Haunted Hill – Rückkehr in das Haus des Schreckens

 
  • Deutscher Titel: Haunted Hill - Rückkehr in das Haus des Schreckens
  • Original-Titel: Return to House on Haunted Hill
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  • Regie: Victor Garcia
  • Land: USA
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    Amanda Righetti (Ariel Wolfe), Carina Vincent (Michelle), Erik Palladino (Desmond), Tom Riley (Paul), Andrew Lee Potts (Kyle), Jeffrey Combs (Dr. Vannacutt), Steven Pacey (Dr. Richard Hammer), Calita Rainford (Harue), Gil Kolirin (Norris), Andrew Pleavin (Samuel)


Vorwort

Einige Zeit nach den Ereignissen aus „House on Haunted Hill“ – Ariel Wolfe, erfolgreiche Herausgeberin eines Lifestyle-Magazins und nebenberuflich ältere Schwester der Haunted-Hill-Massasker-Überlebenden Sara, wird von ebenjener mit zahllosen Anrufen behelligt, ignoriert diese aber nach Kräften – bis eines weniger schönen Tages Sara hops gegangen ist, angeblich geselbstmordet. Ariel glaubt zwar unbesehen, dass ihr Schwesterlein seit den tragischen Ereignissen des Vorgängerfilms den ein oder anderen anner Waffel hatte, aber dass sie sich selbst die Rübe weggeblasen haben könnte dann doch nicht. Geneigt dieser Theorie zuzustimmen wäre auch Dr. Richard Hammer, ein Archäologe, der auskunftet, mit Sara bezüglich des Tagebuchs von Dr. Vannacutt, dem Menschenmetzger, der in den 20er Jahren im bewussten Haus sein Unwesen trieb, in Kontakt getreten zu sein – jenes, das Tagebuch also, könnte Hinweise auf den Verbleib eines antiken Baphomet-Idols sein und hinter dem ist Hammer aus beruflichem Interesse seit Jahren her, aber auch, und weniger aus philanthropischen denn rein monetären Erwägungen auch andere, eher unleidliche Parteien. Damit hat der Herr Hammer völlig Recht, denn diese anderen Parteien, in Person Hammers Ex-Student und nunmehr freiberuflicher Kunstdieb Desmond Niles, taucht mit seiner Truppe handverlesener Güteklassenschläger noch am gleichen Abend bei Ariel auf und begehrt Aushändigung des (passenderweise von Sara vor ihrem Ableben noch postalisch an Ariel versandten) Tagebuchs. Da Desmond und die seinen schlag- und vor allem feuerkräftige Argumente haben, bleibt Ariel und ihrem Gspusi nichts anderes übrig, als der freundlich geäußerten Bitte um Begleitung des Bösmannstrupps ins Haus auf dem Hügel nachzukommen.

Dort trifft die Gruppe auf Hammer, seine Studentin/Geliebte Michelle und seinen Assi Kyle – Hammer hat sich nämlich die Rechnung aufgemacht, dass es, wo seine Konkurrenten offenbar vor Mord nicht mehr zurückschrecken, günstig wäre, so schnell wie möglich das Haus nach dem Idol zu durchsuchen. Da Michelle sich als verräterische Infiltrantin auf Desmonds Lohnliste entpuppt, müssen Hammer und Kyle sich von den Fiesos zwangsverpflichten lassen. Das wäre natürlich schon doof genug, nur hat das Haus an sich andere Pläne, schließt die Gruppe ein und beginnt sie mit Hilfe der Geister der einst von Vannacutt in seinen grausamen Experimenten Gemeuchelten schön einer nach dem anderen umzubringen. Nach den ersten paar Leichen kommen unsere Helden dann doch langsam auf die Idee, dass das Baphomet-Idol der Schlüssel zum mörderischen Treiben ist…


Inhalt

Ich bin mal wieder völlig unqualifziert, dieses Review zu schreiben – ich gebe zu, ich habe weder William Castles Original noch das William-Malone-„Re-Imagening“ gesehen, aber das Sequel fiel mir halt zu und dann kann ich’s auch ankucken und besprechen, ohne eine gesteigerte Ahnung zu haben, ob das Ding als Fortsetzung Sinn macht oder nicht…

