Heisser Atem

 
  • Deutscher Titel: Heisser Atem
  • Original-Titel: Warm Summer Rain
  •  
  • Regie: Joe Gayton
  • Land: USA
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    Kate (Kelly Lynch)
    Guy (Barry Tubb)
    Andy (Ron Sloan)
    Steve (Larry Poindexter)
    Alte Indianerin (Lupe Amador)
    Alter Priester (Peter McPherson)
    Kate als Mädchen (Vanessa Conti)
    Mutter (Dianne Turley Travis)
    Vater (Stanley Grover)
    Ärzte (Gene Knight, Tony Markes)
    Krankenschwestern (Gindy Guyer, Queenie)
    Sekretärinnen (Susan Sheriffe, Jean Pflieger, Kimberly Hall)


Vorwort

Stammleser wissen es längst – Charlie’s Angels ist eine guilty pleasure of mine – nicht nur wg. dem strahlendsten Lächeln Hollywoods (Cameron Diaz, falls da Zweifel bestanden), sondern auch wegen Kelly Lynch – in Leder gehüllte Attraktivität in Tüten, wenn ich mal wieder mucho macho sprechen darf. Da interessiert einen doch glatt, wie´s unter der Kluft aussieht und um diese Bildungslücke zu beheben, investierte ich mal wieder die horrende Summe von etwas über 2 Euro und erstand ein Gebrauchttape, nämlich eben jenes unseres heutigen Films. Warm Summer Rain klang dem deutschen Verleiher VCL verständlicherweise nicht wirklich aufregend genug, darum wurde der Streifen flugs in Heisser Atem umbetitelt und mit einem gefakeden Cover versehen, das mehr nach einem Frauenknastreisser aussieht als nach dem, was eigentlich in Form der bespielten Cassette in der Box drinliegt. Aber das ist unsereins ja gewohnt, also hinein ins Vergnügen, das angeblich nichts für Jugendliche ist… mal sehen…


Inhalt

Weird genug beginnt das ganze ja – wenn wir uns den Originaltitel ins Gedächtnis rufen, wundert es uns weniger, dass es regnet – und es pladdert auf ein nacktes, sich liebendes Pärchen herunter, dem der Guss von oben nicht wirklich unangenehm zu sein scheint – in die liebestechnischen Aktivitäten sind Aufnahmen eines spielenden kleinen Mädchens, das sich gar lustig einen kleinen Hügel herunterrollen lässt (u.a.) und – in stilvoller Monochrom-Fotografie – der Selbstmordversuch des weiblichen Parts der Regen-Liebhaber, die sich im heimischen Badezimmer nackig gemacht und die Pulsadern aufgeschnitten hat… wir schliessen mit der eigentlichen Story an letztgenanntes Event an.

Kate, so heisst unsere Protagonistin (Heldin wäre wohl etwas zu viel des Guten) wird ins Krankenhaus geschafft und nicht unbedingt zu ihrer Begeisterung erfolgreich re-animiert – als sie aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht und eine etwas dickliche Krankenschwester über sie wachen sieht, entfährt ihr zunächst mal ein „Es gibt doch eine Hölle“. Kaum ist Kate wieder unter den halb Lebendigen, zieht auch schon das übliche Defilée von Freunden, Kollegen und Verwandten mit ihren „Wie-konntest-du-nur“, „wir-vermissen-dich“ und „wenn-du-was-brauchst-musst-du´s-nur-sagen“-Bekundungen auf. Kates anscheinend gegenwärtiger Betthase kapriziert den Selbstmordversuch, egoistisches Männerschwein, das er nun mal geschlechtsbedingt ist, natürlich auf sich und ist persönlich angefressen, dass Kate die gemeinsame Zeit nur als „nicht übel“ bezeichnet. Eines Nachts hat Kate die Nase voll, stiehlt sich aus ihrem Krankenzimmer, kuckt mal kurz bei einem Sterbenden im Nachbarraum vorbei und ersteht dann eine Buskarte nach Irgendwohin, Westen.

