Heartbeat

 
  • Deutscher Titel: Heartbeat
  • Original-Titel: Latidos de panico
  • Alternative Titel: Heart Beat | Panic Beats | Frantic Heartbeat | Cries of Terror |
  • Regie: Jacinto Molina
  • Land: Spanien
  • Jahr: 1983
  • Darsteller:

    Paul Marnac/Alaric de Marnac: Paul Naschy (=Jacinto Molina)
    Geneviève: Julia Saly
    Mabile: Lola Gaos
    Mireille: Silvia Miró
    Julie: Paquita Ondiviela
    Dr. Lacombe: Manuel Zarzo
    Dr. Rigaud: José Vivó
    Alarics Frau: Carole Kirkham
    Alain: José Sacristán
    Charly Bravo


Vorwort

Abt. Viva Espana

Wenn es auf Gottes, zumindest europäisch geprägtem, Erdboden ein Volk gab, das den Italienern ernsthaft Konkurrenz in Sachen Herstellung schwachmatiger Horrorfilme machen wollte, dann waren es, zumindest in den 70er Jahren, die Spanier. Kollege Jess Franco hält das angesichts der Tatsache, dass zu dieser Zeitpunkt noch sein Namensvetter, der Generalissimo, mit eiserner Hand regierte, für einen schwer subversiv-politischen Zug von großartiger gesellschaftlicher Relevanz, die meisten anderen dürften eher der Ansicht nachhängen, dass mit blutigen Horrorfetzern, garniert mit nackter Haut, an den Kassen der Grindhouse- und Bahnhofskinos Europas eine schnelle Pesete zu verdienen war. Auch wenn dem alten Jesse ob meiner schlichten Weigerung, sein Schaffen als Qualifikation für den Pantheon politischer Filmemacher zu akzeptieren, noch der letzte faule Zahn aus dem Mund fallen wird, dazu stehe ich.

Bekanntermaßen (oder auch nicht) war der gute Jess nicht allein im Bestreben, die Kinoleinwände der Welt mit billigem Horrorschmand zu belästigen – neben Armando de Ossorio, der wohl mehr aus Versehen mit Die Nacht der reitenden Leichen einen Semi-Klassiker des europäischen Genrekintopps auf die Beine stellte (und dessen Ansehen im Alleingang mit einem Rudel unterklassiger Sequels persönlich schändete) dürfte dem Trash-Freund von Welt vor allen Dingen der Name Paul Naschy etwas sagen. Paule, bzw. Jacinto Molina, wie ihn seine liebe Mama hat taufen lassen, ist ein lustiger Zeitgenosse, der in einer über vier Dekaden umspannenden Karriere fast 100 Filme zierte und schnell dahinter kam, dass man mit Auftritten in hastig heruntergekurbelten Gruselstücken zweifelhafter Qualität ein sicheres Einkommen hat. Am bekanntesten ist fraglos seine Darstellung des von einem garstigen Fluch in einen Werwolf verwandelten Grafen Waldemar Daninsky – diesen Charakter spielte er in 36 Jahren satte dreizehn Mal, zuletzt 2004 in dem von Fred Olen Ray (!) realisierten „Tomb of the Werewolf“. Diese Streifen, die findige Verleiher clevererweise gerne mal als „Dracula“-Filme tarnten, waren zwar allesamt mies wie die Hölle, erspielten sich aber über die Jahre hinweg ein veritables cult following, was Molina ermöglichte, auch ab und zu mal selbst Filme zu produzieren und Regie zu führen.

Womit wir langsam zum Thema kommen, denn mit einem dieser werwolfunbelasteten Naschy-Eigenwerke haben wir’s heute zu tun. „Heartbeat“ erfreut sich hierzulande eines DVD-Releases in der nicht genug zu preisenden CMV-Trash-Collection und wanderte bei meinem letzten Börsengroßeinkauf (bei dem nicht weniger als zehn Scheiben aus dieser Reihe den Besitzer wechselten, und die sind ALLE natürlich für die hiesige Besprechung gedacht) in meine Einkaufstasche. Es besteht natürlich eine gute Chance, dass „Trash Collection“ in diesem Fall nicht unbedingt „unterhaltsamer Trash“ meint (ausgerechnet „Haunting Fear“ von meinem guten alten Buddy Fred Olen Ray erwies sich ja als so schnarchnasige Schlaftablette, dass mir nicht mal mehr ein Kurzreview dazu einfallen wollte), aber das Risiko hat man ja immer. Und außerdem geht es ja nun wirklich gar nicht, dass bei, hm, knapp 700 Langreviews auf dieser Seite noch kein einziger Naschy dabei war, obwohl der gute Mann im Alleingang einen badmovies-Redakteur ein Leben lang beschäftigen könnte. Aber besser spät als nie angefangen, und das ist dann auch gleich mal die passende Überleitung zur wahrscheinlich wieder einmal grauenhaft langen Inhaltsangabe (sind doch nur 9 1/2 DIN-A4-Seiten Notizen… wie schlimm kann das werden? Hihi…).


Inhalt

Na, das geht doch gleich mal zünftig los… es ist Nacht, die Uhus schreien und ein nacktes Frauenzimmer attraktiven Zuschnitts, dekoriert nur von bereits vergossenem Lebenssaft, türmt panisch durch’s Gewölle. Und sie hat guten Grund dafür, den hinter ihr her ist ein Ritter in scheinender Rüstung hoch zu Ross, allerdings nicht in romantischer Mission, sondern übellaunig den Morgenstern schwingend. Da die nackte Schöne sich zutreffenderweise die mentale Rechnung aufmacht, dass weiterer Kontakt der empfindlichen Epidermis mit dem stacheligen Mordapparat in Bezug auf die weiteren Zukunftaussichten eher vermieden werden sollte, rappelt sie sich selbst nach erschöpftem Zusammenbruch wieder auf und stolpert, da ihre verzweifelten Rufe nach Gnade vor den Augen des irrenden Reiters, eh, reitenden Irren (Otto-Gedächtnis-Gag) kein Wohlgefallen finden, tapfer weiter. Auf einer Lichtung, die von einigen das Ambiente stilvoll verbessernden gepfählten Skeletten geziert wird, geht unserem Mädel aber endgültig die Puste aus. Der Reitersmann erleichtert seinen Zossen um sich und ca. 150 kg stabiles (und der graziösen Fortbewegung eher hinderliches) Metall, gönnt uns Visier-POV (die nur deutlich macht, dass man im finsteren Mittelalter dann, wenn’s mal was leckeres zu sehen gab, die RICHTIG interessanten Stellen gar nicht erblicken kann… finstere Zeiten indeed) und schreitet anschließend drohend auf das gefallene Mädchen zu. Selbiges winselt erneut um Gnade, doch Alaric, so heißt der Gerüstete, denkt gar nicht dran, sondern versichert der Guten nur glaubhaft, dass sie jetzt ohne weitere Umschweife sterben werden, und für ein mieses dreckiges Weibsstück wie sie ist das noch eine viel zu milde Strafe, eingedenk der garstigen Schandtat (die wir uns an dieser Stelle aber noch in unserer blumigen Fantasie zusammenreimen müssen). Herr Alaric schwingt wütend den Morgenstern und hinterlässt eine unbekleidete beschmodderte Leiche. Ein dramatischer freeze-frame des entmenschten Nacktenmörders ist gerade gut genug, um den Hintergrund für den Vorspann abzugeben, in dem neben dem von Naschy bzw. Molinta hauptsächlich uns eher unbekannte Namen vorbeidefilieren.

Da wir uns post-credits (nach einer kurzen Einstellung des Triumphbogens… ah, Paris, Stadt der Liebe) ein Röntgenbild formatfüllend betrachten dürfen und das Durchkucken durch Leute ohne Stich- oder Hiebwaffen zu Alarics Zeiten ersichtlich noch nicht erfunden war, dürften wir uns nunmehr in der relativen Gegenwart befinden. Und in einer Arztpraxis, wo Dr. Pierre seiner Besorgnis über den Gesundheitszustand von Madame Marnac, der Ehefrau des anwesenden Paul Marnac, Ausdruck verleiht (bezeichnend genug ist’s, dass die Patientin selbst nowhere to be seen ist. Wie war das noch mal mit der ärztlichen Schweigepflicht? Gilt die auch gegenüber Ehepartnern?). Zwar ist die Lungenentzündung weg, aber aufgrund eines Herzklappenfehlers könnte jeder Tag für Frau Marnac der letzte sein. Um der gepeinigten Pumpe ein wenig Erholung zu verschaffen, empfiehlt der Quacksalber einen längeren Aufenthalt in frischer Landluft. Hält sie sich an einen speziell ausgearbeiteten Erholungsplan, stünde nach Meinung des Knochenflickers einem längerfristigen Weiterleben der Dame nichts Gravierendes im Wege (also wie denn nu?). Paul hätte auch die ideale Lokalität auf Lager – den alten Landsitz seiner Familie, den Geneviéve (die Angetraute) aber noch nie besucht habe, und den er nur dank des Reichtums seines Eheweibs in Schuss halten hätte können. Was uns nahtlos zu der notwendigen Exposition überleitet, dass Gennies Freundeskreis sowieso immer der Meinung gewesen ist, Paul hätte sie nur des schnöden Zasters und der Aussicht auf ein sattes Erbe geehelicht und den armen Paul dies auch deutlich wissen lassen. Pierre beruhigt – das mag mal so gewesen sein, aber inzwischen habe sich Paul ja als kompetenter Geschäftsmann erwiesen und das Vermögen mal eben verdoppelt. Paul gelobt, Gennie die Landpartie schmackhaft zu machen. Der Dottore sieht’s eh von der lockeren Seite – mag sie da nicht hin, dann findet sich schon ein anderes Plätzchen.