Dass „House on Haunted Hill“ überhaupt ein Sequel erlebt hatte, war mir ehrlich gesagt nie aufgefallen, aber der mit 19 Mio. $ moderat budgetierte Malone-Heuler hatte 1999 allein auf dem amerikanischen Markt 40 Mio. $ in den Kinos eingespielt, war also ein solider Moneymaker von der Sorte, wie ihn sich jedes Studio bei ihren Nicht-Prestige-Projekten wünscht. So ganz war man sich bei Warner wohl seiner Sache doch nicht sicher, dauerte es doch acht Jahre bis zur Rückkehr in das Hügelhaus (was den Streifen so in etwa auf die Phase datiert, in der Warner via seinem „Raw Feed“-Sublabel den Direct-to-DVD-Horrormarkt gezielt beackern wollte. Wundert mich in der Tat, dass „Return to House on Haunted Hill“ – als Alternativtitel würde sich auch „Rückkehr in das Land, in dem’s keine Artikel gibt“ anbieten – nicht bei Raw Feed erschien, sondern über Warner Premiere, das „reguläre“ Direct-to-DVD-Label des Studios herauskam). Gedreht wurde aus Kostengründen in Bulgarien, und wo Bulgarien ist, können unsere Freunde von UFO nicht weit sein, die durften die Effekte drechseln.

Da nicht mal Scream Queen Ali Larter („Final Destination 1/2“, „Resident Evil: Extinction/Afterlife“) Lust hatte, ihre Rolle für das Sequel wieder aufzugreifen, musste sich Autor William Massa, der sich seinen ersten Drehbuchcredit verdient, um überhaupt so etwas wie einen logischen Anknüpfungspunkt zum Original (wenn ich von „Original“ rede, meine ich natürlich den ’99er-Film) zu finden, die „ältere Schwester“ aus dem Hut zaubern (Sara meldet sich lediglich telefonisch und taucht – selbstredend von einer anderen, bulgarischen Darstellerin gemimt – kurz als Geist auf). Ich will diesen Kunstgriff nicht verurteilen – das Bemühen, eine tatsächliche Fortsetzung mit inhaltlichem Bezug auf den ersten Teil zu schreiben, anstatt einfach kommentarlos eine neue Baggage Pappkameraden in die identische Sitaution zu schmeißen, soll ja anerkannt werden, aber andererseits – es ist nicht wirklich so, dass die Tatsache, dass zumindest eine Figur mit den Ereignissen aus Teil 1 eine gewisse Verbindung hat, großartig etwas für den Plot zur Sache täte. Hauptsächlich begeht Massa nämlich aus meiner Sicht die Todsünde (wie gesagt, ich schreibe das, ohne „House on Haunted Hill“ zu kennen), nachträglich eine, hihi, schlüssige Erklärung für die Vorkommnisse des Vorgängerfilms zu konstruieren – ergo die Einführung der Hintergrundmythologie um den Baphomet-Kult, ohne dass Massa mehr zu dem Thema zu sagen hätte, als aus dem Wikipedia-Eintrag zu erfahren wäre (in der Tat macht sich die entsprechende Expositionssequenz kaum anders als eine Lesung der wichtigsten Stichpunkte zum Thema, ohne darauf einzugehen, dass diese sich teilweise stark widersprechen).

Das Problem dabei ist, dass Massa sich ziemlich darin verheddert, seine neue Mythologie, die Ereignisse aus dem ersten Film und die neue Storyline zu einem logischen Ganzen zu verbinden. Im Endeffekt ist das „wie, warum & hä??“ eine reichlich konfuse Angelegenheit, weil’s scheinbar satte drei übernatürliche Parteien gibt, die auf unsere hochgradig sympathische Protagonistengruppe einwirken – den Vannacutt-Geist, der immer noch herzlich gern vor sich hin schnetzelt (und dabei höchst körperlich in Erscheinung tritt – sogar ein paar Dialogzeilen hat er in der zweiten Runde), seine seinerzeitigen Experiment-Opfer, die ihre letzten Stunden in ewiger Wiederholung neu durchspuken und die Noch-Lebenden gerne an dieser Erfahrung teilhaben lassen wollen, dann gibt’s aber noch eine Fraktion Geister, die unsere Helden dazu benutzen wollen, Vannacutt das spirituelle Handwerk zu legen, und – ganz abgesehen davon vom menschlichen Schurken Niles, der Geister hin, Gemetzel her, seine Statue haben will – ist dann auch noch (SPOILER) das Haus selbst Partei und benutzt die Protagonisten für seine eigenen Zwecke, um das Böse zu verbreiten (SPOILERENDE). Das ist ’ne Menge Holz für knappe 70 Minuten Nettospielzeit, also trifft es sich ganz gut, dass der Film sich nicht sonderlich für seinen eigenen Plot interessiert (und die diversen Twists in den letzten Minuten sich nicht logisch entwickeln, sondern nur der Eindruck entsteht, sie sollen nur noch mal zwei-drei Minuten zusätzlichen Laufzeit hindeichseln, ist da vorprogrammiert), sondern hauptsächlich an mehr oder weniger denkwürdigen set pieces und Kills. Angesichts von Charakteren, für die „flach“ eine euphemistische Bezeichnung wäre, ist das vermutlich auch besser so – ist ja auch nicht so, als ob Massa etwas ansatzweise Gewinnbringendes einfiele, was er mit seinen Figuren anstellen könnte (Hinweis zur Originalität des Scripts: der Schwarze stirbt zuerst. Duh.) Was er seinen Figuren als informed attributes hinschmeißt, tut nichts zur Sache (dass Norris angeblich mal UFC-Champion war, wie uns Kyle in einer kurzen Dialogsequenz unterrichtet, hat folgende Relevanz für die Story: ___ ).

