Haus der 1000 Leichen (Langreview)

 
  • Deutscher Titel: Haus der 1000 Leichen
  • Original-Titel: House of 1000 Corpses
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  • Regie: Rob Zombie
  • Land: USA
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Captain Spaulding (Sid Haig)
    Otis Driftwood (Bill Moseley)
    Baby Firefly (Sheri Moon)
    Mother Firefly (Karen Black)
    Jerry Goldsmith (Chris Hardwick)
    Denise Willis (Erin Daniels)
    Mary Knowles (Jennifer Jostyn)
    Bill Hudley (Rainn Wilson)
    Lieutenant George Wydell (Tom Towles)
    Deputy Steve Naish (Walt Goggins)


Vorwort

Und wieder einmal neigt der Doc zu Wiederholungen. Zu House of 1000 Corpses gab´s bekanntlich schon ein Kino-Bit, aber es war ja ziemlich sonnenklar, dass der Streifen eine ausführliche Würdigung nach Vorliegen der DVD verdient hat – was passt schließlich besser auf diese Seiten als Rob Zombies majorfinanzierte (und dann ob der Auseinandersetzungen mit der in den USA leider allmächtigen MPAA wie die berühmte heiße Kartoffel weitergereichte) Hommage an den dreckigen, durchgeknallten 70er-Jahre-Horrorfilm?

War ja verblüffend genug, dass der Film überhaupt hierzulande eine Kinoauswertung erlebt hat (wenngleich keine besonders erfolgreiche, aber, ich sag´s oft genug, daran sind die Horrorfans selbst schuld, denn wohl in keinem anderen Genre lässt der geneigte Konsument einen Kinobesuch gerne mal ausfallen, weil „ich warte auf die DVD“? Ich persönlich sehe gerne – besonders „kleinere – Horrorfilme auf der großen Leinwand, und wenn ich Cabin Fever nicht schon einige Monate vorab als UK-DVD gesehen hätte, wäre ich wohl auch da ins Kino gerannt). Schon damals gab´s Befürchtungen unter denjenigen, die den Film gesehen hatten, ob eine deutsche DVD-Veröffentlichung ungekürzt sein können würde (würde können sein?`sein können würde? Wie denn nu?) – und im kleinen spielte sich dann auch tatsächlich ein Drama ab, wie es der Streifen schon in Amiland ereignet hatte. Wer´s nicht mitgekriegt haben sollte, für den eine Readers Digest-Fassung der US-Geschichte. Zombie drehte mit der Kohle von Universal seinen Film, nach dem Willen der Produktionsfirma sollte der Streifen aber ein R-Rating bekommen. Nachdem zahllose Schnittfassungen zwischen Universal und der MPAA kursierten, gab Universal auf und schob das Projekt an MGM weiter. Dort gab´s dann Streß zwischen Zombie und den Konzernoberen und der Film wurde wieder weitergereicht. Lions Gate, eine Bastion des unabhängigen Horrorfilms (die könnten, wenn sie so weitermachen, eine Art New Line Cinema für das 21. Jahrhundert werden), griff zu, weitere Schnittfassungen wurden erstellt, bis die MPAA nach Kürzungen von knapp 18 oder 19 Minuten glücklich war und das begehrte „R“ rausrückte. Das zog sich über insgesamt drei Jahre hin.

In Deutschland lief der Streifen mit 18er-Freigabe im Kino, da aber aus mir persönlich unbegreiflichen Gründen Video- und DVD-Veröffentlichungen getrennt geprüft werden müssen (wieso sind Filme im Kino weniger jugendgefährdend als auf DVD? Ja, ich weiß, weil man als Minderjähriger leichter an ´ne DVD rankommt als man ins Kino schleichen kann. Trotzdem führt das m.E. das Prinzip der Altersfreigabe an sich ad absurdum), war bald klar, dass er auf DVD unmöglich ein KJ bekommen konnte (als jemand, der den Film gesehen hat und auch ein paar andere Sachen, die KJ oder sogar teilweise FSK 16 durchgegangen sind, frag ich mich allerdings, * warum * das so klar war). Zum Glück knickte Rechteinhaber Sunfilm nicht völlig ein und legt den Streifen in zwei Fassungen vor – einer leicht gekürzten KJ-Fassung, die sich auch die Kaufhäuser und Supermärkte in die Regale stellen können, ohne rot zu werden, und einer SPIO/JK-strafrechtlich-unbedenklich ausgezeichneten Fassung für Videotheken und den Hardcore-Kaufmarkt. Vorbildlich, so hat jeder was davon (was ich allerdings unlustig finde – der gekürzten Kauf-Ausgabe liegt ein Brettspiel bei, dass die SPIO-Fassung nicht mitbekommen hat. Gemein. Ich mag nämlich solche Gutzis).

Kommen wir also langsam zum Film selbst – Rob Zombie (auch bekannt als harter Metalmucker früher mit Band „White Zombie“, heute solo, und musikalisch so was wie ein Wegbereiter für Marilyn Manson) hatte seinerzeit so ziemlich das ultimative Gemetzel angekündigt, was aufgrund des R-Ratings schlicht unmöglich war. Dennoch waren die Fans gespannt wie sonstwas, schließlich ist Zombie ein Fan des klassischen 70er-Sleaze-Horrors a la Tobe Hooper & Co.. Die Reaktionen waren schließlich gespalten. Es gibt überzeugte Anhänger des Films, aber auch glühende Hasser. Wer liegt nun richtig (ok, wer das Kinobit gelesen hat, wird ahnen, welcher Fraktion der Doc sich vermutlich zurechnen wird)?

Anmerkungen – ich bemühe mich, das Review etwas knapper zu fassen (Future Doc: nee, des war nix…) und weise aufgrund der Aktualität des Films nochmals gesondert darauf hin, dass ich nach Herzenslust SPOILERe…


Inhalt

Fernsehen, Fernsehen, alles, was wir gern sehen – zumindest etwas, was ich im deutschen Fernsehen gerne sehen würde, eine klassische Gruselfilm-Show, wie´s in Amerika jeder fünftklassige Kabelsender auf die Beine bekommt. Z.B. auch der, den wir nach Filmstart erst mal bewundern dürfen – „Dr. Wolfenstein“ (den wollte Rob Zombie ursprünglich in Werwolf-Maske selber spielen, aber, wie er sagt: „Ich sah mit Maske genauso aus wie ohne und hab´s darum gelassen“) begrüßt stilecht in schwarz-weiß seine Zuschauer („The Doctor is in!“ Damn, die Line hätte ich mir patentieren lassen sollen), aber bevor er dem Publikum einen alten Gruselheuler vorsetzt, gibt´s Werbung – für Captain Spaulding´s Museum of Monsters and Madmen (auch der Captain weiß, was sich gehört, und hat seinen Commercial s/w filmen lassen), wo man nicht nur diverse skurrile Ausstellungsexponate bewundern kann, sondern auch mit dem berühmten „Murder Ride“ fahren und scharf gewürzte Hähnchen einpfeifen kann – Komplettversorgung nennt man das wohl…

Dann aber fangen wir mit dem richtigen Film an – 30. Oktober 1977, in Captain Spaulding´s Museum mit angeschlossener Tankstelle (oder umgekehrt). Der mittelprächtig durchgeknallte Besitzer der Spelunke trägt ein albernes Clownskostüm inkl. Make-up und unterhält sich, nicht ohne sich dabei nasty langauge zu bedienen, mit einem ebenfalls recht durchgeknallten alten Sack von Kumpel (mit Autogrammsammlerleidenschaft, tut nichts zur Sache, ist aber ein nettes Detail am rande). Unheil naht in Form eine POV-Shots (kam jemals etwas Gutes per POV?) und zweier maskierter, aber leider recht debiler Räubersleut. Und zwar so debil, dass ich dem guten Captain Clown Spaulding durchaus eine Chance einräumen würde, den Stand-off „Pistole“ gegen „Hühnerbein“ mit letztgenanntem in seinen Händen siegreich zu bestreiten. Zumal der eine der beiden Räuber, der wenigstens eine Gehirnzelle hat, einen empfindlichen strategischen Fehler begeht: „Ich HASSE Clowns“, meint er zu Protokoll geben zu müssen, und dass das bei Captain Spaulding nicht unbedingt auf offenherzige Gegenliebe stößt, dürfte klar sein. Spauldings alter Kumpelsack identifiziert währenddessen mühelos das noch tumbere Riesenbaby von zweitem Räuber als Miterabeiter eines lokalen Eisenwarenladens und Träger eines unzureichend ausgeprägten Geschlechtsorgans. Bevor die Situation eskalieren kann (höhö) stürmt plötzlich Spauldings Schwellkopp-Reklamefigur (mithin also ein echter Mensch, da ist nix übernatürliches a la Creepshow 2 im Spiel) in den Laden, zieht dem intelligenteren Räuber was über´n Schädel – Spaulding erledigt mit Wumme den Rest und hat dann auch noch den Nerv, sich zu beschweren, dass dieser „Motherfucker“ es gewagt hat, mit seinem lausigen Blut seinen besten Clownsanzug besudelt zu haben. I already like this guy.