Auch die Busfahrt macht unsere erfolglose Selbstmörderin nicht froh – irgendwo in der grössten Wüste begehrt sie Auslass beim Busfahrer. „Ich will aussteigen!“ „Ich auch,“ grunzt der Driver, verweist auf die Tatsache, dass zwischen den Kakteen kein Schwein ´ne Haltestelle aufgestellt hat, lässt sich aber für schlappe sechs Dollar breitschalgen, einen ausserplanmässigen stop in the middle of nowhere einzulegen. Kate schlurft, nur mit ihrem Krankenhaus-Kittel und einem Mnatel bekleidet, den Highway entlang, lehnt dankend eine Mitfahrgelegenheit bei einem jungen Schnösel ab und findet, aufgrund kläglichen Miauens, am Strassenrand eine verletzte und gar putzige Kitty-Katze (und die ist wirklich süüüüss). Überraschenderweise erreicht Kate tatsächlich eine Mischung aus letztklassigem Truck Stop und Cantina, füttert die kleine Mieze und haut sich selbst ordentlich Bölkstöff hinter die Kiemen – diese vorübergehende Eintrübung des gesunden Menschenverstands nutzt ein seltsames Pärchen aus altem Priester und alter Indianerin, Kate einen ausgestopften (zumindest aber toten) fünfbeinigen (!) Leguan für 1,25 Dollar zu verticken (it´s a strange film indeed). In bester Alk-Laune schmeisst Kate einen Quarter in die Jukebox und legt einen erstklassigen „drunk-as-fuck“-Jig aufs Parkett, in den ungefragt der anzugtragende Schnösel von vorhin (der mit der Mitfahrgelegenheit) einstimmt. Kate lässt sich das eine Zeitlang gefallen, haut den aufdringlichen Mittänzer dann aber mit dem Leguan k.o. (err??), worauf nun wiederum der alte Priester und seine Squaw in den Tanz einstimmen… (hallo? Bin ich versehentlich in einen unveröffentlichten David-Lynch-Film abgebogen? Verstehen muss ich das alles ja wohl nicht…).

Sei´s drum, am nächsten Morgen kommt Kate mit heftigem Kater (na, der kann sich ja dann mit der kleinen Muschi paaren, har-har) in einer heruntergekommenen Hütte (deren Wände aber immerhin Van-Gogh-Repros zieren) zu sich und findet zu a) ihrer Überraschung und b) deutlich überschaubaren Begeisterung neben sich den Schnöseltyp im Bette liegen. Nach kurzer Rekapitulation der Sach- und Rechtslage (beeinträchtigt dadurch, dass Kate sich an nix erinnern kann… Scheiss-Sauferei) ist der Stand der Dinge, dass der Typ sich nicht durch ein freundliches „Verpiss dich“ beeindrucken lässt, sondern Kate eröffnet, nicht nur gemeinschaftlich mit ihr das gerade belegte Haus aufgebrochen zu haben, sondern sogar mit ihr verheiratet zu sein, dank der freundlichen Unterstützung des alten Priesters. Kate ist der Ansicht, sich derartigen Käse nicht unbedingt von einem Kerl anhören zu müssen, der ihre Unterhosen trägt und schlägt einen Tausch Ring gegen Panties vor. Alas, der Kerl kann seinen Standpunkt anhand einiger Polaroids beweisen, die Kate nun wieder unbegreiflicherweise prächtig amüsieren und sie daran erinnern, dass sie unbedingt und auf der Stelle eine Prise old-fashioned Geschlechtsverkehr braucht. Lässt sich der Männe natürlich nicht mehrmals sagen…

Nach Verrichtung schlägt er vor, doch ein Häuschen weiterzuziehen, aber Kate mag das traute Domizil nicht verlassen (und noch nicht mal duschen): „Ich will für eine lange Zeit hier bleiben und stinkiger und dreckiger werden.“ Hm, wohl nicht die allerbeste Partie, das Mädel. Er verabschiedet sich, kommt aber mit ein paar Einkaufstüten Happa-Happa und einer Lampe (die Hütte ist, da abandoned, strom- und lichtlos) wieder. Nach dem Mampf geht´s wieder zum Matratzen-Dauerbeanspruchungs-Test, allerdings ist unser Freund ein wenig nervös und wird von eingebildeten Geräuschen aufgeschreckt, was Katie wiederum ausgesprochen spassig findet.