Zu Füßen des Eiffelturms unterbreitet Paul das Ansinnen und wider Erwarten ist die fragile Geneviéve Feuer und Flamme für die Idee. Flugs wird der Citroen bestiegen und ab geht’s in die Provinz.

Wo, in Pauls Landhaus, und unter dem gestrengen, aber wenigstens nur auf Leinwand gepinselten Auge des Ritters Alaric, vom vollzählig versammelten Personal die Legende des vom Schicksal gezeichneten und vom Künstler gemalten mittelalterlichen Recken debattiert wird. Das Personal besteht aus der jungen, hübschen (wenn auch die Vorderzähne etwas sehr weit auseinanderstehen… your Doc, der Dental-Ästhet) Julie und ihrer alten Tante Mabile, die sich auch nicht lumpen lässt und dem jungen Feger die blutigen Einzelheiten des Alaricschen Schaffens vermittelt. Der hat nämlich nicht nur sein untreues (aha!) Eheweib (siehe Prolog) in die ewigen Jagdgründe befördert, sondern auch drei seiner Söhne, da er stark davon ausging, dass die eher nicht von ihm sind. Und dann fing er mit dem Übertreiben an (so kann man Mabile zumindest verstehen), widmete sich der Hexerei und Zauberkunst, forschte nach dem Stein der Weisen (bzw. „Weisheit“, wie sich die Synchro in leichter Unkenntnis der Sachlage auszudrücken beliebt) und süffelte mit Vorliebe Menschenblut, bis es selbst dem König zu bunt wurde (und Könige haben bekanntlich in solchen Dingen lange Geduldsfäden) und Alaric in einer Schlacht von seinem Schwager (wohl eher Ex-) per gut gezieltem Lanzenstoß (höhö) niedergestreckt wurde. Ohne eine Beichte abgelegt zu haben, verstarb der arme Alaric und beging damit (naja, ob er da so wirklich was ‚für kann?) nach Mabiles bescheidener Ansicht eine Todsünde, die ihm ewige Höllenqual etc. einbringen sollte (das Umbringen von untreuen Frauen und vermuteten Bastarden sieht die ersichtlich traditionell orientierte Haushälterin anscheinend als vergleichsweise lässlichen Spleen des Marnacschen Ahnherren an). Julie glaubt den alten Geschichten eh kein Wort und bleibt auch gefasst, als des Ritters dekorativ an der Wand aufgehängter Morgenstern wie von Geisterhand vom Präsentationsgestell fällt. Da sie eh noch nie jemanden betrogen hat, fühlt sie sich sicher, sagt dem gemalten Ritter das auch und vergisst nicht, dem Gemälde einzuschenken, dass an solche Ammenmärchen in aufgeklärten Zeiten wie diesen ja eh kein Mensch mehr Glauben schenken würde.

On the road freut sich Paul inzwischen wie Oskar, dass Geneviéve endlich mal seinen alten Familienstammsitz begutachten kann, wo er, wohlbehütet von der damals schon in Marnac-Diensten stehenden Mabile („sie war eine zweite Mutter für mich“), eine glückliche Kindheit verbracht habe. Das ist Gennie eher egal, „hauptsache, wir sind zusammen“. Ja, Madame ist ganz doll in ihren Paulemann verliebt. Den, bzw. ein leidlich aktuelles Foto, unterzieht gerade Julie einer kritischen Prüfung und findet, dass der Knabe, lang ist’s her, mal passabel ausgesehen haben muss, aber für sie eh zu alt wäre. Mabile verbittet sich derart renitente Kritik am verheirateten Arbeitgeber. Die alte Tante ist hoch erfreut, dass endlich wieder eine Hausherrin auf’s Gut kommen wird.

Noch allerdings ist selbige unterwegs, aber in bester Stimmung – von den ganzen Leuten, die sich nur ihrer Moneten wegen für sie interessiert hatten, den ganzen oberflächlichen Typen, hat sie nämlich das hübsche Näschen gestrichen voll. Ganz in Pauls Sinne, versichert der, bevor allerdings der Citroen kurz hustet und dann seine Arbeitsleistung mangels Kraftstoff spontan einstellt. Dummerchen Paul hat nämlich vor lauter Begeisterung über die gemeinsame Landpartie das Tanken vergessen. Die nächste Tanke ist leider schlappe 3 Kilometer entfernt. Paul versinkt in Selbstvorwürfen, die abgelegene Seitenstraße der schönen Landschaft wegen gewählt zu haben und gelobt, mit gefülltem Reservekanister umgehend wieder zurück zu sein. Gennie drängt zunächst darauf, ihren Göttergatten begleiten zu dürfen, doch der lehnt unter Verweis auf ihre angegriffene Gesundheit ab.

Mabile erklärt indes Julie, dass sie in nächster Zeit die kranke Geneviéve pflegen dürfen, sehr zu Julies Mißfallen: „NOCH mehr Arbeit“, stöhnt sie (sieht nicht so aus, als würdet ihr euch momentan zu Tode schuften), da wär sie doch besser auf der Schule geblieben. „Das war keine Schule, das war eine Besserungsanstalt“, korrigiert Mabile streng und erzürnt, also soll Julie mal ihre Klappe nicht so weit aufreißen. Julie entschuldigt sich vielfältig, und Mabile akzeptiert: „Ich weiß, im Grunde deines Herzens bist du ein gutes Mädchen.“ Sehr verdächtig, oder so.

Während wir uns noch fragen, ob der Streifen mit seiner Prä-Vorspann-Sleaze-Sequenz sein Pulver bereits endgültig verschossen hat, bekomt Geneviéve unangemeldeten Besuch. Zwei finstere ungewaschene Wegelagerer verleihen höflich ihrem Wunsch Ausdruck, Geneviéve möge sich doch bitte im Dienste der Armenhilfe von ihren Wertsachen trennen. Nicht ohne Gennie vorzuhalten, dass es ja ziemlich blöde sei, die abgelegene Seitenstraße zu befahren (was im Umkehrschluss natürlich die Frage offen lässt, warum Straßenräuber an einer abgelegenen Seitenstraße, auf der nie jemand fährt, auf bessere Zeiten bzw. zu überfallende Opfer warten), zerren die Übeltäter sie aus dem Auto, durchwühlen ihr Gepäck und sind allgemein fies und böse. Dieser Anblick bietet sich dem gerade zurückdackelnden Paul, der entsetzt den Kanister fallen lässt, sich einen herumliegenden Knüppel greift und sich todesmutig ins Gefecht stürzt. Mit seinen AWESOME SUPREME MARTIAL ARTS SKILLZ~! schlägt Paul die Räubersleut in die Flucht (und es ist truly a sight to behold, wie der nicht gerade gertenschlanke Naschy mit spastisch wirkenden „Kicks“ um sich wirft…). Gennie wird von einem Herzanfall überwältigt, schafft es aber noch rechtzeitig, während Paul noch prügelt, sich ihre lebensrettende Medizin in den Rachen zu stopfen.

Auf dem Landsitz ist Mabile dezent beunruhigt – Paul nebst Eheschnalle sind doch schon deutlich überfällig. Da’s neblig ist, stürmt und allgemein recht spooky, meint Julie zur Auflockerung der Stimmung beitragen zu müsse, dass die Nacht ideal für den Ritter wäre, aus seinem Grab zu krauchen. Da klopft es an der Tür. „Es klopft an der Tür“, stellt Julie überflüssigerweise fest. Wer kann das wohl sein? Mabile kalkuliert vermutlich gerade durch, ob eine Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie vielleicht doch NICHT mit Julie verwandt ist. „Wer wird das wohl sein?“, murrt sie augenrollend, und natürlich ist es Paul, der den Dienstboteneingang gewählt hat und einen verspätungsbegründenden Zwischenfall, der eine kleine Detour zu den Gendarmen, wegen der fälligen Strafanzeige, nötig gemacht hat, rapportiert. Pauls und Julies Blicke treffen sich begleitet von einem OMINOUS MUSIC STING~! und speziell Paul stiert das Mädchen für meinen Geschmack etwas *zu* lange an.