Es folgt die effektiv geschnittene und von typischer Zombie-Mucke unterlegte Vorspannsequenz, bestehend aus Pseudo-Snuff-/Gore-/Bondage-Videos, und anschließend lernen wir diejenigen kennen, ohne die ein Horrorfilm seit den 70er Jahren nicht mehr funktionieren kann – die Bande obnoxious teens, die wir im Verlauf der folgenden filmischen Darbietungen abzuschlachten gedenken. Wir hätten: Bill, brillentragender Geek; Jerry, langhaariger ungepflegter Hippie-Bombenleger; Mary, aus unerfindlichen Gründen Bills Freundin (unerfindlich deswegen, weil ich das Universum, in dem brillentragende Geeks attraktive Freundinnen haben, bis heute nicht gefunden habe – falls jemand eine Wegbeschreibung hat: her damit) und offizielle Zicke (was mich noch weiter verwundert, denn der typische brillentragende Geek will mit Sicherheit, wenn er denn ´ne Freundin hat, keine Zicke) und Denise, designated final girl, von der ich mir immer noch nicht sicher bin, ob sie Jerrys Freundin darstellen soll (was ich fast nicht glauben kann), oder nur lose mit der Clique assoziiert ist. Weil Sparschwein Jerry an der letzten Tanke nur für 2-3 Dollar getankt hat (okay, es ist 1977, da bekam man wohl noch den ein oder anderen Liter bzw. die ein oder andere Gallone Sprit ´für), muss die nächstbeste Tanke angesteuert werden, und, wie´s das Schicksal bzw. Rob Zombie so will, ist das die von Captain Spaulding.

Der Laden findet Jerrys Wohlgefallen – er ist weird und abgespaced und schräg und strange genug, um ihn völlig aus dem Häuschen zu bringen (ich will nix gegen ihn sagen, wenn´s so ´nen Schuppen in meiner Umgebung gäbe, wäre ich da vermutlich auch Stammkunde), er möchte diese Entdeckung mit den anderen Teilen. „Ist es ´Weck-die-Mädchen-auf-und-hol-die-Kamera´-schräg?“, will Bill wissen, was Jerry enthusiastisch bejaht und dem Bill nach persönlicher Inaugenscheinnahme der skurrilen Exponate (der Laden ist sowas wie die Tante-Emma-Ausgabe eines Gruselkabinetts, sämtliche Regale sind mit obskurem Krimskrams bis hin zum „Alligatorboy“ vollgestellt) begeistert zustimmt. Bill versucht dem Captain, ein paar Einzelheiten aus der Nase zu ziehen, denn er und Jerry arbeiten an einem Buch über die skurrilen Sehenswürdigkeiten abseits der großen Straßen, über die man bei einer Überlandpartie halt so stolpret. „Ich fahr nicht Überland“, brummt der Captain und liefert damit den Anlaß für ein erstes unterhaltsames Wortgefecht, dem wir entnehmen, dass der Clown nicht ganz so richtig zu ticken scheint (sofern man nicht, wie moi, eh schon davon ausgeht, dass Clowns grundsätzlich einen an der Waffel haben). Der Captain lässt die jungschen Schnösel-Städter ganz schön auflaufen (d.h. er verarscht sie), ehe die Jungs unbedingt noch den „Murder Ride“ ausprobieren wollen (die Begeisterung der Mädchen hält sich understandably, sind ja eben nur Mädels, in Grenzen; die wenigsten Girls stehen aktiv auf Dinge, die sie „eeek“ und „aaargh“ machen lassen).

Der „Murder Ride“ ist, Kotzmaschinenfreunde werden enttäuscht sein, keine Killer-Achterbahn mit fünffachem Todeslooping und Sicherheitsbügel, der bei der Abfahrt mal aufgeht (alles schon erlebt), sondern eine mit Muskelkraft (der Wagen wird tatsächlich von Spauldings Assistententschakl Ravelli [der vorhin mit´m Schwellkopp] geschoben) betriebene Geisterbahn mit Livemoderation (von Spaulding), in der gewisse Szenen von berüchtigten Serienmördern (bevorzugt kannibalistisch tätigen) nachgestellt werden, Albert Fish, Ed Gein (unterlegt mit auf „alt“ getrimmten Pseudo-„Doku“-Aufnahmen deren Treibens) und, der local hero unter den Wahnsinnigen, „Dr. Satan“. Der, erläutert der Captain, habe dereinst versucht, durch ambitionierte, wenngleich verbesserungsfähige Gehirnchirurgie aus ihm unterstellten geistig Behinderten einer Anstalt eine Superrasse zu basteln, ehe das Gesetz ihm auf die Schliche kam, kurzen Prozeß machte und ihn am nächstbesten Baum aufknüpfte (das sieht mir weniger nach Justiz und Gerechtigkeit denn dem üblichen Lynchmob aus). Des bösen Doktors Leiche seih aber… wuaah… spurlos verschwunden…

Jerry klinkt ob dieser Story endgültig aus (was hat der geraucht? So toll war die Story nun auch wieder nicht), gröhlt „Dr. Satan“-Sprechchöre und würde sich vermutlich am liebsten ein Fan-T-Shirt kaufen. Denise nutzt Bills Versuche, seinen Kumpel wieder auf die gute alte Mutter Erde zu holen, um kurz bei ihrem Dad anzurufen und durchzugeben, dass es aufgrund widriger Umstände bis zum Eintreffen der Rasselbande noch etwas dauern werde.

Während uns TV-Nachrichten informieren, dass just in dieser Gegend seit einigen Tagen ein Rudel Cheerleader vermißt wird (vermutlich hauptsächlich von den Football-Assen, die was zum Rammeln brauchen, har-har), belabert Jerry den zunehmend genervten Spaulding, ihm den Weg zu dem Baum zu zeigen, an dem Satan aufgeknüpft wurde. Wohl hauptsächlich, um den Jüngling endlich loszuwerden (großartige Kundenfreundlichkeit ist Spauldings Motto nicht), gibt er ihm eine hastig hingekritzelte Karte und ein „complimentary chicken“ (naja, vielleicht doch kundenfruendlicher als zunächst gedacht). Endlich fahren unsere Teens im strömenden Regen über gottverlassene Nebenstraßen weiter – eine Anhalterin erweckt das Interesse von Bill und Ted, eh, Jerry. Naturgemäß sind die Mädels auf´m Rücksitz nicht übermäßig willig, weibliche Konkurrenz, zudem noch leicht aufgedreht und gutaussehend-blond, wie das betreffende Exemplar, aufzugabeln, aber die Beschützer- und Gutmenscheninstinkte (hehe) der Herren der Schöpfung setzen sich durch. Jerry ist besonders erfreut über die neue Gesellschaft, denn das blonde Gift kunftet aus, tatsächlich aus persönlicher Anschauung den in Frage kommenden Baum zu kennen. Uns neutrale (hähä) Zuschauer instruiert ein kurzes eingesetztes Zwischenfilmschnipselchen (ja, Genosse Zombie hat Natural Born Killers sicher mehr als dreimal gesehen) , dass blonden Gören rein grundsätzlich und dieser schon gar nicht zu trauen ist: „Wenn jemand umgebracht werden muss, bring ihn um“, flötet die Holde nämlich da. Na dann…

Schon wenig später hat unsere Reisegruppe einen Platten (dabei nachgeholfen hat der im Unterholz liegende Geheimnisvolle Unbekannte mit erstens Bärenfellmütze o.ä. und zweitens Schießgewehr). Intellenzbestie Jerry hat leider vor´m Aufbruch vergessen, den Reservereifen miteinzupacken, aber Blondie weiß Rat – ihr Bruder hat´nen Abschleppwagen (wie praktisch) und es sei nicht mehr weit bis zu ihr nach Hause, das Stück könnte man auch laufen. Bill opfert sich (was Mary vermutlich nict recht ist), mit der Einheimischen eben dahin zu hiken.