Während die beide also relativ sinnlos vor sich hin gammeln, fällt dem Typen doch endlich mal auf, dass Kates Handgelenke bandagiert sind und addiert sich geistig zusammen, warum das wohl so ist. Den Grund für den Selbstmordversuch wüsste er gerne. „Es war ein alltäglicher Akt,“ auskunftet Kate, „ich stand im Bad und dachte mir, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Und danach wollte ich mir noch die Zähne putzen.“ Also, mindestens einer von den beiden hat´ne Klatsche, sach´ ich mal. Danach tauschen sich die beiden darüber aus, ob sie sich schon mal vorgestellt hätten, vom jeweils anderen Geschlecht zu sein und er philosophiert über Vaginas im allgemeinen und speziellen, kommt dabei zu dem Schluss, dass es in solchen „warm und dunkel“ sei und man „da ist, wo man hingehört, zuhause!“ Daraus können Psychologiestudenten im achtunddreissigesten Semester sicher was machen.

Wir sehen schon, in Anbetracht einer greifbaren Handlung entwickelt sich das ganze zu einem Zwei-Personen-Debattierklub, und so geht´s auch weiter. Ob sie denn schon mal verliebt gewesen sei, möchte er wissen, nö, niemals, sagt sie, was ihn wundert, denn sie eingerechnet ist er´s schon zum fünfzehnten Mal. „Du kannst nicht in mich verliebt sein,“ nölt sie, „du kennst mich nicht.“ Mit solch Philosophie kommt sie beim Viel-Rumprobierer aber an den richtigen, denn der weiss, dass man jemanden nicht kennen muss, um sich zu verlieben – er jedenfalls hat zwar bislang noch an jeder seiner Liebschaften ´nen Haken gefunden, aber aufgegeben hat er deswegen noch lange nicht, auch wenn er weiss, dass es den perfekten Partner nicht gibt. „Warum also suchen?“ fragt sich die diesbezüglich scheinbar desillusionierte Blondine. „Manch einer schneidet sich lieber die Pulsadern auf,“ tappt er ins Fettnäpfchen und löst damit einen Weinkrampf bei unserer Freundin Kate aus. „Kannst du dir nicht vorstellen, dass es andere Gründe gibt?“ blökt sie und verzieht sich nach der vermeintlich unverfänglichen Frage, ob sie denn jemals Kinder haben wollte, mit einem kryptischen „ich fühlte mich als Frau nicht befriedigt“ in ein Nebenzimmer.

Nur, um am nächsten Morgen Bauklötze zu staunen, als sie ein Baby umherkrauchen sieht. Selbiges hat er (ja, ich weiss, das ist nervig, dass der Typ keinen Namen hat) auf die Schnelle organisiert, weil er (wohl selber Psychostudent) vermutlich einen unbefriedigten Mutter-Trieb in ihr geortet hat. „Du bist verrückt,“ stellt Kate fest (und hat damit sicher nicht unrecht) und bekommt angesichts eines zu versorgenden Kleinkinds einen kleinen Anfall von hektischer Panik und stellt sich so dämlich an, dass der Kerl selbst zur Wickel-Aktion schreiten muss. Immerhin begründet er seine Babyklau-Aktion: „Es gibt Dinge, die wichtiger sind, als über sich selbst nachzudenken!“ Und dies wollte er Kate wohl mit der Holzhammermethode beibringen. Alles rather strange.