Später, im Schlafgemach, teilt Geneviéve Paul mit, dass sie Mabile ganz reizend findet, aber mit Julie ein Problem hat. „Da ist etwas an ihr, was ich nicht mag“, grübelt die Ehefrau, „ihr stechender Blick“. Na, wenn sie erst gesehen hätte, wer da zurückgestochen hat… Jedenfalls: „Ich fühle mich wie in ‚Rebecca'“, gibt Gennie zu Protokoll (wie war noch mal die erste Regel des B-Filme-Machens: NEVER REMIND THE AUDIENCE OF BETTER FILMS THEY COULD WATCH RIGHT NOW). Paul, alter Hitchcock-Kenner, weist darauf hin, dass ja alles ganz anders als beim alten Hitch sei: „Rebecca war schön und pervers.“ That proves exactly… what? Während in der Küche Mabile Julie mit weiteren alten Gespenstergeschichten unterhält, möchte Gennie von Paul etwas mehr über den portraitierten Alaric wissen. Schließlich sieht der ihrem Paulemann recht ähnlich, was Paul für nicht sonderlich überraschend hält, schließlich sei er ein direkter Nachfahre (aber nach 500 Jahren sollte da, ehrlich gesagt, nicht mehr allzuviel an Aussehens-Ähnlichkeit übrigbleiben). „Sein Blick lässt das Blut in den Adern gefrieren“, übertreibt Gennie schamlos und erschauert noch mit jahrhundertelanger Verspätung (pop quiz: Du hast eine Frau, für die jede Aufregung das Todesurteil sein kann und das Bild eines pyschopathischen Mörders, der auch noch mit dir verwandt ist, im Wohnzimmer hängen. Welches davon ist genau eins zuviel?). Paul empfiehlt ihr, den bösen Ritter zu vergessen, und das ist Geneviéve auch Recht: „So lange du bei mir bist, kann nichts Schlimmes passieren.“ Ehrlich gesagt hoffe ich auf einen tüchtigen Irrtum ihrerseits, sonst wäre das ein reichlich öder Film. D.h. noch öder als eh schon.

Julie wird von einer OMINOUS GHASTLY VOICE~! geweckt, die ihr in klaren und deutlichen Worten zu verstehen gibt, a) zu ihm (es ist eine männliche Stimme, die verdächtig wie die von Paul klingt) zu kommen und b) zu gehorchen. Julie tut, wie ihr geheißen, zusätzlich ins Bockshorn gejagt von sich mysteriöserweise selbsttätig schließenden Türen und flackernden Lichtern (your special effect budget allows: a guy operating the light switch). Sie wird ins Wohnzimmer gelockt, wo der Morgenstern verdächtigerweise fehlt (das Ding ist SO oft nicht da, wo es hingehört, dass es irgendwann wohl auch dem Set-Dekorateur zu bunt wurde und er den Totschläger auch in Szenen, in denen er eigentlich ordnungsgemäß aufgeräumt sein sollte, nicht mehr an seinen angestammten Platz brachte). Julie starrt das Alaric-Portrait an. Die Uhr schlägt drei Uhr nachts, und nun fällt Julie auf, dass Tante Mabile ihren greisen Körper in einem Ohrensessel geparkt hat und vor sich hin ratzt. Oder auch nicht, denn bei näherem Hinsehen erweist sich die Kehle der alten Tant‘ als aufgeschlitzt. EEK! Und noch mehr EEK, als die solchermaßen verunstaltete Olle zombifiziert die Augen aufschlägt und nach Julie grabbelt! Da möchte unser Girlie nun doch die hübschen Beine in die Hand nehmen, doch einmal mehr versperrt eine von selbst zufallende Tür den Fluchtweg. Julie kommt aus dem EEKen gar nicht mehr raus, hat doch der Dekorateur die Jagdtrophäen an der Wand durch vage Nachbildungen menschlicher Köpfe (wenn ich das richtig überblicke, den von Julie und den von Alaric?) ersetzt (sollen natürlich „echte“ Köppe sein, newa). Panisch rumpelt sie in die in einer Ecke herumstehende (und blankgewienerte) Alaric-Rüstung, in der wider Erwarten jemand drinsteckt. Der so Gerüstete grabscht wild (durch’s Visier sichtbar) augenrollend nach Julie und schwingt rasselnd den Morgenstern.

Was nun doch der dramaturgisch geeignete Zeitpunkt ist, Julie aus ihrem Nachtmahr auffahren zu lassen und einem besorgten Paul ins Gesicht kucken zu können. „Du hast geschrieen“, kümmert sich Paul rührend, und Julie berichtet von ihrem grausigen Alptraum um Ritter Sport, äh, Alaric. Mabile stößt, ebenfalls von Julies Schreien aufgeschreckt, hinzu. Paul klärt auf, dass die Situation nicht, wie von Mabile wohl zunächst befürchtet, von kompromittierender Art ist und giftet die alte Haushälterin noch wutig an – an solchen Vorfällen können ja nur Mabiles Horrorgeschichten Schuld sein. Paul empfiehlt sich zurück zu eigener Bettstatt und Mabile starrt Julie critically an.

Ein Monat vergeht ohne weitere filmreife Zwischenfälle (es kommt mir auch fast so vor…). Geneviéve geht mit Julie im riesigen Garten des Landsitzes spazieren und ist richtig gut drauf. Und weil sie sich so gut fühlt, kann sie auch Julie gestehen, dass sie sie anfänglich nicht leiden konnte, mittlerweile aber für ganz reizend hält. Julie ist damit cool, denn das beruht auf Gegenseitigkeit. Geneviéve berichtet sogar freudig, dass sie wieder anfangen habe, mit Paul zu schlafen (WAY too much information). Was die beiden beim all-female bonding nicht bemerken, ist, dass sie von *jemandem* (shudder) beobachtet werden. Paul schreibt seinerseits Dr. Pierre einen Brief und berichtet erfreut über Gennies Fortschritte, vergisst aber nicht, sich wegen des bewussten „Zwischenfalls“ noch ein wenig selbstzukasteien. Auch er wird heimlich beobachtet. Mächtig spannend. Weil sie gerade dabei sind, sich gegenseitig ihre tragischen Lebensgeschichten vor’s Knie zu nageln, berichtet Julie Geneviéve von ihrer eigenen traurigen Jugend – ihr Vater, ein Buchhaltet, hat sich nach einer aufgedeckten Unterschlagung selbst gemeuchelt, die Alki-Mami sei dann wenig später bei einem Verkehrsunfall verstorben. Julie selbst wanderte ins Internat, bis Mabile sie dort herausholte. Die Stellung als Dienstbotin sieht sie aber nicht als Ende ihres Karriereweges, Mabile ist ihr da mahnendes Vorbild: „Sie hat nie etwas anderes gesehen als dieses Haus, sie ist eine Gefangene.“ Gennie hat volles Verständnis für die arme Julie und schlägt vor, dass sie nach ihrer Genesung doch mit ihrer Kohle hier hilfreich eingreifen könnte. Awww.

Paul erhält einen Anruf – die Polizei hat wohl Spuren der Straßenbanditen gefunden und braucht Paul für weitere Informationen. Julie und Gennie sind immer noch im Garten unterwegs – Julie hält es für eine ausgezeichnete Idee, Geneviéve das Grab des Alaric zu zeigen und nebenbei zu erzählen, dass der Landsitz schon das dritte Gebäude sei, das auf den Ruinen des alten Marnac-Schlosses errichtet worden wäre. Und ’ne schöne düstere Legende hat sie auch noch am Start (begleitet von OMINOUS MUSIC STINGS~!) – alle hundert Jahre steigt nämlich, so meint’s die Folklore, der gute Alaric aus seinem Grab und mördert eingedenk seiner persönlichen Historie die gegenwärtige Hausherrin des Marnac-Stammsitzes. Und die hundert Jahre sind bald um, also anders ausgedrückt, Geneviéve, YOU’RE NEXT! Again, exakt das, was ich meiner herzschwachen Arbeitgeberin auf’s Auge drücken würde… Alaric hat offensichtlich einen bis-in-alle-Ewigkeit-Vertrag mit einem patenten Grabausstatter abgeschlossen, seine letzte Ruhestätte ziert nämlich, neben dem schweren Grabstein, auch ein echter und offensichtlich ganz gut in Schuss gehalten werdender Schädel. Es *ist* ein gewisses Statement. Die harmlose Blindschleiche oder sonstige Ringelnatter, die zischelnd über die Grabplatte wuselt und Geneviéve herzhaft erschreckt, wohl weniger, erzielt aber mehr Eindruck. Emotional heftig beeinträchtigt sinkt Gennie heulend an Julies Schulter.

Am Abend, im Schlafzimmer – Paul ist stinksauer ob des Vorfalls, hat er doch die Alaric-Legende ausdrücklich als Gesprächsthema verboten. „Ich werde Julie hinauswerfen“, grollt er, aber Geneviéve machen solche Schockerlebenisse hauptsächlich geil, sie will jetzt sofort mit Paul in die Kiste steigen. Dessen Enthusiasmus hält sich zwar in Grenzen, aber wat mutt, dat mutt. Eine ominöse Gestalt beobachtet das leidenschaftliche Liebesspiel durchs Schlüsselloch (was wenigstens verhindert, das wir von Paul Naschy mehr sehen als wir unbedingt müssen). Es ist… Julie! Die aber von Mabile ertappt und mit einem herrischen „Verschwinde!“ auf die eigene Stube geschickt wird. Vermutlich kuckt sich Mabile das heutige Programm an Erwachsenenunterhaltung lieber selbst an.

Am nächsten Morgen wird Frühstück serviert. Paul berichtet von seinen Erlebnissen bei der Polente. Er konnte die fiesen Gangster identifizieren und nun sind die Gendarmen auf der Suche nach den Schlimmfingern. Außerdem muss er dringend für einige Tage geschäftlich nach Paris. Geneviéve setzt ihr „sad panda“-Gesicht auf, aber Paulemann kann’s halt nicht ändern, und er ist ja bald wieder da. „Ich habe Vorahnungen in meinen schlaflosen Nächten“, heischt Gennie um Mitleid. Paul verspricht sich extra speziell ganz toll zu beeilen.