Kein Wunder, dass man mit solch undefinierten Flachzangen kein großes Drama auf die Beine stellen kann, sondern sich darauf beschränken muss, sie einigermaßen kreativ abzumurksen. Victor Garcia, ein ehemaliger Special-FX-Mann, dessen erster Regie-Break die begleitende Web-Serie „Blood Trails“ zum Kinostart von „30 Days of Night“ war und der sich mittlerweile als Spezialist für ungefragte Sequels zu verdingen scheint (sein neuestes Werk ist „Mirrors 2“ und derzeit werkelt er am drölfzigsten „Hellraiser“) bleibt also ga rnichts anderes übrig – dass ihm und seinem Drehbuchschreiberling aber nicht mal sonderlich gewitzte Mordmethoden einfallen, ist dann schon ein mittleres Armutszeugnis. Den spektakulärsten Abgang erleidet uns UFC-Fighter Norris (der wird gevierteilt, wobei nach dem Willen der Filmemacher ein derart garstig Schicksal in überwiegend dünnflüssigem Schmodder resultiert – mal ’ne Runde Dr. Bibber spielen und lernen, wie so’n menschlicher Körper aussieht,. wenn man ihn aufschneidet, wäre vielleicht lohnenswert gewesen), ansonsten ist da wenig dabei, das man nicht schon anderweitig, gerne auch besser, gesehen hätte. Ja, der Gore-Faktor wird zur Feier des Direct-to-DVD-Releases ein wenig hoch gefahren, wobei gerade das Finale, das man ja als Höhepunkt verstehen sollte, recht zahm bleibt. Und wenn alle Stricke reißen, kann man sich immerhin noch an lesbischen Zombie-Geistern delektieren – schätze allerdings, die Anhänger dieses Fetisches veranstalten ihre Conventions in Telefonzellen (oder wenigstens will ich das stark *hoffen*).

Technisch ist das alles einigermaßen plausibel – Kamerascherge Lorenzo Senatore hat mit Kloppern wie Starship Troopers 3: Marauder, Boa vs. Python und – hihi – „Apokalypse Eis“ – genügend Erfahrung mit anspruchsloser Genre-Unterhaltung, um das professionell, wenn auch nicht innovativ oder geistreich abzulichten; das Production Design ist anständig (die „organische“ Kammer des Baphomet-Idols macht zwar keinen Meter Feldweg weit Sinn, verleiht dem Ganzen aber ein wenig, na, wie soll man sagen, old-school-Italo-Flair), auch wenn die Maschinerie des Hauses ein wenig zu kurz kommt, und Garcia hält – bei, wie gesagt, 70 Minuten Nettospielzeit auch zwangsläufig – das Tempo ziemlich hoch. Dass sich keine sonderliche Spannung einstellt bzw. die einzige echte Spannung von der Frage, welches doofe Twistende die macher sich ausgedacht haben (Antwort: das denkbar unkreativste), liegt halt an den Schwächen eines Scripts, dem seine Figuren schnurzpiepegal sind.

Dafür gibt’s aber, wie ich gerade durch couragierte Recherche (read: in die IMDb kucken) herausgefunden habe, eine halbwegs taugliche Erklärung – „Return House on Haunted Hill“ ist ein speziell für HD-Medien konzipierter Release, der die Technologie „Navigational Cinema“ nutzt – das ist schlicht und ergreifend nix anderes als die filmische Version der guten alten „do-it-yourself-Adventure“-Bücher – in der intendierten Fassung hat der Zuschauer die Möglichkeit, an verschiedenen Stellen Entscheidungen zu treffen, wie der Film denn nun weitergehen soll, was summa summarum 96 verschiedene Story-Varianten möglich macht. Aufgrund dieser Konzeption *kann* der Streifen schlechterdings nicht wirklich mit seinen Charakteren arbeiten, da sie sich ja, je nach Zuschauerwunsch und gewählter Variante, anders verhalten müssen. In der DVD-Fassung ist dieses Gimmick freilich für die Katz, da wir uns als Zuschauer mit der einen vorgegebenen Storyline abfinden müssen, ob sie uns gefällt oder nicht.