Immerhin bringt er das Kindchen zurück (oder er schmeisst es einfach vor die Tür, wer kann das schon letztlich wissen), während seiner Abwesenheit findet Kate zwischen den Matratzen eine Kanone und ist sich nun endgültig sicher, einem durchgeknallten Psychopathen in die Hände gefallen zu sein (kann man ihr nicht verdenken). Mit gezückter Knarre im Anschlag erwartet sie seine Rückkehr, aber der zeigt sich unbeeindruckt, bittet sie sogar noch, zu schiessen und als sie das nicht tut, dreht er die Pistole in ihren Händen um und richtet sie auf sie, was ihn allerdings dazu verleitet, zusammenzubrechen und etwas von „Ich habe dich erschossen, es tut mir so leid“ zu stammeln (ehh… Bahnhof?).

Oookay, also auch der tolle Hengst (dessen bestes Stück, so wird uns übrigens glaubhaft versichert, schon einiges erlebt und nicht mehr den allertaufrischesten Eindruck macht) schleppt ein düsteres Geheimnis mit sich herum, und das muss er uns nun unbedingt erzählen. Einmal war er kurz davor, eine seiner Liebschaften zum Traualter zu schleifen (und wie Kate bei einer vorherigen Investigation seiner Brieftasche festgestellt hat, genügend Fotos der Holden hat er dabei), doch just als schon die Orgel spielte, liess die Braut-in-spe´ ihn durch ihren Vater wissen, dass sie es sich anders überlegt habe. Plötzlich habe er eine Pistole in Händen gehalten und das nächste, woran er sich erinnere, sei, wie der Kopf seiner Braut in ihrem Blut gelegen habe. „Ich war ein Feigling, ich hab mich nicht selbst umgebracht, ich habe dich umgebracht,“ drömelt der delirierende und seine Tassensammlung vergeblich sortierende runaway-bride-murderer daher.

Angesichts dieses dramatischen Eingeständnisses sieht sich nun auch Kate gezwungen, die wahren Hintergründe ihres versuchten Suizids offenzulegen, was sie in Form eines durchaus eindrucksvollen und nur unzureichend wiederzugebenden mehrminütigen Monologs auch tut. Ich versuche daraus mal die Quintessenz zu destillieren – als kleines Mädchen habe sie davon geträumt, Gehirnchirurgin oder Ballerina zu werden, hatte unbeschwert gespielt, kurz, ein glückliches Leben gehabt, irgendwann allerdings wird jedes Kind mal erwachsen und stellt fest, dass die Kindheitsträume Erwachsenenschäume sind und man sich anstatt als Primaballerina als Tippse in einem Grossraumbüro wiederfindet – und damit, garniert durch die Tatsache, niemals wahre Liebe gefunden zu haben, konnte Kate sich nicht abfinden und der Selbstmord erschien ihr die logische Konsequenz (die Interpretation überlasse ich heute einmal mehr den Studenten der Seelenkunde). Nun ist es wieder an ihm, Trost zu spenden, ihre blutenden Handgelenkswunden zu küssen und dann einen symbolischen Akt der Reinigung und des Bades zu vollziehen – gegenseitig waschen sich die beiden von ihren Seelenqualen rein (so zumindest versteh ich das, aber ich bin ja auch nur ein Mittelschüler…).