Dort lernen wir einen weiteren Protagonisten kennen – Otis, der stolz sein „BURN THIS FLAG“-T-Shirt (mit dem Star Spangled Banner, of course, als Motiv) spazieren trägt, und gerade einer aufmerksamkeitsschwacen Audience einen politischen Vorträg hält; er sei ein Rebell, ein „escapist“, nur leider seien seine kleingeistigen Zuhörer mental nicht in der Lage, seinem größeren Plan zu folgen. Könnte daran liegen, dass seine Zuhörerschaft aus drei gefesselten, geknebelten und, da blutig, vermutlich auch gefolterten Cheerleaders besteht (und die sind, wie uns alle Highschool-Serien etc. glaubhaft versichern, ja schon von Haus aus dümmer als Bohnenstroh. Und dann noch unter erschwerten Bedingungen, nönö, Otis, das wird nix). Baby (tschuldigung, Vorgriff, aber so heißt das blonde Gift) und Bill sind mittlerweile am Haus angekommen, wo Baby Bill erst mal ihre an die Fassade genagelte Sammlung amputierter Puppen vorführt (an Bills Stelle täte ich mich jetzt höflich, aber bestimmt entschuldigen und die Beine in die Hand nehmen).

Jerry und die Mädchen spielen dieweil Karten im Auto und warten auf bessere Zeiten. Die stellen sich auch prompt per jump scare ein. Der Frauen- und Hippieerschrecker ist aber „nur“ (hehe) Rufus, Babys annoncierter abschleppwagenbesitzender Bruder (der, sagen wir mal, verdächtig schnell vor Ort ist und außerdem ebenso suspekt nach dem gleichen Typen aussieht, der per Gewehrkugel den Platten verursacht hat. Könnte es sein…???).

Bill fragt Baby, ob sie denn mit dem Abschleppbruder allein hier hause, aber Baby verneint fröhlich, da gäb´s noch Otis, und der sei sicherlich oben, „messing around“. (So kann man das auch nennen, was uns per Zwischenfilm sofort eingespielt wird: foltern, quälen, rumschnippeln an den gefangenen Mädchen. Wie ich öfter schon sagte: jeder braucht ein Hobby). Insofern quasi sturmfreie Bude für Baby, Bill in die Hose zu steigen, zumindest macht sie ihm heftig schöne Augen, um sich an Brillenschlanges Unsicherheit zu weiden und dann noch ein semiempörtes „Flirtest du etwa mit mir?“ zu zirpen. Falsche Schlange. Bevor Bill irgendetwas tun kann, was er (angesichts Marys) vermutlich nicht bereuen würde, treffen seine Freunde ein. Denise, brav und lieb und sich-bei-ihren-Eltern-melden-wollend, sucht vergeblich nach einem Telefon. Sowas gibt´s nicht, verkündet die Erscheinung (und anders kann man´s kaum nennen), die sich als Mutter des schrägen Clans vorstellt (gelbe Zähne, tiefer Ausschnitt, in den Jerry probehalber das ein oder andere Stilauge tritt, gewagter Auftritt und sooooo charming). Jerry reißt dumme Witze und Mother Firefly (der Clan hört auf den Namen Firefly, just for the record, bis auf Otis, der seltsamerweise den Nachnamen Driftwood sein Eigen nennt. Seltsame familiäre Verhältnisse, aber wir sind auch in den Backwoods) erkundigt sich nach danach, was die netten jungen Leute am Vorabend von Halloween denn in dieser gottverdammten Einöde treiben. Denise macht den taktischen Fehler, Halloween als Kinderkram hinzustellen. „Für UNS ist Halloween ausgesprochen wichtig“, echauffiert sich die Firefly-Matrone. Beiläufig erwähnen wir noch ein weiteres Ensemblemitglied, Mamas Liebling Tiny (der, wenn er schon einen solchen Namen trägt, nur ein 2,20 m großes Riesenbaby mit entgleisten Gesichtszügen sein kann. I love it when I´m right), der sich aber rasch auch am Dinner-Tisch (denn Mama Firefly besteht natürlich darauf, dass die ungeladenen Gäste am großen Abendessen als Ehrengäste teilnehmen) einfindet und sich genau als die maskenbewehrte Monströsität erweist, die wir bereits vermutet haben.

Tiny wird gleich abkommandiert, das nächste Familienmitglied zum Abendbrottisch zu holen, den guten alten Grandpa (keine durchgeknallte Hinterwäldlersippe ohne Grandpa), weil Tiny aber nich so gut hören kann, wird ihm der Auftrag schriftlich erteilt. Den Hörfehler und sein apartes Äußeres verdankt Tiny, so ist die redselige Mama nicht scheu zu offenbaren, seinem (verblichenen?) Papa, der eines schönes Tages so richtig durchgedreht sei und das Haus, weil´s dämonisch besessen wäre, anzünden wollte. Gekokelt hat dann letztlich nur der arme Tiny (nicht auszuschließen allerdings, meint selbst Rob Zombie im Audiokommentar, dass das nur eine Lügengeschichte von Mutti Firefly ist, um die Gäste zu erschrecken). Seine Schüchternheit müsse man Tiny deswegen schon verzeihen, aber „er wird schon auftauen, besonders bei den Mädchen“. Er sei nämlich ein richtiger Ladykiller… (tsk-tsk, wohin wird das wohl noch führen?).

Baby hat sich auch kurz auf ihr Zimmer zurückgezogen, um dort mit ihren Spielzeugen zu spielen. Wir erinnern uns – Otis hat drei Cheerleader in der Mangel, vermißt werden fünf, fehlen also noch zwei. Und die sind unfreiwillige Bewohner von Babys Zimmer und zu deren tiefstem Mißfallen nicht gerade die Stimmungskanonen, die Baby sich versprochen hat (verständlich, denn die eine ist schon tot).

Es wird nun endlich aufgetafelt, und zur Feier des Tages müssen Halloween-Masken getragen werden. Jerry scheint der ganze Schmu immer noch heftig zu gefallen, jedenfalls beginnt er damit, weitere Erkundigungen bezüglich Dr. Satan anzustellen. „Ich weiß alles, was du darüber wissen willst“, tönt die herrische Stimme von Otis, der sich zu Mamas unerwarteter Freude tatsächlich von seiner „Arbeit“ gelöst hat und sogar noch ein weiteres Familienmitglied und Mama-Liebkind mitgebracht hat: Wolf. Wolf ist leider nicht wirklich alt geworden und fristet sein Dasein als in Formaldehyd eingelegter Säugling. Es geht nichts über Familienbande (und, ja, das ist sicher sehr appetitlich. Da bewundere ich doch glatt Mary und Denise, die die Contenance bewahren).

Otis ergeht sich, was die Dr. Satan-Geschichte angeht, lediglich in düster-verschwurbelten Andeutungen, und dann ist auch schon Zeit für den unterhaltsamen Teil der Abendgestaltung, oder, wie Gramps es auszudrücken pflegt: „It´s shooowtime!“ (Nein, es werden nicht die Kettensägen rausgeholt). Die Fireflys haben nämlich ihren eigenen privaten kleinen Varieté-Club im Nebenzimmer, und für ihre Gäste scheuen sie keine Kosten und Mühen. Grandpa macht den Conferencier und schlechte-unanständige-Witze-Erzähler (leider bekommen wir keine der Zoten komplett serviert. Schnüff, ich erweitere doch gern meinen diesbezüglichen Horizont – aber zumindest Jerry, der sich wegschmeißt, scheint´s zu gefallen), und dann kommt auch schon die große Nummer – Baby, die nämlich liebend gern ein 50er-Jahre-Hollywood-Glamour-Girl wäre (was in gewisser Weise mit ihrem Hillbilly-Redneck-Outfit kollidiert) gibt eine Karaoke-Version von „I wanna be loved by you“ zum besten und sucht den Kontakt zum nichtzahlenden Publikum (split-screen galore), ganz besonders natürlich zu Bill, dem sie mal probeweise auf den Schoß hüpft. Das kann Zicke Mary natürlich nicht auf sich sitzen lassen und geht Baby an die Wäsche. Die zückt aber gleich mal ihr Messer, die Stimmung wird nun doch ein wenig feindselig. Mame Firefly schlägt den Gästen vor, nun doch besser zu gehen (glücklicherweise und mit ausgezeichnetem Timing hat Rufus inzwischen die Reparatur des Vehikels abgeschlossen), was auf offene Ohren stößt.