Noch in aller gebotenen Kürze zu den schauspielerischen Leistungen – durch die Bank ist festzuhalten, dass die Darsteller von ihren einfallslosen Charakteren im Stich gelassen werden, also auch eine Riege erlesener Shakespeare-Mimen ihre liebe Not damit hätte, aus den spärlichen Vorgaben echte Figuren zu entwickeln. Amanda Righetti („Freitag, der 13.“-Remake, „The Mentalist“) beschränkt sich im wesentlichen auf gutes Aussehen, Erik Palladino („The Thirst“, Dead & Breakfast, „Emergency Room“) ist mir für die Schurken-Rolle (soweit diese nicht von den Geistern bzw. dem Haus an sich ausgefüllt wird) nicht präsent genug, Steven Pacey („M.I.T.: Murder Investigation Team“) müht sich um Seriösität alter britischer TV-Schule, wirkt dadurch aber fast ein wenig deplaziert (und da das Script ihn dazu nötigt, in seiner zweiten Szene seine Studentin/Assistentin zu poppen… hätt‘ er sich das auch sparen können). Andrew Lee Potts („Primeval“) versucht als Kyle etwas Lebhaftigkeit ins Spiel zu bringen, was die Non-Entität von Tom Riley („St. Trinian’s 2“) als Paul etwas ausgleicht. Cerina Vincent („Cabin Fever“, „Nicht noch ein Teenie-Film“) und Calita Rainford geben noch etwas schmückendes Beiwerk ab. Jeffrey Combs, der als einziger Akteur seine Rolle aus „House on Haunted Hill“ wieder aufgreift, kann einerseits aus der Vannacutt-Figur, die eben scriptbedingt als (allerdings erstaunlich körperlich präsenter und zudem auch beredter) Geist eher im Hintergrund agieren muss, nicht viel herausziehen, zum anderen spielt er mir den Part etwas zu down-to-earth, ohne echte „Mystik“ – eine seiner vergessenwürdigeren Performances.

Bild: Wie es sich für einen Major-Release gehört, ist die Bildqualität auf dem neuesten Stand – ich werde nie ganz begreifen, warum man Direct-to-DVD-Releases in 2.40-Widescreen (anamorph) dreht, anstelle das von 16:9-Geräten eigentlich vorgegebene 1.85:1/1.78:1-Aspect-Ratio zu nutzen, aber das ist eher ein persönliches Problem meinerseits. Ansonsten gibt’s am Print nix zu mäkeln.

Ton: Deutscher und englischer Ton jeweils in Dolby 5.1 (dazu gibt’s noch französische, spanische und ungarische Synchronfassungen) nebst dem üblichen Rudel Untertiteln. Der englische O-Ton besticht durch sehr gute Sprachqualität und einen recht angenehmen Effekt- und Musikmix.

Extras: Als Bonusfeatures gibt’s zwei eher seltsame Featuretten, die quasi dokumentarisch die Charaktere des Films vorstellen (aber auch nichts verraten, was den Figuren an sich irgendwie weiterhelfen würde), einige deleted scenes sowie ein Musikvideo von Mushroomhead.

Fazit: Wenn man mal von semiprofessionellen Zombieschlonzern und den Asylum-Mockbustern absieht, sind Direct-to-DVD-Sequels von großen Filmen, zumindest für Major-Studio-Verhältnisse, wohl die ärmlichste Idee, die man haben kann – das ist schlichtes Spekulieren auf die Fans des Kinofilms, die allein über den Namen angezogen werden; aus dem Endprodukt zufälligerweise auch noch einen *guten* Film an und für sich zu machen, ist da bestenfalls tertiärer Gedanke. „Return to House on Haunted Hill“ macht da keine Ausnahme – das ist, wie es sich für einen Major-Release gehört, alles ganz professionell gemacht, aber eben auch völlig uninspiriert: zwei-drei (gerne besonders blutige) Sequenzen, die man im Trailer verballern kann, der Rest ist Schweigen. Das kann man sich ansehen, ohne sich die Augen rausreißen zu müssen, hat aber den filmischen Nährwert-Äquivalent eines McDonald’s-Cheeseburgers – drei Minuten später hat man wieder Hunger. Das ist mir dann, speziell mit den Maßstäben eines richtigen Studios gemessen, ein wenig zu dünn – und ich glaube, das hätte William Castle auch so gesehen. Für die interaktive Variante mag anderes gelten.

2/5
(c) 2011 Dr. Acula


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