Haunted World of El Superbeasto, The

 
  • Deutscher Titel: The Haunted World of El Superbeasto
  • Original-Titel: The Haunted World of El Superbeasto
  •  
  • Regie: Rob Zombie
  • Land: USA
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Tom Papa (El Superbeasto), Sheri Moon Zombie (Suzi X), Paul Giamatti (Dr. Satan), Brian Posehn (Murray), Tom Kenny (Otto), Rosario Dawson (Velvet von Black), Ken Foree, Dee Wallace, Cassandra Peterson, Clint Howard, Geoffrey Lewis, Danny Trejo, Tura Satana, Bill Moseley, Sid Haig


Vorwort

Der Superschurke Dr. Satan, der unterirdisch im ausgehöhlten Korpus von King Kong lebt (!) und sich mit Otto einen persönlichen intelligenten Gorilla als Lakaien hält, strebt nach Erringung der Weltherrschaft – die Mächte der Hölle könnten helfen, doch um sich diese Kräfte anzueignen, muss er mit einer mit dem Teufelszeichen „666“ markierten Weib in den unheiligen Ehestand treten. Stripperin Velvet von Black weist das Zeichen auf, also soll Otto das Mädel apportieren.

Auf das Girl bzw. ihre hervorstehenden anatomischen Eigenschaften hat aber auch Luchadore, Filmstar und freischaffender Superheld El Superbeasto das ein oder andere Stielauge geworfen und steht dem Kidnapping daher eher feindselig gegenüber. Leider ist El Superbeasto aber auch eine arrogante, schwanzgesteuerte, inkompetente Flachzange und daher ohne die Hilfe seiner Schwester Suzi X, die mit ihrem selbstgebauten und unglücklich in sie verliebten Roboter Murray ebenfalls – ungleich erfolgreicher – im Heldengewerbe unterwegs ist, fürchterlich aufgeschmissen. Suzi ist allerdings momentan mit Nazi-Zombies und dem am Leben erhaltenen Kopf des Führers beschäftigt, so dass Superbeasto sich ganz allein von Dr. Satan, in dessen Hideout er eher zufällig gestolpert ist, gefangennehmen lassen muss.

Es stellt sich allerdings noch die Frage, ob Dr. Satan der vulgären Schlampe Velvet und ihrem ordinären Mundwerk überhaupt gewachsen ist…


Inhalt

Es ist ja nicht so, dass ich irgendetwas gegen Rob Zombie hätte. Okay, ich mag seine Musik nicht sonderlich, aber den Filmemacher Rob Zombie, für den hab ich schon ein bissl was übrig. Und das, obwohl seine Erfolgsquote bei beschaulichen 25 Prozent eintickt… Das Haus der 1000 Leichen werde ich immer mögen – Ma Firefly, Otis Driftwood, Captain Spaulding, die haben in ihrer ursprünglichen Inkarnation immer einen Platz in meinem finsteren Herzen. Ja, die Ent-Mystifizierung, der Zombie seine Anti-„Helden“ in The Devil’s Rejects unterzog, halte ich nach wie vor für eine Fehlentscheidung und mit seiner Neu-Interpretation des Michael-Myers-„Halloween“-Mythos habe ich auch so meine liebe Not (auch wenn sein auch dort gewählter Ansatz, von diesem mystisch-überhöhten „Bösen“ hin zu einem „realistischeren“, psychologisch motivierten Michael zu wechseln, logischer ist als bei seiner eigenen Cartoon-Schurken-Kreation des Firefly-Clans), aber ich schätze durchaus seine filmischen Methoden.

Jedenfalls scheint er nicht unter Burnout-Syndromen o.ä. zu leiden, denn zwischen der Filmerei, dem Werkeln an neuen Alben und Tourneen findet Herr Zombie auch Zeit, Comics zu gestalten und herauszugeben. Einer der von ihm für sein „Spookshow International“-Comic erdachten Charaktere, El Superbeasto, wurde zum Filmprojekt, an dem Zombie immer, wenn er nicht gerade mit einem neuen „Halloween“-Film o.ä. beschäftigt war, arbeitete. Auf diese Weise dauerte es gut drei Jahre, bis der Streifen – mittlerweile bei einem stolzen 10-Mio-Dollar-Budget angekommen (wenn man bedenkt, dass die „Halloween“-Teile auch grad mal 15 Mio. kosteten, ein beachtliches Sümmchen) seine Premiere feierte. Co-geschrieben von Stand-up-Comedian Tom Papa sollte der Film nach dem Willen seines Schöpfers weniger nach Ralph Bakshis Erwachsenen-Trickfilmen kommen, sondern „wie Spongebob und Scooby-Doo, wenn sie ’schmutzig‘ wären“. Das könnte ja durchaus lustig werden.