Later that night sucht Geneviéve nach ihrer Gesellschafterin (also Julie). Die hat sich aber, so Mabile, wegen unaufschiebbarer Kopfschmerzen entschuldigen lassen und ins Bett begeben. Pflichtschuldigst stellt sich ein Gewitter ein. Mabile verleiht ihrer Sorge Ausdruck, der Blitz könnte einschlagen und die Elektrik lahmlegen: „Das ist schon vorgekommen.“ (Beruhigend, beruhigend.) Unter diesen Umständen fällt auch Geneviéve nichts besseres ein, als sich aufs Ohr zu hauen. Mabile versichert, dass man sie im Bedarfsfalle jederzeit per Klingel rufen könne. Oder vielleicht auch nicht, denn in Mabiles Gute-Nacht-Glas Milch schüttet gerade eine mysteriöse schwarzbehandschuhte, eh, Hand ein Pülverchen…

Während Geneviéve absent-mindedly ihre Haarpracht bürstet, legt Mabile, weil wir ja dringend noch ein paar Klischees abarbeiten müssen, das Tarot und zieht, schock-gasp-shudder-entsetz, erst den „blonden Ritter“ (besser als ein armer Ritter) und dann den Tod!ELF! Die olle Schrulle bekreuzigt sich spontan. Gennie wird dieweil von einer unrechtmäßig auf ihrem Bettchen parkenden Schlangenvieh terrifiziert. Hysterisch wird die Notrufklingel betätigt und um Hilfe geschrieen, aber Mabile hat bereits ihren Pass von der Einreisekontrolle des chemisch bewirkten Traumlands abstempeln lassen und ist zu nichts zu gebrauchen. Gennie versucht die Flucht aus ihrem Gemach, doch vor der Tür steht der grimmige Ritter und blockiert den Weg. Die Herzkranke fällt sicherheitshalber in Ohnmacht. In einem couragierten Versuch, jegliche Suspense des Films bereits im Ansatz zu töten, beobachten wir anschließend, wie der bewusste Ritter (wenigstens ohne dass man uns gleich seine Identität verrät) nach getaner Arbeit achtlos die diversen Einzelteile seiner Rüstung ablegt.

Der herbeigerufene Dorfdoktor diagnostiziert die bereits bekannten Herzprobleme, dass er Gennie ein Beruhigungsmittel verpasst habe und sie’s ansonsten schon schaffen werde. Es wäre sinnvoll, einen Herzspezialisten zu konsultieren, der Hausarzt in Paris sei aber eher schlecht, weil der Transport unnötige Komplikationen verursachen könnte. Mabile befiehlt Julie ultimativ, nicht von Gennies Seite zu weichen, bevor sie dem zurückgekehrten Paul gestehen muss, was passiert ist. Der ist ein wenig aufgebracht und Mabiles Entschuldigung, Madame habe darauf bestanden, sich selbst ins Bett zu bringen und sie, also Mabile, sei unplanmäßig weggeknackt, überzeugen den erzürnten Ehemann nicht wirklich. Für seinen Geschmack gibt’s hier erheblich zu viele seltsame Zufälle. „Hier geht zuviel durcheinander“, grummelt Paul und hat dann wieder *etwas* zu lange eye contact mit Julie.

Geneviéve erzählt Paul brühwarm ihre privaten Ritterspiele, die er selbstredend für das Produkt blühender Phantasie hält und sein Ehegspusi anmahnt, nicht wieder in den depressiven Zyklus ihres Biorhythmus zu wechseln. „Wir bleiben noch eine Woche und fahren dann nach Paris“, zu Dr. Pierre, beschließt und verkündet Paul, aber vorher muss er mal wieder den Dorfgendarmen einen Besuch abstatten. „Noch mal?“, wundert sich Gennie ebenso wie der Zuschauer, aber es ist halt so.

Julie serviert der sträflich Alleingelassenen Frühstück unter der undurchsichtigen Käseglocke. Gennie verweigert Nahrungsaufnahme aus grundsätzlicher Appetitlosigkeit. Julie meint, die Tatsache, dass Paul die Straßenräuber identifizieren muss, weil die Polizei die Kerle totgeschossen hat, würde den kleinen Hunger auf Seezunge (zum Frühstück? Snobs. Was gibt’s zum Abendessen? Blauwalfilet am Stück nebst Kürbissuppe mit ganzen Früchten?) wecken und hebt andächtig den Deckel vom Teller. Gennie herzkaspert wieder – denn auf dem Teller findet sich, verbesserungsfähig-liebenswert angerichtet, anstatt des vermuteten toten Fisches auf Salat ausgerissenes Menschenauge in Gore. Yummy, so man Nikos, der Impaler, ist, für das sieche Frauenzimmer aber eher kontraproduktiv. Und dass Julie Gennies Nase geradezu renitent in die pürierten Sehnerv drückt („es ist doch nur Fisch!“, auch wenn uns fachkundigen Thrillerkonsumenten klar ist, wahr ist, was Geneviéve sieht), macht die Sache auch nicht besser. Hier ist doch etwas faul im Staate Fronkreisch (die fressen zwar auch Weinbergschnecken, aber Auge mit Fisch verwechselt der Drei-Sterne-Koch dann doch nicht auf täglicher Basis).

Ehe wir noch „aha, ist also doch wieder nur der alte ‚ich-treib-meine-ungeliebte-Ehefrau-in-den-Wahnsinn-und/oder-Tod‘-Plot“ murmeln können, schalten wir auch schon um in ein Motel, wo Paul nicht sonderlich happy ist, dort ein attraktives Frauenzimmer in Leoparden-Suit auf der Bettstatt rumlümmeln zu sehen. Die Gute heißt Mireille, ist Paulens Privatsekretärin und nebenberufliches Bratkartoffelverhältnis, als solches aber nicht unbedingt gewillt, die Scharade noch arg viel länger aufrechtzuerhalten. Klartext – Paule soll mal endlich Nägel mit Köpfen machen. Der Ehebrecher spielt auf Zeit – noch muss die ganze Sache geheim bleiben und Mireille sich bedeckt halten. Die lässt durchblicken, dass sie mit ihren Insider-Informationen ja durchaus auch an die Öffentlichkeit gehen könnte. „Erpressung?“, knurrt Paul und knallt Mireille seine flache Hand ins hübsche Gesicht. „Ich habe dir fünf Jahre meines Lebens geopfert, die hatten ihren Preis“, schnauft Mireille. Don’t worry, be happy, aber am besten weit weg, meint Paul, das wird sich schon alles fügen.

An Fügung glaubt auch Geneviéve, aber nicht zu ihrem Vorteil. „Ich habe eine Vorahnung“, greint sie Mabile an, „ich werde sterben, und zwar alleine.“ „Sagen sie sowas nicht“, echauffiert sich Mabile, aber Gennie ist schon auf dem besten Weg in eine ordentliche Dachschädigung: „Ich sehe Dinge, die nicht existieren, aber für mich real sind. Ich werde verrückt!“ Mabiles Versuche, ihr diesen Spleen auszureden, versanden leider ungehört. Julie kommt dieweil sehr zufrieden mit sich und der Welt in ein Badetuch gewickelt aus der Dusche, legt sich ins Bett, qualmt ’ne Zigarette und liest Zeitung. Paule macht unspezifizierte Schlagzeilen, jedenfalls ist ein großes Foto von ihm in der Presse, dem sie genüsslich mit der brennenden Zigarettenspitze die Augen ausbrennt. Hm, hier scheinen doch mehrere Kriegsschauplätze aufgemacht zu werden. Nach gut 45 Minuten würde das aber langsam, aber sehr sehr sicher, auch gottverdammte Zeit.

Geneviéve ist immer noch dabei, Mabile die Ohren vollzuschluchzen, aber nicht mal unbedingt um ihret-, denn um Pauls Willen, denn der arme Kerl, den sie heiß und innig liebt, musste ja soooo viel durchmachen – erst die Demütigungen durch ihre Freunde, dann ihre Depressionen, die Krankheit, den ganzen Kram, das hat der Mann einfach nicht verdient. „Er liebt sie wirklich“, versichert Mabile, und Gennie ist dafür auch sehr dankbar. So alles wesentliche ausdiskutiert, kann Geneviéve wieder schlafen gehen und … alpträumen. Doch auch der schwarze Handschuh ist wieder unterwegs – bibber! Geneviéve wacht auf, im Glauben, Paul wäre zurückgekehrt, doch Fehlanzeige. Aber im Badezimmer läuft das Wasser. Gennie ist dumm genug, nachzukucken und stößt auf einen Zombie in der Badewanne – es ist der eine der beiden Straßenräuber, und wo ein untoter Bandit ist, ist der andere nicht weit, genauer gesagt, hinter ihr und versucht sie zu erwürgen. Kreischend reißt Gennie sich los, greift sich aber schon an die schmerzende Brust und torkelt ausgesprochen theatralisch ins Teppenhaus. Ihre Rufe nach Paul und Mabile verhallen ungehört. Sie stolpert ins Wohnzimmer, stiert den gemalten Alaric an (dabei natürlich permanent stöhnend, röchelnd und sich an die Möpse greifend). Den Rest gibt ihr der Ritter himself, der, als besonderen Service, sein Visier lüftet und einen Totenschädel (hinter dem aber menschliche Augen funkeln – ist trotzdem oder grad deswegen ein recht cooles Visual) offenbart. Ein bisschen Wedeln mit dem Morgenstern und endlich sackt Geneviéve zusammen, röchelt, stöhnt und keucht noch ein paar Mal, bis sie endlich eine wegwerfbaren Löffel gefunden hat und selbigen dann auch schmeißt (Longest On-Screen Death Ever!). Der Ritter tritt der Leiche noch ein-zweimal sicherheitshalber in die Seite, bis zu seiner Zufriedenheit geklärt ist, dass die Gutste wirklich hin ist. Nun schreitet der Ritter zur Demaskierung… to the surprise of absolutely no-fuckin‘-one ist es (Trommelwirbel) Paul (es ist so schmerzhaft klar, dass das verzweifelte Bemühen des Films, aus der Demaskierung noch eine ergreifende ausgewalzte suspense-Sequenz zu machen, schon wieder drollig ist). Die Komplizen – Julie (hahaa) und die beiden Straßenräuber – gesellen sich zufrieden hinzu. Die Zombies rupfen sich energisch das Latex-Make-up von den Visagen (hey, man macht das making-of nicht IM Film…) und geben sich (dusslige Typen) mit späterer Bezahlung zufrieden. Julie klaubt ein Medaillon vom Boden auf: „Von Paul für Geneviéve in Liebe“. Tja, war wohl nicht ganz so. Julie schmeißt das Schmuckstück voll Verachtung in den offenen Kamin und sich dann Paul küssenderweise um den Hals.