Nachdem dies geklärt ist, ist er der Ansicht, dass man nun doch auch weiter ziehen könne, aber Kate mag immer noch nicht: „Wenn wir weggehen, wird das passieren, was passiert!“ Im Gegensatz zu mir durchschaut er, was Kate damit meint – sie hat Angst vor dem „Gewöhnlichen“, vor dem Abdriften in ein langweiliges, stereotypes Leben. „Auch das Leben hier wird eines Tages gewöhnlich werden,“ macht er ihr klar und gewinnt damit klar nach Punkten. Und so fahren die beiden erst mal in Kates alte Heimatstadt, wo sie ihm ihre frühere Spielwiese zeigt und zufällig anner Tanke ihren alten Jugendfreund (und -lover?) Andy trifft. Die Begegnung ist charmant und von nostalgischen Erinnerungen an die gute alte Zeit geprägt, doch die Anwesenheit von Gesetzeshütern lässt den Kerl zur Eile anhalten (naja, okay, wenn ich meine Freundin erschossen hätte, würde ich auf Polizei auch ein bissl allergisch reagieren). Back on the road bittet Kate darum, zurück zur verlassenen Hütte zu fahren (genau, dort wartet ja auch die arme Miezekatze) – der Ausflug in die Welt hat ihr gereicht, sie will doch lieber dort bleiben. „Wir können nicht ewig dort bleiben“, meint er… Kate unterbreitet unter Bezugnahme auf die Heiratsformel „Bis das der Tod euch scheidet“, schliesslich ist man ja irgendwie verehelicht, den interessanten Vorschlag, sich dann eben „zu Tode zu vögeln“. Interessanter Vorschlag, der beschlossen und verkündet und in die Tat umgesetzt wird. Die beiden rammeln sich quer durch´s ganze Haus und wieder zurück, wobei Kate (absichtlich?) den Gasofen aufdreht (hm, ein verlassenes Haus, funktionierender Gasanschluss? Naja, vielleicht hat die Hütte ´nen eigenen Tank, ist bei Wüsteneien vermutlich so). Irgendwann schlafen die beiden erschöpft ein und der Gasofen beginnt, die Bude abzufackeln. Das Miauen der Mieze weckt unsere Schläfer auf und nun haben sie´s doch nicht mehr so mit dem „zu Tode“-Aspekt ihres Plans, sondern kratzen schnell ein paar Klamotten und die Katze (danke dafür) zusammen und flüchten sich aus dem brennenden Gemäuer (auch das könnte man sicher wieder psychologisch deuten… sowohl das „Verbrennen“ an sich als auch Kates unbewusste/bewusste Aktion, dieses überhaupt durch das Gasaufdrehen ermöglicht zu haben… vielleicht wollte Kate unbewusst DOCH „hinaus ins Leben“ und musste daher den von ihrem oberflächlichen Bewusstsein geschaffenen sicheren Zufluchtsort vernichten. Owei, ich brabbele schon wieder Psychoquark, und das wollte ich heute eigentlich lassen).

Der Weg führt unser Pärchen zurück in die Cantina, wo sich die beiden unter den wachsamen Augen der Indianerin und des Priesters den Wolf tanzen, aber unauffällig den Weg durch die Hintertür suchen, als zwei Gesetzeshüter dezente Erkundigungen nach ihrem Auto einziehen. Halsbrecherische Flucht ist die Folge, da er „nicht wieder ins Gefängnis“ will (aha, erfahrener Knastologe auch noch). Hätt er sich mal mehr um die Strasse als um seine potentielle Zukunft hinter schwedischen Gardinen gekümmert und – vor allem – angegurtet… so aber wird er bei einem recht harmlos aussehenden Mini-Crash aus dem Auto und einen Abhang hinuntergeschleudert. Kate, unverletzt, kraucht hinterher und findet ihren Geliebten sterbend. „Versuch nie, zweimal das gleiche zu tun,“ gibt er ihr mit seinem letzten Odem noch auf den weiteren Lebensweg (was wohl der wenig elegant verpackte Hinweis ist, ja nicht noch einen Selbstmordversuch zu unternehmen), leiert ihr tatsächlich noch ihren Namen aus dem Kreuz, kann sich aber an seinen eigenen nicht mehr erinnern, bevor er verscheidet… Die verfolgenden Cops halten das ganze für echt tragisch, weil „alles wegen eines gestohlenen Autos!“ Da macht Katie grosse Augen – jaja, uns gerade verblichener Schnösel hat seine Braut mitnichten gekillt, sondern nur ihre Kalesche gezwickt…

Kate macht sich wieder auf die Strümpfe und zieht wandernd – und lächelnd – weiter, während uns ein flash forward informiert, dass sie später seine Tochter zur Welt gebracht hat, wenig originellerweise auf den Namen „Kate“ getauft hat und der Kleenen verklickert, dass sie den Namen des Papas nicht weiss, nach ihm noch andere Männer hatte („und es werden noch andere kommen“), aber immerhin so viel aus der ganzen Angelegenheit gelernt hat: „Es gibt Blut, aber es gibt auch Wasser, um es abzuwaschen. Werde, was du bist, und das mit ganzer Kraft!“ (?). Le Finis (und was ist aus der Katze geworden????).