Nur dumm, dass das Endresultat irgendwie nicht nur nicht lustig, sondern geradezu erschreckend… blah ausgefallen ist. Was konzeptuell zwischen B-Movie-Hommage, Popkultursatire, Deppen-Proll-Komödie und Looney Toons-Sextape angesiedelt wird, theoretisch also provokant-bissiges spaßiges Entertainment sein könnte, ist im Endeffekt eine völlig mut- und witzlose Angelegenheit, die sich auf „Titten-höhö-Pimmel-höhö“-Humor runterbrechen lässt, für den sich Parker und Stone, die mit „South Park“ Woche für Woche zeigen, *wie* ebenso witzige wie bissige Trickfilmkost für Erwachsene aussehen muss, schämen würden.

Die Krux bei „El Superbeasto“ ist nämlich, dass Zombie und Papa auf Nummer Sicher gehen – ja keinen Witz machen, der irgendein Tabu ernstlich ankratzen könnte, ja nicht zu sehr provozieren, ja nicht wirklich anecken – denn ich bitte Euch: wo auf dieser Welt (außer vielleicht grad in Deutschland) müsste man noch Courage aufbringen, um mit Zombie-Nazis und entkörperten Hitler-Köppen Schabernack zu treiben? Wie provokant ist ein Film, dessen politisch unkorrekteste Idee es möglicherweise ist, dass Latino-Gangs als Aufnahmeritual „Twister“ spielen? Wie „offensiv“ ist es wirklich, Erektions-„Gags“ zu bringen? Nichts an „El Superbeasto“ ist originell – die Charakterisierung des Helden als sexistischen, schrumpfhirnigen Debilator ist ebenso wie die des Schurken als minderwertigkeitskomplexgeplagtes Schmalhemd praktisch Every Superhero Comedy Ever; das Setting der Geschichte in der Fantasy-Welt des „Monsterlands“, in dem Filmfiguren offensichtlich real sind, gleichzeitig aber doch irgendwo Fiktion (denn wieso sonst könnte El Superbeasto mit Filmreferenzen oder verkrampften „Shining“-Zitaten um sich werfen?), ist in sich unschlüssig; die pop culture references wirken aufgesetzt und unstimmig (wenn Zombie das „Yakety Sax“-Thema aus der Benny-Hill-Show einsetzt, aber damit nicht ansatzweise etwas beschallt, was man als Zuschauer damit in Verbindung bringt [in dem Fall eine Godzilla-artige Zerstörungsorgie anstatt der durch die Musik versprochenen chase comedy], macht das nur deutlich, dass er selbst den Witz, den er machen will, nicht verstanden hat; an einer anderen Stelle mag es zwar wahnsinnig meta sein, sich im Film darüber zu beschweren, dass man gerade das „Carrie“-Finale abkupfert, die eigene Einfallslosigkeit wird aber nicht dadurch lustiger, dass man sich selbst darüber lustig macht), aber das gröbste Foulspiel, das „El Superbeasto“ begeht ist… der Film ist um’s Verrecken nicht komisch! Er ist praktisch witzfrei – ich protokollierte in den 77 Minuten Laufzeit dreieinhalb Lacher. Ich habe Beerdigungen erlebt, auf denen mehr gelacht wurde.

Es mangelt Zombie (dem ich das noch weniger zum Vorwurf mache, denn er ist nun mal nicht der Comedian des Drehbuchduos) und Papa schlicht und ergreifend an lustigem und/oder wirklich provokantem Material. Sie beschränken sich – im Gegensatz eben zu den bereits als Referenz herangezogenen Parker/Stone, die sich Woche für Woche dem Flakfeuer ihrer jeweiligen „Opfer“ aussetzen – auf das, womit man zwar mit dem Hauch des Verruchten spielen (und ’ner Unrated-DVD-Auswertung spekulieren) kann (ergo: Sex, was in Amiland bekanntlich enger gesehen wird als Gewalt), aber im Endeffekt auch von niemandem (außer den Fundichristen aus dem Bible Belt) als wirklich „böse“ oder „tabu“ beurteilt wird. Und, wie gesagt, sie haben auch in dem Bereich keine guten Gags, da helfen auch Zombies Bemühungen, lässige Querverbindungen zu seinen Horrorfilmen herzustellen (es treten Michael Myers, Otis Driftwood und Captain Spaulding ebenso auf wie in einer Post-Credit-Szene Banjo & Sullivan), und die größtenteils langweiligen Songs (ja, „El Superbeasto“ ist nebenberuflich ein Musical) des Comedy-Duos Hard’n Phim nicht weiter (der beste Gag des Soundtracks ist El Superbeastos Handy-Klingelton: „Mr. Roboto“).