Der Doktor stellt wunschgemäß den Totenschein auf „natürlicher Tod“ im Schlaf (man hat die Leiche wieder ins Bett gelegt) aus und Paul spielt den zerknirschten und von der Situation völlig überforderten trauernden Witwer. Mabile ist ehrlich am Boden zerstört („sie hatte recht, sie starb alleine“), ein Pfaffe spendet die last rites, und danach wird Geneviéve aufgebahrt. Paul hat sich’s schon in Julies Stube häuslich eingerichtet und Julie ihrerseits probiert schon mal Gennies Nachthemden und Pyjamas an. „Steht mir besser als ihr“, meint sie und Paul stimmt zu. Noch besser steht ihr allerdings nach Pauls nachvollziehbarer Ansicht das Eva-Kostüm. Allerdings ahnen die beiden nicht, dass die mißtraurische Mabile sie beobachtet…

Am nächsten Morgen beratschlagen die Verschwörer das weitere Vorgehen (nachdem Julie zum Besten gegeben hat, schon immer gewusst zu haben, was sie wollte, „selbst wenn ich dafür jemanden umbringen müsste“). Paul wird für einige Tage nach Paris fahren und die Formalitäten sowie den Fortgang der Geschäfte regeln. Schließlich gehört ihm jetzt ein ganzes Firmen-Imperium. „Es gehört uns“, verbessert Julie. „Natürlich“, stimmt Paul hastig zu, und sobald die angemessene Trauerfrist vorbei ist, wird auch geheiratet.

Jedoch gibt’s da noch ein Hindernis – Mireille, die sich ja ihrerseits auch als legitime neue Madame Marnac sieht und sich vorsichtshalber im gemeinsamen „Liebesnest“ auf die Lauer gelegt hat. Paul ist nicht erfreut, sie hier anzutreffen und versucht sie mit weiteren Zeitschindereien ruhig zu stellen. Aber Mireille fordert zumindest sexuelle Dienstleistung ein. Nachdem wir speziell die (durchaus schön anzusehende) Anatomie Mireilles ausführlich studieren können, plagen Paul post-koitale Gewissensbisse. Nicht wegen seiner totgeschreckten Alten, sondern weil Mireille ihm irgendwie gar nicht mehr in den Kram passt – ein schöner Körper zwar, aber ansonsten halt zu nichts zu gebrauchen. „Wie konnte ich mich nur mit ihr einlassen?“, fragt der verzweifelte Gattinnenmörder sich, bis die Erleuchtung kommt. Man könnte ja auch „die Schlampe“ Mireille killen… schnell hat sich Paul aus einem Schal eine Würgeschnur gehäkelt und möchte zur Verrichtung schreiten, doch das Opfer-in-spé wacht leider vorher auf. Paul macht gute Miene zum bösen Spiel und gönnt ihr eine innige Umarmung mit Küsschen. Indes, in der gleichen Nacht, im Garten des Landsitzes – dort stalked Julie in geheimnisvoller Absicht herum, Richtung Friedhof und Alaric-Grab. Dort nämlich trifft sie – IHREN Liebhaber, einen gewissen Maurice, dem sie versichert, dass sie alles im Griff habe. Mabile legt sie jede Nacht per Valium-in-Milch schlafen und Paul, naja, kurz gesagt, dem künftigen gemeinsamen Reichtum von Julie und Maurice steht eigentlich schon nichts mehr im Wege. It’s gettin‘ a bit complicated…

Am nächsten Morgen ist Paul beim Frühstückskäffchen mit Mireille deutlich neben der Spur, rhabarbert inkohärentes Zeuch und verwirrt seine Affaire mit metaphysischem Schwurbel: „Geneviéve ist jetzt frei, aber bin ich es auch?“ Mireille lenkt das Gespräch daher lieber wieder auf greifbare Themen wie z.B. wann sie offiziell auf sein Landgut reisen darf, aber dafür ist es Paul dann doch noch eindeutig zu früh. Damit schwingt er sich in seine Kalesche und braust zurück, in der Gewissheit, dass das Problem Mireille einer dringenden Lösung bedarf.

Ein stalk’n’slash-Gedächtnis-POV-Shot bedrängt die einmal wieder duschende Julie (reinlich ist sie also wenigstens). Es ist mal wieder nur Paul, der keine Bedenken hat, seinen edlen Designerzwirn unter der Dusche nass zu machen. Aber man bringt halt gerne Opfer für die nackte Weiblichkeit, gelle? Mabile kommt unerwarterweise etwas zu früh von einem Ausflug in den Garten zurück und kann so lauschen, wie Paul und Julie nicht nur dem Liebesspiel frönen (und mir fällt gerade auf, dass spanische Horrorproduzenten eine goldene Gelegenheit versäumt haben. Wieso hat Naschy nie das Frankenstein-Monster gespielt? Er hat die passenden quadratischen Gesichtszüge) und ihre bösen Taten ungezwungen zum begleitenden Gesprächsstoff machen. „Alles läuft wie am Schnürchen, niemand verdächtigt uns“, ist Paul sich sicher. Julie hält Mabile für ein latetes Sicherheitsrisiko, aber Paul dünkt die Alte harmlos: „Sie wird hier weiter wohnen bleiben.“ „Vielleicht ist sie nicht so harmlos“, schwarzmalt Julie. Paul zerstreut die finsteren Gedanken und verehrt ihr einen Diamantklunker als Verlobungsring.

Mabile ist eine Dienstbotin vom alten Schlag – anstatt mit der Geschichte nun schnurstracks zur Gendarmerie zu rennen und den Chef anzuschwärzen, stellt ihren Boss nur zur Rede. Der ist immerhin ehrenvoll genug, nichts abzustreiten. Vielmehr, erklärt er sich, ging ihm Geneviéve schon eine ganze Weile tierisch auf den Keks, und der Plan, den maladen Besen loszuwerden, sei schon lange gereift, bevor er Julie überhaupt kennengelernt habe (Mabile hält nämlich Julie mittlerweile offiziell für „böse“ und glaubt, alles wäre auf ihrem Mist gewachsen, schon allein wegen ihres früheren drogensüchtigen Boyfriends… Maurice). Die Demütigungen durch ihre Freunde, ihre Launen, das alles seien Auslöser für seine Aktionen gewesen. „Sie hat sie geliebt“, wendet Mabile ein. „Ja, nachdem sie krank wurde“, knurrt Paul, „da brauchte sie mich.“ Mabile greint, ihren Arbeitgeber, der „wie ein Sohn“ für sie gewesen sei, nicht wiederzuerkennen, andererseits ist sie aber eben von traditioneller Loyalität geprägt. Mit der Aussprache ist das Thema zwar nicht unbedingt einvernehmlich, aber zumindest – aus Mabiles Sicht wohl jedenfalls – endgültig geklärt. Julie kann Paul jedenfalls ungehindert umarmen. Das Telefon stört die traute Zweisamkeit dringelnderweis. Julie versucht, den unliebsamen Anrufer mit Verweis auf Pauls jagdbedingte Abwesenheit abzuwimmeln. Nur bedingt erfolgreich, denn die Anruferin, Mireille, will mal kurz vorbeischauen. Paul entgleisen die Gesichtszüge, aber Julie mahnt Ruhe an: „Lass sie kommen.“

Zunächst mal gilt es ein anderes Risiko auszuschalten, nämlich Mabile. Deswegen hat Paul einen Stolperdraht am oberen Ende der Treppe gespannt. Mabile rumpelt auch treudoof dagegen. Weil ihre Darstellerin offensichtlich ein bissl belämmert ist, bleibt sie aber nach Berührung des „Drahts“ erst mal stehen und entscheidet sich nach ca. 10 Sekunden, probehalber doch abzustürzen und sich sämtliche Knochen zu brechen – in dem Zeitraum hätte selbst ein Totalamputierter sich wahlweise einfach nach hinten fallen lassen können oder mal couragiert ins Geländer greifen. Nun gut, man soll Altersschwachsinn nicht unterschätzen. Paul ist zufrieden ob des Gelingens des Anschlags, aber auch wieder traurig: „Es tut mir leid, das es so enden musste. Sie war ein guter Mensch.“ Aber eben ein guter Mensch mit Gewissen, und das tut in der Situation nicht gut. Während Julie und Paul schon dabei sind, die Vorbereitungen für die „Entdeckung des Unfalls“ zu treffen, rührt sich die vermeintliche Leiche. Mabile ist alt und demzufolge zäh. Jetzt ist Paul ratlos, nicht aber Julie, die den Rest durch eigenhändiges Kehlezudrücken der armen Tante erledigt (hm, sollte ein aufmerksamer Arzt das nicht feststellen können?). Die Alte hat offenbar mehr Leben als eine durchschnittliche Katze, es dauert jedenfalls ein ganzes Weilchen, bis auch der letzte kampfstarke Lebensgeist besiegt ist. Zeit zum Aufatmen bleibt nicht, denn zur Unzeit kündigt sich mittels Türglocke Besuch an.