Aaaalso, viel Plot hatte der Streifen ja nun wirklich nicht… und, das, was er an Plot hat, ergibt (zumindest für mich) nicht wirklich Sinn… na gut, vermutlich gibt´s an einem ziemlich verschwurbelten Psychoquark im Stile eines Softerotikfilms (oder umgekehrt, wer will das schon entscheiden?) nicht viel zu verstehen, aber teilweise ist das schon mächtig abgedreht, was Joe Gayton (Genrefreunden vermutlich bekannt und gefürchtet als Regisseur von Wes Craven´s Mind Ripper) hier mit kleinem Aufwand auf Zelluloid gebannt hat.

Irgendwie erinnert der psychologisch verquaste Blödsinn von Machart und (zumindest von mir vermuteter) Zielsetzung ein wenig an 9 1/2 Weeks oder, noch deutlicher, an die später vom dortigen Autor Zalman King in Eigenregie verbrochenen Psychoerotikfilmchen vom Schlage Two Moon Junction oder Wild Orchid, kleinere Details wie die skurrilen Nebencharaktere und exzessive Symbolik scheinen andererseits wieder die schon weiter oben angesprochene Verbindung zu David Lynch aufzuzeigen (wo sonst würde in einem ernstgemeinten Film ein Mann mit einem fünfbeinigen Leguan niedergeschlagen?)

Insgesamt handelt es sich bei Warm Summer Rain um einen Film, der den Rezensenten ein wenig rat- und sprachlos zurücklässt (und das nicht, weil der Streifen so knorke ist, dass einem die Spucke wegbleibt) – es fällt schwer, überhaupt irgendetwas rezensierbares herauszupicken, weil der Streifen bzw. seine Story sich konsequent jeglicher Greifbarkeit entzieht – seine psychologischen Aspekte mögen bei mehrfacher wohlwollender Betrachtung nicht total aus der Luft gegriffen sein (die Sinnentleertheit eines in Routine und Lieblosigkeit bzw. Ungeliebtheit erstarrten Lebens kennt wohl jeder, der mal gleichzeitig Single war und einen Dead-End-Job – oder gar gar keinen – hatte), aber irgendwie erscheinen mir diese Themen nur angekratzt zu werden… der Film scheut meines Erachtens eine tiefschürfende Auseinandersetzung mit diesen Themen und ersetzt die argumentative Ebene durch eine solche der reinen körperlichen-physischen sexuellen Attraktion (was durchaus wieder auf einer Linie mit dem schon herangezogenen 9 1/2 Weeks liegt) – oder, in etwas deutlicheren und gleichzeitig simplifizierten Worten: die beiden Protagonisten wissen zwar beide, dass sie einen an der Waffel haben und in Ansätzen sogar warum, aber anstatt der Sache mal tiefgeistig auf den Grund zu gehen, setzen sie lieber auf die „nur für den Kick und den Augenblick“-Methode und rammeln wie die Karnickel (das macht es auch ziemlich schwer, zu den Charakteren eine emotionale Bindung aufzubauen – beide Protagonisten sind unzugänglich und verschanzen sich hinter ihren psychischen Dellen, das ist zwar zweifellos so gewollt, lässt aber das Interesse an ihnen mit fortschreitender Filmlaufzeit und nicht eintretender Besserung in der Hinsicht erkalten). Der sexuelle Aspekt gehört da sicher auch mit rein, aber die Reduktion auf ausschliesslich das Sexuelle erscheint mir ein bissl vage, auch ein bissl feige und – womit wir beim Thema dieser Seiten wären – ein wenig exploitativ. Die Chance zu einer wirklich fundierten (und damit auch interessanteren, denn das Grundprinzip der Story ist nicht ganz verkehrt und hat seine Reize und die Möglichkeit zu einem intensiven Psychodrama) Auseinandersetzung mit dem Thema verschenkt Joe Gayton zugunsten einer zwar immer schön gefilmten, aber letztendlich weitgehend a) gefühlskalten, b) sinnentleerten und – was die vermutlich grösste „Sünde“ ist – c) sich selbst viel zu ernst nehmenden Softcore-Inszenierung.