In mittelschwerer Panik wird zum Aufbruch geblasen, doch die Flucht ist kurz und endet schon am Zufahrtstor. Das ist nämlich verschlossen und Bill, der´s öffnen will, wird von Vogelscheuchen (natürlich niemand anderes als Otis und Rufus) angegriffen und k.o. geschlagen, dito der zu Hilfe eilende Jerry. Und die Mädels… naja, die bleiben auch nicht ungeschoren und werden unsanft aus dem Wagen gezerrt…

Der nächste Morgen, der 31. Oktober, Halloween, wie uns das Insert hilfreicherweise mitteilt (ich überlege, ob ich es Rob Zombie übelnehme, den Streifen 1977 und nicht 1978 angesiedelt zu haben: Dann nämlich würde der Film exakt am selben Tag wie Halloween spielen, und doofer Geek, der ich bin, täte ich das ausgesprochen lustig finden). Rufus entsorgt das Autowrack und Denises Vater Don Willis (ich greife meine offenbar beliebte Redewendung aus dem Manos-Review wieder auf), stellt fest, dass in seinem Haushalt eine Fehlmenge an Töchtern vorherrscht und erkundigt sich besorgt beim örtlichen Sheriff, der das allerdings eher unkritisch sieht, war halt schlechtes Wetter, da kann man schon mal steckenbleiben.

Mary kommt wieder zu sich – sie ist an einen Stuhl gefesselt und trägt eine Eselsmütze. Per sekundenbruchteilskurzen Flashbacks stellen sich ihr die Ereignisse der letzten Nacht nochmals vor, worauf sie ein wenig hysterisch wird und trotz des Knebels den Unwillen Otis´ auf sich zieht. Der fühlt sich nämlich bei der Arbeit gestört („Arbeit? Du weißt, was das ist?“, erkundigt er sich sicherheitshalber bei der „Malibu-Beach-Barbie“). Immerhin unterbreitet er ihr einen Vorschlag zur Güte – er wird ihr den Knebel rausnehmen, wenn sie verspricht, ruhig zu sein, widrigenfalls er ihr nämlich den Bauch aufschneiden und ihr ihre eigenen Gedärme zu verfüttern gedenke. Man muss nur die richtigen Worte finden. Mary möchte denn auch nur kleinlaut wissen, wo den Bill sei. Ah, Bill, ein guter Junge, gibt sich Otis friedlich, und eine große Hilfe bei seiner Arbeit (insert Zwischenfilm von der Verhackstückung Bills durch Otis und Baby here) gewesen. Mary ist dezent beunruhigt, aber wenn sie Bill denn gerne sehen möchte, dann kann ihr geholfen werden – tadada-tamm: Otis enthüllt „Fishboy“, halb Fisch, halb Bill (oder anders ausgedrückt: Bills obere Hälfte nebst Meerjungfrau-Fischschwanz. So langsam hab ich eine Vorstellung, wie das ein oder andere Exponat der Spaulding-Sammlung zustande gekommen ist). Mary ist verständlicherweise von der künstlerischen Arbeit emotional leicht überwältigt.

Der Sheriff hat Don Willis zuliebe seine Streifenhörnchen angewiesen, bei Spaulding, dem letzten bekannten Aufenthaltsort der vermißten Teens, Erkundigungen einzuziehen. Der mißgestimmte Captain ist nicht gerade die Kooperation in Tüten, sieht sich aber auf ausgeübten Druck der Exekutivorgane in der Lage, auch den Cops eine Skizze der Wegbeschreibung zu erstellen.

Ein seltsamer Zwischenfilm mit scheinbar zusammenhanglosen „Augenzeugenberichten“ und einer „Dr. Satan katapultiert sich aus seinem Grab“-Sequenz (etwas irrationalerweise ist der Grabstein mit „In Loving Memory Dr. Satan“, als wäre das sein bürgerlicher Name gewesen, beschriftet) entpuppt sich als Denises Alptraum. Die Realität sieht nur geringfügig besser aus, denn sie ist im Keller des Firefly-Hauses an ein Bett gefesselt. Immerhin, man mag sie nicht verhungern lassen, jedenfalls naht Tiny mit einem Frühstückstablett („Agatha Crispies“ Frühstücksflocken. Nicht ganz so cool wie die „Creepozoids“-Cerealien aus Dr. Alien, but a close second). Denise lehnt dankend ab, was Tiny (trägt ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck „Cheap Ass Halloween Costume“. Haben will) nicht belastet, dann schlürft er den Schlabber halt selbst. Und, weil uns´ Tiny vielleicht doch nicht gar so böse ist, wie man meint, lässt er sich auf jammervolles Bitten auch breitschlagen, sie loszubinden. „Ich geh dann jetzt einfach nach Hause“, schlägt sie vor und Tiny macht winke-winke -der sieht das wirklich alles ziemlich locker. Weniger so Otis. Der steht unautorisierten und unangemeldeten Fluchtversuchen eher ablehnend gegenüber, packt Denise am Kragen und schleudert sie in einen Käfig (darin: ein Berg Klamotten. Darunter: ein paar Mädchen, die sich wie die Hyänen auf Denise stürzen und offenbar Tinys persönliche Schmetterlingssammlung der anderen Sorte darstellen). Otis wirft Tiny einen bösen Blick zu, der jedoch zuckt nur desinteressiert die Schultern und widmet sich seinen Crispies (richtig, Prioritäten setzen).

Die Bullen finden das von Rufus irgendwo abgestellt Autowrack und Baby, tja, die spielt mit Jerry (hm, eigentlich hätte ich gedacht, dass sie eher was von Bill will, aber so sind sie, die Weiber, unberechenbar). Auch Baby gibt ihrem Gefangenen eine sportliche Chance – wenn er eine Quizfrage richtig beantwortet, ist er free to go, im Versagensfall aber gibt´s schmerzhaften Ärger. Die Frage ist simpel: „Wer ist mein Lieblingshollywoodstar?“ Zugegeben, angesichts ihrer gestrigen Performance hätte ich auch auf „Marilyn Monroe“ getippt, wie Jerry, aber Biest Baby lässt die Antwort nicht gelten: „Bette Davis“ wär´s gewesen (wirklich unfair, dafür gab´s keine Anhaltspunkte. Naja, vielleicht hätte Jerry den Telefonjoker ziehen sollen). Die Strafe folgt auf dem Fuß und heißt Skalpierung (und die noch eher unsanft mit ´ner Schere. Auatsch).

Unsere cleveren Gesetzeshüter inspizieren indes die Karre, genauer gesagt, den unerfreulichen Inhalt des Kofferraums – ein nacktes Mädchen, in die ein offensichtlich ebenso mitteilungsbedürftiges wie leicht derangiertes Individuum (wieso sehen jetzt alle dich an, Otis?) „TRICK OR TREAT“ eingeritzt hat. Lecker. Otis und Grandpa sehen fern (Munster Go Home, eine eher, naja, vernachlässigenswerte Filmeskapade der beliebten Munster-Familie, flimmert über die Mattscheibe) und benutzen nebenher den armen Jerry als Zielscheibe für ihren Ausgleichssport Messerwerfen.

Zur überschaubaren Begeisterung der Bullen hat der Sheriff Don Willis gestattet, sie bei ihren weiteren Ermittlungen zu begleiten (annerkannte Police Procedure, I´m sure), und wir kommen in den Genuss eines vollkommen out-of-left-field kommenden Zwischenfilms mit einem farbigen Typen, der vor einer Hütte mit diversen religiösen Plakatbotschaften rumspringt und „Die Hölle ist hier!“ kreischt (auch hier brachte erst der Audiokommentar Erleuchtung: der Typ ist angeblich ein Zeitzeuge/Überlebender von Dr. Satans netten kleinen chirurgischen Experimenten). Willis und die Cops (Wydell, der Chef, Naish, der Assi) statten der Firefly-Farm einen Besuch ab. Wydell übernimmt die Vordertür, während Naish und Willis hinten ums Haus schleichen. Auf Otis´ Geheiß öffnet Mama Firefly die Tür und ist ganz her charming, wenngleich nicht wirklich mitteilsames Selbst. Im Hinterhof wundert sich der beste Bulle der Welt, Naish, nicht wirklich wirklich (eh) über die Unmengen an Klamotten und sonstigem Krempel (ich nehme mal stark an, die worldly possessions der bisherigen Firefly-Opfer. Das Geschäft scheint gut zu laufen. Nicht ganz Titty-Twister-Ausmaße, aber für ambitionierte Amateure okay), die dort gestapelt sind, lieber erschrickt er sich über einen Hund (und muss Willis und der Welt mitteilen, dass er im zarten Alter von 8 Jahren von so einer Flohtüte gebissen wurde und seitdem eine kleine Phobie hat. Immer diese nervenschwachen Bullen). Ein paar verdächtige Geräusche aus einem Schuppen veranlassen Naish aber tatsächlich dazu, in Aktion zu treten und selbigen, den Schuppen also, gewaltsam zu öffnen. Hätte er vielleicht besser nicht getan…