Julie übernimmt den Türdienst, Paul schleift Mabiles Leiche weg. Der unangemeldete Besucher ist Mireille, die scheinbar von der nächsten Telefonzelle aus angerufen hatte und sich auch von Julies Hinweis, Paul sei nach wie vor aushäusig, nicht irritieren und sich selbst zwecks Warten auf Godot einlässt. Geistesgegenwärtig greift Julie sich eins von Ritter Alarics Hackebeilen und jagt es der Rivalin mit Schmackes in die Plauze – Belüftung für die Gedärme, die auch fröhlich nach draußen quellen (ich will nicht kritteln, aber ist es jetzt nicht etwas spät, die Splatter- und Gorekarte zu ziehen? Abgesehen davon bedient man sich technisch des guten alten „Kissen-im-Kleid“-Tricks so ähnlich wie einst im „Todesmarsch der Bestien“). Auch Mireilles Rübe kriegt noch einen Axthieb ab. Da staunt der Laie und Fachmann Paul wundert sich. Bei aller Freundschaft und Kurzsichtigkeit von Dorfdoktoren – als „Unfall“ werdet ihr das nicht mehr durchbekommen, Leute…

Paul improvisiert hastig – erst mal muss die schöne Bescherung aufgewischt werden (Frauenarbeit, logisch), dann wird er Mireille samt ihrer Karre im nächstgelegenen See versenken. Sobald alle Spuren beseitigt sind, kann Mabile neu drapiert und endlich *deren* Unfalltod organisiert werden.

Dies alles vollzieht sich offensichtlich ohne weitere filmenswürdige Einzelheiten, denn in der nächsten Szene schreibt Julie schon einen Brief an Maurice und jammert darüber, dass die Flitterwochen mit Paul eine echte nervliche Belastung für sie sind, denn der eklige Typ will dauernd nur bumsen. Aber das hat auch wieder sein Gutes, denn über seine fortgesetzte Geilheit kann sie ihn kontrollieren. Sein Testament hat er bereits zu ihren Gunsten geändert… Maurice (dessen Gesicht wir übrigens nicht sehen) liest den Brief, vermutlich nicht unzufrieden, und bereit dabei seine nächste Heroininjektion vor.

Paul gönnt sich ein Schönheitsbad mit Zigarre (und das hat er nötig, das Schönheitsbad, mein ich), aber ihm fröstelt, denn die Heizung im Landsitz ist ausgefallen. Die fürsorgliche neue Ehefrau Julie stellt mitdenkenderweise einen elektrischen Heizlüfter neben die Badewanne. Paul ist begeistert ob einer so patenten Frau, es fällt ihm nicht auf, dass sie seine Annäherungsversuche relativ heftig („du machst mich nass“, ihn hat das vorhin nicht gestört) zurückweist. Paulchen ist sich nämlich sicher, dass er und Julie für immer zusammenbleiben werden, denn „wir sind beide Monster, für die es normal ist, schlimme Dinge zu tun.“ Das mag stimmen, aber Julie klärt ihn auf, dass sie deutlich schlimmer ist als er und schubst den Heizer in die Badewanne. Paul verschmurgelt zu seiner Überraschung.

Beim Begräbnis (aus Grab-POV) spielt Julie überzeugend die trauernde Witwe. Kaum daheim, ruft sie Maurice an und überbringt die frohe Kunde – jetzt ist alles geritzt, die Reichtümer gebunkert, jetzt ist Urlaubszeit. Nach New York soll’s gehen, „ich hab’s verdient“, glaubt sie. Ob das mal alles so einfach ist? Wir haben schließlich noch ein paar Minuten Laufzeit zu füllen.

Es ist eine angemessen stürmische Nacht und an Alarics Grab rumort es verdächtig. Julie packt ihre Koffer. Possierlich plumpst Pauls Photo (man vergebe mir die altertümliche Schreibweise zugunsten der Vierfach-Alliteration) wie von Geisterhand zu Boden. Als Julie es aufhebt, hat es sich mirakulös in ein Foto (!) von Alaric verwandelt. Außerdem qualmt es gar fürchterlich. Julie zerdeppert es erschrocken. Aus dem Badezimmer ist das Plätschern eines Wasserhahns zu hören. Julie kuckt nach – die Dusche läuft und aus dem Duschkopf rinnt eimerweise Blut, in der Seifenablage pflackt ein ausgerissenes Auge. Julie freaked understandably ein wenig aus, versucht sich zu beruhigen, was aber nicht wirklich funktionieren mag, zumal sich in ihren bereits gepackten Klamotten eine Schlange versteckt hat und sich nun bösartig um ihren Arm wickelt. Mit Müh und Not gelingt es ihr, sich von dem Kriechtier zu subtrahieren. Julie flüchtet ins Wohnzimmer, wo diverse Waffen des Ritters auffällig fehlen. Das Telefon klingelt, aber niemand ist am anderen Ende der Leitung, dafür liegt auf einem Stuhl ein blutiges Beil. Die Türklingel läutet, „Maurice! Endlich!“, vermutet Julie, könnte aber nicht verkehrter liegen. Draußen vor der Tür steht nicht Maurice, auch nicht der Weihnachtsmann oder der Briefträger, sondern die untoten Mabile und Geneviéve (die EAV hatte schon recht… mach‘ nie die Tür auf). Julie ist nun voll hysterisch – ein blutiger Schädel an der Wand jagt ihre weitere Schrecken ein und sogar die ganz normalen Jagdtrophäen versetzen sie in Panik. Hinter der Küchentür verbergen sich nur wieder die Untoten. This has a very distinct EC-like feeling now. In ihrer Not rettet sich Julie in die Kapelle (bislang wusste ich nicht, dass der Landsitz ein eigenes Gotteshaus hat). Zu ihrem empfindlichen Nachteil hat die Kapelle nicht nur den Seiteneingang, durch den sie sich eingelassen hat, sondern auch ein Hauptportal. Jeneswelches öffnet sich nun und bietet Julies schockierten Auge den Anblick des leibhaftigen Ritters Alaric, freundlicherweise vom Satan persönlich für den heutigen Abend leihweise zur Verfügung gestellt (zumindest legt das den Ritter umgebende Flammenspiel nahe, dass er direkt aus dem Höllenschlund aufgestiegen ist). Seinen Lieblingsmorgenstern hat er selbstredend auch dabei. Tja, bei dem ganzen Gedöns um die Legende des Gutsherrinnen meuchelnden Ritters hat Julie leider übersehen, dass Alaric ausschließlich *untreue* Gutsherrinnen tötet… Julie winselt um Gnade, was Alaric (aus Visor-POV) ungerührt lässt. Er klappt das Visier hoch – darunter befindet sich ein qualmender, halbverwester Totenschädel, der sich aber in Alarics bärtige fleisch-und-bluthaltige Visage verwandelt. Drohend geht Alaric auf Julie zu, die längst zu Boden gegangen ist und in der Tradition aller blöden Horrorfilmschlampen den Rückwärts-Crawl, der noch KEINER geholfen hat, ausprobiert. Kill her, dude! Kill her! Alaric holt aus und schlägt zu – vor Julies geistigem Auge defilieren ihre Opfer an ihr vorbei, Alaric schlägt und schlägt und schlägt Julies Birne zu Brei – dem matschigen Endresultat hängt ein Auge dann auch ungefähr auf Grübchen-Höhe.

So ist das nun mal – Unrecht Gut gedeihet nicht. Sein Werk getan, kann Alaric sich in Luft auflösen und den Zuschauer in den Abspann entlassen.

Verdammt, das ist mal wieder ein Film, der es mir ziemlich schwer macht. Nicht „trashig“ genug, um auf Basis unfreiwilligen Humors, abseitiger Thematik und technischem Unvermögen zu unterhalten, aber auch nicht „seriös“ genug, um als Horrorfilm ernst genommen werden zu können.

Aber zunächst mal Kudos an Paul Naschy, dem es offensichtlich ein Bedürfnis war, zwischen all den zotteligen Werwölfen auch mal einen richtigen „Charakter“ zu spielen und das ganze Spiel auch mehr oder weniger im Alleingang zu stemmen (Drehbuch, Spezialeffekte, Hauptrolle und Regie). Leider wusste Naschy (ich bleib mal bei seinem Künstlernamen, auch wenn er selbst das wohl relativ strikt trennt – Naschy für die Schauspielerei, Jacinto Molina als Regisseur und Autor) wohl nicht so richtig, *was* er machen wollte – Psychothriller, bodycount-intensiven „realen“ Horror, Sleaze oder doch lieber etwas okkult Angehauchtes.