Wie schon gesagt sieht das ganze für einen bestimmt eher preiswert produzierten Film durchaus gut aus – die Kameraführung ist gelungen, wobei mir besonders die monochrom gehaltenen Flashback-Sequenzen gefallen, der Schnitt gelegentlich einfallsreich und die musikalische Untermalung (von Roger Eno, der übrigens nicht nur zufällig so heisst, sondern tatsächlich der Bruder von Brian Eno ist) angemessen akzeptabel. Was den eigentlichen Sex-Gehalt angeht, so zeigt sich der Streifen zwar sehr sehr offenherzig (und dies auch gleichberechtigt – beide Hauptdarsteller sind mehrheitlich unbekleidet zu sehen, und aufmerksame Beobachter, die an solchen Dingen interessiert sind, können bei gutem Willen auch „seinen“ Schniedelwutz erkennen), aber gleichzeitig sehr zurückhaltend, was tatsächliche Sexszenen angeht, die sind bemüht „unexplizit“ gestaltet. Dennoch kommen Kelly-Lynch-Fans voll auf ihre Kosten, weil kaum eine Region ihres Körpers kameratechnisch unerforscht bleibt (wie gesagt, dies gilt im Umkehrschluss aber auch für Barry Tubb, wer auf nackte Männerhintern allergisch reagiert, sollte um diese Cassette einen grossen Bogen machen).

Kelly Lynch liefert trotz des einem auf anspruchslose Unterhaltung eingestellten Publikums (e.g. mir heute) schwer vermittelbaren Charakters eine ansprechende darstellerische Leistung, die auf alle Fälle höher anzusiedeln ist als die typische Performance in einem der zitierten Zalman-King-Filme. Lynch spielt tatsächlich und macht recht erfolgreich die ganze Bandbreite zwischen lässig-entspannt und (allerdings überwiegend) depressiv-verzweifelt durch (lediglich „sturzbesoffen“ kann ich ihr nicht abkaufen). Äh, ja, und attraktiv ist die Guteste natürlich auch :-))

Barry Tubb (Top Gun, Mask) müht sich ebenfalls sichtlich ab, aber bei ihm bleibt es halt eher beim Bemühen – der Typ kann sicherlich auch ein bissl mehr als der gewöhnliche Softcore-Protagonist, aber seine Charakterszenen stinken im Vergleich zu Lynch (ganz besonders ist nochmals ihr ausführlicher Monolog zu erwähnen) doch deutlich ab.

Der Rest des Ensembles hat aufgrund maximal einminütiger Screenpräsenz kaum was beizutragen (mehr als ein-zwei Dialogzeilen hat keiner der sonstigen Darsteller) und kann damit nicht bewertet werden.

Warm Summer Rain ist, auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen (was mich aber auch noch nie vor irgendetwas abgehalten hat), ein schwer zu beurteilender Film. Irgendwie scheint da ein seriöses Kammerspiel drinzustecken, das nicht raus darf – anstelle eines möglicherweise durchaus packenden Psychoduells entwickelt sich ein nur leidlich interessantes Erotikdrama eher schwülstiger Natur, teilweise sehr schön gefilmt und von Kelly Lynch auch souverän gefilmt (und, wie gesagt, Fans der Dame dürften begeistert sein und mindestens ein Bier in der unten stehenden Wertung verdienen sich Kelly Lynch und ihr Body), aber letztendlich nirgendwohin führend und von eher zweifelhafter psychologischer Zielrichtung.

Vielleicht sollte ich daher dieses Review mit einem kleinen Wortspiel beenden: Warm Summer Rain ist tatsächlich wie ein warmer Sommerregen – kurz und nicht wirklich unangenehm, aber man ist dennoch froh, wenn´s vorbei ist.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


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