Was sich seinem entzündeten Auge da bietet, dürfte ungefähr auf einem Level mit dem Spielzimmer von Bertucci liegen (okay, okay, der war böse, fies, gemein, aber ich das kam mir einfach spontan beim Ansehen in den Sinn) – Teenager-Folterkammer from Hell, diverse Mädchen hängen mehr oder weniger unbekleidet und mehr oder weniger lebendig, dafür aber gefoltert und blutüberströmt rum. Entsetzen! Aber nicht lange – Wydell wird, als Naish ihm per Walkie-Talkie berichtet, von Mama Firefly erschossen, Otis ballert Don Willis um und, nach längerer Überlegungsphase (und trotz Naish´ – Feigling – sofortiger Kapitulation; und begleitet von hübsch unpassender Musik, auf die Tarantino stolz wäre), richtet auch Naish hin. Woher die Rettung auch immer kommen mag, von der Polizei jedenfalls nicht…

Unser Psychopathenclan richtet sich jedenfalls auf ein eine zünftige Fête ein – bei „Red Hot Pussy Liquors“ kaufen Baby (in einem Höllen-Outfit. Waah. Sabber) und Rufus ordentlich Booze ein, während Otis eine kleine blutige Nähstunde mit Hautfetzen einlegt. Mary, Denise und Jerry sind ersichtlich die Hauptpersonen der Sause, weswegen man sie in süße Häschen-Anzüge gesteckt hat (Donnie Darko??) und von der Decke baumeln lässt. Durch den Abend führt heute Otis, der sich zur Feier des Tages in einen „stupid man-suit“ gehüllt hat (wenn sich schon die Gelegenheit bietet, Donnie Darko zu referieren, werde ich das ja wohl tun) – er spielt heute den Don-Willis-Doppelgänger und Denise erkennt ihren Daddy auch gleich wieder, allerdings nicht, dass sich Otis aus ihrem Papa nur einen schicken Überzieher gebastelt hat. Und, ach ja, übrigens, „Who´s your daddy?“ (see it and understand). Und weil Otis heute seinen sozialen Tag hat, will er Jerry nun endlich auf der Suche nach Dr. Satan assistieren: „Es ist alles wahr! Den schwarzen Mann gibt es wirklich! Du hast ihn gefunden!“ (Da wird Jerry sich aber freuen). Weil Dr. Satan aber keine Hausbesuche gibt, muss der Berg zum Propheten kommen – die ganze Blase prozessioniert also raus aufs Feld, zu einem Loch im Boden mit Deckel drauf und Kran daneben. (Wir nähern uns langsam dem grande finale, daher erneuere ich an dieser Stelle meine SPOILER-Warnung. Nicht, dass nachher einer weint).

Rufus ist schon dabei, eine verdächtig große Kiste aus dem Loch zu hieven. Baby plädiert dafür, den Gefangenen die Knebel rauszunehmen: „Es ist lustiger, wenn sie schreien!“ (sonniges Gemüt hat die Kleene). Mama Firefly schmatzt Jerry einen Abschiedskuß auf die Lippen, dann wird Jerry-Bunny auch schon in die (leere) Kiste geworfen. In der allgemeinen Begeisterung über ihren abendlichen Spaß passen die Fireflys aber einen Moment nicht auf – den nutzt Mary, um stiften zu gehen. Otis würde das flüchtige Häschen gerne einfach abknallen, aber Baby will auch ein bissel fun und holt sich die Genehmigung ein, Mary garselbst nachstellen zu dürfen. Mary stellt fest, dass man als rosa Stoffhäschen nur unzureichend für Geländesprints ausgestattet ist und schlägt, allerdings an dramaturgisch wertvoller Stelle, nämlich dem von den Fireflys improvisierten Friedhof ihrer Opfer (mit namenlosen Kreuzen), lang hin. Das gibt Baby Gelegenheit, sich mit ihrem Messer auf sie zu stürzen und enervierend kichernd zehn- bis zwanzigmal zu erstechen.

Nachdem diese Störung also auch zu allgemeiner Zufriedenheit aus der Welt geschaffen ist, wird Denise recht unbürokratisch und -sanft zu Jerry in die Kiste geworfen (unter anderen Umständen täte das Jerry bestimmt gefallen, hehe) und in die Grube versenkt. Oben macht man den Deckel drauf, allerdings wird die Kiste nicht bis zum Grund hinabgelassen (der ist nämlich etwas wäßrig), sondern man lässt sie so auf ¾ der Wegstrecke hängen. Und, damit die beiden auch optisch und akustisch was davon haben (in die Sarg-Kiste ist nämlich ein kruzifigförmiges Loch gesägt), lässt man ihnen noch eine Tranfunzel und einen Kassettenrekorder hinab, letzterer dudelt (in verbesserungswürdiger Tonqualität) ein Poem von der alten Satanisten-Keule Aleister Crowley (persönlich genuschelt). Cozy, ain´t it (oder doch eher cozy it ain´t)? Das Satanistengemurmel und/oder die trübe Funzel rufen dann auch prompt ein paar gräßliche Kreaturen auf den Plan, die den Sargkasten shreddern und den armen Jerrybunny einem höchstwahrscheinlich unerfreulichen Schicksal zuführen. Für Denise interessiert sich erst mal keiner der Ghoule (so nennen die sich zumindest laut Credits) – hm, sexuell unterbelichtet, dies lichtscheue Gesindel -, so dass die sich aus den Resten der Kiste befreit und das unterirdische Stollenlabyrinth erkunden kann…

Rufus fährt die Cop-Schleuder spazieren, Otis hat sich ein fieses Make-up aufgelegt und führt seine „dramatischer-Satanspriester“-Persönlichkeit Gassi und für Mary wird ein schicker Scheiterhaufen vorbereitet, man sieht´s, die Fireflys wissen, wie man ein Riesenfass aufmacht…

Denise trifft auf zwei Ghoule, die sich komischerweise eher für ihren Bunny-Anzug interessieren als für den Inhalt desselben (vielleicht deswegen, weil der eine schon einen trägt und der andere auch einen haben möchte?) und ihn ihr daher vom Körper fetzen, sie aber flüchten lassen. Sie muss sich überwinden und einen stilvoll mit Knochen, Schädeln und ganzen Leichen dekorierten Gang durchqueren, stößt auf ein Portal, öffnet selbiges und steht plötzlich in einer Art unterirdischem Dom von den Ausmaßen einer kleineren gothischen Kathedrale, die den diversen von Dr. Satan zusammengebauten Freaks als Heimstatt dient. Dr. Satan selbst ist auch da, in seinem Behandlungszimmer, hängt an diversen Versorgungsschläuchen und Beatmungsgeräten und sieht aus wie eine zombifizierte Mischung aus Doc Ock, einem Borg und einem Ausstellungsstück aus „Körperwelten“. Außerdem bearbeitet er gerade den bedauernswerten Jerry, dem ersichtlich nicht mehr zu helfen ist, mit einem fiesen Bohrer. Bevor Denise irgendetwas in die eine oder andere Richtung in die Wege leiten kann (so sie es denn wollte), sieht sie sich einer unmittelbaren Bedrohung ausgesetzt – einer Art Ghoul-Terminator (mit cooler POV und nicht uninteressantem Outfit), bewaffnet mit einer Streitaxt und ersichtich als Spaßbremse konzipiert. Seine Programmierung ist allerdings steigerungsfähig, denn er spielt erst mal helfende Elfe für unsere damsel in distress und kloppt ihr mit der Axt, selbstverständlich versehentlich, da in Tötungsabsicht, die Türe auf.

Während der Rest des Firefly-Clans Mary im Zuge eines feurigen Rituals abfackelt, türmt Denise durch das unterirdische Labyrinth, stets verfolgt vom axtschwingenden Meuchelmonster. So richtig helle ist der Typ aber wirklich nicht, denn als er sie wieder eingeholt hat, kloppt er mit der Axt nicht etwa Denise, sondern einen integral wichtigen Bestandteil der Tunnelstatik in Form eines Stützbalkens zu klump, was ihm noch Kopfschmerzen bereiten wird (sofern er die paar Tonnen Gestein, die auf ihn niederprasseln, tatsächlich überlebt).