Nach dem – in Punkto sleaziger Abgefeimtheit vom Restfilm nie wieder erreichten – Prolog, in dem Alaric seine namenlose betrügerische Ehefrau richtet, was von Atmosphäre und Stimmung her durchaus mit vergleichbaren Sequenzen aus „Die Nacht der reitenden Leichen“ vergleichbar ist, widmet sich Naschy über weite Strecken des Films einem leider schon sehr abgegriffenen Plot, das gute alte „wir treiben die reiche Frau in den Wahnsinn“-Spiel, unter der verschärften Bedingung, dass Geneviéve ein schwaches Herz hat und durch die ihr gespielten Streiche nicht nur geistig, sondern auch körperlich angegriffen wird. Man mag sich darüber streiten, ob Pauls Vorgehen sinnvoll ist; zwar hat er einen aufwendigen, elaboraten und nicht weniger als drei Komplizen erfordenden Plan ersonnen, andererseits schlägt die Erholungstherapie abseits der diversen veranstalteten Spukereien bei Geneviéve ja durchaus an, was das Prozedere aus Pauls und Julies Sicht unnötig verkompliziert und vor allen Dingen verlängert. Hätte Paul nicht eine Methode einfallen können, sich Geneviéve noch in Paris zu entledigen? Warum also erst die Verbesserung ihrer Gesundheit anleiern, was das zu Tode Erschrecken ja nur schwieriger macht? Gut, akzeptieren wir das einfach mal so. An der internen Schlüssigkeit des Plans gibt’s wenig auszusetzen. Alle Schelmereien, die Paul und Julia sich ausdenken, sind mehr oder weniger mühelos zu realisieren (und die Tatsache, dass er gestellt ist, macht auch Pauls lächerliche Kampfszene mit den zwei Banditen im Nachhinein durchaus glaubwürdig), vielleicht mal mit Ausnahme des Augenmus, das man Geneviéve (grrr, ich hasse es, dauernd diesen doofen accent tippen zu müssen) vorsetzt. Paul ist stets einigermaßen begründet „abwesend“, wenn er in die Ritterrüstung steigen muss oder man seiner Frau anderweitig Angst einjagen will, und dank der Komplizenschaft Julies ist es auch nicht soo unglaubwürdig, dass die beiden „Zombies“ in Gennies Badezimmer eingeschleust werden konnten, ohne dass sie’s mitbekommt. Ein wenig lachhaft ist die extrem melodramatisch-hinausgezogene Sterbeszene Geneviéves, ebenso regt die ach so dramatische Demaskierung des bösen Ritters, der dann halt doch, wie erwartet, Paul ist, als grandiose Spannungsszene eher die Lach- denn die Bibber-Muskeln an. Aber, so leid’s mir auch für die arme Geneviéve persönlich tut, das ganze Gedöns um ihr planmäßiges Ableben und damit quasi die gesamte erste Filmhälfte ist ja eigentlich nur set-up für den eigentlich interessanten Part, denn gerade, als wir uns fragen, was der Streifen eigentlich, wenn Gennie hin ist, noch ’ne dreiviertel Stunde lang anstellen will, baut Naschy die Komplikationen ein – seinem Paul spendiert er mit Mireille eine zweite Liebhaberin (dass Julie Objekt seiner Begierde ist, ist ab dem ersten Blickkontakt der beiden ein offenes Geheimnis), auch Julia bekommt mit Maurice noch einen zusätzlichen Lover, und die Tatsache, dass Mabile das „Geständnis“ der beiden Bösen mithört, sorgt für zusätzliches Intrigen- und body-count-Potential, und, vor allem, endlich zieht das Tempo der Plotte an. War die erste Hälfte (abzüglich des Prologs) auf dem Niveau eines der von mir so „hochgeschätzten“ Hausfrauenthrillers, macht Naschy in der zweiten Hälfte in jeder Hinsicht Nägel mit Köpfen. Jetzt gibt’s echten Mord & Totschlag, nackte Tatsachen und – zu diesem Zeitpunkt dann längst unerwartet – Gore und Splatter.

Erstaunlicherweise versumpft „Heartbeat“ in seiner deutlich flotteren zweiten Halbzeit nicht in den befürchteten Untiefen der Unlogik, sondern bleibt – immer betrachtet im Rahmen eines südeuropäischen Horrorfilms – nachvollziehbar und schlüssig, die Handlungsweisen der Charaktere größtenteils stimmig (auch wenn Paul die Wesensveränderung seiner neuen Frau nicht zu bemerken scheint). Die Entwicklungen werden nicht aus der hohlen Hand gegriffen, sondern sind einigermaßen vorbereitet. Dass Julie nicht zu trauen ist, hat nicht nur sie selbst (in ihrer ersten großen Dialogszene mit Mabile), sondern auch Mabile schon angedeutet, Mireille macht bereits in ihrer ersten Szene klar, dass sie nicht bereit ist, sich von Paul hinhalten zu lassen, und Paul selbst – nun, der ist letztlich halt genau der geldgierige Egoist, für den ihn Geneviéves Freundeskreis von Anfang an gehalten hat (und auch Mabiles Verhalten ist durchaus glaubwürdig – sie ist wirklich eine Dienstbotin der alten Schule, für die Loyalität zu „ihrer“ Familie wenn nicht grundsätzlich wichtiger ist als Gesetze und ähnlicher Schmu, dann zumindest so wichtig, dass man, bevor man eine läßliche Sünde wie Geneviéves Tod den Behörden meldet, ein klärendes Wort mit dem Dienstherrn spricht). Wer also gröbere Hirnrissigkeiten erwartet hat, um sich über selbige beömmeln zu können, ist hier verhältnismäßig schief gewickelt – außer Mabiles zeitverzögertem Treppensturz (bei dem man sich auch fragen kann, warum Paul die Alte nicht einfach *schubst*, anstatt eine Wile-E-Coyote-Falle zu konstruieren) leistet sich das Script keine größeren Schwachheiten. Interessant ist allerdings, dass Maurice, Julies zentrale Motivation, sehr stiefmütterlich behandelt wird – wir sehen ihn nie richtig, er hat keine Dialoge, und im Finale findet er nicht statt. Schon komisch.

Mit seinem paranormal-okkulten Finale setzt „Heartbeat“ dann eindeutig auf die bewährte come-uppance des Schurken aus dem Totenreich, ein Trademark der guten alten E.C.-Comics aus den 50ern, „Tales from the Crypt“ lässt schön grüßen. Hier muss es dann auch nicht mehr zwingend logisch sein, auch wenn es durchaus sympathisch ist, dass das Buch hier auf Julies Schilderung der Legende zurückkommt und sich genau auf ihre (absichtliche?) Auslassung, dass Alaric sich ja auf *untreue* Gutsherrinnen spezialisiert hat, kapriziert – Geneviéve, rekapitulieren wir, wäre in der Hinsicht völlig sicher gewesen, da sie ja treu wie Gold war.

Zu bemängeln sind scriptseitig die überwiegend langweiligen (und daher, wie Ihr als treue Leser auch sicher bereits bemerkt habt, nicht sonderlich quotierbaren) Dialoge (wobei mir der Film ausschließlich in einer deutsch synchronisierten Fassung vorlag, wie genau diese an der spanischen Vorlage orientiert ist, ist mir unbekannt).

Stilistisch geht Paul Naschy als Regisseur kein Risiko ein – „Heartbeat“ stellte seine sechste Regiearbeit dar, d.h. er wusste ungefähr, was er zu tun hat. Er und sein Kameramann Julio Burgos („The Werewolf and the Magic Sword“, „Scalps – Sie kämpft wie ein Mann“) erfinden sicherlich nichts neues, aber speziell in den Außenaufnahmen wird’s gelegentlich durchaus atmosphärisch (die Wirkung der Eröffnungssequenz erreicht aber keine nachfolgende Szene mehr). Die Innenaufnahmen sind relativ statisch (nicht so schlimm wie bei D’Amato) und da die production values, dem geringen Budget des Films angemessen, nicht sonderlich ansehnlich sind (der Löwenanteil dürfte für die Ausstattung des Wohnzimmers mit den Gemälden, Jagdtrophäen, antiken Waffen und der Ritterrüstung draufgegangen sein), andererseits aber ein Großteil des Films indoors und stets in den gleichen Räumlichkeiten spielt, ist „Heartbeat“ optisch nicht sonderlich abwechslungsreich. Immerhin ersparen uns Naschy und Burgos die ach-so-typischen Eurozooms und sind auch nicht Franco-esk experimentiell in ihren Kameraeinstellungen, alles ist eher zweckdienlich denn künstlerisch gedacht – und eins muss man ihnen lassen, der Shot des von Höllenfeuer umgebenen Ritters im Showdown ist regelrecht inspiriert.