Animationstechnisch… naja… die koreanischen Trickspezialisten haben sich nicht gerade um Kopf und Kragen animiert; es ist ein bissl besser als ’ne typische Flash-Webserie, aber durchaus auf einem Level mit einem Low-Budget-Toon wie eben „Spongebob“ und für einen echten Kinofilm ist das doch einigermaßen mau. Das Character Design ist akzeptabel (einige der Monster sind relativ einfallslos, aber das ist eine Krux, die horribel angehauchte Zeichentrickserien seit den seligen „Ghostbusters“ plagt. Da hat man ein Medium, in dem wirklich praktisch *alles* geht, und dann sind’s doch immer die drei gleichen Reißzahn- und Tentakeldesigns), die Hintergründe eher langweilig.

Dass es nicht wirklich aggressiv langweilig wird, liegt an den Sprechern und vor allem am blendend aufgelegten Paul Giamatti (Ihr merkt – ich hab mir die Originalfassung zugeführt und nicht die deutsche Synchronfassung mit Oliver Kalkofe und Martina Hill in den Hauptrollen), der Dr. Satan wesentlich witziger wirken lässt als sein Material eigentlich hergibt – aber Giamatti (American Splendor, „Das Mädchen aus dem Wasser“) ist nun mal ’n Guter, dem man dringend ’nen Oscar schenken sollte.
Die in einem Zombie-Film unvermeindliche Sheri Moon Zombie (die durchaus auch ’ne bessere Schauspielerin ist als gemeinhin kolportiert wird) ist als Suzi X ebenfalls lebhaft und Rosario Dawson (Death Proof) bekommt die vulgäre Schlampe Velvet ebenfalls gut hin.
Spongebob-Sprecher Tom Kenny übernimmt gleich vier Rollen und macht besonders als geplagter Gorilla-Diener Otto Laune, auch über Brian Posehn (den wir in „The Devil’s Rejects“ auch schon sehen durften) als Suzis erogen aufgeladener Roboter Murray lässt sich nicht lästern – der Schwachpunkt im voice cast ist Tom Papa, der weder – wir erwähnten es – besonders witzig ist noch diesen ansteckenden Enthusiasmus, den Giamatti, Moon und Dawson z.B. mitbringen.

Wie üblich gelingt es Zombie, eine Fuhre Gaststars für Klein- und Cameo-Rollen zu verpflichten: „Dawn of the Deads“ Ken Foree, „Cujos“ Dee Wallace, „Elvira“ Cassandra Peterson, Clint Howard, Danny Trejo, Tura Satana, Bill Moseley, Sid Haig, Geoffrey Lewis… wer immer schon mal mit Zombie filmmäßig zu tun hatte, findet sich hier beschäftigt.

Bildqualität: Die BluRay von Sunfilm ist qualitativ in Ordnung, wie es sich für einen aktuellen HD-Release gehört. 1.85:1-Widescreen ohne Fehl und Tadel, eher im Gegenteil, die HD-Auflösung enttarnt die ein oder andere Unzulänglichkeit der Animation…
Tonqualität: Deutscher oder englischer Ton in Dolby Digital 5.1. Ich habe mich, wie gesagt, für den O-Ton entschieden (die deutschen Untertitel sind Dubtitles). Ich hätte mir vielleicht ein wenig mehr Bass-Power gewünscht, aber insgesamt ist das in Ordnung.

Extras: Neben dem Trailer findet sich eine gute halbe Stunde deleted bzw. extended scenes, darüber hinaus gibt’s die Möglichkeit, sich den Film als „work-in-progress“-Fassung (mit rudimentären s/w-Animationen) anzusehen, wahlweise „standalone“ oder per Bild-im-Bild-Funktion als direkte Gegenüberstellung mit dem Endresultat.

Fazit: Möchtegern-schockierender Erwachsener-Zeichentrick ohne Witz und Willen zum echten Tabubruch – letzteres ist angesichts der Zombie-Connection schade, aber nicht zwingend filmversenkend, ersteres schon – denn eins ist, trotz aller beachtlicher Sprecherleistungen, klar: das „Kinder“-Vorbild „Spongebob“ ist (auch für Erwachsene) wesentlich lustiger als Zombies Superbiest.


mm
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