Der nächste Morgen – Denise schüttelt sich aus ihrer Ohnmacht und kraucht durch einen Stollen an die Oberfläche, stolpert verwirrt und blutüberströmt auf die Straße und hält den nächstbesten Wagen an. Am Steuer sitzt unser alter Freund Captain Spaulding – der spielt nur zu gern barmherziger Samariter. Aber eigentlich ist Denise ja selber schuld. „Ich muss zu einem Arzt“, haucht sie den Captain an. „Ich bringe dich zu einem Arzt, entspann dich“, gibt sich der Captain verständnisvoll und entlässt Denise in eine entspannende neue Ohnmacht. Was dem auf dem Rücksitz kauernden Otis die Möglichkeit bietet, Messer voran nach vorne zu spingen…

Und so findet sich Denise doch noch auf Dr. Satans ungemütlichem Behandlungsstuhl wieder… The End?

Sagt, was Ihr wollt, Ihr Miesmuscheln und Kulturbanausen – House of 1000 Corpses ist, das hat sich ja schon im Kino-Bit ergeben, ein richtiger Batzen Fun, wie der Doc ihn gerne sieht (ich weiß nicht, ob das inkonsequent ist, wenn man gerade Fulci verrissen hat, aber, hey, ich bin erstens ein Mann, und, wie Hundra schon sagte, können wir Kerle halt nicht logisch und geradlinig denken, zweitens muss ich meine Meinung ja wohl nicht begründen können, schließlich sind mir Gründe, Inferno Thunderbolt-Gedächtnis-Gag, zu vulgär).

Will sagen – mir macht Rob Zombies Herzensangelegenheit einfach Laune und auf DVD sogar noch mehr als im Kino (was daran liegt, dass ich mir den Film im englischen O-Ton geben konnte und er, trotz der ziemlich guten deutschen Synchro, so einfach noch ´ne Klasse besser fetzt), wobei ich aber durchaus verstehen kann, wenn man, auch als Genre-Fan, mit dem Streifen vielleicht nicht so viel anfangen kann (das liegt an den Parallelen zu einem gewissen anderen Film, die ich, so ich es nicht vergesse, etwas weiter unten, wenn´s um die Formalitäten des Films geht, noch aufzeigen werde, und bei dem das genauso ist).

Der schwächste Punkt des Films ist sicherlich sein Script, aber auf der anderen Seite bin ich Zombie dafür nicht wirklich böse (hm, es ist seltsam, „Zombie“ als Name zu schreiben) – schließlich war erklärtes Ziel des Meisters, einen Film in der Tradition der klassischen 70er-Grind-Klopper a la TCM zu drehen, eine psychopathische Familie sollte von Anfang an im Mittelpunkt stehen, da ist´s klar, dass Film und Script an Vorbilder wie TCM, Tourist Trap etc. erinnern, wobei ich einen Film mit erwähnen möchte, an den Zombie vielleicht (vielleicht sogar mit Sicherheit, hehe) nicht gedacht hat, an den ich mich aber unwillkürlich ob der übersteigerten Überdrehtheit des Firefly-Clans erinnert habe: das verhältnismäßig hochbudgetierte, aber an den Kinokassen amtlich gestrandete Dark-Comedy-Starvehikel Valkenvania. Nicht, weil der Akroyd/Chase/Candy-Film jetzt auch eine Gore-Granate gewesen wäre, sondern einfach, was look & feel einiger überspannter Charaktere angeht (auch dort killten die Bösen, bzw. versuchten es, mit einem „Mordsspaß“, wenn mir der dumpfe Kalauer verziehen wird [wohl eher nicht – Der Setzer]).

Insofern ist es eigentlich nicht wirklich überraschend, dass sich House of 1000 Corpses phasenweise als Hommage, phasenweise schon fast als Parodie auf die zitierten Vorbilder spielt. Wir haben die üblichen Klischeekameraden als Kanonenfutter, können die (sort-of) Überlebende spätestens nach drei Minuten identifizieren und müssen sie dann nur noch auf mehr oder weniger kreative Weise zu den Killern lotsen und sie dort auf ebenso mehr oder weniger kreative Weise umbringen lassen. Das ist kein großes Storytelling, zugegeben, sondern eine Story von der bewährten „lässt-sich-in-drei-Sätzen-zusammenfassen“-Schule, aber, im Gegensatz zu dem, was Kollege Fulci uns z.B. vorsetzt (tut mir leid, aber Fulci war nun mal das letzte, was ich vor diesem Film besprochen habe, und gerade im direkten Vergleich merke ich halt, wieviel mehr Spaß mir Zombies Film als ein Fulci-Zombiefilm macht [ha, ich bin mal wieder gut drauf], da muss der olle Lucio halt noch ein paar unnötige Hiebe verkraften. Wird er mir nicht wirklich übel nehmen, schätze ich), es IST eine Story, sie hat Charaktere – und sie hat CHARAKTERE – wenngleich praktisch ausschließlich auf seiten der Psychopathen, aber das ist ja auch eine liebgewonnene Horror-Tradition, dass die Bösen die wirklich ausgearbeteiten Figuren sind, während´s für die Opferfraktion bei zugeteilten Eigenschaften aus dem Scriptbaukasten bleibt. Da macht House of 1000 Corpses keine Ausnahmen und das ist auch gut so. (Abgesehen davon: wie schon im Kino-Bit angemerkt: wer seine Psychopathen nach Groucho-Marx-Charakteren benennt, KANN kein schlechter Mensch sein. QED).

Also, langer Rede wenig Sinn – Erzählkino ist House of 1000 Corpses nicht. Zombie nimmt ein Standard-Horrorfilmszenario und spult dieses, nach rein drehbuchmäßigen Kriterien, relativ sauber und ohne größere Twists ab. Zombie will das Genre nicht neu erfinden, es nicht verhohnepiepeln, er will dieses „altmodische“ Terrorkino einfach neu beleben. Da hat er halt, rein marketingtechnisch, das kleine Problem, dass Michael Bays ähnlich gelagertes und überraschend gut gelungenes Nispel-TCM-Remake ihm, rein kommerziell, in die Quere kam.

Wir haben es also mit der Sorte Film zu tun, bei der die filmische Umsetzung wirklich mal wichtiger ist als die altbackene Geschichte, und das ist dann auch die Ecke, in der Zombie wirklich punktet und bei der ich zu den oben angesprochenen Parallelen mit einem anderen „love-it-or-hate-it“-Film komme. Nein, es ist nicht From Dusk Till Dawn, obschon auch da eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden ist (jetzt klinkt er völlig aus, der Doc), die aber liegt nicht in der filmischen Umsetzung begründet, sondern der Struktur. Auch House of 1000 Corpses bedient sich einer ziemlich strikten Zweiteilung (wenngleich nicht ganz so 50/50 wie der Rodriguez/Tarantino-Klopper, was aber auch an den MPAA-Kürzungen liegen kann) – in der ersten „Hälfte“ spielt sich der Streifen weniger als beinharter Horrorfilm denn als überdrehte schwarze Komödie (allein die Auftritte von Captain Spaulding gehen schon mal in die Richtung, dito natürlich auch die diversen schrägen Vögel des Firefly-Clans). Das geht soweit, dass Zombie dem geneigten Publikum, das auf blutige Effekte u.ä. Nettigkeiten wartet, diese beinahe exklusiv durch die zwischengeschaltenen Einspielfilmchen einbaut, um den Zuschauer daran zu erinnern, dass er nicht in einer spielfilmlangen Folge einer „Horrorsitcom“ gelandet ist, sondern in einem eben harten Horrorfilm. Mit der versuchten Flucht der Teens nach der „Show“ wechselt der Film dann beinahe komplett das Genre und wird von nun an wirklich zu dem sadistischen Horrorreißer, den wir uns alle versprochen haben – von Stund an gibt´s nicht mehr viel zu lachen (außer dem ein oder anderen zynischen one-liner von Otis oder Baby), ab da wird aus dem galligen Spaß blutiger Ernst.

