nichts gegen Comic-Adaptionen haben, sollten die Lizenzgeber doch mal aufpassen, dass das Pulver nicht zu schnell verschossen wird (wenn ich schon anderweitig lese, dass nächstes Jahr mindestens ein Dutzend Marvel-Adaptionen auf die Menschheit losgelassen wird…). Okay, Hellboy dürfte aufmerksamen Filmjunkies spätestens seit dem „Skandal“ beim Fantasy Film Fest ein Begriff sein (wo der Nasenbär von Columbia-Deutschland-Scheff bei der Autogrammstunde RC1-Discs „beschlagnahmte“; eigentlich sollte man den Verein nicht durch Erwerb einer Kinokarte unterstützen) und dürfte ansonsten dadurch in die Geschichte einstellen, Charakterkopf Ron Perlman seine erste richtige Majorfilm-Hauptrolle beschert zu haben (etwas, das seit mindestens 20 Jahren fällig ist). Was allerdings kaum daran liegen dürfte, dass bei Hollywood-Produzenten plötzlich und unerwartet der Groschen gefallen ist, dass der Kerl nicht nur in irgendwelche Ganzkörper-Make-ups zu zwängen ist (wobei das natürlich auch hier der Fall ist), sondern auch ein verdammt guter Schauspieler ist, vielmehr darin begründet ist, dass Regisseur Guillermo del Toro (der nach Blade II einen Freifahrtschein erhielt, Blade III und Harry Potter ablehnte, um lieber sein Traumprojekt Hellboy zu verwirklichen) schon „immer“ gern mit Perlman arbeitete (sogar in del Toros mexikanischem Debütfilm Cronos war Perlman mit dabei).

Hellboy ist, und damit nehmen wir das Positive schon mal vorweg, „a labour of love“. Man merkt, del Toro lag was an dem Film. Und das freut den Zuschauer, denn Hellboy ist letztlich das, was Van Helsing fürchterlich gern gewesen wäre, aber aufgrund der ausgeprägten Inkompetenz von Stephen Sommers nicht werden konnte: ein wirklich unterhaltsames Comic-Spektakel, das alles bietet, was des Fans Herz begehrt – Action, coole Visuals, lockere Sprüche, sogar ein bissl human interest und eine abgedrehte Storyline, die zwar mehr als ein brontosauriergroßes Plothole aufweist, aber einfach Laune macht. Über die Geschichte selbst sollte man nicht allzuviel nachdenken, wobei ich aber einen ganzen Haufen Ehrenpunkte für etliche Lovecraft- Bezüge verteile. Wichtiger als hundertprozentige Schlüssigkeit der Story ist das Gefühl, einen einheitlichen Film zu sehen und nicht, wie bei Van Helsing nur verständnislos aneinandergereihte Versatzstücke aus anderen Genrebeiträgen. Hellboy rollt flüssig dahin, wechselt schön rollercoaster-Action-Passagen und ruhigere Momente ab (eine der schönsten Szenen des Films ist zweifellos die, in der Hellboy eifersüchtig seinen FBI-Verbindungsmann Myers und seine „Freundin“ Liz beschattet), um im Showdown in einem wahrhaft alptraumhaften Escher-mäßigen Settingmunter sämtliche Gesetze der Logik über den Haufen. Macht Spaß!

Del Toro erweist sich als mittlerweile im Umfang mit modernsten Special FX versierter Regisseur, hat aber auch das Glück, obwohl Hellboy mit einem ca. 60-Mille-Budget ja mittlerweile eher zu den Low-Budget-Filmen zu rechnen ist, mit erheblich besseren visual FX ausgestattet zu sein als (insert-favorite-whipping-boy Van Helsing here). Streiten könnte man qualitativ allenfalls über die Pyrokinesis-Effekte. Exzellent ist das Ganzkörper-Make-up von Ron Perlman.

Selbstredend ist Hellboy trotz einiger horribler Momente kein Horror-, sondern ein Abenteuer-Fantasy-Actionfilm, so dass die FSK-12-Freigabe schon in Ordnung geht, richtig derbe zur Sache geht’s nicht, obwohl fleißig gestorben wird.

Schauspielerisch ist Ron Perlman einfach eine Schau (wie gesagt, da ist auch das Make-up wirklich großartig, denn es erlaubt Perlman nicht nur, seine charakterischen Gesichtszüge zu behalten, sondern auch Emotionen rüberzubringen) – wieder einmal wird klar, dass Perlman (was von viel zu wenigen Regisseuren bislang erkannt wurde), auch eine knochentrockene komische Ader hat, die es noch zu erforschen gibt. Wenig verwunderlich angesichts der Präsenz des Titelcharakters bleibt für die weiteren Figuren kaum Raum zur Entfaltung. Selma Blair als „Firestarter“ Liz ist mir insgesamt zu blass, wobei die Rolle auch sehr knapp gestaltet ist, Newcomer Rupert Evans als FBI-Mann Myers (ich musste zugegebenermaßen bei seinem Charakter immer an Will Smith in Men in Black denken) hat auch nicht gerade wirklich viel zu tun. John Hurt beginnt wohl langsam mit klassischen „Altmimenrollen“, ohne auch herausragendes leisten zu können. Der Tscheche Karol Roden, der mit 15 Minutes den Sprung nach Hollywood schaffte und u.a. auch in Bulletproof Monk (einen Film vergleichbaren Budgets und ähnlicher Zielrichtung, der optisch allerdings um Lichtjahre nicht an Hellboy heranreicht, genausowenig an Unterhaltungswert) den Bösen gab, brettert die übliche „wahnsinniger-Schurke“-Klischeevorstellung herunter. In Punkto Acting steht und fällt der Film also mit Perlman, und da der gute Ron bestens aufgelegt ist, funktioniert das.

Fazit: Hellboy bietet zwei Stunden ausgesprochen kurzweilige Popcorn-Unterhaltung auf visuell höchstem Niveau – hier stimmt die Mischung aus Witz, Action & Effekten, das ist zweifellos eine von den guten Comicverfilmungen. Daumen hoch, und – count me in for the sequel!


mm
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