„Heartbeat“ ist allein schon aufgrund seiner Script-Konstruktion vor allem in der ersten Hälfte keine Tempo-Granate, und dem Regisseur Naschy gelingt es nicht, den in dieser Phase sehr vorhersehbaren und altbekannten Plot in die Gänge zu bekommen. Über diese Halbzeit des Films muss man sich schon ziemlich hindurchkämpfen. Der Film ist handwerklich zu kompetent, um durch bloße Filmfehler zu unterhalten, bietet kaum spaßige Dialoge und in diesem Part eben auch kaum Exploitation und Sleaze. Das alles hebt Naschy sich für den zweiten Spielabschnitt auf – wie schon gesagt, wird hier das Tempo durch die neuen Charaktere Maurice und Mireille und die dadurch entstehenden Plot-Komplikationen deutlich angezogen. Mireille und Julie ziehen erfreulicherweise komplett blank (was den Zählerstand bezüglich komplett unbekleideter hübscher Frauen einschließlich der Gekillten aus dem Prolog auf drei steigen lässt), völlig unerwarteterweise packt Naschy jetzt sogar noch Gedärm-Gore aus (das fand ich dann schon stimmungstechnisch eher kontraproduktiv), allerdings hätte er sich seinen eigenen Nackt-Auftritt (wenigstens bleibt so einiges, was ich eh nicht wirklich sehen will, unter Wasser) getrost schenken können – einer der attraktivsten Vertreter der Spezies „Mann“ ist der gute Paul dann doch nicht.

Qualitativ sind die Goreeffekte eher zweifelhaft – die Gedärm-Szene wird, wie oben schon erwähnt, durch die bewährte „Kissen“-Methode gelöst, die restlichen Sudeleien beschränken sich auf mehr oder weniger drastisches Make-up (Julies zermanschter Schädel mit dem Wanderauge ist zumindest angemessen eklig). Lustigerweise ist das auch im Film als Latex-Effekt gemeinte Make-up der Banditen-Zombies eindrucksvoller als das der „echten“ Zombies im Finale. Im Übrigen sei angemerkt, dass der Film trotz der deutlichen Steigerung in Halbzeit Zwo keine Gore-Granate ist (zwei – drei, wenn man den Prolog mitrechnet – wirklich blutige Kills sind dann auch nicht der Jackpot).

Die Komponisten Moncho Alpuente und Servando Carballar sind hiermit aufgefordert, sich bei mir ein paar Backpfeifen abzuholen, der Score ist schlichtweg schauerlich, besteht hauptsächlich aus ZZIING-Cues, wenn etwas ominöses passiert, primitivem Synthi-Geblubber aus maximal zwei unterschiedlichen Tönen (was wohl ein äußerst bescheidener Versuch sein soll, den gleichwohl atmosphärischen und minimalistischen Carpenter-Scores nachzueifern) in den Spannungssequenzen und ein paar mit „sturzlangweilig“ wohlwollend beschriebenen „themes“, die man auch wahrscheinlich auf einem Taschenrechner programmieren konnte.

Schauspielerei – nun, nicht gerade das Kapitel, bei dem der Rezensent eines Ibero-Horrors erwartet, in Lobeshymnen auszubrechen. Aber immerhin – Paul Naschy, der immerhin uneitel genug war, sich in einem Ego-Projekt wie diesem charaktermäßig einen echten Widerling auf den Leib zu schreiben, macht sich ganz passabel. Er hat nicht die große emotionale Bandbreite, um vollends zu überzeugen, aber er versucht zumindest, jeweils den richtigen Ton zu treffen. Julia Saly („The Night of the Werewolf“, „The Werewolf and the Magic Sword“) ist als Geneviéve angemessen zerbrechlich-kränklich, sie übertreibt allerdings das Stöhnen und Keuchen in ihren Herzanfall-Szenen maßlos (ich muss natürlich anmerken, dass ich gottseidank bislang kein Augenzeuge eines echten Herzanfalls wurde, mir also ein realer Vergleichswert fehlt). Lola Gaos („Comtesse des Grauens“) spielt die Mabile ebenfalls größtenteils erträglich, hier aber ist der Fauxpas ihres Treppensturzes einzurechen, bei dem ich mir wirklich fast sicher bin, dass sie in der Szene nicht mehr ganz wusste, was sie tun soll (nämlich halt fallen – die andere Alternative ist, dass Naschy diesen „Kippler“ für extrem spannend hielt. Hm, on second thought schiebe ich die Schuld dann doch lieber Naschy zu). Silvia Miró hat als Mireille nicht viel zu tun außer attraktiv auszusehen, was ihr gelingt, an Paquita Ondiviele stören mich die auseinanderstehenden oberen Schneidezähne (sorry, das ist so’n Fimmel bei mir). Das „zurückgenommene“, abgründige Böse, das ihr Charakter verlangt, bringt sie nicht wirklich rüber, sie ist, auch wenn sie „böse“ ist, zu brav. Eine große Karriere blieb ihr versagt – sie spielte vor diesem Film in einem groß angelegten spanischen Actionfilm namens „Target Eagle“ (immerhin mit Chuck Conners, Maud Adams und George Peppard), und schaffte es nachher nur noch als Assistentin in eine spanische Gameshow namens „Un, dos, tres… responda otra vez“, die Rudi Carell später als „Die verflixte Sieben“ nach Deutschand importierte. Carole Kirkham (in einem experimentiellen spanischen Post-Apokalypse-Film namens „Human Animals“ am Werke) übernimmt die würdevolle Aufgabe, sich im Prolog nackig abschlachten zu lassen. Charly Bravo, einer der beiden Straßenräuber, dürfte Eurotrash-Enthusiasten aus zahllosen Spaghetti-Western, Action- und Horrorfilmen von Ende der 60er bis Mitte der 80er als gefragter character player bekannt vorkommen.

In der CMV-Trash-Collection trägt „Heartbeat“ die Nummer 32. Der Streifen wird in überaus anerkennenswertem anamorphen 1.78:1 präsentiert. Sicherlich ist der Transfer schärfetechnisch nicht voll auf der Höhe der Zeit, aber für einen 25 Jahre alten Güllestreifen absolut tragbar. Verschmutzungen sind kaum zu bemerken, der Kontrast ist recht gut, die Farben lebendig, die Kompression unauffällig.

Leider gibt’s nur eine deutsche Tonspur in Dolby Digital 2.0, die im Dialogton etwas und im Musikmix reichlich dumpf und breiig geraten ist. Geht gerade noch so okay. Die Qualität der Synchronfassung selbst ist mittelprächtig – die Zeit, als auch die hinterletzten Mistfilme noch anständige Synchronfassungen bekamen, war bei „Heartbeats“ Teutonisierung wohl schon vorbei.

Die Extras sind nicht sonderlich vielfältig – neben Trailern auf die Trash-Collection-VÖs „Game of Survival“ und „Rache der Zombies“ findet sich eine Bildergalerie zum Film sowie eine „Bonusgalerie“ mit diversen Aushang- und Werbematerialien zu Paul-Naschy-Filmen, die dem Buch „Muchas Gracias, Senior Lobo!“ entnommen sind. Hübsch, aber nicht sonderlich umfangreich.

Letztlich, Schlusswort voraus, habe ich mich hier einen ganzen Sonntag lang mit einem Film herumgeschlagen, der’s in dieser Ausführlichkeit eigentlich gar nicht verdient hat. Trash-Collection hin oder her, Naschys Werk ist verhältnismäßig ernsthaft und technisch nicht herausragend, aber kompetent geraten und qualifiziert sich nicht recht für die Klassifizierung als „Trash“. Es ist anspruchsloser Euro-Horror, klar, und leidet sehr unter der Zweiteilung in einen „Frauengrusel“- und einen „Hardcore-Horror“-Part, aber alle Beteiligten wollten hier offensichtlich einen richtigen Film machen. Vielleicht sah Naschy das sogar als wirklichen Versuch, etwas seriöseres als den x-ten Zottelwerwolftrasher zu machen, auf den Mainstream zuzugehen, indem er über weite Strecken auf (leider eben ziemlich langweiligen) psychologischen Terror setzte und nur verhältnismäßig wenig nackte Haut und billige Splattereffekte, mit denen man iberischen Horror seit den frühen 70ern nun mal identifizierte, einbaute. „Leider“ lebt der Kult um Paul Naschy aber gerade *wegen* der plumpen Effekte, schlechten Masken und handwerklichen Inkompetenz von Heulern wie „Die Stunde der grausamen Leichen“ oder „Die Vampire des Dr. Dracula“, von den Daninsky-Werwolfkloppern ganz abgesehen. „Heartbeat“ ist dagegen eine echte Hochglanzproduktion, und damit sinkt der Unterhaltungswert deutlich – die Plotte ist nicht neu, da sehr E.C-lastig (was allerdings nicht das schlechteste Vorbild ist, wenn man keine eigene Idee hat), die Dialoge sind lahm, und das ganze Prozedere kommt viel zu spät in Schwung. Objektiv betrachtet dürfte „Heartbeat“ zu den besseren Ibero-Horrorstücken zählen, mit „The Werewolf and the Yeti“ hatte ich, obwohl der objektiv viel viel schlechter war, aber deutlich mehr Spaß. Verbleiben wir mit einer insgesamt neutralen Bewertung und der Empfehlung, dass nur Hardcore-Eurotrash-Enthusiasten aktiv nach der Scheibe Ausschau halten sollten. Gelegenheits-Trashgucker finden in CMVs Reihe Juxigeres. Ein Bier für jede Nackte plus je eins für die atmosphärische Eröffnungs- und die motivierte Schluss-Sequenz.

(c) 2009 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


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