Aber das war eigentlich nicht der Film, auf den ich wegen der Parallelitäten hinaus wollte – der ein oder andere wird es vermuten (und Sunfilm hat auch einen entsprechenden Werbespruch aufs Cover gemalt), ich meine Natural Born Killers. Ich will Rob Zombie jetzt nicht auf eine Ebene mit Oliver Stone stellen, aber der gute Rob wird zugeben müssen, dass rein stilistisch NBK eine gewisse Patenfunktion für House of 1000 Corpses übernimmt. Zombie nutzt nämlich alles, was der Trickkasten für experimentierfreudige Regisseure hergibt und dass das im „Mainstream“ durch Oliver Stone hoffähig gemacht wurde (ja, ich hör schon wieder das Krakeelen, House of 1000 Corpses sei kein Mainstream. Was isses dann? Avantgarde-Arthouse-Kunstkino? Siehste), dürfte kaum zu bestreiten sein. Farbfilterspielereien, gekippte Kamerawinkel, Splitscreens, eingespielte (Pseudo-)Dokumentaraufnahmen, kommentierende Einspieler, unterschiedliches Filmmaterial, Zombie fährt alles auf und, das ist die Überraschung, gut dabei. Er beweist wirklich beachtenswerte Virtuosität im Umgang mit diesen Stilmitteln und lässt sie nur selten aufgesetzt wirken (ganz flüssig fügt sich das natürlich nicht in die Handlung ein, aber das ist das Risiko, das man als Regisseur geht, wenn man nicht stur einfach ein Script runterfilmt, sondern sich ein paar optische visuelle Kniffe einfallen lässt). Teilweise wird bemängelt, dass der Look des Films (der Einfachheit halber ist damit jetzt der eigentliche „Hauptfilm“ und nicht die diversen Einspieler gemeint) zu glatt, zu poliert ist. Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen – sicher sind die oben zitierten Genre-Vorbilder dreckiger, rauher, weil einfach mit primitiveren Mitteln und weniger Geld entstanden. Jetzt kann man natürlich trefflich drüber streiten, ob Zombie nun hätte bewußt den rauhen Look von TCM imitieren sollen (um sich dann erst recht Plagiatsvorwürfen auszusetzen) oder, und ich denke, die Entscheidung für diese Alternative war bewußt und richtig, durchaus die Möglichkeiten der modernen Technik auszunutzen, einen teilweise edlen Hochglanzlook aufzufahren und diesen DANN mit der Gore-Keule zu kontrastieren (dass es dazu nicht in dem Umfang gekommen ist, wie Zombie sich das vielleicht gewünscht hätte, liegt weniger an ihm als an dem erzwungenen R-Rating).

Auch, was Pacing und Szenen- und Scare-Aufbau angeht, erweist sich Zombie für einen First-Time-Director als erstaunlich versiert. Auch wenn House of 1000 Corpses gerade in seiner ersten Hälfte (der „Komödien“-Hälfte, wenn Ihr so wollt) eher ein bedächtiges Tempo anschlägt, wird´s aufgrund der schrägen Charaktere (und derer Verkörperung, zu der wir natürlich noch ausführlich kommen werden), nie langweilig und in der zweiten Hälfte, der „Horror“-Hälfte, wird´s dann schon wesentlich flotter bis rasant. Die meisten Schockszenen sitzen ziemlich gut und in manch einem Moment übertrifft Zombie sogar altgediente Horrormeister (da fällt mir z.B. spontan die Hinrichtung von Naish ein. Sehr intensiv und komplett entgegen den Sehgewohnheiten des Publikums, was im Kino natürlich von der üblichen Prolo-Fraktion mit „schieß doch endlich“-Rufen quittiert wurde). Nicht zu unterschätzen ist auch Zombies Gespür für die musikalische Untermalung. Den Großteil des Soundtracks bestreitet der Meister natürlich selbst, wobei sich seine Mucke als durchaus effektive Beschallung erweist. Die große „knallt-die-Cops-ab“-Szene tarantinesk mit einem Oldie zu untermalen, verdient ebenfalls Respekt (dito natürlich eine wirklich ziemlich brutale Folterszene mit dem Commodores-Funk-Disco-Heuler „Brick House“ aufzuwerten…).

Okay, kommen wir zu dem, was die FSK nicht in kompletter Form durch die Prüfung gehen lassen wollte, nämlich den Effekten und dem Gore. Zunächst mal – ich hab´s schon oben angesprochen, warum die FSK sich bei diesem Film so kindisch hat und Kürzungen für ´ne KJ verlangte, werde ich nicht so ganz begreifen. Jep, House of 1000 Corpses ist kein Kinderfilm und sollte nicht im Nachmittagsprogramm auf SuperRTL gezeigt werden, aber, jetzt mal ehrlich, haben wir nicht schon härteres gesehen, was ungeschnitten mit KJ durchgegangen ist? Dank der zahllosen Kürzungen für´s R-Rating ist nämlich wenig an aktivem Splatter und Gore im Film geblieben (aktiv bedeutet für mich, dass wir dem Metzgermeister bei der Tat zusehen, während „passiv“ dann im Umkehrschluß der bloße Anblick der Resultate derselben sein soll). Und das, was in der „ungeschnittenen“ Fassung übrig ist, ist bis auf wenige Ausnahmen (Don Willis´ Schicksal und Jerry in Dr. Satans Folterstuhl) so explizit eigentlich nicht (oder bin ich doch schon so abgestumpft? You decide!). Die Make-up- und Prosthetic-Effekte (dankenswerterweise wird der Film komplett mit „altmodischen“ FX-Mitteln bestritten, da gibt´s keine CGI-Orgien) sind durchaus effektiv und hübsch anzusehen (Otis´ „Don“-Suit ist sicher ein Highlight, ebenso das Design von Dr. Satan) und technisch größtenteils auf sehr gutem Niveau (Bills Fishboy-Inkarnation fetzt mich nicht gerade vom Hocker). Dem Bonusmaterial der DVD ist ansatzweise aber zu entnehmen, dass uns an wirklich drastischen Effekten doch einiges entgangen ist (bzw. im fertigen Film nur sekundenkurz zu sehen ist. Genau hinschauen lohnt also für den Gorehound).

Reineditier: Natürlich ist ein Argument, dass die Gewaltdarstellungen in House of 1000 Corpses oft und gern mit sexueller Gewalt und/oder Unterdrückung einhergehen. Das wirkt natürlich um einiges „härter“ als bloße physische Gewalt und macht die Sache für FSK und sonstige Prüfungsgremien vergleichsweise heikel. Insofern soll mein obiger Schmarrn natürlich nicht heißen, dass ich FSK 16 für House of 1000 Corpses verlange, allerdings ist mir persönlich der rein faktische Unterschied zwischen KJ und SPIO/JK (abgesehen davon, dass manche Retailer und Videotheken letztgenannte nicht führen) nicht wirklich begreiflich.

Weiteres Edit: Nach neuesten Nachrichten ist derzeit nicht sicher, ob die geschnittene Fassung von der FSK eine KJ bekommt. Ich bitte daher, da ich hier eine Verleih-DVD getestet habe, sich in den einschlägigen Medien vor einem Kauf zu informieren. Der Doc dankt.

Schon unterstützt wird die alptraumhafte Atmosphäre des Finales übrigens (kommt jetzt etwas außer der Reihe, aber Ihr kriegt das schon hin, oder?) das schicke Production Design der unterirdischen „Welt“ (klar, Hellboy und Rasputin-Mausoleum isses nicht).

Schauspielerkritik. Na, eigentlich gibt´s da nicht so viel zu kritisieren, zumindest nicht, was die „Bösen“ angeht. Zunächst mal Sid Haig – den Kerl liebe ich bekanntlich sowieso (und da Zombie als einen der Einflüsse für House of 1000 Corpses auch Jack Hills grandiosen und von mir irgendwann noch zu besprechenden Hammerfilm Spider Baby zitiert, wird´s ihm wohl ähnlich gehen) und als „foulmouthed“ Captain Spaulding hat Haig eine echte Traumrolle auf den Leib geschneidert bekommen. Haig rult in jeder Sekunde, in der er zu sehen ist. Long live Sid Haig. Und schön, dass er langsam, immerhin auch doch schon knapp nach 40 Jahren im Business, ansatzweise die Anerkennung bekommt, die er verdient (auch durch die kleine Rolle in Kill Bill Vol. 2.

Karen Black, berufsmäßige Horror-Ikone (Trilogy of Terror), die eigentlich behauptet, Horror nicht zu mögen und nur ungern immer wieder für Horrorfilme vor die Kamera zu treten, schien sich für mich mit ihrem Status abgefunden zu haben, denn sie legt ebenfalls eine parforce-Vorstellung auf´s Parkett, die sich gewaschen hat. So überdreht-spielfreudig muss man erst mal sein – gleichzeitig eine laszive-nymphomanische Ader raushängen zu lassen, dabei aber noch diabolisch-böse UND witzig zu sein, ist eine Kunst. Schade, dass sie im Sequel nicht mehr mit von der Partie ist (deswegen schrob ich oben auch „schien“ und nicht „scheint“).

Auch Bill Moseley ist ein alter Horror-Spezi – zu seinen Credits zählen Gassenhauer wie Texas Chainsaw Massacre II, Mamba, Pentagram, Army of Darkness. Seine Rolle als pseudointellektuell durchgeknallter Aushilfs-Charles-Manson-Verschnitt Otis ist eine, die mit Gusto gespielt werden muss, und Moseley erledigt das bravorös. Nix zu meckern, der Junge hat Spaß am Fiessein…

Bei Sheri Moon war ich anfänglich skeptisch – Ehefrau von Rob Zombie zu sein, ob das eine ausreichende Qualifikation ist? Es scheint so (was gewisse Rückschlüsse auf das Eheleben im Zombie-Haushalt zulässt), denn Sheri sieht nicht nur sabber-hechel-lechz-zensiert aus, sondern spielt die Mischung aus blondem Airhead, Möchtegern-Glamour-Girl und psychopathischem Miststück richtig gut (dass sie in Tobe Hoopers Toolbox Murders mitspielt, beweist nur, dass die Welt doch´n Dorf ist).

Genrebedingt hat die Opferfraktion weniger Gelegenheit, sich auszuzeichnen, wobei ich Chris Hardwick als Jerry mal hervorheben möchte. Der mimt den ausgeklinkten Hippie-Stoner (ich nehm zumindest an, dass Jerry den bewußtseinserweiternden Substanzen nicht ganz abgeneigt sein dürfte) wirklich ansteckend lässig-überdreht. Rainn Wilson (Almost Famous) hat einige gute Lines, die er solide absolviert und die Szenen mit ihm und Sheri Moon sind ebenfalls lustig, hat aber insgesamt wenig Chancen, auf sich aufmerksam zu machen. Jennifer Jostyn (Mary, Deep Impact) ist drehbuchgemäß noch unauffälliger und Erin Daniels (One Hour Photo) kann der designierten Final-Girl-Rolle auch nichts spektakulär neues-erinnerungswürdiges abgewinnen. Alas, das ist das Schicksal der Opfer in Horrorfilmen, besonders, wenn ihre killenden Kontrahenten ganz bewußt larger-than-life gezeichnet und gespielt sind.

Die Nebenrollen sind durch die Bank überzeugend besetzt. Tom Towles, langjähriger Darsteller von Autoritätsfiguren in Militär und Polizeiwesen (Girls in Prison, The Prophecy II) und Veteran aus Henry: Portrait of a Serial Killer und Walt Goggins (The Crow III) geben ein hübsch harmonierendes Cop-Duo ab, Matthew McGrory und Robert Allen Mukes (als Tiny und Rufus die eher unterrepräsentierten Clanmitglieder) agieren solide, Dennis Fimple gibt einen hübsch debil-fiesen Grandpa ab (schade, dass er aufgrund terminaler Unpäßlichkeit im Sequel nicht mitwirken kann) und als Ravelli (Spauldings Gehülfe) „brilliert“ Irwin Keyes, den wir z.B. aus den Full-Moon-SF-Western Oblivion und Backlash kennen.

Zu den Aspekten der DVD: Die Bildqualität ist mit überragend nur unzureichend beschreiben. Sunfilm hat da wirklich etwas ausgezeichnetes auf Disc hingezaubert. Der anamorphe 1.85:1-Widescreen-Transfer hat schlichtweg keine Schwächen, die dem alten Holzauge des Docs aufgefallen wären. Perfekt in allen Disziplinen, ich wüßte nicht, wo man was verbessern könnte.

Tonspuren gibt´s derer drei, deutsch und englisch in Dolby 5.1, deutsch auch auf DTS. Ich habe, wie erwähnt, den Film auf DVD nur in der O-Ton-Fassung angehört, die ebenfalls keine Wünsche offen lässt. Perfekt abgemischt, laut, wenn´s laut sein muss, leise, wenn´s leise sein muss, kraftvoll, dynamisch und immer in ausgezeichneter Sprachqualität. Auch dafür heftiges thumbs up.

Die Extras: Herzstück ist Rob Zombies Audiokommentar, der zwar informativ, aber überraschenderweise etwas trocken ausgefallen ist. Ein Moderator, der Zombie die ein oder andere nachhakende Frage gestellt hätte, wäre vielleicht keine schlechte Idee gewesen. Zombie hat zwar eine angenehme Erzählstimme, aber er ist mir etwas zu sachlich (ja, das kann gehen). Das Making-of ist gut vier Minuten lang und wirkt mehr wie ein Trailer auf ein Making-of, verfügt über ein paar kurze Interviewschnipsel, aber, und das dürfte der unique selling point dieses Features sein, ein paar Einblicke in die Gore-Nettigkeiten, die Zombie ursprünglich in petto hatte, zu gewähren. Unter „behind the scenes“ verbergen sich gut zwei Minuten unkommentierte Aufnahmen vom Dreh, unter „Casting“ Probeaufnahmen von Dennis Fimple (warum man die nicht zu der anderen Sektion Probeaufnahmen, nämlich „Bei den Proben“ gepackt hat, wird das Geheimnis des Publishers bleiben). Die Fotogalerie erlaubt ebenfalls einige tiefere Einblicke in die krasseren Effekte (whoa), beraubt sich aber durch die mikrobenhafte Bildgröße (vielleicht 1/6 des Bildschirms) seiner Tauglichkeit. „Bei den Proben“ enthält, wie gesagt, mehr Probeaufnahmen und unter „Interviews“ befinden sich ebensolche mit Rob Zombie (ca 7 ½ Minuten, recht informativ), Bill Moseley und Sheri Moon (beide recht kurz und eher Gewäsch), Sid Haig (gut fünf Minuten, spaßig) und Wayne Toth (FX-Supervisor, ca. 4 Minuten, nicht wirklich ergiebig). Dazu gibt´s noch eine Sequenz „Tiny und der Baumstumpf“, die weniger mit dem Film als mit dem DVD-Menü zu tun hat. See it for yourself.

Stichwort Menü – der „Clou“ der DVD ist, dass die diversen Menüpunkte von diversen Mitgliedern der Psychofamilie (genauer gesagt Spaulding, Baby und Otis) moderiert werden. Das macht durchaus Laune (ein- oder zweimal), geht aber (besonders im Special-Features-Menü) zunehmend auf den Nerv. Es lohnt sich allerdings wirklich, das Hauptmenü, präsentiert von Captain Spaulding, fünf Minuten laufen zu lassen…

Bemängeln möchte höchstens noch das Coverartwork. Zwar erfreut Sunfilm das Herz mit einem Wendecover, dummerweise wirken beide Plakatmotive ziemlich billig und irgendwie wie selbst mit Photoshop hingerotzt (allerdings sieht das US-Covermotiv auch nicht gerade prickelnd aus). ´nen repräsentativen Eindruck macht das Artwork allerdings nicht.

Letzte Worte: Haltet mich für einen inkonsequenten Blödmann (ich weiß, tut Ihr ja eh), wenn ich weiterhin behaupte, Fulcis Gorefilme könnten mir den Buckel runterrutschen, aber House of 1000 Corpses in mein Herz geschlossen habe. Zombies Film ist gewiß kein revolutionärer, neuer Horrorfilm, aber diesen Anspruch hatte er auch nicht (rede ich mir zumindest ein) – Zombie wollte mit modernen Mitteln eine Variante des anspruchslosen Terrorkinos der 70er drehen, was ihm vielleicht nicht ganz gelungen sein mag, weil die MPAA ihm zuviele Schnittauflagen machte (übrigens redet Zombie im Interview von einer „mit Sicherheit“ kommenden unrated-Scheibe. Nach neueren Äußerungen im Internet scheint das aber eher nichts mehr zu werden) und demzufolge der Terror (sprich: Gore und Splatter) etwas zu kurz kommt, aber als bitterböser schwarzhumoriger old-school-Horror geht House of 1000 Corpses allemal durch, und mehr verlange ich gar nicht. Mir macht der Film einen Höllenspaß und beim Sequel bin ich da, Leute!

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 5


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